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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Dienstag, 31. Dezember 2013

Zwischen den Jahren ist ein Text

Nein, Sie haben sich nicht verklickt. Sie sind hier absolut richtig. Sie sind einem Link gefolgt, um hierher zu gelangen. Sie kommen aus der Zukunft, denn dieser Beitrag wurde bereits geschrieben, als der Link, der Sie hierher führte – genauso übrigens wie der Text, in dem der Link eingebettet war – noch nicht existierte. Das scheint paradox, ist es aber nicht.

Dröseln wir das Ganze einmal genauer auf. Sie kommen aus der Zukunft, sagte der Autor dieses Textes. Sie kommen als Rezipient eines Textes grundsätzlich aus der Zukunft, denn der Text muss ja vorher geschrieben worden sein, wie könnten Sie ihn sonst lesen. Das ist demzufolge keine große Sache. Die Sache, die daran tatsächlich ein wenig merkwürdig daherkommt, ist, dass der Link, dem Sie zu folgen bereit waren, in die Zukunft führt, die selbst Sie als Rezipient eines Textes, der relativ zu diesem Text hier bereits in der Zukunft liegt, noch nicht erreicht haben. Sie befinden sich sozusagen dazwischen.

Immer, wenn der Autor dieses Beitrags einen Text schreibt, der eine Fortsetzung impliziert, dann werden Sie nach dem erstmaligen Erscheinen dieses Textes genau hierhin weitergeleitet. Das hat den Vorteil, dass Sie einerseits nicht ins Leere gehen müssen und andererseits, dass Sie auch dahin wieder zurückkehren können, woher Sie gekommen sind; natürlich erst nachdem ich, als Text, Ihnen am Ende desselben den Link zurück zum ursprünglichen Beitrag zur Verfügung stelle. In der Zwischenzeit – man könnte auch sagen „zwischen den Jahren“ – können Sie sich hier getrost zurücklehnen und ein wenig weiter schmökern.

Dieser Text kann aber noch mehr. Aufgrund seiner wandelbaren Bezüge, nämlich der Herkunft auf der einen Seite und dem Ziel auf der anderen, lässt sich dieser Text zwar in seinen Wortlaut komplett wiedergeben und abspeichern, dennoch kann sich niemand sicher sein, das Original getroffen zu haben, weil der Ausgangspunkt ein anderer war und der Zielort ein ganz anderer sein könnte. Das Erste von beidem, also der Ausgangspunkt, ist sowieso nie der Fall, denn niemals kann ein Text auf zweimal auf die gleiche Weise gelesen werden. Das Zweite jedoch, der Link am Ende des Textes, kann bereits nach dem Erscheinen eines neuen Textes ein ganz anderer sein, als er es zuvor war. Die relevanten Informationen gehen verloren, wie Sie hierher gekommen sind genauso wie der Ort, wohin sie gelangen, sobald der Autor die Daten des Links verändert. Sie bekommen diesen Text deshalb nie so richtig zu fassen.

Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, auf mich, diesen Text, zu treffen. Das passiert zum Jahreswechsel. Das liegt an der Überschrift des Textes und ist nicht weiter schlimm, denn auch Sie können natürlich dem Link am Ende dieser Zeilen folgen und landen höchstwahrscheinlich bei einem mehr oder weniger aktuellen Projekt des Autors dieser und anderer Zeilen.

Der Autor hat die Überschrift auch genau aus diesem Grund gewählt. Früher, so hörte er einmal in einer Radiosendung, war nämlich der Jahreswechsel keine Sache, die das gemeine Volk mit einem Abreißkalender gemütlich vor der Zentralheizung verfolgte. Das war eher ein Zeitraum denn ein Zeitpunkt. Mittlerweile können wir den Jahreswechsel sekundengenau vorausberechnen, uns mit Sektgläsern auf die Straße stellen und bis zur Sekunde Null hinunterzählen. Diese diffuse Zeit „zwischen den Jahren“ ist uns in der Wirklichkeit längst abhanden gekommen. In der Digitale aber lebt sie weiter, sie ist dort nicht berechenbar, noch nicht.

