LeiseTöne : Rubrik:Mensagespräche
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2019-05-28T18:30:55Z
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LeiseTöne
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So, jetzt habe ich den Schein
https://shhhhh.twoday.net/stories/so-jetzt-habe-ich-den-schein/
Den letzten, den allerletzten. Bin niemandem mehr einen Schein schuldig. Alles abgegeben. Aus. Finito. Mensagespräche sind ab jetzt gestrichen (außer..., aber das wollen wir mal nicht hoffen).
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2016-04-27T22:17:00Z
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Thesenpapier
https://shhhhh.twoday.net/stories/thesenpapier/
<i>Habe nun, ach! Philosophie, <br />
Deutsch und Geschichte <br />
durchaus studiert mit heißem Bemühn.<br />
Nur so ein Thesenpapier, <br />
das kriege ich nicht hin.</i><br />
<br />
<b>Naja, nicht hinkriegen</b> ist nicht ganz richtig, denn ich habe es hinbekommen. Aber tatsächlich habe ich in meiner ganzen Zeit als Student nicht ein Thesenpapier angefertigt. Jedenfalls kann ich mich an keines erinnern. Ist ja auch eigentlich nicht so wichtig. Vermutlich habe ich in Vorbereitung auf Referate dutzende Thesenpapiere geschrieben und nur nicht gewusst, wie ich das Ding zu benennen habe. Thesenpapier also. Kann ich nun abhaken. Kenne ich, schon mal gemacht.
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2016-04-26T22:14:00Z
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Richtig geil
https://shhhhh.twoday.net/stories/richtig-geil/
<b>Ich hätte mir</b> doch denken müssen, dass es nicht so einfach abläuft. Es gibt doch eine Prüfungsordnung, in die ich hätte schauen sollen. Da wäre doch alles ganz klar geregelt. Meine Lieblingssachbearbeiterin im Prüfungsamt war diesmal sehr ungehalten, und wie zur Verzeihung beichtete sie während meiner Anwesenheit in einer kurzen Denkpause ihrer Arbeitskollegin am Nebentisch, dass sie es leid wäre. Sie holte einen riesigen Ordner hervor mit einem Stapel von Scheinen innenliegend, die alle noch bearbeitet werden müssten. Sie blätterte darin, um meinen vor Tagen abgegeben Schein, der noch nicht verbucht war, zu finden. Diesen Ordner hätte sie gestern erst leer gemacht, seufzte sie nach nebenan. Und heute sei alles wieder voll. Da war mir klar, dass ich mein Fett wegkriegen sollte.<br />
<br />
<b>Ich muss nämlich </b>nicht nur eine Anmeldung für die Masterarbeit einreichen, sondern auch noch ein Formular zur pünktlichen Abgabe derselben, alles beglaubigt und unterschrieben und gesichtet von allen Beteiligten: Prüfern, zu Prüfende, Prüfungsamt. Das habe ich heute nachgereicht, also den zweiten Teil. Ich war schon ein bisschen stolz auf mich, dass ich das gecheckt hatte. Um sicher zu gehen, hat mir meine Prüferin der Masterarbeit sogar das Datum ihrer Unterschrift auf das Datum meines Einreichens der Arbeit zurückdatiert. Ich sagte zwar, dass das wohl keine Rolle spielen würde, aber sie bestand darauf. Sicher sei sicher.<br />
<br />
<b>Und dann saß</b> ich da und traute mich schon gar nicht mehr zu fragen nach der mündlichen Prüfung. Brauchte ich auch gar nicht. Da kam meine Sachbearbeiterin schon selber drauf. „Wissen Sie, Herr Sowieso, ich möchte einmal erleben, dass bei Ihnen etwas richtig geil läuft.“ Mit einem Stoßseufzer verwies sie mich des Büros, nicht ohne mich in eine der unteren Etagen zu verweisen, damit ich mir dort das Formular zur Anmeldung der mündlichen Prüfung ausdrucke. Das machen sie bei sich nämlich nicht mehr. Das hält zu sehr auf. Wenn ich das Formlur hätte, sollte ich wiederkommen.<br />
<br />
<b>Als ich wieder</b> nach oben kam mit dem richtigen Formular und es schon halb ausgefüllt hatte, kam ich erneut an die Reihe. Sie erklärte noch einmal das Procedere, sie verwies auf die Prüfungsordnung und erläuterte mir den Sachverhalt. Es wäre nämlich heutzutage überhaupt kein Problem, die mündliche Prüfung sogar vor der schriftlichen abzuschließen. Das wäre den Studierenden freigestellt. Aber weil das so ist, muss natürlich für die mündliche Prüfung eine gesonderte Prüfungseignungsfeststellung ausgefüllt werden, so wie es bei Einreichung des Themas der Masterarbeit schon einmal notwendig war. <br />
<br />
<b>Das Formular, welches</b> ich mitbrachte, war deshalb ähnlich dreigeteilt. Der erste Teil mit meinen Daten, der zweite Teil wurde vom Prüfungsamt ausgefüllt, also nach studiengangrelevanten Kriterien wurden darin Häkchen gesetzt, ganz wie bei der schriftlichen Prüfung auch, und im dritten und letzten Teil sollten dann die Prüfer noch einmal gegenzeichnen. Dass diese „neue Freiheit“, von der meine Sachbearbeiterin sprach, weder im Sinne der Studierenden sein kann und erst recht nicht im Sinne der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Prüfungsamtes, und schon gar nicht im Sinne der Prüfenden, das behielt ich in diesem Moment für mich. Dieser ganze Arbeitsaufwand, das Herumgerenne und Unterzeichnenlassen. „Und jetzt, gehen Sie!“, sagte sie zum Abschied.<br />
„Jawohl“, sagte ich.
