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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Gedankeninseln

Montag, 14. Dezember 2015

Nachruf Hörbar

Mir ist vor geraumer Zeit einmal aufgefallen, dass sich die Straßenbahnen auf der Limmerstraße häufig an genau einem Punkt treffen. Dort war früher eine Bar. Der Name dieser Bar war Hörbar. Das ist ein so bescheuerter Name, dass mir überhaupt kein noch bescheuerterer Name einfällt, obwohl ich ganz bestimmt schon solche Namen gehört oder gelesen habe. Einen Ort Bar zu nennen ist ja nicht verkehrt, wenn es denn dort etwas zu trinken gibt. Aber dem Ort einen bestimmten Sinn geben zu wollen, indem man den Namen des Ortes, also der Bar, mit irgendwas in Verbindung bringt, was ein -bar- in sich trägt, das ist wirklich nicht sehr geistreich.

Hörbar hieß die Bar auch deshalb, weil man dort Platten kaufen konnte. Klamotten gab es und Schnaps in teuren Flaschen. Grundsätzlich wurde aber schon ausgeschenkt. Ein hervorragender Espresso traf auf Menschen mit einer bewundernswerten Gemütsruhe. Egal, wie voll oder stressig es gerade schien, der Kaffee dauerte so lange, wie er dauerte und der Kaffee schmeckte immer gut.

Von einem ganz bestimmten Manko des Kaffees habe ich hier schon mal berichtet, aber das ist jetzt nicht der Augenblick, sich darüber aufzuregen. Es war immerhin die einzige Bar, die ich kenne – außer der Bar, wo ich arbeite – in der ich meinen Kaffee mit Pfefferminzsirup bekommen konnte. Früher gab es das sogar in der Cafeteria der Mensa. Jetzt nicht mehr. Jetzt gibt es auch die Bar nicht mehr, was ich trotz des bescheuerten Namens doch erheblich schade finde.

Die Straßenbahn trifft sich dort manchmal immer noch. Und neulich als ich daran vorüberging traf sie sich nicht dort. Ich dachte, wie immer, dass wahrscheinlich eine der beiden Straßenbahnen zu spät dran sei. Doch dann fiel mir auf, dass ja auch eine der beiden Straßenbahnen zu früh dran sein könnte.

Natürlich war es die Straßenbahn, die aus meiner Richtung kam, die zu spät oder zu früh dran war. Das kann ja gar nicht anders sein, dachte ich noch, musste mir aber insgeheim eingestehen, dass es für die andere Straßenbahn keinen plausibleren Grund gab, pünktlich zu sein, was ich schon einigermaßen unerhört fand.

Noch unerhörter war aber, dass es überhaupt keinen Grund gab, warum sich die Straßenbahnen noch hier treffen sollten. Vielleicht hatte sich der Fahrplan geändert. Vielleicht haben sich die Straßenbahnen nur zufällig ein paar Male hier getroffen, und ich habe das zufällig bemerkt und deshalb gedacht, dass müsste so, obwohl doch der Fahrplan ein Treffen an ganz anderer Stelle vorsieht. Und der Einzige, der kompetent genug wäre, mir diese Frage zu beantworten, wäre der Besitzer dieser Bar gewesen, der die Bahn ja tagaus tagein an seinem Laden vorüberfahren gesehen hat. Doch den kann ich jetzt auch nicht mehr fragen, weil es die Bar ja nicht mehr gibt. Vielleicht ist ihm das aber auch nie aufgefallen.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Radio



Vielleicht werde ich langsam alt. Vielleicht werde ich aber auch ganz schnell alt und merke das nur ganz langsam. Aber egal, wie herum ich es drehe, die Zeit ist gegen mich. Das ist schlecht. Das nagt an mir.

Heute war einer dieser Tage, wo ich mir darüber Gedanken machte, wie die Welt in ein paar Jahren wohl funktioniert. Ich kam zu keinem guten Ergebnis. Ich saß dabei – das sollte ich wohl erwähnen – in einem niegelnagelneuen PKW der Sonderklasse und sollte damit meine Einkäufe für die beiden Bars erledigen. Das Fahrzeug, welches ich normalerweise benutze, war in der Werkstatt gewesen und unabkömmlich. Deshalb saß ich darin.

