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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Donnerstag, 12. Juli 2012

letzte Ölung

Als ich mich fast erstickt, hustend, halb erblindet durch das Badezimmer tastete, weil mir die Luft, die voll von kleinen Tröpfchen aus der Düse des Badreinigers war, in Hals, Nase und Augen kratzte, musste ich plötzlich an die Hörfunkwerbung in der Metro neulich denken. Dort sollte mir von einer gutgelaunt flötenden Frauenstimme suggeriert werden, dass das Saubermachen zur "echten Wellnesserfahrung" würde, wenn ich doch nur ein paar Tropfen ätherisches Öl in meinen mit heißem Wasser gefüllten Putzeimer einließe.

Der Mann von heute putzt gar nicht mit einem Eimer heißem Wasser, sondern mit ultrascharfem Reiniger, dessen Anwendungshinweise keine Hinweise, sondern Werbebotschaften sind. Diese Botschaften suggerieren, dass Rost, Kalk, Fett usw. kein Problem sei, mit dem sich der Haushälter länger als eine Minute zu beschäftigen hat, denn genau so lang ist die Einwirkzeit des Gifts und dann lässt sich alles einfach abspülen. Viel eher sollte man die Warnhinweise lesen und sollte dort etwas stehen wie: Atmen Sie auf keinen Fall die Aerosole in der Luft ein!, heißt das, für Duschkabinen ist der Reiniger völlig ungeeignet.

Nachdem ich aus Sicherheitsgründen meine Duschkabine geschlossen hatte und nach drei Minuten Husten wieder ins Bad getorkelt kam, fragte ich mich, wie ich denn nun meine Dusche von innen abspülen könne, ohne dabei die Türen öffnen zu müssen, wir haben nämlich kein Fenster im Bad, mit dem sich frische Luft zuführen ließe. Leider fand ich dazu keinen Hinweis auf der Sprühflasche und so hielt ich die Luft an, kniff die Augen zusammen und dachte an Eukalyptus.

Montag, 9. Juli 2012

Blumendiebe

Gestern Abend ging ich durch Linden spazieren und als ich an der Faust anlangte, sah ich wie ein älteres Pärchen über eine kleine Vorgartenbegrenzung kletterte und sich vom Balkon der dahinter liegenden Wohnung mehrere Geranien abpflückte. Ich weiß gar nicht, wie Geranien aussehen, denn gestern Abend war es schon dunkel und ich war auch einige Meter vom Tatort entfernt. Was ich aber hörte, war ein "oh, Geranien, die sehen aber schön aus". Vielleicht haben sich die alten Leute aber auch geirrt und Geranien sind ihnen eben nur so eingefallen. Klingt ja auch gut: Geranie. Städtern würde ein Blumenfreund ja gern die Kompetenz absprechen, erst recht wenn sie sich erdreisten, in fremden Beeten zu wildern.

Ich ließ einmal einen Blumenstrauß auf einem Friedhof mitgehen, weil ich einen Geburtstag vergessen hatte. Das ist mir heute ein wenig unangenehm, damals fand ich das nicht so schlimm. Blumensträuße sind aber in der Regel sowieso schon tot und irgendwie macht es ja keinen Sinn, auf einem frischen Grab verwelkendes Blattwerk zu drapieren. Da könnte man doch viel eher etwas Lebendiges anpflanzen.

Als mir das alles so durch den Kopf ging, musste ich daran denken, wie unsere Balkonpflanzen aussehen. Von weitem sehen sie nämlich sehr gut aus. Von weitem sieht vieles gut aus und wer mich nicht persönlich kennt und auf unserem Balkon zu einem Gespräch oder zu einer Zigarette verweilt, der kommt nicht in den Genuss, die Pflanzenpracht aus der Nähe zu betrachten, weil wir im 3. Stock wohnen. Aus der Nähe betrachtet sind unsere Stiefmütterchen auch nicht mehr so schön, sie wirken dann eher ein wenig angestrengt, weil ich sie zu dicht beieinaner gepflanzt habe. Sie müssen sich der Sonne erwehren, manchmal Durst erleiden und sich überhaupt mit der unliebsamen Konkurrenz herumplagen. Die verwelkten Blüten schneide ich auch nicht ab. Aus manchen ehemaligen Blüten treibt deshalb eine dicke dreiteilige Samenkapsel heraus, die sich irgendwann öffnet und braune Kugeln von Globuliformat ausspucken wird - kleine Gottesteilchen.

