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Mittwoch, 25. Dezember 2013

Zwiebelchen

Ich saß bei Trithemius auf ein Kölsch. Wir trinken immer Kölsch, wenn ich bei ihm sitze. Ich sitze dann immer in einem Sessel, während er mir gegenüber sitzt auf seiner Couch. Dies ist eine der seltenen Gelegenheiten, wo er mir nicht seine starke rechte Seite zuwendet, sondern die Front. Das macht aber nichts.

Zwischen uns steht ein Tisch, auf dem wir unser Bier parken, auf dem Trithemius seine Bücher parkt, seine Korrespondenz und ich glaube eine Häkeldecke liegt da auch, hehe. Unter dem Tisch parkte er an diesem Abend eine Marzipankartoffel. Ich liebe Marzipankartoffeln aber bei bodennahen Präsenten bin ich immer ein wenig vorsichtig, auch wenn sie in geschlossenen Räumen vorkommen. Trithemius hat ja sogar eine Haushaltshilfe, die dafür sorgt, dass man vom Boden essen kann. Er stieß kurz zuvor eine Mineralwasserflasche um, es sprudelte und ein ziemlich großer Strom gelangte auf seinen Dielenboden. Er holte eine Papierrolle aus der Küche und wischte es auf. Ganz stolz zeigte er mir, wie sauber doch es bei ihm sei, denn es war kein Staub daran zu finden, lediglich die Flecken des Wassers.

Nur diese Marzipankartoffel lag da unter dem Tisch. Er sagte, er hätte diese verloren und kommt da auch so selten hin, also unter den Tisch, weshalb sie immer noch dalag, als ich kam. Ich sagte ihm, was ich davon hielt, nicht was ich dabei dachte. Ich dachte an Gianni Rodaris Kinderbuch „Zwiebelchen“, mein Lieblingsbuch in meiner Kindheit, wo das besagte Zwiebelchen für einen Lord, Fürst, Baron oder was auch immer, schuften musste und wenn es besonders fleißig war, dann durfte es ein leeres Bonbonpapier ablutschen. Das Buch erschien in der gleichen Reihe, wo auch schon „Tom Sawyer“ oder „Alfons Zitterbacke“ oder „Timur und sein Trupp“ abgedruckt worden. Ich hatte sie alle irgendwann einmal gelesen, aber „Zwiebelchen“ darauf kam ich immer wieder zurück. Es gab in dem Buch auch Illustrationen. Da war eine dabei, daran erinnerte ich mich später immer, wenn mir die Strafgefangenen von Escher über den Weg liefen. Das Bild, wo die Leute immer bergan gehen, im Kreis. Ich musste dabei an „Zwiebelchen“ denken.

Ich musste auch diesmal an „Zwiebelchen“ denken, als ich die Marzipankartoffel da so liegen sah und bugsierte Trithemius sogleich in die Rolle des Barons, ja ich glaube es war Baron Tomate, der seinen „Schützlingen“ ein Bonbonpapier übriglässt, damit sie die Süße einmal kosten dürfen. Ich tue Trithemius dabei natürlich unrecht, aber für meine Assoziationen kann ich ja nichts, die sind mir ja sozusagen eingewachsen wie ein Fußnagel.

Trithemius allerdings ist ja auch nicht frei von Assoziationen und ich kenne seine Gedanken natürlich nicht, vor allem nicht, was er dabei so denkt und wie das zustande kommt. Er sagte mir aber, was er dabei für einen Gedanken hatte, nämlich, dass die Marzipankartoffel ein Test für seine Haushaltshilfe sei, das dachte er, würde ich denken. Wie er darauf kam, weiß ich nicht, aber er wird daran wahrscheinlich genauso wenig unschuldig sein, wie ich bei meinen Gedanken. Wir ertappten uns also beide, sagten nur die bequeme Hälfte und lachten darüber. Über die Marzipankartoffel.

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