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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Den Ball gespielt

Donnerstag, 1. Mai 2014

Gelegenheiten III

Weil unsere Tochter noch immer nicht laufen will, werde ich bei diesbezüglichen Anfragen in Zukunft immer genau so kontern: „Ich glaube, sie wird das Laufen einfach überspringen.“

Neulich saßen wir beim Limmern und einem von uns fiel auf, dass das Wort Endlösung scheinbar nur noch eine Bedeutung hat, die jeden anderen Gebrauch unmöglich macht. Natürlich bleibt eine Endlösung immer ein Ergebnis, ein Resultat usw., aber selbst laut Duden ist es für diese Art Verwendung einfach zu beschädigt, weshalb als Synonyme nur Schoah oder Judenverfolgung oder Holocaust infrage kommen. Das ist schon irgendwie faschistoid.

Schneid ist, wenn man sich auf der Limmer mit dem Fahrrad fortbewegt und telefonieren muss, während einem eine Polizeistreife entgegenkommt. Natürlich hat man diese bemerkt, ignoriert diese aber, weil man etwas Verbotenes tut. Auf das entgegengebrachte „Hallo“, übrigens keines von der Sorte, die lediglich zur Begrüßung taugen, antwortet man, dass man gerade telefoniere, und ob denn die Beamten keine Manieren hätten.

Da gibt es ein Kinderkarussell zur Feier des 1. Mai auf der Faustwiese. Und was machen die Deppen wieder komplett falsch? Es gibt nur ein Feuerwehrauto...

Mittwoch, 9. April 2014

Momentaufnahme

Wir trafen uns heute im Vogelfrei, Herr Putzig, Jules van der Ley, Filipe d'accord und ich. Herr Putzig sprach vom Platzhalterbier, das immer einen Platz neben dem Alkoholiker steht, damit es nicht als solches erkannt wird, und sagte dazu, dass wenn jemand danach fragen würde, es immer darum ginge, ob hier jemand säße, dessen Bier das Bier das sei und alle Anwesenden pusteten dann in die Luft und schauten in alle Richtungen und niemand wäre dafür verantwortlich, obwohl das Bier immer voll sei und irgendjemand tränke es auch. Das wäre das Alkoholikerbier.

Jules van der Ley sprach davon, dass, man als Lehrer immer wieder vergäße, wie und wo die für Schüler relevanten Alkoholvergiftungen abgelaufen seien. Das ist natürlich schade, aber man müsse da eben Prioritäten setzen.

Sonntag, 9. März 2014

Gelegenheiten II

Mich treibt seit sechs Tagen nur noch diese eine Suche um. Die Suche nach Subjekt und Prädikat. Das Lehrbuchlatein, auf wen auch immer es mich vorbereiten möchte, kreiert Sätze, die sich anhören, als hätte sie Meister Yoda gesprochen. Subjekt und Prädikat.

Diese Woche ist CeBit. Das heißt keine öffentlichen Verkehrsmittel, keine Autofahrten über Schnellwege und durch die Innenstadt, keine Kneipen mit mehr als drei Tischen, ach, am besten überhaupt keine Kneipen. Ich werde mir eine pro forma Bierpulle besorgen und die überall mit hinschleppen, offen, halbvoll. Das ist der Garant für Ungestörtheit in dieser gestörten Atmosphäre.

Die Kinder stehen derzeit nachts um 3 auf und spielen, erst leise und einträchtig und dann immer lauter werdend, bis ich dann gegen halb 4 aufwache und die mittlerweile zerstrittenen Parteien zur Ruhe rufe, zur Nachtruhe. Das klappt leider nicht immer.

Seit Tagen begegnen mir Katzen, die letzte vorvorgestern Abend bei meinem Arbeitgeber. Es war eine Winkekatze, und weil ich längst der Einzige im Büro war, versuchte ich herauszufinden, ob diese Dinger eigentlich mit einer Batterie betrieben werden. Werden sie nicht, diese zumindest. Ich hielt den Arm an und bis auf eine ziemlich laue Bewegung war Schluss mit der ganzen Winkerei.

