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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Samstag, 24. Oktober 2015

Liebe Leserinnen und Leser,

ich benötige Ihre Hilfe. Ich sammle gerade alles mit der Endung –bar. Mir und ein paar Freunden sind auch schon viele tolle Sachen eingefallen, aber je länger man darüber nachdenkt, umso schwieriger wird es. Und ein Lexikon, in dem man nachschauen kann, gibt es dafür ja auch nicht. Die Wörter können originell sein wie ruchbar oder sich einfach aus Verben ableiten, die im aktuellen Tagesgeschehen plötzlich in aller Munde sind wie erneuerbar.

Hier ein paar der schönsten Beispiele, die wir bereits zusammengestellt haben:

haltbar
unverwechselbar
erneuerbar
sonderbar
wunderbar
unmittelbar
ruchbar
heilbar
zahlbar
nutzbar
urbar
greifbar
befahrbar
essbar
schaltbar


Die sind alle schon ganz brauchbar. Ein paar mehr wären aber nicht schlecht. Wenn Ihnen also noch eins vorschwebt, das Sie hier nicht gefunden haben, melden Sie sich!

Danke

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Krügers "Der Gott hinter dem Fenster"

Seit gestern bin ich wieder Teilnehmer eines Seminars an der Universität. Ich besuche dort ein Seminar zur LiteraTour Nord, einem Preis, der von mehreren Universitäten und ein paar Sponsoren ausgelobt, jährlich vergeben und von der Universität schon so lange wie ich dort bin, mit einem Seminar dazu begleitet wird – wahrscheinlich sogar viel länger. Zweimal schon habe ich versucht daran teilzunehmen und musste immer wieder die Segel streichen, wenn es akut wurde, weil sich immer wieder wichtigere Seminare auf dem gleichen Sendeplatz befanden. Überhaupt sind die Sendeplätze ja sehr begrenzt, wie mir immer scheint, denn es ballt sich oft an wenigen Tagen zu wenigen Uhrzeiten ein wahres Feuerwerk an Veranstaltungen, während es zu anderen Zeiten Leerläufe gibt oder nur Seminare zu Grillen kurzlebiger Dozenten. Ich stehe ja auf Grillen, weshalb ich schon öfters an Freitagen morgens um acht ein Seminar besucht habe. Diesmal jedoch erstand ich den Platz in einer Sitzung zur Premiumsendezeit. Warum das so ist, dafür gibt es viele Gründe… aber das gehört nicht wirklich hier her.

Ich saß an der Fensterreihe mit der Sonne im Rücken und sprach zu mir selbst und meinem Sitznachbarn, der mir schräg im Rechteck auf dem nächsten Sitzplatz folgte und den ich zufällig kannte, ob das denn eine so gute Idee sei, mich hier hinzupflanzen. Die Sonne schien nämlich überraschenderweise mit all ihrer Kraft auf meinen Nacken. Da er bereits in der Kehre der Tische saß, streifte ihn die Sonne nur. Ich blieb dennoch sitzen, es waren auch nur noch wenige Plätze frei. Der Raum ist sehr klein für einen Seminarraum und wahrscheinlich zu groß für ein Büro, das zu besetzen nur Neid und Missgunst hervorrufen würde.

Wir besprachen eine Erzählung von Michael Krüger, „Aus dem Leben eines Schriftstellers“, erschienen in dem Erzählband „Der Gott hinter dem Fenster“. Ich fand die Geschichte so gut, dass ich gespannt auf den Rest des Buches war und es mir deshalb eine Woche vorher bestellt hatte. Am Vorabend las ich dann im Theater den ganzen Rest des Buches, inklusive einer zweiten Lektüre dieser Geschichte zur Vertiefung. Mit dieser hatte ich angefangen, weil ich die zwei Geschichten, die davor im Buch abgedruckt waren, bereits am Vorabend des Vorabends gelesen hatte.

