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Donnerstag, 26. September 2013

Unter Pilzen II

So ungefähr zu dieser Zeit (also 10:45 Uhr) erhielt ich einen Anruf im Wald. Trithemius, der neben mir stand, musste kurz innehalten, denn das Gespräch drehte sich um unsere weitere Planung des Tages, ob wir es schaffen würden, in die Mensa zu kommen und wann wir überhaupt zurück seien und ob wir denn schon etwas gefunden hätten. Hatten wir, gegen 15.00 Uhr und nein, Mensa fiele aus, sagte ich und unterschlug, dass es mir bislang nur gelungen war ein paar vorwitzige Goldröhrlinge von der Größe eines Hosenknopfs gefunden zu haben, der später in der Pfanne zu Centgröße zusammenschmolz.

Den bis dato einzigen Steinpilz fand Trithemius, nachdem ich bereits an ihm (dem Steinpilz) vorbeigestiefelt war. Er eröffnete mir den Fund mit der harmlosen Frage, was das denn für ein Pilz sei.

Ich übte mich in lautstarker Begeisterung, obwohl mir zum Heulen war. Ich fand ein paar gelbe Fussel im Gras und er ein Prachtexemplar von Steinpilz.

Wir waren, Sie werden es bereits ahnen, zu einem weiteren Pilzabenteuer ausgerückt, gleiche Stelle nur diesmal mit noch mehr Pilzen! Ich lief verbissen an Trithemius vorüber, sobald das Gespräch beendet war, ich wollte kein Mitleid, nicht schon wieder. Am Samstag nämlich war ich mit meinem Sohn in der Colbitz-Letzlinger Heide unterwegs gewesen, auch zum Pilze sammeln. Wir fanden bis auf ein paar Sandröhrlinge gar nichts. Dafür kam ein altes Ehepaar auf ihren Fahrrädern vorbei. Sie fragten kurz nach dem Status unserer Suche. Nichts, antwortete ich resigniert. Ich konnte ja nicht ahnen, dass diese Frevler mich gleich aufs Niederträchtigste verhöhnen sollten.

Die beiden fuhren weiter, nachdem wir noch ein paar Artigkeiten ausgetauscht hatten und hielten erst wieder an, als ich schon fast außer Sichtweite war. Da riefen sie plötzlich, ich solle mich beeilen und kommen Sie schnell, hier ist etwas. Der Mann stieg ab und ging ein kleines Stück in den Wald, er tat so, als hätte er dort einen Pilz gefunden und wollte mir diesen in die Hand drücken. Schon aus 30 Meter Entfernung sah ich, dass es sich um eine kleine Krause Glucke handelte, die er in den Händen hielt, ein Messer hatte er nicht dabei. Dafür ging seine Frau langsam auf mich zu und hielt ein zweites Exemplar in den Händen. Die wollten sie mir schenken, ob ich denn wüsste, was das für ein Pilz sei. Ja, wüsste ich, ein mäßiger Speisepilz, der mehr knirscht als schmeckt, dachte ich, sagte aber stattdessen danke, ja eine Krause Glucke.

Dann drehte sich die Frau um und deutete auf die große Plastiktüte irgendeines Discounters in ihrem Fahrradkorb, Sie ging hinüber lupfte kurz die Plane und darunter offenbarte sich eine ganze Herde von schwitzenden Krause Glucken. Ich war bedient, wandte mich ab und fand in diesem Moment glücklicherweise den ersten Sandröhrling. Oh, ein Sandröhrling, rief ich, schnitt ihn ab und legte zu den beiden Danaergeschenken in den Korb. Ja, das ist ein Semmelpilz, sagte der Mann jetzt und nach einem kurzen Moment der Verunsicherung, wer von uns beiden jetzt Recht hätte, sagte ich wiederum nur ja und ließ den Alten und seine Frau endlich das Feld räumen. Der Platz war hier mittlerweile sehr begrenzt und nur meinem Sohn ist es zu verdanken, dass es außer mir noch Überlebende gab an dieser einsamen Waldkreuzung.

Ich vergaß die Pilze übrigens bei meinen Eltern, denen ich einen Besuch abgestattet hatte. Ich wollte sie da vergessen. Sie liegen entweder noch auf dem Kühlschrank und trocknen oder schimmeln vor sich hin (geputzt hatte ich sie noch) oder sie sind längst gegessen. Ich konnte es einfach nicht übers Herz bringen, diese Pilze zu essen, ich hatte sie ja nicht selbst gefunden.

Und hier ging es wieder genau so los. Ich war bedient, bahnte mir einen todsicheren Weg an der Flanke zu Trithemius durch das Unterholz und stieß dabei endlich auf einen eigenen Pilz. Einen Steinpilz gigantischen Ausmaßes, kein Schneckenbefall, keine Maden. Daneben noch einer, dann noch einer.

Trithemius rief mich ständig zu sich, damit ich ihm sagen, was er gerade gefunden hatte, es stellte sich allerdings heraus, dass er nur Anfängerglück hatte, er fand längst nicht so viele Pilze wie ich. Hochzufrieden mutete ich Trithemius den ein oder anderen gefährlichen Pfad zu, wir mussten sogar einmal über einen Baumstamm balancieren, um das Kanalsystem überqueren zu können.

Wir fanden noch allerhand Pilze. Zwar waren keine Maronen dabei, aber genügend andere Pilze für ein ausreichend großes Mahl.

Ehrlich gesagt, waren es nachher so viele, dass wir ohne einen klärenden Schnaps am Ende des Tages und der Mahlzeit kaum noch Bewegungspunkte übrig gehabt hätten. Trithemius verlor an diesem Abend sein Smartphone und seine Unschuld, denn er beichtete mir, dass es das erste Mal war, dass er Pilze gesammelt hatte, welche fand und diese dann auch noch essen konnte. Hach, war das schön!

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