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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Donnerstag, 2. August 2012

Das Weltende ist der Nabel!

„…außer Schauder.“
„Jetzt übertreibst du aber“, sagt sie und zieht endlich ihre Hand aus meiner Umklammerung. Das bedeutet, dass sie es vorerst aufgegeben hat, meinen Bauchnabel pieksen zu wollen.
Ich entspanne mich ein wenig, bevor ich – aus Gründen jahrelanger Erfahrung– meine eben noch als Umklammerung dienende Hand flach auf meinem Bauchnabel parke. Keine Sekunde zu früh.
Sie sagt, der Bauchnabel sei eine erogene Zone. Ich bleibe standhaft. Als sie eingeschlafen ist, verlasse ich das Zimmer in Richtung Computer. Ich schaue im Netz nach und finde eine Seite, die sogar vom Nabel-G-Punkt spricht.

Und in der Tat, es spricht wohl einiges dafür, dass der Nabel auf uns Menschen eine gewisse Faszination ausübt, auf manche mehr und auf manche weniger. Dass ich nicht mindestens einmal unbewusst an meinem Bauchnabel herumgespielt habe, würde ich nie behaupten. Die bewussten Male – immer dann, wenn ich ein weißes Unterhemd tragen musste als Kind und sich die Fussel in den Falten des nach innen gestülpten Endes der Wurst verhakten – will ich hier auch nicht unter den Teppich kehren. Äh, Wurstende? Ja, genau! Als hätte ein Wurstmacher in meiner Bauchhöhle ein Stück meiner Haut gefaltet, zu einem Knoten gebunden und dann abgeschnitten. Und weil meine beweglichen Teile – sprich meine Extremitäten – am falschen Ende der Wurst hängen, nämlich nicht außen, wie sich das gehört, sondern innen, muss ich jetzt, so lange ich lebe, die Fussel aus meinem Bauchnabel kramen, wenn ich weiße Unterhemden trage.

Stellen Sie sich das einmal vor: Die Welt endet mit ihrem Bauchnabel, weil die Wurst dort zu Ende ist. Wir alle denken die ganze Zeit verkehrt herum! Wir halten uns für Individuen, für fühlende, denkende Menschen, die empathisch auf ihre Mitmenschen reagieren, dabei sind wir nur ein falsch herum gestülptes Stück Pelle. Wir glauben die Welt beginnt am Bauchnabel aber das tut sie nicht, sie endet dort! Erst dahinter geht es richtig ab, und diejenigen unter uns Menschen, die das schon immer geahnt haben, die puhlen sich ständig unbewusst – oder bewusst von mir aus – im Bauchnabel herum!

Aber damit habe ich abgeschlossen, ich habe auf dieser „Welt“ meinen Frieden gefunden, ich will nicht heraus aus der Matrix, nein, ich bleibe hier; in der Wurst. Und mein Bauchnabel ist die verbotene Zone, da wird nicht mehr gefusselt, gefingert oder gepiekst. Jetzt wissen Sie’s!

Montag, 30. Juli 2012

Weltpatent

Ich habe eine mögliche Weltformel gefunden. Noch ist sie nicht verifiziert, aber nachdem ich bereits erste Meinungen eingeholt habe, scheint es sich dabei um eine wirklich große Sache zu handeln. Schade um die ganzen Vegetarier, ihnen wird das gar nicht gefallen. Ich bin ganz aufgeregt. Ich werde ein Patent anmelden müssen, ein Weltpatent. Also ,bis später, vielleicht, beim Weltpatentamt.

Freitag, 27. Juli 2012

Wie überspringe ich faule Hunde

Hier ist irgendwie der Sommer ausgebrochen. Niemand tummelt sich mehr im Internet, obwohl es doch von vielen bereitwillig überall hin mitgenommen wird. Das Hosentascheninternet scheint die Gesprächigkeit jedoch auf Kurznachrichten zu beschränken, während das Sitzen vor einem PC zwar die Ausnahme bildet aber dafür auch längere Texte zu schreiben erlaubt.