Aber zurück zum Jahreswechsel: weil es draußen kalt ist, normalerweise Schnee und Eis für Unbehagen bei der Fortbewegung sorgen, entwickelte sich neben vielem Anderen so etwas wie dieser Spruch, man solle doch gut reinrutschen ins neue Jahr. Einerseits war weder der genaue Zeitpunkt zu benennen und andererseits war die eigene Fortbewegung eher fremdbestimmt, und aus Mangel dieser eigenen Kontrolle machte man diese sozusagen zur Tugend. Genauso wie man Hals- und Beinbruch wünscht, wünscht man, gut ins neue Jahr hineinzurutschen.

Sie sehen also: das Alte ist bereits passiert, Sie lasen davon, und das Neue muss noch auf sich warten lassen. In der Zwischenzeit können Sie sich hier ein bisschen was anlesen und so tun, als wäre heute Silvester. Lassen Sie es krachen und einen guten Rutsch!

Freitag, 27. Dezember 2013

Vernetzt euch: Später gleich

„Ich freue mich auf später gleich“, sagte sie, die immer so dermaßen verkleidet zur Arbeit kommt, dass man sie glatt für eine Schauspielerin halten könnte. Dabei arbeitet sie doch in der Garderobe. Wir standen hier am Aufgang der Treppe und warteten auf den Beginn der Vorstellung, die für jeden von uns noch eine Aufgabe bereithielt.

In mir klang dieser Satz nach, und das Essen bei der Requisite. Naja, das klang nicht nach, das setzte mir eher zu. Es machte mich schwer, schwerfällig, träge. Ich überlegte die ganze Zeit, wie das gemeint sein könnte, dieses „später gleich“ und dann dachte ich an das Essen zurück.

Ich hatte mich beim Essen in der Requisite bewusst zurückgehalten, denn meine Mahlzeit hatte ich schon einer anderen versprochen. Rosalva. Eine kleine resolute Italienerin, die immer, wenn sie in der Kantine Dienst hat, mir keinen aufgewärmten Kram hinstellt. Sie holt dann ein paar frische Zutaten aus ihrem Kühllager und zaubert etwas; neapolitanisch, vegetarisch, leicht. Bei ihr liegt der Rucola ohne Hipsterattitüde auf dem Teller, der schmiegt sich ein in ihre Kreation, als gehöre er dahin. Dabei esse ich gar keine Ölrauke. Die schlimmste Vorstellung, die ich dabei habe, ist, dass irgendein Supermarkt mal wieder Kreuzkraut mit Ölrauke verwechselt und ich davon zufällig zu essen bekomme. Bei ihr esse ich Rucola, weil das so selbstverständlich ist, wie ein Löffel zur Suppe.

Später gleich, das hieß für mich ein Teller Couscous mit Feldsalat und Rucola. Ein Hauch von Zitrone und eine ganze Reihe Kräuter. Ich fragte sie einmal, ob da Thymian drin gewesen wäre. Sie schaute mich an, überlegte. Sie holte tief Luft, überlegte es sich anders und lachte plötzlich, als hätte ich sie nach der Geheimzahl ihrer Bankkarte gefragt. Das könne sie mir nicht sagen, sagte sie und schüttelte den Kopf. Was mich an einen griechischen Koch erinnerte, bei dem ich früher in der Küche aushalf. Er verbarg das Rezept seiner Metaxasoße in einer schäbigen Plastikfolie. Darin befand sich ein versiffter Wisch, auf dem stand in griechischen Buchstaben sein gehütetes Geheimnis. Ich sah es beim Verlassen der Küche über seine Schulter hinweg, denn die Küche musste ich immer verlassen, sobald er anfing, die Zutaten dafür herauszusuchen.