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2016-04-14T21:26:00Z
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Ein guter Rat zum Schluss: seid nicht wie die anderen!
https://shhhhh.twoday.net/stories/ein-guter-rat-zum-schluss-seid-nicht-wie-die-anderen/
<b>Bin fertig. Das</b> ganze Papier ist gedruckt, gebunden und in zwei Briefkastenschlitzen verschwunden. Ein Exemplar habe ich mir selbst ausgedruckt. Wie bescheuert muss man sein! Ich habe das Ding so oft gelesen, ich könnte mitspielen, wenn ich es nicht geschrieben hätte. Aber dann steht man in dem Copy-Shop und bekommt ein kleines Steingutschwein mit aufgedruckten vierblättrigem Kleeblatt und Marienkäfern überreicht (mein zweites, für die Bachelorarbeit habe ich auch eins bekommen). Dann fragt man den Mitarbeiter des Monats (echt wahr, sein Foto prangte an der Wand schräg hinter ihm), wieviel Exemplare sich die anderen denn so ausdrucken und erhält zur Antwort drei: Erstprüfer, Zweitprüfer und eine für sich selbst, so machen das die anderen.<br />
<br />
<b>Ich habe es</b> genauso gemacht, würde es aber nicht wieder tun. Was soll das? Kauft euch von dem gesparten Geld eine ordentliche Pulle Schluck, ein Büschel Gras oder was ihr sonst so zum Feiern braucht, aber bitte, lasst das dritte Exemplar stecken. Ihr habt die Arbeit doch gelesen. Tausendmal! Das Format passt in kein ordentliches Bücherregal, es steht bei euren Unisachen, bei den Schnellheftern, zwischen Ordnern und Readern eingeklemmt, die ihr nie wieder betrachten werdet. Da steht das Ding und verstaubt.<br />
<br />
<b>Ich hätte 17,10 €</b> gespart. Die hätten mich vielleicht reich gemacht, wenn ich davon einen Lottoschein gekauft hätte. Keine Frage, diese Arbeit hat mein Leben auch bereichert. Aber jede Bereicherung sollte ihre Halbwertszeit haben, und die ist überschritten mit dem Tag der Abgabe. Brennt euch den Schrieb auf CD, macht eine Seite in unverwüstlichem html auf und lasst den Text ins Netz fließen, aber bitte, kauft kein Exemplar für euch, wenn ihr nicht jemanden habt, den ihr nicht leiden könnt und dem ihr das Ding schenken wollt.<br />
<br />
<b>Ich würde die</b> Rubrik <i>Mensagespräche</i> ja schließen, aber da kommt bestimmt noch was, eine mündliche Prüfung, ein verlorengegangener Schein, eine Formalie, irgendwas kommt immer.
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2016-03-21T21:27:00Z
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Endspurt
https://shhhhh.twoday.net/stories/endspurt/
<b>Heiße Schlussphase.</b> Ein ganzer Haufen an Korrekturen, Aktualisierungen und überhaupt gefällt mir meine Masterarbeit weniger denn je, was auch mit dem Wochenbeginn zusammenhängt. Dennoch sieht es so aus, als könnte ich diese Woche endlich einen ersten Komplettentwurf überarbeiten. Und vielleicht dann in der kommenden Woche..., naja, Zukunftsmusik. Ich freue mich schön.
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2016-02-23T13:31:00Z
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Nur die Symptome zählen
https://shhhhh.twoday.net/stories/nur-die-symptome-zaehlen/
<b>Heute Morgen war</b> ich beim Arzt. dort hatte ich keinen Termin und wartete trotzdem nicht einmal fünf Minuten. Das war schon erstaunlich, weil das Wartezimmer total voll war. Als ob der Arzt geahnt hätte, dass ich wegen etwas ganz anderem zu ihm gekommen war. Ich wollte nämlich eine Krankschreibung. Ich bin krank. Ich habe Schnupfen, Husten Heiserkeit, Gliederschmerzen, kein Fieber und keine Konzentrationsstörungen. Aber genau das schrieb er mir noch dazu.<br />
<br />
<b>Ich musste nämlich</b> den Abgabetermin meiner Masterarbeit verlängern. Sieben Tage habe ich von ihm bekommen. Wobei es mir gar nicht um diese sieben Tage ging. Das Ganze ist noch ein klein wenig komplizierter: Ursprünglich sollte meine nämlich Arbeit morgen fertig sein. Aber die widrigen Umstände zwangen mich dazu letzte Woche beim Prüfungsamt vorzusprechen, und zu fragen, wie es sich denn mit einer Verlängerung so grundsätzlich verhält. <br />
<br />
<b>Wie immer wurde</b> ich mit Namen begrüßt, mir wurde noch ein frohes Neues Jahr gewünscht und alle kamen vorbei, um zu gucken, wer denn da jetzt aufgetaucht sei. Ich habe ja noch eine Matrikelnummer, die bald schon wieder vergeben werden wird, weil die Zahlenkombinationen nach einem Turnus, der durch sieben Zahlen bestimmt wird, wieder von vorn beginnen müssen, wenn die Zahlen das obere Ende der Skala erreichen. Vielleicht hängen sie aber auch eine Zahl dran; dann nicht. Wer weiß das schon. Ich finde es jedenfalls nicht mehr heraus. Ich will ja fertig werden, nur nicht morgen. <br />
<br />
<b>Die Dame war</b> sehr nett und sagte, das wäre überhaupt kein Problem. Ich müsse nur einen formlosen Antrag stellen, den meine Dozentin gegenzeichnet, am besten würde sie gleich den Antrag stellen, dann reicht sie ihn ein und schon habe ich zwei Monate dazu bekommen. Ich will hier niemand diskreditieren oder die laxen Bestimmungen verhärten, die so etwas möglich machen, deshalb sage ich jetzt nicht, wie genau das geht, aber es geht. Einfach so. <br />
<br />
<b>Meine Dozentin hat</b> noch am gleichen Tage eine Email geschickt und alles war gut. Das wusste ich nur nicht, weil ich das Original des Antrages noch einzureichen hätte, sagte mir die nette Dame noch. Und weil ich das erst heute konnte, weil ich meine Dozentin erst heute in der Sprechstunde zu sehen bekommen sollte, holte ich mir vorsorglich einen Krankenschein für sieben Tage. <br />
<br />
<b>Mein Arzt hatte</b> sogar den Vordruck unserer Uni in seiner Schublade und füllte mir den Schein gleich aus. Mit Namen, Anschrift, Geburtsdatum und Symptomen. Die fragen nie nach Krankheiten, die wollen immer Symptome, sagte er mir und schrieb noch Fieber und Konzentrationsstörungen hinzu. Dann könne ich nicht schreiben, meinte er noch. Stempel drauf und fertig war der Schrieb. <br />
<br />
<b>Als ich damit</b> dann beim Prüfungsamt auftauchte, sollte ich auch dort noch einen Antrag stellen, dass ich mit diesem vom Arzt ausgefüllten Antrag den Antrag stelle, meine Abgabefrist um sieben Tage zu verlängern. In Ermangelung eines Blattes Papier – wer ahnt denn sowas – ließ ich mir eins geben – Stifte hängen da ja am Schreibtisch an einer Schnur festgemacht – und schrieb, was sie mir diktierte. <br />
<br />
<b>Sie ging derweil</b> nach hinten und wollte die Kollegin fragen, bei der ich letzte Woche war, ob es noch etwas gäbe, was ich vielleicht außerdem noch einzureichen hätte, aber ich hörte schon hinter der Trennwand das Gespräch und das alles in Ordnung sei. Sogar meine zweimonatige Verlängerung sei schon eingetragen, nur noch nicht offiziell bestätigt, weil das Originaldokument noch nicht da sei. Das wollte ich heute Nachmittag abholen, sagte ich. <br />
<br />
<b>Und jetzt habe</b> ich mir diese Geschichte abgekrampft, obwohl die Fingerkuppe meines linken Ringfingers aufgerissen ist und jeder Buchstabe, den ich mit dem Finger schreibe, ein kleiner Stich ist, der mir durchs Mark geht. Ich schreibe ungewöhnlich viele Buchstaben mit dem linken Ringfinger, das war neu.