Ich sitze wie immer vor meinem PC, denn ein Hosentascheninternet kann und will ich mir vorerst nicht leisten. Es reicht mir manchmal schon, wenn ich überhaupt nur angerufen werde oder eine dieser SMS bekomme, auf die es zu antworten gilt. Meist bin ich nicht in der Lage, einen Text zu verfassen, der nicht mindestens ein Wort enthält, das mein T9 nicht kennt, was unnötiges Hin- und Hermanövrieren erfordert. Wenn dann auch noch Worte auftauchen, deren Hauptbestandteile auf genau einer Zahl liegen, wie z.B. D E F auf der 3, dann kommt auch noch Wartezeit hinzu, die das Telefon benötigt, um die stille Übereinkunft der richtigen Buchstabenwahl zu erkennen - nämlich dass du nicht mehr vom D zum E springen willst, sondern das gewählte D der richtige Buchstabe ist.

Namen sind dabei besonders lästig. Die Zeit, die benötigt wird, um den Namen Steffen in sein Handy einzugeben, ist ungefähr so lang, wie ich benötigen würde, um mir anhand einer Tafel die Buchstaben in Kurrentschrift einzuprägen und den Namen in meiner schönsten Schönschrift mit einem teuren Füllfederhalter aufzuschreiben. Nachdem ich diese Hürde genommen hätte, würde ich wahrscheinlich sogar den Satz: „The quick brown fox jumps over the lazy dog.“ vor dem Eintippen des Wortes „Füllfederhalter“ in mein Handy in besagter Kurrentschrift vollendet haben. Und danach bräuchte ich nicht einmal mehr die Buchstabentafel.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Volumenimpressionen

Gestern Abend war die Hölle los. Am Strand stapelten sich die Liegestuhlbesitzer - also diejenigen, die noch ein begehrtes Modell erstehen konnten - neben den Sandsitzern. Alle mit einem Getränk oder mindestens dem Wunsche danach. Ich stand auf der falschen Seite des Tresens und mantrierte das Ende der Liegestühle, Sitzkissen, Roséweine. Nebenbei füllte ich Kühlschränke auf, diskutierte mit Leuten, die ihre Pfandmarken nicht bei sich hatten und gab Bier in rauen Mengen über den Tresen. Das Gewimmel war einzigartig.

Als ich später Feierabend hatte, setzte ich mich nach vorn auf die erste große Stufe, trank ein Bier und erkannte kaum, wer da noch so saß, weil es zu dunkel zum Gucken aber nicht zum Quatschen war. Prompt wurde ich angequatscht von der Freundin der anderen Bedienung. Von der Dornrößchenbrücke sähe das Strandleben immer wie ein unordentlicher Ameisenhaufen aus, sagte sie. Ich ergänzte, es seien rote Ameisen, weil die Liegestühle mit rotem Stoff bespannt sind. Bedenkt man, dass meistens dort leere Stühle sind, wo sie nicht gebraucht werden und summiert die Augenblicke des Getragenwerdens zusammen, könnte man auch meinen, es handele sich um Tragestühle auf dem vergessenen Weg nach Jerusalem.

Noch mehr als das stete Auf und Ab, das Kommen und Gehen, das Kronkorkenzischen und Gluckern im Glas sind es die Geräusche, die von den Anwesenden herübergetragen werden. Wie ein Schwamm, der über ein Gesicht fährt, kann man nie so genau ausmachen, wo sich dahinter welcher Finger befindet, weil die großporige Oberfläche genug Futter besitzt, um das Dahinter auszublenden. Das Gemurmel bemerkt man aber erst, wenn man sich enfernt von diesem Rauscheort.

