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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Fallanalyse in der Lebenswelt

Ich war überpünktlich. Die Dauer der Veranstaltung ist von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr ausgewiesen. Das bedeutet so viel wie, es geht um Viertel nach los und endet um Viertel vor. Ich betrat den Seminarraum um Punkt 10. Es sollte um Fallanalysen in Lebenswelten von Schülern gehen. Es waren kaum noch Plätze frei, bis auf die wenigen ganz vorn im U der Runde. Der Dozent ein junger Mann, vielleicht sogar jünger als ich, war ziemlich aufgeregt, hatte aber alle Sinne beisammen. Sozusagen war sein Lieblingswort, manchmal wunderte ich mich, dass er nicht aus Versehen einmal „sozusagen sozusagen“ sagte, aber ein Wort passte ihm dann doch immer dazwischen. Was sich anfangs noch als schleppend und unangenehme Ein-Mann-Show präsentierte, wechselte im Verlauf der Sitzung zu einer doch eher entspannten Konversationsrunde. Sehr angenehm.

Gleich zu Anfang der Sitzung erbat sich der Dozent beim Vorübergleiten der Anwesenheitslisten von irgendeinem Studenten eine Büroklammer, um die beiden losen Blätter aneinander zu heften. Da ich der letzte war, dem diese Chance zuteilwerden würde, verzichtete ich darauf in meinem sowieso hoffnungslos unaufgeräumten Rucksack nach einer solchen zu suchen. Mir gegenüber ging es aber sogleich zur Sache. Mehrere kramten in ihren Federetuis…, Moment, Federetuis? Ja, richtig. Unauffällig zählte ich die Teilnehmer und diejenigen, die ein Federetui besaßen und ich kam auf ein Verhältnis von fast 2:1. Also jede Zweite besaß ein Federetui. Ich sage mit Absicht, jede Zweite, nicht weil ich mich dem generischen Femininum verschrieben hätte, sondern weil es mit mir und dem Dozenten nur noch zwei weitere Männer im Raum gab, und wir hatten allesamt kein Federetui.

Wie bereits geschrieben, war meine Sitzposition äußerst ungünstig, nicht nur saß ich ganz weit vorn, außerdem auch direkt neben der Tür, eine Tür übrigens, die sich von außen nicht öffnen lässt, wenn man nicht schon mindestens einmal mit ihr gekämpft hat. Zwei Unterbrechungen gab es dann kurz nach Beginn, einmal wurde entnervt aufgegeben, ich konnte auch niemanden mehr entdecken und beim anderen Mal klopfte es und der Dozent sprang sofort auf und öffnete die Tür von innen; das geht übrigens problemlos, soviel also zu den Zulassungsbeschränkungen.

Noch ärgerlicher war aber, dass die Tür im Vestibür nicht richtig schloss, stattdessen hatte sie sich darauf verlegt, laut zu knarzen. Da hinter dieser Tür ein allseits beliebter Rauchplatz liegt, wurde die Tür ständig aufbewegt und dann kroch sie im Schneckentempo und Elefantenlautstärke wieder zurück.

Hinzu kam, dass der Dozent aus meiner Sicht mit mindestens der Hälfte des Kopfes hinter einem Polylux verschwand. Das erinnerte mich an den gestrigen Kneipenabend mit Trithemius, wo ich ihm beichtete, wie ich meinem ehemaligen Geographielehrer so manchen Streich gespielt hatte. Heute habe ich deshalb ein schlechtes Gewissen, früher war ich da abgehärteter. Mein Lehrer hatte ein Glasauge, ich saß ihm direkt gegenüber, nur in der letzten Reihe. Vor mir saßen auch keine kleinen Leute. Wenn er mich direkt ansprach, was häufiger vorkam, weil ich Geographie immer sehr gemocht habe, wechselte ich hin und wieder zwischen der rechten und der linken Seite, um an den vor mir Sitzenden vorbei zu sehen. Für ihn war das natürlich nicht so leicht wie für mich, weil er ja mit dem einen Auge nicht sehen konnte, und so wurde eine kleine Bewegung von mir zu einer maximalen Streuung am Lehrertisch. Wie ein Schunkelmännchen am Biertisch bewegte sich sein Oberkörper hin und her, seine Beine waren dabei um die Beine des Stuhls geschlungen, als ob er fürchten musste gleich abzuheben. Dabei war er immer so bei der Sache, dass ihm gar nicht auffiel, wie komisch das war, jedenfalls hatte ich weiterhin gute Noten.

Und so verbrachte ich meist schweigend, zählend oder in Gedanken versunken den Großteil des Seminars. Als die Stunde um war, verließ ich dann den Klassenraum und kurz darauf das Gebäude, nicht ohne der Tür im Flür einen missbilligenden Blick zuzuwerfen.
Lo - 16. Okt, 20:53

Die Begriffe Büroklammer und Fedetui haben mich sozusagen an meine sehr lang zurück liegende Schulzeit erinnert.

Shhhhh - 16. Okt, 22:30

Die Büroklammer? Das Federetui? Es gab Wochen, da schleppte ich außer einer völlig leeren Schultasche - ich konnte von Glück reden, wenn ich darin einen Stift fand - überhaupt nichts in den Klassenraum. Oft kam meine Tasche auch gar nicht zur Schule, dann bin ich einfach nicht hingegangen. Büroklammern und Federetuis waren mir schon immer suspekt;)
Trithemius - 17. Okt, 10:33

Federetui klingt ziemlich brav und korrekt. Ich stelle mir einen Griffelkasten darunter vor. Aber es ist eher ein Luxusprodukt für Leute, die noch wirklich einen Füllfederhalter haben. Meine Schüler hatten allesamt "Schlampermäppchen" aus Leder. Ich bekam mal eines geschenkt, worauf alle sauber unterschrieben hatten. Hätte vermutlich auch gut zu dir gepasst.

Shhhhh - 17. Okt, 12:34

Ich wäre, wenn ich die Wahl hätte treffen müssen, eher der Typ Schlampermäppchen gewesen. Da ich aber völlig frei in der Entscheidung war und ich mit der Beendigung der 6. Klasse mein bis dahin vorhandenes Federetui, wo noch jeder Stift eine eigene Schlaufe besaß, entsorgt hatte, schrieb ich von da an nur noch mit dem Kugelschreiber, den ich entweder hatte oder ausborgte. Am häufigsten jedoch schrieb ich einfach gar nicht mit.
steppenhund - 1. Nov, 19:30

Also ich muss gestehen, dass ich auch das Wort "sozusagen" gerne benütze. Ich bin mir sehr sicher, dass ich es schon einmal zweimal hintereinander verwendet habe.
Eine weitere Lieblingsphrase von mir ist "Unter der Voraussetzung, dass ..." verwende ich regelmäßig in Selbstgesprächen. Aber es macht mir nichts aus:)

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