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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Gedankeninseln

Dienstag, 30. Juli 2013

Nachricht aus der Zukunft

Ich saß gerade im Zug nach Wismar, als ich nach gefühlten 5 Minuten wieder auf mein Handy sah. Ich weiß, dass kaum eine Minute vergangen war, seit meinem Blick auf das Display, aber gefühlt müssen es fünf gewesen sein. Ich schaltete dafür nur ganz kurz die Tastensperre aus, betrachtete die Uhrzeit, löste die Tastensperre erneut aus und steckte das Handy wieder weg.

Und weil ich in dem Moment, wo ich die Uhrzeit sah, vergaß, was ich überhaupt machen wollte, wiederholte ich das Spielchen nach gefühlten 5 Minuten noch einmal, obwohl es eigentlich nur Sekunden waren. Ich habe ein Faible für Zeitanzeigen. Ich kann ständig drauf gucken, weil ich sofort wieder vergesse, was ich gelesen habe. Ich merke mir einfach nicht, was ich von der Zeitanzeige ablese, weil ich ja einfach wieder drauf gucken könnte, wenn es mich wirklich interessiert. Und so gucke ich ständig auf mein Handy, auf Uhren an Apotheken, auf anderer Leute Armbanduhren, auf meine Backofenuhr, auf die Küchenuhr von Kienzle, auf die Küchenwaage, die auch eine Uhr hat und so weiter.

Früher, als ich noch eine Armbanduhr hatte und ein Sklave der geregelten Arbeitszeit, habe ich meine Uhr immer ein paar Minuten vorgestellt, damit ich auch ja nicht zu spät komme. Anfangs waren es drei Minuten, später mehr Minuten und bei mehr als zehn Minuten habe ich dann aufgehört und mir gesagt, das sei alles Quatsch. Ich kam nie zu spät.

Meine Uhr im Handy geht zwei Minuten nach. Das weiß ich mittlerweile aus ziemlich sicherer Quelle: aus der Zukunft. Als ich nämlich in diesem Zug saß und das dritte Mal auf mein Handy schauen wollte, hatte es kurz zuvor gebrummt, wie es immer brummt, wenn ich eine SMS empfange oder mein Akku alle ist. Der Akku war frisch aufgeladen, es musste eine SMS sein. Ich sah auf mein Handy, es war 14:03 Uhr und ich war sehr enttäuscht geworden sein, weil ich einen Anruf verpasst werde haben um 14:05 Uhr, was mir eine SMS mitgeteilt hatte.

Da kriegt man eine Nachricht aus der Zukunft und die besagt, man hätte einen Anruf verpasst, der noch gar nicht stattgefunden hat. So ein Mist.

Freitag, 12. Juli 2013

Etymologische Synchronizitäten

Gestern war ich hinter dem Schloss, das ja bekanntlich das Hauptgebäude der Universität Hannover darstellt, zu einer kleinen Sause. Es gab Bühnen, Getränke und allerlei Quatsch, den man mitmachen konnte. Unter anderem gab es einen elektrisch-mechanischen Torwart, der alle Bälle hielt, die man ihm zukommen ließ, egal wie schnell, egal wie langsam und, fast, egal wohin; genau links oder rechts oben in die Ecke des Tores reichte der Torwart nicht hinein, nur dort konnte der Ball versenkt werden.

In puncto Getränke habe ich einen völlig verhunzten Wodka genossen, es waren Chilischoten darin eingelegt. Allerdings gab es am gleichen Stand ein Getränk, auf das ich viel eher scharf war: Kwas. Ich kostete auch den und war enttäuscht. Leider zuviel Zucker und zu wenig Geschmack. Und auf meine Frage hin, was den Borodinski Kwass, also insbesondere Borodinski bedeutete, gab es keinerlei Auskunft über Geschmacksrichtung oder Ausrichtung. Wenn es keine Cola gäbe, hätte ich dem Getränk hervorragende Absatzmöglichkeiten attestiert.