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2016-01-20T20:44:00Z
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Auslese
https://shhhhh.twoday.net/stories/auslese/
<b>Gestern habe ich</b> einen Teil meiner vom Korrekturlesen zurückerhaltenen Masterarbeit bearbeitet, mit Bleistift, weil ich im Theater am Arbeiten war und nicht zu Hause am PC, da fiel mir ein Ausdruck auf, den ich wohl aus einer anderen Arbeit einfach so übernommen habe. Nicht nur einmal, sondern mehrmals. <br />
<br />
<b>Es handelt sich</b> dabei lediglich um ein Wort, von einem Plagiat zu sprechen lohnte sich also nicht, nur merkwürdig erschien es mir trotzdem, weil es sich nach mehrmaliger Lektüre plötzlich falsch anhörte. Es ging um das Verb <i>selegieren</i>, was nichts anderes bedeutet als auswählen. Das Substantiv dazu nennt sich Selektion, weshalb auch <i>selektieren</i> nicht falsch wäre. Theoretisch ginge sogar <i>seligieren</i>, denn es geht, soweit ich weiß, auf <i>lat. seligere</i> zurück.<br />
<br />
<b>Was macht man</b> denn mit so einer Vokabel? Mit solchen Vokabeln?
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2016-01-14T09:11:00Z
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Juan S. Guses Roman "Lärm und Wälder" - keine Rezension
https://shhhhh.twoday.net/stories/juan-s-guses-roman-laerm-und-waelder-keine-rezension/
<b>Das heutige Seminar</b> war zu kurz. Es hatte exakt die gleiche Zeitspanne zur Verfügung wie sonst auch, aber sie reichte nicht aus. Bezüglich meines <a href="http://shhhhh.twoday.net/stories/das-mittagstief/">Tiefs</a>, hatte ich heute vorgesorgt, indem ich eine Viertelstunde eher da war, die Cafeteria aufsuchte und mir einen großen Latte macchiato mit Weißer-Schokolade-Sirup bestellte, den ich dann in der mir übrigen Zeit vor Seminarbeginn austrank. Üblicherweise bestelle ich keinen Sirup, üblicherweise trinke ich meinen Kaffee mit Pfefferminzsirup, den mache ich mir allerdings selbst und das zweimal die Woche an meinem Arbeitsplatz, dem Spandau. Dort überfällt mich nie ein Tief, auch nicht zur Mittagszeit. Diesen signifikanten Zusammenhang machte ich mir zu Nutze und ging also gestärkt zum Seminar.<br />
<br />
<b>Wir hatten einen</b> Gast dort, den Autor eines Romans, Juan S. Guse. Sein Roman heißt „Lärm und Wälder“. Zur Vorbereitung las ich sein Buch nicht, sondern schaute mir nur die eine oder andere Rezension an. Ich muss gerade so viele Bücher lesen, dass ich mit meiner Zeit wirklich sehr gut haushalten muss. Und dieses Buch wurde uns zwar anempfohlen, gehört aber nicht direkt zum Stoff des Seminars, und das für nächste Woche angesetzte Buch, von dem ich bislang nur ca. 80 Seiten gelesen habe, schlummert aus Zeit- und Lustmangel noch immer in der Warteschleife. Was ich stattdessen lese und las, findet sich zum Teil hier im Blog beschrieben und ein anderer Teil befindet sich auf meinem Schreibtisch. Das Buch für kommende Woche ist allerdings Stoff des Seminars, da werde ich mich noch ranhalten müssen.<br />
<br />
<b>Jedenfalls erzählte uns</b> Juan eine ganze Menge zu seinem Roman, ein wenig zum Buchbetrieb und noch weniger von seiner Arbeit daran. Vielmehr las er ein paar spannende Passagen aus seinem Buch vor. Die Beeindruckendste war mit Abstand ein Kapitel, das nur aus einzelnen Gesprächsfetzen zu bestehen schien und manchmal sogar Sinn ergab, wenn das Gespräch nur lang genug war. Dies sollte auch so sein. Davon gibt es vier Kapitel in dem Buch, sie heißen „Hotline“, wenn ich mich recht erinnere. <br />
<br />
<b>Diese Kapitel geben</b> Gespräche wider, die von den Bewohnern der „<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Gated_Community">gated communities</a>“ mit ihren Verwaltern geführt wurden, also wenn mal der Wasserhahn tropft, die Katze entlaufen ist, sowas. Darin kam eine Szene vor, wo der Anrufer sich mit einem Strauß Blumen bei seiner Nachbarin dafür entschuldigen wollte, dass er sich irrtümlicherweise in ihren, statt in seinen Garten gelegt hat nach der Arbeit, um sich, wie er es sonst auch immer tut, fünf Minuten auf einem der Liegestühle zu entspannen, bevor er ins Haus geht. Er bemerkt seinen Fauxpas zu spät, er wird entdeckt, Gekreisch, Panik usw. Und nun ruft er bei seiner „Mutti“ an, dem Servicetelefon des Wohnkomplexes, um der Frau, seiner Nachbarin, einen Blumenstrauß nebst Entschuldigungsschreiben zukommen zu lassen. Darin macht er deutlich, wie peinlich ihm das Ganze ist, und wie sehr er es bedauert, dass seine Nachbarin ihn auf diese Weise kennenlernen musste. Er wohnt dort schon seit sieben Jahren, aber das sei ihm noch nie passiert. Und es sollen keine Rosen sein, sagt er noch, er wolle ja nicht als perverser Stalker (sinngemäß) in seiner Nachbarschaft bekannt werden.<br />
<br />
