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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Dienstag, 23. Februar 2016

Lässig Gedrehtes mit ganz viel Rohr

Die Heizung streikte und niemand hatte daran herumgefummelt. Meine Frau hatte heute Morgen den Temperaturregler heruntergedreht. So wie wir es eigentlich immer handhaben, wenn niemand zu Hause ist, mehr nicht. Heute Abend ging sie, nicht mehr. Sie heizte und heizte aber kein Heizkörper wurde warm. Ich schaltete aus und wieder ein. Keine Veränderung. Scheiße.

Meine Frau war gerade aus dem Haus, als mir drei Dinge einfielen: einen Klempner anrufen, nichts tun oder etwas anderes. Ich entschied mich für etwas anderes und räumte alles frei. Die Schränke darunter und daneben, die Arbeitsplatte darüber und die Verkleidung für die Rohre, die nach unten an der Wand hinter den Schränken entlang laufen. Weil ich kein Licht unter der Therme hatte, holte ich mir einen kleinen Strahler fürs Fahrrad.

Ganz schön verstaubt das Teil, dachte ich, als ich von unten hineinleuchtete. Lauter Fussel hingen da herum und ein Plastikteil, ein schwarzes, das so aussah, als wäre es ein elektrisches Gerät, die Pumpe vielleicht?, das wackelte ein bisschen herum. Das muss so, beruhigte ich mich, da hat doch niemand dran rumgefummelt. Die Kinder kommen nicht in Frage, weil sie da oben nicht herankommen, und meiner Frau glaube ich das, wenn sie das sagt.

Mit Thermen ist es ja nicht ganz so heikel wie mit dem Inneren von Motorhauben. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich raus, welche Rohre für welche Warmwasserleitung verantwortlich waren, denn die Warmwasserversorgung ging noch, und welche Rohre somit übrigbleiben müssten für die Einspeisung der Heizkörper. Die Rohre verlaufen an der Therme herunter hinter einem Küchenschrank entlang. Der hat keine Rückwand, weil ich da nur Werkzeug und Getränke drin lagere, außerdem kommen so die echten Monteure immer gut an die Rohre heran.

Die Rohre verlaufen durch die ganze Wohnung. Ich verfolgte sie hinter den Schränken entlang, durch die Mauern hindurch, hinter anderen Schränken entlang. Durch den Fußboden, an Stellen, wo sie nicht an Wänden entlang gelegt werden konnten, verfolgte ich sie. Am Ende war ich ganz Rohr. Ich wusste alles über sie.

Was mir ein wenig Sorgen bereitete, war der Umstand, dass ich den Draht nicht mehr finden konnte, den wir vor geraumer Zeit als Temperaturfühler vorgestellt bekommen hatten von unserem Klempner. Der war irgendwie weg. Da wir aber auch einen neuen Heizkörper und an allen Heizkörpern neue Ventile bekommen hatten, war ich mir nicht mehr sicher, ob wir überhaupt noch einen hatten oder ob der gar nicht mehr gebraucht wurde neuerdings. Ich grübelte noch ein wenig und ging dann zurück in die Küche.

Dort angekommen fand ich heraus, wo ich den Heizkreislauf mit Wasser befüllen konnte und beschloss das als nächstes zu probieren. Ging nicht. Mit dem Aufdrehen des Hahns passierte gar nichts. Ach scheiße, da war ja noch ein Hahn, diesmal aber ohne Drehgriff. Zange also und aufdrehen. Den anderen Hahn hatte ich vorher wieder zugedreht, weshalb auch diesmal nichts passierte. Dann sickerte es in meinem Kopf und ich drehte den anderen Hahn wieder auf. Das Wasser lief.

Das Wasser lief ganz schön schnell, also drehte ich mal ganz schnell wieder zu. Wie weit ich den oberen Hahn, den ich nur mit der Wasserpumpenzange drehen konnte, drehen musste, hatte ich vergessen. Mein Adrenalinspiegel stieg noch schneller als der Wasserdruck, der dann plötzlich verharrte, bei 1,7 bar. Das war in Ordnung. Aber die Heizkörper wurden trotzdem nicht warm. Dafür hatte sich die Schlauchklemme des Zulaufschlauches gelöst und nun tropfte es am Schlauch herab auf den Küchenboden. Scheiße.