Als ich mich entfernte und bei einem weiteren Bier zum Sitzen vor unserer Haustür kam, war ich dankbar über diese Grille, die der Nacht noch ein Geräusch abtrotzte. Als sie ebenfalls verstummte, brach die Stille über mich herein wie ein Paukenschlag, der Blick verschwamm und die Lampen trugen plötzlich koronale Lichtspitzen wie kleine Sterne. Ich packte mich, legte mich endlich hin und schlief ein traumloses Viertel Tag.

Montag, 23. Juli 2012

Ahmadinedschads Bruder

Als ich neulich am späten Abend in den Rewe am Ende der Limmerstraße einbog, staunte ich nicht schlecht. Mir und allen anderen Einkäufern wurde der Weg zum Biogemüse versperrt. Erst über einen Umweg, nämlich vorbei an den Obstschnäppchen, konnte man auf das Biogemüse Zugriff erhalten. Und weshalb war das so?

Da stand ein Mann in modischem Schwarz mit der Aufschrift eines Security-Unternehmens auf seinem T-Shirt im schmalen Gang zwischen hauseigenem Bäcker und den Obstschnäppchen. Verschränkte Arme, Dreitagebart und einen dicken Knüppel im Halfter des schwarzen Gürtels stand er da und beobachtete die Leute an der Kasse ihm gegenüber. Das Besondere an dem Mann war aber nicht seine Montur, sondern sein Gesicht und seine Statur.

Ein wenig übergewichtig und das nicht nur an den Stellen, wo muskelbepackte Securities von Hause aus zu Stabilität neigen, präsentierte er eine frappierende Ähnlichkeit mit Mahmud Ahmadinedschad - also nicht was die Statur anbelangt, sondern im Gesicht. Er schien auch schon etwas älter zu sein, sozusagen sein großer Bruder. Da ich keinen direkten Vergleich anstrengen konnte und mich auch wegen diverser Gründe nicht traute zu fragen, ob er denn auf seine Ähnlichkeit mit dem iranischen Präsidenten schon einmal angesprochen worden ist, beließ ich es bei meiner Beobachtung und ging den Umweg zum Biogemüsestand.

Für die Sicherheit eines Supermarktes zu sorgen, scheint eine einfachere Aufgabe zu sein, als ein Land zu regieren, zumindest hat man Zeit, ein paar Polster anzusetzen für die schlechten Zeiten. Und da gegenüber gerade ein neuer Supermarkt gebaut wird, wäre in naher Zukunft vielleicht noch eine Stelle zu besetzen.

Freitag, 20. Juli 2012

Literaturvermittlung und Literaturkritik: Dr. Tilmann Lahme

Geschafft. Zu allererst muss ich mich bedanken bei denen, die während der Vorlesungszeit des Öfteren unseren Sohn betreuten und mit Langmut für Kurzweil sorgten. Ebenso viel Langmut bewiesen auch diejenigen, denen ich meine Entwürfe unter die Nase hielt und nach ihrer Meinung fragte. Auch den Lesern mutete ich mitunter viel Geduld und zu, die zum Schluss hin zwar nachließ, mich aber durch die Seitenaufrufe bestärkt nicht davon abbringen konnte, das Projekt zu Ende zu bringen; immerhin haben es drei Texte in die Top 25 der meistaufgerufenen Artikel meines Blogs geschafft. Die Veranstaltung selbst stieg auf meiner persönlichen Beliebtheitsskala bereits hoch ein und konnte sich am Ende in den Top 3 behaupten. Selten habe ich so viel mitnehmen können, wie in dieser „Vorlesung“. So, genug der Lobhudelei, der letzte Beitrag will verfasst werden:

Tilmann Lahme, ehemaliger FAZ-Redakteur, Gastprofessor für Literaturkritik an der Universität Göttingen 2010/2011 bestritt einen Großteil des Programms der letzten Veranstaltung in der Vorlesungsreihe „Angewandte Literaturwissenschaft“. Dass ihm das offensichtlich Spaß machte, war unschwer zu erkennen.