<b>Diese Szene finde</b> ich deshalb so stark, weil sie ein Klischee bedient, das jeder kennt. Die Darstellung ist durchaus witzig und wir haben uns darüber natürlich köstlich amüsiert, aber im Grunde genommen ist diese Szene bei längerer Betrachtung ein Apfelstückchen, das uns im Halse stecken bleibt. Erstmal köstlich und dann tragisch. Wir könnten darüber nicht lachen, wenn wir nicht jemanden kennen würden, dem es schon einmal so ergangen ist oder wir selbst in so einer Situation waren. Wir könnten nichts mit der Komik anfangen, wenn sie uns nicht allzu bekannt vorgekommen wäre. Wer hielt nicht schon einmal ein Stockwerk zu früh und wunderte sich, dass der eigene Schlüssel nicht passte? Oder krasser: Wer kennt denn alle seine Nachbarn? Womöglich in einem Mehrfamilienhaus in einer Großstadt, oder die Leute von einem solchen Haus nebenan, die vielleicht auf der gleichen Etage, Wand an Wand auf ihre Fernseher starren, die sich mit dem Rücken gegenübersitzen.<br />
<br />
<b>Juan sagte auch,</b> er wolle mit seinem Buch keine Kritik an diesen Wohnkomplexen üben, er wolle Fragen stellen. Er wies darauf hin, dass wir Teil des Problems sind. Dass es diese "Abschottung", wie er es nannte, im ganz Kleinen und im ganz Großen gäbe. <br />
<br />
<b>So ging die</b> Seminarzeit dahin. Es wurde noch einiges mehr geredet, was ich hier gar nicht in aller Ausführlichkeit schildern möchte und kann. Es wurde noch geredet, da hatte ich längst meine Sachen gepackt, weil ich dringend meinen Sohn aus der Kita abzuholen hatte. Wer weiß, wie lange die dort noch gesessen haben. Nicht mal für das Kaffeeexperiment reichte die Zeit, ich verließ den Raum genau so hellwach, wie ich ihn betreten hatte.
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2015-11-18T22:29:00Z
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Krügers "Der Gott hinter dem Fenster"
https://shhhhh.twoday.net/stories/kruegers-der-gott-hinter-dem-fenster/
<b>Seit gestern bin</b> ich wieder Teilnehmer eines Seminars an der Universität. Ich besuche dort ein Seminar zur LiteraTour Nord, einem Preis, der von mehreren Universitäten und ein paar Sponsoren ausgelobt, jährlich vergeben und von der Universität schon so lange wie ich dort bin, mit einem Seminar dazu begleitet wird – wahrscheinlich sogar viel länger. Zweimal schon habe ich versucht daran teilzunehmen und musste immer wieder die Segel streichen, wenn es akut wurde, weil sich immer wieder wichtigere Seminare auf dem gleichen Sendeplatz befanden. Überhaupt sind die Sendeplätze ja sehr begrenzt, wie mir immer scheint, denn es ballt sich oft an wenigen Tagen zu wenigen Uhrzeiten ein wahres Feuerwerk an Veranstaltungen, während es zu anderen Zeiten Leerläufe gibt oder nur Seminare zu Grillen kurzlebiger Dozenten. Ich stehe ja auf Grillen, weshalb ich schon öfters an Freitagen morgens um acht ein Seminar besucht habe. Diesmal jedoch erstand ich den Platz in einer Sitzung zur Premiumsendezeit. Warum das so ist, dafür gibt es viele Gründe… aber das gehört nicht wirklich hier her.<br />
<br />
<b>Ich saß an</b> der Fensterreihe mit der Sonne im Rücken und sprach zu mir selbst und meinem Sitznachbarn, der mir schräg im Rechteck auf dem nächsten Sitzplatz folgte und den ich zufällig kannte, ob das denn eine so gute Idee sei, mich hier hinzupflanzen. Die Sonne schien nämlich überraschenderweise mit all ihrer Kraft auf meinen Nacken. Da er bereits in der Kehre der Tische saß, streifte ihn die Sonne nur. Ich blieb dennoch sitzen, es waren auch nur noch wenige Plätze frei. Der Raum ist sehr klein für einen Seminarraum und wahrscheinlich zu groß für ein Büro, das zu besetzen nur Neid und Missgunst hervorrufen würde.<br />
<br />
<b>Wir besprachen eine</b> Erzählung von Michael Krüger, „Aus dem Leben eines Schriftstellers“, erschienen in dem Erzählband „Der Gott hinter dem Fenster“. Ich fand die Geschichte so gut, dass ich gespannt auf den Rest des Buches war und es mir deshalb eine Woche vorher bestellt hatte. Am Vorabend las ich dann im Theater den ganzen Rest des Buches, inklusive einer zweiten Lektüre dieser Geschichte zur Vertiefung. Mit dieser hatte ich angefangen, weil ich die zwei Geschichten, die davor im Buch abgedruckt waren, bereits am Vorabend des Vorabends gelesen hatte. <br />
<br />
<b>Ich lese Erzählbände</b> ungern am Stück, obwohl das bei diesem durchaus möglich gewesen wäre, kaum mehr als 200 Seiten. Ich mache das deshalb nicht, weil es häufig trotz der in sich abgeschlossenen Handlungen einzelner Erzählungen so etwas wie einen roten Faden gibt, oder ein alles überspannendes Thema oder einfach nur interessante Wiederholungen von Phrasen oder Worten, die aufgrund eines anderen Zusammenhangs sogar in zuvor gelesene Erzählungen ein anderes Licht hineinwerfen können. Und wenn ein solcher Erzählband eine stimmige Komposition ist, dann erkennt man das an der Melodie, die das Gelesene hinterlässt. Ich erkenne das Tage und Wochen später. Manchmal weiß ich gar nicht mehr, worum es darin ging, in diesem Buch, was ich vielleicht vor vielen Jahren gelesen habe, aber die Melodie fällt mir sofort ein, wenn ich nur den Titel und den Autor auf dem Buchrücken lese.<br />
