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Montag, 10. März 2014

Die CeBit, ein Bericht vom Rant

CeBit ist. Man merkt das daran, dass plötzlich die öffentlichen Verkehrsmittel vollkommen überfüllt sind. Zu jeder Tageszeit und in beliebiger Richtung strömen die Menschenmassen irgendwohin. Man könnte meinen, dass sogar die hiesige Bevölkerung jeden Weg aufgespart hat, um ihn genau in dieser einen Woche zu erledigen. Da muss plötzlich zu Ikea gefahren werden, da muss noch schnell beim Lieblingsbiobäcker am anderen Ende der Stadt ein Brot gekauft werden, da muss noch ein neuer Führerschein beantragt werden, da muss alles Mögliche.

Auf dem Spielplatz war es heute so voll, dass ich kaum noch an den demographischen Wandel glauben kann. Allerdings könnte das auch mit dem Eintrittsverbot für Kinder auf der Messe zusammenhängen, der Kiezneurotiker berichtete davon. Ich halte das ja für eine gute Sache: an jedem zweiten Stand gibt es Zuckerwürfel mit Firmenlogo, die eigentlich in schlecht gemachten Kaffee gehören, da schwirren kleine Tüten mit Gummitieren und anderen Fressalien herum; so lang können die Gänge gar nicht sein, um sich die angefressenen Kalorien wieder abzustrampeln. Nur verstehe ich nicht, weshalb die Kinder dann alle auf unseren Spielplatz gehen müssen.

Man merkt die Messe sogar, wenn man sich überhaupt nicht aus dem Haus begibt, sondern klein klein für sich alleine zu Hause bleibt. Denn plötzlich wohnen Leute im Haus, die noch nie zuvor in völlig fremder Mundart zu unmöglicher Zeit von sich reden machen. Über uns taperte ein englischsprachiger Geist zwischen drei und vier Uhr morgens auf und ab, wahrscheinlich schmierte er sich gerade, im Gehen, seine Butterbrote oder entwarf einen Schlachtplan, wie er den Kassiererinnen einen Schnippchen und sich heimlich über einen Zaun schlagen konnte. Dass er Englisch sprach, war dem entfernten Gemurmel nur mit Mühe zu entlocken, dafür knarzten die Dielen einfach zu laut. Vielleicht telefonierte er ja mit Australien, um sich letzte Anweisungen für einen Kugelschreiberdiebstahl einzuholen, was weiß ich.

Dass ich überhaupt mitbekam, dass da oben jemand wandelt, lag an meiner Tochter, die mir strahlend verkündete, sie hätte jetzt ausgeschlafen und wolle doch mal sehen, ob sich nicht andere Hausbewohner auf ihre Seite schlagen. Wir anderen waren aber dagegen und so fügte sie sich unserer Entscheidung, murrend. Der englische Gast nicht. Der taperte weiterhin auf und ab und blökte zu sich selbst oder in einen Hörer sein unverständliches Kauderwelsch.

Die CeBit ist ja eine gute Möglichkeit, sich ein wenig mehr als sonst in kurzer Zeit hinzuzuverdienen. Nicht umsonst findet die Messe aller Messen nicht in der Kirche statt und wird von ehrenamtlichen Messdienern in komischen Gewändern ausgeführt – das heißt, das mit den Gewändern nehme ich zurück – sondern sie findet in den Semesterferien statt, gegen Entgelt wird diese Messe hauptsächlich von Studenten getragen. Ohne diese billigen Arbeitskräfte wäre diese Messe nur ein überdimensionierter Flohmarkt mit Dresscode.

Gestern Abend traf ich einen dieser Arbeiter im Dunkeln. Ich grüßte höflich, denn wir kennen uns von einem anderen Job, er lamentierte, wie schlecht doch die Bezahlung mittlerweile sei und wie lange er dafür arbeiten müsse. Ständig würde der Job ausgelagert und von Subsubsubunternehmern betrieben, die natürlich alle Abgaben zu leisten hätten, so dass für die armen Studenten nichts mehr übrig bliebe, als ein üppiges Taschengeld. Berechnete man den Verdienst auch noch auf eine regelmäßig ausgeführte Tätigkeit bei etwas entzerrter Arbeitszeit könnte man für das gleiche Geld wahrscheinlich auch am Kröpcke Würstchen verkaufen.

Eine meiner Mitstreiterinnen aus dem Lateinkurs hat sich für diese Woche vom Lateinkurs abgemeldet und verbringt ihre Tage wahrscheinlich damit, auf einem Messestand Kaffee auszuschenken oder im Hasenkostüm die Gänge entlang zu tapern; ihr Englisch, sie ist ja Englischstudentin, stelle ich mir etwas deutlicher vor, als das unseres neuen Nachbarn. Da ich selbst aber nur leidlich Englisch spreche und auch die Messe nicht besuchen werde, bleibt mir dies erspart, was ein Glück.

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Zuletzt aktualisiert: 22. Mär, 21:06

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