Ich lese Erzählbände ungern am Stück, obwohl das bei diesem durchaus möglich gewesen wäre, kaum mehr als 200 Seiten. Ich mache das deshalb nicht, weil es häufig trotz der in sich abgeschlossenen Handlungen einzelner Erzählungen so etwas wie einen roten Faden gibt, oder ein alles überspannendes Thema oder einfach nur interessante Wiederholungen von Phrasen oder Worten, die aufgrund eines anderen Zusammenhangs sogar in zuvor gelesene Erzählungen ein anderes Licht hineinwerfen können. Und wenn ein solcher Erzählband eine stimmige Komposition ist, dann erkennt man das an der Melodie, die das Gelesene hinterlässt. Ich erkenne das Tage und Wochen später. Manchmal weiß ich gar nicht mehr, worum es darin ging, in diesem Buch, was ich vielleicht vor vielen Jahren gelesen habe, aber die Melodie fällt mir sofort ein, wenn ich nur den Titel und den Autor auf dem Buchrücken lese.

Dass Krüger im Verstricken kein Meister ist, war mir schon nach den ersten beiden Geschichten klar, aber es gab trotzdem ein paar Punkte, die mich aufblicken ließen. Stellen, die in minimaler Varianz und Bedeutungsverschiebung Wiedererkennungswert hatten. Die prägnantesten sind natürlich dem roten Faden oder dem übergeordneten Thema zuzuordnen. Es geht in dem gesamten Band um Erzähler: Schriftsteller, Verleger, Lektoren, Übersetzer. Sie alle sind alt, verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz und starten ihre Erzählungen, die alle in der Ich-Form geschrieben sind, mit einem Rückblick, der manchmal weit in die eigene Vergangenheit zurückreicht und manchmal nur Minuten zählt. Fokussiert wird einerseits auf Akte des Schreibens oder Facetten, die damit zusammenhängen, und andererseits auf die Menschen und ihre Wirkung auf andere, manchmal aus der Perspektive der eigenen Beobachtung, manchmal auch aus der Perspektive eines Beobachters. Häufig handeln diese Menschen widersprüchlich oder sogar unvernünftig, bleiben unverständlich oder von außen betrachtet beschränkt in ihren Meinungen und Ansichten. Krüger erzählt hier mit dem Blick eines Mannes, der weiß, wovon er schreibt. Ich glaube fast jeder kennt Situationen, in denen einem unverständlich ist, warum von jemanden, der Jahrzehnte älter ist als man selbst, jetzt genau dies getan oder gesagt wurde (Annika hat dazu ein paar Beobachtungen angestellt und aus ihrem Umfeld ein paar Links gesammelt, die in ein paar kleineren Facetten vielleicht tatsächlich mit dem hier Geschriebenen in Zusammenhang stehen. Wer also Lust und Zeit hat, noch mehr zu lesen: bitte sehr!)

Eine dieser Verstrickungen, die tatsächlich nur eine Phrase darstellt, zweimal explizit genannt und häufig implizit in die jeweiligen Erzählungen verwoben, fand ich sehr interessant. Es ging dabei ums Schreiben bzw. ums Nichtmehrmüssen. Um den Umstand, mit sich und der Welt im Reinen zu sein, einen Beruf zu haben, über den man sich immer noch definiert, der einen fast das ganze Leben über geprägt hat, den auszuführen man plötzlich nicht mehr in der Lage ist, und dann erst merkt, dass man diesen Beruf auch gar nicht mehr braucht. Eine abgeschlossene Emanzipation von sich selbst, sozusagen: „Er wurde ein glücklicher Mensch, ein Schriftsteller, der nicht mehr schreiben musste.“ (S.150), „Ein Schriftsteller, der nicht schreibt, schien mir nun endgültig das höchste Ziel des Schreibens zu sein.“ (S.86).

