Willkommen

Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

Kontakt

shhhhtwoday(at)googlemail.com

Aktuelle Beiträge

Studenten - ein lustiges...
Studenten - ein lustiges Völkchen. Die Norddeutschen...
Shhhhh - 22. Mär, 21:06
Rheinschiffer ist besser...
Rheinschiffer ist besser als Rheinscheißer ("Gibt's...
Shhhhh - 22. Mär, 21:04
Am ältesten ist die seit...
Am ältesten ist die seit dem 13. Jahrhundert belegte...
C. Araxe - 21. Mär, 21:59
Bei uns gibt es nur R(h)einschiffer.
Bei uns gibt es nur R(h)einschiffer.
Lo - 20. Mär, 23:10
Altsprachler und Schwallhalla-Kenner:...
Altsprachler und Schwallhalla-Kenner: Schifffahrt →...
NeonWilderness - 15. Mär, 23:12

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Der alltägliche K(r)ampf

Freitag, 15. Januar 2016

Meine Haare

Immer häufiger, wenn ich abends vorm Spiegel stehe und mir die Haare aus der Stirn streiche, fallen mir dabei ein paar Haare aus. Die liegen dann im Waschbecken wie gefallene Kameraden, bevor ich sie mit dem Wasserstrahl ins Jenseits befördere.

Außerdem ist da dieses kleine Härchen, oft hoffnungslos zerknickt und verzottelt, halb so lang wie die übrigen Haare, einsam auf weiter Flur inmitten der größer werdenden Geheimratsecken und steht seinen Mann. Da inspiziert der kleine Napoleon die Schlachtreihe und versucht die Moral der Truppe aufrecht zu erhalten, bevor es in die finale Schlacht geht, denke ich. „Ruhe im Glied!“, ruft er und kann sich selbst kaum gegen meine Hand erwehren. Nur weil er so klein ist, entgeht er meiner oft geübten Geste.

Früher trug ich die Haare ja nicht in der Stirn, da trug ich sie nach hinten weg. Da waren die Geheimratsecken keine Ecken, sondern Eckchen. Wenn ich zum Friseur kam, wurde am Schluss noch eine stumpfe Schere genommen und großflächig ausgedünnt. Sehr feines Haar und unheimlich viel. „Mann, sind das viele!“, sagte mal ein Friseur. Da war ich richtig stolz drauf.

Kurz bevor es zu spät war, trug ich sogar noch ein einziges Mal einen Pferdeschwanz. Schulterlanges, leicht gewelltes Haar, in straßenköterblond. Die Eckchen waren schon zu Eckerchen angewachsen, mokierten sich über meinen Stil und krochen dabei langsam aus ihrem Versteck. Eckerchen wie Meckerchen, das Haar in der Suppe.

Als ich noch ein kleiner Junge war, stand ich in weinerlichem Ton vor dem Spiegel und wollte nicht in den Kindergarten, weil ich einen Stietz hatte. Wenn man so wie ich mehr als einen Wirbel am Hinterkopf trägt, konnte das schonmal vorkommen, dass sich so ein vorwitziger Rekrut in Richtungen verabschiedete, die für das Heer nicht vorgesehen war. „Ruhe im Glied!“, hätte ich dann am liebsten gebrüllt aber es kam nur ein Fiepen mit ein paar Tränen und vielleicht ein kleines Stämpferchen mit dem rechten Fuß. Gegen diese Deserteure war kein Kraut gewachsen, da half keine Spucke, selbst die von Mutti nicht, kein Kämmen und kein Zuckerwasser. „Setz‘ doch ´ne Mütze auf“, sagte dann meine Mutter und für sie war alles geklärt.

´Ne Mütze! Als ich beim Bund war, kurze glattgekämmte Haare trug, schwarz gefärbt inklusive schwarzem Hautrand, weil selbstgemacht, da hatte ich ´ne Mütze. Tarnfleck und mindestens zwei Nummern zu klein. Wenn ich die abnahm, trug ich danach immer noch Mütze, weil sich darunter ein Vogelnest gebildet hatte, dessen Rand den ehemaligen Rand der Mütze markierte. Der ging tagelang nicht weg. Da hat man am Wochenende frei und kommt nach Hause und hat immer noch Mütze auf. Nicht umsonst erinnert der Gruß beim Militär ans Mütze lupfen. Nur dass ich eben keine aufhatte.

