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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Freitag, 21. März 2014

nahe bei liegend

Die dritte Woche Latein ist geschafft. Die Grammatik ist erledigt, wir übersetzen nur noch. Ich habe mir dazu ein großes, unseren Zwecken gemäß, gestaltetes Lateinwörterbuch angeschafft, in dem auf vielen Seiten kleine hellblaue Kästchen sind, in denen ich unaufhörlich lesen könnte, wenn ich nicht eigentlich nach Wörtern blättern müsste.

So fragte ich mich zum wiederholten Male – ich schlug einmal mehr das Wort propter nach –, warum dieser Vogel wohl ausgerechnet die Leber des Prometheus fraß und ob in der Antike bereits bekannt war, dass sich diese, bis zu einem gewissen Grad, regenerieren kann, also sich das Gewebe ausbreitet.

Ich fragte mich auch, was Leber wohl auf Latein hieße und blätterte deshalb in einer meiner häufigen Pausen – denn ich bin immer sehr schnell und flüchtig mit meinen Übersetzungen – den Buchstaben L durch, denn es könnte ja zufällig…

War es aber nicht. Stattdessen fand ich das blaue Kästchen des Flusses Lethe und sah mich mit der unangenehmen Wahrheit konfrontiert, dass scheinbar alles, was ich trinke, aus diesem Wasser gemacht sein muss, denn so oft, wie ich manche Vokabel nachschlug, immer die gleichen wohlgemerkt, gibt es dafür kaum eine andere Erklärung.

Mittwoch, 19. März 2014

Siegertreppchenerklärung

Freitagstexter

Es ist Mittwoch und Sie können mir glauben, ich habe es wahrlich versucht. Die Performance dieser Seite ist mit einem abgelatschten Kaugummi noch zu milde beurteilt, manchmal. Also, ein erneuter Versuch:

Herzlich bedanken möchte ich mich für die Teilnahme aller Teilnehmer. Lobend erwähnen muss ich an dieser Stelle:

Platz 3:
Die Testsiegerin erklärte uns, womit sich der Einzelhandel in naher Zukunft auseinandersetzen sollte.

Platz 2:
Jossele erklärte uns (dezent), an wen sich der Einzelhandel in Zukunft zu richten habe.

Und Platz 1:
Die Neuköllner Botschaft erklärte uns, aus was man so alles Sprengstoff bauen könnte (wenn man denn den dazu nötigen Schein besitzt).

Herzlichen Glückwunsch! Wir sehen uns hier.

Verduzt

Im orthographischen Dschungel des Internetzes findet sich der gewöhnliche kaum noch zurecht. Es wird immer schwieriger die richtige Schreibweise ausfindig zu machen, geschweige denn überhaupt noch auf einige Worte zu stoßen. Achten Sie einmal auf die Texte, die Sie lesen und verfolgen Sie die Anwendung von „zwar“, Ihnen wird auffallen, dass dieses herrliche Wort fast gänzlich aus dem Wortschatz zu verschwinden droht.

Doch um „zwar“ geht es heute nicht. Es geht einmal mehr um den Präfix (Vorsilbe) „ver-“. Wie jedem bekannt sein sollte, handelt es sich bei dieser Vorsilbe um ein besonders vorwitziges Exemplar. Im Gegensatz zu vielen anderen Vorsilben ist „ver-“ in seiner Bedeutung nicht festgelegt und so kommt es häufig zu Verwechslungen. „Versprechen“ kann sowohl für einen mündlichen Fehler stehen als auch für den Eid, den unsere Jugend gern mit Anrufung einer ehemaligen Respektsperson verbindet: „Ich schwör, Alta!“

Doch kommen wir nun zum eigentlichen Problem. Nicht nur der gemeine Pöbel, selbst Hobby- und Gelegenheitsjournalisten ist es schon passiert, dass sie den verdutzt dreinschauenden Protagonisten ihrer Geschichte des ersten „t“s beraubten, was ihn leider weniger alt aussehen lässt, als es dem Schilderer der Geschichte lieb sein konnte. Denn „verduzt“ hat eine völlig andere Bedeutung als „verdutzt“.

