Heute war ich einkaufen. Ich hatte nicht die beste Laune, war noch ein wenig hungrig und überhaupt lief vieles schief; mindestens aber in den falschen Hals.
Angefangen hat es bei Real, wo ich immer einen Kasten alkoholfreies Bier kaufe und einen Sechserträger Wasser. Manchmal freue ich mich, dann ist meine bevorzugte Biersorte im Angebot, meistens aber kaufe ich zum regulären Preis. Das ist in Ordnung, das ist meine ganz persönliche Mischkalkulation. Heute aber geriet die Kalkulation ein wenig aus der Fuge, weil man mir offerierte, dass ich drei Kästen zu kaufen hätte, um meinen Angebotspreis zu erhalten, anstatt den Normalpreis abzudrücken; in Zahlen bedeutete das ca. 5,- Euro weniger pro Kasten zu bezahlen.
Ich ärgerte mich über diese Unverfrorenheit über unseren Haushalt bestimmen zu wollen, indem man mir hier so ein blödes Angebot macht. Als wenn es Real interessierte, wenn ich drei statt einem Kasten nähme? Mir aber drei Kästen aufzuschwatzen, obwohl ich nur für einen Platz habe, das sieht dem Einzelhandel ähnlich. Und mir dann auch noch mit einem solchen Preisgemauschel zu kommen. Das geht nicht. Ich ging also zur Kasse mit meinem einzigen Kasten und wurde hier gleich noch einmal mit dem Angebot belästigt. Ich winkte ab.
Weiter zu Lidl. Dort gehe ich durch die Gänge und bin immer wieder enttäuscht, wie mickrig hier doch das Angebot ist. Ich finde keine Zucchini, keine Dillsauce und die letzte Packung Bio-Eier. Ich habe auf einmal ein ganz schlechtes Gefühl. Nein, die Eier sind in Ordnung. Es ist alles in Ordnung. Ich bekomme obendrein sogar die letzten beiden Stücken irische Butter zum Superangebotspreis, obwohl wir noch 4 Stücken zu Hause haben; für Butter ist immer Platz, bevor ich mir die Wasser schwitzende Deutsche Marken-, nein, Knüppelbutter aufs Brot zu schmieren versuche.
Ich kam zur Kasse, niemand da. Toll. Ich packte die Sachen aufs Band, fast alles. Eine Sache lasse ich immer im Wagen stehen. Wir kaufen nämlich jede Woche eine komplette Stiege Milch. Fragen Sie mich nicht, was damit passiert, zum Baden ist es zu wenig und am Ende der Woche ist sie alle. Ich hielt dem Kassier die Milch hin, sagte, ich hätte eine Palette und schob den Wagen herum, damit er hineinsehen konnte. Da sagt er zu mir, das ginge nicht. Was? Pro Person seien nur 5 Liter Milch erlaubt.
Sein Gesicht, eine unbewegliche Maske wirklichen Bedauerns, ich will hineinschlagen, mindestens den Pappkarton auf den Boden schleudern. Dann bewegt sich was und er lacht mich an, oder aus? Ich merke, dass ich längst nicht mehr so gut umschalten kann und lächle eisern. Mir ist immer noch nach Reinschlagen aber die Waren stapeln sich vor mir auf dem kleinen Fitzel Band jenseits des Scanners. Das braucht meine volle Aufmerksamkeit. Haha, nur 5 Liter pro Person, Sie haben das wirklich geglaubt, oder? Haha, da haben Sie wenigstens was zu erzählen nachher zu Hause, haha. Haha. Ja, tschüß, habe ich was zu erzählen, haha, du Vollhonk. Den Vollhonk denke ich mir und schiebe wortlos den Wagen nach draußen.
Befasse mich gerade mit einer Vorauswahl eines Themas zu meiner Masterarbeit. Dazu habe ich mir ein wenig Literatur eingeladen und bin dabei, mir ein paar Notizen zu machen. Vorgenommen habe ich mir, zuerst einmal zu klären, inwieweit die Themen überhaupt mit Material zu unterfüttern sind. Vor allem in den Feuilletons bin ich zu meinem ersten Thema fündig geworden: dem Kriminalroman.
Nun las ich ja seit geraumer Zeit kaum noch Krimis, weil mir die gegenwärtige Thrillerkultur überhaupt nicht mehr zusagt. Umso überraschter war ich natürlich, als mich mein Antiquar des Vertrauens auf Ross Thomas aufmerksam machte. Dieser Autor wird gerade neu verlegt vom Alexander-Verlag. Trotz manchmal erheblich getrübter Lesefreuden, weil doch viele Schnitzer in der Übersetzung erfolgten, die man bei einem Projekt wie einer Werkausgabe doch ausgemerzt wissen möchte, bin ich seit langem wieder einmal im Krimifieber; das verdanke ich Ross Thomas.
