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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Sonntag, 8. November 2015

Walther Kiaulehn: Lesebuch für Lächler

Vor geraumer Zeit erwarb ich bei meinem Antiquariat des Vertrauens ein kleines, schmuckes Rowohltbändchen von Walther Kiaulehn, das „Lesebuch für Lächler“. Seitdem begleitet mich dieses Buch überallhin, denn immer wenn ich nur wenig Zeit zum Lesen habe, lohnt sich kein Blick in schwere Lektüre, dann muss es etwas Leichtes sein. Das Gute an diesem Buch ist auch, dass es aufgrund der kurzen bis kürzesten Texte, die in fast keinem Zusammenhang zueinander stehen, völlig egal ist, wo man mit dem Lesen beginnt.

Es gibt trotzdem zwei Zusammenhänge innerhalb der Texte in diesem Buch, die dem eben gesagten aber nicht widersprechen. Zum einen ist es die Form. Es sind allesamt kleine Texte, die im Feuilleton der „BZ“, der Berliner Zeitung, zwischen 1923 und 1929 erschienen sind. Der andere Zusammenhang besteht darin, dass den Texten bestimmte Mottos übergestülpt worden sind, es demnach eine leise Orientierung innerhalb eines breit gefächerten Themenfeldes gibt. Da finden sich Texte zum Reisen, zu den Jahreszeiten, von der Liebe u.a.

Das stört aber nicht im geringsten, wenn mir danach ist, das Buch aufzuschlagen und einfach drauflos zu lesen. Die Texte sind elegant, eloquent, witzig, traurig, überraschend und meistens viel zu schnell zu Ende. Sollten Sie diesem Büchlein über den Weg laufen, kaufen Sie es! Es wird billiger sein als eine Ausgabe der SZ, deren Streiflicht auf der Titelseite manchmal ebenso gut daherkommt, wie die hier ausgewählten Texte.
Und da es sich ja um ein rororo handelt, darf natürlich die obligatorische Werbung im Buch nicht fehlen:

Autor: Walther Kiaulehn
Titel: Lesebuch für Lächler
beworbenes Produkt: Peter Stuyvesant Zigaretten
Fundstelle: zwischen S. 42 und S. 43


„DAS IST DAS SCHÖNE BEIM LESEN: MAN KANN DABEI RAUCHEN!“


Bildquelle: Walther Kiaulehn: Lesebuch für Lächler, Rowohlt Taschenbuchverlag GmbH, Hamburg 1960.

Freitag, 6. November 2015

Der Geistesblitz

Der Geistesblitz ist eine deutsche Erfindung. Sie geht zurück auf den katholisch geprägten politischen Publizisten Joseph Görres, der ein glühender Verehrer alles Französischen, insbesondere der Französischen Revolution war. Görres war als erster in der Lage gewesen, den Vorgang des Geistesblitzes zu beobachten und ihn zu beschreiben. Daraus entstand die noch heute gebräuchliche Vokabel. Leider weiß davon heute kaum noch einer, weshalb ich diese traurige Geschichte hier einmal aufschreiben möchte.


Er muss sein Schicksal geahnt haben,
dass er hier so traurig guckt



Schon die alten Griechen beriefen sich auf ein Konzept, welches in der Art seiner Beschaffenheit dem Geistesblitz nicht unähnlich ist. Der Ausdruck „Heureka“, mit dem Archimedes durch attische Straßen zog, weil er der Verdrängung des Wassers im Bade auf die Spur gekommen war, ist die wohl berühmteste Anekdote dazu. Leider ist nicht überliefert, wie Archimedes den Vorgang der Entdeckung an sich beschrieb, sondern nur sein Ausruf und die Entdeckung selbst. Womöglich hätte sonst Archimedes als Erfinder des Geistesblitzes gegolten.

Görres hatte während seiner Beobachtungen festgestellt, dass die Auswirkungen auf den menschlichen Geist von außerordentlicher Wirkung waren und forderte deshalb in seinem Werk „Teuschtland und die Revolution“, „…dasz in solchen Übergangszeiten Geistesblitze zuckend durch die ganze Gesellschaft fahren…“ sollen.

Die traurige Nachricht ist, dass er seinen Traum einer katholischen Demokratie, vor allem aber die Geistesblitze, die die gesamte Gesellschaft durchfahrenden sollten, nicht mehr miterleben durfte, weil er just einen Monat vor dem eigentlichen Beginn des Revolutionsjahres 1848 verstarb; im Januar löste er seinen letzten Fahrschein und im Februar desselben Jahres brach in Frankreich die Revolution aus, der in ganz Europa viele weitere folgen sollten. Sein Wunsch wurde zwar erhört, kam für ihn aber leider zu spät.