Ich hatte das Tropfen nur bemerkt, weil ich mir plötzlich wegen der vielen Rohre nicht mehr sicher war und alle erneut überprüft hatte. Wie sich herausstellte, war die Schlauchklemme daran schuld. Wahrscheinlich hatte sie dem Aufdrehen der Zuläufe nicht standhalten können und sich ein wenig gelöst. Ich holte einen großen Schraubendreher und drehte. Nach fest kommt ab, dachte ich noch und dann tropfte es nicht mehr auf den Küchenboden. Ein kleiner feiner Strahl landete auf dem unteren Boden des Küchenschrankes, hinter dem die Rohre entlang gehen. Supergeil!

Ich ging hinüber in die Toilette und drehte die Hauptwasserleitung ab, ließ das restliche Wasser aus dem nahegelegenen Hahn purzeln und besorgte mir eine größere Lampe. Die Funzel vom Fahrrad war einfach zu klein. Ich entwirrte meine Schreibtischlampe, stand blöd in der Küche herum und kramte dann endlich eine Verlängerungsschnur hervor, nachdem ich die einzige Steckdose in Reichweite als für mich in Frage kommende ausschloss, weil da bestimmt etwas wichtiges drin steckte, was ich jetzt gar nicht herausfinden wollte. Ich hatte schon genug mit diesen Rohren zu tun und den Wegen, die die in der Wohnung machten.

Als ich genügend Licht hatte, dachte ich kurz darüber nach nichts zu tun und rief dann den Klempner an. Vielleicht hat er ja einen Notdienst. Hatte er nicht. Ich ging hinunter zu unseren zuverlässigen Nachbarn, um sie nach einer Notfallnummer von unserem Klempner zu fragen. Hatten sie nicht. Bis vorhin ging nur die Heizung nicht, jetzt hatten wir auch kein Wasser mehr. Das hatte ich sauber hingekriegt.

Tiefe Atmung, Überlegen, Beruhigen, ein paar Handtücher zur Sicherheit, ganz viel Licht zwischen den Einlegeböden des Küchenschrankes und mit Schraubendreher und Rohrzange bewaffnet schraubte ich die Klemme ab. Der Schlauch rührte sich nicht, tropfte nicht und überhaupt war nichts zu machen. Also nahm ich die Schlauchklemme, drückte sie ein wenig weiter nach oben und drehte sie wieder fest zu. Dann drehte ich den Haupthahn auf und ging zurück zur Klemme, die hielt. Gut. Wasser ging wieder. Ich bin also nicht ganz blöd, dachte ich.

Doch was sollte ich mit der Heizung machen? Na klar. Internet! Ich gab die Typenbezeichnung ein, eine Junkers ZWN 18 irgendwas und schrieb dazu Pumpe, weil ich annahm, dass entweder die Pumpe kaputt sein muss oder es doch an dem fehlendem Temperaturfühler liegt. Dann ließ ich die Suchmaschine den Rest erledigen. Es wurde prompt geliefert. Kapitel xy auf Seite 26 hieß es: Wie stelle ich die Pumpe ein. Drei Einstellmöglichkeiten gibt es, wovon die erste nicht zulässig sei, weil sie nur für Heizungsanlagen ohne Regelung einzustellen geht. Ich dachte an den vermissten Draht, der uns als Temperaturfühler vorgestellt worden war von einem Klempner und daran, dass ich mit dieser Einstellung alle meine Probleme lösen würde. Nicht zulässig, nicht zu lässig!

Egal. Ich stellte alles ein und machte irgendwas falsch. Plötzlich erklang da ein Geräusch, was ich so nicht kannte und das Rohr, welches ich als Zuleitung für die Heizkörper entlarvt hatte, begann heiß zu werden. Ich drückte ein weiteres Mal alle Knöpfe und verstand nicht, was da jetzt passiert war, weil ich offensichtlich gar nichts verändert hatte. Die Heizkörper wurden warm.