Was liegt also näher, diesen Autor als bevorzugten Gegenstand meiner Masterarbeit zu behandeln? Einiges! Es gibt kaum Literatur dazu, auf Deutsch schon gar nicht. Nachschlagewerke erwähnen diesen Autor nicht einmal (Nusser z.B.), Handbücher genauso wenig (Nünning: „Der amerikanische und britische Kriminalroman“). Das kann natürlich einerseits mit einer fehlenden guten Übersetzung zusammenhängen, auf der anderen Seite sind durchaus bereits gute Übersetzungen erfolgt, die vom Alexander-Verlag lediglich überarbeitet worden sind.
Fortsetzung folgt…
Der Kiezneurotiker hat mich mit einem Stöckchen beworfen. Danke sehr. Hat gedauert, ist jetzt aber fertig. Ich habe einen Knüppel draus gemacht.
Die Spielregeln:
Verlinke die Person, die dich nominiert hat und bedanke Dich (oder verfluche sie dafür)
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1. Ich habe früher einmal Küchen verkauft
Ich habe das von der Pike auf gelernt. Ich war ausmessen, im Kundendienst, auf Montage, ich habe in meiner Lehre so viel Bockmist verzapft, dass es Monteure gab, die sich weigerten, eine Küche von mir auszuliefern. Als sie mich dann auf Montage in ihrem Wagen hatten, durfte ich all die Böcke, die mir untergelaufen waren, versuchen auszubessern: falsche Arbeitsplattenverbindungen, Planungsfehler bei integrierten Dunsthauben mit Schränken darüber, Sockelhöhen, der ganze Mist. Sie haben mich gehasst, danach wusste ich warum.
Dann beendete ich meine Lehre, bekam die „goldene“ Uhr und ging ein halbes Jahr später woanders hin. Ich wurde immer besser, ich habe meine Kollegen nicht leiden können, ich habe meine Arbeitsstelle nicht leiden können, ich habe auch viele meiner Kunden nicht leiden können aber verkauft habe ich trotzdem. Es waren kurze Momente von vielleicht 10-15 Minuten, häufig nur einmal am Tag, manchmal auch gar nicht, die mir diesen Job immer wieder versüßten, obwohl alles andere herum scheiße war. Als ich endlich soweit war, zu kündigen, waren sieben Jahre vergangen.
2. Alles bis zum Schluss, immer
Meine Angewohnheit, alles zu Ende bringen zu wollen, hat mich in meinem Leben schon viel Zeit gekostet. Gebracht hat es nichts. Als ich meinen ersten Job kündigte, habe ich den Fehler begangen, mir die restlichen Urlaubstage auszahlen lassen. Ich bekam 20 Mark pro Urlaubstag ausgezahlt. Ich arbeitete bis zum letzten Tag voll mit, verkaufte, was das Zeug hielt, ging meinen Pflichten als Pate des Planungsprogrammes nach und wies sogar noch meine Nachfolgerin ein. Im kommenden Job, der dann mein letzter in dieser Branche werden sollte, arbeitete ich ebenfalls bis zum letzten Tag. Meinen Urlaub ließ ich mir nicht auszahlen, ich hatte keinen mehr. Ich wurde nicht freigestellt, feierte nicht krank und niemand dankt einem das. Mein letztes Gehalt war nicht annähernd das, was ich mir vorgestellt hatte, weil es ein paar Dinge gab, die plötzlich in Abzug gebracht wurden, obwohl davon vorher nie die Rede gewesen war. Für einen kurzen Moment erwog ich eine Klage. Ich ging zu einem Anwalt und gab dort meine Unterlagen ab. Er sagte, wenn er erst einmal alles durchgeblickt hat, könnten wir eine Chance haben. Dann fuhr ich weit weg, kam als Student zurück und sollte Prozesskostenbeihilfe beantragen. Dem Anwalt sagte ich mit verrauchter Wut, dass mir alles egal sei, scheiß auf die paar Piepen. Er überredete mich trotzdem den Antrag noch zu stellen, damit er das nie stattgefundene Beratungsgespräch zu Geld machen konnte. Da wusste ich, wie gut es mir eigentlich ging.
3. Ich provoziere gern
Als Verkäufer habe ich gelernt, das Provozieren nicht nur dazu führen kann, dass die Kundschaft aufsteht und geht –eigentlich habe ich das nie erlebt – sondern plötzlich offen und ehrlich mit einem umgeht. Plötzlich kann man über Geld sprechen, über die Konkurrenz, über allgemeine oder spezielle Vorbehalte. Davon gibt es immer ganz viel – außer vom Geld.
Jedenfalls habe ich mir diese Angewohnheit erhalten, ja ausgebaut. Manche Leute nervt das, mich nervt das manchmal auch, aber ich kann dann einfach nicht aus meiner Haut. Dann muss ich etwas hoffnungslos übertreiben, Positionen einnehmen, die niemals meine sind, um aus meinen Gegenübern jede nur erdenkliche Regung herauszukitzeln. Oft stoße ich dabei nicht nur auf Ablehnung, manchmal geht es danach sogar besser. Persönlich werde ich dabei übrigens nicht.