Trauriger noch als die erste Nachricht hätte Görres die zweite Nachricht über seine Erfindung aufgenommen, wenn ihm nicht, wie schon bei der traurigen Nachricht zuvor, der Tod ein Schnippchen geschlagen hätte. Ausgerechnet ein Protestant, später auch noch Preuße, also der verhasste Feind in der Görresschen Publizistik, sollte dem Geistesblitz zu seiner allgemeinen Bekanntheit verhelfen. Wilhelm Busch schrieb in seinem Werk „Balduin Bählamm. Der verhinderte Dichter“ folgende Zeilen:

„…Doch führt ihn bald ein tiefer Zug
Zu höherem Gedankenflug.
Schon brennt der Kopf, schon glüht der Sitz,
Schon sprüht ein heller Geistesblitz;
Schon will der Griffel ihn notieren;
Allein es ist nicht auszuführen,…“


Diese Verse hoben den Geistesblitz nicht nur zum geflügelten Wort empor, sondern sie beschrieben sogleich die hervorstechendste Eigenschaft desselben: seine Flüchtigkeit. Sollten Sie also jemals in die Lage geraten, einen Geistesblitz durchzumachen, schreiben Sie ihn auf! Äußern Sie sich, vielleicht mit einem Bonmot! Aber wünschen Sie ihn nie herbei, das bringt Unglück!

Bildquelle: Wikipedia

Donnerstag, 5. November 2015

Die Abkürzung neigt zum Donnerstag

Ich habe heute was gelernt, nämlich wie es funktioniert. Ich habe meinem Textprogramm beigebracht, mich wieder mehr Fehler selbst machen zu lassen und dem Programm selbst auch weniger Fehler zuzugestehen. Dafür habe ich meinem Programm die automatische Großschreibung am Satzanfang verboten. Als Satzanfang gilt nämlich alles, was nach einem Punkt steht. Abkürzungen z.B. Würde ich demnach Abkürzung mit Abk. abkürzen, passiert es, dass nach dem abgekürzten Abk. groß geschrieben wird, obwohl sich die Abk. mitten im Satz befindet und das darauffolgende Wort womöglich gar nicht groß geschrieben wird, weil es kein Substantiv ist.

Eine andere Funktion wollte ich ebenfalls gleich beseitigen, dass nämlich die Wochentage immer groß geschrieben werden. Mittwochs schreibt man ja nicht groß, weil es sich nicht auf den Mittwoch, den man natürlich groß schreiben würde, bezieht, sondern auf einen regelmäßigen Zustand, der, sozusagen, dauernd zur gleichen Zeit passiert. Das Ganze macht natürlich nur Sinn, wenn der Wochentag nicht am Satzanfang steht, weil dann sogar mittwochs groß geschrieben wird, aber nicht hinter Abk. Also nochmal:

Wir gehen mittwochs immer ins Vogelfrei. Mein Programm erkennt automatisch, dass mittwochs klein geschrieben werden muss. Nehme ich dem mittwochs jedoch sein s, macht es daraus automatisch, sobald ich die Leertaste betätige, ein Mittwoch. Hänge ich dann jedoch das s wieder dran, ändert sich die Großschreibung nicht zurück ins Kleingeschriebene. Ein kurzer blauer Balken unter dem M erinnert mich daran, dass ich die Autorkorrektur zurücknehmen kann, wenn ich das möchte. Ich habe das ausprobiert. Mehrmals, am Donnerstag. Wir gehen nämlich gar nicht immer mittwochs ins Vogelfrei. Manchmal gehen wir auch an anderen Tagen z.B. Donnerstag.

Mittwoch, 4. November 2015

Tschakka - Du schaffst es!



Motivation gefällig?

Montag, 2. November 2015

Suche alten Besen



Habe gestern auf dem Flohmarkt ein paar Ritter nebst Pferden erworben. Die kleinen Spielzeuge hatten noch all ihren Schmuck. Bei den Indianern und Cowboys, die der Verkäufer im Angebot hatte, nahm ich nur die wenigen mit, die ebenfalls noch vollständig waren. Als Kind habe ich mit solchen Figuren gespielt und mich nicht darum geschert, ob der Federschmuck des Indianers noch hielt oder bereits abgefallen war.