Später gleich. Diese unterschiedlichen Modi des Aufschubs, die können wir beliebig aneinander reihen, aber sie weisen immer nur in die Zukunft. Später dann, jetzt bald. In die Vergangenheit können wir das nicht, auf dieser Straße geht es nur in eine Richtung. Die Vergangenheit können wir nicht mehr aufschieben. Die können wir nur noch vor uns hertragen, so wie ich meinen Bauch vor mir hertrug.

Zuerst aß ich in der Requisite Kartoffelspalten mit Sauerrahm und mit Frischkäse gefüllten Peperoni. Ich konnte die Requisitendamen doch nicht enttäuschen, wenn sie mich schon zum Essen einluden. Ebenso wenig konnte ich aber Rosalva enttäuschen. Sie kassiert von mir immer nur das Nötigste und wenn ich Trinkgeld gebe, lädt sie mich danach auf einen Kaffee ein, also aß ich danach noch das Couscous mit einem Hauch Zitrone.

Später gleich, das hieß sowohl für die Garderobendame als auch für mich Feierabend. Später gleich würde ich zu Herr Putzig fahren und etwas zu klären haben mit einem Schnaps, darauf freute ich mich.

Dieser Text folgte einem Gedanken auf seine ganz eigene Weise. Der Kiezneurotiker war es, der den Aufruf zu meinem Gedanken formulierte und dabei sicherlich ganz andere Gedanken hatte, als ich. Aber die Botschaft seines Textes war und ist völlig klar. Wir müssen aufhören, unsere Leser wie Geheimnisse zu hüten, Blogs sollten keine Sackgasse sein, sie sollten eine sinnvolle Alternative zu immer weniger freien, sich abschottenden Plattformen wie Facebook, Google+ und Co. darstellen. Und dazu ist nun einmal nötig, sich untereinander zu vernetzen. Nachzulesen ist der Artikel hier.

Es wäre schlicht falsch, zu behaupten, es gäbe keine Vernetzung aber sie ist, wie ich finde, immer noch marginal. Vernetzung kostet Zeit und als mir der Gedanke dieses Projektes kam, war mir längst nicht klar, wie viele Mails ich schreiben, wie viele Texte ich lesen, wie viele Gedanken ich mir machen muss. Dieses Projekt verbindet neun Blogs. Die Verbindungen sind als Link im Text gekennzeichnet, der Link führt in ein anderes Blog, in einen anderen Text, und ähnlich dünn, wie meine Assoziation gegenüber dem Text vom Kiezneurotiker verhält es sich auch mit den Verbindungen dieser neun Texte untereinander. Es kann eine Phrase, ein Satz oder nur Wort sein, was den Link trägt, immer ist ein Gedanke dabei gewesen, der sich manchmal platt und konstruiert, manchmal subtil und hintersinnig präsentiert.

Folgen Sie den Links, vertrauen Sie uns, und am Ende sind Sie wieder da, wo sie hergekommen sind.

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Zwiebelchen

Ich saß bei Trithemius auf ein Kölsch. Wir trinken immer Kölsch, wenn ich bei ihm sitze. Ich sitze dann immer in einem Sessel, während er mir gegenüber sitzt auf seiner Couch. Dies ist eine der seltenen Gelegenheiten, wo er mir nicht seine starke rechte Seite zuwendet, sondern die Front. Das macht aber nichts.

Zwischen uns steht ein Tisch, auf dem wir unser Bier parken, auf dem Trithemius seine Bücher parkt, seine Korrespondenz und ich glaube eine Häkeldecke liegt da auch, hehe. Unter dem Tisch parkte er an diesem Abend eine Marzipankartoffel. Ich liebe Marzipankartoffeln aber bei bodennahen Präsenten bin ich immer ein wenig vorsichtig, auch wenn sie in geschlossenen Räumen vorkommen. Trithemius hat ja sogar eine Haushaltshilfe, die dafür sorgt, dass man vom Boden essen kann. Er stieß kurz zuvor eine Mineralwasserflasche um, es sprudelte und ein ziemlich großer Strom gelangte auf seinen Dielenboden. Er holte eine Papierrolle aus der Küche und wischte es auf. Ganz stolz zeigte er mir, wie sauber doch es bei ihm sei, denn es war kein Staub daran zu finden, lediglich die Flecken des Wassers.