Wie seltsam die deutsche Sprache ist, wird hier sehr gut deutlich. Während man die um einen Buchstaben längere Schreibweise im hinteren Teil des Wortes nämlich kurz ausspricht, ist es die kürzere Schreibweise, die man lang ausspricht. Solche Gegenteiligkeiten sind natürlich ein Graus, wenn es um die Einhaltung orthographischer Prinzipien geht. Doch es kommt noch schlimmer: Die Vorsilbe „ver-“ sorgt, wie in vielen anderen Fällen auch, wo ähnliche Schreibweisen vorliegen, dafür, dass sich die Bedeutung stark wandelt. Während die lange Schreibweise mit zwei „t“ für den Überraschungsmoment steht, der sich in Mimik und Gestik des Betroffenen widerspiegelt, könnte die kurze Variante, also mit nur einem „t“ geschrieben, der Auslöser für diese Überraschung sein.

Besonders Fäkalausdrücke mussten in der Vergangenheit unter diesem häufig auftretenden Fehler leiden, so dass sie heute kaum noch für „chic“ erachtet werden. Ausdrücke wie „Ach du Scheiße“, stehen mittlerweile auf dem Index jeder Kommunikation. Sie nötigen dem Empfänger ein verdutztes Gesicht ab, denn Vertraulichkeiten mit einem Fäkalbegriff können doch einen kompetenten Gesprächspartner nicht auszeichnen! Wegen solcher Fehlinterpretationen reihen sich die Fäkalausdrücke in die lange Liste der auszusterbenden Wörter ein, „Scheiße“ steht nicht weit entfernt von „zwar“.

Dabei muss das nicht sein. Beachten Sie in Zukunft einfach die Aussprache und Schreibweise beider Wörter. Sprechen Sie sich das Wort, wenn nötig laut vor, bevor Sie es in einen Text einpflegen, denn Pflege sollte das höchste Prinzip bei der Sprachgestaltung sein. Und sollten Sie einmal die Bedeutung des Einen oder anderen vergessen haben, so schauen Sie sich im Netz um, Sie finden gute, seriöse Erklärungen und weniger seriöse Erklärungen, auch wenn man manchmal etwas suchen muss.

Sonntag, 16. März 2014

Krimis sind doof?

Wahrscheinlich hätte ich den Tatort heute Abend gar nicht gesehen, wenn ich nicht zufällig hier darüber gelesen hätte. Und auch wenn ich diese Meinung nicht teile – im Übrigen teile ich auch nicht die Meinung des Spon, die da schrieb, dies sei der beste Tatort des MDR seit Jahren gewesen – so ist zumindest an der Flut der Krimis im Fernsehprogramm kaum vorbei zu kommen. Jeden Abend zur Primetime laufen sie wie fließbandproduzierte Quarktaschen über den Bildschirm und verkleben – sunflower schrieb zu Recht von einer Chloroformisierung – das längst müde Gehirn des Fernsehzuschauers.

Mich ermüdet erst der Tatort, ich bin davor und meistens auch währenddessen hellwach, denn jede dieser Großstadtepisoden erzählt ja noch etwas anderes als die übliche Mordermittlung. Im Gegensatz zu anderen Formaten erzählt der Tatort sogar viel mehr, als das Format selbst zugeben möchte. Ich schrieb ja schon einmal, dass mich das ewige Geduze halbwüchsiger Schauspieler nervte. Im Leipziger Allerlei, denn das war es tatsächlich, wurde die Tochter der Ermordeten ausnahmsweise nicht geduzt.