Die Temperatur ist seitdem im Kinderzimmer von 15,4° C auf 18° C gestiegen. Hier vorn im Arbeits- und Esszimmer sind es schon beachtliche 19,6° C. Ich kühle gerade herunter, mit einem Bier.

Endspurt

Heiße Schlussphase. Ein ganzer Haufen an Korrekturen, Aktualisierungen und überhaupt gefällt mir meine Masterarbeit weniger denn je, was auch mit dem Wochenbeginn zusammenhängt. Dennoch sieht es so aus, als könnte ich diese Woche endlich einen ersten Komplettentwurf überarbeiten. Und vielleicht dann in der kommenden Woche..., naja, Zukunftsmusik. Ich freue mich schön.

Mittwoch, 17. Februar 2016

Kleider machen Leute - T wie T-Shirt

Der Beitrag gehört mit zu diesem Projekt und wurde angeregt durch den Wortmischer und Lakritze.



Weil Trithemius, dem ich ja eigentlich ein solches T-Shirt zukommen lassen wollte, kein T-Shirt-Träger ist (ich habe ihn und seine Bekleidungsgewohnheiten genauestens studiert), habe ich mir selbst eins machen lassen.

Montag, 15. Februar 2016

In Hannover wird gefeiert

Finale! Jubiläum! Winterschluss! Ramsch! Früher gab es da ganz eindeutige Vorschriften, die unterwandert wurden. Da kam es dann schon mal vor, dass nicht nur alle 25 Jahre ein Jubiläumsverkauf stattfand, weil sich der Firmengründer plötzlich daran erinnerte, dass er doch eigentlich mal mit einem Kleinelektrogerätegeschäft begonnen hatte, bevor er 8 Jahre später in Großmöbel machte. Kann ja mal vorkommen sowas. Heute ist jedes Jahr Jubiläum.

Früher da gab es einen Schlussverkauf. Für Textilien! Da freute sich der Teppichhändler, weil das waren auch irgendwie textile Produkte. Die unterlagen zwar keiner Winter- und Sommermode, beherbergten dafür jede Menge Ungeziefer, wenn sie zu lange im Stapel vor sich hindümpelten. Mein Chef in einer großen Möbelklitsche in der Teppichabteilung stellte sich zu Beginn des Schlussverkaufs hin und nahm den Stapel mit muffigen Nepalbrücken vom letzten Jahr…hundert und begann damit die Gänge zuzuwerfen. Dann rief er einmal ganz laut und eine halbe Stunde später waren die Teppiche mitsamt Getier in Kofferräumen verstaut auf dem Weg ins Freie.

Heute kann man Döner im Schlussverkauf kaufen! Oder Fernseher. Oder Räumungsverkauf. Weil gestern das alte Regal hinten links abgebaut wurde mit Ramsch drin, die selbst zum reduzierten Preis noch zu teuer ist. Alles muss raus, denn morgen schon kommt das neue Regal mit neuer Scheißware.

Und dann gibt es einen Neueröffnungsjubiläumssonderrabatt! In Hannover, weil in Bremen umgebaut wurde. Letzte Chance! Bis 27.02.! Ausrufezeichen! Doppeltes Ausrufezeichen! Welches Jahr haben wir überhaupt? Ist nicht bald wieder Jubiläum?



Freitag, 12. Februar 2016

Lutzen

Weil sich meine Masterarbeit um digitale Literatur dreht, habe ich natürlich auch viel damit zu tun. Vor geraumer Zeit schon wurde ich auf das Werk von Johannes Auer aufmerksam, der mit seiner Search-Trilogie ein Projekt weiterführte, welches bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert seinen Anfang nahm.

Theo Lutz hatte seinerzeit für den Zuse Z22 einen Poesiegenerator programmiert, der sich füllte aus einem Repertoire von 16 Subjekten und 16 Prädikativen (Adjektiven), die zu jeweils neuen Sätzen verbunden wurden. Die Subjekte und Prädikative entstammten dem Romanfragment „Das Schloss“ von Franz Kafka. Johannes Auer hat dies nachprogrammiert und stetig erweitert.