Wie dem auch sei, Krügers Buch hat eine Melodie, eine, die fast jeden einmal erfasst. In der Erzählung, die wir im Seminar behandelten, wurde das deutlich, wenngleich nur wenige das gesamte Buch gelesen hatten. Dazu sage ich nur kurz etwas: Lesegewohnheiten von anderen gehen mich nichts an und die wenigsten befinden sich in so komfortabler Situation, mit einem oder zwei Seminaren ein Semester bestreiten zu können. Ich finde es allerdings schwer, anhand einer Erzählung, Qualität zu bemessen. Dass mir aber diese eine Konstruktion innerhalb der Erzählung nicht aufgefallen, die noch dazu irgendwie unstimmig ist, von meinem Nachbarn als misslungen bezeichnet, weil sie im Fortlauf der Erzählung einen Bruch evozierte, den, weiß man davon, zu übersehen man gar nicht mehr in der Lage ist, machte mich rat- und stimmlos. Ich war am Ende nicht einmal in der Lage, den Raum zu verlassen, weil sich direkt vor der Tür ein Haufen gebildet hatte, der irgendetwas zu verhandeln hatte, von dem ich nichts mitbekam. Eingekeilt zwischen Leuten stand ich da, es ging nicht vor, nicht zurück. Irgendwann fand ich meine Sprache wieder und verschaffte mir damit Platz, den Raum zu verlassen.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Die Freitagstextergewinnerverkündung

Freitagstexter

Puh war das anstrengend. Ich habe jeden Kommentar ein paarmal gelesen und vor mich hin gesagt. Es gab Tage, da konnte ich mich vor Kichern nicht mehr einkrichern und dann gab es Tage, an denen konnte ich überhaupt nicht lachen. Es lag glaube ich mehr an den Tagen als an den Texten. Deshalb vielen Dank an alle Beteiligten.

Zu den Gewinnern:

Der Gewinner in der Kategorie Publikum: bleibt unbesetzt. Das Publikum konnte sich diesmal nicht durchringen, den Juroren ins Handwerk zu pfuschen.

Der Gewinner in der Kategorie meister: ist der Wortmischer, er hat insgesamt drei Kommentare zu einem Bild abgegeben.

Der Gewinner in der Kategorie Film: ist der Vielfraß mit einem der tiefsinnigsten Dialoge der Filmgeschichte.

Die Gewinnerin in der Kategorie blau: ist La Mamma, Fachfrau für kleinste Nuancierungen.

Der Gewinner in der Kategorie Gast: ist Hubbie, der es doch tatsächlich geschafft hat einen Feuerwehrmannnamen zu erfinden, der nicht besser sein könnte. Also wenn Florian Löscher nicht Feuerwehrmann geworden wäre, dann wüsste ich auch nicht weiter.

Der Gewinner in der Kategorie Dritter: ist der Kommentar von Mr. Spott geworden. Ich kannte bis dahin nur die lila Pause.

Der Gewinner in Kategorie Zweiter: sind das Bee für die gar böse Biopalmöl-Laterne und noch einmal der Wortmischer für die neue Form des Strickens, das Guerilla Knitting.

Der Gewinner in der Kategorie Erster: ist der Herr Boomerang. Überzeugt hat mich hier der Name des Strickvereins „Komme was Wolle“. Er erinnerte mich an die höchst kreativen Namen von Friseurgeschäften.

Herzlichen Glückwunsch! An dieser Stelle geht es weiter.

Montag, 19. Oktober 2015

Wunder der Technik

Weil es immer wieder Studenten gibt, die mir nicht gönnen, meine ausgeliehene Literatur über mehrere Monate bei mir zu Hause zu horten, muss ich hin und wieder zur Bibliothek, um ein vorgemerktes Exemplar dort abzugeben. Oft kann ich den Verlust ausgleichen, weil ich an guter Position wohne und nur wenige Minuten länger fahre bis zur Landesbibliothek, heute Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, die das gleiche Buch im Bestand hat. Hier kann ich mir fast sicher sein, das Buch bis zum Ende meines Lebens behalten zu dürfen, da immer weniger Studenten wissen, dass es diese Bibliothek überhaupt gibt. Die Tutoren der neueren Semester wissen das nämlich schon nicht mehr und statten, statt der Bibliothek mit der Abkürzung GWLB, lieber der Limmerstraße einen Besuch ab und bringen die Gehirnzellen auf andere Art zum Tanzen.