Nach Fridtjof Küchemann kam also ein weiterer Redakteur der seitens Dr. Alexander Košenina hochgelobten Zeitung, die FAZ, in die Vorlesung und bestätigte erst einmal all die seltsam anmutenden Vorgänge innerhalb der Redakteurssitzung. Vielleicht sollte statt langweiliger Bundestagsdebatten lieber diese Veranstaltung übertragen werden. Er bestätigte die harten Bandagen, die niemals persönlich, sondern sachdienlich gemeint sind. Er bestätigte auch den „leichten“ Einstieg, bei dem es weniger darauf ankommt, eine fundierte Ausbildung im Schreiben zu besitzen, sondern vielmehr auf das Spezialistentum in einer Disziplin. Und er versuchte das „nicht gerade unterdurchschnittliche Selbstwertgefühl“ – Arroganz wollte er es nicht nennen, vielleicht Dünkel? – der Redakteure zu erklären. Das hörte sich alles sehr gut an. Am Ende der Vorlesung hätte ich ihn beinah fragen wollen, wann er denn bei uns ein Seminar hält. Das hielt aber nicht lange an, obwohl mich sein Konzept der Textkritik innerhalb eines Seminars, bei der ein von Studenten verfasster Text nicht weniger als viermal gegengelesen, redigiert und besprochen wird, durchaus überzeugte – und das nicht nur in Hinblick auf eine Karriere bei der Zeitung. Nein, es gab, im Nachhinein betrachtet, einfach zu viel auszusetzen.

Das ging schon los, als er dem Plenum von seiner Zeit beim Radio erzählte und neben NDR1 und dem Radio Nora, bei dem er arbeitete, keinen weiteren zu nennen bereit war, dessen Programm nicht aus 27sekündigen Wortbeiträgen besteht, bevor der nächste Hit gespielt wird. Dass die Musik bei NDR1 nicht jedermanns Sache ist, kann ich gut nachvollziehen und auch bei seinem Sender war das Musikprogramm anscheinend kein Bringer, aber die Wortbeiträge waren toll. Hallo? D-Radio, D-Radio Kultur spielen nicht nur gute Musik, sondern zeichnen sich gerade durch ihre Wortbeiträge aus. Aber das schien Herrn Lahme nicht in den Kram zu passen, bei seiner Polemik gegen die öffentlich Rechtlichen.

Apropos Polemik, das kann Dr. Tilmann Lahme besonders gut. Er ließ sich unter anderem auch über Schreiber aus, die in jedem Artikel Foucault und Bourdieu zitieren aber eigentlich keine Ahnung haben. Lahme zitiert sich da lieber selber und kramt die alte Kamelle Juli Zeh hervor. Dass er auch Bourdieu zitieren kann, lässt er natürlich ebenfalls durchblicken. Als es um die Leser der NZZ geht, die ihre Zeitung gut sichtbar unter dem Arm tragen, aber den Inhalt leider genauso wenig verstehen wie der „normale Leser“, lässt er die nächste Breitseite niederprasseln. Es geht nicht um die Lektüre der NZZ, sondern einzig und allein um Distinktion, jaja die feinen Unterschiede.

Doch wer ist denn der „normale Leser“? Seine Seminarteilnehmer an der Universität Göttingen waren es jedenfalls nicht. Die lasen ja gar keine Zeitung. Und das, obwohl es doch den guten Schreiber ausmachen sollte, auch ein guter Leser zu sein. Hier spätestens hätte sich der ein oder andere an die eigene Nase fassen mögen. Tat aber keiner. Stattdessen wurde herzlich gelacht, während der glasschwenkende Wassertrinker dem Plenum den Spiegel vorhielt. Ein Cosmopolitan hätte ihm besser gestanden.

Gab es denn auch Wissenswertes, etwas das man mitnehmen konnte? Ja. Und zwar mehr als in den Nebensatz am Ende des dritten Absatzes hineinpasst. Schreiben fürs Hören war eine Anregung, die Jan Ehlert schon vorgetragen hatte und hier bestätigt wurde. Ein Text muss gut klingen, wenn er laut vorgetragen wird, was man von so mancher Albumrezension bei D-Radio Kultur leider nicht behaupten kann. Die klingen oftmals gestokelt und lassen den am Radio-Pult stehenden Ableser erkennen.