Verbunden wurden diese beiden Satzglieder natürlich mit „ist“, schließlich sollte ein Satz dabei herauskommen, der Subjekt, Prädikat und Prädikativ enthält. Ein Beispiel: Die Sonne ist schön. Um das Ganze ein wenig spannender zu machen, wurden immer zwei dieser Elementarsätze in einer Zeile dargestellt und mit einander verbunden, entweder durch ein „und“, ein „oder“ oder „so gilt“. Am häufigsten jedoch steht ein Punkt zwischen beiden Sätzen. Hinzu kommen noch die Partikularisatoren „ein“ und „kein“ mit ihren jeweiligen vom Subjekt abhängigen Geschlechtern sowie den Generalisatoren „jeder“ und „nicht jeder“. Das Geschlecht des Subjekts war mit angegeben. So ein Satz könnte also lauten: Ein Hund ist dreckig und nicht jede Katze ist blau.

Nun kann man dort auf der Seite statt der Subjekte und Prädikative aus Kafkas „Schloss“ auch eigene eingeben und zu Paarsätzen mischen lassen. Die Wörter müssen nur ersetzt werden, und bei den Substantiven (Subjekten) muss das Geschlecht angegeben werden. Und dann kann man loslutzen. Ich habe die Wörter durch Bestandteile von Sprichworten ersetzt, manchmal sogar Sprichworte benutzt, die sich des gleichen Schemas bedienen, wie zum Beispiel: Reden ist silber, Schweigen ist gold.

Nachdem alle Felder gefüllt sind, kann losgelutzt werden. Die Maschine spuckt dann 35 Paare von Elementarsätzen aus, die in meinem Fall durchaus Altbekanntes, vor allem aber neue Verbindungen aus diesen zum Teil schon hohlen Phrasen entstehen lassen. Hier ein Beispiel:


Hier zu sehen, die Worteingaben, die ich gemacht habe.


Und hier dann das Ergebnis.

Das Original befindet sich hier.

Dienstag, 9. Februar 2016

Hybris

Gestern hatte ich Hybris, da musste ich nichts bloggen,
heute musste ich arbeiten, da hatte ich keine Zeit.

Samstag, 6. Februar 2016

Zersplittert - GP und drumherum

Ich saß heute in einer GP, einer Generalprobe. Mein einziger Daseinszweck schien dieses Beisitzen gewesen zu sein, denn die Requisiten waren so spärlich gesät, man hätte sie an einer Hand abzählen können, wenn man sie denn gesehen hätte. Die meisten davon steckten nämlich in einem Bord in einem schlecht ausgeleuchteten Kubus. Eine Liste gab es nicht. Ich bin ja solche Listen gewöhnt und war deshalb lange auf der Suche nach einer, bis ich dann meinen Chef fragte, wo die Liste denn sei, und er mir sagte, es gäbe keine.

Überhaupt, meinem Chef begegnete ich auf dem Weg nach oben im Flur, wo er, mit einer Rasierklinge bewaffnet, gerade dabei war, die lackierten Beine eines Tisches vom Lack zu befreien, der am kommenden Tag zur Premiere den bisher benutzten Tisch auf der Bühne ablösen sollte. Er hatte einen blauen Kittel an, was ich bei ihm noch nie gesehen hatte, und wäre sein Kopf nicht so charakteristisch, ich wäre wohl an ihm vorbeigelaufen.

Statt der Liste fand ich oben auf der Bühne einen Kollegen, einen ehemaligen. Jetzt ist er nämlich als Bühnenbildassistent für dieses Stück tätig. Er sagte mir dann sogleich, dass die Fernbedienung funktionieren müsse und seit neuestem eine Colaflasche zu den Requisiten gehöre. Als ich dies kurz darauf meinem Chef erzählte, sagte dieser, dass er da nur mit dem Regieassistenten spreche, denn der Bühnenbildassistent hätte sich ja im Verlauf der Produktion auch sonst nicht darum gekümmert, da müsse dieser nicht kurz vor der Angst plötzlich damit anfangen.