<br />
<b>Dass Krüger im</b> Verstricken kein Meister ist, war mir schon nach den ersten beiden Geschichten klar, aber es gab trotzdem ein paar Punkte, die mich aufblicken ließen. Stellen, die in minimaler Varianz und Bedeutungsverschiebung Wiedererkennungswert hatten. Die prägnantesten sind natürlich dem roten Faden oder dem übergeordneten Thema zuzuordnen. Es geht in dem gesamten Band um Erzähler: Schriftsteller, Verleger, Lektoren, Übersetzer. Sie alle sind alt, verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz und starten ihre Erzählungen, die alle in der Ich-Form geschrieben sind, mit einem Rückblick, der manchmal weit in die eigene Vergangenheit zurückreicht und manchmal nur Minuten zählt. Fokussiert wird einerseits auf Akte des Schreibens oder Facetten, die damit zusammenhängen, und andererseits auf die Menschen und ihre Wirkung auf andere, manchmal aus der Perspektive der eigenen Beobachtung, manchmal auch aus der Perspektive eines Beobachters. Häufig handeln diese Menschen widersprüchlich oder sogar unvernünftig, bleiben unverständlich oder von außen betrachtet beschränkt in ihren Meinungen und Ansichten. Krüger erzählt hier mit dem Blick eines Mannes, der weiß, wovon er schreibt. Ich glaube fast jeder kennt Situationen, in denen einem unverständlich ist, warum von jemanden, der Jahrzehnte älter ist als man selbst, jetzt genau dies getan oder gesagt wurde (Annika hat dazu ein paar Beobachtungen angestellt und aus ihrem Umfeld ein paar Links gesammelt, die in ein paar kleineren Facetten vielleicht tatsächlich mit dem hier Geschriebenen in Zusammenhang stehen. Wer also Lust und Zeit hat, noch mehr zu lesen: <a href="http://annikahansen7.blogspot.de/2015/10/will-you-still-need-me.html">bitte sehr!</a>)<br />
<br />
<b>Eine dieser Verstrickungen,</b> die tatsächlich nur eine Phrase darstellt, zweimal explizit genannt und häufig implizit in die jeweiligen Erzählungen verwoben, fand ich sehr interessant. Es ging dabei ums Schreiben bzw. ums Nichtmehrmüssen. Um den Umstand, mit sich und der Welt im Reinen zu sein, einen Beruf zu haben, über den man sich immer noch definiert, der einen fast das ganze Leben über geprägt hat, den auszuführen man plötzlich nicht mehr in der Lage ist, und dann erst merkt, dass man diesen Beruf auch gar nicht mehr braucht. Eine abgeschlossene Emanzipation von sich selbst, sozusagen: „Er wurde ein glücklicher Mensch, ein Schriftsteller, der nicht mehr schreiben musste.“ (S.150), „Ein Schriftsteller, der nicht schreibt, schien mir nun endgültig das höchste Ziel des Schreibens zu sein.“ (S.86).<br />
<br />
<b>Wie dem auch</b> sei, Krügers Buch hat eine Melodie, eine, die fast jeden einmal erfasst. In der Erzählung, die wir im Seminar behandelten, wurde das deutlich, wenngleich nur wenige das gesamte Buch gelesen hatten. Dazu sage ich nur kurz etwas: Lesegewohnheiten von anderen gehen mich nichts an und die wenigsten befinden sich in so komfortabler Situation, mit einem oder zwei Seminaren ein Semester bestreiten zu können. Ich finde es allerdings schwer, anhand einer Erzählung, Qualität zu bemessen. Dass mir aber diese eine Konstruktion innerhalb der Erzählung nicht aufgefallen, die noch dazu irgendwie unstimmig ist, von meinem Nachbarn als misslungen bezeichnet, weil sie im Fortlauf der Erzählung einen Bruch evozierte, den, weiß man davon, zu übersehen man gar nicht mehr in der Lage ist, machte mich rat- und stimmlos. Ich war am Ende nicht einmal in der Lage, den Raum zu verlassen, weil sich direkt vor der Tür ein Haufen gebildet hatte, der irgendetwas zu verhandeln hatte, von dem ich nichts mitbekam. Eingekeilt zwischen Leuten stand ich da, es ging nicht vor, nicht zurück. Irgendwann fand ich meine Sprache wieder und verschaffte mir damit Platz, den Raum zu verlassen.
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2015-10-22T08:02:00Z
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Thema Masterarbeit - Die Zweite
https://shhhhh.twoday.net/stories/thema-masterarbeit-die-zweite/
<b>Haha, entschieden.</b> Ich habe mich entschieden. Ich mache jetzt was mit Netzliteratur. Ich habe keine Ahnung, was genau ich da machen werde. Ich lese bislang nur die einschlägigen Texte vielzitierter Wissenschaftler und versuche dabei, ein Problem zu ermitteln, welchem sich noch keiner so wirklich gewidmet hat. Ich will ja nicht den hundertsten Aufguss von Irgendwas schreiben. Ich will ja originell bleiben. <b>Originell, haha.</b>
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2015-04-20T08:59:00Z
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Kriminalliteratur als Gegenstand der Literaturwissenschaft?