Dass so manch ein Indianer ein Beil in der Hand hatte, habe ich erst vor kurzem erfahren, als ich im Internet nach solchen Figuren suchte. Meine Figuren hatten Fäuste, die durchstochen waren. Da konnte ich einzelne Borsten eines Straßenbesens hindurchschieben. Dann hatten sie einen Speer.

Kaum spielten die beiden Größeren damit, fielen bereits erste Federn ab. Ein Pferd büßte an Standfestigkeit, weil meine Tochter eine Verbindung kappte, die buschartig unter dem Pferd in die Höhe gewachsen war. Eine Fahnenstange verlor ihren Wimpel. Darüber hätte ich mich furchtbar aufregen können. Habe ich aber nicht.

Samstag, 31. Oktober 2015

Saures und Süßes

Ich holte mir gerade zwei Bier am Kiosk, als plötzlich drei Zombies den Laden betraten und „Süßes oder Saures“ rufend den Tresen in Beschlag nahmen. Natürlich waren das keine Zombies, sondern junge Mädchen, allenfalls 16 Jahre jung. Sie waren geschminkt und zurechtgemacht von wem auch immer. Sie trugen eiternde Wunden im Gesicht, waren aschfahl, irgendwie entstellt. Die Frau hinter dem Tresen sagte „Ich habe hier was Süßes“, holte routiniert drei Kolakracher aus dem Fach und hielt jedem der Drei einen davon hin. Diese nahmen ihn und steckten sich das Ding gleich in den Mund. Als sie den Kiosk wieder verlassen hatten, und ich an der Reihe war, zeigte mir die Frau eine Packung, eine leere, und sagte, dass sie heute bereits mehr als 500 solcher Gäste gehabt haben musste, denn, wie ich ja sehen konnte, eine Packung war bereits vollkommen leer. Was sollte ich darauf antworten, außer, dass es eben an diesem einen besonderen Tag genau so zuging auf den Straßen in Linden. Wenigsten wurde niemand in meinem Umfeld mit Eiern beworfen, wie letztes Jahr.

Eine ähnlich hohe Fluktuation musste unsere Straße heute Morgen ertragen. Es war nicht nur Halloween, sondern auch Samstag, also Markttag. Für den einen Moment sind fünf Parkplätze frei und im nächsten keiner mehr. Es war ein ständiges Kommen und Fahren zu beobachten. Ich stand des Öfteren am Fenster, weil ich Gäste erwartete und jeden Augenblick mit ihnen rechnete. Ich sah hinunter auf das Treiben, auf die einparkenden und ausparkenden Autos, auf Busse, die böse hupend an den die Fahrbahn blockierenden Autos vorbei ihren Weg zur nächsten Haltestelle einzuschlagen versucht waren. Meine Gäste sind so etwas nicht gewohnt. Sie kommen aus Städten, in denen, bis auf wenige Straßen im Stadtzentrum abgesehenen, keine Parkplatznot herrscht. Einparken unter dermaßen erschwerten Bedingungen war dort sowieso kein Thema.

Auf dem Herd köchelte ein Topf voll Königsberger Klopse. Das Rezept dafür hatte ich mir aus dem Internet besorgt. Allerdings war ich nicht so gut vorbereit, wie ich es mir gewünscht hatte. Mir fehlte das Lorbeerblatt, ich besaß keine Rinder-, sondern nur Gemüsebrühe , und das einzige, auf das ich mich in rauen Mengen berufen konnte, waren zwei Gläser Kapern, die ich nach Entnahme der Klopse aus der Brühe, sogleich in diese hinein gelangen ließ. Ich schwitzte ein wenig Mehl an, verdünnte mit der Brühe und zwischendurch schaute ich immer wieder auf die Straße, um festzustellen, dass meine Gäste noch immer nicht da waren.

Als das Essen fertig war, kamen auch die Gäste endlich. Der Großteil von ihnen hatte sich längst eingefunden, wenn auch nicht bei mir, sondern bei Frau und Kindern auf dem nahe gelegenen Spielplatz. Als alle da waren, schmeckte ich ein letztes Mal ab und befand es für zu sauer. Ich streute noch Zucker nach und rührte um. Es blieb sauer. Die Kapern. Ich zuckte mit den Schultern und tat auf.