Stattdessen stehen sich wildfremde Menschen, die einander zum ersten Mal sehen, während der Aufnahmen plötzlich so nah, als wollten sie gleich über einander herfallen. Ich weiß leider nicht mehr wie die Zone heißt, die ein Mensch um sich aufbaut und in die er sein Gegenüber nur ungern einbrechen lässt, sollte es ihn nicht kennen, aber es gibt diese Zone. Wenn mir jemand zu nah kommt, gehe ich einen Schritt zurück. Manche Leute haben dafür kein Gefühl, vielleicht haben Kommissare dafür kein Gefühl, vielleicht ist das auch nur im Film so, um die Dramatik der Situation herauszuarbeiten, oder um vielleicht der Enge des Drehortes gerecht zu werden. Mit der Wirklichkeit hat das leider nichts zu tun.

Dann gibt es gleich zu Anfang eine Szene, in das Kommissarenpärchen das Haus der Ermordeten aufsucht, um die Tochter über den Tod der Mutter zu informieren. Beide haben Jacken an. Der stocksteife Keppler hat plötzlich einen Sinn für Mode entwickelt und trägt einen dreifach umwickelten Kaschmirschal um den Hals, während der Pooljunge, ach ne, das war ja der Freund der Tochter, mit freiem Oberkörper Blätter aus dem Pool fischt. War da etwa Winter befohlen bei der Polizei, oder was? Oder musste Keppler einen Knutschfleck verbergen, wir werden es nicht erfahren.

Oder kann sich jemand an die Szene bei der Hausdurchsuchung erinnern? Als Keppler plötzlich einen auf Lt. Horatio Cane macht und hinter einer undurchsichtigen Sonnenbrille kurz auflacht, als ihn die völlig verstörte Anwältin fragt, was das soll? Dann tigert er mit den Händen in den Hüften durch die Wohnung, alle gucken sich an, keiner sagt was. Das war ganz großes Kino!

Aber worum ging es denn überhaupt? Um Sado Maso? Um 50 Shades of Grey, wie es die Spon-Redaktion als Aufmacher in den Text hineinkolportierte? Um Ü40-Parties und alternde Frauen? Das Thema war nicht verfehlt, es war schlicht nicht vorhanden. Die Ermordete ist über Vierzig, die Kommissarin ist über Vierzig, auch wenn sie im Tatort etwas anderes erzählt, die Mörderin ist wieder einmal Ü…Überraschungsgast, denn die üblichen Bösewichte nebst der gehörnten Ehefrau des hauptverdächtigen Schönheitschirurgen sind allesamt unschuldig und leiden nur unter sich selbst. Die Sado Maso Geschichte geht unter in einem buntem Potpourri aus falschen Verdächtigen und Endlosschleifen einer gedachten (geträumten?) Rekapitulation der Ereignisse des Abends, bei der die Ermordete noch einmal kräftig das Tanzbein schwingen darf und lasziv mit der Hand in Richtung Kamera winkt.

Das war nicht der beste MDR-Tatort seit Jahren, das war einer besten ever! Ich wurde selten so gut unterhalten. Ich habe selten einen Tatort erlebt, der mir so vollständig und aufdringlich das Abendprogramm der restlichen Wochentage erklären wollte. Jetzt kann ich beruhigt ganze sieben Tage kein Fernsehen gucken, ich werde nichts verpassen.

Anleitung zum Kauf einer Winkekatze ohne Chinesisch-Kenntnisse

Hier im Requisitenbüro des Staatstheaters steht seit geraumer Zeit eine Winkekatze im Fenster. Diese Dinger kauft man bevorzugt in sogenannten Asia-Shops. das sind die Läden, in die man hineingeht, lange nach etwas sucht und frustriert wieder hinausgeht, weil die gerade zuständige Bedienung nur ein sehr unverständliches Deutsch spricht. Das wäre ja alles nur halb so schlimm, wenn die Waren, die man dort kaufen wollte, wenigstens einen leicht auszusprechenden Namen hätten oder überhaupt eine deutsche Entsprechung. Klar, eine Flasche Sojaöl, ein Sack Reis und das obligatorische Tetrapack Kokosmilch, davon rede ich hier nicht.