Den Regisseur traf ich schon in der Kantine. Der guckt mich immer an, als wäre ich nur zum Betrachten da. Ist mir anfangs immer ein wenig unangenehm, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Vor ein paar Monaten saß ich einmal mit dem Intendanten allein im Raucherbereich, als er mich plötzlich zu fragen genötigt sah, was ich denn hier für eine Funktion hätte. Normalerweise lese ich ja irgendwo ganz still vor mich hin, um genau solchen Fragen keinen Halt zu bieten, aber dieses eine Mal musste ich wohl kein Buch dabei gehabt haben. Jedenfalls sagte ich ihm, dass ich seit mehr als drei Jahren in der Requisite arbeite, hihi.

Den Regieassistenten sah ich erst oben auf der Bühne. Gestriegelt und geschniegelt wie immer, geschäftig, popäftig, wie das halt so ist vor einer Premiere. Ich harrte aus, suchte mir einen Platz ganz weit oben, ganz rechts, also bühnenlinks. Von dort sah ich auf einen Monitor und musste sofort an eines dieser mittlerweile geflügelten Worte denken, dass nämlich kaum noch eine Vorstellung ohne Videoinstallation auskäme. Unter Fachgimpeln, Fachsimplern und Wichtigtuern ist das ja ein beliebter Einleitungssatz, wenn plötzlich das Gespräch auf Theater kommt. Jedenfalls hatte der Klischeebeauftragte dieser Produktion ganze Arbeit geleistet: zwei Monitore, ein Kubus, von dem zwei Wände als Projektionsfläche dienen konnten und mussten sowie der hinteren Wand, die ebenfalls als Projektionsfläche herhalten musste.

Das Stück selbst war mir zu harter Tobak. Grandios gelöst, dieser Kubus, die Videoinstallationen, die Schauspieler, das stimmte alles. Nur der Stoff. Vier Personen, vom hochrangigen französischen Manager über einen Teammanager in einem Callcenter in Dakar über eine Ingenieurin in Bukarest hin zu einer ausgebeuteten Frau in den Tiefen einer Shanghaier Produktionskette. Es ging um Überstunden, um schlechte bis schlechteste Arbeitsbedingungen, um Ausbeutung, um menschenunwürdigen Umgang, um all das Schlechte, von dem man sich sicher sein kann, dass dies keine Übertreibung, Überzeichnung mehr ist, sondern es ist real! Es passiert jeden Tag! Überall! Absolut erdrückend, wie das alles mit einander in Verbindung steht. Diese Szenenwechsel, dieses wirklich gute, intensive Spiel, Hammer! Kurz vor Stückende wünschte ich mir, dass es endlich vorbei sein möge, und dann war es vorbei. Dieser Alptraum!

Dafür würde ich nicht ins Theater gehen. Bitte gerne, wer‘s mag? Ich nicht. Ich habe auch so schon viel zu oft schlechte Laune. Wahrscheinlich hatte mein Chef auch schlechte Laune, weil er diesen Tisch abschleifen musste. Nach der GP hatten wir alle schlechte Laune. Und als ich dann den Regisseur wieder im Raucherbereich traf, und er sich mit einer Kollegin unterhielt, die sich jetzt eigentlich mit einem wirklich alten Freund treffen wollte, den sie nur heute und nur hier, da sagte er, ob sie denn kein Interesse an der Arbeit hätte, ob ihr das jetzt nicht wichtig wäre. Sie hätte keine Telefonnummer von ihrem alten Freund und würde nur kurz zum Bahnhof, dann käme sie zurück. Ja, das wäre gut, sagte er, und dann sagte er ihr, wie fürchterlich ihn doch dieser Tisch stören würde, und ob es nicht besser ohne ihn sei, da wusste ich, dass ich noch Glück hatte, indem ich nur das Stück sehen musste.

Der Bühnenbildassistent schob mir am Ende des Stückes noch eine Liste zu, auf der alle Requisiten verzeichnet wären, die ihm so eingefallen sind, die könne ich ja meinem, seinem ehemaligen Chef zukommen lassen. Meinem Chef! Requisiteur, Meister, alleinverantwortlich auf unserer Bühne! Eine Liste, hihi. Ja, ja, sagte ich und faltete die Liste ganz klein, so dass sie in meine Hemdtasche passte, wo sie noch immer sitzt. Mich kennt ja hier keiner, da kann man auch schon mal so eine Liste verschlampen.