https://shhhhh.twoday.net/stories/kriminalliteratur-als-gegenstand-der-literaturwissenschaft/
<b>Befasse mich gerade</b> mit einer Vorauswahl eines Themas zu meiner Masterarbeit. Dazu habe ich mir ein wenig Literatur eingeladen und bin dabei, mir ein paar Notizen zu machen. Vorgenommen habe ich mir, zuerst einmal zu klären, inwieweit die Themen überhaupt mit Material zu unterfüttern sind. Vor allem in den Feuilletons bin ich zu meinem ersten Thema fündig geworden: dem Kriminalroman. <br />
<br />
<b>Nun las ich</b> ja seit geraumer Zeit kaum noch Krimis, weil mir die gegenwärtige Thrillerkultur überhaupt nicht mehr zusagt. Umso überraschter war ich natürlich, als mich mein Antiquar des Vertrauens auf Ross Thomas aufmerksam machte. Dieser Autor wird gerade neu verlegt vom Alexander-Verlag. Trotz manchmal erheblich getrübter Lesefreuden, weil doch viele Schnitzer in der Übersetzung erfolgten, die man bei einem Projekt wie einer Werkausgabe doch ausgemerzt wissen möchte, bin ich seit langem wieder einmal im Krimifieber; das verdanke ich Ross Thomas.<br />
<br />
<b>Was liegt also </b>näher, diesen Autor als bevorzugten Gegenstand meiner Masterarbeit zu behandeln? Einiges! Es gibt kaum Literatur dazu, auf Deutsch schon gar nicht. Nachschlagewerke erwähnen diesen Autor nicht einmal (Nusser z.B.), Handbücher genauso wenig (Nünning: „Der amerikanische und britische Kriminalroman“). Das kann natürlich einerseits mit einer fehlenden guten Übersetzung zusammenhängen, auf der anderen Seite sind durchaus bereits gute Übersetzungen erfolgt, die vom Alexander-Verlag lediglich überarbeitet worden sind. <br />
<br />
<b>Fortsetzung folgt…</b>
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2015-01-24T10:21:00Z
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Von Panikschlafittchen und steifen Ohren
https://shhhhh.twoday.net/stories/von-panikschlafittchen-und-steifen-ohren/
<b>War gestern im</b> Prüfungsamt. Ernüchterungsstunde. Ich beschreite die Zielgerade und plötzlich wirft mir mein Spamfilter eine Mail von einem Mitarbeiter des Prüfungsamtes zwischen die Beine, dass es Probleme bei der Verbuchung meiner Leistungen gäbe. Deshalb war ich da. Es gibt ja immer wieder mal Probleme mit dem Prüfungsamt, so kurz vor dem Master hätte ich allerdings gerne darauf verzichtet.<br />
<br />
<b>Frau C. ist</b> frei, niemand sonst ist im Büro. Ich gehe zu Frau C. und setze mich unaufgefordert, nachdem sie mir, ohne aufzublicken, erklärt hatte, sie wäre gleich soweit. Die Jacke und den Schal behalte ich gleich an, ein alter Fluchtinstinkt. Noch immer ohne aufzublicken, fragt sie mich, worum es denn ginge. Ich sage ihr, dass ich eine Mail bekam und es…, Probleme mit dem Verbuchen meiner Scheine gäbe, vervollständigt sie den Satz, schaut mich an und geht wortlos nach hinten, um meine Akte zu holen. Meine Akte ist die dickste und älteste der ganzen Uni, zumindest kommt mir das immer so vor. Meine Akte muss ein Kreuz tragen, ein Lesebändchen haben oder eine sonstige Markierung, denn fast alle Mitarbeiter des Prüfungsamtes finden meine Akte ohne Umschweife. Wenn mich Herr B. sieht, grüßt er mich mit Namen, er arbeitet auch im Prüfungsamt.<br />
<br />
<b>Frau C. sucht</b> sich den Schein heraus und erklärt mir lang und breit, wieso das nicht geht, und dass ich alle Punkte beisammen habe, die ich für mein Fach Deutsch benötige und dass der Schein, so wie er hier vor ihr liegt, nicht verbucht werden kann, ich vielmehr einen ganz anderen Schein brauche, kein sprachwissenschaftliches, sondern ein literaturwissenschaftliches Seminar mit den dementsprechenden Studienleistungen. Ich bin zufrieden und will den Schein wieder einstecken. Ich habe so viele Schein in der Hinterhand, ich könnte glatt ein weiteres Mal studiert haben und würde trotzdem kurz vor dem Abschluss stehen. Mich juckt nicht, dass ich jetzt plötzlich einen anderen Schein brauche, der Schein ist nur eine Sprechstunde weiter bei einem oder einer Dozentin entfernt. Mich juckt nur, wie sie Deutsch, mein Nebenfach, betitelt, sie sagt es wäre mein Hauptfach. Sie sagt mir, dass sich daran nichts ändert, weil es ein konsekutiver Studiengang wäre und ich doch bereits im Bachelor mit Deutsch als Hauptfach und Geschichte als Nebenfach…, sie braucht nicht weiter sprechen. Da liegt der Fehler. Die Panik packt mich am Schlafittchen, wo ist die Tür?<br />
<br />
<b>Ich bleibe trotzdem</b> sitzen, sage meinen Satz nochmal und sie guckt in ihren Rechner, in ihre Welt, wie sie so schön sagt, wenn sie meint, dass ich laut ihrem Programm ganz am Anfang meines Masters stehe, weil ich noch so gut wie keine Scheine abgegeben hätte. In meiner Welt sind die Scheine und Leistungen längst abgehakt, sie sind nur noch nicht eingesammelt worden. <br />
<br />
<b>Zu einem Abgleich</b> der Welten kommt es jedoch vorerst nicht. Mein Studiengang ist falsch. Mein Studiengang ist falsch und ich habe das nicht gemerkt. Wie ich das nicht merken könne, sagt Frau C. ungehalten, und will meinen Studentenausweis sehen. Da steht es doch schwarz auf weiß, sagt sie, sehen Sie sich das mal an. Ich sehe nichts, sie erklärt es mir, merkt, dass man das gar nicht sehen kann und ihr Zorn ist verraucht. Sie schickt mich zum Immatrikulationsamt, ich soll das dort richten lassen und dann wieder kommen. Hinter mir warten plötzlich eine Reihe Studenten, ich habe sie nicht bemerkt, war wohl noch in meiner Welt.<br />
<br />
<b>Im I-Amt geht</b> es schnell, Karte ziehen, fünf Minuten warten, drankommen, ein Anruf und alles ist paletti. Also wieder zurück zu Frau C. Das Wartezimmer ist wieder leer und ich bin sofort dran bei ihr. Sie verbucht meinen Schein, freut sich, ich freue mich, ich frage etwas und plötzlich sagt sie mit leichter Ungeduld auf der Zunge, das steht in der PO. PO ist die Prüfungsordnung. Die Prüfungsordnungen, ich sah sie kommen und gehen, habe ich alle durch, von Anfang an bis jetzt habe ich sie alle überlebt, ohne da nur einmal reinzugucken. Das sage ich Frau C. nicht, stattdessen lächle ich, mein Blick wandert dabei nach oben. Frau C. gibt mir die Auskunft, druckt mir noch was aus und dann schickt sie mich fort. Hinter mir hätte sich schon wieder ein ungeduldiger Pulk gebildet, sagt sie, und die Ohren soll ich steif halten. Versprochen!