Nur diese Marzipankartoffel lag da unter dem Tisch. Er sagte, er hätte diese verloren und kommt da auch so selten hin, also unter den Tisch, weshalb sie immer noch dalag, als ich kam. Ich sagte ihm, was ich davon hielt, nicht was ich dabei dachte. Ich dachte an Gianni Rodaris Kinderbuch „Zwiebelchen“, mein Lieblingsbuch in meiner Kindheit, wo das besagte Zwiebelchen für einen Lord, Fürst, Baron oder was auch immer, schuften musste und wenn es besonders fleißig war, dann durfte es ein leeres Bonbonpapier ablutschen. Das Buch erschien in der gleichen Reihe, wo auch schon „Tom Sawyer“ oder „Alfons Zitterbacke“ oder „Timur und sein Trupp“ abgedruckt worden. Ich hatte sie alle irgendwann einmal gelesen, aber „Zwiebelchen“ darauf kam ich immer wieder zurück. Es gab in dem Buch auch Illustrationen. Da war eine dabei, daran erinnerte ich mich später immer, wenn mir die Strafgefangenen von Escher über den Weg liefen. Das Bild, wo die Leute immer bergan gehen, im Kreis. Ich musste dabei an „Zwiebelchen“ denken.

Ich musste auch diesmal an „Zwiebelchen“ denken, als ich die Marzipankartoffel da so liegen sah und bugsierte Trithemius sogleich in die Rolle des Barons, ja ich glaube es war Baron Tomate, der seinen „Schützlingen“ ein Bonbonpapier übriglässt, damit sie die Süße einmal kosten dürfen. Ich tue Trithemius dabei natürlich unrecht, aber für meine Assoziationen kann ich ja nichts, die sind mir ja sozusagen eingewachsen wie ein Fußnagel.

Trithemius allerdings ist ja auch nicht frei von Assoziationen und ich kenne seine Gedanken natürlich nicht, vor allem nicht, was er dabei so denkt und wie das zustande kommt. Er sagte mir aber, was er dabei für einen Gedanken hatte, nämlich, dass die Marzipankartoffel ein Test für seine Haushaltshilfe sei, das dachte er, würde ich denken. Wie er darauf kam, weiß ich nicht, aber er wird daran wahrscheinlich genauso wenig unschuldig sein, wie ich bei meinen Gedanken. Wir ertappten uns also beide, sagten nur die bequeme Hälfte und lachten darüber. Über die Marzipankartoffel.

Sonntag, 22. Dezember 2013

Halbe Sachen aus Gummi mit süß

Yoghurt Gums. Die habe ich mir gerade gekauft und völlig unreflektiert in mich hineingefressen. In Rekordzeit. Ich hatte wohl ein dringendes Bedürfnis nach Zucker. Jetzt, wo die Packung leer ist, sehe ich erst, was ich da gerade verschlungen habe. Vegetarisch, natürliche Aromen und Farbstoffe, alles herrlich fruchtig und so schön soft.

Es gab 6 unterschiedliche Geschmacksrichtungen in unterschiedlichen Anteilen. Alles ist nach Farbe und Form unterschieden. Die Birnen sehen aus wie eine kleine halbierte Birne ohne Kerne und Stiel, wer mag die schon, Kerne und Stiel. Die Erdbeere ist auch halbiert und rund und mit winzigen, den Kernen nachempfundenen Vertiefungen in der Hülle. Himbeere und Zitrone, je zur Hälfte, sind, ach, Sie wissen wahrscheinlich, wie diese Früchte aussehen, wenn man sie in der Mitte durchschneidet und die Kerne, Stiele und sonstigen unliebsamen Bestandteile weglässt und lediglich eine schöne Frucht, halbiert, übrigbleibt.