4. Ich habe die Schule gehasst
So sehr, dass mich die Lehrer in der Oberstufe kaum zu Gesicht bekamen. Selbst wenn ich da war und im Unterricht saß, war ich nie wirklich anwesend. Ich hatte meistens ein Buch dabei. Zur Zeit des Abiturs habe ich die komplette Reihe des schwarzen Auges gelesen, ein Rollenspiel, zu dem es später auch Bücher gab. Wenn ich kein Buch dabei hatte, habe ich in meinem Deutschbuch gelesen oder auch schon mal in meinem Biologiebuch, Geschichte stand auch hoch im Kurs. Vielleicht habe ich deshalb mein Abi bestanden, keine Ahnung.
Als ich später zur Berufsschule musste, wurde es noch schlimmer. Ich kam sowieso schon fast ein halbes Jahr später, weil ich mich erst so spät entschlossen hatte und dann waren die meisten in meiner Klasse 16, während ich 19 war. In dem Alter liegen Welten zwischen diesen drei Jahren. Es gab zwei weitere Abiturienten in der Klasse, er war ja ganz nett, aber sie war so unsympathisch und auch noch im gleichen Ausbildungsbetrieb wie ich, dass ich mich unmöglich mit den beiden aufhalten konnte. Die blöde Ziege trug ihre Nase so hoch, sie erzählte mir bereits bei der Zwischenprüfung, dass sie sich als Jahrgangsbeste in unserem Betrieb die Uhr und die 500 Mark Prämie schnappen würde. Sie hat 250 Mark bekommen, weil sie nur Zweite wurde, und die Uhr, naja, das wissen Sie ja bereits.
Ich habe mir von meinem Chef regelmäßig Freistellungen geholt und bin lieber arbeiten gegangen als mich in der Berufsschule herumzudrücken. Dort auf der Schule hatte ich mich dann zur Science Fiction vorgearbeitet, wahlweise auch mal das BWL-Buch, das wurde aber schnell langweilig, weil es für drei Jahre konzipiert war und ich es gefühlt nach einem Monat ausgelesen hatte.
Jetzt studiere ich im Lehramtsmaster Deutsch und Geschichte. Ich kann das kaum glauben.
5. Ich habe mal eine Tankstelle beklaut
Es gab doch einen in meiner Berufsschulklasse, mit dem ich etwas anfangen konnte. Das war seine zweite Lehre, die erste hatte er abgebrochen oder wurde gekündigt, ich weiß es nicht mehr. Das war ein Bastler, vornehmlich an Autos. Dieser Typ hatte manchmal so halblegale Anwandlungen und Ideen, die höchst illegal waren. Jedenfalls habe ich mir von ihm mein Auto auftanken lassen, komplett, für 10 Mark. Ich saß in der Karre, bereit jeden Moment abzufahren, falls auch nur ein Kaninchen um die Ecke kommt. Es kam aber niemand, die Tanke war geschlossen und dunkel und dabei blieb es. Sein Auto nebst einigen Kanistern hat er noch aufgefüllt, dann sind wir wieder abgereist. Das war ganz schön aufregend.
6. Ich hatte mal ein Jahr Hausverbot bei Karstadt
Ja, da habe ich auch geklaut. Ich war gerade einmal 16 oder 17 und bin, immer wenn ich mir CDs kaufen wollte, an den Süßigkeiten vorbeigekommen. Da habe ich dann mehrmals beherzt zugegriffen, bin weiter zu den CDs und habe mal was gekauft oder auch nicht. Irgendwann hat mir dann so ein Typ von hinten auf die Schulter geklopft und mich in sein Büro gebeten. Da saß ich bei einer Standpauke und er bei einem Kaffee. Wegen Geringfügigkeit würde er von einer Anzeige absehen aber dazu käme es, sollte ich mich innerhalb des nächsten Jahres auch nur in die Nähe es Kaufhauses wagen. Danach bin ich dann immer WOM gegangen, die hatten zwar keine Süßigkeiten, wie ich fand, aber die besseren CDs.
7. Ich bin ein Spätzünder
Als andere schon viel weiter waren, spielte ich noch mit meinen Indianern und las Karl May. Meine Trainerin sagte mir das einmal, weil ich so enttäuscht darüber war, dass meine Altersgenossen einen Meter weiter sprangen als ich und schneller liefen. Ich habe sie nie eingeholt und den Sport dann sausen lassen.
In der sechsten Klasse fragten mich einmal die Mädchen, wen ich denn so gut fände. Ich antwortete schnell Depeche Mode und Madonna. Ich hatte weder einen Kassettenrekorder noch ein Radio und kannte keinen Song von denen. Aber das musste ich auch nicht, das war eine Auswahl, die sie nicht mit mir teilten, damals war gerade NKOTB stark im Kommen. Depeche Mode habe ich später alles gekauft und Madonna ein wenig, ich höre sie immer noch gern, konnte bei Depeche Mode das komplette Violator-Album auswendig und „Songs of Faith and Devotion“ war mein absolutes Lieblingsalbum, da waren die Alben aber auch schon längst in die Jahre gekommen und ich war wieder einmal zu spät.
