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Donnerstag, 15. Januar 2015

Von Panikschlafittchen und steifen Ohren

War gestern im Prüfungsamt. Ernüchterungsstunde. Ich beschreite die Zielgerade und plötzlich wirft mir mein Spamfilter eine Mail von einem Mitarbeiter des Prüfungsamtes zwischen die Beine, dass es Probleme bei der Verbuchung meiner Leistungen gäbe. Deshalb war ich da. Es gibt ja immer wieder mal Probleme mit dem Prüfungsamt, so kurz vor dem Master hätte ich allerdings gerne darauf verzichtet.

Frau C. ist frei, niemand sonst ist im Büro. Ich gehe zu Frau C. und setze mich unaufgefordert, nachdem sie mir, ohne aufzublicken, erklärt hatte, sie wäre gleich soweit. Die Jacke und den Schal behalte ich gleich an, ein alter Fluchtinstinkt. Noch immer ohne aufzublicken, fragt sie mich, worum es denn ginge. Ich sage ihr, dass ich eine Mail bekam und es…, Probleme mit dem Verbuchen meiner Scheine gäbe, vervollständigt sie den Satz, schaut mich an und geht wortlos nach hinten, um meine Akte zu holen. Meine Akte ist die dickste und älteste der ganzen Uni, zumindest kommt mir das immer so vor. Meine Akte muss ein Kreuz tragen, ein Lesebändchen haben oder eine sonstige Markierung, denn fast alle Mitarbeiter des Prüfungsamtes finden meine Akte ohne Umschweife. Wenn mich Herr B. sieht, grüßt er mich mit Namen, er arbeitet auch im Prüfungsamt.

Frau C. sucht sich den Schein heraus und erklärt mir lang und breit, wieso das nicht geht, und dass ich alle Punkte beisammen habe, die ich für mein Fach Deutsch benötige und dass der Schein, so wie er hier vor ihr liegt, nicht verbucht werden kann, ich vielmehr einen ganz anderen Schein brauche, kein sprachwissenschaftliches, sondern ein literaturwissenschaftliches Seminar mit den dementsprechenden Studienleistungen. Ich bin zufrieden und will den Schein wieder einstecken. Ich habe so viele Schein in der Hinterhand, ich könnte glatt ein weiteres Mal studiert haben und würde trotzdem kurz vor dem Abschluss stehen. Mich juckt nicht, dass ich jetzt plötzlich einen anderen Schein brauche, der Schein ist nur eine Sprechstunde weiter bei einem oder einer Dozentin entfernt. Mich juckt nur, wie sie Deutsch, mein Nebenfach, betitelt, sie sagt es wäre mein Hauptfach. Sie sagt mir, dass sich daran nichts ändert, weil es ein konsekutiver Studiengang wäre und ich doch bereits im Bachelor mit Deutsch als Hauptfach und Geschichte als Nebenfach…, sie braucht nicht weiter sprechen. Da liegt der Fehler. Die Panik packt mich am Schlafittchen, wo ist die Tür?

Ich bleibe trotzdem sitzen, sage meinen Satz nochmal und sie guckt in ihren Rechner, in ihre Welt, wie sie so schön sagt, wenn sie meint, dass ich laut ihrem Programm ganz am Anfang meines Masters stehe, weil ich noch so gut wie keine Scheine abgegeben hätte. In meiner Welt sind die Scheine und Leistungen längst abgehakt, sie sind nur noch nicht eingesammelt worden.

Zu einem Abgleich der Welten kommt es jedoch vorerst nicht. Mein Studiengang ist falsch. Mein Studiengang ist falsch und ich habe das nicht gemerkt. Wie ich das nicht merken könne, sagt Frau C. ungehalten, und will meinen Studentenausweis sehen. Da steht es doch schwarz auf weiß, sagt sie, sehen Sie sich das mal an. Ich sehe nichts, sie erklärt es mir, merkt, dass man das gar nicht sehen kann und ihr Zorn ist verraucht. Sie schickt mich zum Immatrikulationsamt, ich soll das dort richten lassen und dann wieder kommen. Hinter mir warten plötzlich eine Reihe Studenten, ich habe sie nicht bemerkt, war wohl noch in meiner Welt.

Im I-Amt geht es schnell, Karte ziehen, fünf Minuten warten, drankommen, ein Anruf und alles ist paletti. Also wieder zurück zu Frau C. Das Wartezimmer ist wieder leer und ich bin sofort dran bei ihr. Sie verbucht meinen Schein, freut sich, ich freue mich, ich frage etwas und plötzlich sagt sie mit leichter Ungeduld auf der Zunge, das steht in der PO. PO ist die Prüfungsordnung. Die Prüfungsordnungen, ich sah sie kommen und gehen, habe ich alle durch, von Anfang an bis jetzt habe ich sie alle überlebt, ohne da nur einmal reinzugucken. Das sage ich Frau C. nicht, stattdessen lächle ich, mein Blick wandert dabei nach oben. Frau C. gibt mir die Auskunft, druckt mir noch was aus und dann schickt sie mich fort. Hinter mir hätte sich schon wieder ein ungeduldiger Pulk gebildet, sagt sie, und die Ohren soll ich steif halten. Versprochen!

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