Nee, ein Mützentyp bin ich nicht, werde ich wohl auch nie sein, obwohl mir der Wind jedes Jahr kälter vorkommt. Vom Klimawandel hat mein Schädel noch nichts mitbekommen. Wenn´s mir zu bunt wird, trage ich Kapuze.

Irgend so ein Komiker hat mal Ende der Neunziger einen Witz in seinem Programm gehabt, dass ihm das Haupthaar ausfiele und auf dem Rücken wieder anwachse. Wie ich da gelacht habe. Jetzt lache ich nicht mehr. Zupfe mir die Haare vom Rücken. Aus den Ohren. Vom Ohrläppchen. Aus der Nase. Aber Bart? Fragen Sie bloß nicht danach!

Montag, 11. Januar 2016

Die Woche in Snippets - Stichwort Fahrrad

Vielleicht wurde uns ein Rad gestohlen. Ich will bis jetzt nichts unversucht lassen, solange nicht klar ist, ob ich das Fahrrad nicht in meinem Schussel irgendwo habe stehen lassen. Seit zwei Stunden weiß ich nun davon und überlege die ganze Zeit, wie ich herausfinde, wo ich das Fahrrad denn zuletzt benutzt und dann stehenlassen haben könnte.

Vielleicht steht es bei Herr Putzig, den ich letzte Woche am Samstag besucht hatte und den ich in immer noch akzeptablem aber nicht mehr nüchternem Zustand verlassen habe. Ich weiß, wie ich nach Hause kam, zu Fuß. Deshalb könnte es ja sein, dass das Fahrrad dort steht. Herr Putzig geht nicht ans Telefon. Herr Putzig ruft zurück und sagt mir, dass vor seiner Haustür kein Fahrrad zu sehen ist. Mir ist in der Zwischenzeit eingefallen, dass ich auf dem Hinweg ebenfalls zu Fuß war, also kein Rad dabei hatte.

Vielleicht könnte ich es an der Faust stehen lassen haben. Um das restlos aufzuklären, um alles zu erklären, wie es kommt, dass ich mich dort herumtreibe, müsste ich sehr weit ausholen. Ich kürze ab: am Kulturzentrum Faust e.V steht das Rad nicht, weil der einzige Tag, an dem es dort offensichtliche Berührungspunkte gab, war ich zu Fuß, mein ältester Sohn ist Zeuge.

Vielleicht steht das Rad am Spandau. Eine höchstwahrscheinliche Angelegenheit, denn am Dienstag musste ich das Auto nach vollbrachter Arbeit an der Faust abstellen. Es könnte also sein, dass ich mit dem Rad hingefahren bin und es dort einfach vergessen habe. Wenn ich da nicht ein paar eindrückliche Erinnerungen an eine Busfahrt hätte. Ich bin mir sehr unsicher, auch weil der Weg zum Spandau der gleiche ist wie zur Uni, bzw. Bibliothek und ich dort häufiger zu Gast bin, um Bücher vorzuzeigen und zu verlängern oder Bücher zurückzugeben.

Das Wetter an dem Tag könnte entscheidend sein, denn wenn es furchtbar kalt war, bin ich bestimmt mit dem Bus gefahren. Ich suche also nach einem Wetterbericht für Hannover vom 05.01.2016. Ich bekomme nichts. Sobald ich ein Suchergebnis anklicke, aktualisiert sich die Datumsangabe auf den heutigen Tag. Ich muss mit dem Textauszug in den Suchergebnissen, dem sogenannten Snippet, vorliebnehmen, und bekomme heraus, dass die Tiefsttemperatur bei -6° Celsius gelegen hat. Der Snippet endet vor der Höchsttemperatur. Mist.

Ich rufe im Spandau an. Vielleicht ist jemand da, den ich kenne, der mir kurz sagen kann, ob ein solches Fahrrad, wie wir es besitzen bzw. besaßen, davor auf dem Bordstein geparkt ist. Das kann man von der großen Panoramascheibe aus sehen. Es ist niemand da, den ich kenne. Ich kriege also nicht einmal ein Snippet. Ich werde hinfahren müssen – mit dem Bus.

