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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Vernetzt euch: Später gleich

„Ich freue mich auf später gleich“, sagte sie, die immer so dermaßen verkleidet zur Arbeit kommt, dass man sie glatt für eine Schauspielerin halten könnte. Dabei arbeitet sie doch in der Garderobe. Wir standen hier am Aufgang der Treppe und warteten auf den Beginn der Vorstellung, die für jeden von uns noch eine Aufgabe bereithielt.

In mir klang dieser Satz nach, und das Essen bei der Requisite. Naja, das klang nicht nach, das setzte mir eher zu. Es machte mich schwer, schwerfällig, träge. Ich überlegte die ganze Zeit, wie das gemeint sein könnte, dieses „später gleich“ und dann dachte ich an das Essen zurück.

Ich hatte mich beim Essen in der Requisite bewusst zurückgehalten, denn meine Mahlzeit hatte ich schon einer anderen versprochen. Rosalva. Eine kleine resolute Italienerin, die immer, wenn sie in der Kantine Dienst hat, mir keinen aufgewärmten Kram hinstellt. Sie holt dann ein paar frische Zutaten aus ihrem Kühllager und zaubert etwas; neapolitanisch, vegetarisch, leicht. Bei ihr liegt der Rucola ohne Hipsterattitüde auf dem Teller, der schmiegt sich ein in ihre Kreation, als gehöre er dahin. Dabei esse ich gar keine Ölrauke. Die schlimmste Vorstellung, die ich dabei habe, ist, dass irgendein Supermarkt mal wieder Kreuzkraut mit Ölrauke verwechselt und ich davon zufällig zu essen bekomme. Bei ihr esse ich Rucola, weil das so selbstverständlich ist, wie ein Löffel zur Suppe.

Später gleich, das hieß für mich ein Teller Couscous mit Feldsalat und Rucola. Ein Hauch von Zitrone und eine ganze Reihe Kräuter. Ich fragte sie einmal, ob da Thymian drin gewesen wäre. Sie schaute mich an, überlegte. Sie holte tief Luft, überlegte es sich anders und lachte plötzlich, als hätte ich sie nach der Geheimzahl ihrer Bankkarte gefragt. Das könne sie mir nicht sagen, sagte sie und schüttelte den Kopf. Was mich an einen griechischen Koch erinnerte, bei dem ich früher in der Küche aushalf. Er verbarg das Rezept seiner Metaxasoße in einer schäbigen Plastikfolie. Darin befand sich ein versiffter Wisch, auf dem stand in griechischen Buchstaben sein gehütetes Geheimnis. Ich sah es beim Verlassen der Küche über seine Schulter hinweg, denn die Küche musste ich immer verlassen, sobald er anfing, die Zutaten dafür herauszusuchen.

Später gleich. Diese unterschiedlichen Modi des Aufschubs, die können wir beliebig aneinander reihen, aber sie weisen immer nur in die Zukunft. Später dann, jetzt bald. In die Vergangenheit können wir das nicht, auf dieser Straße geht es nur in eine Richtung. Die Vergangenheit können wir nicht mehr aufschieben. Die können wir nur noch vor uns hertragen, so wie ich meinen Bauch vor mir hertrug.

Zuerst aß ich in der Requisite Kartoffelspalten mit Sauerrahm und mit Frischkäse gefüllten Peperoni. Ich konnte die Requisitendamen doch nicht enttäuschen, wenn sie mich schon zum Essen einluden. Ebenso wenig konnte ich aber Rosalva enttäuschen. Sie kassiert von mir immer nur das Nötigste und wenn ich Trinkgeld gebe, lädt sie mich danach auf einen Kaffee ein, also aß ich danach noch das Couscous mit einem Hauch Zitrone.

Später gleich, das hieß sowohl für die Garderobendame als auch für mich Feierabend. Später gleich würde ich zu Herr Putzig fahren und etwas zu klären haben mit einem Schnaps, darauf freute ich mich.

Dieser Text folgte einem Gedanken auf seine ganz eigene Weise. Der Kiezneurotiker war es, der den Aufruf zu meinem Gedanken formulierte und dabei sicherlich ganz andere Gedanken hatte, als ich. Aber die Botschaft seines Textes war und ist völlig klar. Wir müssen aufhören, unsere Leser wie Geheimnisse zu hüten, Blogs sollten keine Sackgasse sein, sie sollten eine sinnvolle Alternative zu immer weniger freien, sich abschottenden Plattformen wie Facebook, Google+ und Co. darstellen. Und dazu ist nun einmal nötig, sich untereinander zu vernetzen. Nachzulesen ist der Artikel hier.

Es wäre schlicht falsch, zu behaupten, es gäbe keine Vernetzung aber sie ist, wie ich finde, immer noch marginal. Vernetzung kostet Zeit und als mir der Gedanke dieses Projektes kam, war mir längst nicht klar, wie viele Mails ich schreiben, wie viele Texte ich lesen, wie viele Gedanken ich mir machen muss. Dieses Projekt verbindet neun Blogs. Die Verbindungen sind als Link im Text gekennzeichnet, der Link führt in ein anderes Blog, in einen anderen Text, und ähnlich dünn, wie meine Assoziation gegenüber dem Text vom Kiezneurotiker verhält es sich auch mit den Verbindungen dieser neun Texte untereinander. Es kann eine Phrase, ein Satz oder nur Wort sein, was den Link trägt, immer ist ein Gedanke dabei gewesen, der sich manchmal platt und konstruiert, manchmal subtil und hintersinnig präsentiert.

