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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Freitag, 15. Januar 2016

Meine Haare

Immer häufiger, wenn ich abends vorm Spiegel stehe und mir die Haare aus der Stirn streiche, fallen mir dabei ein paar Haare aus. Die liegen dann im Waschbecken wie gefallene Kameraden, bevor ich sie mit dem Wasserstrahl ins Jenseits befördere.

Außerdem ist da dieses kleine Härchen, oft hoffnungslos zerknickt und verzottelt, halb so lang wie die übrigen Haare, einsam auf weiter Flur inmitten der größer werdenden Geheimratsecken und steht seinen Mann. Da inspiziert der kleine Napoleon die Schlachtreihe und versucht die Moral der Truppe aufrecht zu erhalten, bevor es in die finale Schlacht geht, denke ich. „Ruhe im Glied!“, ruft er und kann sich selbst kaum gegen meine Hand erwehren. Nur weil er so klein ist, entgeht er meiner oft geübten Geste.

Früher trug ich die Haare ja nicht in der Stirn, da trug ich sie nach hinten weg. Da waren die Geheimratsecken keine Ecken, sondern Eckchen. Wenn ich zum Friseur kam, wurde am Schluss noch eine stumpfe Schere genommen und großflächig ausgedünnt. Sehr feines Haar und unheimlich viel. „Mann, sind das viele!“, sagte mal ein Friseur. Da war ich richtig stolz drauf.

Kurz bevor es zu spät war, trug ich sogar noch ein einziges Mal einen Pferdeschwanz. Schulterlanges, leicht gewelltes Haar, in straßenköterblond. Die Eckchen waren schon zu Eckerchen angewachsen, mokierten sich über meinen Stil und krochen dabei langsam aus ihrem Versteck. Eckerchen wie Meckerchen, das Haar in der Suppe.

Als ich noch ein kleiner Junge war, stand ich in weinerlichem Ton vor dem Spiegel und wollte nicht in den Kindergarten, weil ich einen Stietz hatte. Wenn man so wie ich mehr als einen Wirbel am Hinterkopf trägt, konnte das schonmal vorkommen, dass sich so ein vorwitziger Rekrut in Richtungen verabschiedete, die für das Heer nicht vorgesehen war. „Ruhe im Glied!“, hätte ich dann am liebsten gebrüllt aber es kam nur ein Fiepen mit ein paar Tränen und vielleicht ein kleines Stämpferchen mit dem rechten Fuß. Gegen diese Deserteure war kein Kraut gewachsen, da half keine Spucke, selbst die von Mutti nicht, kein Kämmen und kein Zuckerwasser. „Setz‘ doch ´ne Mütze auf“, sagte dann meine Mutter und für sie war alles geklärt.

´Ne Mütze! Als ich beim Bund war, kurze glattgekämmte Haare trug, schwarz gefärbt inklusive schwarzem Hautrand, weil selbstgemacht, da hatte ich ´ne Mütze. Tarnfleck und mindestens zwei Nummern zu klein. Wenn ich die abnahm, trug ich danach immer noch Mütze, weil sich darunter ein Vogelnest gebildet hatte, dessen Rand den ehemaligen Rand der Mütze markierte. Der ging tagelang nicht weg. Da hat man am Wochenende frei und kommt nach Hause und hat immer noch Mütze auf. Nicht umsonst erinnert der Gruß beim Militär ans Mütze lupfen. Nur dass ich eben keine aufhatte.

Nee, ein Mützentyp bin ich nicht, werde ich wohl auch nie sein, obwohl mir der Wind jedes Jahr kälter vorkommt. Vom Klimawandel hat mein Schädel noch nichts mitbekommen. Wenn´s mir zu bunt wird, trage ich Kapuze.

Irgend so ein Komiker hat mal Ende der Neunziger einen Witz in seinem Programm gehabt, dass ihm das Haupthaar ausfiele und auf dem Rücken wieder anwachse. Wie ich da gelacht habe. Jetzt lache ich nicht mehr. Zupfe mir die Haare vom Rücken. Aus den Ohren. Vom Ohrläppchen. Aus der Nase. Aber Bart? Fragen Sie bloß nicht danach!

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Zuletzt aktualisiert: 22. Mär, 21:06

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