Wochenende war auch, ich habe es zur Kenntnis genommen, sogar genutzt. Latein und Tischtennis und ein kleiner Spaziergang über den ersten Flohmarkt des Jahres.

Mittwoch, 5. Februar 2014

Gelegenheiten

Ich will eine Erzieherin werden, wenn ich groß bin, sagte mein Sohn gestern Abend zu mir, als ich ihm die Haare nach dem Baden kämmte. Ganz unverfänglich fragte ich dann, und wenn du klein bist?
Ein Pferd.

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Gestern schrieb ich meine vorletzte Klausur. Ich war dermaßen schlecht vorbereitet, dass ich mich ganz nach hinten setzte, um vielleicht noch was beim Nachbarn mitzukriegen. Noch vor dem Beginn allerdings zerstob diese Hoffnung, denn gegen solche Blicke, sagte uns die Dozentin könne ja keiner was, weshalb sie die Fragen der Klausur in unterschiedlichen Reihenfolgen abgedruckt hätte. Wir sollten uns also nicht darauf verlassen, dass unser Nachbar etwas besser wüsste als wir. Scheiße.

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Vor 2 Wochen begegnete mir im Rahmen dieser Vorlesung ein Typ, der vor Monaten einmal vor mir saß und just bei der letzten Sitzung wieder direkt vor mir gesessen hat. Gemerkt habe ich mir das vor allem deshalb, weil er bei meiner ersten Begegnung mit ihm eine Powerpointpräsentation bearbeitete, die sich mit Sprüchen auf den Unitoiletten beschäftigte. Dazu hatte er einen Riesenfundus an Fotos hochgleaden und fügte diese nun seinen soziologischen Ausführungen hinzu. Ich wollte ihn eigentlich danach fragen. Jetzt habe ich die Gelegenheit wohl verpasst.

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Herr Putzig würde gar kein Fernsehen schauen, er bräuchte den Ton nur so zum Hören, sagt er. Er guckt gar nicht hin. Der Ton ist abgestellt.

Samstag, 12. Januar 2013

Raclette und umzu

Als ich gestern zur zweiten Runde unseres Kochabends im Esszimmer der geilen Heidi weilte – ich hatte mich diesmal so gesetzt, dass sie mir auf den Hinterkopf schauen musste – durfte ich meinen ersten Raclette-Abend erleben. Raclette kannte ich bis dahin nur aus Erzählungen. Auf dem Tisch thronte in der Mitte ein runder Grill mit einer Pfanne als Deckel und darunter war ein Fach für die kleinen Pfännchen eingebaut, die wir selbst bestücken konnten mit allerhand. Alles wurde erhitzt von einem runden Heizstab, der sich direkt unter der Pfanne und direkt über dem Zwischenraum der Pfännchen befand. Ich beobachtete die Wärmeentwicklung nach dem Einschalten genau und gab dann, nachdem die Temperatur zunahm, mein erstes Pfännchen darunter.

Die Zutaten für die Pfännchen standen um die Bratpfanne herum, umzu würde der Niedersachse sagen. Für mich waren sowohl die Vokabel umzu als auch das Procedere Neuland, weshalb ich ständig etwas vergaß, was ich eigentlich in meiner Pfanne haben wollte. Umzu den Raclettegrill standen neben diversen Dips eine Schale mit Kartoffeln, Fleisch, geschnittene Gemüse und Champignons sowie Schinken, Ei und Ananas. Letzteres, bekundeten gleich mehrere Anwesende ging zurück auf Deutschlands ersten Fernsehkoch und seine Erfindung des Toast Hawaii. Der erste deutsche Fernsehkoch war natürlich gar kein Koch. Trithemius, der neben mir saß und den herablassenden Blick der geilen Heidi am direktesten spürte, äußerte die Vermutung, dass dieser Fernsehkoch vielleicht Fernfahrer gewesen sei. Heidi und ich ließen kurz die Brauen hüpfen und ich versuchte dann an den Käse zu kommen.