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Eine Reise im Treppenhaus, oder Wie sich Trithemius in meinem Text einmischt

Eigentlich wollte ich etwas zum Seminar schreiben, dass ich gestern besucht habe. Aber ich litt unter einer mich mittäglich häufiger erfassenden Konzentrationsschwäche, so dass nicht mehr viel übrig ist, von dem, was da gesagt wurde. Trithemius macht dagegen einen Mittagsschlaf, wie er mir am Abend berichtete, aber dazu kommen wir noch. Eigentlich wollte ich auch eine Rezension zu einem Buch schreiben, das ich gelesen habe, und von dem wir gestern während des Seminars gesprochen hatten. Es wäre dann eine Rezension zu einem Buch einer Autorin geworden.

Glücklicherweise befand ich mich am Abend in Gesellschaft von Herrn Putzig und Trithemius, wo ich wenigstens die peripheren Begleiterscheinungen genauestens aufzudröseln in der Lage war.

Ich fuhr mit dem Fahrrad zur Uni und hatte das Glück in der Senke auf eine grüne Ampel zu stoßen. Dadurch konnte ich den Schwung nutzen und aus ihr herausfahren. Das kann ich sonst auch ohne Schwung, ist aber anstrengender. Als ich dann vor dem Contihochhaus stand, sah ich viele hübsche Frauen aus dem und in das Gebäude hinein gehen. Ich erwähne das nur, um für später vorzubeugen, Sie werden sehen. Ich sah sogar zwei Teilnehmer des Seminars. Den einen grüßte ich, er schaute so. Den andern nicht, der schaute woanders hin. Der ist ein Pfarrer und schaut wie einer aus, und er nimmt immer die Treppe.

Wir müssen ja bis in den vierten Stock hoch, aber ich nahm deshalb auch die Treppe, bin ja gerade einmal etwas mehr als halb so alt wie der Pfarrer. Das hat mich ganz schön fertig gemacht. Aber nur weil vor mir zwei aufgepumpte Wiwistudenten die Treppe emporkrochen und mich nötigten, meine Schrittfolge extrem zu verlangsamen. Ich nahm zwei Stufen auf einmal, wie immer. Die beiden gingen so langsam, dass es mir so vorkam, als würden sie nur einen halben Schritt machen pro Stufe, was ja auch irgendwie stimmt, denn sie waren ja zu zweit. Dem Pfarrer war das zu langsam und plötzlich scherte er aus und sprang mit zwei energiegeladenen Sätzen an den Jungens vorbei. Die guckten schräg, als sie der alte Hüpfer überholte, weil er schon eine Treppe weiter war, während sie den Zenit ihres Treppenabschnitts noch nicht erreicht hatten.

Entgegen kam mir auch jemand, eine Frau. Die aß eine Birne vom Kopf her. Das ist übrigens die Notiz, die ich mir im Beisein von Trithemius und Herrn Putzig in unserer Stammkneipe gemacht habe, um das nicht auch noch zu vergessen. Das war natürlich völliger Blödsinn, denn sowas vergisst man doch nicht. Eine Birne vom Kopf her zu essen. Die Blüte war schon weg und die Frau hielt die Birne in der Hand, wie eine Waffel mit Eis darin. Sie biss von ihr ab, als wäre das Eis in die Waffel gerutscht und müsste nun erst von der Waffel befreit werden. Ganz unten lugte der Stiel aus ihrer Hand, wie Hänsels kleiner Finger, den er immer der Hexe vorzeigte. Ein erstaunliches Bild.

Trithemius fragte mich dann, ob die Frau denn schön gewesen sei und ich konnte dazu überhaupt keine Angaben machen, obwohl – das schrieb ich schon – mir durchaus hübsche Geschöpfe begegnet waren.

Das Seminar blieb seltsam unmerkwürdig. Vielleicht hatte ich meinen Denkapparat im Treppenhaus stehen gelassen, wo er nun alte Plakate bestaunte und auf dem Zettelbrett ein fast unmoralisches Angebot fand. Darin wurde von einem Verschlag berichtet, der unglaubliche 350,- Euro Miete kosten sollte und einer ungehörigen Kaution von 900,- Euro. Nur unter Angabe von Personalausweis, Mieterselbstauskunft, Bürgen und pol. Führungszeugnis könne sich auf das Zimmer beworben werden. Darauf war mit blauem Filzmarker vermerkt: „Selber, du Arschloch!“ Und weiter unten stand noch: „Du wirst mal Knöllchenschreiber“. Mein Denkapparat überlegte die ganze Zeit, was wohl ein pol. Führungszeugnis sei. Er kam nicht auf polizeilich, sondern versuchte die Brücke immer zu politisch zu schlagen. Wo man das bekommen könne, fragte er sich und dachte dabei an ein anderes Hochhaus, in dem die Politologen studierten.