Dienstag, 9. Juli 2013

Randnotiz in einem absurden Roman

Im Schein der Abendsonne wurde es offenbar:

ich las in einem Buch, die Seiten aus Tapete.

Samstag, 6. Juli 2013

Nadelfadenkommando

Als ich neulich nach dem Heruntertragen einer Waschmaschine aus dem vierten Stock auf meine Hose schaute, bemerkte ich, dass sich zwischen meinen Beinen ein Riss auftat. Die Hose war der Anstrengung nicht gewachsen und hatte an sensibler Stelle nachgegeben. Ich befand mich auch gerade am Anfang des Umzugs, so dass ich nicht mal eben verschwinden konnte, um mich umzuziehen. Das klingt gerade bei solchen Anlässen ebenso fadenscheinig wie es mein Beinkleid an genannter Stelle war, kurz bevor es zerriss. Stattdessen dachte ich an eine Telefonnummer, die ich nicht hatte.

Gehen wir noch ein kleines Stückchen in der Zeit zurück und besuchen nur ganz kurz das geographische Wunder von Linden Nord, den Kötnerholzweg. Der Kötnerholzweg verläuft einmal quer durch den Stadtteil und verhält sich ungefähr so wie eine Linie bei Kandinsky. Sie schneidet fast jede Querstraße in einem spitzen oder weiten Winkel, je nach Perspektive, aber nie in einem rechten. Nun gibt es auf dem Kötnerholzweg neben ein paar Kneipen, Kiosken, einem Fischgeschäft, einem Elektriker und kleineren Klamottenläden auch eine Änderungsschneiderei. Diese befindet sich, je nach Perspektive, im oberen bzw. unteren Abschnitt auf der linken bzw. rechten Seite der Straße.

Schon vor geraumer Zeit fiel mir auf, dass diese kleine Änderungsschneiderei niemals geöffnet ist. Und als ich mit ein wenig Zeit bewaffnet daran vorübergehen wollte, blieb ich stattdessen stehen und widmete mich der Auslage. Diese besteht nach wie vor aus einem zugehängten Schaufenster und einer ebenso zugehängten Tür. Je nach Perspektive kann niemand hinein bzw. hinausgucken. Dafür kleben jedoch zwei Zettel an der Tür. Auf einem sind die Öffnungszeiten abgedruckt und auf einem zweiten steht, dass derzeit wegen Krankheit geschlossen sei. In Notfällen könne allerdings jemand erreicht werden unter der hier abgedruckten Telefonnummer.

Ich hatte die Telefonnummernatürlich nicht notiert. Ich hatte, als ich vor dem Geschäft stand, innerlich geschmunzelt, weil mir partout kein Notfall einfallen wollte, weswegen ich eine Änderungsschneiderei anrufen muss. Und jetzt stand ich mit Luft im Schritt unten beim Transporter und dachte an diese Telefonnummer. Wäre das ein Notfall? Kommt jetzt gleich ein Nadelfadenkommando mit Blaulicht um die Ecke und näht mir meine Hose zu, wenn ich die Nummer anrufe? Bräuchte ich mich ja gar nicht zu fragen, eigentlich, ich habe ja die Nummer nicht.

Donnerstag, 6. Juni 2013

Der Tisch im Zirkel - eine kleine Denkaufgabe

Es folgen vier unterschiedliche Beschreibungen ein und desselben Tisches, die sich durch ihre jeweiligen Blickwinkel und Verfasser voneinander unterscheiden. Jede der gemachten Aussagen ist wahr. Die Textentstehung war folgendermaßen reglementiert: Schreibe mit maximal 200 Wörtern innerhalb von maximal 3 Sätzen auf, was dir zu diesem Tisch einfällt. Der Tisch stand vor uns, wir saßen in lockerer Runde um ihn herum und hatten jeder ein Blatt Papier und einen Stift erhalten.