Freitag, 5. Februar 2016

Dada zum Anziehen

Ein gewisser Herr Trithemius mag ja keine Leute, die Jack Wolfskin heißen. Ich hoffe dieses eigens für ihn entworfene Label gefällt ihm.



Anlässlich 100 Jahren Dada erneut hervorgekramt.

Donnerstag, 4. Februar 2016

Allerhand zwischen Schuft und Schurke

In meinem etymologischen Wörterbuch passen zwischen Schuft und Schurke zwei zweispaltige, dicht beschriebene Buchseiten, nicht zwiespältige. Da stehen dann so schöne Wörter wie Schuh, Schuld Schund und Schuppe. Das mit Abstand schönste Wort dazwischen ist aber schurigeln. Schurigeln ist ein so interessantes Wort, dass ich beim Lesen der Erklärung erst einmal nach einer Abkürzung schauen musste, die mir als Abk., sprich Abkürzung, für eine Sprache bislang vollkommen unbekannt war. Oft trifft man ja solche Sachen wie ahd. für althochdeutsch, mhd. für mittelhochdeutsch, frz. für französisch oder ugs. für umgangssprachlich.

Schurigeln ist umgangssprachlich für schikanieren, welches leider nicht zwischen Schuft und Schurke steht. Aber da kann ja auch nicht alles stehen. Immerhin findet sich dort wieder eine bekannte Abkürzung, nämlich frz., was bedeutet, dass schikanieren aus dem Französischen entlehnt ist. Die Abkürzung unter schurigeln, die ich nicht kannte, geht so: mdal. Mdal. steht für mundartlich. Mundartlich ist ja keine Abkürzung für eine Sprache oder ihre Vorgänger. Mundart ist ein anderes Wort für das aus dem Griech. entlehnte Wort Dialekt. Es entstand im 17. Jahrhundert als Ersatzwort für Dialekt, vermutlich weil ein paar Sprachpuristen daran gelegen war, die teutsche Sprache rein zu halten.

Zwischen Schuft und Schurke steht aber auch ein äußerst hässliches Wort: Schule. Wie alle „hässlichen“ Wörter ist es letztendlich aus dem Griech. entlehnt (siehe ->Dialekt). Die Ideen, dieses Wort ersetzen zu wollen, waren alle nicht so erfolgreich, deshalb gehen die Kinder noch heute dahin. Erfolg allerdings haben diejenigen unter den Kindern, die auf die Penne gehen. Denn dieser Ausdruck ist ein anderes Wort für die höhere Schule. Aufgrund seiner eingeschränkten Anwendung konnte sich dieser Begriff leider nicht als vollwertiges Ersatzwort durchsetzen.

Im Übrigen ist der Begriff Penne seiner Herkunft nach durchaus zwiespältig, nicht zweispaltig. Denn darin steckt das aus dem Lat. entlehnte Pennal. Damit wurde seit dem 17. Jahrhundert nicht ohne spottenden Unterton der angehende Student, der Schüler einer höheren Schule, bezeichnet, der sein Schreibgerät (Pennal=Federbüchse) immer bei sich trägt. Wirklich plausibel wird einem das aber erst durch die Ableitung Pennäler, die darauf zurückgeht.

Die naheliegendere Bedeutung, nämlich dass Penne von pennen kommt, ist heute viel geläufiger, wenngleich auch hier nur die wenigsten wissen, woher das Wort ursprünglich kommt. Es bezeichnete ein einfaches Nachtquartier, vielleicht ist es sogar ein anderes Wort für Gefängnis gewesen. Es kommt aber mit Sicherheit aus der Gaunersprache, eine Sprachbezeichnung übrigens, die nicht abgekürzt werden kann. Dafür kann aber Rotwelsch abgekürzt werden, mit rotw., aus dem Rotw. kommt nämlich das Wort Gauner. Sie können aber auch Schuft zum Gauner sagen oder Schurke.

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