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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Freitag, 11. April 2014

Timeline

Ich las heute gleich zweimal von einer sogenannten Timeline. Was wie ein schlechter Namensscherz klingt und bei keinem Standesamt der Welt vor zwanzig Jahren als Name akzeptiert worden wäre, ist bei korrekter Aussprache auch gar keiner. Der Begriff ist so hip, dass es dafür auf Anhieb erstmal gar keinen Eintrag bei Google gibt, der den Begriff auch nur annähernd erklärt.

Anders als ich anfangs vermutete, handelt es sich jedoch nicht um ein extra für uns Deutsche erfundenes Wort für etwas, dass wir alle benutzen aber keiner wirklich gebrauchen kann (Handy), sondern den Begriff gibt es wirklich. Ich hatte ja auch mal Englisch in der Schule und wusste natürlich sofort, was damit gemeint ist, ich wusste nur nicht, dass jetzt jeder Hinz und Kunz eine Timeline hat. Scheiße verdammt, ich habe auch eine.

Ich gebe zu, Timeline klingt eigentlich sogar weniger wichtig als der andere Begriff, der dafür noch immer im Raum steht, Chronik. Aber mal ganz ehrlich, so ein ganz klein wenig balla balla ist das schon, oder?

Mittwoch, 9. April 2014

Momentaufnahme

Wir trafen uns heute im Vogelfrei, Herr Putzig, Jules van der Ley, Filipe d'accord und ich. Herr Putzig sprach vom Platzhalterbier, das immer einen Platz neben dem Alkoholiker steht, damit es nicht als solches erkannt wird, und sagte dazu, dass wenn jemand danach fragen würde, es immer darum ginge, ob hier jemand säße, dessen Bier das Bier das sei und alle Anwesenden pusteten dann in die Luft und schauten in alle Richtungen und niemand wäre dafür verantwortlich, obwohl das Bier immer voll sei und irgendjemand tränke es auch. Das wäre das Alkoholikerbier.

Jules van der Ley sprach davon, dass, man als Lehrer immer wieder vergäße, wie und wo die für Schüler relevanten Alkoholvergiftungen abgelaufen seien. Das ist natürlich schade, aber man müsse da eben Prioritäten setzen.

Dienstag, 1. April 2014

Harte Zeiten

Ich saß mit einem längs gestreiften Hemd vor einer längs gestreiften Tapete im Obergeschoss des Spandau und lauschte den Ausführungen unseres Chefs. Als Herr Putzig etwas später zu uns stieß – wir arbeiten dort beide hin und wieder – machte er mich gleich auf mein gutes Versteck aufmerksam. Tja, so ist er, der Herr Putzig: kommt zu spät und bricht gleich einen Streit von der Wand.

Am Donnerstag macht das Strandleben wieder auf. Die Personalbesprechung war eine der kürzesten, die ich bislang erlebt habe. Wenn ich mich furchtbar beeile, wird das vielleicht die letzte sein, die ich besucht habe. Ich habe am Freitag Prüfung in meinem Lateinkurs, danach zwei Wochen mehr oder weniger frei für eine oder mehrere Hausarbeiten, die noch anstehen und dann Schulpraktikum und dann vielleicht noch eins. Nebenbei höre ich mir noch das ein oder andere Seminar an und versuche meine Masterarbeit vorzubereiten. Und wenn das alles irgendwie zu schaffen ist, dann melde ich noch im Juli an und gebe im Dezember ab, haha. Nein, im Ernst, so ist der Plan.

Was aus meiner Spielwiese hier wird, weiß ich noch nicht. Nebenbei ein paar kleinere Dinge hineinschreiben, ein paar andere Blogs lesen, wird wohl drin sein. Ruhiger wird es allemal.

Mittwoch, 26. März 2014

Wer länger kann

Habe gerade auf Facebook ein interessantes Spiel gespielt. Es nennt sich, nein, ich nenne es: „Wer hält länger durch“. Am rechten Rand befindet sich eine Leiste, in der mir Seiten vorgeschlagen werden, die man doch mit „Gefällt mir“ bewerten könnte, wenn man denn wollte. Wenn man das nicht will, lässt man es einfach oder man klickt so lange auf das verborgende X am rechten oberen Rand, bis ein neues Feld danach fragt, weshalb man denn kein Interesse daran hat. Wenn man dann anklickt, es fehle einem das Interesse, dann verschwindet der Beitrag komplett.