Die GWLB hat leider auch schon gefühlt seit Anbeginn der Zeit das Problem, dass sie umgebaut wird. Deshalb befindet sich der ehemals generöse Empfang (fragen Sie mich nicht woher ich weiß, dass der einmal generös war, ich habe davon gehört) nun in einem kleinen Baucontainer, der keinen Wartebereich mit allen gängigen Tageszeitungen bietet, großzügig ausgestattet mit Sitzflächen und Computerterminals. Dennoch ist die GWLB nicht nicht innovativ, wenn es darum geht, Dinge einzuführen, die das Arbeiten in ihr vereinfacht. Die neueste Entwicklung, die ich aufgrund mehrerer blöder Studenten, die sich Bücher aus meinem Bestand ausleihen wollten, machen durfte, ist die Buchung der von mir bestellten Titel.

Früher gab es dafür einen Scanner an einer Schnur, der dem Scanner einer Kasse ziemlich ähnlich sah. Die Farbe war ein niederschmetterndes Grau, das Geräusch, das er machte, ein unerbittliches Piep. Den Damen und Herren hinter dem Tresen wurde damit verkündet, dass ich mal wieder zu spät dran war. Aber ich spreche hier aus Versehen in der Vergangenheit. Den Scanner gibt es noch. Nur die Bücher werden damit nicht mehr eingescannt. Die Bücher werden jetzt einfach auf eine rot gefärbte Matte gelegt, die, wenn ein Kalender darauf abgedruckt wäre, als Schreibtischunterlage hätte durchgehen können. Durch einen neuerdings im Buch eingepflanzten RFID-Chip wird das Buch dann verbucht.

Als besonders geistreicher Vertreter fragte ich vor ein paar Wochen einmal, ob denn der Scanner bald überflüssig wäre. Die Dame hinter dem Tresen vermutete ja und freute sich ob meines Interesses an der für sie und mich neuen Technik. Und als ich dann noch fragte, wann denn der Umbau fertig würde, und sie mit nächstes Frühjahr antwortete und ich dann witzelte, also im Oktober, da verlängerte sie mir sogar ein Buch, das ich eigentlich hätte vorzeigen müssen, weil ich es schon so lange bei mir statt in der Bibliothek verwahrte.

Jedenfalls war ich heute schon wieder dort, um mir ein Buch auszuleihen, das ein Student in der Universitätsbibliothek aus meinem Bestand vorgemerkt hatte und ich nur noch in der GWLB bekommen konnte. Und als ich mich am Tresen um meine Bestellung bemühte, fiel mir sogleich ein, warum zumindest die Prognose mit dem in Zukunft verschwindenden Scanner falsch ist. Ich musste nämlich meinen Ausweis vorzeigen, den der Scanner abpiepste und den Mann hinter dem Tresen veranlasste, in den Nebenraum zu gehen und mein Buch aus einem Regal zu fischen. Als ich ihn dann vorsichtig fragte, ob es denn in Zukunft womöglich neue Mitgliedsausweise gäbe, verneinte er, das sei ihm nicht bekannt. Ich hätte ihm gern erklärt, wie blöd doch die Einführung einer neuen Technik des Bücherverbuchens ist, wenn dann statt einem Gerät mehrere nötig sind und wie inkonsequent ich das finde. Aber ich bezahle ja als Student nichts für die Bibliotheksnutzung und mit Männern hinterm Tresen habe ich es nicht so, also hielt ich die Klappe und ging.

Samstag, 17. Oktober 2015

Doodlen ohne Draht - Ein Mitmachprojekt von Trithemius

Fast hätte ich es vergessen. Da saß ich doch am Mittwoch mit Trithemius in der Kneipe und doodelte ihm für sein Projekt eine Figur. Die erste war natürlich völlig falsch, denn ich doodelte nur ein Gesicht. Die nächste war zu unproportional und die dritte, naja, sehen Sie selbst. Oder noch besser: machen Sie es selbst, also doodeln, und veröffentlichen das Ergebnis in Ihrem Blog.


Freitag, 16. Oktober 2015

Es ist Freitag, bitte geben Sie Ihren Text ein!

Freitagsbanner

Es ist mal wieder Freitag. Und mir wurde von David Ramirer gestattet, den dieswöchigen Freitatgstexter auszurichten, dafür nochmal herzlichen Dank! Die Regeln können hier noch einmal nachgelesen und aufgefrischt werden. Ich wünsche viel Spaß und mir viele lustige Einträge.