Mehr Geld für Dozenten und mehr Attraktivität der praxisnahen Veranstaltungen an der Universität. Offene Türen hat er da bei Dr. Alexander Košenina eingerannt und sicherlich auch im Plenum. Das Plenum war überhaupt ungewöhnlich oft Stichwortgeber, selbst wenn es sich gar nicht zu Wort meldete. So wurde von Dr. Alexander Košenina sinngemäß aus den Studienleistungen zitiert und in die Gesichter der anwesenden Erbringer geblickt. Mir blieb das leider verschlossen, denn ich habe diese Studienleistungen nicht lesen können. Ein Manko, das sich abstellen ließe, wären die Arbeiten veröffentlicht worden, z.B. in einem Blog.

Überhaupt mangelte es an Diskussion in der Vorlesungsreihe, die ihrem Charakter damit trotz des Talkshowambientes leider gerechter wurde, als es zu wünschen war. Wieso wird in so großer Runde immer noch mit dem mehr als kläglichen Angebot des stud-ips gearbeitet, in dem außer einer Rundmail vieles an den Studenten einfach abzuprallen droht. Es ist ja schon erstaunlich, dass man mittlerweile Sonderzeichen für sein Passwort verwenden kann, das war ja nicht immer so, zeigt aber auf welch hohem Niveau hier gearbeitet wird. Hauptsache, ich bekomme meine BWL-Bücher aus dem ersten Semester noch an den Mann oder mein WG-Zimmer während meines Auslandaufenthalts!

Es wurde vermehrt nach Übung verlangt, nach schriftlicher Übung, Austausch, Gegenlesen, Korrekturen, damit neben dem Ergebnis einer guten Recherche, die den Geisteswissenschaftler ja auszeichnet, auch noch etwas anderes hängenbleibt bei den Studenten; eine solide Basis in der „Kunst des Schreibens“. Was ist so schwer daran, endlich online zu gehen und die vielfältigen kostenlosen! Angebote zu nutzen, die zur Verfügung gestellt werden, um ein Forum, eine Diskussionsplattform für eine Veranstaltung zu bieten, die entweder an zu vielen oder zu wenigen Eingaben der Studenten krankt? Es wäre jedenfalls schön gewesen, wenn es so eine Plattform gegeben hätte für die Vorlesung, wo jeder hätte mitdiskutieren können, wo die Beiträge hochgeladen worden wären, wo auch außerhalb des sperrigen Termins 14:15-15:45 Uhr noch etwas hätte passieren können. Die Liste mit der Sekundärliteratur dort von einigen Studenten auszuwerten und zu diskutieren zum Beispiel, da guckt doch sonst keiner rein. Ich will gar nicht wissen, welche Studenten zum ersten Mal die Rückseite des „Programmheftes“ betrachteten, als Dr. Alexander Košenina in der dritten oder vierten Veranstaltung explizit darauf verwies; gesehen habe ich einige. Eine interessante Frage wäre zudem, wie sich der Verriss des Romans von Juli Zeh („Schilf“) durch Tilmann Lahme in die Debatte um die Rolle des Feuilletons als Kulturvermittler einfügt.

An Attraktivität mangelt es sicher nicht, schon gar nicht bei so hochkarätigen Veranstaltungen wie dieser. Aber mehr geht immer und nicht jeder fühlt sich bereits vom Titel einer Veranstaltung so gut angesprochen, dass er sie auch besuchen möchte. Wenn aber nur die Gastdozenten für die Attraktivität sorgen sollen, dann ist das ein hartes Brot für den Veranstalter vor allem finanziell.