Was das Ganze manchmal noch schlimmer macht, ist, dass der Auftrag, dort etwas zu kaufen, von einem Koch kommt, der Tamile ist und dessen Deutsch ebenfalls nicht das Beste ist. Da steht man dann vor dem Tresen im Asia-Shop und hört sich die unweigerliche Frage nach dem und dem stellen. Man weiß selbst, dass es nicht richtig ausgesprochen wurde, dass es ganz anders heißt, aber die eigenen Kenntnisse der chinesischen Aussprache sind nunmal begrenzt und wenn man sich dann auf einen Begriff einigt, also zwischen deutschem Küchenjungen und tamilischen Koch, und diesen dann einer chinesischen Bedienung vorstellt, dann kann man froh sein, wenn die Bedienung nichts versteht und den Kopf schüttelt. Das ist wie stille Post, nur ohne Auflösung.

Es gibt auch Verkäufer, die rennen mit mir durch den halben Laden und zeigen auf alles Mögliche, ohne Ergebnis. Es sind übrigens meistens Chinesen. Ich kaufe dort öfter ein, verlasse mich aber längst nicht mehr auf meine Chinesisch-Kenntnisse. Wenn ich etwas nicht bekommen kann, dann schicke ich den Tamilenkoch in ein Geschäft seiner Landsleute. Ich sage dann nur, das war gerade ausverkauft, die Betonung liegt auf „das“.

Maneki-nekos (Wikipedia) sind übrigens japanisch (Süddeutsche Zeitung, man beachte den fettgedruckten Teil) und das Ding im Büro meines Arbeitgebers hat doch (Link zu mir, muss mich berichtigen) ein Fach für Batterien und da sind sogar welche drin. Und wenn Sie wissen wollen, wie lange (eine gute Frage) die Batterien halten oder ob sie überhaupt (auch eine gute Frage) Batterien brauchen, dann fragen sie im Netz nach, es antwortet Ihnen, auf Deutsch. Oder sie fragen nach ganz anderen (die beste aller Fragen) Katzen, dann kriegen Sie eine Antwort auf Deutsch, die Sie trotzdem nicht verstehen. Probieren Sie es einfach aus.

Freitag, 14. März 2014

Es ist Freitag!

Freitagsbanner

Der Herr gulogulo überreichte mir völlig überraschend den Pokal und damit die Ehre, den dieswöchigen Freitagstexter auszurichten. Die Regeln sollten bekannt sein: Ein Kommentar, gefüllt mit Passendem oder Unpassendem. Bis Dienstagnacht um 23:59 Uhr ist dafür Zeit. Den oder die Siegerin wähle ich dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit und küre ihn oder sie am Mittwoch zum oder zur alleinigen Ausrichterin des kommenden Freitagstexters.

Zum Bild: Die Personen auf dem Bild und die Handlung sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten mit tatsächlich vorhandenen Personen oder Handlungen sind unbeabsichtigt und zufällig. Ich wünsche viel Spaß beim Kommentieren.

Montag, 10. März 2014

Die CeBit, ein Bericht vom Rant

CeBit ist. Man merkt das daran, dass plötzlich die öffentlichen Verkehrsmittel vollkommen überfüllt sind. Zu jeder Tageszeit und in beliebiger Richtung strömen die Menschenmassen irgendwohin. Man könnte meinen, dass sogar die hiesige Bevölkerung jeden Weg aufgespart hat, um ihn genau in dieser einen Woche zu erledigen. Da muss plötzlich zu Ikea gefahren werden, da muss noch schnell beim Lieblingsbiobäcker am anderen Ende der Stadt ein Brot gekauft werden, da muss noch ein neuer Führerschein beantragt werden, da muss alles Mögliche.