Shhhhh: 3 Sätze, 48 Wörter
Auf dem Tisch stehen mein volles Bier, mein leeres Bier und weitere Biere. Der Tisch ist viereckig, verfügt über vier Beine und zwei Ablageflächen, die übereinander angeordnet sind. Die Höhe des Tisches lässt eine Benutzung als Esstisch nur bedingt zu, er dient eher der Ablage innerhalb eines Sitzgruppenensembles.

Trithemius: 3 Sätze, 43 Wörter
Die Tischfläche ist quadratisch, darauf stehen 9 leere, bzw. halbleere Bierflaschen. Wie tief der Tisch gegründet ist mit seinen vier brettartigen Stumpen, weiß ich nicht. Eventuell durchstoßen sie das Laminat, die untere Wohnung wie senkrechte Säulen und ragen tief in die Erde hinein.

Herr Putzig: 3 Sätze, 60 Wörter
Der Tisch ist schon sehr alt, er stand schon in meiner Langzeit-WG in der Lenaustraße. Er gehörte meiner ersten und zweiten Mitbewohnerin Peggy und stand jahrelang im Wohnzimmer. An den Ecken ist der ganze Schmutz der letzten Jahre, den ich sehr eklig finde und manchmal versuche abzuwischen, was mir jedoch nicht immer gelingt – der Schmutz ist schon sehr alt.

Filipe d'Accord: 3 Sätze, 38 Wörter
Herr Putzig hat einen eckigen Wohnzimmertisch aus Holz mit einer Hauptebene und einer Unterebene. In der Unterebene liegen Süßigkeiten fürs Kiffen und anderer Kram. Auf der Ebene oben stehen mehrere Bierflaschen, leere und volle, Aschenbecher und weitere Kleinteile.

Nun da wir uns den Tisch bildlich vorstellen können, wäre es mir sehr recht, wenn wir gemeinsam ein paar Informationen zusammentragen. Diese Informationen sollen anhand von Fragen ermittelt und sogleich beantwortet werden. Ich gebe dazu ein Beispiel:

Wer ist der Gastgeber? Herr Putzig, weil er in Text 4 als Besitzer genannt wird und in Text 3 selbst von diesem Tisch spricht, als wäre es sein eigener.

So abwegig die Information auch ist, scheuen Sie sich nicht, mithilfe der Texte eine Wirklichkeit darum zu konstruieren. Sie kann der wirklichen Wirklichkeit kaum widersprechen, denn es ist Ihre eigene, ganz so wie die Beschreibungen den jeweiligen Autoren gehört. Nur einen Beweis sollten Sie erbringen und er sollte natürlich in den Texten zu finden sein.

edit: Natürlich kann der gesamte Text für die Spekulationen genutzt werden. Ich tat dies im Beispiel ja ebenfalls, indem ich voraussetzte, dass der Tisch, um den wir saßen, bei jemandem zu Hause steht und wir dessen Gäste sind.

Samstag, 25. Mai 2013

Der Tod stinkte mir

Eine besonders merkwürdige Facette des Todes ist sein Gestank, mal abgesehen vom Toten selbst, der vielleicht ganz andere Probleme hatte. Der Tod macht etwas mit den Lebenden, es findet plötzlich eine Verdrängung der Umstände statt, die sich nicht nur sich selbst gegenüber beschwichtigend äußern kann: Gestank durch Tod ist dann nämlich selten Tod, da stinkt zum Beispiel lieber etwas anderes. In unserem Fall war es Güllegeruch von frisch gedüngten Feldern, weil das Fenster offen war. Ich wusste es besser und sagte dazu nichts. Ich schaltete stattdessen die Klimaanlage im Auto aus und öffnete meinerseits ebenfalls das Fenster. Wir fuhren nach Haus.