Die Kirsche und die Heidelbeere sind leider nur ganz entfernt als solche zu erkennen, was auch damit zusammenhängen mag, dass die Proportionen bei der Fruchtkopie aus Gelantine – ach nee, die ist da ja gar nicht drin –, aus Gummizeugs leider nicht beibehalten wurden. Alle Früchte sind gleich groß, rund und halbiert.

Ich habe beim Essen keine Unterschiede gemacht. Ich habe einzeln, zu zweit, zur Hälfte abgebissen, in meinen Mund gestopft, darauf herumgekaut, geschluckt und von Neuem begonnen, bis die Tüte alle war. Ich hatte keine Geschmacksunterschiede und auch keine Geschmackserlebnisse, nicht mal zur Hälfte.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Mission Kinderküche, die Erste

Wer wie ich nicht auf Weihnachtsstress steht, sucht sich eine Therapie. Und was eignet sich da nicht eher, als es mit Basteln zu versuchen. So habe ich die alte Säge wieder hervorgeholt, die Farben, die ich vom Kinderbettbau noch übrig hatte, ein paar Pinsel, Schleifpapier und einen Akkuschrauber. Seit Tagen sitze ich nun in holder Eintracht mit mir und meiner Umwelt am heimischen Arbeitsplatz und schleife, grundiere, schraube, säge was das Zeug hält.




Herauskommen soll eine kleine Küche, mit der sich unsere Kinder dann endlich selbst versorgen können (nichts geht bei mir ohne Hintergedanken, hehe). Ich werde berichten.

Sonntag, 15. Dezember 2013

Achso, na dann

Vorweihnachten ist die beschissenste Zeit überhaupt, gekrönt mit einem total überschätzten Fest, dass einem sowieso schon vier Wochen vorher aus allen Ohren kommt. Ich kann nicht mehr mit dem Rad durch die Innenstadt fahren, weil an jeder zweiten Ecke eine Schunkelgruppe steht und sich den Hals mit Glühwein zukleistert. Und die Ecken dazwischen sind gefüllt von Schifferklavier-, Geigen- und Panflötengangs, die ihr Gedudel leider nicht nur auf CD anbieten.

Auch die Leute sind plötzlich komisch, und ich meine damit nicht nur die Schunkelgruppen. Ständig wird etwas missverstanden, umgedeutet und übel genommen. Die Nerven liegen blank und die Haut scheint nicht dicker, als das Alupapier um den Schokoladenweihnachtsmann.

Apropos Süßkram, das einzig Schöne war bislang immer, das Marzipanbrot aus dem Supermarkt, das mit Nougatkern. Das gab es immer pünktlich ab Oktober und an Heiligabend konnte ich es dann nicht mehr sehen. Das gibt es jetzt aber auch nicht mehr. Gestern habe ich gefragt, nein, zuerst habe ich mich gewundert. Da stehen 5 einsame Weihnachtsmänner in einem leeren Regal, wo sich doch auf den Gängen die Waren stapeln, dass sich wahrscheinlich schon in der Konzernzentrale darüber Gedanken gemacht wird, die Spurbreite der Einkaufswagen zu verschlanken, damit man da überhaupt noch durchkommt. Und dann gibt es da so eine Platzverschwendung. Das wird bestimmt gleich beräumt, denke ich und sehe schon jemanden eilig einherschreiten.

Hallo, wieso das Regal denn leer sei, frage ich, und erhalte zur Antwort, die Weihnachtsartikel seien alle restlos ausverkauft. Kommen keine mehr rein, hake ich nach. Nein, das lohnt sich nicht mehr, so kurz vorm Fest. Achso, na dann.

Samstag, 7. Dezember 2013

Applaus befohlen

Ich saß gerade in der Kantine, als die Durchsage kam. „In 5 Minuten ist das Stück zu Ende, dann kommt Applaus.“ Diese hoffnungsfrohe Botschaft hat natürlich einen ganz eigenen Sinn, den ich hier vorerst nicht erläutern möchte, mir geht es vorerst um die Sinnvarianten, die damit nicht gemeint sind.