Dienstag, 29. Dezember 2015

Schweriner Tage

Bukowski ließ sich von Frauen regelmäßig das Gesicht zerkratzen. Ich hatte dafür meinen jüngsten Sohn. Wenn ich ihn auf dem Arm hielt oder wenn er im Gitterbett mir gegenüber stand, zerfurchte er mir mit seinen kleinen Händen mit den spitzen Krallen das Gesicht. Meine Ohren litten auch sehr darunter, aber ohne sichtbare Spuren.

Seit zwei Tagen rangen wir denselben jede Minute einzeln ab, lechzten nach jeder Abwechslung im öden Krankenhausaufenthalt. Ich schimpfte mit ihm und warf mir Desinfektionsmittel in die blutenden Kratzer. Ich sah aus wie nach einer abgesagten Rasur mangels eigener Fähigkeiten, im Bart verblieben.

Er streichelte mich dann sofort ganz sanft, wenn ich ihn ausschimpfte, oder er versuchte mir die Hand zu geben, wenn er im Gitterbett stand. Das hatte ich ihm kurz zuvor beigebracht. Dann konnte ich ihm nie lange böse sein, diesem ausgefuchsten, kleinen Quälgeist mit seiner linkisch vorgereckten Hand.

Jetzt schläft er. Ich lege mich ebenfalls hin. Hoffentlich entlassen sie uns morgen.

Montag, 28. Dezember 2015

Gut am Fuß

Man kann sich in Schwerin eine halbe Stunde über Parkplätze unterhalten, habe ich gelernt, ohne das Thema langweilig zu finden. Die Innenstadt ist schön und liegt gut am Fuß.

Überraschend fand ich die vergoldete Treppe, die von außen einzusehen ist, sozusagen innen an der Fassade entlang nach oben führt. Also die Überraschung war nicht die Treppe sondern ihr Standort: im Justizministerium. Ich hätte sie ja eher im Finanzministerium erwartet.



Das Krankenhaus ist auch nett aber langweilig. Der Jüngste treibt sich gerade hier mit mir rum. Nachbereitung der Feiertage.

Dienstag, 22. Dezember 2015

An A. aus P.

Man soll ja nicht mit Schulden ins neue Jahr gehen, und da es bald soweit ist, also das neue Jahr startet, muss ich noch etwas loswerden:

Seit Jahren schon belastet mich ein Problem, welches ich mit einem bestimmten Freund von mir teile. Er weiß davon gar nichts, vermute ich, weil er kaum etwas dafür kann. Es ist meiner Einbildung entsprungen dieses Problem. Oder nicht ganz. Ich hatte diesen Freund, als er noch studierte einmal in seiner Heimatstadt Berlin besucht, um dort ein paar Leute zu treffen. Dafür durfte ich bei ihm übernachten und wir gingen natürlich am Abend zuvor noch aus. Ich humpelte zu diesem Zeitpunkt schon etwas, weil ich irgendwo hineingetreten war und mir die Haut zwischen zwei Zehen aufgerissen hatte.

Der Alkohol betäubte den Schmerz und am nächsten Morgen übertönte der Kopfschmerz jeden anderen Schmerz in den Zehen. Wir verabredeten uns lose am frühen Nachmittag des Folgetages – mein Treffen mit den anderen Freunden sollte erst am frühen Abend beginnen – um gemeinsam in der Mensa der Uni essen zu gehen. Einen Neurotizismustest sollte ich bei der Gelegenheit auch noch für ihn ausfüllen, da er die Ergebnisse für eine Studienarbeit benötigte. Dafür gab es einen kostenlosen Kaffee.

Ich ging zu Fuß die komplette Prenzlauer Alle hinunter über den Alex und die Straße Unter den Linden wieder hinauf. Keine Ahnung, was mich da geritten hatte. Mein Fuß war auf Heimreise am nächsten Morgen ein Klumpen rohes Fleisch, aber ich hatte schon wieder Kopfschmerzen und merkte das nicht.

Tags darauf bemerkte ich auf meinem linken Oberschenkel ein paar komische Knubbel unter der Haut und machte mir langsam Sorgen. Mein Fuß sah schrecklich aus und ich dachte schon, ihn abschneiden zu lassen. Ich humpelte in die Notaufnahme. Die behielten mich gleich da. Verpassten mir ein paar ordentliche Injektionen und bescheinigten mir großes Glück. Ein paar Stunden wäre ich nirgends mehr hingegangen, dann hätte man mich getragen und wohin, wäre mir nicht mehr wichtig gewesen.