Jedenfalls fand ich meinen Denkapparat wieder, als wir aus dem Seminarraum ins Treppenhaus gingen. Diesmal wollte ich Fahrstuhl fahren, weil ich einmal irgendwo aufgeschnappt habe, dass Treppensteigen gesund und Treppenhinabsteigen ungesund sei. Ich rief den Fahrstuhl, was Trithemius dazu brachte, laut über das Wort Fahrstuhl nachzudenken, weshalb ich dann nur noch vom Aufzug sprach, weil mir das auch komisch vorkam. Ich stellte mich also in den Aufzug hinein und drückte den Knopf. Dann sah ich, wie der ankam, den ich gegrüßt hatte und hielt ihm per gehobenem Bein in der Lichtschranke die Fahrstuhltür auf. Aufzugtür klingt auch komisch. Stellen Sie sich einmal vor, sie würden das g vergessen, dann hätten sie plötzlich eine Aufzutür. Mit dem Fahrstuhl kann Ihnen das nicht passieren, da gibt es kein g.

Und beinahe hätte mein neuer Aufzugmitfahrgast dem Pfarrer auch noch die Tür aufgehalten. Dieser winkte aber freundlich ab, weil er nirgendwo aufgeschnappt hatte, dass Treppenhinabsteigen ungesund sei. Er nahm die Treppe.

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Heute ohne Ende

In Vorbereitung auf das heutige Seminar ist mir ein Gedanke untergekommen, der mich sehr beschäftigt. Es ist nicht nur ein Gedanke, sondern eine schlichte Tatsache, dass ich Literatur, die von Frauen geschrieben wird, nicht lese. Das hat mich einigermaßen bestürzt. Ein Sturz im Treppenhaus wäre schlimmer, aber immerhin.

Nun könnte ich es mir natürlich einfach machen und einfach nur noch Autorinnen lesen. Das wäre dann ungefähr so, als würde jede neue Straße in Berlin nach einer Frau benannt. Dann könnte ich mir in naher Zukunft – denn ich lese außerordentlich viel – auf die Schulter klopfen und sagen, ich hätte der Gerechtigkeit Genüge getan.

Aber so einfach ist das nicht. Ich lese ja nicht irgendwas. Ich lese Bücher, auf Empfehlung oder durch Eigenrecherche. Die meisten meiner Treffer mache ich selbst, indem ich die Antiquare meines Vertrauens aufsuche und dort Bücher herausziehe, die mich ansprechen, sei es nun die Umschlaggestaltung, der Klappentext oder der erste Satz. Schon dabei kommen mir selten Frauen unter.

Die letzte Frau, von der ich ein Buch gelesen habe, war Sara Paretzky mit „Blood Shot“. Eine im Piper-Verlag erschienene Krimireihe um die Detektivin Vic Warshawski. Das war kein Zufallsfund, sondern eine gezielte Aktion, die ihren Ursprung in der Beschäftigung mit Kriminalliteratur als Themenfeld einer Masterarbeit hatte. Thomas Wörtche verdanke ich den Tipp. Überhaupt hat Wörtche ein paar gute Tipps auf Lager. Patricia Highsmith wird über kurz oder lang wohl auch noch gelesen. Ich habe natürlich auch den ein oder anderen Schwedenkrimi weggeknackt, also die echten: Wahlöö und Sjöwall, Agatha Christie in jungen Jahren, ein Krimi von Sylvie Granotier aus der Pulp-Reihe, ich las sogar einmal einen Roman von Anne Perry, „Eine geschlossene Gesellschaft“, allerdings nicht bis zum Ende, weil unerträglich.

Und mit dem Seminar, auf das ich mich vorbereitet habe, las ich zwei weitere Frauen: Alina Bronsky und Judith Kuckart. Das war aber nicht, weil mir die Bücher empfohlen worden sind oder ich sie mir selbst ausgesucht habe, sondern weil sie für das Seminar Pflichtlektüre darstellen. Ist auch irgendwie eine Empfehlung, wenn auch nicht ganz so frei, wie es mir sonst passiert.

Tja, und jetzt fällt mir nicht ein, wie ich den Eintrag hier beenden soll. Das ist auch irgendwie bestürzend.

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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 08:51

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