Einerseits hat diese Aufforderung – und so viel steht in jedem Fall fest: es ist eine Aufforderung – natürlich den Charakter eines frommen Wunsches, denn gerade heute, wo auch noch Premiere war, hätte ja statt Applaus auch ein Buhrufchor seine vielen Stimmen erheben können. Immerhin weiß man ja nie, ob ein Stück geglückt ist, bis dann der erlösende, tosende Beifall ertönt.

Auf der anderen Seite sind gerade bei Premieren natürlich sehr viele Theaterangehörige im Publikum, um genau das oben beschriebene Szenario zu verhindern. Außerdem könnte man ja auch meinen, dass der Aufruf zum Applaus an das Publikum gerichtet sein mag, dieses nur nicht hören kann, weil es ja vor und nicht hinter den Kulissen sitzt. Dann wird es erst recht absurd.

Ich saß gerade mit zwei Kollegen in der Kantine, als die Durchsage kam. Ich fragte, ob dies immer durchgerufen würde, weil ich das von der kleinen Bühne nicht kenne. Da wird immer nur angesagt, das Stück sei jetzt vorbei, vielen Dank allen Beteiligten und schönen Abend. Ja, das wäre immer so. Das ist ja die große Bühne. Da wird der Applaus noch befohlen. Da geht es ab. Man hört das Johlen noch im Treppenhaus.

Vielleicht will man die wenigen Mitarbeiter hinter der Bühne aber auch warnen, dass die Geräusche, die so plötzlich anbranden, kein Grund zur Beunruhigung sind, vielmehr wäre keine Geräuschkulisse ein Grund zur Beunruhigung. Ohne Warnung steigt man aus dem Fahrstuhl und hört es laut klatschen, man verbeugt sich und stößt sich womöglich an der zuschlagenden Fahrstuhltür oder man steigt gar nicht erst aus, sondern geht lieber einen Schritt zurück ins Innere der Kabine, weil man doch just einen Eimer mit Kunstblut am Leib trägt.

Und dann sind wir auch schon bei der eigentlichen Aussage „…dann kommt Applaus.“ Stellen Sie es sich ungefähr so vor, als säßen Sie mit Ihrer oder Ihrem Holden im Wohnzimmer und plötzlich äußert diese: „Mir ist kalt.“ Das ruft Mitleid hervor oder es nötigt einem vielleicht die Decke ab, in der man es sich gerade gemütlich gemacht hat. Der eigentliche Satz aber lautet: „Es zieht, mach das Fenster zu!“ So müssen wir den Satz verstehen. Denn Schauspieler, die bereits früher von der Bühne abgehen, verlaufen sich automatisch in die Kantine und halten eine kleine Pause, wo sie dann 5 Minuten vor Ende des Stückes zurückgerufen werden, um den Applaus zu empfangen. Ja, so war das.

Freitag, 6. Dezember 2013

Namensschilder richtig falten

Es gibt ja bekanntlich für alles mehrere Lösungen und häufig sind sogar mehrere darunter, die etwas taugen. Leider sind aber mindestens die Hälfte immer Mist, wie sich häufig nach erfolgter Erprobung herausstellt. Ich musste jahrelang studieren, um das herauszufinden und bekomme dafür leider keinen Abschluss. Trotzdem möchte ich meine Ergebnisse nun einmal präsentieren:

Ein Namensschild zu falten gehört, wenn man über zwei funktionierende Hände verfügt, für niemanden zu den Herausforderungen, mit denen man sich rühmen kann. Man nehme dafür ein Blatt Papier, falte es in der Mitte und stelle es auf. Selbst Kleinkinder, oft weder des Lesens und des Schreibens mächtig, können dann ihren Willi draufsetzen und das Ergebnis auf einen Tisch platzieren. Studenten machen das genauso; nur anders.