Freitag, 6. Juli 2012

von barfüßigen Barbaren offenbart

Achja, denke ich und kümmere mich nicht weiter drum. Ich hätte es sogar beinah vergessen, wenn ich mir nicht unnützerweise eine Notiz in mein Büchlein geschrieben hätte. Jetzt sitze ich hier und tippe auf den Tasten wieder irgendwelchen Quatsch zusammen. Sonderbar.

Wunderbar, möchte ich denken, kann es aber nicht, weil ich den „Mythos“ ja längst zerstört habe. Ich entnahm meinem Regal das etymologische Wörterbuch. Ich fand darin zu beidem eine Notiz, die noch kleiner war als die in meinem Büchlein, die mir sagte, dass es sich hierbei um völlig unterschiedliche Wörter handelt, die nur zufällig aus den gleichen Buchstaben bestehen, gleich ausgesprochen werden und auch sonst über wenig unterscheidende Merkmale verfügen.

Barfuß, weil es so warm ist, umklammern meine Zehen die Rollkraken meines Bürostuhls und während eben noch alles voller Wunder und Sonder war, ist jetzt alles nackt und bloßgestellt, sozusagen fehlt etwas. Dafür musste ich lediglich das bar vom Ende an den Anfang holen. Leider geht das nicht immer, eben weil es nicht das gleiche Wort ist. Beide bars haben verschiedene Ursprünge. Während das vordere bar auf offen, freigelegt zurückgeht, ist das hintere bar auf tragfähig zurückzuführen.

Und weshalb mich das gerade ein wenig traurig gestimmt hat? Na, weil es eben barsonders, barwunders ist, jetzt wo ich weiß, wie das ist. Unfassbar.

Donnerstag, 5. Juli 2012

Literaturmuseum/Literaturarchiv: Dr. Ute Pott

Teil 11

Meine Mutter erzählte einmal, wie sie mit meiner Urgroßmutter, also ihrer Oma, durch die Amtsgartenstraße von Ottersleben ging. Dabei kam es zu einer Begegnung mit einem dritten Beteiligten, der freundlich grüßend mit den beiden ein Gespräch begann. Meine Urgroßmutter war ebenfalls ins Gespräch vertieft und so wurden Herzlichkeiten über Wohlbefinden und Wetter ausgetauscht. Als das Gespräch dann zu Ende war und beide Frauen wieder allein waren, wandte sich meine Uroma an meine Mutter und fragte sie, wer dieser Mann überhaupt gewesen sei. Meine Mutter sagte darauf, der alte Lehrer Soundso wäre das gewesen. Dieser alte, längst in Rente gegangene Lehrer war der Lehrer meines Opas, später Direktor an der Schule meiner Mutter und viel später immer noch Direktor, als meine Mutter selbst Lehrerin wurde und an dieser Schule zu unterrichten begann.

So ungefähr konnte man sich den Ablauf der Veranstaltung vorstellen, deren Protagonistin Frau Dr. Ute Pott war, Leiterin des Gleimhauses in Halberstadt, in der Vorlesungsreihe „Angewandte Literaturwissenschaft“. Denn alles, was ich sagen wollte, war, dass meine Uroma kurzsichtig war und keine Brille tragen wollte, wofür ich gerade einen ganzen Absatz benötigt habe. Frau Pott verschleierte ihre Kurzsichtigkeit allerdings nicht durch unverfänglich geäußerte Artigkeiten, sondern bat uns aus dem selben Grunde, alle ein wenig näher an sie heranzurücken und die Bänke ganz hinten zu räumen, weil sie nämlich gern ihre Brille abnehmen, uns nicht fressen, sondern tatsächlich besser sehen wollte.