Folgen Sie den Links, vertrauen Sie uns, und am Ende sind Sie wieder da, wo sie hergekommen sind.
Trithemius - 27. Dez, 10:56

Hab mich schon schwindlig gelesen. Glückwunsch zum Vernetzungsprojekt und Danke für die Organisation dieser erbaulichen Lesereise. Ist ja auch keine Kantinenkost, sondern frisch gemacht.

Shhhhh - 27. Dez, 18:42

ICh muss mich auch bedanken, bei allen, die mitgemacht haben, das werde ich auch noch, nur heute wird das wohl nichts mehr. Lauter Besuch.
testsiegerin - 27. Dez, 11:52

Das mit dem Vernetzen hab ich nicht so kapiert, aber den Text find ich schön.

Shhhhh - 27. Dez, 18:43

Danke. Folgen Sie einfach den Links, dann geht Ihnen auch das Vernetzen auf;)
tikerscherk (Gast) - 27. Dez, 18:44

Vielen Dank auch von mir! Eine gute idee, die sicher sehr viel Arbeit gemacht hat.
Später gleich gefällt mir, und erinnert mich an eine Freundin, die immer "Warte mal schnell!" sagt.

(Und sorry für heute Morgen- weiß bis jetzt nicht, warum der Text um 10 h nicht frei geschaltet wurde. Zum Glück war ich Zuhause.)

Shhhhh - 27. Dez, 20:15

Hat doch alles gepasst, ich danke:)

Das "Warte mal schnell" kenne ich auch:)
Lo - 27. Dez, 19:09

Um besser verstehen zu können, was mit dem Aufruf "Vernetzt Euch" gemeint ist, bin ich nun einigen Links gefolgt. Hier sind nach meinem Verständnis zwei Möglichkeiten der Vernetzung behandelt: das Verweisen im eigenen Text per Link auf einen anderen Text /auf ein anderes Blog - sowie die Blogroll und das befürchtete Sterben derselben (der Linkliste mit den selbst gern gelesenen und somit weiterempfohlenen Lieb-Links).
Ich gebe zu, meine anfangs gehabte Blogroll irgendwann wieder gelöscht zu haben. Der Grund dafür war ein wohl eher menschlicher, nämlich dass ich vermeiden wollte, dass sich jemand zurückgesetzt oder nicht beachtet fühlen könnte, weil er sich nicht auf meiner Blogroll wiederfindet, obwohl er doch so oft bei mir kommentiert (oder ich auf seiner bin).
Ich werde die Blogroll bei nächster Gelegenheit wieder hervorholen, erst recht nach diesem Anstoß zur Vernetzung und der Leküre dieses Beitrages: Die Wiederauferstehung der Blogroll

Shhhhh - 27. Dez, 20:18

Schöner Artikel, ich freue mich auf Ihre Blogroll, und wenn ich bis auf meinen Fußboden scrollen muss, das wäre nicht schlimm.
500beine - 28. Dez, 10:42

Besser, ich arbeite nicht im Gemüse: toxisches Kreuzkraut! statt Ölrauke in der Green Bag wäre vermutlich eine meiner eher leichteren Attacken auf nervende Kundschaft.

Ansonsten: Vernetzt Euch! hast du gut hinbekommen.

Shhhhh - 28. Dez, 22:32

Vielen Dank!
kiezneurotiker (Gast) - 28. Dez, 14:00

Komme erst jetzt zum Lesen all dieser hervorragenden Texte. Es ist dein Werk, mein Freund, dein Werk. Danke für die Arbeit, die Mühe, die Koordination.

Wir sollten das irgendwann wiederholen. Dann mit 20 Blogs. Warum? Weil wir es können und es Spaß macht. :)

Good job. Well done.

testsiegerin - 28. Dez, 18:49

warum eigentlich die Begrenzung auf eine bestimmte Anzahl von Blogs, wo es doch genau darum gehen sollte, sich zu öffnen, nicht geschlossene Gesellschaften einzuberufen?
Aber vielleicht versteh ich irgendwas nicht.
kiezneurotiker (Gast) - 28. Dez, 19:18

Jetzt waren es zunächst 10. Dann 9. Bisschen mehr wäre schon drin gewesen, doch mehr als 20 wird, glaube ich, unübersichtlich. So viel Texte liest kein Mensch auf einmal. Und die Zahl der Teilnehmer muss ja von vorneherein feststehen, weil einer die vielen Texte sinnvoll in eine Reihe bringen und verknüpfen muss, damit sich ein Kreis ergibt. Aber ich geb zu: Ich hab das Prinzip beim erstmal auch nicht verstanden.
Shhhhh - 28. Dez, 22:37

Mit der Wiederholung warten wir aber noch ein Weilchen, bin gerade ziemlich am Ende, nächstes Jahr vielleicht.