Die untere Kategorie ist schon schwieriger, sozusagen ein neues Level. Da muss ich Spiele wegklicken, die mir nicht gefallen. Es dauerte ziemlich lange, bis ich auch diese Kategorie geknackt hatte und mir kein Spiel mehr angezeigt wurde. Leider habe ich noch nicht herausgefunden, wie man Spielstände speichert, aber das wird Facebokk hoffentlich bald korrigieren. Seien Sie trotzdem vorsichtig, der schnelle Erfolg in diesem Spiel verspricht hohes Suchtpotential.

Dienstag, 25. März 2014

Wenn die Wand seufzt

Seit einer Stunde schon kann ich mich nicht entspannen. Es gibt in dem Stück, welches ich heute Abend betreue, einen kleinen Umbau. In einem konstruierten Nebenraum, der von der Hauptbühne abgezweigt wurde, muss ich ein paar Dinge abräumen und stattdessen zwei Gläser Cola abstellen. In den Raum hinein gibt es eine Videoübertragung. Es gibt ja heutzutage kein Stück mehr, das ohne irgendwelche Übertragungstechnik auskommt. Irgendwo flimmert immer ein Monitor, ein Fernseher oder eine Leinwand. Ich stelle mir vor, wie ich in dem abgedunkelten Raum herumstehe und nach den Dingen suche, die im Dunkeln verborgen sind, während vorn auf dem Fernseher ein Schemen übertragen wird.

Da kommt plötzlich Licht hinein durch einen Spalt, dann ist es wieder dunkel, das Gewusel beginnt. Dann geht wieder Licht an, ich verlasse den Raum erneut. Dann komme ich wieder rein, weil ich noch etwas vergessen habe. Ein Schild, das regelmäßig herabfällt, weil es nur über eine Art Gummiknetmasse an der Wand befestigt ist, muss noch abgenommen werden. Das Zeug klebt nun so heftig an der Wand, dass ich das Mikro umreiße beim Versuch es zu lösen. Es poltert gegen eine der Ständerwände, kippt nach links gegen den schwarzen Molton und liegt teilweise auf der Bühne. Vorsichtig gehe ich um den Tisch in der Mitte und ziehe sacht am Gerät. Der Molton löst sich und landet auf dem Boden. Mich kann man nicht sehen, weil die Technik endlich den Monitor ausgeschaltet hat und der Eingang seitlich zum Publikum angebracht wurde. Ich ziehe also weiter an dem verkackten Ding, es hakt, es poltert, die Kamera ist abgefallen. Jetzt kann man mich garantiert nicht mehr sehen.

Auf der Bühne nimmt niemand Notiz von mir, alles schreit durcheinander, die Zuschauer sind abgelenkt und ich stehe in all der Unordnung in diesem kleinen Raum, den ich gerade gehörig demoliert habe. Ich stelle den Mikrofonständer wieder auf, klebe den Molton, der einen Klettverschluss hat, wieder an seine Position, tue so als ob ich die Kamera ebenfalls wieder hinstelle und will gerade den Raum verlassen, als mir das Schild wieder einfällt. Es liegt mit dem Rücken auf dem Tisch, neben den vollen Colagläsern. Es klebt heftig. Ich reiße den Tisch um, den Mirkofonständer, die Kamera, die Gläser und den Molton. Schlimmer kommt es nicht mehr, denke ich dem Moment, als sich die Ständerwand löst und mit einem zarten Lufthauch und ohne jedes Geräusch der Länge nach auf den Boden fallen wird. Kulissenwände, wenn sie groß und glatt sind und wenn sie auf einen ebenen Boden fallen, machen fast keine Geräusche, vielleicht ein kurzes Wusch wegen der entweichenden Luft, mehr aber nicht. Sie wirbeln nur ordentlich Staub auf.

Ich nehme mir das Schild und lasse alles so, wie es gerade ist. Als die Wand ihren Seufzer tut, habe ich den Raum, der jetzt kein Raum mehr ist, längst verlassen. Hier draußen ist niemand, der mich gesehen hat, auf der Übertragung konnte man mich nicht erkennen und jetzt ist die Kamera sowieso kaputt. Als ich heute Nachmittag ankam, feixten gerade ein paar Schauspieler in der Kantine, sie würden sich ins Publikum setzen und lauthals herum krakelen, das Stück stören mit Nazirufen, „an den Galgen, alle!“, „Ihr seid alle Faschisten“ riefen sie und lachten und grölten. Ihnen könnte ich alles in die Schuhe schieben, denn ich sitze ja hier im Büro der Requisite und schreibe diesen Text.