Da dies nicht die einzige Anekdote blieb, die Frau Pott an diesem Tage für uns übrig hatte, war trotz des weitschweifigen Erzählstils keine Langeweile aufgekommen. Dr. Alexander Košenina blieb diese Art der Erzählung natürlich nicht verborgen und so unterbrach er Frau Pott das ein oder andere Mal, um mit dieser Unterbrechung gleichzeitig noch ein paar neue Fragen aufzuwerfen. Frau Pott ließ sich davon überhaupt nicht beeindrucken und hielt alle von ihr eröffneten Erzählstränge fest im Griff. Wie die Enden ihres Schals schlang sie die Erzählfäden um sich, entknotete, überwarf und zupfte an diesen, bis alles wieder seine Ordnung hatte.

Dieser generellen Liebe zum Detail war eine innige Beziehung zu ihrer Arbeit beigemischt, die sich zu einem nicht geringen Anteil aus ebensovielen kleinen Details zusammensetzte: den Briefen des Gleimhauses, insbesondere den Briefen Anna Louisa Karschs. Unklar blieb, wie es wirklich dazu kam, dass sie zuerst stellvertretende und später Leiterin des Gleimhauses wurde, aber die Arbeit an diesen Briefen, so konnte man während ihrer Schilderung spüren, hatten es ihr angetan und sie seither nicht mehr losgelassen. Ihre Bewerbung auf die Stelle war demnach reine Formsache. Die Fragen hinsichtlich des Inhalts einer Bewerbung wurden von ihr deshalb nicht anders beantwortet, als es die lange Reihe Vorredner auch getan hatte/hätte. Was viel wichtiger zu sein schien, war das Herzblut, mit dem sie bei der Sache war, das man ihr angemerkt haben musste, das den Ausschlag gab für den bekommenen Job. Da war das falsche Geburtsdatum – sie gab in der Bewerbung an, 1765 geboren worden zu sein – nurmehr das i-Tüpfelchen, mit dem sie ihrem Brennen für die Sache (unbewusst?) Ausdruck verliehen hatte.

Ganz die Vermittlerin war sich Frau Pott auch nicht zu schade für das Einbeziehen der Wandtafel. Sie zeichnete dort die vier Säulen des Arbeitens in einem Museum nach: Sammeln, Bewahren, Erforschen/Dokumentieren und Vermitteln. Das waren zwar eher dünne Striche, die von einem dicken Körper abstachen und irgendwie an Kafkas Käfer erinnerten, aber, wie ich fand, längst noch nicht so weit hergeholt, wie der Vergleich, dass Gleim eine Vorstufe von Facebook erfunden hätte, indem er seiner Freunde Konterfei auf Gemälden um sich herum platzieren ließ. Ganz die Vermittlerin wurde dieser Zusammenhang natürlich nur bemüht, um zu zeigen, dass man jemanden dort abzuholen hat, wo er steht, und die Jugend von heute, also insbesondere Schulklassen, die das Gleimhaus besuchen, kann man mit diesem Vergleich eher „abholen“ als durch einen „Brigadeabend“*. Ich fühlte mich ebenfalls gut abgeholt.

*eine stark verkürzte Erklärung des in der Vorlesung häufig gefallenen Begriffes. Brigadeabende fanden im Gleimhaus zu Zeiten der Trennung in BRD und DDR sehr häufig statt.

Teil 13

Montag, 2. Juli 2012

Medientext und Medienübersetzung: Dr. Nathalie Mälzer-Semlinger

Teil 10

„Die Alltagssprache ist das Badezimmer der Seele.“ Ich habe absolut keine Ahnung mehr, weshalb ich diesen Satz während der Vorlesung „Angewandte Literaturwissenschaft“ mit der Gastdozentin Frau Dr. Nathalie Mälzer-Semlinger und dem Thema „Medientext und Medienübersetzung“ aufgeschrieben habe. Ich kann mich weder an den Kontext erinnern noch mit Nachdruck behaupten, dass es überhaupt einen Kontext gegeben hat. Ich erwähne das nur deshalb, weil ich trotz allem nicht um diesen Satz herumkomme, der in der Mitte des Blattes thront und die letzte inhaltliche Notiz darstellt, die ich von dieser Veranstaltung gemacht habe.

