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NeonWilderness - 15. Mär, 23:12

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Krimis sind doof?

Wahrscheinlich hätte ich den Tatort heute Abend gar nicht gesehen, wenn ich nicht zufällig hier darüber gelesen hätte. Und auch wenn ich diese Meinung nicht teile – im Übrigen teile ich auch nicht die Meinung des Spon, die da schrieb, dies sei der beste Tatort des MDR seit Jahren gewesen – so ist zumindest an der Flut der Krimis im Fernsehprogramm kaum vorbei zu kommen. Jeden Abend zur Primetime laufen sie wie fließbandproduzierte Quarktaschen über den Bildschirm und verkleben – sunflower schrieb zu Recht von einer Chloroformisierung – das längst müde Gehirn des Fernsehzuschauers.

Mich ermüdet erst der Tatort, ich bin davor und meistens auch währenddessen hellwach, denn jede dieser Großstadtepisoden erzählt ja noch etwas anderes als die übliche Mordermittlung. Im Gegensatz zu anderen Formaten erzählt der Tatort sogar viel mehr, als das Format selbst zugeben möchte. Ich schrieb ja schon einmal, dass mich das ewige Geduze halbwüchsiger Schauspieler nervte. Im Leipziger Allerlei, denn das war es tatsächlich, wurde die Tochter der Ermordeten ausnahmsweise nicht geduzt.

Stattdessen stehen sich wildfremde Menschen, die einander zum ersten Mal sehen, während der Aufnahmen plötzlich so nah, als wollten sie gleich über einander herfallen. Ich weiß leider nicht mehr wie die Zone heißt, die ein Mensch um sich aufbaut und in die er sein Gegenüber nur ungern einbrechen lässt, sollte es ihn nicht kennen, aber es gibt diese Zone. Wenn mir jemand zu nah kommt, gehe ich einen Schritt zurück. Manche Leute haben dafür kein Gefühl, vielleicht haben Kommissare dafür kein Gefühl, vielleicht ist das auch nur im Film so, um die Dramatik der Situation herauszuarbeiten, oder um vielleicht der Enge des Drehortes gerecht zu werden. Mit der Wirklichkeit hat das leider nichts zu tun.

Dann gibt es gleich zu Anfang eine Szene, in das Kommissarenpärchen das Haus der Ermordeten aufsucht, um die Tochter über den Tod der Mutter zu informieren. Beide haben Jacken an. Der stocksteife Keppler hat plötzlich einen Sinn für Mode entwickelt und trägt einen dreifach umwickelten Kaschmirschal um den Hals, während der Pooljunge, ach ne, das war ja der Freund der Tochter, mit freiem Oberkörper Blätter aus dem Pool fischt. War da etwa Winter befohlen bei der Polizei, oder was? Oder musste Keppler einen Knutschfleck verbergen, wir werden es nicht erfahren.

Oder kann sich jemand an die Szene bei der Hausdurchsuchung erinnern? Als Keppler plötzlich einen auf Lt. Horatio Cane macht und hinter einer undurchsichtigen Sonnenbrille kurz auflacht, als ihn die völlig verstörte Anwältin fragt, was das soll? Dann tigert er mit den Händen in den Hüften durch die Wohnung, alle gucken sich an, keiner sagt was. Das war ganz großes Kino!

Aber worum ging es denn überhaupt? Um Sado Maso? Um 50 Shades of Grey, wie es die Spon-Redaktion als Aufmacher in den Text hineinkolportierte? Um Ü40-Parties und alternde Frauen? Das Thema war nicht verfehlt, es war schlicht nicht vorhanden. Die Ermordete ist über Vierzig, die Kommissarin ist über Vierzig, auch wenn sie im Tatort etwas anderes erzählt, die Mörderin ist wieder einmal Ü…Überraschungsgast, denn die üblichen Bösewichte nebst der gehörnten Ehefrau des hauptverdächtigen Schönheitschirurgen sind allesamt unschuldig und leiden nur unter sich selbst. Die Sado Maso Geschichte geht unter in einem buntem Potpourri aus falschen Verdächtigen und Endlosschleifen einer gedachten (geträumten?) Rekapitulation der Ereignisse des Abends, bei der die Ermordete noch einmal kräftig das Tanzbein schwingen darf und lasziv mit der Hand in Richtung Kamera winkt.

Das war nicht der beste MDR-Tatort seit Jahren, das war einer besten ever! Ich wurde selten so gut unterhalten. Ich habe selten einen Tatort erlebt, der mir so vollständig und aufdringlich das Abendprogramm der restlichen Wochentage erklären wollte. Jetzt kann ich beruhigt ganze sieben Tage kein Fernsehen gucken, ich werde nichts verpassen.
iGing - 17. Mär, 00:32

Das Leben ohne Krimis ist lebenswert, das Leben mit Krimis ist bedauernswert.
Unerhört finde ich, dass ich mit meinem Fernsehbeitrag diese Krimi-Inflation mitfinanzieren muss.