Studenten werden des Öfteren – in letzter Zeit wieder häufiger, weil langjährige Professorinnen in den Ruhestand gehen und durch einsemestrige Kurzzeitvertretungen ersetzt werden – dazu aufgefordert, ein Namensschild zu produzieren. Bei einem Professor, der mir und fast allen anderen Teilnehmern des Seminars eher unbekannt war (anderes Institut wildert fremd), sollten wir unsere Vornamen draufschreiben. Er tat das Gleiche mit seinem Vornamen und wir redeten uns, mit Sie, aber in lockerer Atmosphäre an. Die Kurzzeitdozentinnen, die häufig sogar jünger als ich sind, verlangen stattdessen, unseren Nachnamen zu erfahren, halten es aber nicht für notwendig, ihren Namen ebenfalls zu Papier zu bringen. Welche von beiden Varianten nun jovialer erscheint, sei nicht unsere Sache, es lohnte sich aber an anderer Stelle vielleicht einmal darüber nachzudenken.

Zu den Schildern also: Es scheint auf den ersten Blick tatsächlich leicht, sich ein solches anzufertigen, allerdings mit unterschiedlich lang anhaltendem Erfolg. Die beiden häufigsten Varianten, die ich bei meinen Studien erkannt habe, lassen sich wie folgt beschreiben: Eine große Falte in der Mitte des Blattes und jeweils eine kleine an beiden Rändern, um für zusätzliche Stabilität zu sorgen. Man kann damit nicht, das „Aufblähen“ oder „Zusammenfallen“ verhindern, aber es ist eine Tätigkeit, die größtmögliche zeitliche Reserven abverlangt, was den Raum für Erörterungen innerhalb des Seminars eklatant verkürzt. Exzellente Falter haben nämlich häufig nichts zu sagen und auch niemals ein eventuell zuvor gebrauchtes Namensschild parat, sie falten immer neu und immer gleich.

Die mit nur wenigen Faltern repräsentierte Gruppe, verlässt sich häufig auf weniger Faltungen, entweder nur eine Falte in der Mitte oder vielleicht noch eine kleine Falte vorn. Das „Aufblähen“ oder „Zusammenfallen“ ist hier noch viel schlimmer. Oft fällt das Schild auch einfach in sich zusammen und wird dann durch die kleinen Faltungen vorn und hinten am Blatt nachträglich ergänzt. Das braucht natürlich viel Zeit. Zugutehalten muss man diesen Faltern allerdings, dass hier offensichtlich ein Lernprozess einsetzen kann, der zwar leider nicht von selbst ausgelöst wird, sondern eher ein Produkt der räumlichen Verhältnisse ist (z.B. durch offene Fenster oder glatte Tischplatten), aber immerhin, wir wollen nicht meckern. Zu dieser Kategorie zählte auch ich bis vor kurzem, der Lernerfolg blendete mich.

Seit neuestem aber bin ich der letzten Gruppe zuzuordnen. Diese bestand bei dem Referenzseminar meiner Untersuchungen aus nur einer Studentin. Sie holte einen zweifach gefalteten Zettel aus ihrer Tasche und stellte diesen auf den Platz vor sich. Die zwei Faltungen ergaben zwei ungefähr gleichgroße Abschnitte, auf denen sie vorn und hinten! ihren Namen aufgetragen hatte und einem dritten Teil, der etwas größer war und darunter zum Liegen kam. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, es hätte die kleine Schwester vom Erfinder des Smart Covers für Tablets sein können. Diese Variante steht wie eine Eins und sieht aus wie das Dach vom Nikolaushaus.


Die Zahlen in den jeweiligen Faltvorlagen bildet die Menge der Falter ab.

Ich übernahm diese Variante natürlich sofort für das kommende Seminar und lernte sogar noch dazu. Ich schrieb auf die Vorder- meinen Nach- und auf die Rückseite meinen Vornamen. Als ich mit meiner Erkenntnis und meinen Unterlagen ins Prüfungsamt ging, wurde ich dort nur müde belächelt. Das hätten andere auch schon versucht, sagte man mir da. Dort gab es gedruckte Namensschilder in Plastikständern.

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