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Sonntag, 16. März 2014

Krimis sind doof?

Wahrscheinlich hätte ich den Tatort heute Abend gar nicht gesehen, wenn ich nicht zufällig hier darüber gelesen hätte. Und auch wenn ich diese Meinung nicht teile – im Übrigen teile ich auch nicht die Meinung des Spon, die da schrieb, dies sei der beste Tatort des MDR seit Jahren gewesen – so ist zumindest an der Flut der Krimis im Fernsehprogramm kaum vorbei zu kommen. Jeden Abend zur Primetime laufen sie wie fließbandproduzierte Quarktaschen über den Bildschirm und verkleben – sunflower schrieb zu Recht von einer Chloroformisierung – das längst müde Gehirn des Fernsehzuschauers.

Mich ermüdet erst der Tatort, ich bin davor und meistens auch währenddessen hellwach, denn jede dieser Großstadtepisoden erzählt ja noch etwas anderes als die übliche Mordermittlung. Im Gegensatz zu anderen Formaten erzählt der Tatort sogar viel mehr, als das Format selbst zugeben möchte. Ich schrieb ja schon einmal, dass mich das ewige Geduze halbwüchsiger Schauspieler nervte. Im Leipziger Allerlei, denn das war es tatsächlich, wurde die Tochter der Ermordeten ausnahmsweise nicht geduzt.

Stattdessen stehen sich wildfremde Menschen, die einander zum ersten Mal sehen, während der Aufnahmen plötzlich so nah, als wollten sie gleich über einander herfallen. Ich weiß leider nicht mehr wie die Zone heißt, die ein Mensch um sich aufbaut und in die er sein Gegenüber nur ungern einbrechen lässt, sollte es ihn nicht kennen, aber es gibt diese Zone. Wenn mir jemand zu nah kommt, gehe ich einen Schritt zurück. Manche Leute haben dafür kein Gefühl, vielleicht haben Kommissare dafür kein Gefühl, vielleicht ist das auch nur im Film so, um die Dramatik der Situation herauszuarbeiten, oder um vielleicht der Enge des Drehortes gerecht zu werden. Mit der Wirklichkeit hat das leider nichts zu tun.

Dann gibt es gleich zu Anfang eine Szene, in das Kommissarenpärchen das Haus der Ermordeten aufsucht, um die Tochter über den Tod der Mutter zu informieren. Beide haben Jacken an. Der stocksteife Keppler hat plötzlich einen Sinn für Mode entwickelt und trägt einen dreifach umwickelten Kaschmirschal um den Hals, während der Pooljunge, ach ne, das war ja der Freund der Tochter, mit freiem Oberkörper Blätter aus dem Pool fischt. War da etwa Winter befohlen bei der Polizei, oder was? Oder musste Keppler einen Knutschfleck verbergen, wir werden es nicht erfahren.

Oder kann sich jemand an die Szene bei der Hausdurchsuchung erinnern? Als Keppler plötzlich einen auf Lt. Horatio Cane macht und hinter einer undurchsichtigen Sonnenbrille kurz auflacht, als ihn die völlig verstörte Anwältin fragt, was das soll? Dann tigert er mit den Händen in den Hüften durch die Wohnung, alle gucken sich an, keiner sagt was. Das war ganz großes Kino!

Aber worum ging es denn überhaupt? Um Sado Maso? Um 50 Shades of Grey, wie es die Spon-Redaktion als Aufmacher in den Text hineinkolportierte? Um Ü40-Parties und alternde Frauen? Das Thema war nicht verfehlt, es war schlicht nicht vorhanden. Die Ermordete ist über Vierzig, die Kommissarin ist über Vierzig, auch wenn sie im Tatort etwas anderes erzählt, die Mörderin ist wieder einmal Ü…Überraschungsgast, denn die üblichen Bösewichte nebst der gehörnten Ehefrau des hauptverdächtigen Schönheitschirurgen sind allesamt unschuldig und leiden nur unter sich selbst. Die Sado Maso Geschichte geht unter in einem buntem Potpourri aus falschen Verdächtigen und Endlosschleifen einer gedachten (geträumten?) Rekapitulation der Ereignisse des Abends, bei der die Ermordete noch einmal kräftig das Tanzbein schwingen darf und lasziv mit der Hand in Richtung Kamera winkt.

Das war nicht der beste MDR-Tatort seit Jahren, das war einer besten ever! Ich wurde selten so gut unterhalten. Ich habe selten einen Tatort erlebt, der mir so vollständig und aufdringlich das Abendprogramm der restlichen Wochentage erklären wollte. Jetzt kann ich beruhigt ganze sieben Tage kein Fernsehen gucken, ich werde nichts verpassen.

Anleitung zum Kauf einer Winkekatze ohne Chinesisch-Kenntnisse

Hier im Requisitenbüro des Staatstheaters steht seit geraumer Zeit eine Winkekatze im Fenster. Diese Dinger kauft man bevorzugt in sogenannten Asia-Shops. das sind die Läden, in die man hineingeht, lange nach etwas sucht und frustriert wieder hinausgeht, weil die gerade zuständige Bedienung nur ein sehr unverständliches Deutsch spricht. Das wäre ja alles nur halb so schlimm, wenn die Waren, die man dort kaufen wollte, wenigstens einen leicht auszusprechenden Namen hätten oder überhaupt eine deutsche Entsprechung. Klar, eine Flasche Sojaöl, ein Sack Reis und das obligatorische Tetrapack Kokosmilch, davon rede ich hier nicht.

Was das Ganze manchmal noch schlimmer macht, ist, dass der Auftrag, dort etwas zu kaufen, von einem Koch kommt, der Tamile ist und dessen Deutsch ebenfalls nicht das Beste ist. Da steht man dann vor dem Tresen im Asia-Shop und hört sich die unweigerliche Frage nach dem und dem stellen. Man weiß selbst, dass es nicht richtig ausgesprochen wurde, dass es ganz anders heißt, aber die eigenen Kenntnisse der chinesischen Aussprache sind nunmal begrenzt und wenn man sich dann auf einen Begriff einigt, also zwischen deutschem Küchenjungen und tamilischen Koch, und diesen dann einer chinesischen Bedienung vorstellt, dann kann man froh sein, wenn die Bedienung nichts versteht und den Kopf schüttelt. Das ist wie stille Post, nur ohne Auflösung.

Es gibt auch Verkäufer, die rennen mit mir durch den halben Laden und zeigen auf alles Mögliche, ohne Ergebnis. Es sind übrigens meistens Chinesen. Ich kaufe dort öfter ein, verlasse mich aber längst nicht mehr auf meine Chinesisch-Kenntnisse. Wenn ich etwas nicht bekommen kann, dann schicke ich den Tamilenkoch in ein Geschäft seiner Landsleute. Ich sage dann nur, das war gerade ausverkauft, die Betonung liegt auf „das“.

Maneki-nekos (Wikipedia) sind übrigens japanisch (Süddeutsche Zeitung, man beachte den fettgedruckten Teil) und das Ding im Büro meines Arbeitgebers hat doch (Link zu mir, muss mich berichtigen) ein Fach für Batterien und da sind sogar welche drin. Und wenn Sie wissen wollen, wie lange (eine gute Frage) die Batterien halten oder ob sie überhaupt (auch eine gute Frage) Batterien brauchen, dann fragen sie im Netz nach, es antwortet Ihnen, auf Deutsch. Oder sie fragen nach ganz anderen (die beste aller Fragen) Katzen, dann kriegen Sie eine Antwort auf Deutsch, die Sie trotzdem nicht verstehen. Probieren Sie es einfach aus.

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