Meine Nominierungen:
Medizinalrat Prof. Dr. von Pé
... w i [ e ] der [ W ] o r t e...[2]
Brain.Fuck.Yourself
Wortmischer
Zeilensturm
Stilhaeschen
Terpsicore
Viel Spaß!
War gestern im Prüfungsamt. Ernüchterungsstunde. Ich beschreite die Zielgerade und plötzlich wirft mir mein Spamfilter eine Mail von einem Mitarbeiter des Prüfungsamtes zwischen die Beine, dass es Probleme bei der Verbuchung meiner Leistungen gäbe. Deshalb war ich da. Es gibt ja immer wieder mal Probleme mit dem Prüfungsamt, so kurz vor dem Master hätte ich allerdings gerne darauf verzichtet.
Frau C. ist frei, niemand sonst ist im Büro. Ich gehe zu Frau C. und setze mich unaufgefordert, nachdem sie mir, ohne aufzublicken, erklärt hatte, sie wäre gleich soweit. Die Jacke und den Schal behalte ich gleich an, ein alter Fluchtinstinkt. Noch immer ohne aufzublicken, fragt sie mich, worum es denn ginge. Ich sage ihr, dass ich eine Mail bekam und es…, Probleme mit dem Verbuchen meiner Scheine gäbe, vervollständigt sie den Satz, schaut mich an und geht wortlos nach hinten, um meine Akte zu holen. Meine Akte ist die dickste und älteste der ganzen Uni, zumindest kommt mir das immer so vor. Meine Akte muss ein Kreuz tragen, ein Lesebändchen haben oder eine sonstige Markierung, denn fast alle Mitarbeiter des Prüfungsamtes finden meine Akte ohne Umschweife. Wenn mich Herr B. sieht, grüßt er mich mit Namen, er arbeitet auch im Prüfungsamt.
Frau C. sucht sich den Schein heraus und erklärt mir lang und breit, wieso das nicht geht, und dass ich alle Punkte beisammen habe, die ich für mein Fach Deutsch benötige und dass der Schein, so wie er hier vor ihr liegt, nicht verbucht werden kann, ich vielmehr einen ganz anderen Schein brauche, kein sprachwissenschaftliches, sondern ein literaturwissenschaftliches Seminar mit den dementsprechenden Studienleistungen. Ich bin zufrieden und will den Schein wieder einstecken. Ich habe so viele Schein in der Hinterhand, ich könnte glatt ein weiteres Mal studiert haben und würde trotzdem kurz vor dem Abschluss stehen. Mich juckt nicht, dass ich jetzt plötzlich einen anderen Schein brauche, der Schein ist nur eine Sprechstunde weiter bei einem oder einer Dozentin entfernt. Mich juckt nur, wie sie Deutsch, mein Nebenfach, betitelt, sie sagt es wäre mein Hauptfach. Sie sagt mir, dass sich daran nichts ändert, weil es ein konsekutiver Studiengang wäre und ich doch bereits im Bachelor mit Deutsch als Hauptfach und Geschichte als Nebenfach…, sie braucht nicht weiter sprechen. Da liegt der Fehler. Die Panik packt mich am Schlafittchen, wo ist die Tür?
Ich bleibe trotzdem sitzen, sage meinen Satz nochmal und sie guckt in ihren Rechner, in ihre Welt, wie sie so schön sagt, wenn sie meint, dass ich laut ihrem Programm ganz am Anfang meines Masters stehe, weil ich noch so gut wie keine Scheine abgegeben hätte. In meiner Welt sind die Scheine und Leistungen längst abgehakt, sie sind nur noch nicht eingesammelt worden.
Zu einem Abgleich der Welten kommt es jedoch vorerst nicht. Mein Studiengang ist falsch. Mein Studiengang ist falsch und ich habe das nicht gemerkt. Wie ich das nicht merken könne, sagt Frau C. ungehalten, und will meinen Studentenausweis sehen. Da steht es doch schwarz auf weiß, sagt sie, sehen Sie sich das mal an. Ich sehe nichts, sie erklärt es mir, merkt, dass man das gar nicht sehen kann und ihr Zorn ist verraucht. Sie schickt mich zum Immatrikulationsamt, ich soll das dort richten lassen und dann wieder kommen. Hinter mir warten plötzlich eine Reihe Studenten, ich habe sie nicht bemerkt, war wohl noch in meiner Welt.
Im I-Amt geht es schnell, Karte ziehen, fünf Minuten warten, drankommen, ein Anruf und alles ist paletti. Also wieder zurück zu Frau C. Das Wartezimmer ist wieder leer und ich bin sofort dran bei ihr. Sie verbucht meinen Schein, freut sich, ich freue mich, ich frage etwas und plötzlich sagt sie mit leichter Ungeduld auf der Zunge, das steht in der PO. PO ist die Prüfungsordnung. Die Prüfungsordnungen, ich sah sie kommen und gehen, habe ich alle durch, von Anfang an bis jetzt habe ich sie alle überlebt, ohne da nur einmal reinzugucken. Das sage ich Frau C. nicht, stattdessen lächle ich, mein Blick wandert dabei nach oben. Frau C. gibt mir die Auskunft, druckt mir noch was aus und dann schickt sie mich fort. Hinter mir hätte sich schon wieder ein ungeduldiger Pulk gebildet, sagt sie, und die Ohren soll ich steif halten. Versprochen!