Der Käse war an diesem Abend sowieso das am schwersten Einzuschätzende. Immer befand er sich am Rand des Tisches, relativ weit weg zur eigenen Position, so dass man nicht umhin kam, danach zu bitten und die wertvollen, kleinen Gesprächsbeiträge durch Zurufe zu unterbrechen. Gib mir mal den Käse rüber, war eine oft gehörte Floskel. Käse? Wo ist der Käse? Kannst du mir mal den Käse reichen? Damit nicht genug, es gab zwei Käsesorten zur Auswahl. Zum einen gab es Reibekäse, ein Edamer vielleicht, und zum anderen stand eine Schüssel mit Schafskäse bereit, der aus Kuhmilch war, wie die Gastgeberin einräumte. Alles war ständig im Fluss und bewegte sich um die heiß brutzelnde Pfanne in der Mitte, in deren Tiefe weitere kleine Pfännchen brutzelten.

Während ich meine Gedanken öfter treiben ließ – umzu „umzu“ kreisten sie – verging die Zeit wie eine Lunte an einer verspäteten Silvesterrakete. Ich kam zu dem Schluss, dass man „umzu“ entweder als Umschreibung für „Umland“ benutzen sollte und konsequent groß schreiben oder aber als Lokalpräposition, die den vierten Fall verlangt, benutzen sollte. Leider konnte ich das niemandem mitteilen, denn am Tisch saßen außer mir und Trithemius ausschließlich Niedersachsen, die sich um solche Kleinigkeiten keine Gedanken machen, sondern instinktiv das Richtige taten, vor allem, wenn sie „umzu“ benutzen. Ich verfiel auf den Zungenbrecher „In Ulm, um Ulm und in Ulm und um Ulm herum“. Die Bremer sagen nur „Bremen und umzu“. Da hatte ich es mal wieder schwarz auf weiß: während sich der Schwabe die Zunge bricht, ist der Bremer oder die Bremerin – eine aus unserer Runde kommt nämlich von dort – eher pragmatisch veranlagt und zieht einfach zwei Präpositionen zusammen. Warum soll man da auch lange drumzu reden?

Ich für meinen Teil bin äußerst satt geworden. Dass es auch Zwiebeln gab, erfuhr ich zwar gleich am Anfang, aber ich ließ das bis jetzt unerwähnt, weil ich sie immer wieder vergessen hatte. Anders als der obligatorische Käse sind Zwiebeln ja auch nicht jedermanns Sache. Muss ja auch nicht.

Samstag, 22. Dezember 2012

Absolut gar nichts

geht gar nicht, dann erscheint nämlich die Nachricht, der Text fehlt. In diesem Widerspruch, etwas posten zu wollen, ohne sich auszudrücken, lag bis eben ein Grundbedürfnis von mir für den heutigen Tag. Jetzt habe ich mich anders entschieden. Tja, so ist das.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Dreifaltigkeit

Immer wieder fällt mir auf, dass es urplötzlich zu Neuerungen in der Wissenschaft kam, die sich auf das Prinzip der Drei herunterbrechen lassen. Das ist natürlich Nonsens, weil es wahrscheinlich genauso viele Konzepte, Theorien oder Methoden gibt, die mehr oder weniger Möglichkeiten beinhalten. Trotzdem fiel mir das auf. In meinem subjektiven Empfinden war ich sogar bereit, den Großteil dessen, was sich mit der Drei in Verbindung bringen lässt, auf die Zeit während und nach der Aufklärung zu beschränken und im wesentlichen sogar auf die Geisteswissenschaften.