Im Krankenhaus hatte ich jede Menge Zeit und so nahm ich mir einen Schreibblock und einen Stift und schrieb ein böses Pamphlet auf meinen Freund. Natürlich nur zum Spaß. Ich machte ihn für alles verantwortlich: für meine Gewaltmärsche, meine Schmerzen, meine Kopfschmerzen, meinen Krankenhausaufenthalt und zuletzt auch noch für den hinterlistigen Test, den ich ihm zu beantworten hatte. Der Test war überhaupt das fieseste von allem. Darin kamen Fragen, die ein „normaler“ Mensch sich nicht einmal ausdenken konnte. Das ist auch gut so und sollte so sein, aber die Anordnung der Fragen ließ einen manchmal schon stutzen, denn es gab eine eingebaute Steigerung, die meistens ganz harmlos begann und plötzlich ins Extreme driftete, so dass ich manchmal das Gefühl hatte, meine vorherigen Antworten zu überdenken und vielleicht etwas harmloseres anzustreichen. Ich war natürlich reichlich normal, wie mir mein Freund bescheinigte. In meinem Pamphlet aber stilisierte ich ihn und somit auch mich zur Bestie. Ich hatte großen Spaß dabei.

Ich schrieb den Text nie zu Ende, den fertigen Teil aber sandte ich ihm zu, und wir konnten gut darüber lachen. Jedenfalls lachte er mit, vielleicht auch nur mir zuliebe. Ich war ja noch immer ans Bett gefesselt.

Seit dieser Zeit aber ertappe ich mich dabei, während unseres Emailkontakts subtile Dinge in seinen Antworten wahrzunehmen, die mich ärgern sollen. Er macht das nicht bewusst, er weiß nicht einmal, was ich da hineinlese, weil ich darüber mit ihm noch nie gesprochen habe. Es ist ihm überhaupt nichts davon bewusst, aber dieser Text, den ich verfasst habe, schleicht sich immer wieder in meine Lesart seiner Antworten hinein und lässt mich darin Dinge erkennen, die er ganz anders gemeint hat. Ich lese ihn sozusagen, als wäre ich am Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden. Das passiert mir ständig.

In der letzten Mail ging es um ein Feriendomizil, das er mit „chice Location“ beschrieb. Ich las natürlich nicht „schick“, sondern „scheiß“ und antwortete nicht mehr, ich war persönlich beleidigt. Er antwortete auch nicht. Die anderen antworteten auch nicht mehr, und so verlief alles im Sande. Mit einem anderen aus der Runde erörterte ich das Problem später am Telefon und erkannte im Sprechen darüber bereits meinen Fehler. Und nun plagt mich mein schlechtes Gewissen.

Also, lieber AausP, solltest du das hier lesen: nichts für ungut und schöne Weihnachten!

Freitag, 18. Dezember 2015

Aceton, haha

Aceton, haha. Schön machen. Ich stand kichernd auf der Treppe des Kinderbettes, mit der rechten Hand hielt ich mich am Geländer fest, die linke umschloss einen Lappen, der nach Chemikalie roch und rubbelte damit über Holz. Die Dose mit dem Aceton stand auf der obersten Stufe und duftete mir ins Gesicht, haha. Schön machen.

Ich musste an diese Postkarte von Papan denken, die auf unserem Kühlschrank per Magnet festgepinnt war. Darauf zu sehen sind ein Elternpaar in der Tür und eine Horde Kinder beim Spielen. Der Vater fragte gerade: „Zum letzten Mal: wer war das?“ Die Karte zeigte im Vordergrund ein buntes Krikelkrakel, das irgendwie nicht zur Karte zu gehören schien. Die Ansage bezog sich aber genau darauf, haha.



Als ich die Karte seinerzeit bei einem Freund einsackte, wusste ich noch gar nichts über diesen Entwicklungsschritt. Ich fand einfach dieses Ebenenspiel der Karte interessant und ziemlich witzig. Dass aus dem Witz einmal Wissen wird, davon hatte ich noch keine Ahnung.