Meine erste und wichtigste Einstellung gilt immer dem Sitz. Dann kommt das Radio und dann erst der Rückspiegel. Das mache ich immer so. Sitz gut. Armlehne ok. Radio: Katastrophe! Ich kann den Sendersuchlauf nicht finden. Ich finde weder den manuellen Sendersuchlauf, noch finde ich den automatischen. Ich finde ein paar Sender und finde heraus, dass da eine Fläche ist, auf der ich hin und her wischen kann, wie auf meinem Smartphone. Aber ich finde meinen Radiosender nicht. Er ist auch nicht voreingestellt. Ich höre immer Deutschlandradio Kultur. Ich bekomme den Sender nicht rein.

Mich überkommt keine Panik, weil ich den Deutschlandfunk bekomme. Die zweitbeste Lösung. NDR Kultur geht auch, da sind sich sogar die Frequenzen ziemlich nahe. Aber meinen Sender bekomme ich nicht.

Nach einer kurzen Fahrt stehe ich auf einem Parkplatz und denke, ich probiere es erneut. Und siehe da, es geht. Plötzlich ist Deutschlandradio Kultur erhältlich. Ich nehme das Programm und verlasse es nicht mehr. Die Gedanken – daher der mühsame Anfang des Textes – kreisen um den plötzlichen Empfang des Senders.

Ich steigere mich da hinein und befürchte, dass ich den Sender deshalb nicht einstellen konnte, weil ich ihn an meinem vorherigen Stellplatz nicht richtig empfangen konnte. Ich vermute weiterhin, dass eine manuelle Einstellung überhaupt nicht mehr vorgesehen ist, weil es keinen Sinn macht, sich 1. die Frequenz eines Senders zu merken und 2. einen Sender hören zu wollen, den man nicht richtig empfängt. 97,4 MHz ist die Frequenz meines Senders in unseren Breiten. Früher konnte ich ganze Telefonbücher auswendig und habe das abgestellt, weil mein Telefon sich das merken kann. Jetzt merke ich mir nur noch die Nummer meiner Bankkarte und die Frequenz meines Radiosenders, die ich mir in Zukunft vielleicht auch nicht mehr merken brauche, weil ich sie sowieso nicht einstellen kann. Weil Konstrukteure von Autoradios entschieden haben, dass ein manueller Sendersuchlauf Quatsch ist. Weil ein automatischer Sendersuchlauf eben den Sender nicht einstellt, wenn der Empfang zu schlecht ist. Was dabei jedoch vergessen wurde, was ich den Konstrukteuren gerne mit auf den Weg geben möchte: Es gibt Leute, die hören lieber schlecht empfangbare gute Radiosender, als gut empfangbare schlechte Radiosender.

Samstag, 5. Dezember 2015

Nicht mehr

Vor langer Zeit einmal habe ich in einem Supermarkt Inventur gemacht. Wir kamen unsortiert dort an und wurden dann eingeteilt in Zweierteams, um Dinge zu zählen. Von uns zählte ich, und mein Partner, den ich nicht kannte, schrieb auf, was ich zählte. Wenn wir ein Regal fertig hatten, dann ging es zum nächsten, nicht ohne vorher einen großen Zettel an das Regal zu kleben, auf dem so etwas stand wie: Erfasst. Oder sowas ähnliches. Ich weiß es nicht mehr.

Was ich aber noch weiß, ist, dass ich eine Gitterbox zu zählen hatte, in der lauter kleine Dosen Tomatenmark lagen. Es waren bestimmt hundert. Oder noch mehr. Das weiß ich nämlich auch nicht mehr. Aber seitdem mag ich Tomatenmark nicht mehr, vor allem nicht jenes, welches in kleinen Dosen daherkommt. Schon allein der Umstand, dass es Dosen gibt, die noch kleiner sind als Thunfischdosen, war mir bis dahin unbekannt, und der Preis dieser Dose, der irgendwo im Pfennigbereich angesiedelt war, rechtfertigte niemals den Bohei um die Dose, den Dosenöffner, den Inhalt und den Nutzen.