Das Foto ist so druckfrisch, da sind noch ein paar Regentropfen drauf. Deshalb kommt der Freitagstexter auch erst jetzt, denn ich musste ja warten, bis es endlich hell wird. Leider ist es nicht so hell, wie man sich das wünschen würde, verfallen Sie deshalb aber bitte nicht in Trauer.



Dienstag, 13. Oktober 2015

Die Anomalie der Limmer

Am Fuß der Limmerstraße, also wenn man die Fußgängerzone der Limmer als Bein betrachtet, liegt ein Platz. Der Küchengartenplatz. Von diesem Platz gehen vier Zehen ab und in einem dieser Zehen wohne ich. Ich gehe oft über den Platz, weil fast jeder Weg daran vorbeiführt. Jeden Tag bin ich mindestens einmal darauf unterwegs. Deshalb registriere ich jede kleine Veränderung, die sich dort anschleicht. Ich habe zum Beispiel mitbekommen, dass die Skater, die den Platz regelmäßig frequentieren, um dort ihre kleinen Tricks zu üben, weniger geworden sind. Auch die Trinker auf den Bänken gegenüber des hippen Hipsterlädchens mit seiner überschätzten Küche und dem oft pampigen Personal sind ruhiger geworden. Es wird ruhiger mit jedem Grad weniger.

Das bringt mich zu meinem zweiten hinkenden Vergleich. Merken Sie es? Vergleich, hinkend, Bein und Fuß? Es gibt da so etwas wie eine Anomalie, die sich hier in den letzten Tagen manifestiert hat und die sich ähnlich verhält wie die Anomalie des Wassers. Natürlich ist auch die Bewegung des Wassers bei sinkenden Temperaturen nur noch eine schleppende aber betrachtet man das Problem einmal nicht aus der Bewegungs-, sondern aus der Dichteperspektive, müsste sich ab einer bestimmten Gradzahl eine gewisse Veränderung feststellen lassen. Und jetzt ist es soweit. Die Dichte hat ihren höchsten Punkt erreicht.

Bewegung ist kaum noch drin aber in der Menge der Teilchen ist die derzeitige Situation, insbesondere zu den abendlichen Temperaturen von ca. 3-4° Celsius, eine so hohe, dass es mir eben aufgefallen ist. Da stehen Dutzende Leute in Gruppen auf dem Platz und tummeln sich auf der Limmer, als wäre gerade ein Volksfest zu Ende gegangen und gleichzeitig der öffentliche Nahverkehr vollständig zum Erliegen gekommen. Die Leute gehen nämlich nicht weg, höchstens zum Kiosk oder in den Rewe an der Ecke, um noch ein Bier zu kaufen.

Was machen die ganzen Leute da? Wo kommen sie her? Wo sie hin wollen scheint klar zu sein, sie wollen nicht weg. Sie wollen hier bleiben. Im Kalten. Im Fuß der Limmerstraße sammelt sich das Wasser aus Menschen, das nicht fort will. Da nimmt keiner die Füße hoch oder bewegt sich. Wo kommen sie also her und was machen die da? Die kommen aus den Fakultäten der hiesigen Uni und bekommen hier zum Start des neuen Semesters ihre erste außeruniversitäre Einführung in Sachen Trinkgelage in Fußgängerzonen. Vielleicht gibt es dafür Credit Points. Wundern würde mich das nicht. Mich wundert hier gar nichts mehr.

Montag, 12. Oktober 2015

Wut zur Lücke

Neulich sah ich einen Typen im Holzfällerhemd direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite am helllichten Tag gegen einen Stromkasten pinkeln. Sein Bier stand auf dem Stromkasten.

Heute Abend sah ich den gleichen Typen zehn Meter weiter rechts stehen und ich wollte mich gerade wieder aufregen, als ich merkte, dass da überhaupt niemand steht. Das war nur eine Lücke im Efeu, durch die das Gemäuer hindurchschien.

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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 08:51

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