Ist natürlich alles Quatsch wie sich sehr leicht beweisen ließe:

Die 3 Keplerschen Gesetze (viel zu früh, um ins Schema zu passen und außerdem Physik)

Die 3 Hauptsätze der Thermodynamik (passt zeitlich, aber leider auch Physik)

Die 3 Schlussweisen nach Peirce best. aus Induktion, Deduktion und Abduktion (passt fast, Peirce war ja u.a.a. Mathematiker)

Hegels Dialektik aus These, Antithese und Synthese (passt eigentlich)

Aber genau das Unwahrscheinliche, das Zutreffen meiner subjektiven Beobachtung, wäre für mich interessant. Daher bitte ich Sie, mir doch vielleicht noch ein paar Beispiele zu nennen, deren Prinzip sich auf die Dreierregel stützt, ob nun vor, während oder nach der Aufklärung, ob nun Physik, Mathematik oder Philosophie finde ich erstmal gar nicht so wichtig, Hauptsache die Drei ist dabei!

Sonntag, 2. Dezember 2012

Synergien

Als ich neulich in die Bibliothek ging – ja so etwas Antiquiertes gibt es noch – und ein Buch bestellen musste, hatte ich aufgrund der einstündigen Wartezeit genügend Freiraum, um mich allen Zeitungen zu widmen, die dort herumlagen. Ich hätte natürlich auch bequem von zu Hause aus vorbestellen können, und meine Wartezeit hätte sich auf Null reduziert, ich wäre einfach erst später hingefahren. Aber so leicht ist das manchmal nicht, denn mein Mitgliedsausweis läuft regelmäßig aus. Nach gefühlt einem Monat – zumindest die Ahnengalerie früherer Bibliothekare, am Anfang steht ja der große Leibniz, ist seit meinem letzten Besuch um kein Porträt reicher geworden – laufen alle meine Bescheinigungen aus, die es mir erlauben, meinen Status als Student zu nutzen und ich muss von neuem dahin radeln und mein Abo verlängern.

Da ich nicht wusste, ob ich das Buch kopieren darf – das ist für Bücher über 80 Jahre meist nicht möglich – hatte ich einen Fotoapparat dabei. Den brauchte ich später gar nicht, denn es gab einen luftigen Scanner, auf dem ich meine erforderlichen Seiten einfach aufblätterte und mithilfe des kundigen Personals die großen Tasten und Funktionen des Geräts erkundete. Ob ich das denn mit so einem alten Buch machen durfte, habe ich gar nicht erst gefragt, sondern mich sofort vom Fachpersonal einweisen lassen – der gelbe Zettel, auf dem das Kopierverbot abgedruckt war, hatte ich natürlich zufällig in eine Position innerhalb des Buches verschoben, dass man ihn kaum erkennen konnte.

Vorher warteten allerdings noch die Feuilletons von FAZ, Welt, SZ und Frankfurter Rundschau. Bereits bei der ersten Zeitung geriet ich jedoch arg ins Stocken. Den Feuilleton in der Hand haltend, legte ich den Rest des Blattes zu meiner Rechten auf das Sofa und erblickte, ja was erblickte ich wohl? Diesen kleinen Scherz am Rande. Was das wohl zu bedeuten hatte? Wie konnte ich das verstehen?


Über diese Frage hätte ich beinah das Foto vergessen.

Donnerstag, 15. November 2012

Mundartliche Lesung mit englischen Untertiteln

Gestern Abend waren Trithemius und ich auf einer Lesung. Jörg las. Jörg ist ein Autor aus Celle und hatte seine Bücher in Fünferstapeln vor sich auf einer Box liegen. Ich bekam keinen Blick darauf, weil mein Sofaplatz nicht hart er- aber später hart umkämpft war. Als ich nach der Lesung ein Bier holen ging, kam ich zurück und schwupss war mein Platz an Rasendreher gegangen, der nichts trank und somit den Platz erst frei machte, als er gehen wollte. So musste ich mit dem American Diners Sofa nebenan vorlieb nehmen und rückte in gefährliche Nähe einiger englischsprachiger Infiltratoren, die mir bereits während der Lesung durch zu lautes Flüstern aufgefallen waren. Das muss man erst mal hinbekommen, laut flüstern. Der eine höchst penetrante Flüsterer, einer der Engländer, der wahrscheinlich eher Amerikaner war, hielt sich beim Flüstern sogar die Hand vor den Mund und machte Krach, als hätte er auf dem Handrücken – er hielt sich genau den vor sein Organ – ein Megaphon installiert.