Trotzdem gibt es wahrscheinlich immer noch Dosen von Tomatenmark in unzureichender Größe und überdimensionierter Festigkeit, als gälte es Überlebende eines Atomkrieges von den Vorzügen einer Dose Tomatenmark samt Geschmacksprobe zu berichten; denn mehr Platz bietet diese kleinste Verpackungseinheit ja nicht.

Die Dosen waren übrigens nicht stapelbar, ich stapelte sie trotzdem. Dann fielen sie um und ich begann, unter dem Regal herumzukriechen, um einzelne verstreute Objekte aufzuklauben. Das ist wie zu einem Umzug eine Münze unter dem Sofa zu finden, die nicht klein genug ist, um sie zu ignorieren und nicht groß genug, um sich die Hände dafür dreckig zu machen. Kleingeld ist ja überhaupt so eine Sache. Es fliegt ständig irgendwo herum und tritt es geballt auf, beult es das Portemonnaie aus. Womöglich fällt es an den Seiten heraus und rollt unter das Sofa.

Aber was erzähle ich da überhaupt schon wieder? Wo bleibt denn die Moral von der Geschichte? Tja, es gibt keine. Außer vielleicht, dass Tomatenmarkdosen genauso wenig stapelbar sind wie Kleingeld und gerne mal unter Dinge rollen, wo sie dann vergessen werden. Mehr ist es nicht.

Mittwoch, 25. November 2015

Anachronistisches



Ich mag Erlen. Längst sind alle Bäume kahl und diese Bastionen stehen immer noch mit ihrem Blattwerk herum und trotzen der Jahreszeit.
Es wird bald Winter, Weihnachten.
Dann wird das Ganze plötzlich lächerlich.

Donnerstag, 19. November 2015

...

Mir ist etwas Komisches aufgefallen. Journalisten wehren sich gerne vehement gegen den Begriff der „Gleichschaltung“, was auch seine Gründe hat, zumal der Begriff aus der NS-Vergangenheit nicht gerade mit positiver Überladung punkten kann. Demgegenüber stehen aber immer wieder Aussagen, die von Journalisten selbst gemacht werden, die über andere Journalisten oder deren Medien schreiben. Und das nicht unbedingt abfällig, sondern einfach den Tatsachen entsprechend.

Es geht um den kleinen, und wie ich finde, feinen Unterschied, ob jemand mit einem Zeitungsartikel zitiert wird und dieser dann der Zeitung zugeordnet wird oder ob dort einfach nur noch steht: „…sagte er in einem Interview, dass er der Funke-Gruppe gegeben hat“. Damit ist natürlich klar, dass das Interview in einer der vielen Zeitungen, wahrscheinlich sogar in mehreren und manchmal sogar in allen Zeitungen abgedruckt nachzulesen ist, die der Funke-Gruppe angehören. Aber transportiert diese Ansage, „Funke-Gruppe“ oder „Madsack-Gruppe“ oder „Springer-Gruppe“, denn noch ein in den Tageszeitungen ursprünglich angelegtes Bild von Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit? Wohl eher nicht.

Und dann diese Namen. Als säßen dort fünf Leute am Kamin und bestimmen das journalistische Geschehen in Deutschland. An diesen Namen dürfen sich nun alle abarbeiten und tun das auch, und irgendwie merkt keiner so wirklich, dass sowohl die eine Seite der Medaille, die Reduzierung auf ein paar Namen und deren Verteufelung, als auch die andere, dass mit dieser Reduzierung eine genauso einseitige Reaktion erfolgt, die den Damen und Herren der obersten Etage nur in die Hände spielt, weil sie damit ihre „Marke“ und ihr Image aufbauen, trotz und wegen dieser schlechten Kritik.

Wir haben doch die Wahl. Lesen wir doch nur noch die Nachdenkseiten, den Postillon, fefe. Oder wir lesen die Springer-Presse, die Funke-Gruppe oder wen oder was auch immer. Es steht uns doch frei. Es steht doch allen frei.

Montag, 16. November 2015

Pommes um halb fünf

Heute Morgen um 04:31 Uhr war die Nacht vorbei. Das war sehr schade, denn es ist nicht die Zeit, die ich üblicherweise bis zu dem Zeitpunkt, das Haus zu verlassen, benötige. Es ist viel zu viel Zeit.

