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NeonWilderness - 15. Mär, 23:12

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Lässig Gedrehtes mit ganz viel Rohr

Die Heizung streikte und niemand hatte daran herumgefummelt. Meine Frau hatte heute Morgen den Temperaturregler heruntergedreht. So wie wir es eigentlich immer handhaben, wenn niemand zu Hause ist, mehr nicht. Heute Abend ging sie, nicht mehr. Sie heizte und heizte aber kein Heizkörper wurde warm. Ich schaltete aus und wieder ein. Keine Veränderung. Scheiße.

Meine Frau war gerade aus dem Haus, als mir drei Dinge einfielen: einen Klempner anrufen, nichts tun oder etwas anderes. Ich entschied mich für etwas anderes und räumte alles frei. Die Schränke darunter und daneben, die Arbeitsplatte darüber und die Verkleidung für die Rohre, die nach unten an der Wand hinter den Schränken entlang laufen. Weil ich kein Licht unter der Therme hatte, holte ich mir einen kleinen Strahler fürs Fahrrad.

Ganz schön verstaubt das Teil, dachte ich, als ich von unten hineinleuchtete. Lauter Fussel hingen da herum und ein Plastikteil, ein schwarzes, das so aussah, als wäre es ein elektrisches Gerät, die Pumpe vielleicht?, das wackelte ein bisschen herum. Das muss so, beruhigte ich mich, da hat doch niemand dran rumgefummelt. Die Kinder kommen nicht in Frage, weil sie da oben nicht herankommen, und meiner Frau glaube ich das, wenn sie das sagt.

Mit Thermen ist es ja nicht ganz so heikel wie mit dem Inneren von Motorhauben. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich raus, welche Rohre für welche Warmwasserleitung verantwortlich waren, denn die Warmwasserversorgung ging noch, und welche Rohre somit übrigbleiben müssten für die Einspeisung der Heizkörper. Die Rohre verlaufen an der Therme herunter hinter einem Küchenschrank entlang. Der hat keine Rückwand, weil ich da nur Werkzeug und Getränke drin lagere, außerdem kommen so die echten Monteure immer gut an die Rohre heran.

Die Rohre verlaufen durch die ganze Wohnung. Ich verfolgte sie hinter den Schränken entlang, durch die Mauern hindurch, hinter anderen Schränken entlang. Durch den Fußboden, an Stellen, wo sie nicht an Wänden entlang gelegt werden konnten, verfolgte ich sie. Am Ende war ich ganz Rohr. Ich wusste alles über sie.

Was mir ein wenig Sorgen bereitete, war der Umstand, dass ich den Draht nicht mehr finden konnte, den wir vor geraumer Zeit als Temperaturfühler vorgestellt bekommen hatten von unserem Klempner. Der war irgendwie weg. Da wir aber auch einen neuen Heizkörper und an allen Heizkörpern neue Ventile bekommen hatten, war ich mir nicht mehr sicher, ob wir überhaupt noch einen hatten oder ob der gar nicht mehr gebraucht wurde neuerdings. Ich grübelte noch ein wenig und ging dann zurück in die Küche.

Dort angekommen fand ich heraus, wo ich den Heizkreislauf mit Wasser befüllen konnte und beschloss das als nächstes zu probieren. Ging nicht. Mit dem Aufdrehen des Hahns passierte gar nichts. Ach scheiße, da war ja noch ein Hahn, diesmal aber ohne Drehgriff. Zange also und aufdrehen. Den anderen Hahn hatte ich vorher wieder zugedreht, weshalb auch diesmal nichts passierte. Dann sickerte es in meinem Kopf und ich drehte den anderen Hahn wieder auf. Das Wasser lief.

Das Wasser lief ganz schön schnell, also drehte ich mal ganz schnell wieder zu. Wie weit ich den oberen Hahn, den ich nur mit der Wasserpumpenzange drehen konnte, drehen musste, hatte ich vergessen. Mein Adrenalinspiegel stieg noch schneller als der Wasserdruck, der dann plötzlich verharrte, bei 1,7 bar. Das war in Ordnung. Aber die Heizkörper wurden trotzdem nicht warm. Dafür hatte sich die Schlauchklemme des Zulaufschlauches gelöst und nun tropfte es am Schlauch herab auf den Küchenboden. Scheiße.

