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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Dienstag, 16. April 2013

PISA, Precht und Empirie

Ich habe mich gestern gleich zweimal in der Vorlesung zur Pädagogischen Psychologie geärgert. Zuerst – da konnte ich mich fast noch gar nicht drüber ärgern, weil ich ja nicht wissen konnte, was danach geschieht – erzählt der Dozent von den ganzen Errungenschaften der Institution Schule und der ganzen Forschung darüber und wie sich dieser Kasper David Precht doch erlauben kann, dies alles einfach über Bord werfen zu wollen, und dass die ZEIT darüber auch noch einen Artikel druckt, der mehr Buchstaben enthält als eine ganze BILD-Zeitung. Ich gebe zu, ich bin kein Freund des Gedankens, alles über Bord zu werfen, ähnlich wenig gefällt mir Precht. Aber im Rahmen einer Vorlesung kann doch die eigene Meinung auch einmal draußen bleiben, gerade wenn es nicht um allgemeines FDP-Bashing geht ( was der Dozent bisher in jeder Sitzung anbrachte ), sondern um Dinge, die direkt mit dem Gegenstand der Vorlesung zu tun haben. In diesem Zusammenhang dann auch noch über Lehrkräfte herzuziehen, die ja eher die ZEIT lesen als die BILD, war für mich als zukünftige Lehrkraft dann auch nicht lustig. Ein Großteil des Plenums lachte sogar an dieser Stelle.

Ferner bin ich kein Freund von PISA, zu vieles bleibt da zu wenig transparent. Umso interessierter war ich plötzlich, als das folgende Schaubild erläutert wurde. Da befanden sich am linken Rand zwei große Felder, in denen von sozialem und kulturellem Kapital die Rede war. Unbedingt sollten wir uns das merken, hieß es, das wäre ganz neu und ein Verdienst der PISA-Studien.

Die aus Platzgründen fehlende Quellenangabe dieses Schaubildes musste ich erfragen. Und irgendwie kamen mir die Begriffe auch seltsam bekannt vor. Ich musste davon schon einmal gelesen haben. Der Hinweis, dass dies völlig neu sei, brachte mich also einigermaßen durcheinander. Wenig später fiel mir dann auch ein, wer dazu geschrieben hatte. Bordieu hat ganz ähnliche Kapitalbegriffe fast 20 Jahre früher eingeführt als PISA. Auf meine Nachfrage hin erhielt ich dann die interessante Antwort, dass mein Einwand absolut korrekt sei, aber erst jetzt auch empirische Daten vorlägen, die Bordieus Theorie stützen würden.

Eigentlich wünsche ich mir das nicht, aber wenn morgen jemand begänne, empirische Daten zu Prechts Vorstellungen einer neuen Schule zu sammeln, könnte ich vielleicht noch zu Lebzeiten ganz andere Witze auf Kosten ganz anderer hören, sollte ich im Rentenalter noch einmal die Muße besitzen, mich in eine Psychologievorlesung zu setzen. Die Arroganz mancher dieser Zunftvertreter schlägt mir manchmal ganz schön aufs Gemüt.

Montag, 15. April 2013

Wenn's wärmer wird

Leider gibt es derzeit viel zu viel zu tun und das Wetter ist auch gegen mich; es schickt wärmende Strahlen zur Erde und lässt die Knospen der Bäume aufbrechen. Die Kastanien beispielsweise scheinen in einer sehr eigenen Kommunikation mit den außerirdischen Sonnenstrahlen zu stehen. Die Knospen sitzen wie kleine Alienfinger auf den Spitzen der Äste, zeigen in den Himmel und telefonieren nach Hause. Ich dagegen sitze viel zu selten am Schreibtisch und noch seltener gehe ich der Arbeit nach, die ein neues Semester mit sich bringt. Gleich am kommenden Freitag muss ich ein Referat zur Geschichte der Intelligenzforschung halten und habe bis auf die Texte zu lesen noch nichts Nennenswertes dafür getan.

Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, wie ich einem trockenen Vortrag mit lauter Namen und Daten aus dem Weg gehen kann. Direkt vor meinem Fenster hat eine Dachdeckerfirma ein Gerüst gebaut und transportiert nun unter starker Geräuschkulisse Ziegel nach unten. Ich kann mich gar nicht konzentrieren bei dem ganzen Gewusel da drüben. Und wie gesagt, draußen ist es gerade viel zu schön, als dass ich mich hier drin verkriechen wollte. Scheiße.