Jetzt stand ich hier und entfernte gerade ebensolches Krikelkrakel vom eigens erbauten Kinderbett, weil unsere Kinder dachten, sie könnten das Bett damit schön machen. Ich beglückwünschte mich, dass ich so weitsichtig gewesen war, mit dem Rest an Parkettlack über die Lasierung gegangen zu sein beim letzten Umzug, sonst hätte ich wohl die Filzstiftzeichnungen nicht so leicht vom Holz bekommen.

Wirklich schön empfindet ja jeder ein wenig anders, und leider gab es auch Stellen, die ich nicht behandelt habe, da muss der Filzstift vorerst bleiben. Es ist ja auch immer etwas anderes, wenn man so eine Postkarte betrachtet und sich darüber amüsiert, als wenn man sich als Elternpaar wenige Tage später wissend anblickt. Das ist eine Entwicklung, die man mit seinen Kindern teilt. Da lernt jeder von jedem.



Die Eltern lernen, was alles schön ist und Kinder lernen, was Eltern nicht schön finden. Diese Erfahrung sollte man sich im Anschluss mit ein wenig Aceton in einem schlecht gelüfteten Kinderzimmer versüßen, allein natürlich. Haha.

Montag, 7. Dezember 2015

Wie kann ich das Windows 10 Update abstellen?

Wahrscheinlich gibt es einen Weg. Es gibt immer einen. Es gibt auch immer einen, der weiß, wie es geht, und derjenige stellt sein Ergebnis dann ins Netz, um anderen die Möglichkeit zu bieten, sich ebenfalls schlau zu machen; wenn es denn funktioniert. Aber fangen wir doch erst einmal vorne an:

Warum sollte ich das Windows 10 Update abstellen? Dafür gibt es keinen Grund. Mich, und nur deshalb stelle ich mir diese Frage, beunruhigt das Update. Für andere mag es handfestere Gründe geben. Für manch einen gibt es wahrscheinlich gar keine Gründe. Für mich gibt es welche. Ich werde dabei immer an den neuesten Terminator-Streifen erinnert, wo ebenfalls mit einem kostenlosen Update geworben wird. Oder an den Rasenmähermann, der, einmal an die Höllenmaschine Computer angeschlossen, in jedes Bauteil emigrierte und sich in der ganzen Welt fortzupflanzen trachtete. Schaurige Vorstellung. Deshalb möchte ich kein Windows 10 Update installieren. Deshalb möchte ich mein Windows 10 Update abstellen.

Was kann ich dafür tun? Ich kann mir die Beschreibung dazu im Internet durchlesen. Hier wird ausführlich beschrieben, wie es geht. Ich habe einen Screenshot von den wichtigsten Details gemacht, um Sie Ihnen hier zu präsentieren. Werden Sie schlau draus?



Ich habe Update KB3035583 tatsächlich gefunden. Ich habe es gelöscht, um es bei Neustart wieder auf dem Rechner zu haben. Ich stolperte über den letzten Satz im zweiten Absatz. Für so subtile Sätze bin ich zu dumm. (Wenn Sie den Satz so nicht lesen können, können Sie, indem Sie auf das Bild klicken, eine vergrößerte Variante des Screenshots erhalten.) Haben Sie übrigens die Werbung im unteren Teil des Bildes gesehen?

Warum schreibe ich also eine Anleitung, wenn ich doch sogar zu dumm bin, eine andere zu befolgen? Aus dem einfachen Grund, weil ich vielleicht zu dumm bin für anderer Leute Anleitungen, aber weil ich etwas davon verstehe, Leuten Dinge klarzumachen. Ich kann Sachen erklären, das ist eine meiner guten Eigenschaften. Deshalb schreibe ich eine eigene Anleitung.



So, und jetzt die Anleitung: Sehen Sie das Symbol in der Taskleiste? Ich habe einen roten Kreis darum gemacht. Leider ist der Kreis nur ein ovales Dingens, aber Sie werden sicher wissen, was ich meine und erkennen, worum es sich handelt. Es geht um das kleine störende Symbol dort.

Und jetzt schauen Sie auf diesem Bild! Das ist ein kleiner Aufkleber, wie sie manchmal aus Mickey Maus Heften herausfallen, wenn man zufällig in der Zeitung blättert, um zu sehen, was die Jugend von heute so liest. Oder in der Bravo, Wendy oder was auch immer Sie sich für eine Zeitung suchen. Sie finden darin kleine Aufkleber. Sie können sich natürlich auch welche kaufen, kosten nicht viel. Ein Euro vielleicht. Kleben Sie ihn einfach auf die betreffende Stelle. Je größer Ihre Verunsicherung, umso größer der Aufkleber. Einfache Kongruenz. Funktioniert immer. Garantiert!