Auf dem Spielplatz war es heute so voll, dass ich kaum noch an den demographischen Wandel glauben kann. Allerdings könnte das auch mit dem Eintrittsverbot für Kinder auf der Messe zusammenhängen, der Kiezneurotiker berichtete davon. Ich halte das ja für eine gute Sache: an jedem zweiten Stand gibt es Zuckerwürfel mit Firmenlogo, die eigentlich in schlecht gemachten Kaffee gehören, da schwirren kleine Tüten mit Gummitieren und anderen Fressalien herum; so lang können die Gänge gar nicht sein, um sich die angefressenen Kalorien wieder abzustrampeln. Nur verstehe ich nicht, weshalb die Kinder dann alle auf unseren Spielplatz gehen müssen.

Man merkt die Messe sogar, wenn man sich überhaupt nicht aus dem Haus begibt, sondern klein klein für sich alleine zu Hause bleibt. Denn plötzlich wohnen Leute im Haus, die noch nie zuvor in völlig fremder Mundart zu unmöglicher Zeit von sich reden machen. Über uns taperte ein englischsprachiger Geist zwischen drei und vier Uhr morgens auf und ab, wahrscheinlich schmierte er sich gerade, im Gehen, seine Butterbrote oder entwarf einen Schlachtplan, wie er den Kassiererinnen einen Schnippchen und sich heimlich über einen Zaun schlagen konnte. Dass er Englisch sprach, war dem entfernten Gemurmel nur mit Mühe zu entlocken, dafür knarzten die Dielen einfach zu laut. Vielleicht telefonierte er ja mit Australien, um sich letzte Anweisungen für einen Kugelschreiberdiebstahl einzuholen, was weiß ich.

Dass ich überhaupt mitbekam, dass da oben jemand wandelt, lag an meiner Tochter, die mir strahlend verkündete, sie hätte jetzt ausgeschlafen und wolle doch mal sehen, ob sich nicht andere Hausbewohner auf ihre Seite schlagen. Wir anderen waren aber dagegen und so fügte sie sich unserer Entscheidung, murrend. Der englische Gast nicht. Der taperte weiterhin auf und ab und blökte zu sich selbst oder in einen Hörer sein unverständliches Kauderwelsch.

Die CeBit ist ja eine gute Möglichkeit, sich ein wenig mehr als sonst in kurzer Zeit hinzuzuverdienen. Nicht umsonst findet die Messe aller Messen nicht in der Kirche statt und wird von ehrenamtlichen Messdienern in komischen Gewändern ausgeführt – das heißt, das mit den Gewändern nehme ich zurück – sondern sie findet in den Semesterferien statt, gegen Entgelt wird diese Messe hauptsächlich von Studenten getragen. Ohne diese billigen Arbeitskräfte wäre diese Messe nur ein überdimensionierter Flohmarkt mit Dresscode.

Gestern Abend traf ich einen dieser Arbeiter im Dunkeln. Ich grüßte höflich, denn wir kennen uns von einem anderen Job, er lamentierte, wie schlecht doch die Bezahlung mittlerweile sei und wie lange er dafür arbeiten müsse. Ständig würde der Job ausgelagert und von Subsubsubunternehmern betrieben, die natürlich alle Abgaben zu leisten hätten, so dass für die armen Studenten nichts mehr übrig bliebe, als ein üppiges Taschengeld. Berechnete man den Verdienst auch noch auf eine regelmäßig ausgeführte Tätigkeit bei etwas entzerrter Arbeitszeit könnte man für das gleiche Geld wahrscheinlich auch am Kröpcke Würstchen verkaufen.

Eine meiner Mitstreiterinnen aus dem Lateinkurs hat sich für diese Woche vom Lateinkurs abgemeldet und verbringt ihre Tage wahrscheinlich damit, auf einem Messestand Kaffee auszuschenken oder im Hasenkostüm die Gänge entlang zu tapern; ihr Englisch, sie ist ja Englischstudentin, stelle ich mir etwas deutlicher vor, als das unseres neuen Nachbarn. Da ich selbst aber nur leidlich Englisch spreche und auch die Messe nicht besuchen werde, bleibt mir dies erspart, was ein Glück.