Dienstag, 9. April 2013

Das Flaster

Nehmen wir das Flaster als das, was es ist: unvollständig. Wem geht es nicht so wie mir, der schmerzhaft das Gesicht verzieht, als wäre etwas furchtbar Kaltes an einen empfindsamen Zahn gelangt und der Schmerz bohrte sich nun den offen liegenden Wurzelkanal entlang bis in den Knochen. Und alles nur, weil wir dem Flaster das „P“ raubten. Denn richtig muss es Pflaster heißen.

Nun ergab sich jedoch, und wahrscheinlich nicht nur für mich, schon einmal die Situation, dass wir unzufrieden waren mit dem Behelf, mit dem Pflaster. Es könnte ja sein, die Straße wurde aufgebrochen für ein neues Erdkabel, und anschließend mehr schlecht als recht wieder verschlossen. Wer will da von Pflaster sprechen. Oder ein tiefer Schnitt, wie ihn nur ein furchtbar scharfes Messer antun kann, durchzieht plötzlich den Zeigefinger, und alles was Sie tun können, ist ein Pflaster, das so schnell durchgeblutet ist wie diese modernen Teefilterpapiere im heißen Wasserglas. Wer will solche Gegenstände, die mehr Notbehelf als Lösung sind, denn mit etwas belegen, dass eine solch lange etymologische Geschichte der Heilung und des Straßenbelags vorzuweisen hat?

Schon die alten Griechen kannten das Pflaster als „émplast(r)on“, eine zu Heilzwecken aufgetragene Salbe. Aus dem Mittellateinischen fand die Entlehnung in das Althochdeutsche statt und zu der Bedeutung des Wundpflasters gesellte sich der aus Zement oder Mörtel bestehende Fußbodenbelag. Zementierter Boden! Für die Ewigkeit! Noch heute hält sich das Pflaster in dieser Bedeutung! Wäre es da nicht von Vorteil ein weniger starkes Äquivalent zu finden, mit dem man die schlechten und unvollständigen Beläge belegen kann?

Nicht umsonst schrieb ich stark. Denn bei den Verben kennen wir es schon. Der Übergang vom starken Verb zum schwachen Verb, häufig mit der Grammatikalisierung in Verbindung gebracht und als Sprachwandelphänomen stigmatisiert, ist ein Prozess, der sich in unserem Beispiel auf ein Substantiv übertragen ließe. Fast jeder kennt die Konjugation von bellen: bellen, bellte und gebellt. Früher hieß es allerdings noch: bellen, boll, gebollen! Natürlich müssten die Regeln für schwache Substantive andere sein als für schwache Verben, denn ein Substantiv ist mit einem Verb nicht vergleichbar. Aber warum sollte es denn nicht auch schwache Substantive geben?

Stellen Sie sich einmal vor, sie nutzen das Wort Flaster immer dann, wenn Sie mit den Eigenschaften desselben nicht einverstanden sind, und wenn Sie es sind, dann benutzen Sie das Wort Pflaster. Schwach wäre das Substantiv Flaster deshalb, weil es in seiner Deklination vom Pflaster abhängig ist und auch sonst jeden Quatsch mitmacht, den Sie mit Pflaster machen können. Sie können zum Beispiel einen Weg beflastern. Nein! Sie nicht. Ihr Nachbar würde seinen Weg beflastern, würden Sie sagen, weil Sie das ja viel besser können. Erkennen Sie das Ausmaß der Möglichkeiten?

Im Übrigen werde ich jetzt zum Zahnarzt gehen. Ich benötige eine neue Füllung, weil die alte an einem harten Stück Brot entzwei brach. Und weil diese Dinger, also die Füllungen, meist nicht von Dauer sind, geschieht es ihnen ganz recht, dass sie des „P“ beraubt wurden. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag!

Montag, 8. April 2013

Die Wahl, die man nicht hat

Semesterbeginn. Der Sovielte, dass ich mich gar nicht mehr traue nachzuzählen. Den perforierten Abriss mit aufgedruckter Semesteranzahl an meinem ein halbes Jahr gültigen Studentenausweis reiße ich ab, vernichte ihn; was ich darauf lese, vergesse ich.