Lassen wir den Satz einfach so stehen und beginnen am Anfang meiner Aufzeichnungen: Frau Mälzer-Semlinger präsentierte sich ganz in Schwarz und hob mit sinusartiger Stimmmodulation zum Vortrag an. Die Satzenden litten dabei besonders unter ihrer abnehmenden Lautstärke. Wahrscheinlich hat sie in einer solchen „Verlustphase“ einen Satz gesagt, der weitestgehend ähnlich geklungen haben mochte wie den von mir gehörten. Frau Mälzer-Semlinger brachte aber auch Qualitäten mit, die es mir nicht unbedingt erlaubten, in den weniger lauten Satzenden abzuschalten. Es war interessant. Es ging um Übersetzungen.

Übersetzer das klingt, wenn man einmal von der heute gebräuchlichen Verwendung des Wortes absieht, wie ein Berufsstand, der sich ständig über einen Fluss bewegt, um an den jeweiligen Ufern Menschen einzusammeln und sie auf der anderen Seite wieder aus dem Boot zu lassen, Übersetzer eben. Im denkbar ungünstigen Falle bleiben Übersetzer im Gedächtnis, man könnte zum Beispiel Charon, den Fährmann des Acheron, als Übersetzer bezeichnen. In fast jedem Fall verdienen sie eine Art von Anerkennung, bleiben aber fast immer hinter wichtigeren Personen zurück. Bei den Übersetzern heutzutage sind die weitaus wichtigeren Personen die Autoren. Und so führt der Übersetzer ein Schattendasein, er kann sich zwar im Stillen rühmen, ein Werk übersetzt zu haben, kann daraus auch persönliche Befriedigung ziehen, außer mit einer Fußnote á la „kongenial übersetzt“ wird er sonst aber häufig übergangen. Der Übersetzer ist außerdem Freiberufler und verdient neben dem spärlichen Ruhm auch noch wenig Geld. Dass es überhaupt Übersetzer gibt, scheint bei diesen Voraussetzungen nicht unbedingt logische Konsequenz zu sein. Glücklicherweise gibt es auch im Feld der Übersetzungen ein paar finanziell gut ausgestattete Enklaven, die sich eine Übersetzung auch etwas kosten lassen, Theater und Kunstkataloge lohnt es sich zu übersetzen, wie Frau Mälzer-Semlinger zu berichten wusste.

Mir fallen Übersetzer eher negativ auf bzw. verbleiben aufgrund negativer Eindrücke besser im Gedächtnis. Ein Freund von mir schilderte einmal die Übersetzung eines Satzes innerhalb eines Buches, der in der Originalsprache alle Buchstaben des Alphabets enthielt. Dies geschah deshalb, damit der Protagonist einen Beleg der Schriftsprache seines Kontrahenten in der Hand halten konnte, um den Schreiber bei Fälschung anderer Schriftstücke zu entlarven. Der Satz machte überhaupt keinen Sinn schon im Original. In der Zielsprache machte er aber noch weniger Sinn, weil er nicht mehr alle Buchstaben des Alphabets enthielt und dem Leser konnte sich dieser perfide Zusammenhang überhaupt nicht mehr erschließen. Über all die übersetzten Bücher, die ich gelesen habe und all die Bücher, die übersetzt wurden und werden, die ich nicht gelesen habe, konnte ich mir dieses Detail merken. Ich fühle mich selbst ein wenig schlecht dabei. Ein weiteres Detail blieb haften: ich las vor nicht allzu langer Zeit den Brautigan-Roman „Träume von Babylon“, übersetzt von Günther Ohnemus, und da fiel mir auf, dass er das wahrscheinlich originale Centstück oder den Penny mit Pfennig übersetzt hat. Schrecklich fand ich das, behielt die Beobachtung aber bis eben für mich. Als ich neulich durch Zufall auf Dreisat "Kommissar La Bréa" einschaltete („Tod an der Bastille“) fiel mir ebenfalls ein schrecklicher Schnitzer ein. Bonjour wurde als Begrüßung beibehalten, ok – das hat Ohnemus übrigens in pekuniären Angelegenheiten bis auf den genannten Fauxpas ansonsten ebenfalls getan – was mich dann überraschte: es wurde dem Kommissar eine englische Vokabel in den Mund gelegt. Er rief lauthals verkündend zum „Teamtalk“ auf, der in einer halben Stunde beginnen sollte. Den Franzosen, der das über die Lippen bekommt, wenn er mit Franzosen spricht, den möchte ich sehen!

Eigentlich wollte ich gar nicht meckern. Eigentlich muss ich den Übersetzern dankbar sein, denn ich beherrsche zwar mehrere Sprachen in ausreichender Qualität, um nicht zu verhungern, aber zum Übersetzen, geschweige denn Bücher lesen und verstehen, würde es nicht reichen. Was ich dann alles verpasst hätte, wenn es Günther Ohnemus, Carl Weissner, Thomas Lindquist, Burkhart Kroeber, Wolfgang Farkas und viele andere mehr nicht gegeben hätte! Und irgendwie bin ich jetzt doch um diesen Satz herumgekommen.

Teil 12

Mittwoch, 27. Juni 2012

Fehlermessie

Eben stolperte ich mal wieder über einen Druckfehler im abstrakten Sinne. Abstrakt deshalb, weil es im Internet natürlich keine Druckfehler gibt, weil ja nichts gedruckt wird. Es gibt auch keinen Zettel zum Text, auf dem die Druckfehler wegen mangelnder Korrekturmöglichkeit im Nachhinein festgehalten wurden, um den geneigten Leser darauf aufmerksam zu machen. Mein Taschenlexer hat, obwohl schon ziemlich in die Jahre gekommen, von mir gebraucht erstanden und vor wenigen Semestern noch ausgiebig genutzt, gleich zwei solcher Korrekturzettel im Einband liegen. Das ist im Internet alles gar nicht nötig, denn der Korrektor, gleichzeitig Autor des Textes kann den Fehler ja relativ unproblematisch verschwinden lassen.

Meine Gedanken zu diesen Fehlern kann der Autor aber nicht verschwinden lassen. Die sind von mir verhaftet und drehen Gefangenen gleich ihre Runden in meinem Kopf. Am schönsten sind ja die Fehler, die ein Rechtschreibprogramm auch nicht findet, weil es zwar der richtigen Schreibweise mächtig ist aber Sinnzusammenhänge nicht vermag herzustellen. Bei Word findet man deshalb manchmal statt den rot unterstrichenen Wörtern, die das Programm entweder nicht kennt oder tatsächlich falsch geschrieben sind, grün unterstrichene. Diese grünen stellen grammatikalische Schwachstellen dar, die sich leider häufig nur auf falsche Artikel oder Pronomen beziehen. Diese Fehler meine ich auch nicht.

Schreiben Sie doch mal in Ihrem Schreibprogramm: Um es auf den Punk zu bringen, ... Da kommt kein roter Strich unter dem Punk. Den Punk gibt es genauso wie den Punkt. Durch eine kleine Reduktion entsteht aber ein völlig neuer, wenn nicht gar völlig abstruser Sinnzusammenhang. Man könnte sogar durch die Wegnahme eines Buchstaben den Sinnzusammenhang völlig verkehren: gut Ding will Eile haben z.B. Oder stellen Sie sich mal vor, dass es zu Buchstabenzusammenkünften kommt, nur weil die Tastatur - das Werkzeug des Schreibers im Netz - die Buchstaben nah beieinander angeordnet hat und sich der Schreiber, anstatt nur auf eine Taste zu tippen, gleich mehrere erwischt: Erstellen sie doch mal strichpunktartig eine Liste dazu und teilen diese hier mit!

Im Übrigen steht ja unter vielen Texten der schöne Satz: Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Das mache ich immer.

Dienstag, 26. Juni 2012

Chaosforschung in der Kita

Ich musste meine heutige Tagesplanung komplett über den Haufen werfen, weil eine Erzieherin in der Kita krank geworden ist. Ein ungelenker Riese, wenig gestraft durch ein sehr pflegeleichtes Kind, sollte dann die Vertretung übernehmen - ich. Wie anstrengend das werden würde, zeichnete sich bereits bei meinem Erscheinen ab, als 8 Kinder gleichzeitig den schmalen Flur entlang liefen und mehr schlecht als recht in ihre Regensachen krochen. Gummistiefel, habe ich gelernt, sind erst zu Ende, wenn das Kind danach aufsteht und nicht plötzlich einen Kopf größer ist, als das gleichaltrige daneben. Auf die Frage, ob die Schuhe fertig angezogen sind, kommt dazu übrigens nie eine befriedigende Antwort.

Draußen konnte ich zusehen, wie Bälle, Schaufeln und sonstige Gegenstände detonationsgleich in dem kleinen Garten verteilt wurden, teilweise auch über Zäune und Hecken. Das Universum muss auf ganz ähnliche Weise entstanden sein. Die wenigen kleinen Bäume, insbesondere ein kleiner Buchsbaum hinten in der Ecke des Gartens, wurden misshandelt wie Viehdiebe, anstatt sie zu teeren und zu federn wurden sie gerupft und geschüttelt. Ständig war von allem zu wenig da - ganz besonderer Mangel bestand an Bällen, die leider immer wieder über Zäune abhanden kamen - oder lag woanders, so dass ein gerade geschlichteter Streit an anderer Stelle einfach von neuem entbrannte.

Als es zum Mittagsschlaf ging und ich neben meinem Sohn lag, weil er das Schlafen in fremder Umgebung noch nicht so gewohnt ist und diesen Platz sonst die erkrankte Erzieherin einnimmt, wäre ich beinahe vor ihm eingeschlafen. Das ging aber dann doch nicht. Das Los, welches ich gezogen hatte war nicht übertragbar und bedeutete mit dabei zu sein, wenn die beiden Kinder, die keinen Mittagsschlaf mehr machen, nach der Gutenachtgeschichte wieder aufstehen und aus einem Berg Kissen einen Berg Kissen bauen.

Einer meiner Professoren sagte einmal während einer Vorlesung, dass es eigentlich nicht richtig wäre, die Erzieher:innen von allen in der Bildung Tätigen am schlechtesten zu bezahlen, da sie ja den schwersten Job zu machen hätten. Das kann ich bestätigen.

Montag, 25. Juni 2012

Wäscheleinenabnehmspiel

Es ist ja immer wieder schön, den warmen Sommer durch einen deftigen Sommerregen unterbrochen zu sehen. Das belebt die grünen Höllen auf Balkonen, in Vorgärten und sonstigen Flächen, wo nicht bereits ein Parkplatz eingerichtet oder ein Haus errichtet worden ist. Und selbst da, schleicht sich der knallharte Löwenzahn durch kleinste Spalten und verrichtet sein Werk der stillen, beharrlichen Dekonstruktion von Beton.

Leider ist dieser Regen eher vom Sommer durchbrochen und das leider so selten, dass ich mich kaum zu erinnern wage, wann mein letzter Flip-Flop-Spaziergang gewesen ist. Der Nachbarin im Hof ist das egal. Sie schimpft in ihrem ureigenen Dialekt irgendeines slawischen Sprachursprungs vor sich hin und hat - wie zu jedem Tage - die Wäschekörbe voll. Um diese auch tatsächlich alle an den Leinen zu leeren, hat sie eben eine neue gespannt - über Kreuz. Von ihr oben sieht das Ganze wie ein Abnehmspiel für Riesen aus, gleich kommt eine tropfnasse, riesige Hand aus dem Himmel in unseren Hinterhof geschossen und verwandelt das Kreuz in vier parallele Linien. Nee, das nehme ich ihr nicht ab, schon gar nicht bei dem Regen!

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