Freitag, 21. März 2014

nahe bei liegend

Die dritte Woche Latein ist geschafft. Die Grammatik ist erledigt, wir übersetzen nur noch. Ich habe mir dazu ein großes, unseren Zwecken gemäß, gestaltetes Lateinwörterbuch angeschafft, in dem auf vielen Seiten kleine hellblaue Kästchen sind, in denen ich unaufhörlich lesen könnte, wenn ich nicht eigentlich nach Wörtern blättern müsste.

So fragte ich mich zum wiederholten Male – ich schlug einmal mehr das Wort propter nach –, warum dieser Vogel wohl ausgerechnet die Leber des Prometheus fraß und ob in der Antike bereits bekannt war, dass sich diese, bis zu einem gewissen Grad, regenerieren kann, also sich das Gewebe ausbreitet.

Ich fragte mich auch, was Leber wohl auf Latein hieße und blätterte deshalb in einer meiner häufigen Pausen – denn ich bin immer sehr schnell und flüchtig mit meinen Übersetzungen – den Buchstaben L durch, denn es könnte ja zufällig…

War es aber nicht. Stattdessen fand ich das blaue Kästchen des Flusses Lethe und sah mich mit der unangenehmen Wahrheit konfrontiert, dass scheinbar alles, was ich trinke, aus diesem Wasser gemacht sein muss, denn so oft, wie ich manche Vokabel nachschlug, immer die gleichen wohlgemerkt, gibt es dafür kaum eine andere Erklärung.

Mittwoch, 19. März 2014

Siegertreppchenerklärung

Freitagstexter

Es ist Mittwoch und Sie können mir glauben, ich habe es wahrlich versucht. Die Performance dieser Seite ist mit einem abgelatschten Kaugummi noch zu milde beurteilt, manchmal. Also, ein erneuter Versuch:

Herzlich bedanken möchte ich mich für die Teilnahme aller Teilnehmer. Lobend erwähnen muss ich an dieser Stelle:

Platz 3:
Die Testsiegerin erklärte uns, womit sich der Einzelhandel in naher Zukunft auseinandersetzen sollte.

Platz 2:
Jossele erklärte uns (dezent), an wen sich der Einzelhandel in Zukunft zu richten habe.

Und Platz 1:
Die Neuköllner Botschaft erklärte uns, aus was man so alles Sprengstoff bauen könnte (wenn man denn den dazu nötigen Schein besitzt).

Herzlichen Glückwunsch! Wir sehen uns hier.

Verduzt

Im orthographischen Dschungel des Internetzes findet sich der gewöhnliche kaum noch zurecht. Es wird immer schwieriger die richtige Schreibweise ausfindig zu machen, geschweige denn überhaupt noch auf einige Worte zu stoßen. Achten Sie einmal auf die Texte, die Sie lesen und verfolgen Sie die Anwendung von „zwar“, Ihnen wird auffallen, dass dieses herrliche Wort fast gänzlich aus dem Wortschatz zu verschwinden droht.

Doch um „zwar“ geht es heute nicht. Es geht einmal mehr um den Präfix (Vorsilbe) „ver-“. Wie jedem bekannt sein sollte, handelt es sich bei dieser Vorsilbe um ein besonders vorwitziges Exemplar. Im Gegensatz zu vielen anderen Vorsilben ist „ver-“ in seiner Bedeutung nicht festgelegt und so kommt es häufig zu Verwechslungen. „Versprechen“ kann sowohl für einen mündlichen Fehler stehen als auch für den Eid, den unsere Jugend gern mit Anrufung einer ehemaligen Respektsperson verbindet: „Ich schwör, Alta!“

Doch kommen wir nun zum eigentlichen Problem. Nicht nur der gemeine Pöbel, selbst Hobby- und Gelegenheitsjournalisten ist es schon passiert, dass sie den verdutzt dreinschauenden Protagonisten ihrer Geschichte des ersten „t“s beraubten, was ihn leider weniger alt aussehen lässt, als es dem Schilderer der Geschichte lieb sein konnte. Denn „verduzt“ hat eine völlig andere Bedeutung als „verdutzt“.

Wie seltsam die deutsche Sprache ist, wird hier sehr gut deutlich. Während man die um einen Buchstaben längere Schreibweise im hinteren Teil des Wortes nämlich kurz ausspricht, ist es die kürzere Schreibweise, die man lang ausspricht. Solche Gegenteiligkeiten sind natürlich ein Graus, wenn es um die Einhaltung orthographischer Prinzipien geht. Doch es kommt noch schlimmer: Die Vorsilbe „ver-“ sorgt, wie in vielen anderen Fällen auch, wo ähnliche Schreibweisen vorliegen, dafür, dass sich die Bedeutung stark wandelt. Während die lange Schreibweise mit zwei „t“ für den Überraschungsmoment steht, der sich in Mimik und Gestik des Betroffenen widerspiegelt, könnte die kurze Variante, also mit nur einem „t“ geschrieben, der Auslöser für diese Überraschung sein.