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2015-01-15T13:44:00Z
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Fachpraktikum Geschichte - Mein erster Tag
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<b>Gestern ist es</b> ziemlich spät geworden. Theater. Und heute Morgen dafür extra früh. Viertel vor sechs. Mein Fachpraktikum Geschichte ging heute los. Als ich letzte Woche Mittwoch dort in der Schule aufkreuzte und von einem Emailverkehr sprach, der im letzten Schuljahr zwischen mir und dem Konrektor der Schule stattgefunden hatte, sah mich die neue, für die Praktikanten Verantwortliche an, als ob diese Korrespondenz noch mit der Postkutsche erledigt worden sein musste. Sie sagte mir kurz darauf, dass sie eigentlich auch gar nicht mehr verantwortlich sei, die Kompetenz sei schon wieder weitergereicht worden. In dem ganzen Kuddelmuddel stellten wir fest, dass wir fast Nachbarn sind – sie wohnt gegenüber von uns in einem Reihenhausviertel der extra hässlichen Sorte, denn mehr als ein paar größere Treppenhäuser sind diese Häuser leider nicht – und ich hoffte in mich hinein, ihr nicht schon mal irgendwann an die Hecke gepinkelt zu haben, sie konnte sich jedenfalls nicht an mein Gesicht erinnern.<br />
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<b>Wenn ich nicht</b> persönlich aufgetaucht wäre, hätte sie mich abblitzen lassen, gab sie mir zu verstehen und lotste mich ins Lehrerzimmer, wo mir mein Ansprechpartner und Coach vorgestellt wurde, wir duzten uns sogleich, sind ja auch ähnlich vom Alter, und überhaupt war das der gemütliche Teil.<br />
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<b>Weniger gemütlich war</b> das frühe Aufstehen heute, denn die nicht mehr zuständige Verantwortliche bat mich gegen viertel vor acht in der Schule zu sein, wo außerdem die halbe Stadt wegen der Feierlichkeiten demnächst gesperrt ist. Sonst drehe ich mich noch einmal um und hole die Kinder zu uns ins Bett, heute nicht.<br />
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<b>Mit dem Fahrrad</b> ging es im Eiltempo zur Schule. Kurze Meldung, ich bin da, und schon wollte ich mir die erste und zweite Stunde frei nehmen und im Haus ein wenig herumstromern. Die ehemalige Verantwortliche sah das nicht so, sie verhaftete mich, zerrte mich wieder in das Lehrerzimmer und stellte mich allerhand Kollegen vor, die aber alle keinen Unterricht hatten zu den ersten zwei Stunden. Ich erwähnte nochmal meinen eigenen Plan, umsonst. Dann tat sich etwas auf, ein paar Pläne wurden ausgedruckt und plötzlich hatten sie jemanden gefunden und ich ging dahin und kam dorthin und wir stellten einander vor und ja gerne, kommen Sie doch gleich mit, ist gleich hier drüben und setzen Sie sich am besten hier vorne hin, dann sehen Sie alles und stellen Sie sich doch kurz vor, wir machen heute mit der Reichsgründung „von Oben“ weiter.<br />
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<b>Das ging ja</b> alles flott und völlig unproblematisch, dachte ich und besah mir die Klasse. Beim letzten Praktikum saß ich immer hinten und hier saß ich vorn und konnte alle sehen. Das war wunderbar. In einer kleinen ruhigen Arbeitsphase kam sie dann zu mir an den Platz und fragte mich nach meinem Steckenpferd, ich antwortete ihr, am liebsten Deutsch zu unterrichten, da lachte sie und lud mich zur 5. und 6. Stunde in die gleiche Klasse ein, da gäbe es den Hauptmann von Köpenick. Ich bedankte mich, musste jedoch ablehnen, da hätte ich eine 12. Klasse Leistungskurs.<br />
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<b>Danach war der</b> Charme der zwei morgendlichen Kaffeetassen aufgebraucht, ich schleppte mich zu meinem Coach und verbrachte vier weitere Unterrichtsstunden mit ähnlichem Thema, einmal etwas anders verpackt und das andere Mal genau das gleiche, sogar die Bildquellen waren gleich: Anton von Werners weiß uniformierter Bismarck, wie er da selbstgefällig im Zentrum steht, mit Orden behängt, die er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht besessen hatte. Ich saß wieder hinten und verschrieb mich ständig beim Aufschnappen der Namen und Eintragen in meinen dafür entworfenen Sitzplan; entweder vertauschte ich die linke mit der rechten Sitzreihe oder ich war mir plötzlich nicht mehr sicher, ob mein Coach sie nun Anna oder Hanna gerufen hat.<br />
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<b>Das Herumstromern habe</b> ich mir für einen anderen Tag aufgehoben. Morgen ist frei, da sind alle Schüler auf Festivitäten und ich gehe meinem Einkaufsjob nach, vielleicht schlafe ich auch aus – so bis halb sieben.