Angesichts der Pariser Katastrophen wollte ich eigentlich lieber nichts schreiben. Da ist schon so viel gesagt und geschrieben worden, dass es mir nicht notwendig erscheint, da auch noch eine Fuhre Senf oben drauf zu schippen, zumal mein Senf bestimmt auch schon irgendwo geschrieben steht – nur eben nicht mit meinen eigenen Worten. Ich widme mich da lieber dem Tagesgeschäft und möchte mit diesem ersten Absatz nur mitteilen, dass diese Dinge nicht spurlos an mir vorüber gegangen sind.
Im Lidl musste ich heute bemerken, wie mir der Markt meinen Einkauf diktieren möchte. Discounter sind ja sowieso nicht dafür bekannt, ein ausreichend breites Sortiment zu haben, von Tiefe wollen wir erst gar nicht reden, doch in welche Richtung sich die Sortimente bewegen, war mir bislang noch nicht so klar. Heute wurde mir dies vor Augen geführt.
Ich war mit einem Einkaufszettel bewaffnet die Reihen abgegangen, entdeckte zu meiner Freude vier geöffnete Kassen, die alle nur wenig von Kunden frequentiert waren, als mir eine Notiz auffiel, die ich noch nicht abgearbeitet hatte. Ich stellte also meinen Wagen vor den Kassen ab, um diesen letzten Artikel in den Wagen zu verfrachten, Grieß.
Unsere Kinder essen gerne Grießbrei, dafür braucht man Grieß, Milch und ein wenig Zucker. On top könnte man noch Kirschen kaufen oder Apfelmus oder irgendwas anderes, was einem gerade schmeckt. Diese Sache ist so einfach zu kochen, das bekommt man sogar ohne einschlägige Rezepte hin, zumal sich auf der Verpackung mindestens ein solches Rezept nebst dem obligatorischen Serviervorschlag anbiedert.
Da das Verkaufspersonal an der Kasse saß, war der Laden natürlich unbesetzt. Ich fand den Grieß nämlich nicht. Er war nicht bei den Backwaren, bei den Nudeln war er nicht und beim Reis stand auch nix. Und dann stand da plötzlich dieser fesche Verkäufer mit Ohrring im Ohr und Piercing am Auge herum und ich fragte ihn sogleich, wo der Grieß denn sei. Grieß haben wir nicht mehr, sagte er mir und eilte an mir vorbei.
Mir direkt gegenüber stand das Regal für Reis, da gab es zwei Sorten Milchreis und vier Sorten Fertigmilchreis zum Anrühren. Es gibt kein Suppengrün, dafür aber drei Sorten Gemüsebrühe: von einem Markenhersteller, von einer Hausmarke und als Würfel. Es gibt jede Menge überteuerter Werbeartikel, mal ist Japan an der Reihe, dann Italien und dann Mexico, und wenn die Saison vorbei ist fristen die Reste ein Regal weiter ihr Dasein. Man kann im Lidl Kugelschreiber kaufen, Unterwäsche und Steckschraubenschlüssel, nur Grieß, den gibt’s es nicht mehr. Für Grieß muss ich jetzt ins Delikatessengeschäft oder in den Bioladen oder ich muss ihn bei meinem Dealer bestellen, ich weiß es nicht.
Angesichts der Katastrophen in Paris erscheint mir meine soeben gemachte Erfahrung geradezu lächerlich. Jetzt, wo ich mich als wahrscheinlich einziger über Grieß beim Discounter ausgekotzt habe, würde ich auch gern wieder zur Normalität zurückkehren, nur weiß ich leider nicht, wo das ist.
Der totale Einfall kam mir, als ich das Gespräch von gestern Nacht resümierte und unsere Stühle nachzählte. Wir hatten einen zu wenig für die Gäste, die zu Silvester bei uns feiern wollten. Daraus ergaben sich zwei Möglichkeiten, eine davon ließ mich mein Frühstück vorzeitig beenden und der anderen Möglichkeit zu harren, die nicht mir sondern meiner Frau eingefallen war. Lass uns doch schnell bei Ebay gucken, ob nicht einer einen solchen Stuhl gerade anbietet, dann können wir uns Ikea ersparen, sagte sie. Ich sah meine Kötbullar sich in Luft auflösen und fragte deshalb nach der letzten Scheibe Toast. Ja, die würde sie noch essen, sagte sie und schaltete sogleich den Rechner an, um nach frei gewordenen Stühlen zu fahnden.