Ich hatte das Tropfen nur bemerkt, weil ich mir plötzlich wegen der vielen Rohre nicht mehr sicher war und alle erneut überprüft hatte. Wie sich herausstellte, war die Schlauchklemme daran schuld. Wahrscheinlich hatte sie dem Aufdrehen der Zuläufe nicht standhalten können und sich ein wenig gelöst. Ich holte einen großen Schraubendreher und drehte. Nach fest kommt ab, dachte ich noch und dann tropfte es nicht mehr auf den Küchenboden. Ein kleiner feiner Strahl landete auf dem unteren Boden des Küchenschrankes, hinter dem die Rohre entlang gehen. Supergeil!

Ich ging hinüber in die Toilette und drehte die Hauptwasserleitung ab, ließ das restliche Wasser aus dem nahegelegenen Hahn purzeln und besorgte mir eine größere Lampe. Die Funzel vom Fahrrad war einfach zu klein. Ich entwirrte meine Schreibtischlampe, stand blöd in der Küche herum und kramte dann endlich eine Verlängerungsschnur hervor, nachdem ich die einzige Steckdose in Reichweite als für mich in Frage kommende ausschloss, weil da bestimmt etwas wichtiges drin steckte, was ich jetzt gar nicht herausfinden wollte. Ich hatte schon genug mit diesen Rohren zu tun und den Wegen, die die in der Wohnung machten.

Als ich genügend Licht hatte, dachte ich kurz darüber nach nichts zu tun und rief dann den Klempner an. Vielleicht hat er ja einen Notdienst. Hatte er nicht. Ich ging hinunter zu unseren zuverlässigen Nachbarn, um sie nach einer Notfallnummer von unserem Klempner zu fragen. Hatten sie nicht. Bis vorhin ging nur die Heizung nicht, jetzt hatten wir auch kein Wasser mehr. Das hatte ich sauber hingekriegt.

Tiefe Atmung, Überlegen, Beruhigen, ein paar Handtücher zur Sicherheit, ganz viel Licht zwischen den Einlegeböden des Küchenschrankes und mit Schraubendreher und Rohrzange bewaffnet schraubte ich die Klemme ab. Der Schlauch rührte sich nicht, tropfte nicht und überhaupt war nichts zu machen. Also nahm ich die Schlauchklemme, drückte sie ein wenig weiter nach oben und drehte sie wieder fest zu. Dann drehte ich den Haupthahn auf und ging zurück zur Klemme, die hielt. Gut. Wasser ging wieder. Ich bin also nicht ganz blöd, dachte ich.

Doch was sollte ich mit der Heizung machen? Na klar. Internet! Ich gab die Typenbezeichnung ein, eine Junkers ZWN 18 irgendwas und schrieb dazu Pumpe, weil ich annahm, dass entweder die Pumpe kaputt sein muss oder es doch an dem fehlendem Temperaturfühler liegt. Dann ließ ich die Suchmaschine den Rest erledigen. Es wurde prompt geliefert. Kapitel xy auf Seite 26 hieß es: Wie stelle ich die Pumpe ein. Drei Einstellmöglichkeiten gibt es, wovon die erste nicht zulässig sei, weil sie nur für Heizungsanlagen ohne Regelung einzustellen geht. Ich dachte an den vermissten Draht, der uns als Temperaturfühler vorgestellt worden war von einem Klempner und daran, dass ich mit dieser Einstellung alle meine Probleme lösen würde. Nicht zulässig, nicht zu lässig!

Egal. Ich stellte alles ein und machte irgendwas falsch. Plötzlich erklang da ein Geräusch, was ich so nicht kannte und das Rohr, welches ich als Zuleitung für die Heizkörper entlarvt hatte, begann heiß zu werden. Ich drückte ein weiteres Mal alle Knöpfe und verstand nicht, was da jetzt passiert war, weil ich offensichtlich gar nichts verändert hatte. Die Heizkörper wurden warm.

