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Donnerstag, 31. Oktober 2013

Wegen Nadolny im Rohr krepiert

Es ist Mittwoch gewesen und Mittwoch ist bei mir immer der ernsthafte Studientag. Ich befasse mich da vor allem mit dem Lebensweltbegriff, wie der geneigte Leser hier und hier schon mitbekommen konnte. Außerdem befasse ich mich mit einem ebenso elementaren Thema in Bezug auf den Lehrerberuf, den ich vielleicht einmal ausführen werde: mit der Gesprächskompetenz. Dazu gibt es ein total überlaufenes Seminar. Wir sind inklusive Dozent sage und schreibe 60 Personen in einem Raum, der geradeso über das Kontingent an Sitzplätzen verfügt, zählt man die Reihen mit, die sich hinter, neben und vor den eigentlichen Sitzreihen aufbauen lassen, indem zusätzliche Stühle aufgestellt werden.

Gesprächskompetenz ist der Wille zum Ausdruck und Verständnis.

Das war meine Definition, die ich von diesem Begriff für mich aufschrieb. Das sollten wir machen, damit wir sie einerseits im Plenum vorstellen konnten und andererseits etwas zum Verifizieren hätten bei Abschluss des Seminars. Die anderen, die vorgetragenen Definitionen waren alle so lang, dass ich davon keine behalten habe. Ein Manko, wie ich fand. Denn bevor wir diese unsere eigene Definition aufschreiben sollten, reichte der Dozent kleine Kärtchen herum, auf denen waren Sprüche, Zitate, Aphorismen und Bilder zu sehen und wir sollten diese Karte dem Plenum vorstellen und dazu unsere Meinung kundtun. Ich hatte eine Karte, auf der war kein Bild. Darauf war der dritte Grund des Nicht-Reden-Könnens nach Sten Nadolny abgedruckt. Sinngemäß ging es um die Angst vor dem Falsch-Verstanden-Werden und dem Sich-der Lächerlichkeit-Aussetzen.

Ich konnte meine Karte nicht vorstellen, weil ich so den Urgrund der Karte verraten hätte. Das Einzige, was ich hätte tun können, wäre den Text ohne jegliche Erläuterung, die im Übrigen bei den gehörten Vorstellungen außerordentlich gut waren, vorzulesen. Tat ich aber nicht, ich überlegte nämlich, wie ich mein Verhalten dann erläutern müsste, um verstanden zu werden. Dieses Problem schildert Nadolny übrigens auf einer Karte, die meine Nachbarin in den Händen hielt: so lange über die richtigen Worte nachzudenken, bis die Gelegenheit, sie sagen zu können, vorbei ist.

Aber zurück zu dem eigentlichen Grund für die Kürze meiner Definition: Auf einer dieser Karten stand ein Spruch von Luther: Tritt‘ frisch auf, Tu‘s Maul auf, Hör‘ bald wieder auf, so ungefähr. Die wurde uns vorgestellt und das machte Eindruck auf mich. Das wollte ich berücksichtigen. Ich wollte mich ja melden, als es darum ging, die Definitionen vorzutragen, aber mir fiel nicht so wirklich ein, wie ich meine Definition erklären sollte. Also was ich alles damit meinte. Ist ja auch nicht Sinn der Sache, eine Definition erklären zu müssen. Außerdem wollten auf einmal alle zu Wort kommen. Bei den Kartenbeschreibungen zuvor meldete sich fast niemand, der Dozent musste mehrmals darum bitten und zum Schluss sogar jemanden bestimmen, seine Karte vorzustellen, und als es dann um diese vermaledeiten Definitionen ging, hatten plötzlich alle was zu sagen, sogar meine Nachbarin ist pünktlich fertig geworden.

Ich tat gut daran, mich nicht zu melden. Die Definitionen reichten den Kommilitonen nie aus, immer hatte jemand etwas vergessen, monierten sie, und immer musste die Definitionen mehrmals gelesen werden, weil sie viel zu lang waren, um sie sich zu merken. Ich überlegte die ganze Zeit, was wohl gewesen wäre, wenn ich woanders gesessen und eine andere Karte gezogen hätte. Wenn ich’s Maul aufgetan hätte, ob dann alles anders gekommen wäre. Ich überlegte bis zum Schluss des Seminars und noch darüber hinaus, und wenn ich nicht gestorben bin, dann überlege ich noch heute.

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