Meine Laune war im Keller. Einsilbig kommentierte ich den von ihr vorgelesenen Bestand. Ich Glückspilz hatte Glück und die Stühle waren entweder nicht unser Modell oder zu weit weg oder zu teuer oder beides von allen. Es wurde abgemacht, zu Ikea zu fahren und den fehlenden Stuhl zu holen. Was wird da schon los sein, dachte ich noch, als meine Frau davon anfing, wie voll das da sein wird. Als ob die Leute nichts Besseres zu tun hätten, als zwischen den Jahren frittierte Klöße mit Pommes zu essen – Preiselbeeren finde ich bescheuert, sowas gehört ins Kompott.
Wir fuhren da hin und wie das manchmal so passiert, macht man sich so seine Gedanken, wo der Pulk der Autos denn so hin will am frühen Mittagmorgen. Als dann keine andere Option mehr offen war, musste ich meiner Frau zugestehen, dass sich Hannover zum Klöße Essen bei Ikea verabredet hatte. Die Freifläche war gesperrt, das erste Parkdeck komplett zugeparkt und im zweiten fanden sich ganz hinten noch ein paar Plätze für diejenigen, die zu spät dran waren, für uns also.
Wir machten aus, dass meine Frau den Stuhl und bei der Gelegenheit gleich noch ein Sitzkissen besorgen würde, während ich mit den Kindern irgendwo warten würde, um dann gemeinsam zur Kantine zu gehen. Es war so voll, dass ich Mühe hatte einen Platz zu finden, wo ich den Kinderwagen parken konnte, ohne dass er im Weg stand – er stand dann schlussendlich im Weg – und außerdem noch auf Madame ein Auge haben könnte. Der Große ist gerade bei den Großeltern, das machte die Sache einigermaßen übersichtlich. Madame kochte mir in der Kinderküche eine Suppe aus Pilzen, Fisch und dem Krönchen eines Stoffmuffins, während ich aus Kleinsttassen imaginierten Tee und Kaffee schlürfte. Heiß!, sagte Madame immer wieder und ermahnte mich, doch vorher zu pusten.
Dann war es endlich soweit. Wir gingen rüber, bestellten unsere Kötbullarportionen und fanden sogar einen Fensterplatz. Minimi bekam nur Brei, was ihn irgendwie zu frustrieren schien. Madame machte sich ohne Umschweife über die Klopse her, bis meiner Frau einfiel, ihr die kleine Schwedenflagge zu reichen, die in einem ihrer Klopse steckte, von da an wurde unter erschwerten Bedingungen weiter gespeist. Halbe Klopse landeten schon mal auf dem Fußboden, wenn die schwedische Gabel plötzlich nachgab, den Klopsen machte das nichts, die hatten da unten reichlich Gesellschaft.
Ich aß mit Inbrunst meine Kötbullar, die Pommes und die Soße, die so lau war, wie ich sie in Erinnerung hatte. Salz dürften die Schweden kaum gekannt haben, ein Umstand, den ich immer wieder vergesse, sobald ich mit den Klößen sitze und es mir gemütlich gemacht habe. Pech eben. Geht’s eben ohne Salz.
Nebenbei hörte ich die Durchsagen. Es kamen viele davon. Einige handelten von Falschparkern, andere von Kindern, die aus dem Smalland abgeholt werden wollten und die besten sind natürlich die Durchsagen, die sich an Personen richten, denen Angehörige verloren gegangen sind: „Herr Bartels, Herr Bartels, bitte kommen Sie in die Pflanzenabteilung! Ihre Frau und Ihre Tochter warten da auf Sie!“ Ich träumte von Familienzusammenführungen und davon, wie Herr Bartels nichts ahnend, dass er eine Tochter hätte, in die Pflanzenabteilung ginge und sich von weitem erst einmal einen Überblick verschafft, seine Tochter sieht und plötzlich entscheidet, dass er doch keine Tochter haben möchte, und diese Frau auch nicht. Was für ein schlauer Typ.
„Frau Bartels, Frau Bartels, bitte kommen Sie in die Pflanzenabteilung! Ihr Mann erwartet sie dort!“ Prompt kommt also die Retourkutsche, dachte ich bei dieser zweiten Anrufung. Da hat ihm die Frau und Tochter nicht gefallen und dann ruft er sich einfach eine Neue aus. Und auf die Tochter hat er gleich verzichtet, das muss ein richtiger Stratege sein dieser Herr Bartels. Vielleicht sollte ich mir auch einen Herr Bartels besorgen - aber heute nicht, es ist hier einfach zu voll.
Dienstag ist Einkaufstag. Da schnappe ich mir den Firmenwagen und fahre damit zur Metro, um die Köche, für die ich arbeite, mit allem Notwendigen zu versorgen. Häufig bekomme ich die Liste einer Filiale mit dazu und bringe im Anschluss auch dort die fehlenden Waren vorbei. Im Sommer habe ich sogar drei Filialen zu beliefern, dann ist der Dienstag ein ziemlich langer Tag.