Donnerstag, 5. November 2015

Die Abkürzung neigt zum Donnerstag

Ich habe heute was gelernt, nämlich wie es funktioniert. Ich habe meinem Textprogramm beigebracht, mich wieder mehr Fehler selbst machen zu lassen und dem Programm selbst auch weniger Fehler zuzugestehen. Dafür habe ich meinem Programm die automatische Großschreibung am Satzanfang verboten. Als Satzanfang gilt nämlich alles, was nach einem Punkt steht. Abkürzungen z.B. Würde ich demnach Abkürzung mit Abk. abkürzen, passiert es, dass nach dem abgekürzten Abk. groß geschrieben wird, obwohl sich die Abk. mitten im Satz befindet und das darauffolgende Wort womöglich gar nicht groß geschrieben wird, weil es kein Substantiv ist.

Eine andere Funktion wollte ich ebenfalls gleich beseitigen, dass nämlich die Wochentage immer groß geschrieben werden. Mittwochs schreibt man ja nicht groß, weil es sich nicht auf den Mittwoch, den man natürlich groß schreiben würde, bezieht, sondern auf einen regelmäßigen Zustand, der, sozusagen, dauernd zur gleichen Zeit passiert. Das Ganze macht natürlich nur Sinn, wenn der Wochentag nicht am Satzanfang steht, weil dann sogar mittwochs groß geschrieben wird, aber nicht hinter Abk. Also nochmal:

Wir gehen mittwochs immer ins Vogelfrei. Mein Programm erkennt automatisch, dass mittwochs klein geschrieben werden muss. Nehme ich dem mittwochs jedoch sein s, macht es daraus automatisch, sobald ich die Leertaste betätige, ein Mittwoch. Hänge ich dann jedoch das s wieder dran, ändert sich die Großschreibung nicht zurück ins Kleingeschriebene. Ein kurzer blauer Balken unter dem M erinnert mich daran, dass ich die Autorkorrektur zurücknehmen kann, wenn ich das möchte. Ich habe das ausprobiert. Mehrmals, am Donnerstag. Wir gehen nämlich gar nicht immer mittwochs ins Vogelfrei. Manchmal gehen wir auch an anderen Tagen z.B. Donnerstag.

Samstag, 31. Oktober 2015

Saures und Süßes

Ich holte mir gerade zwei Bier am Kiosk, als plötzlich drei Zombies den Laden betraten und „Süßes oder Saures“ rufend den Tresen in Beschlag nahmen. Natürlich waren das keine Zombies, sondern junge Mädchen, allenfalls 16 Jahre jung. Sie waren geschminkt und zurechtgemacht von wem auch immer. Sie trugen eiternde Wunden im Gesicht, waren aschfahl, irgendwie entstellt. Die Frau hinter dem Tresen sagte „Ich habe hier was Süßes“, holte routiniert drei Kolakracher aus dem Fach und hielt jedem der Drei einen davon hin. Diese nahmen ihn und steckten sich das Ding gleich in den Mund. Als sie den Kiosk wieder verlassen hatten, und ich an der Reihe war, zeigte mir die Frau eine Packung, eine leere, und sagte, dass sie heute bereits mehr als 500 solcher Gäste gehabt haben musste, denn, wie ich ja sehen konnte, eine Packung war bereits vollkommen leer. Was sollte ich darauf antworten, außer, dass es eben an diesem einen besonderen Tag genau so zuging auf den Straßen in Linden. Wenigsten wurde niemand in meinem Umfeld mit Eiern beworfen, wie letztes Jahr.