Die Temperatur ist seitdem im Kinderzimmer von 15,4° C auf 18° C gestiegen. Hier vorn im Arbeits- und Esszimmer sind es schon beachtliche 19,6° C. Ich kühle gerade herunter, mit einem Bier.
la-mamma - 24. Feb, 09:03

kennen sie herrn franzi heller? meistens nennt er sich andré. ich glaub, der hat "die wahren abenteuer sind in deiner wohnung gesungen". oder was ganz ähnliches;-)

Shhhhh - 24. Feb, 10:04

Das glaube ich sofort. Wo soll ich unterschreiben?
wortmischer - 24. Feb, 11:28

"Nirgendwo geschehen mehr Unfälle als im Haushalt"

Da sind Sie wohl nochmal mit einem blauen Auge feuchten Schrankboden davongekommen! Zum Glück für uns alle haben Sie durchgehalten, so dass wir jetzt alle im Trockenen und Warmen über diese schöne Geschichte grinsen können.
(Das geht leider nicht allen so. Ich habe da böse Erinnerungen an ein ganz ähnlich gelagertes Problem, das mit einem wortmischerlichen Raketenstart endete. Kennen Sie die HB-Werbung? Genau so.)
Shhhhh - 24. Feb, 12:26

Ich bin auch froh, dass es so gut ausgegangen ist. Die Heizung läuft noch immer. Es scheint sich also tatsächlich um ein temporäres Problem gehandelt haben.
Hihi, das HB-Männchen kenne ich aus einem Spot für einen Klappstuhl, den es aufzubauen galt. Der ging bei uns mal rum, weil wir ja am Strandleben lauter solche Stühle haben. Da kam es schon mal vor, dass sich Leute einfach so einen Stuhl nahmen, aufbauen wollten und daran verzweifelten.
NeonWilderness - 24. Feb, 15:04

War bestimmt ein verkalktes Ventil, welches sich durch's Rumwerkeln wieder gelöst hat. Trotzdem mutig von Ihnen, selbst an der Junkers rumzumachen, denn da kann dann schon 'ne ganze Menge passieren, abbrechen, verbiegen, wenn man mit der Pumpenzange zu forsch wird.

Als Junge habe ich auch mal im Zustand völliger Ahnungslosigkeit versucht, selbst ein Haustelefon aus zwei alten Drehscheibengeräten zu bauen. Durch ein bisschen Lesen hätte ich sicher vorher herausfinden können, dass man diese nicht sofort an 220V anschließt, aber dann wäre es weniger aufregend gewesen. Naja, beide Geräte fingen plötzlich an, dauerzuklingeln, so lange, bis aus der Wand und aus einem Telefon gleichzeitig ein schwarzrauchiger Funkenstrahl kam. Seitdem halte ich mich mit Elektroinstallationen etwas zurück, obwohl ich immer noch gerne selbst Lichtschalter und Dimmer austausche, um mich daran zu erfreuen, welche Birnen anschließend unerwarteterweise aufleuchten.

Shhhhh - 24. Feb, 15:22

Ich habe wirklich nur bei der Zuleitung mit der Rohrzange rumgewerkelt. Und an der Junkers habe ich nur mit Hilfe eines ominösen PDFs in den erweiterten Einstellungen herumgepfuscht und mal ganz kurz geprüft, warum das an dem schwarzen Plastikteil so wackelig ist. Der Rest war gucken und laufen und wieder gucken.

An so etwas hätte ich mich niemals versucht. Telefone sind wie Fernseher, ein Mysterium. Mit Strom arbeite ich sowieso sehr vorsichtig, seitdem ich einmal eine halbe Stunde meines Lebens eingebüßt hatte, weil ich in die Fassung meiner Aquariumslampe gefasst hatte, um zu gucken, ob da überhaupt Strom ankommt. So schlimm kann das ja nicht sein, dachte ich, es war schlimm.

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