Ich weiß nicht mehr, von wem mir Trithemius da erzählte, aber er hat es mir erzählt, das weiß ich. Da ging es um einen russischen Künstler (Futurismus?), der den Inhalt von Hosentaschen aufzählte, von Kindern, die er traf. Nun. Ich habe einen Rucksack. Keinen besonders großen Rucksack, aber mit besonders vielen Fächern. Ein ganz kleines ganz vor. Dahinter ein etwas größeres und dahinter ein in etwa so großes Fach, dass ein Laptop hineinpasst. Zu guter Letzt kommt ein ziemlich großes Fach, in das, wenn es sein müsste, sogar einer dieser dicken Ordner Platz hätte.
Ganz vorn befinden sich ein altes Bahnticket, Blättchen, ein altes Bonbonpapier, ein Kugelschreiber und noch ein Kugelschreiber ohne Mine. Außerdem fand ich dem Fach ein Paar
Handschuhe, die ich schon seit geraumer Zeit gesucht habe. Das wäre eine wirklich lange Geschichte, die ich vorerst verschieben muss.
In dem Fach dahinter befindet sich eine halbe Packung Taschentücher, eine zu einem Drittel gefüllte Packung Feindrehfilter und drei Kulis, die alle heil sind. Auch dazu könnte ich etwas schreiben, zu den
Kugelschreibern, mache ich aber vorerst nicht.
In dem Fach, wo ein kleiner (kleines?) Laptop hineinpassen würde, befindet sich außer einem Zettel mit Krakeleien meines ältesten Sohnes nichts.
Das größte Fach hat es in sich. Darin fand ich soeben einen Stapel alter Kopien aus Seminartagen. Außredem enthielt er zwei Tüten mit Schrauben, zu je 0,004 kg, einmal 4,0x50 VZ und einmal 5,0x70 VZ, was auch immer VZ bedeuten mag (vielleicht verzinkt?). Taschentücher, ein gelber Marker, ein gelbes Gummi, ein obligatorischer Kugelschreiber, leider defekt, einen Zettel mit Prüfungsterminen und einen Zettel mit Themen für diese Prüfung, dessen Termin und Themen mittlerweile abgesprochen sind. Ich fand auch ein paar Zettel, die ich an Hauseingängen in der Gegend abgerissen habe. Dazu wollte ich schon längst etwas geschrieben haben (oder habe ich das schon?), muss nun leider auch warten.
Ich trage diesen Rucksack fast täglich mit mir herum. Der ganze Mist, denn brauchen tue ich davon wirklich nur sehr wenig, liegt darin herum. Das, was ich eigentlich herausnehmen wollte, was sich natürlich auch darin befand und von mir noch nicht erwähnt wurde, ist ein Buch. Das Buch von Jenny Erpenbeck „Gehen, Ging, Gegangen“. Ein wirklich feiner Roman. Klug konstruiert mit einer sympathischen Hauptfigur und einem nicht nur aktuellen, sondern auch sehr nahegehenden Thema. Lesend.