Eine ähnlich hohe Fluktuation musste unsere Straße heute Morgen ertragen. Es war nicht nur Halloween, sondern auch Samstag, also Markttag. Für den einen Moment sind fünf Parkplätze frei und im nächsten keiner mehr. Es war ein ständiges Kommen und Fahren zu beobachten. Ich stand des Öfteren am Fenster, weil ich Gäste erwartete und jeden Augenblick mit ihnen rechnete. Ich sah hinunter auf das Treiben, auf die einparkenden und ausparkenden Autos, auf Busse, die böse hupend an den die Fahrbahn blockierenden Autos vorbei ihren Weg zur nächsten Haltestelle einzuschlagen versucht waren. Meine Gäste sind so etwas nicht gewohnt. Sie kommen aus Städten, in denen, bis auf wenige Straßen im Stadtzentrum abgesehenen, keine Parkplatznot herrscht. Einparken unter dermaßen erschwerten Bedingungen war dort sowieso kein Thema.

Auf dem Herd köchelte ein Topf voll Königsberger Klopse. Das Rezept dafür hatte ich mir aus dem Internet besorgt. Allerdings war ich nicht so gut vorbereit, wie ich es mir gewünscht hatte. Mir fehlte das Lorbeerblatt, ich besaß keine Rinder-, sondern nur Gemüsebrühe , und das einzige, auf das ich mich in rauen Mengen berufen konnte, waren zwei Gläser Kapern, die ich nach Entnahme der Klopse aus der Brühe, sogleich in diese hinein gelangen ließ. Ich schwitzte ein wenig Mehl an, verdünnte mit der Brühe und zwischendurch schaute ich immer wieder auf die Straße, um festzustellen, dass meine Gäste noch immer nicht da waren.

Als das Essen fertig war, kamen auch die Gäste endlich. Der Großteil von ihnen hatte sich längst eingefunden, wenn auch nicht bei mir, sondern bei Frau und Kindern auf dem nahe gelegenen Spielplatz. Als alle da waren, schmeckte ich ein letztes Mal ab und befand es für zu sauer. Ich streute noch Zucker nach und rührte um. Es blieb sauer. Die Kapern. Ich zuckte mit den Schultern und tat auf.

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Eine Reise im Treppenhaus, oder Wie sich Trithemius in meinem Text einmischt

Eigentlich wollte ich etwas zum Seminar schreiben, dass ich gestern besucht habe. Aber ich litt unter einer mich mittäglich häufiger erfassenden Konzentrationsschwäche, so dass nicht mehr viel übrig ist, von dem, was da gesagt wurde. Trithemius macht dagegen einen Mittagsschlaf, wie er mir am Abend berichtete, aber dazu kommen wir noch. Eigentlich wollte ich auch eine Rezension zu einem Buch schreiben, das ich gelesen habe, und von dem wir gestern während des Seminars gesprochen hatten. Es wäre dann eine Rezension zu einem Buch einer Autorin geworden.

Glücklicherweise befand ich mich am Abend in Gesellschaft von Herrn Putzig und Trithemius, wo ich wenigstens die peripheren Begleiterscheinungen genauestens aufzudröseln in der Lage war.

Ich fuhr mit dem Fahrrad zur Uni und hatte das Glück in der Senke auf eine grüne Ampel zu stoßen. Dadurch konnte ich den Schwung nutzen und aus ihr herausfahren. Das kann ich sonst auch ohne Schwung, ist aber anstrengender. Als ich dann vor dem Contihochhaus stand, sah ich viele hübsche Frauen aus dem und in das Gebäude hinein gehen. Ich erwähne das nur, um für später vorzubeugen, Sie werden sehen. Ich sah sogar zwei Teilnehmer des Seminars. Den einen grüßte ich, er schaute so. Den andern nicht, der schaute woanders hin. Der ist ein Pfarrer und schaut wie einer aus, und er nimmt immer die Treppe.

Wir müssen ja bis in den vierten Stock hoch, aber ich nahm deshalb auch die Treppe, bin ja gerade einmal etwas mehr als halb so alt wie der Pfarrer. Das hat mich ganz schön fertig gemacht. Aber nur weil vor mir zwei aufgepumpte Wiwistudenten die Treppe emporkrochen und mich nötigten, meine Schrittfolge extrem zu verlangsamen. Ich nahm zwei Stufen auf einmal, wie immer. Die beiden gingen so langsam, dass es mir so vorkam, als würden sie nur einen halben Schritt machen pro Stufe, was ja auch irgendwie stimmt, denn sie waren ja zu zweit. Dem Pfarrer war das zu langsam und plötzlich scherte er aus und sprang mit zwei energiegeladenen Sätzen an den Jungens vorbei. Die guckten schräg, als sie der alte Hüpfer überholte, weil er schon eine Treppe weiter war, während sie den Zenit ihres Treppenabschnitts noch nicht erreicht hatten.