Besonders Fäkalausdrücke mussten in der Vergangenheit unter diesem häufig auftretenden Fehler leiden, so dass sie heute kaum noch für „chic“ erachtet werden. Ausdrücke wie „Ach du Scheiße“, stehen mittlerweile auf dem Index jeder Kommunikation. Sie nötigen dem Empfänger ein verdutztes Gesicht ab, denn Vertraulichkeiten mit einem Fäkalbegriff können doch einen kompetenten Gesprächspartner nicht auszeichnen! Wegen solcher Fehlinterpretationen reihen sich die Fäkalausdrücke in die lange Liste der auszusterbenden Wörter ein, „Scheiße“ steht nicht weit entfernt von „zwar“.

Dabei muss das nicht sein. Beachten Sie in Zukunft einfach die Aussprache und Schreibweise beider Wörter. Sprechen Sie sich das Wort, wenn nötig laut vor, bevor Sie es in einen Text einpflegen, denn Pflege sollte das höchste Prinzip bei der Sprachgestaltung sein. Und sollten Sie einmal die Bedeutung des Einen oder anderen vergessen haben, so schauen Sie sich im Netz um, Sie finden gute, seriöse Erklärungen und weniger seriöse Erklärungen, auch wenn man manchmal etwas suchen muss.

Sonntag, 16. März 2014

Krimis sind doof?

Wahrscheinlich hätte ich den Tatort heute Abend gar nicht gesehen, wenn ich nicht zufällig hier darüber gelesen hätte. Und auch wenn ich diese Meinung nicht teile – im Übrigen teile ich auch nicht die Meinung des Spon, die da schrieb, dies sei der beste Tatort des MDR seit Jahren gewesen – so ist zumindest an der Flut der Krimis im Fernsehprogramm kaum vorbei zu kommen. Jeden Abend zur Primetime laufen sie wie fließbandproduzierte Quarktaschen über den Bildschirm und verkleben – sunflower schrieb zu Recht von einer Chloroformisierung – das längst müde Gehirn des Fernsehzuschauers.

Mich ermüdet erst der Tatort, ich bin davor und meistens auch währenddessen hellwach, denn jede dieser Großstadtepisoden erzählt ja noch etwas anderes als die übliche Mordermittlung. Im Gegensatz zu anderen Formaten erzählt der Tatort sogar viel mehr, als das Format selbst zugeben möchte. Ich schrieb ja schon einmal, dass mich das ewige Geduze halbwüchsiger Schauspieler nervte. Im Leipziger Allerlei, denn das war es tatsächlich, wurde die Tochter der Ermordeten ausnahmsweise nicht geduzt.

Stattdessen stehen sich wildfremde Menschen, die einander zum ersten Mal sehen, während der Aufnahmen plötzlich so nah, als wollten sie gleich über einander herfallen. Ich weiß leider nicht mehr wie die Zone heißt, die ein Mensch um sich aufbaut und in die er sein Gegenüber nur ungern einbrechen lässt, sollte es ihn nicht kennen, aber es gibt diese Zone. Wenn mir jemand zu nah kommt, gehe ich einen Schritt zurück. Manche Leute haben dafür kein Gefühl, vielleicht haben Kommissare dafür kein Gefühl, vielleicht ist das auch nur im Film so, um die Dramatik der Situation herauszuarbeiten, oder um vielleicht der Enge des Drehortes gerecht zu werden. Mit der Wirklichkeit hat das leider nichts zu tun.

Dann gibt es gleich zu Anfang eine Szene, in das Kommissarenpärchen das Haus der Ermordeten aufsucht, um die Tochter über den Tod der Mutter zu informieren. Beide haben Jacken an. Der stocksteife Keppler hat plötzlich einen Sinn für Mode entwickelt und trägt einen dreifach umwickelten Kaschmirschal um den Hals, während der Pooljunge, ach ne, das war ja der Freund der Tochter, mit freiem Oberkörper Blätter aus dem Pool fischt. War da etwa Winter befohlen bei der Polizei, oder was? Oder musste Keppler einen Knutschfleck verbergen, wir werden es nicht erfahren.

Oder kann sich jemand an die Szene bei der Hausdurchsuchung erinnern? Als Keppler plötzlich einen auf Lt. Horatio Cane macht und hinter einer undurchsichtigen Sonnenbrille kurz auflacht, als ihn die völlig verstörte Anwältin fragt, was das soll? Dann tigert er mit den Händen in den Hüften durch die Wohnung, alle gucken sich an, keiner sagt was. Das war ganz großes Kino!

