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Samstag, 28. September 2013

Literarischer Salon: Jeet Thayil, Narcopolis

Ich sah durch die Scheibe alle Personen der ersten Sitzreihe doppelt, sie waren sich dabei nicht unbedingt gleich, obwohl es doch identische Personen waren, weil eine der beiden Personen schärfer und deutlicher zu sehen war als die zweite.

Ich und Ich in einem Roman namens Narcopolis versus sie und sie in einer Fensterscheibe. Ich saß in einer moderierten Lesung von irgendeinem Autor, dessen Name mir zu kompliziert war, um ihn mir zu merken. Das Buch heißt Narcopolis und hat einen Preis gewonnen. Es geht um Opium und Bombay. Die Simultanübersetzung, meine erste übrigens der ich beiwohnen durfte, war ziemlich gut. Dennoch hatte ich ständig das Gefühl, etwas zu verpassen, ein Gefühl, dass sich auch nicht abstellen ließ, als ich auf die Übersetzung verzichtete, denn ich verhungere zwar nicht im angelsächsischen Raum aber ich werde auch nicht satt, dafür spreche und verstehe ich einfach zu wenig Englisch.

Das Buch interessierte mich, schon wegen des 9 Seiten langen, ersten Satzes, der im Englischen nur 6 ½ Seiten lang ist, was ich auf die Buchpreisbindung und ihre Pervertierung im deutschsprachigen Raum zurückführe. Das Buch sollte 22,99 Euro kosten. Soviel hatte ich nicht bei. Es war dann auch keine Kaskade wie bei Kerouacs „On the Road“, vielmehr eine Ansammlung von Haupt- und Nebensätzen, die man sehr wohl durch Punkte hätte trennen können. Die eigentliche Wirkung, nämlich zu beschleunigen, sollte gar nicht Ziel sein. Entschleunigen sollte dieses Satzkonstrukt, leider lebt diese Entschleunigung nur durch die Erklärung, genauso wie auch der endlose Satz beim Vorlesen nicht wie ein einziger Satz klingen konnte. Das enttäuschte mich.

Von dem folgenden Interview habe ich leider kaum etwas behalten. Ich schließe das auf meine Ungewohnheit, englische und deutsche Sprache in gleicher Lautstärke wahrzunehmen. Aber eine Frage aus dem Publikum am Schluss der Lesung habe ich behalten. Sie fragte nach der Paradoxie, die sich ergibt, dass man aus gutem, bildungsbürgerlichen Hause kommend, einem gewissen Erfolgsdruck unterliegt, der einen zur Droge greifen lässt, und genau aus der Schilderung dieser Begebenheiten innerhalb eines Romans ist man als Autor plötzlich erfolgreich. Ob es dafür eine Erklärung gibt? Natürlich nicht. Die Frage ist anmaßend, denn sie stellt den Autor auf eine Stufe mit dem Protagonisten des Romans, sie macht sie gleich, wo doch genau das nicht Ausdruck des Schreibens gewesen sein sollte.

Ein Autor beantwortet diese Frage nicht, gerade auch und im Angesicht des anderen, vielleicht schon älteren Werks, was mit dem Erfolg des neuen Romans ja nicht zwangsläufig etwas zu tun haben muss. Und so war es auch, wenngleich mir die Antwort insgesamt zu höflich ausfiel. Es gibt darauf keine Antwort, es gab auch hier keine, nur Herumgedruckse. Ich sah des Autors Gesicht nicht aber das Gestammel bei der Antwort verriet die Fassungslosigkeit über das scheinbar unbedarfte, ja naive Publikum.

Ja, und dann geschah mir die anfangs geschilderte Szene, wo die Personen, entrückt von sich selbst, plötzlich doppelt erschienen in der Fensterscheibe. Dieses Gleichnis zum Erzähler, dem Ich, und dem Ich der Opiumpfeife, welches die Geschichte erzählt, drängte sich mir auf und ich schaltete ab.

Trotzdem war es ganz nett, für das erste Mal Simultanübersetzung, für das erste Mal Literarischer Salon Hannover.

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Zuletzt aktualisiert: 22. Mär, 21:06

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