Shhhhh - 17. Mär, 07:25

Ich habe eigentlich gar nichts gegen Krimis. Ich mag Krimis. Ich mag auch den Tatort sehr gerne, nur meistens eben nicht als Krimi. Das mit der Bezahlung finde ich auch blöd, viel schlimmer finde ich aber das Musikantenstadl oder den Karneval in Mainz, Köln oder Düsseldorf.
Pendlerin - 17. Mär, 06:54

Respekt

Immerhin hat der Tatort einen Blogger dazu gebracht, einen Artikel mit 606 Wörtern zu schreiben ;)

Shhhhh - 17. Mär, 07:26

Sie haben die Überschrift vergessen;)
Pendlerin - 17. Mär, 08:31

Gut, wenn Sie unbedingt darauf bestehen. 609.
Shhhhh - 17. Mär, 13:38

Obwohl, eigentlich ist die Überschrift ja geklaut...
Pendlerin - 17. Mär, 14:52

Welchem Künstler/welcher Künstlerin, erweisen Sie denn die Ehre? ;)
Shhhhh - 17. Mär, 15:39

Folgen Sie einfach dem ersten Link im Text.
steppenhund - 17. Mär, 09:02

Also ich muss da jetzt einen vollkommen unqualifizierten Kommentar abgeben: offensichtlich wollen die Frauen sadistisch oder unterdrückend gequält werden, denn 50 shades of grey ist ja bereits mehr als 40-millionenfach verkauft worden. Vielleicht ist das eine Methode zur Bekämpfung der Bevölkerungszunahme, obwohl es mich etwas nachdenklich stimmt, dass hier dann eine Auslese getroffen wird: erstens Frau, zweitens Frau, die lesen kann.
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Aber ich würde mir wirklich wünschen, dass Feminismusorganisationen einmal gegen ihre Geschlechtsgenossinnen agieren, die sämtliche Bemühungen um Gleichstellung damit unterlaufen. Wenn ein Buch (oder sind es jetzt schon drei) so oft verkauft wird, möchte ich nie, nie, nie mehr etwas über ein Binnen-I oder irgendeine andere genderspezifische Veränderungen lesen.
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Allenfalls fiele mir noch der Spruch Nietzsches ein, den ich immer verabscheut habe: Wenn Du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht. Das hat unser Philosophieprofessor vor 45 Jahren immer mit großer Süffisanz wiederholt.
(Nur zur Klarstellung: hier meint Nietzsche da etwas anderes, was nur in der Verkürzung zu falschen Schlussfolgerungen führt.)

Shhhhh - 17. Mär, 13:37

So könnte man es ausdrücken. Viel wahrscheinlicher halte ich jedoch, um das Thema im Tatort nicht zu überstrapazieren, wurde die Hörigkeit eines Mannes innerhalb einer SM-Beziehung einfach nicht in Betracht gezogen. Außerdem: wo kämen wir denn dahin, wenn plötzlich der Mann das Opfer wäre^^
la-mamma - 17. Mär, 09:05

distanzzone. wollt ich nur so hinwerfen, dass sie so heißt - zum dritten Absatz;-)

Shhhhh - 17. Mär, 13:37

Danke sehr, danach hatte ich gesucht.
sunflower22a (Gast) - 17. Mär, 20:17

bessere Krimis?

ich bin ja gar nicht gegen Krimis per se. Nur gegen diese Sorte Krimis à la Tatort. Man kann auf Leichen und konservative Weltbilder verzichten, man kann mal politische Korruption und solche Sachen aufgreifen. Das wäre nach meinem Geschmack. macht aber niemand.

Shhhhh - 18. Mär, 07:05

Ich habe bislang so selten einen Tatort nach meinem Geschmack gesehen, dass ich davon längst Abstand genommen habe. Es freut mich vielmehr, wenn ich den hilflos aneinandergereihten Zitatenschatz ein wenig lüften darf.
Ich glaube nicht, dass in einem wirklich guten Krimi unbedingt auf eine Leiche verzichtet werden kann, es schreiben hier irgendwelche Fernsehleute Drehbücher für Krimis und keine Dürrrenmatts.
testsiegerin - 18. Mär, 09:22

Ich bin ja bekennender Tatort-Fan. Sonntag abend ist Pflichttermin. Manche unterhalten mich gut (vor allem Börne und Thiel, in letzter Zeit auch immer öfter die österreichischen, seit Bibi Neuhauser dabei ist). Bei manchen dreh ich nach 5 Minuten ab (Til Schweigers Arsch interessiert mich wirklich nicht), und über manche ärgere ich mich.
Was ich mich immer noch frage: Wer hat Frauen eingeredet, dass aufgespritzte Lippen schön sind? Den wünsche ich mir als Mordopfer im nächsten Tatort.

Shhhhh - 18. Mär, 17:14

Mein Reden. Wieso konnte nicht der Schönheitschirurg sein Leben verlieren oder wenigstens den Frauen hörig sein?
Lo - 19. Mär, 00:21

Das mit der Verletzung der Distanzzone ist mir auch unangenehm aufgefallen.
Und der Gesichtsausdruck bei Frau Thomalla scheint seit einigen Folgen eingefroren zu sein. Dabei hatten wir doch einen milden Winter.

Shhhhh - 19. Mär, 07:20

Frau Thomalla ist die andere Hälfte von Horatio Cane. Bei CSI Miami gibt es ja nur einen Chefermittler, deshalb muss er dort schweigsam und ohne Mimik sein. Beim Tatort gibt es zwei Ermittler, da können sie sich die Teile wenigstens aufteilen.

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