@Testsiegerin
Die Begrenzung war einfach der Koordination geschuldet. Und ja, geschlossene Gesellschaften waren und sind das nicht, schließlich, so hoffe ich doch, haben Sie das ein oder andere Blog neu kennengelernt, und damit schließt sich der Kreis.
Teresa HzW - 28. Dez, 14:59

Die von Ihnen initiierte Aktion, der ich mich gern anschloss, wie auch Ihr Artikel dazu, macht Appetit auf mehr, lieber Herr Nachbar!

Mit Ihrer Anmerkung bzgl. FB& Co [im vorletzten Absatz] sprechen Sie mir aus der Seele! Wahrscheinlich sind die Blog[ger]s die [hoffentlich nie vergessenen] Boten e i n e der letzten Bastion[en] freiheitlichen Denkens und Schreibens: Es erfolgt noch - losgelöst von Maschinen-Algorithmen, die uns heute schon gerne an linken und rechten Internet-Bildschirm-Seitenrändern vorschlagen, was wir zu lesen oder zu kaufen oder zu bestellen oder zu essen haben sollten... vive la... *ähem*...

...und nun...
also "später gleich"... werde ich mich in die Küche begeben, um ein köstliches Menü zu bereiten, Ihr Artikel inspirierte mich nachgerade dazu :-)))
und dann...
noch viel, viel "später gleich"... werde ich auch noch die anderen Blog[ger]s mit Ruhe und Muse lesen, weil das ist der schöne Effekt an Ihrer Aktion: Auf einen Schlag eine Reihe weiterer interessanter Blog[ger]s entdeckt zu haben! Merci dafür! :-)

Eco (Gast) - 28. Dez, 15:09

Späßle

Wahrscheinlich sind die Blog[ger]s die [hoffentlich nie vergessenen] Boten der letzten Bastion freiheitlichen Denkens und Schreibens:



das meinen sie nicht ernst das ist ein späßchen
Teresa HzW - 28. Dez, 15:39

Mir sitzt zwar gern der Schalk im Nacken, doch an Ihrem Kommentar habe ich gemerkt, dass ich konkreter formulieren sollte - daher habe ich eben etwas korrigierend diesen Satz ergänzt!

[da eine/r FB, Twitter & Co-Plattformen ja auch als "Bastion" sehen könnte! Diese Plattformen erfüllen meines Erachtens eben einen anderen Zweck als ein klassisches Blog! Und ich mag nicht das eine gegen das andere ausgespielt sehen!

Allerdings ist es sehr bedauerlich, dass die jeweiligen Plattform-Betreiber ihr Gärtle gern "eifersüchtig" vor denen der anderen hüten - insofern ist es mit dem "freien" Zusammenkommen im Internet von einer Plattform zur anderen schwierig, wenn man nicht überall Mitglied ist - das geht wirklich nur über die Blogs... zumindest derzeit [noch]! ]
Eco (Gast) - 28. Dez, 15:53

Ist man schon deshalb freier als Andere, nur weil man irgendetwas schreibt, ich meine wenn dass alles einen tieferen Sinn hätte, wenn es um irgendetwas ging, aber nur vernetzen, um sich hinter zu sagen, wie toll das ist, macht das wirklich Sinn?
Shhhhh - 28. Dez, 23:02

@Teresa
Ich hoffe doch, dass ich Appetit gemacht habe, mehr wollte ich ja gar nicht:)

@ECO
Nein, das macht so, wie Sie das sagen, keinen Sinn. Aber wenn Sie dieses Blog zum ersten Mal besucht haben oder eines der anderen acht, dann ist doch alles erreicht.
la-mamma - 29. Dez, 07:44

sie hatten recht, drei hab ich vorher nicht gekannt, bei zweien werd ich wieder hinschauen. nur so nebenbei;-)

Shhhhh - 30. Dez, 14:28

Das war reines Glück.
Fred Lang (Gast) - 30. Dez, 13:45

Vernetzt euch: demnächst jetzt

Zitat: "Blogs sollten keine Sackgasse sein, sie sollten eine sinnvolle Alternative zu immer weniger freien, sich abschottenden Plattformen wie Facebook, Google+ und Co. darstellen. Und dazu ist nun einmal nötig, sich untereinander zu vernetzen." Zitatende

Eine Überlegung, die mich sehr anspricht. Aber nach welchen Kriterien soll das vonstatten gehen und spielt die gemeinsame Wellenlänge der Teilnehmer eine übergeodnete Rolle oder ist eher Gegensätzliches das Maß aller Dinge?

Shhhhh - 30. Dez, 14:34

Ehrlich gesagt habe ich da keine Ahnung. Die Teilnehmer dieser Aktion kannten sich vorher teilweise nur flüchtig oder sogar gar nicht, denke ich. Die Auswahl traf ich mehr oder weniger anhand meiner eigenen Blogroll oder auf Empfehlung anderer Teilnehmer.
Außerdem: die gemeinsame Wellenlänge ist sowieso schon vorhanden, schließlich vernetzen sich Blogger miteinander.

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