Eben dieser Engländer, der wahrscheinlich Australier war oder Ire, hatte auch eine Gitarre dabei und ein paar Songs auf Lager. Er beherrschte das Gitarrrespiel nur leidlich und die Stimme versank häufig in theatralischen Misstönen, so als würde ich versuchen, so zu singen wie Paul Potts. Um die Musik kamen wir nicht herum, obwohl das Mikro der Lesung dankenswerter Weise vom Veranstalter einkassiert worden war, wir saßen einfach nicht weit genug weg, um der musikalischen Darbietung zu entgehen. Der zweite Gitarrenspieler verstand sein Handwerk und beschränkte sich auf die Gitarre. Um ihn war es fast schade, denn mit einem Mikro an seiner Gitarre wäre das Ensemble erträglicher gewesen.

Gelesen wurden Kindheitsgeschichten. Der erste Block war dröge, um nicht zu sagen langweilig. Die Namen der Protagonisten klangen antiquiert, den Stories fehlte irgendwas. Wiederkehrendes Moment waren ein spitzenbewehrtes Taschentuch und Filme, die seinerzeit im Kino liefen, in Chronologie und Kindheitsdauer aber schlampig verarbeitet waren. So ging die Phase mit dem Eintritt in die Pubertät, also vielleicht ab dem 11. Lebensjahr zählend bis zum Erreichen des 16. Lebensjahres über mehr als 10 Jahre und erst im zweiten Block wurde klar, dass das Kino, in dem die Filme seinerzeit von den Protagonisten gesehen wurden, erst später als ihr ursprüngliches Erscheinen auf der Kinoleinwand gezeigt wurden, die eigentlich nicht einmal ein Kino war, sondern eine Kneipe mit Scheune, die für die jeweiligen Vorstellungen umgebaut wurde.

Im zweiten Teil erklang statt des Hochdeutschen plötzlich ein bayrischer Dialekt, die Geschichten bekamen etwas uriges, unmittelbares und obwohl die Namen immer noch antiquiert klangen, hatte plötzlich alles einen heimeligen Charakter. Die Kino- bzw. Filmgeschichte bekam ihre Auflösung und versöhnte auch mit den zuvor gehörten Geschichten. Die Atmosphäre lockerte sich, es wurde auch gelacht auf einmal und insgesamt muss ich sagen, wurde der Abend rund. Trithemius, dem nach dem ersten Block aufgefallen war, dass viele Sagewörter die Unmittelbarkeit der Dialoge verstellten, sagte dazu später nichts mehr, er war wohl ähnlich angetan wie ich. Mein dunkles Bier schmeckte plötzlich besser, der Engländer, oder vielleicht auch Schotte, war leise, weil sein Kompagnon sich andernorts niedergelassen hatte und mein geliebter Sofaplatz wurde mir so richtig bequem. Ich tat den Arm auf die achselhohe Lehne, streckte die Füße unter den Tisch aus und ließ mich mundartlich berieseln. Toll.