Das war auch deshalb schade, weil ich mich gerade in einem interessanten Traum befand, bei dem ich eine Wette auf die Zukunft eines Mückenstiches platzieren sollte. Es kamen lauter Leute darin vor, die ich kenne, und es versprach noch ein wenig schlüpfriger zu werden, als es sowieso schon der Fall war. Naja, ich will hier niemanden kompromittieren, weil sie sich in meinem Traum ein wenig haben gehen lassen, deshalb werde ich hier keine Namen nennen.

Aufgewacht bin ich, weil unser jüngster Sohn seinen Schnuller nicht finden konnte und sich lautstark und unglücklich über den leeren Mund äußerte. Das hörte ich und lief schnell hinüber. Gänzlich verstimmt über diesen Umstand hatte sich der kleine Racker schon aufgesetzt und blickte sich im Halbdunkel um. Ich fing sofort an, die üblichen Schnullerplätze aufzusuchen und wurde natürlich nicht fündig. Nirgends war dieses Ding zu sehen bzw. zu ertasten. Unsere Tochter war mittlerweile ebenfalls erwacht und beobachtete mich dabei, wie ich mit dem freien Arm unter dem Bett den Staub aufwirbelte. Nichts. Unser Sohn hatte sich derweil wieder hingelegt und den Schnuller wieder im Mund. Also sprach ich ein paar nutzlose, beruhigende Worte und verließ das Zimmer.

An Einschlafen war nicht mehr zu denken. Ich dachte deshalb an etwas anderes, um mich abzulenken. Ich dachte daran, dass Trithemius sich seit neuestem immer eine Portion Pommes kauft, wenn wir uns im Vogelfrei treffen und ich ihm, je nach Hungerlage ein bis fünf Pommes stibitze. Und nicht nur ich. Auch Herr Putzig greift manchmal zu und Filipe d’Accord. Jedenfalls dachte ich, wäre es doch nett, ihm ein Sammelheft zu schenken, in dem wir ihm je einen Stempel hineinstempeln nach einem solchen Mahl, und wenn er dann, sagen wir mal, 20 Stempel von einem von uns hat, bezahlt derjenige die Pommes von Trithemius.

Um 06:27 Uhr war ich mit Denken fertig und hörte bereits, wie die drei kleinen Racker Krawall machten. Da war die Nacht dann wirklich vorbei.

Mittwoch, 11. November 2015

Der Schied: Unter-

Gestern trafen sich die drei Halunken in ihrer Lieblingsspelunke und sprachen über Whisky. Whsiky kann man ja auch so schreiben: Whiskey. Dann kommt er von woanders her. Das ist auch schon ein Unterschied. Man kann auch Scotch oder Bourbon dazu sagen, jedenfalls zu manchen. Zu manch anderen wiederum nicht. Und es gibt alte Whiskys und alte Wihskys. Oder auch alte Whiskesy oder alte Wihskeys.

Das mit dem alt kommt daher, dass es sich entweder um einen alten Whisky handeln kann, der entweder lange gereift ist oder einfach schon lange irgendwo herumsteht und einem nur vorgegaukelt wird, dass der Wikhsey reift, obwohl er eigentlich schon schlecht ist. Diese Whiksys schmecken dann nur Kennern.

Und dann gibt es noch das andere alt, welches sich gar nicht auf den Wsikhye bezieht, sondern damit eher das Nunterehmen und seine lange Tradition im Brauen von Wyhski meint. Oder auch Whiskye. Sagt man das überhaupt so, Brauen?

Brauen ist ja auch so ein Wort mit völlig unterscheidlicher Debeutung. Hängen sie dir über den Augen, müssen sie entweder fediniert oder gestutzt werden, und sind sie selber Audsruck einer Tätigkeit, entsteht daruas Bier oder Whisky. Oder auch Whiskey.

Was überhaupt gar nicht stimmt, denn Wkysih wird gar nicht gebraut, der wird gebrannt. Weyskhi übrigens auch nicht. Bruaen eigent sich hüberaupt nicht zur Schrebeibung der Herstellung von Wkisyh.