Entgegen kam mir auch jemand, eine Frau. Die aß eine Birne vom Kopf her. Das ist übrigens die Notiz, die ich mir im Beisein von Trithemius und Herrn Putzig in unserer Stammkneipe gemacht habe, um das nicht auch noch zu vergessen. Das war natürlich völliger Blödsinn, denn sowas vergisst man doch nicht. Eine Birne vom Kopf her zu essen. Die Blüte war schon weg und die Frau hielt die Birne in der Hand, wie eine Waffel mit Eis darin. Sie biss von ihr ab, als wäre das Eis in die Waffel gerutscht und müsste nun erst von der Waffel befreit werden. Ganz unten lugte der Stiel aus ihrer Hand, wie Hänsels kleiner Finger, den er immer der Hexe vorzeigte. Ein erstaunliches Bild.

Trithemius fragte mich dann, ob die Frau denn schön gewesen sei und ich konnte dazu überhaupt keine Angaben machen, obwohl – das schrieb ich schon – mir durchaus hübsche Geschöpfe begegnet waren.

Das Seminar blieb seltsam unmerkwürdig. Vielleicht hatte ich meinen Denkapparat im Treppenhaus stehen gelassen, wo er nun alte Plakate bestaunte und auf dem Zettelbrett ein fast unmoralisches Angebot fand. Darin wurde von einem Verschlag berichtet, der unglaubliche 350,- Euro Miete kosten sollte und einer ungehörigen Kaution von 900,- Euro. Nur unter Angabe von Personalausweis, Mieterselbstauskunft, Bürgen und pol. Führungszeugnis könne sich auf das Zimmer beworben werden. Darauf war mit blauem Filzmarker vermerkt: „Selber, du Arschloch!“ Und weiter unten stand noch: „Du wirst mal Knöllchenschreiber“. Mein Denkapparat überlegte die ganze Zeit, was wohl ein pol. Führungszeugnis sei. Er kam nicht auf polizeilich, sondern versuchte die Brücke immer zu politisch zu schlagen. Wo man das bekommen könne, fragte er sich und dachte dabei an ein anderes Hochhaus, in dem die Politologen studierten.

Jedenfalls fand ich meinen Denkapparat wieder, als wir aus dem Seminarraum ins Treppenhaus gingen. Diesmal wollte ich Fahrstuhl fahren, weil ich einmal irgendwo aufgeschnappt habe, dass Treppensteigen gesund und Treppenhinabsteigen ungesund sei. Ich rief den Fahrstuhl, was Trithemius dazu brachte, laut über das Wort Fahrstuhl nachzudenken, weshalb ich dann nur noch vom Aufzug sprach, weil mir das auch komisch vorkam. Ich stellte mich also in den Aufzug hinein und drückte den Knopf. Dann sah ich, wie der ankam, den ich gegrüßt hatte und hielt ihm per gehobenem Bein in der Lichtschranke die Fahrstuhltür auf. Aufzugtür klingt auch komisch. Stellen Sie sich einmal vor, sie würden das g vergessen, dann hätten sie plötzlich eine Aufzutür. Mit dem Fahrstuhl kann Ihnen das nicht passieren, da gibt es kein g.

Und beinahe hätte mein neuer Aufzugmitfahrgast dem Pfarrer auch noch die Tür aufgehalten. Dieser winkte aber freundlich ab, weil er nirgendwo aufgeschnappt hatte, dass Treppenhinabsteigen ungesund sei. Er nahm die Treppe.

Suche

 

Status

Online seit 4881 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 22. Mär, 21:06

Lesen

Credits


xml version of this page
xml version of this page (summary)
xml version of this page (with comments)
xml version of this topic

twoday.net AGB

Blogverzeichnis Creative Commons Lizenzvertrag
Shhhhh.

Alles nur Theater
Auf Spatzen geschossen
Auslaufmodell Buch
Den Ball gespielt
Der alltägliche K(r)ampf
Die kleine Form
Gedankeninseln
Geldregierung Arbeitsplatz
Gelegenheitslyrik
HaCK
Herr Fischer
Klassenraum
Links
Mensagespräche
Nichts Spezielles
Ohne Brille
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren