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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Mensagespräche

Donnerstag, 28. April 2016

So, jetzt habe ich den Schein

Den letzten, den allerletzten. Bin niemandem mehr einen Schein schuldig. Alles abgegeben. Aus. Finito. Mensagespräche sind ab jetzt gestrichen (außer..., aber das wollen wir mal nicht hoffen).

Mittwoch, 27. April 2016

Thesenpapier

Habe nun, ach! Philosophie,
Deutsch und Geschichte
durchaus studiert mit heißem Bemühn.
Nur so ein Thesenpapier,
das kriege ich nicht hin.


Naja, nicht hinkriegen ist nicht ganz richtig, denn ich habe es hinbekommen. Aber tatsächlich habe ich in meiner ganzen Zeit als Student nicht ein Thesenpapier angefertigt. Jedenfalls kann ich mich an keines erinnern. Ist ja auch eigentlich nicht so wichtig. Vermutlich habe ich in Vorbereitung auf Referate dutzende Thesenpapiere geschrieben und nur nicht gewusst, wie ich das Ding zu benennen habe. Thesenpapier also. Kann ich nun abhaken. Kenne ich, schon mal gemacht.

Donnerstag, 14. April 2016

Richtig geil

Ich hätte mir doch denken müssen, dass es nicht so einfach abläuft. Es gibt doch eine Prüfungsordnung, in die ich hätte schauen sollen. Da wäre doch alles ganz klar geregelt. Meine Lieblingssachbearbeiterin im Prüfungsamt war diesmal sehr ungehalten, und wie zur Verzeihung beichtete sie während meiner Anwesenheit in einer kurzen Denkpause ihrer Arbeitskollegin am Nebentisch, dass sie es leid wäre. Sie holte einen riesigen Ordner hervor mit einem Stapel von Scheinen innenliegend, die alle noch bearbeitet werden müssten. Sie blätterte darin, um meinen vor Tagen abgegeben Schein, der noch nicht verbucht war, zu finden. Diesen Ordner hätte sie gestern erst leer gemacht, seufzte sie nach nebenan. Und heute sei alles wieder voll. Da war mir klar, dass ich mein Fett wegkriegen sollte.

Ich muss nämlich nicht nur eine Anmeldung für die Masterarbeit einreichen, sondern auch noch ein Formular zur pünktlichen Abgabe derselben, alles beglaubigt und unterschrieben und gesichtet von allen Beteiligten: Prüfern, zu Prüfende, Prüfungsamt. Das habe ich heute nachgereicht, also den zweiten Teil. Ich war schon ein bisschen stolz auf mich, dass ich das gecheckt hatte. Um sicher zu gehen, hat mir meine Prüferin der Masterarbeit sogar das Datum ihrer Unterschrift auf das Datum meines Einreichens der Arbeit zurückdatiert. Ich sagte zwar, dass das wohl keine Rolle spielen würde, aber sie bestand darauf. Sicher sei sicher.

Und dann saß ich da und traute mich schon gar nicht mehr zu fragen nach der mündlichen Prüfung. Brauchte ich auch gar nicht. Da kam meine Sachbearbeiterin schon selber drauf. „Wissen Sie, Herr Sowieso, ich möchte einmal erleben, dass bei Ihnen etwas richtig geil läuft.“ Mit einem Stoßseufzer verwies sie mich des Büros, nicht ohne mich in eine der unteren Etagen zu verweisen, damit ich mir dort das Formular zur Anmeldung der mündlichen Prüfung ausdrucke. Das machen sie bei sich nämlich nicht mehr. Das hält zu sehr auf. Wenn ich das Formlur hätte, sollte ich wiederkommen.

Als ich wieder nach oben kam mit dem richtigen Formular und es schon halb ausgefüllt hatte, kam ich erneut an die Reihe. Sie erklärte noch einmal das Procedere, sie verwies auf die Prüfungsordnung und erläuterte mir den Sachverhalt. Es wäre nämlich heutzutage überhaupt kein Problem, die mündliche Prüfung sogar vor der schriftlichen abzuschließen. Das wäre den Studierenden freigestellt. Aber weil das so ist, muss natürlich für die mündliche Prüfung eine gesonderte Prüfungseignungsfeststellung ausgefüllt werden, so wie es bei Einreichung des Themas der Masterarbeit schon einmal notwendig war.

Das Formular, welches ich mitbrachte, war deshalb ähnlich dreigeteilt. Der erste Teil mit meinen Daten, der zweite Teil wurde vom Prüfungsamt ausgefüllt, also nach studiengangrelevanten Kriterien wurden darin Häkchen gesetzt, ganz wie bei der schriftlichen Prüfung auch, und im dritten und letzten Teil sollten dann die Prüfer noch einmal gegenzeichnen. Dass diese „neue Freiheit“, von der meine Sachbearbeiterin sprach, weder im Sinne der Studierenden sein kann und erst recht nicht im Sinne der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Prüfungsamtes, und schon gar nicht im Sinne der Prüfenden, das behielt ich in diesem Moment für mich. Dieser ganze Arbeitsaufwand, das Herumgerenne und Unterzeichnenlassen. „Und jetzt, gehen Sie!“, sagte sie zum Abschied.
„Jawohl“, sagte ich.

Montag, 21. März 2016

Ein guter Rat zum Schluss: seid nicht wie die anderen!

Bin fertig. Das ganze Papier ist gedruckt, gebunden und in zwei Briefkastenschlitzen verschwunden. Ein Exemplar habe ich mir selbst ausgedruckt. Wie bescheuert muss man sein! Ich habe das Ding so oft gelesen, ich könnte mitspielen, wenn ich es nicht geschrieben hätte. Aber dann steht man in dem Copy-Shop und bekommt ein kleines Steingutschwein mit aufgedruckten vierblättrigem Kleeblatt und Marienkäfern überreicht (mein zweites, für die Bachelorarbeit habe ich auch eins bekommen). Dann fragt man den Mitarbeiter des Monats (echt wahr, sein Foto prangte an der Wand schräg hinter ihm), wieviel Exemplare sich die anderen denn so ausdrucken und erhält zur Antwort drei: Erstprüfer, Zweitprüfer und eine für sich selbst, so machen das die anderen.

Ich habe es genauso gemacht, würde es aber nicht wieder tun. Was soll das? Kauft euch von dem gesparten Geld eine ordentliche Pulle Schluck, ein Büschel Gras oder was ihr sonst so zum Feiern braucht, aber bitte, lasst das dritte Exemplar stecken. Ihr habt die Arbeit doch gelesen. Tausendmal! Das Format passt in kein ordentliches Bücherregal, es steht bei euren Unisachen, bei den Schnellheftern, zwischen Ordnern und Readern eingeklemmt, die ihr nie wieder betrachten werdet. Da steht das Ding und verstaubt.

Ich hätte 17,10 € gespart. Die hätten mich vielleicht reich gemacht, wenn ich davon einen Lottoschein gekauft hätte. Keine Frage, diese Arbeit hat mein Leben auch bereichert. Aber jede Bereicherung sollte ihre Halbwertszeit haben, und die ist überschritten mit dem Tag der Abgabe. Brennt euch den Schrieb auf CD, macht eine Seite in unverwüstlichem html auf und lasst den Text ins Netz fließen, aber bitte, kauft kein Exemplar für euch, wenn ihr nicht jemanden habt, den ihr nicht leiden könnt und dem ihr das Ding schenken wollt.

Ich würde die Rubrik Mensagespräche ja schließen, aber da kommt bestimmt noch was, eine mündliche Prüfung, ein verlorengegangener Schein, eine Formalie, irgendwas kommt immer.

Dienstag, 23. Februar 2016

Endspurt

Heiße Schlussphase. Ein ganzer Haufen an Korrekturen, Aktualisierungen und überhaupt gefällt mir meine Masterarbeit weniger denn je, was auch mit dem Wochenbeginn zusammenhängt. Dennoch sieht es so aus, als könnte ich diese Woche endlich einen ersten Komplettentwurf überarbeiten. Und vielleicht dann in der kommenden Woche..., naja, Zukunftsmusik. Ich freue mich schön.

Mittwoch, 20. Januar 2016

Nur die Symptome zählen

Heute Morgen war ich beim Arzt. dort hatte ich keinen Termin und wartete trotzdem nicht einmal fünf Minuten. Das war schon erstaunlich, weil das Wartezimmer total voll war. Als ob der Arzt geahnt hätte, dass ich wegen etwas ganz anderem zu ihm gekommen war. Ich wollte nämlich eine Krankschreibung. Ich bin krank. Ich habe Schnupfen, Husten Heiserkeit, Gliederschmerzen, kein Fieber und keine Konzentrationsstörungen. Aber genau das schrieb er mir noch dazu.

Ich musste nämlich den Abgabetermin meiner Masterarbeit verlängern. Sieben Tage habe ich von ihm bekommen. Wobei es mir gar nicht um diese sieben Tage ging. Das Ganze ist noch ein klein wenig komplizierter: Ursprünglich sollte meine nämlich Arbeit morgen fertig sein. Aber die widrigen Umstände zwangen mich dazu letzte Woche beim Prüfungsamt vorzusprechen, und zu fragen, wie es sich denn mit einer Verlängerung so grundsätzlich verhält.

Wie immer wurde ich mit Namen begrüßt, mir wurde noch ein frohes Neues Jahr gewünscht und alle kamen vorbei, um zu gucken, wer denn da jetzt aufgetaucht sei. Ich habe ja noch eine Matrikelnummer, die bald schon wieder vergeben werden wird, weil die Zahlenkombinationen nach einem Turnus, der durch sieben Zahlen bestimmt wird, wieder von vorn beginnen müssen, wenn die Zahlen das obere Ende der Skala erreichen. Vielleicht hängen sie aber auch eine Zahl dran; dann nicht. Wer weiß das schon. Ich finde es jedenfalls nicht mehr heraus. Ich will ja fertig werden, nur nicht morgen.

Die Dame war sehr nett und sagte, das wäre überhaupt kein Problem. Ich müsse nur einen formlosen Antrag stellen, den meine Dozentin gegenzeichnet, am besten würde sie gleich den Antrag stellen, dann reicht sie ihn ein und schon habe ich zwei Monate dazu bekommen. Ich will hier niemand diskreditieren oder die laxen Bestimmungen verhärten, die so etwas möglich machen, deshalb sage ich jetzt nicht, wie genau das geht, aber es geht. Einfach so.

Meine Dozentin hat noch am gleichen Tage eine Email geschickt und alles war gut. Das wusste ich nur nicht, weil ich das Original des Antrages noch einzureichen hätte, sagte mir die nette Dame noch. Und weil ich das erst heute konnte, weil ich meine Dozentin erst heute in der Sprechstunde zu sehen bekommen sollte, holte ich mir vorsorglich einen Krankenschein für sieben Tage.

Mein Arzt hatte sogar den Vordruck unserer Uni in seiner Schublade und füllte mir den Schein gleich aus. Mit Namen, Anschrift, Geburtsdatum und Symptomen. Die fragen nie nach Krankheiten, die wollen immer Symptome, sagte er mir und schrieb noch Fieber und Konzentrationsstörungen hinzu. Dann könne ich nicht schreiben, meinte er noch. Stempel drauf und fertig war der Schrieb.

Als ich damit dann beim Prüfungsamt auftauchte, sollte ich auch dort noch einen Antrag stellen, dass ich mit diesem vom Arzt ausgefüllten Antrag den Antrag stelle, meine Abgabefrist um sieben Tage zu verlängern. In Ermangelung eines Blattes Papier – wer ahnt denn sowas – ließ ich mir eins geben – Stifte hängen da ja am Schreibtisch an einer Schnur festgemacht – und schrieb, was sie mir diktierte.

Sie ging derweil nach hinten und wollte die Kollegin fragen, bei der ich letzte Woche war, ob es noch etwas gäbe, was ich vielleicht außerdem noch einzureichen hätte, aber ich hörte schon hinter der Trennwand das Gespräch und das alles in Ordnung sei. Sogar meine zweimonatige Verlängerung sei schon eingetragen, nur noch nicht offiziell bestätigt, weil das Originaldokument noch nicht da sei. Das wollte ich heute Nachmittag abholen, sagte ich.

Und jetzt habe ich mir diese Geschichte abgekrampft, obwohl die Fingerkuppe meines linken Ringfingers aufgerissen ist und jeder Buchstabe, den ich mit dem Finger schreibe, ein kleiner Stich ist, der mir durchs Mark geht. Ich schreibe ungewöhnlich viele Buchstaben mit dem linken Ringfinger, das war neu.

Donnerstag, 14. Januar 2016

Auslese

Gestern habe ich einen Teil meiner vom Korrekturlesen zurückerhaltenen Masterarbeit bearbeitet, mit Bleistift, weil ich im Theater am Arbeiten war und nicht zu Hause am PC, da fiel mir ein Ausdruck auf, den ich wohl aus einer anderen Arbeit einfach so übernommen habe. Nicht nur einmal, sondern mehrmals.

Es handelt sich dabei lediglich um ein Wort, von einem Plagiat zu sprechen lohnte sich also nicht, nur merkwürdig erschien es mir trotzdem, weil es sich nach mehrmaliger Lektüre plötzlich falsch anhörte. Es ging um das Verb selegieren, was nichts anderes bedeutet als auswählen. Das Substantiv dazu nennt sich Selektion, weshalb auch selektieren nicht falsch wäre. Theoretisch ginge sogar seligieren, denn es geht, soweit ich weiß, auf lat. seligere zurück.

Was macht man denn mit so einer Vokabel? Mit solchen Vokabeln?

Mittwoch, 18. November 2015

Juan S. Guses Roman "Lärm und Wälder" - keine Rezension

Das heutige Seminar war zu kurz. Es hatte exakt die gleiche Zeitspanne zur Verfügung wie sonst auch, aber sie reichte nicht aus. Bezüglich meines Tiefs, hatte ich heute vorgesorgt, indem ich eine Viertelstunde eher da war, die Cafeteria aufsuchte und mir einen großen Latte macchiato mit Weißer-Schokolade-Sirup bestellte, den ich dann in der mir übrigen Zeit vor Seminarbeginn austrank. Üblicherweise bestelle ich keinen Sirup, üblicherweise trinke ich meinen Kaffee mit Pfefferminzsirup, den mache ich mir allerdings selbst und das zweimal die Woche an meinem Arbeitsplatz, dem Spandau. Dort überfällt mich nie ein Tief, auch nicht zur Mittagszeit. Diesen signifikanten Zusammenhang machte ich mir zu Nutze und ging also gestärkt zum Seminar.

Wir hatten einen Gast dort, den Autor eines Romans, Juan S. Guse. Sein Roman heißt „Lärm und Wälder“. Zur Vorbereitung las ich sein Buch nicht, sondern schaute mir nur die eine oder andere Rezension an. Ich muss gerade so viele Bücher lesen, dass ich mit meiner Zeit wirklich sehr gut haushalten muss. Und dieses Buch wurde uns zwar anempfohlen, gehört aber nicht direkt zum Stoff des Seminars, und das für nächste Woche angesetzte Buch, von dem ich bislang nur ca. 80 Seiten gelesen habe, schlummert aus Zeit- und Lustmangel noch immer in der Warteschleife. Was ich stattdessen lese und las, findet sich zum Teil hier im Blog beschrieben und ein anderer Teil befindet sich auf meinem Schreibtisch. Das Buch für kommende Woche ist allerdings Stoff des Seminars, da werde ich mich noch ranhalten müssen.

Jedenfalls erzählte uns Juan eine ganze Menge zu seinem Roman, ein wenig zum Buchbetrieb und noch weniger von seiner Arbeit daran. Vielmehr las er ein paar spannende Passagen aus seinem Buch vor. Die Beeindruckendste war mit Abstand ein Kapitel, das nur aus einzelnen Gesprächsfetzen zu bestehen schien und manchmal sogar Sinn ergab, wenn das Gespräch nur lang genug war. Dies sollte auch so sein. Davon gibt es vier Kapitel in dem Buch, sie heißen „Hotline“, wenn ich mich recht erinnere.

Diese Kapitel geben Gespräche wider, die von den Bewohnern der „gated communities“ mit ihren Verwaltern geführt wurden, also wenn mal der Wasserhahn tropft, die Katze entlaufen ist, sowas. Darin kam eine Szene vor, wo der Anrufer sich mit einem Strauß Blumen bei seiner Nachbarin dafür entschuldigen wollte, dass er sich irrtümlicherweise in ihren, statt in seinen Garten gelegt hat nach der Arbeit, um sich, wie er es sonst auch immer tut, fünf Minuten auf einem der Liegestühle zu entspannen, bevor er ins Haus geht. Er bemerkt seinen Fauxpas zu spät, er wird entdeckt, Gekreisch, Panik usw. Und nun ruft er bei seiner „Mutti“ an, dem Servicetelefon des Wohnkomplexes, um der Frau, seiner Nachbarin, einen Blumenstrauß nebst Entschuldigungsschreiben zukommen zu lassen. Darin macht er deutlich, wie peinlich ihm das Ganze ist, und wie sehr er es bedauert, dass seine Nachbarin ihn auf diese Weise kennenlernen musste. Er wohnt dort schon seit sieben Jahren, aber das sei ihm noch nie passiert. Und es sollen keine Rosen sein, sagt er noch, er wolle ja nicht als perverser Stalker (sinngemäß) in seiner Nachbarschaft bekannt werden.

Diese Szene finde ich deshalb so stark, weil sie ein Klischee bedient, das jeder kennt. Die Darstellung ist durchaus witzig und wir haben uns darüber natürlich köstlich amüsiert, aber im Grunde genommen ist diese Szene bei längerer Betrachtung ein Apfelstückchen, das uns im Halse stecken bleibt. Erstmal köstlich und dann tragisch. Wir könnten darüber nicht lachen, wenn wir nicht jemanden kennen würden, dem es schon einmal so ergangen ist oder wir selbst in so einer Situation waren. Wir könnten nichts mit der Komik anfangen, wenn sie uns nicht allzu bekannt vorgekommen wäre. Wer hielt nicht schon einmal ein Stockwerk zu früh und wunderte sich, dass der eigene Schlüssel nicht passte? Oder krasser: Wer kennt denn alle seine Nachbarn? Womöglich in einem Mehrfamilienhaus in einer Großstadt, oder die Leute von einem solchen Haus nebenan, die vielleicht auf der gleichen Etage, Wand an Wand auf ihre Fernseher starren, die sich mit dem Rücken gegenübersitzen.

Juan sagte auch, er wolle mit seinem Buch keine Kritik an diesen Wohnkomplexen üben, er wolle Fragen stellen. Er wies darauf hin, dass wir Teil des Problems sind. Dass es diese "Abschottung", wie er es nannte, im ganz Kleinen und im ganz Großen gäbe.

So ging die Seminarzeit dahin. Es wurde noch einiges mehr geredet, was ich hier gar nicht in aller Ausführlichkeit schildern möchte und kann. Es wurde noch geredet, da hatte ich längst meine Sachen gepackt, weil ich dringend meinen Sohn aus der Kita abzuholen hatte. Wer weiß, wie lange die dort noch gesessen haben. Nicht mal für das Kaffeeexperiment reichte die Zeit, ich verließ den Raum genau so hellwach, wie ich ihn betreten hatte.

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Krügers "Der Gott hinter dem Fenster"

Seit gestern bin ich wieder Teilnehmer eines Seminars an der Universität. Ich besuche dort ein Seminar zur LiteraTour Nord, einem Preis, der von mehreren Universitäten und ein paar Sponsoren ausgelobt, jährlich vergeben und von der Universität schon so lange wie ich dort bin, mit einem Seminar dazu begleitet wird – wahrscheinlich sogar viel länger. Zweimal schon habe ich versucht daran teilzunehmen und musste immer wieder die Segel streichen, wenn es akut wurde, weil sich immer wieder wichtigere Seminare auf dem gleichen Sendeplatz befanden. Überhaupt sind die Sendeplätze ja sehr begrenzt, wie mir immer scheint, denn es ballt sich oft an wenigen Tagen zu wenigen Uhrzeiten ein wahres Feuerwerk an Veranstaltungen, während es zu anderen Zeiten Leerläufe gibt oder nur Seminare zu Grillen kurzlebiger Dozenten. Ich stehe ja auf Grillen, weshalb ich schon öfters an Freitagen morgens um acht ein Seminar besucht habe. Diesmal jedoch erstand ich den Platz in einer Sitzung zur Premiumsendezeit. Warum das so ist, dafür gibt es viele Gründe… aber das gehört nicht wirklich hier her.

Ich saß an der Fensterreihe mit der Sonne im Rücken und sprach zu mir selbst und meinem Sitznachbarn, der mir schräg im Rechteck auf dem nächsten Sitzplatz folgte und den ich zufällig kannte, ob das denn eine so gute Idee sei, mich hier hinzupflanzen. Die Sonne schien nämlich überraschenderweise mit all ihrer Kraft auf meinen Nacken. Da er bereits in der Kehre der Tische saß, streifte ihn die Sonne nur. Ich blieb dennoch sitzen, es waren auch nur noch wenige Plätze frei. Der Raum ist sehr klein für einen Seminarraum und wahrscheinlich zu groß für ein Büro, das zu besetzen nur Neid und Missgunst hervorrufen würde.

Wir besprachen eine Erzählung von Michael Krüger, „Aus dem Leben eines Schriftstellers“, erschienen in dem Erzählband „Der Gott hinter dem Fenster“. Ich fand die Geschichte so gut, dass ich gespannt auf den Rest des Buches war und es mir deshalb eine Woche vorher bestellt hatte. Am Vorabend las ich dann im Theater den ganzen Rest des Buches, inklusive einer zweiten Lektüre dieser Geschichte zur Vertiefung. Mit dieser hatte ich angefangen, weil ich die zwei Geschichten, die davor im Buch abgedruckt waren, bereits am Vorabend des Vorabends gelesen hatte.

Ich lese Erzählbände ungern am Stück, obwohl das bei diesem durchaus möglich gewesen wäre, kaum mehr als 200 Seiten. Ich mache das deshalb nicht, weil es häufig trotz der in sich abgeschlossenen Handlungen einzelner Erzählungen so etwas wie einen roten Faden gibt, oder ein alles überspannendes Thema oder einfach nur interessante Wiederholungen von Phrasen oder Worten, die aufgrund eines anderen Zusammenhangs sogar in zuvor gelesene Erzählungen ein anderes Licht hineinwerfen können. Und wenn ein solcher Erzählband eine stimmige Komposition ist, dann erkennt man das an der Melodie, die das Gelesene hinterlässt. Ich erkenne das Tage und Wochen später. Manchmal weiß ich gar nicht mehr, worum es darin ging, in diesem Buch, was ich vielleicht vor vielen Jahren gelesen habe, aber die Melodie fällt mir sofort ein, wenn ich nur den Titel und den Autor auf dem Buchrücken lese.

Dass Krüger im Verstricken kein Meister ist, war mir schon nach den ersten beiden Geschichten klar, aber es gab trotzdem ein paar Punkte, die mich aufblicken ließen. Stellen, die in minimaler Varianz und Bedeutungsverschiebung Wiedererkennungswert hatten. Die prägnantesten sind natürlich dem roten Faden oder dem übergeordneten Thema zuzuordnen. Es geht in dem gesamten Band um Erzähler: Schriftsteller, Verleger, Lektoren, Übersetzer. Sie alle sind alt, verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz und starten ihre Erzählungen, die alle in der Ich-Form geschrieben sind, mit einem Rückblick, der manchmal weit in die eigene Vergangenheit zurückreicht und manchmal nur Minuten zählt. Fokussiert wird einerseits auf Akte des Schreibens oder Facetten, die damit zusammenhängen, und andererseits auf die Menschen und ihre Wirkung auf andere, manchmal aus der Perspektive der eigenen Beobachtung, manchmal auch aus der Perspektive eines Beobachters. Häufig handeln diese Menschen widersprüchlich oder sogar unvernünftig, bleiben unverständlich oder von außen betrachtet beschränkt in ihren Meinungen und Ansichten. Krüger erzählt hier mit dem Blick eines Mannes, der weiß, wovon er schreibt. Ich glaube fast jeder kennt Situationen, in denen einem unverständlich ist, warum von jemanden, der Jahrzehnte älter ist als man selbst, jetzt genau dies getan oder gesagt wurde (Annika hat dazu ein paar Beobachtungen angestellt und aus ihrem Umfeld ein paar Links gesammelt, die in ein paar kleineren Facetten vielleicht tatsächlich mit dem hier Geschriebenen in Zusammenhang stehen. Wer also Lust und Zeit hat, noch mehr zu lesen: bitte sehr!)

Eine dieser Verstrickungen, die tatsächlich nur eine Phrase darstellt, zweimal explizit genannt und häufig implizit in die jeweiligen Erzählungen verwoben, fand ich sehr interessant. Es ging dabei ums Schreiben bzw. ums Nichtmehrmüssen. Um den Umstand, mit sich und der Welt im Reinen zu sein, einen Beruf zu haben, über den man sich immer noch definiert, der einen fast das ganze Leben über geprägt hat, den auszuführen man plötzlich nicht mehr in der Lage ist, und dann erst merkt, dass man diesen Beruf auch gar nicht mehr braucht. Eine abgeschlossene Emanzipation von sich selbst, sozusagen: „Er wurde ein glücklicher Mensch, ein Schriftsteller, der nicht mehr schreiben musste.“ (S.150), „Ein Schriftsteller, der nicht schreibt, schien mir nun endgültig das höchste Ziel des Schreibens zu sein.“ (S.86).

Wie dem auch sei, Krügers Buch hat eine Melodie, eine, die fast jeden einmal erfasst. In der Erzählung, die wir im Seminar behandelten, wurde das deutlich, wenngleich nur wenige das gesamte Buch gelesen hatten. Dazu sage ich nur kurz etwas: Lesegewohnheiten von anderen gehen mich nichts an und die wenigsten befinden sich in so komfortabler Situation, mit einem oder zwei Seminaren ein Semester bestreiten zu können. Ich finde es allerdings schwer, anhand einer Erzählung, Qualität zu bemessen. Dass mir aber diese eine Konstruktion innerhalb der Erzählung nicht aufgefallen, die noch dazu irgendwie unstimmig ist, von meinem Nachbarn als misslungen bezeichnet, weil sie im Fortlauf der Erzählung einen Bruch evozierte, den, weiß man davon, zu übersehen man gar nicht mehr in der Lage ist, machte mich rat- und stimmlos. Ich war am Ende nicht einmal in der Lage, den Raum zu verlassen, weil sich direkt vor der Tür ein Haufen gebildet hatte, der irgendetwas zu verhandeln hatte, von dem ich nichts mitbekam. Eingekeilt zwischen Leuten stand ich da, es ging nicht vor, nicht zurück. Irgendwann fand ich meine Sprache wieder und verschaffte mir damit Platz, den Raum zu verlassen.

Montag, 20. April 2015

Thema Masterarbeit - Die Zweite

Haha, entschieden. Ich habe mich entschieden. Ich mache jetzt was mit Netzliteratur. Ich habe keine Ahnung, was genau ich da machen werde. Ich lese bislang nur die einschlägigen Texte vielzitierter Wissenschaftler und versuche dabei, ein Problem zu ermitteln, welchem sich noch keiner so wirklich gewidmet hat. Ich will ja nicht den hundertsten Aufguss von Irgendwas schreiben. Ich will ja originell bleiben. Originell, haha.

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