Die vier Halunken stritten sich jefendalls eine Weile darüber, viewiele Unterscheide das denn wohl sind, zwischen alt und alt und alt und alt. Und weil einer der Lahunken nicht renchen konnte, kam bei ihm immer einer mehr rehaus als bei den anderen. Das barchte die anderen beiden so auf die Plame, dass sie fortan nicht mehr über Whisky sprachen. Porst!

Dienstag, 10. November 2015

SPAM



Spam ist eine Erscheinung, mit der fast jeder, der über einen Email-Account verfügt, zu kämpfen hat. Das ist nun schon seit mehr als 37 Jahren so. Die erste Spam-Mail wurde laut Wikipedia bereits am 03.05.1978 verschickt, als solche bezeichnet wurde sie aber erst im Jahre 1993.

Die Herkunft des Wortes Spam ist eine Art Akronym, entstanden aus einem Markennamen für Dosenfleisch. Seit 1936 bezeichnete es diesen Artikel und setzte sich zusammen aus SPiced hAM. Und weil diese Wurst das einzige war, was die Briten massenhaft zu essen bekamen während des zweiten Weltkrieges, hat sich der Name in das kollektive Gedächtnis eingebrannt und besteht bis heute.

Spam ist heute kein im Überfluss verfügbares Dosenfleisch mehr, sondern im Überfluss versandte Nachrichten zweifelhaften Inhalts. Der Überfluss in Zeiten des Mangels die namensgebende Konstante. Denn auch heute sind Emails von Bedeutung noch Mangelware. Häufig werden die im Intranet einer jeden Firma verschickten Dienstanweisungen und Neuigkeiten als solche deklariert. Jeder vernunftbegabte Mensch löscht sie einfach. Oder es handelt sich um private Emails, die auch nicht mehr Information enthalten. Wenn wir ganz ehrlich sind, könnten wir auf Emails eigentlich komplett verzichten.

Es gibt aber auch einen verschwindend geringen Teil elektronischer Korrespondenz, der tatsächlich wichtig ist, uns häufig vor Straf- und/oder Mahngebühren bewahrt, der uns Liefertermine für dringend benötigte, eilig bestellte Ware mitteilt, der allgemein ein Hilfsmittel der eigenen Tätigkeit im Internet liefert, sei es nun eine Bestellbestätigung bei einem Versandhandel oder die Anmeldung in einem Forum für Strickmuster von Pullovern aus Alpakawolle. Diese Mails landen im Spam-Ordner.

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Heute ohne Ende

In Vorbereitung auf das heutige Seminar ist mir ein Gedanke untergekommen, der mich sehr beschäftigt. Es ist nicht nur ein Gedanke, sondern eine schlichte Tatsache, dass ich Literatur, die von Frauen geschrieben wird, nicht lese. Das hat mich einigermaßen bestürzt. Ein Sturz im Treppenhaus wäre schlimmer, aber immerhin.

Nun könnte ich es mir natürlich einfach machen und einfach nur noch Autorinnen lesen. Das wäre dann ungefähr so, als würde jede neue Straße in Berlin nach einer Frau benannt. Dann könnte ich mir in naher Zukunft – denn ich lese außerordentlich viel – auf die Schulter klopfen und sagen, ich hätte der Gerechtigkeit Genüge getan.

Aber so einfach ist das nicht. Ich lese ja nicht irgendwas. Ich lese Bücher, auf Empfehlung oder durch Eigenrecherche. Die meisten meiner Treffer mache ich selbst, indem ich die Antiquare meines Vertrauens aufsuche und dort Bücher herausziehe, die mich ansprechen, sei es nun die Umschlaggestaltung, der Klappentext oder der erste Satz. Schon dabei kommen mir selten Frauen unter.