Aber worum ging es denn überhaupt? Um Sado Maso? Um 50 Shades of Grey, wie es die Spon-Redaktion als Aufmacher in den Text hineinkolportierte? Um Ü40-Parties und alternde Frauen? Das Thema war nicht verfehlt, es war schlicht nicht vorhanden. Die Ermordete ist über Vierzig, die Kommissarin ist über Vierzig, auch wenn sie im Tatort etwas anderes erzählt, die Mörderin ist wieder einmal Ü…Überraschungsgast, denn die üblichen Bösewichte nebst der gehörnten Ehefrau des hauptverdächtigen Schönheitschirurgen sind allesamt unschuldig und leiden nur unter sich selbst. Die Sado Maso Geschichte geht unter in einem buntem Potpourri aus falschen Verdächtigen und Endlosschleifen einer gedachten (geträumten?) Rekapitulation der Ereignisse des Abends, bei der die Ermordete noch einmal kräftig das Tanzbein schwingen darf und lasziv mit der Hand in Richtung Kamera winkt.

Das war nicht der beste MDR-Tatort seit Jahren, das war einer besten ever! Ich wurde selten so gut unterhalten. Ich habe selten einen Tatort erlebt, der mir so vollständig und aufdringlich das Abendprogramm der restlichen Wochentage erklären wollte. Jetzt kann ich beruhigt ganze sieben Tage kein Fernsehen gucken, ich werde nichts verpassen.

Anleitung zum Kauf einer Winkekatze ohne Chinesisch-Kenntnisse

Hier im Requisitenbüro des Staatstheaters steht seit geraumer Zeit eine Winkekatze im Fenster. Diese Dinger kauft man bevorzugt in sogenannten Asia-Shops. das sind die Läden, in die man hineingeht, lange nach etwas sucht und frustriert wieder hinausgeht, weil die gerade zuständige Bedienung nur ein sehr unverständliches Deutsch spricht. Das wäre ja alles nur halb so schlimm, wenn die Waren, die man dort kaufen wollte, wenigstens einen leicht auszusprechenden Namen hätten oder überhaupt eine deutsche Entsprechung. Klar, eine Flasche Sojaöl, ein Sack Reis und das obligatorische Tetrapack Kokosmilch, davon rede ich hier nicht.

Was das Ganze manchmal noch schlimmer macht, ist, dass der Auftrag, dort etwas zu kaufen, von einem Koch kommt, der Tamile ist und dessen Deutsch ebenfalls nicht das Beste ist. Da steht man dann vor dem Tresen im Asia-Shop und hört sich die unweigerliche Frage nach dem und dem stellen. Man weiß selbst, dass es nicht richtig ausgesprochen wurde, dass es ganz anders heißt, aber die eigenen Kenntnisse der chinesischen Aussprache sind nunmal begrenzt und wenn man sich dann auf einen Begriff einigt, also zwischen deutschem Küchenjungen und tamilischen Koch, und diesen dann einer chinesischen Bedienung vorstellt, dann kann man froh sein, wenn die Bedienung nichts versteht und den Kopf schüttelt. Das ist wie stille Post, nur ohne Auflösung.

Es gibt auch Verkäufer, die rennen mit mir durch den halben Laden und zeigen auf alles Mögliche, ohne Ergebnis. Es sind übrigens meistens Chinesen. Ich kaufe dort öfter ein, verlasse mich aber längst nicht mehr auf meine Chinesisch-Kenntnisse. Wenn ich etwas nicht bekommen kann, dann schicke ich den Tamilenkoch in ein Geschäft seiner Landsleute. Ich sage dann nur, das war gerade ausverkauft, die Betonung liegt auf „das“.

Maneki-nekos (Wikipedia) sind übrigens japanisch (Süddeutsche Zeitung, man beachte den fettgedruckten Teil) und das Ding im Büro meines Arbeitgebers hat doch (Link zu mir, muss mich berichtigen) ein Fach für Batterien und da sind sogar welche drin. Und wenn Sie wissen wollen, wie lange (eine gute Frage) die Batterien halten oder ob sie überhaupt (auch eine gute Frage) Batterien brauchen, dann fragen sie im Netz nach, es antwortet Ihnen, auf Deutsch. Oder sie fragen nach ganz anderen (die beste aller Fragen) Katzen, dann kriegen Sie eine Antwort auf Deutsch, die Sie trotzdem nicht verstehen. Probieren Sie es einfach aus.

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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 08:51

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