So sitze ich also in Erwartung spannender Seminare und Vorlesungen in den zuvor herausgesuchten Räumen und sehe mich mit zunehmend jungen Leuten konfrontiert, also den wirklich jungen Leuten. Schrieb ich gerade Vorlesungen? Im Vorlesungsverzeichnis des Faches Deutsch steht genau eine Veranstaltung, die diese Bezeichnung führt. Der Rest sind Seminare. Interessant ist, dass sich die Bezeichnung Vorlesungsverzeichnis trotz des erheblichen Missverhältnisses der Anzahl von Vorlesungen zu Seminaren immer noch hält. Interessant ist auch, dass kaum ein Modul davon auszugehen scheint, man müsse zum Bestehen des Moduls eine Vorlesung besuchen. Im Musterstudiengang, also einer typischen Belegung während des Studiums zum Erreichen des jeweiligen Abschlusses heißt da großzügig:

Modul L1 Textanalyse:
L 1.1 Vorlesung oder Seminar zur Textanalyse I (inkl. Arbeitstechniken)
L 1.2 Seminar zur Textanalyse II


In wenigen Modulabschnitten, wie hier bei L 1.2, ist die Auswahl auf das Seminar beschränkt, die Vorlesung also ausgeschlossen. Will man jedoch eine Vorlesung zu dem Thema besuchen, sucht man vergeblich. Gibt es gar nicht. Das ist die Wahl, die man nicht hat.

Donnerstag, 4. April 2013

12 Monkeys

Kennen Sie den Film „12 Monkeys“? Es geht um eine Jahrtausendseuche, die bis auf Wenige niemand überlebt. Um den Auslöser der Seuche ausfindig und unschädlich zu machen, schicken diese Wenigen ganz Wenige in die Vergangenheit zurück, um das Problem zu lösen. Die Wenigen, die zurückgeschickt werden, sind Strafgefangene und es ist mehr als fragwürdig, ob das Zurückgeschicktwerden freiwillig passiert. Der Film heißt so, weil sich im Verlauf des Films herauskristallisiert, dass eine Gruppe, die sich die Armee der 12 Monkeys nennt, dafür verantwortlich sein soll. Das stimmt natürlich nicht. Das kann gar nicht stimmen.

Die Armee der 12 Monkeys ist aber trotzdem hier, in der Gegenwart. Clou des Films war eine Telefonnummer, die angerufen werden sollte, damit sie in der Zukunft abgehört werden konnte, um den „Freiwilligen“ dann entweder zurückzuholen oder ihm neue Instruktionen zu geben. Und am Wochenende habe ich einen dieser Armee dabei beobachtet, wie er seine kryptische Botschaft in die Zukunft sandte. Ich war gerade dabei, die Reste des Grillabends aufzuräumen. Ich stand im Hinterhof und säuberte das Grillrost, als ich im Erdgeschoss, mir gegenüber einen dicken alten Mann entdeckte. Er wandte mir sein Profil zu, trug ein schmuddeliges Unterhemd und eine Glatze, die perfekte Tarnung. Mehr als die Glatze konnte ich selbst bei Zurschaustellung des Profils nicht sehen, weil er einen überdimensionierten grünen Telefonhörer an seinen Kopf hielt, genau da, wo das Ohr sitzt.

Mit der freien anderen Hand blätterte dieser gewaltige Berg Zukunft in Werbeprospekten herum, die zweimal wöchentlich mit einem Fitzel an gerade noch erträglicher Information ausgeliefert werden. Am Wochenende ist das meist das Fernsehprogramm, verpackt in Plastikfolie mit einem Berg Werbematerial örtlicher Supermärkte. Unter der Woche gibt es dann noch das Wochenblatt, was, wenn man es nicht richtig anpackt, beim Hochheben auseinanderklafft und den gesamten Hausflur mit buntem Papier bedeckt, Werbung. Sowohl auf das kostenlose Wochenblatt als auch das Fernsehprogramm kann jeder normale Mensch verzichten, deshalb landen in unserem Hausflur diese Pakete häufig ungelesen und unausgepackt in der Papiertonne. Bei dem Mann allerdings nicht.

Der sprach sitzend in die grüne Muschel und blätterte nach kurzer Ansage auf die nächste Seite. Ich konnte nicht hören, was er sagte, weil das Fenster geschlossen war und Lippenlesen fiel auch aus. Aber in mir dämmerte es so plötzlich wie nach einem verschlafenen Vormittag: „Leerdamer, Acht Scheiben, Einhundertsechzig Gramm, Einsneunundneunzig. Grünländer 8 Scheiben, Einhundertfünfundsiebzig Gramm, Einsneunundneunzig.“ Er war gerade auf der Käseseite. Er muss von der Marketingabteilung der vereinigten Käsereien der nördlichen Hemisphäre aus der Zukunft in unsere Zeit geschickt worden sein, um herauszufinden, ob es dem Jetztmenschen etwas ausmacht, wenn die Scheiben immer dünner werden, das Ganze aber immer das Gleiche kostet.