Die letzte Frau, von der ich ein Buch gelesen habe, war Sara Paretzky mit „Blood Shot“. Eine im Piper-Verlag erschienene Krimireihe um die Detektivin Vic Warshawski. Das war kein Zufallsfund, sondern eine gezielte Aktion, die ihren Ursprung in der Beschäftigung mit Kriminalliteratur als Themenfeld einer Masterarbeit hatte. Thomas Wörtche verdanke ich den Tipp. Überhaupt hat Wörtche ein paar gute Tipps auf Lager. Patricia Highsmith wird über kurz oder lang wohl auch noch gelesen. Ich habe natürlich auch den ein oder anderen Schwedenkrimi weggeknackt, also die echten: Wahlöö und Sjöwall, Agatha Christie in jungen Jahren, ein Krimi von Sylvie Granotier aus der Pulp-Reihe, ich las sogar einmal einen Roman von Anne Perry, „Eine geschlossene Gesellschaft“, allerdings nicht bis zum Ende, weil unerträglich.

Und mit dem Seminar, auf das ich mich vorbereitet habe, las ich zwei weitere Frauen: Alina Bronsky und Judith Kuckart. Das war aber nicht, weil mir die Bücher empfohlen worden sind oder ich sie mir selbst ausgesucht habe, sondern weil sie für das Seminar Pflichtlektüre darstellen. Ist auch irgendwie eine Empfehlung, wenn auch nicht ganz so frei, wie es mir sonst passiert.

Tja, und jetzt fällt mir nicht ein, wie ich den Eintrag hier beenden soll. Das ist auch irgendwie bestürzend.

Dienstag, 13. Oktober 2015

Die Anomalie der Limmer

Am Fuß der Limmerstraße, also wenn man die Fußgängerzone der Limmer als Bein betrachtet, liegt ein Platz. Der Küchengartenplatz. Von diesem Platz gehen vier Zehen ab und in einem dieser Zehen wohne ich. Ich gehe oft über den Platz, weil fast jeder Weg daran vorbeiführt. Jeden Tag bin ich mindestens einmal darauf unterwegs. Deshalb registriere ich jede kleine Veränderung, die sich dort anschleicht. Ich habe zum Beispiel mitbekommen, dass die Skater, die den Platz regelmäßig frequentieren, um dort ihre kleinen Tricks zu üben, weniger geworden sind. Auch die Trinker auf den Bänken gegenüber des hippen Hipsterlädchens mit seiner überschätzten Küche und dem oft pampigen Personal sind ruhiger geworden. Es wird ruhiger mit jedem Grad weniger.

Das bringt mich zu meinem zweiten hinkenden Vergleich. Merken Sie es? Vergleich, hinkend, Bein und Fuß? Es gibt da so etwas wie eine Anomalie, die sich hier in den letzten Tagen manifestiert hat und die sich ähnlich verhält wie die Anomalie des Wassers. Natürlich ist auch die Bewegung des Wassers bei sinkenden Temperaturen nur noch eine schleppende aber betrachtet man das Problem einmal nicht aus der Bewegungs-, sondern aus der Dichteperspektive, müsste sich ab einer bestimmten Gradzahl eine gewisse Veränderung feststellen lassen. Und jetzt ist es soweit. Die Dichte hat ihren höchsten Punkt erreicht.

Bewegung ist kaum noch drin aber in der Menge der Teilchen ist die derzeitige Situation, insbesondere zu den abendlichen Temperaturen von ca. 3-4° Celsius, eine so hohe, dass es mir eben aufgefallen ist. Da stehen Dutzende Leute in Gruppen auf dem Platz und tummeln sich auf der Limmer, als wäre gerade ein Volksfest zu Ende gegangen und gleichzeitig der öffentliche Nahverkehr vollständig zum Erliegen gekommen. Die Leute gehen nämlich nicht weg, höchstens zum Kiosk oder in den Rewe an der Ecke, um noch ein Bier zu kaufen.

Was machen die ganzen Leute da? Wo kommen sie her? Wo sie hin wollen scheint klar zu sein, sie wollen nicht weg. Sie wollen hier bleiben. Im Kalten. Im Fuß der Limmerstraße sammelt sich das Wasser aus Menschen, das nicht fort will. Da nimmt keiner die Füße hoch oder bewegt sich. Wo kommen sie also her und was machen die da? Die kommen aus den Fakultäten der hiesigen Uni und bekommen hier zum Start des neuen Semesters ihre erste außeruniversitäre Einführung in Sachen Trinkgelage in Fußgängerzonen. Vielleicht gibt es dafür Credit Points. Wundern würde mich das nicht. Mich wundert hier gar nichts mehr.

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