Danach bekam mein Sitzplatz leider einen anderen wärmenden Hintern zu spüren, der Engländer, der wahrscheinlich Neuseeländer war, begann zu singen und mein Bier war frisch gezapft schal geworden. Engländer trinken ja kein schales Bier, deshalb standen zwei wenig gefüllte Biere auf unserem Tisch herum und zankten um die längst vergangene Gunst ihrer Besitzer, die sich neu ausstaffiert hatten mit weißen Schaumkronen auf neuen Gläsern. Später standen die Biere nur noch so herum, dem betretenen Schweigen war zu entnehmen, dass niemand mehr kommt, um sie auszutrinken. Den Engländer, oder vielleicht auch Kanadier, haben sie dann wenig später ebenfalls abserviert, freundlich aber bestimmt und ohne ein Wort zu verlieren über die Darbietung. Es gab triftige Gründe das Kostenloskonzert abzubrechen. Die Bühne musste leer geräumt werden, für ein Sofa und der hinten in einer Ecke stehende Kickertisch wurde nach vorn gehievt und fachmännisch betriebsbereit gemacht. Rasendreher verließ uns und mein Sofaplatz gehörte wieder mir. Ich fläzte mich zurück in die Mulde, hob den Arm, legte ihn auf der Lehne ab und genoss den Rest des Abends.

Mittwoch, 7. November 2012

Der Magnethelm

Einen Magnethelm findet man nicht auf dem Schrottplatz. Was für Gründe das hat, kann ich leider nicht sagen. Genauso wenig möchte ich hier davon sprechen, wozu so ein Magnethelm überhaupt taugt. Eine simple Suche bei Google kann hier schon so viele unterschiedliche Ergebnisse zeitigen, dass einem angst und bange wird. Stellen wir also einfach fest, Sie brauchen einen Magnethelm und wissen nicht, woher das Utensil kommen soll. Dabei möchte ich Abhilfe schaffen:

Sie nehmen einen Metalldetektor und fahren die Wände der eigenen Wohnung ab. Meistens finden sich in senkrechter Anordnung sogenannte Magnetlinien, die es, nachdem sie vom Detektor gefunden wurden, zu markieren gilt. Ein wasserfester Filzschreiber sollte deshalb bereit liegen, mit dem Sie in einem Abstand von ca. 2 cm zum gefundenen Objekt jeweils rechts und links eine Linie einzeichnen. Mit einer Mauernutfräse, die man sich in jedem größeren Baumarkt günstig ausleihen kann, werden die so markierten Wände aufgeschlitzt. In der von Putz befreiten Rille offenbart sich ein hoffentlich intakter Kupferdraht in Plastikummantelung. Diesen entnehmen Sie und befreien ihn von seiner Hülle. Den Draht wickeln Sie um ein Straußenei, bis die obere Hälfte komplett von Draht bedeckt ist. Das Straußenei haben Sie natürlich vorher in einem Schraubstock arretiert. Als Bommel empfehle ich, aus den Plastikresten einen Klumpen zu formen, notfalls unter Einsatz geringer Hitze. Das Praktische ist, die Plastikreste müssen nicht extra besorgt werden, die fallen sowieso an.

Mit dem fertigen Helm gehen Sie dann zum Nachbarn ihres Vertrauens. Vielleicht empfiehlt es sich, eher nicht zum Nachbarn Ihres Vertrauens zu gehen, weil dieser aufgrund des guten Verhältnisses zu Ihnen längst über Ihre Pläne informiert ist und selber gerade einen solchen Helm bastelt. Gehen Sie also besser zu jemanden, den Sie eher nicht so gut leiden können. Dort kann der Helm an das hoffentlich noch intakte Stromnetz angeschlossen werden. Der Helm hat volle Funktionalität erreicht, sobald die Plastikbommel zu schmelzen beginnt und an den Seiten der Kopfbedeckung herunterläuft. Die hierbei zu beobachtende Verschlackung und auch die gewaltige Stromrechnung am Ende des Quartals sind für Sie übrigens nicht mehr von Belang, Ihr Nachbar kann sich aber ein paar wertvolle Notizen dazu machen.


P.S. Achso, das hätte ich fast vergessen, ein Straußenei kann man günstig bei Amazon bestellen.

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