Sonntag, 9. März 2014

Gelegenheiten II

Mich treibt seit sechs Tagen nur noch diese eine Suche um. Die Suche nach Subjekt und Prädikat. Das Lehrbuchlatein, auf wen auch immer es mich vorbereiten möchte, kreiert Sätze, die sich anhören, als hätte sie Meister Yoda gesprochen. Subjekt und Prädikat.

Diese Woche ist CeBit. Das heißt keine öffentlichen Verkehrsmittel, keine Autofahrten über Schnellwege und durch die Innenstadt, keine Kneipen mit mehr als drei Tischen, ach, am besten überhaupt keine Kneipen. Ich werde mir eine pro forma Bierpulle besorgen und die überall mit hinschleppen, offen, halbvoll. Das ist der Garant für Ungestörtheit in dieser gestörten Atmosphäre.

Die Kinder stehen derzeit nachts um 3 auf und spielen, erst leise und einträchtig und dann immer lauter werdend, bis ich dann gegen halb 4 aufwache und die mittlerweile zerstrittenen Parteien zur Ruhe rufe, zur Nachtruhe. Das klappt leider nicht immer.

Seit Tagen begegnen mir Katzen, die letzte vorvorgestern Abend bei meinem Arbeitgeber. Es war eine Winkekatze, und weil ich längst der Einzige im Büro war, versuchte ich herauszufinden, ob diese Dinger eigentlich mit einer Batterie betrieben werden. Werden sie nicht, diese zumindest. Ich hielt den Arm an und bis auf eine ziemlich laue Bewegung war Schluss mit der ganzen Winkerei.

Wochenende war auch, ich habe es zur Kenntnis genommen, sogar genutzt. Latein und Tischtennis und ein kleiner Spaziergang über den ersten Flohmarkt des Jahres.

Donnerstag, 6. März 2014

Alle Römer gehen nach Hause

Ich stecke so tief drin in dieser komplizierten Sprache, dass ich darüber schon mal die Zeit vergesse. Mir fällt nicht einmal etwas ein, worüber ich sonst schreiben sollte, das heißt mir fiele schon etwas ein, wenn ich die Zeit hätte.

Heute saß ich im Theater und musste in den Zwischenzeiten – und davon gibt es reichlich – einen lateinischen Text übersetzen. Das Lehrbuch, aus dem der Text stammt, benutzten wir seinerzeit schon, als ich noch glaubte, den Kurs in vier Semestern kostenlos aneignen zu können. Ich glaube, nach dem ersten Semester waren wir noch nicht auf der Seite, wo wir heute anlangten.

Für mich ist das noch einigermaßen erträglich, da ich das ja doch irgendwie irgendwo schon einmal gehört habe, noch sind wir ja in einem Bereich, den ich noch abdecken kann. Aber für die anderen muss dieses Tempo mörderisch sein. 3 Stunden Grammatik, kaum Wiederholung, dann noch einen Text übersetzen und dann als Hausaufgabe wahlweise übersetzen, Vokabeln lernen oder andere Aufgaben erledigen.

In dieser Zwischenzeit saßen die drei Grazien von der großen Bühne natürlich auch im Raum. Die hatten nichts Besseres zu tun, als Germanys Next Topmodel zu gucken und mir somit glücklicherweise kaum mit Gerede aufzufallen. Ich schielte hin und wieder auf den Bildschirm, wenn mich der meinige an einer Vokabel verzweifeln ließ. Da stießen die Mädels gerade ein paar Jungs in den Pool und kicherten debil, als eine der drei Grazien plötzlich rief: „Und wer ist jetzt weiter?“

Lange stand das römische Volk auf dem Marsfeld und schwieg. Endlich widmete ich mich wieder meinen Notizen und ließ den Kommentar einfach unkommentiert. Jetzt bin ich fertig mit dem Text, das Stück ist längst Geschichte und die Römer sind nach Hause zurückgekehrt. Bonam noctem.