Mittwoch, 18. Juli 2012

Schallwelleneffekte

Die Welt wimmelt vor Schwingung. Seit letzter Woche Freitag Abend geistert dieser Satz nun schon in meinem Kopf herum. Als hätte jemand die Wiederholungstaste meines Mediaplayers betätigt und ich muss jetzt immer wieder das gleiche Lied hören: irgendeinen Song von Placebo.

Auch das hatte mit dem Freitag zu tun, denn an diesem Tag war genau das passiert mit dem Player eines Freundes. Anfangs wunderte ich mich noch darüber, denn er berichtete davon, als wäre da ein weitaus größerer Schaden entstanden, den er nicht beheben konnte. Da wußte ich auch noch nichts von der Wiederholungstaste. Erst einige Stunden später, nachdem zwischenzeitlich die Musik gänzlich abgeschaltet wurde, kam mir der leise Verdacht, nicht nur ständig Placebo, sondern ständig das gleiche Lied zu hören.

Ich versuchte mir den Refrain auszumalen aber alles klang gleich. ich versuchte den Liedanfang auszumachen aber dafür war ich zu abgelenkt. Als es mir dann endlich reichte, rief ich, einen Schuß ins Blaue wagend: "Das ist doch immer das gleiche Lied hier!"
"Ja, mein Player ist doch kaputt", antwortete Trithemius. Das hatte ich total vergessen. Herr Putzig, der ebenfalls im Raum saß, rückte seinen Stuhl beiseite, um meinem jähen Aufspringen Platz zu machen. Ich sprang zum Monitor hinüber und schaute ganz tief hinein. Herr Putzig beugte sich seitlich von mir ebenfalls in Richtung Bildschirm und ergriff die Maus. Ich besah mir die Benutzeroberfläche, während Herr Putzig die Maus steuerte, wir waren ein gutes Team. Wir rätselten dem Pfeil hinterher, bis einer von uns beiden die Wiederholungstaste gefunden hatte. Ein Klick und das Stunden währende Martyrium war beendet, wir mussten nur das Lied noch zu Ende spielen lassen.

Ich ließ mich auf mein Sitzmöbel zurücksinken, verlor den Faden der Unterhaltung und konzentrierte mich stattdessen auf das Liedende. Ich wollte es nicht verpassen. Ich durfte es nicht schon wieder verpassen! Als es sich langsam ankündigte, dann die kleine Pause einsetzte und ein neues Lied begann, musste ich kurz darauf feststellen, dass es schon wieder Placebo war, was wir hörten. Ich ging nochmals zum Monitor hinüber und besah mir die Playlist genauer. Da lief ein ganzes Album von Placebo. Ich war auf den Effekt hereingefallen. Meine Medikation bestand aus unspezifischem Liedgut, das in mir eine positive Reaktion auslösen sollte, nur dass sich die Wirkung ins Gegenteil verkehrte, Nocebo sozusagen.

Sonntag, 15. Juli 2012

Etymologisches zu Urlaub

Urlaub: Das Substantiv (mhd., ahd. urloup) ist eine Bildung aus dem Präfix ur- und dem Substantiv Laub (mhd. loup, engl. leaf, schwed. löv). Die Grundbedeutung des Präfix ur-, nämlich die präpositionale Zuweisung "aus etwas heraus", zeigt sich im Deutschen heutzutage noch in Wörtern wie Ursache oder Ursprung und weist damit auf den Anfangszustand einer Sache hin. Siehe auch Urwald, Urmensch usw. Das Substantiv Laub geht wahrscheinlich auf eine Erweiterung der idg. Wurzel *leu "abschneiden, abreißen" zurück und bedeutet demnach "etwas abgerissenes, gerupftes". In früheren Zeiten wurde das Laub gerupft, um es in frischem oder getrockneten Zustand zu verfüttern. Wie auch bei der "Uroma" oder dem "Urgroßvater" handelt es sich bei Urlaub um Laub der vierten Generation. Da dies jedoch aufgrund schneller Kompostierung kaum in der Natur vorkommt, findet dieser Begriff heute nur noch selten sprachliche Verwendung.

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