Später, ich befand mich vor dem Haus, wo die Person wohnte, deren Auto wir uns geliehen hatten, erinnerte ich mich des Gestanks. Ich ging zum längst geparkten, abgeschlossenen Auto zurück, öffnete die Motorhaube und steckte meine Nase in Angelegenheiten. Schnell war der Geruchsherd ausgemacht. Es war ein kleiner Vogel, der, tot, in einer Ecke lag und stank. Stinken ist ein starkes Verb: stinken, stank, gestunken. Das ist auch ein ziemlich starkes Indiz dafür, wie uns die Nase umtreibt. Jedenfalls, der Vogel stank erbärmlich. Er lag eingekeilt neben dem Eingang der Lüftung. Ich entfernte ihn mit einem Stock und ging nach getaner Arbeit zurück zur Haustür, wo ich den Schlüssel in den Briefkasten werfen sollte.

Als ich da so stand, sah ich mich um nach jemandem, der womöglich einen Schlüssel für die Haustür besitzen könnte. Es ist mir immer sehr unangenehm irgendwo klingeln zu müssen, um in einen Hausflur zu kommen, denn die Person, in deren Briefkasten der Autoschlüssel gehörte war nicht da; der Briefkasten aber war im Hausflur an der Wand befestigt. Ich öffnete mein mitgebrachtes Bier, was ich mir für den Fußweg heimwärts mitgebracht hatte, da sprach es plötzlich hinter mir: „Alkohol tötet.“ Er maß nur einen Meter, war aber ganz Empörung. Leben tötet, dachte ich. In seinem Haus, diesem Haus, sei ein Mann gestorben letzte Woche, weil er zu viel Bier getrunken hatte. Werd‘ du erst mal so alt wie ich, dachte ich, dann reden wir noch mal. Ich ignorierte ihn weitestgehend, war aber froh, dass er die Tür aufschloss und mich den Autoschlüssel in den Briefkasten versenken ließ. Nur wenige Tage später erfuhr ich dann die Geschichte des toten Mannes in diesem Haus. 3 Wochen lang merkte niemand etwas, bis auf den Gestank. Der Gestank führte dann auch zum Auffinden der Leiche. Wenn ich mal tot bin, möchte ich auch ordentlich stinken.

Freitag, 10. Mai 2013

Hintersinniges

Ich hatte heute gleich mehrere Eingebungen innerhalb so kurzer Zeit, dass ich mein Notizbuch damit schlicht nicht strapazieren konnte. Da war die russische Referentin eines Vortrags, die ich wegen ihres Nachnamens erst einmal fragen musste, ob sie denn überhaupt aus Russland kommt. In dem Vortrag ging es um Mikropolitik und um Sätze mit seltsamen Verbpositionen, was das Verständnis leider arg beeinträchtigte. Der Nachname aber, der als erster und letzter Eintrag in meinem Notizbuch landete, endete mit „-ov“, was mich zu der Frage nach ihrer Herkunft brachte.

Ursprünglich, so dachte ich nämlich, sei es so gewesen, dass Nachnamen, die auf „-ov“ enden, Menschen aus der Ukraine oder aus Weißrussland produzieren, während die Nachnamenendung „-ow“ den Russen vorbehalten sei. Eine seltsame Beobachtung, ich weiß, aber mein System hatte bis dahin meist funktioniert, so dass ich mir ziemlich sicher war nach den vielen Fragerunden, die ähnlich konsternierte Gesichter hervorgerufen hatten wie das von heute – man stelle sich nur vor: in einem gut gefüllten Seminarraum zu sitzen, zu schwitzen und aufgeregt zu sein, weil gleich ein Referat zu einem Thema ansteht, das kritisch beäugt wird von den Seminarteilnehmern und noch kritischer vom Dozenten selbst, und dann kommt da so ein Typ, liest sich das Deckblatt der Powerpointpräsentation durch und fragt nach der eigenen Herkunft, weil der Name natürlich auch auf dem Titelblatt zu finden ist; das bringt einen doch völlig aus dem Konzept.