Oh, du fröhliche, heute war die Liste kurz, die andere Filiale hat Betriebsferien. Ich packte meine Sachen, verlud sie ins Auto und stapfte mit dampfendem Kaffeebecher zur Fahrerseite und stieg ein. Tank leer, bis zur Tanke komme ich noch, sogar wieder zurück, ich machte mir keine Sorgen. Ich fuhr die Strecke, die ich immer fahre, bog in den Weg ein, den ich immer nehme, lud die leeren Flaschen, die ich dienstags ebenfalls zu entsorgen habe in die jeweiligen Glascontainer und dachte mir, ich müsste eigentlich kurz anrufen, ob die Köche schon da sind, denn dort wo die Glascontainer stehen ist der Scheideweg. Hier biege ich entweder zur Metro ab oder fahre geradeaus weiter in einen anderen Stadtteil, um einen Fleischer um ein wenig Kalb und Currywürste zu erleichtern.
Oh, du dämliche, mein Telefon steckte nicht in meiner Jackentasche, es lag zuletzt auf dem Küchentisch neben einer Kerze, die da seit kurzem steht. Die Richtung war also klar, nämlich keine von beiden, es ging zurück. Dort angekommen finde ich mein Telefon sofort, stecke es ein, renne wieder runter und fahre denselben Weg zurück. Anrufen hatte ich vergessen. Ich kaufte die wenigen Sachen ein, die auf der Liste standen und freute mich, dass ich so schnell würde fertig sein können. Dann schaute ich endlich auf mein Telefon.
Oh du tonlose, ich sah die drei Anrufe in Abwesenheit, von Apia, unserem Mann fürs Grobe? Wieso ruft der mich an? Braucht er noch dringend eine Parkettpflege? Ich stellte den Ton wieder ein und rief ihn an, er ging nicht ran. Ich rief im Laden an und bekam keine Verbindung. Apia rief mich zurück und reichte mich an den Koch weiter. Hallo Rupan, sagte ich. Er befahl mir 15 Entenkeulen, 2 Dosen Rotkohl, ein Stück Fleisch von einem Tier, das ich nicht kannte und Klöße, einen Tag vor Weihnachten. Ich hatte eine ganz kleine Ahnung, wie sich der Tag entwickeln würde, als ich die Klöße hörte. Vorher jedoch hörte ich genauestens hin, weil ich einfach nicht verstand, welches scheißtote Tier ich ihm verdammt nochmal mitbringen sollte. Unser Koch kommt ursprünglich aus Sri Lanka, spricht ein akzeptables Deutsch aber es gibt bestimmte Buchstabenverbindungen, für die sind srilankesische Zungen einfach nicht gemacht. Ich hatte jedenfalls seine Zunge im Ohr und verstand nullkommanichts. Glücklicherweise war der Chef da, wurde weitergereicht und sprach mit mir. Nicht Fisch, sondern Hirsch wollte Rupan haben. Ach, und das Festnetz ist übrigens kaputt, sagte er beiläufig. Ach, und da wäre noch eine Kleinigkeit, fing mein Chef an. Ob ich nicht kurz hochgehen könnte zu den Elektrosachen und ein Ersatzteil bestellen. Ich könnte ja auch hingehen, mir das Ausstellungsstück vornehmen und das kleine Teil einfach in meiner Jacke verschwinden lassen.
Oh du steinige, ich sagte, ich sehe, was ich tun kann. Dazu muss ich anmerken, dass ich am Haupteingang bei den Nonfoodsachen hereinkomme, meine Runde gehe und am Ende bei der Frischeabteilung herauskomme, direkt neben den Zigaretten und – das ist das wichtigere Detail – bei den Kassen für Gold- und Silberkartenbesitzer. Ich habe eine solche und wenn die Schlangen quer durch den Laden bis zum Frischfisch reichen, stinkt mir das nicht. Ich gehe zu einer der beiden Kassen und habe meist nie mehr als zwei höchstens auch mal vier Kunden vor mir. Da stand ich mit meinem Wagen, hakte gerade die Klöße ab, die es nicht gab – dafür aber Kloßteig – und brauchte nur noch durch die Kasse gehen und…, naja, es half nichts. Ich musste da hoch. Die Kaffeemaschine war schnell gefunden, das Ersatzteil jedoch war in dem Ausstellungsstück leider nicht vorhanden. Da vorn steht ein Verkäufer hinter dem Tresen und telefoniert, gleich bin ich dran, ja, jetzt: „Ich möchte ein Ersatzteil bestellen für die Kaffeemaschine da vorne“, rief ich und zeigte nach hinten, wo das Ding herumstand. Er drehte sich um und sagte mir, das müsse ich unten tun, im Servicebüro. Im Servicebüro? Das Servicebüro sei der Empfangsschalter, dort arbeiten welche, die bestellen Ersatzteile.