Dienstag, 4. März 2014

Mit Speisen erfrischen sie sich

So. Lief mir doch gestern auf dem Weg von der Mensa nach Hause mein Dozent für den Lateinkurs über den Weg, vielmehr fuhr er auf dem Fahrrad an mir vorbei. Da ich ebenfalls berädert war, drehte ich kurzerhand um und verfolgte ihn, bis zu einer Stelle, wo er absteigen musste. Da rief ich ihn, er drehte sich um und erkannte mich irgendwie. Ich hatte ja vor Jahren schon einmal einen Kurs bei ihm besucht.

Da standen wir also beide vor der Treppe und ich erzählte ihm, dass ich doch seinen Kurs besuchen wolle, dieser aber anscheinend gar nicht stattfindet. Doch, doch, gab er zurück, geht aber erst morgen los. Ich müsse mich aber schleunigst anmelden und das Geld überweisen. Ich möge doch ins Institut fahren und dort den Anmeldebogen ausfüllen. Dazu muss ich sagen, dass die Universität über eine Software namens stud-ip verfügt, die solche Formalitäten papierlos über die Bühne gehen lassen soll. Dort habe ich mich natürlich ordnungsgemäß und fristgerecht angemeldet, als Einziger. Die restlichen Dinge, dachte ich, klären wir in der ersten Sitzung.

Tja, bei manchen Dingen hilft eben nur ein handbeschriebener Zettel, den ich mir im Sekretariat bitte ausdrucken lassen soll. Latein ist eben eine so alte Sprache, da sind neumodische Anmeldeverfahren keine Lösung. Er müsse noch einmal zurückfahren, weil ihm, er merkte es, als er sich zu mir umdrehte, die Tasche aus dem Gepäckträger gefallen sei, die müsse er erst suchen gehen.

Wir trafen uns oben im Dozentenraum, wo er gerade die Jacke auszog, während ich ihm den Zettel reichen wollte. Meine Nachfrage, ob denn die Tasche, verstand er nicht, ach doch jetzt, ja, die wäre wieder da. Gut dann bis morgen, sagte er. Ich fragte noch einmal nach den Räumlichkeiten. Das würde er mir schicken, per Email, die stünde ja auf dem Anmeldebogen. Gut, sagte ich, bis morgen.

Heute stand ich punkt 8 auf der Matte und wartete. Die Dozentin vom Vortag beobachtete mich von weitem und bedauerte mich dann lautstark, nachdem ich ihr geschildert hatte, dass doch alles gut sei, dass der Kurs stattfände, nur scheinbar ohne mich, woanders oder zu einer anderen Zeit. Eine Email hatte ich nicht erhalten.

Um kurz nach halb 9 passte ich den Dozenten ab. Er war gerade dabei hinter einer Tür zu verschwinden, als ich ihn anrief, er sich umdrehte, mich erkannte und sich wohl fragte, was ich denn jetzt schon wieder wollen könnte. Informationen wollte ich. Ja, um 9 geht es los, ja im angegebenen Raum, jetzt muss ich aber kopieren gehen, Zettel und so. Aha, nein, eine Email habe ich nicht erhalten, gut, dann bis gleich.

Wir kamen bis zum Ablativ, das ist dieser komische Fall, den wir im Deutschen nicht brauchen, weil wir dafür jede Menge Präpositionen benutzen, die zumeist auch noch den Dativ verlangen. Der ablativus instrumenti sei der häufigste, wir würden mit womit oder wodurch nach ihm fragen, das Beispiel lautete: Tum dominus cum servis sub arboribus considit; cibis recreantur. Dann setzt sich der Herr mit den Sklaven unter die Bäume; mit Speisen erfrischen sie sich.

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