Shhhhh
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2014-09-29T18:17:00Z
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Unterrichtsprotokoll
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<b>Deutsch, 11. Klasse. <br />
Eine Doppelstunde in der 7. und 8.<br />
Thema: Frl. Else</b><br />
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<IMG SRC="https://lh4.googleusercontent.com/-9cQtcv1H37M/U3T_f8-IQPI/AAAAAAAAAes/uZX8HOsTTDo/s576/IMG_20140514_093231.jpg" width="400px" /><br />
<i>Wie der Autor einst wollt' einen Witz verfassen,<br />
da schrieb er:<br />
Zum Wiener Arthur würd' auch gut Schnitzerl passen.</i>
Shhhhh
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2014-05-15T18:14:00Z
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Fachpraktikum Deutsch: 1. Bericht
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<i>Fachpraktikum Deutsch. Fehlt mir noch, muss ich machen. Und da ich sowieso einen Bericht dazu verfassen muss, schreibe ich einfach schon mal ein paar Eindrücke auf. Das Geschlecht ist durchweg weiblich, hoffe ich, außer ich meine tatsächlich ausschließlich eine männliche Person.</i><br />
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<b>Ich bin kein</b> Freund von ersten Eindrücken, weil sie allzu oft in die Irre führen. Deshalb lasse ich den ersten Tag meines gerade begonnenen Fachpraktikums einfach unter den Tisch fallen. Nicht alles ist erwähnenswert und wenn doch, so werde ich es an geeigneter Stelle erwähnen. Wo fange ich an wenn nicht am Anfang? Natürlich bei Dingen, die sich bis zum letzten Tag des Praktikums nicht ändern werden, die ich, um meinem Mentor kein Unrecht zu tun, selbstverständlich am ersten Tag erfahren habe.<br />
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<b>Die Helene-Lange-Schule</b> ist ein relativ kleines Gymnasium in Hannover. 850 Schülerinnen und ein Kollegium, das durchaus überschaubare Größe hat. Es gibt eine Sporthalle, zwei Schulgebäude und für die Sekundarstufe II besteht eine Kooperation mit der nahegelegenen IGS, so dass dort ebenfalls Unterricht stattfinden kann. Das Hauptgebäude ist alt. Sehr alt. Darin befand sich, wahrscheinlich, von Beginn an eine Schule, mit wechselnden Namen und Fraktionen. Sowohl Mädchen- als auch Jungengymnasium, später dann gemischt und heute mit einem erstaunlich hohen Anteil von Schülerinnen mit Migrationshintergrund. Das Gebäude ist nicht nur sehr alt, sondern auch renovierungsbedürftig. Die Ausstattung in den Klassenräumen, die ich bislang einsehen konnte, ist mager. Die Infoständer und die Wandgestaltung sind kreativ, leider manchmal zu sehr nach der Holzhammermethode und in wenigen Fällen ohne Absprache mit Verantwortlichen.<br />
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<IMG SRC="https://lh5.googleusercontent.com/-i4Jfvdq9dpg/U1qxFlJYwQI/AAAAAAAAAeI/MCkKOtMhzY4/s576/IMG_20140424_094702.jpg" width="400px" /><br />
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<b>Mein Mentor, den</b> ich aus der Kita unseres Sohnes kenne, hat mir den Platz völlig unkompliziert jenseits etwaiger Bewerbungsgespräche oder abzugebender Bewerbungspapiere ermöglicht. Genauso unkompliziert verliefen die Vorstellung im Kollegium und die bisherige Kommunikation mit anderen Lehrkräften zwecks möglicher Unterrichtsbesuche. Ich habe mir auch sogleich eine weitere Lehrerin und einen Lehrer geschnappt, die ich für geeignet hielt im Sinne der Fächerkombinationen und Unterrichtsinhalte. Gestern war ich in der 7. Klasse meines Mentors in der ersten Stunde nach den Ferien. Geschenkt. Heute besuchte ich den Unterricht der 8. Klasse eines Kollegen. Auch hier war es die erste Stunde nach den Ferien:<br />
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<b>Begrüßung, ich stellte</b> mich kurz vor und setzte mich nach hinten. Wenig später käme der Lehrer zu mir und wiese mich darauf hin, ich möge mein Smartphone bitte stecken lassen, das würde einen schlechten Eindruck machen, autsch. Im Klassenraum gäbe es zwei Wanduhren, von denen eine leider stehengeblieben wäre bei neun vor elf. Es gäbe weder Pflanzen aber einen Blumentopf, noch Tiere im Raum, dafür würde schleunigst ein Fenster geöffnet werden, denn wirklich groß wäre der Raum nicht, und die frische Luft sammelte sich höchstwahrscheinlich unter der mindestens 4 Meter hohen Decke. Unten wehte der schwere Duft von Körpern und Deodorants. Direkt unter jener Decke wären zwei formpraktische Lampen angebracht, die in ganzer Länge funktionierten, denn es wäre recht düster draußen. Hinzu käme, dass in der Nähe eine Baustelle läge und spätestens seit der Öffnung des Fensters, hätten dies alle mitbekommen. Neben der Tür verwahrloste ein Waschbecken, das noch aus Zeiten stammen könnte, an die ich mich, selbst wenn ich wollte, nicht erinnern könnte. Die Wandgestaltung befände sich in meinem Rücken, ärgerlich.<br />
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<b>Die Schülerinnen säßen</b> gemischt zu zweit auf Bänken, deren eine Hälfte relativ leer wäre, während die andere Hälfte durch eine lange, quer zu den frontal aufgestellten Tischen, verlaufende Reihe komplett gefüllt wäre. Auch die frontal zum Lehrertisch hintereinander angebrachten Tische wären hier komplett gefüllt. Das wäre die Seite, die den Fenstern am nächsten läge. Mit der linken Hand schriebe niemand im Raum. Alle sprächen undeutlich oder ich hörte schlecht, jedenfalls verstünde ich die meisten Namen nicht und könnte mir deshalb keinen Sitzplan erschließen. Das gleiche Problem hätte ich bereits gestern gehabt, weshalb ich erwägte, einen Ohrenarzt aufzusuchen, mindestens aber zum Friseur zu gehen (obwohl, das hebe ich mir vielleicht doch noch etwas auf, für den Fall, dass ich selbst unterrichten darf). Vielleicht läge es aber auch daran, dass die Namen eben nicht Monika, Erika oder Harald wären, sondern eher Zeynep, Eda oder Atahan. Das Thema der Stunde war der Konjunktiv.
Shhhhh
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2014-04-25T18:56:00Z
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