Der Clou nämlich ist nicht, dass die Zukunft zu uns kommt, um die Armee der 12 Monkeys zu finden, sondern, dass die Zukunft eine Armee von 12 Affen schickt, die uns ausspioniert, um uns in der Zukunft besser dressieren zu können. Falls Ihnen also einer der anderen 11 Affen begegnet, studieren Sie seine Gewohnheiten und geben Sie die Informationen in dieses grüne Blog hier ab, vielleicht können wir dann der Zukunft noch ein Schnippchen schlagen.

Dienstag, 2. April 2013

Der Schneemann von Rassul

Es tut mir leid. Ich bin schuld. Ich habe den Schneemann im Flur stehen lassen.
Ich bin tagtäglich an ihm vorbei gelaufen, ohne ihn zu bemerken. Und heute Morgen ruft mein Sohn plötzlich: "Der Schneemann ist von Rassul." Und ich denke, Mist, der Schneemann, das kann ja gar nichts werden. "Ja, der Schneemann ist von Rassul", antworte ich und beschließe, ihn endlich einzumotten, diesen Winterbringer.
Also wie gesagt, sorry, dass das jetzt so lange gedauert hat. Der Schneemann ist jetzt von der Kommode verschwunden. Ab Morgen wird es Frühling!

Freitag, 29. März 2013

Die Verschädigung

Ich habe vorgestern ein ganz tolles Wort gehört und sofort aufgeschrieben: Verschädigung. Ich konnte, weil es den Zusammenhang der Rede, unserer Gedanken zur Rede und die Rede selbst ins Stocken gebracht hätte, nicht intervenieren und kurz fragen, was es bedeutet. Da sich bei mir allerdings bereits alle drei zuvor beschriebenen Phänomene, Zusammenhang, Gedanken und Rede, bereits in Auflösung befanden, war ich zumindest geistesgegenwärtig genug, mir das Wort zu notieren und einen ersten Gedanken abseits der Rede, dem Zusammenhang und den anderen Gedanken zu notieren.

Doch fangen wir vorn an: Ich saß in einer Kneipe mit Herrn Putzig und Trithemius und worüber wir sprachen habe ich vergessen. Es hat sich mit dem Hören des Wortes Verschädigung im wahrsten Sinne des Wortes verabschiedet. Wenn wir trotzdem vorn anfangen wollten, müssten wir also mit dem "ver-" beginnen, denn eine Schädigung allein macht ja noch keinen Sommer. Im Gegensatz zur Beschädigung bleibt die Verschädigung auch eher diffus, wir wissen nicht genau, was damit gemeint ist, noch können wir konkret sagen, was dabei passiert. Aber eines wissen wir: das Wichtige bei Substantiven steht immer hinten, demzufolge liegt ein Schaden vor, wo oder wie auch immer. Das ist also schlecht.

Verwirre ich Sie? Tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was gerade mit mir los ist. Nachdem ich eine Weile nach dem "ver-" recherchierte, kam ich über die synthetischen Sprachen bis zu den einzigen beiden unregelmäßigen Verben des Japanischen suru und kuru, und von dort aus bin ich dann gotzeidank wieder auf mein gutes altes Etymologisches Wörterbuch in meinem Regal zurückgekommen. Darin finden sich auch Weiterleitungen, die ebenso interessant sind, denen aber längst nicht so leicht zu folgen ist, wie im Internet. Da klicken Sie ja einfach drauf und schon sind Sie auf einer neuen Seite. Falls Sie übrigens meinem Link gefolgt sind, ist Ihnen ungefähr, das passiert, was mir bei Internetrecherchen immer passiert: plötzlich haben Sie vergessen, worum es Ihnen überhaupt ging und Sie staunen darüber, dass es im Japanischen nur zwei unregelmäßige Verben gibt.

Jedenfalls, um den Faden nicht schon wieder zu verlieren, gibt es bei der Etymologie von "ver-“ einiges zu bestaunen. Dieses Präfix ist ein Universalpräfix und ursprünglich waren es einmal mehrere unterschiedliche Präfixe, die dann alle zu einem verschmolzen sind, dem "ver-“. Und weil das so viele einzelne Präfixe waren, können dem "ver-“ auch die unterschiedlichsten Bedeutungen zukommen. Zwei jedoch sind sehr häufig. Zum einen wird damit ein Verlauf gekennzeichnet und zum anderen steht am Ende des Verlaufs meistens etwas Diffuses. Ein Verhör ist die Befragung eines Zeugen zum Beispiel, verhören wir uns aber, dann ist beim Hören etwas schief gelaufen, was dann dazu führen kann, dass wir am Ende verwirrt sind.