Oh du umständliche, ich trat den Rückzug an und stellte mich unten an den Schalter, der von Kundschaft penetriert wurde, die in losen Reihen an mindestens vier Stellen standen bei zwei telefonierenden Frauen. Es ging erstaunlich schnell, ich kam nach nur zehn Minuten an die Reihe. Mein Begehr nur kurz angerissen, ach da wäre ich bei ihr falsch, das macht die Kollegin, da müssen sie sich dort anstellen. Wo gerade eine Frau eine LKW-Ladung Senfflaschen zurückgeben wollte.
Oh du schäumende, weil alle nach mir gekommenen Kunden jetzt vor mir an der Reihe waren, weil ich meine Position gewechselt hatte, wartete ich weitere zehn Minuten, um mich dann fragen zu lassen, ob ich auch eine neue Kundenkarte bräuchte, weil das ja nicht die richtige Schlange undsoweiter. „Ich will was bestellen“, bellte ich. Sie trottete zu mir herüber mit dem Vernichtungsschlag auf der Zunge. „Artikelnummer?“ Artikelnummer?
Oh du mörderische, das hätte mir niemand gesagt, ich war doch gerade…, nein, ohne Artikelnummer könne sie nichts bestellen. Ich solle doch bitte wieder nach oben gehen und mir für das Ersatzteil eine Artikelnummer geben lassen. Nur ganz kurz, es gab keine Artikelnummer. Der Kollege von vorhin brach einen Karton auf und holte die Bedienanleitung heraus, in der nur stand, es handele sich um einen sogenannten Federring. Ich machte mir Hoffnung, indem ich ihn bat, mir das Teil doch kurz, hehe, nur mal ganz kurz, auszuleihen. Ich würde damit prompt abhauen und nie mehr wiederkommen, nein, ich würde zum Schalter gehen und der Frau das Ding zeigen, damit sie es bestellen kann. Das geht nicht, sagte er und machte mir eine Kopie des Teils und obendrein die Anleitung mit der Stelle, wo stand, dass es sich um einen Federring handelte, er nahm dafür die italienische Anleitung, was ich erst unten bemerkte.
Oh du verzweifelte, ich stapfte nach unten, hielt der Tante triumphierend meine Zettel vors Gesicht. Sie, unbeeindruckt, bemerkte die fehlende Artikelnummer und rief den Kollegen an. Jetzt hole ich noch einmal ganz kurz aus: Dieser Federring sorgt dafür, dass der Kaffeefilter nicht direkt auf dem Metall aufliegt, welches nur angebohrt, sonst verstopfen würde, wenn der Federring nicht für Abstand sorgt. Wenn der Filterträger gewechselt wird, kehrt man ihn zuoberst und hat üblicherweise einen Mülleimer darunter, in den der gebrauchte Filter hineinfällt, mit dem Federring, und dann ist das Teil weg. Und dann muss ich los und ein solches Teil bestellen. Ich will nicht wissen, wie oft so etwas passiert, wie viele solcher Teile man eigentlich braucht oder wie sich Kaffeemaschinenbesitzer behelfen. Jedenfalls hätte dieses Teil doch eine Artikelnummer verdient, oder nicht? Es handelt sich auch nicht um ein srilankesisches Fabrikat, sondern um die Hausmarke Rioba, in der dieser Federring stecken sollte, wenn er nicht im Mülleimer verschwunden wäre.
Oh du geduldige, sie bestellte mir das Teil, nachdem ich ihr zum sechsten Mal erklärt hatte, wie es heißt und wofür es da sei. Ich bestellte zwei von den Dingern und schwor eigens einen Zettel an die Maschine zu bappen, auf dem ich unter Androhung der Todesstrafe bemerkte, dass dieser beschissene Federring bitte wieder zurückgelegt wird, sollte er zufällig im Mülleimer landen. Ich ging zurück zu meinem Wagen, die Entenkeule wäre gar gewesen, wenn ich sie nicht vorsorglich in eine Box für Gefriergut getan hätte. Ich holte die restlichen Artikel, wollte meine Liste abstreichen, aber den Kugelschreiber hatte mir jemand geklaut. Scheiß drauf, nur ein Kunde vor mir an der Kasse. Nur Zigaretten, drei Kartons, 2941 Euro und 25 Cents. Er zählte gerade seine Zweieurostücke ab.
Oh du hysterische, bei 42 Euro hörte er auf, holte ein Bündel Fünfhunderter aus der Tasche und beglich den Rest. Bis auf die Enten, die natürlich, haha, natürlich keinen Barcode hatten, den man abscannen konnte und deshalb einzeln eingegeben werden mussten, lief alles ganz normal. Ich beruhigte mich wieder, und als ich endlich die Rechnung in den Händen hielt, rutschte mir doch glatt ein „Schöne Feiertage“, über die Lippen. Ich stieg ins Auto, fuhr zurück und packte aus. Davongekommen.
Dann fragte mich Rupan, ob ich denn beim Fleischer gewesen sei, ob mir Khedis, die srilankesische Küchenhilfe und Gelegenheitskoch, keine Nachricht hinterlassen hätte. Nein sagte ich, mein Blick sagte etwas anderes, etwas, was jeder versteht, in jeder Sprache, etwas internationales.