Für den Schaden, Sie erinnern sich hoffentlich an den Anfang des Textes, hat das nun folgende Relevanz: Die erfolgte Schädigung tritt definitv auf und ist nicht von der Hand zu weisen, leider kann man nicht vorhersehen, wie sie sich äußert. Ach, jetzt weiß ich wieder, worum es in unserem Gespräch ging. Es ging um das Rauchen. Und natürlich hat Trithemius absolut Recht, wenn er den Schaden durch das Rauchen als Verschädigung bezeichnet, denn die Schädigung ist ein Verlauf und am Ende weiß man nicht, was man kriegt. Der Schaden äußert sich ja bei jedem irgendwie ein bisschen anders, ist also mehr oder weniger schlecht zu fassen, diffus also.

Ich habe jetzt wieder alle beisammen und gehe Ostereier färben. Ihnen wünsche ich auch ganz gute Feiertage. Bis bald.

Montag, 25. März 2013

Eine Fahrradtour durch die City oder Schade um das Papier

Am Wochenende fuhr ich mit dem Fahrrad durch Hannovers Innenstadt zur Arbeit. Es war Markttag aber zu dieser Uhrzeit sind normalerweise keine Stände mehr aufgebaut. Umso mehr staunte ich über den einen verlorenen Stand am Steintor, dort wo die Fußgängerzone beginnt und Radfahrer nur noch bedingt fahren dürfen. An dem Stand gab es einen Haufen Bücher und dahinter saßen zwei frierende Typen, von denen ich nicht mehr sah, als die Augenpartien. Der Rest verschwand unter Schal und Mütze. Die armen Jungs, dachte ich, bis ich, weil ich sehr auf die Fußgänger zu achten hatte, im Vorüberfahren einen Blick auf die Titelseite des Buches werfen konnte. Es war nur ein ganz kurzer Blick und mehr als den Nachnamen des Autors habe ich in der Kürze gar nicht erfassen können. Das reichte aber, um das „arme Jungs“ zurückzunehmen. Es war von Hubbard. Ich sah mich schnell nach allen Seiten um, denn am vorigen Samstag traf ich genau zu dieser Zeit an genau dieser Stelle ein paar weißgewandete Koranverschenker und für ein Aufeinandertreffen dieser beiden Gruppen hätte ich sogar meinen Arbeitsbeginn verschoben.

Ich fuhr mittlerweile am neuen Treffpunkt in der Innenstadt vorbei. Früher war das ja an der Kröpcke-Uhr. Heute trifft man sich vor dem Eingang von Primark. Zumindest stehen hier so viele Leute planlos herum und starren auf ihre Handys, dass ich nur hoffen kann, sie sind hier verabredet und nicht vielleicht obdachlos und tragen ihr gesamtes Hab und Gut in einer dieser großen braunen Tüten mit dem Primark-Logo herum. Nur ein paar Straßen weiter gab es plötzlich wieder einen dieser Stände, die man weder an diesem Ort noch zu dieser Zeit vermutet hätte. Der Wahlkampf ist in Niedersachsen längst vorüber, dennoch konnte ich bereits von weitem erkennen, dass es sich um einen Parteienstand handeln musste. Die Beschriftung des windschiefen Schirmchens ließen keine Zweifel aufkommen. Hier warb die Partei „Pro Deutschland“ auf verlorenem Posten mit kleinen Handzetteln, für die ich extra mein Tempo erhöhte, um nicht noch einen aufgedrückt zu bekommen. Mein Mitleid für diese kleine frierende Runde hielt sich in Grenzen. Vielmehr wünschte ich mir jetzt nichts sehnlicher als die Koranverschenker, die leider wieder nicht auftauchten.

Der letzte Stand an diesem Tag begegnete mir, kurz bevor ich auf den Opernplatz einbog. Die Koranjungs waren es aber nicht, die ich sah. Gewundert hätte mich das jetzt auch nicht mehr, wenn die plötzlich statt herumzulaufen hinter einer überdachten Theke eine Auslage bedienten. Bücher gab es allerdings auch hier in Massen, Gelbe Seiten.

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