Sie sagte mir jedenfalls, sie komme aus Russland. Das nötigte mich dazu, eine kleine Notiz in mein Büchlein zu schreiben, woraufhin meine Banknachbarin fragte, ob dies ein Tagebuch sei. Ich verneinte und schrieb weiter an meinem kleinen Absatz zur Namenskunde. Ich überlege mir ja immer, warum, wer worauf zu kommen scheint, und es war ziemlich schnell klar, dass die Datumsanzeige, mit der ich den ersten Absatz eines Tages zu kennzeichnen pflege, die Frage nach dem Tagebuch herausgefordert hatte. Und kurz bevor das Seminar dann beginnen sollte, sagte ich der Referentin deshalb auch, weshalb ich sie so aus dem Konzept bringen musste: nämlich wegen meiner Beobachtung der Nachnamenendungen „-ov“ und „-ow“. Sie hatte dazu leider keine Idee.

Da ich mich bis dahin strikt geweigert hätte, eine andere Lösung als die Meine überhaupt in Betracht zu ziehen, muss ich seitdem immer wieder darüber nachdenken, wer denn die Eindeutschung eines slawischen Nachnamens vornimmt. Es muss ein Beamter des Einwohnermeldeamtes sein. Und da meine bisherige Theorie überhaupt nichts zu taugen scheint, habe ich mich jetzt darauf verstiegen, dass der Unterschied der Nachnamenendung im Osten und Westen der Bundesrepublik wurzelt. Während nämlich ein Ostdeutscher durchaus in den Genuss des Erlernens der russischen Sprache gekommen sein könnte, sich also mit der Eindeutschung russischer Nachnamen auskennen könnte, trifft das für Westdeutsche wahrscheinlich nicht zu. Eine Dienstanweisung wird es dazu wohl kaum geben. So sind also alle Emigranten, die im Ostteil der Republik eingebürgert wurden mit einem „-ow“ belegt, während die im Westen Eingebürgerten mit dem „-ov“ vorlieb nehmen müssen.

Das ist natürlich alles furchtbar einfach und erklärt in keinster Weise, welche Eingebungen ich denn noch zu erwarten hatte, aber darum ging es ja auch gar nicht.

Donnerstag, 4. April 2013

12 Monkeys

Kennen Sie den Film „12 Monkeys“? Es geht um eine Jahrtausendseuche, die bis auf Wenige niemand überlebt. Um den Auslöser der Seuche ausfindig und unschädlich zu machen, schicken diese Wenigen ganz Wenige in die Vergangenheit zurück, um das Problem zu lösen. Die Wenigen, die zurückgeschickt werden, sind Strafgefangene und es ist mehr als fragwürdig, ob das Zurückgeschicktwerden freiwillig passiert. Der Film heißt so, weil sich im Verlauf des Films herauskristallisiert, dass eine Gruppe, die sich die Armee der 12 Monkeys nennt, dafür verantwortlich sein soll. Das stimmt natürlich nicht. Das kann gar nicht stimmen.

Die Armee der 12 Monkeys ist aber trotzdem hier, in der Gegenwart. Clou des Films war eine Telefonnummer, die angerufen werden sollte, damit sie in der Zukunft abgehört werden konnte, um den „Freiwilligen“ dann entweder zurückzuholen oder ihm neue Instruktionen zu geben. Und am Wochenende habe ich einen dieser Armee dabei beobachtet, wie er seine kryptische Botschaft in die Zukunft sandte. Ich war gerade dabei, die Reste des Grillabends aufzuräumen. Ich stand im Hinterhof und säuberte das Grillrost, als ich im Erdgeschoss, mir gegenüber einen dicken alten Mann entdeckte. Er wandte mir sein Profil zu, trug ein schmuddeliges Unterhemd und eine Glatze, die perfekte Tarnung. Mehr als die Glatze konnte ich selbst bei Zurschaustellung des Profils nicht sehen, weil er einen überdimensionierten grünen Telefonhörer an seinen Kopf hielt, genau da, wo das Ohr sitzt.

Mit der freien anderen Hand blätterte dieser gewaltige Berg Zukunft in Werbeprospekten herum, die zweimal wöchentlich mit einem Fitzel an gerade noch erträglicher Information ausgeliefert werden. Am Wochenende ist das meist das Fernsehprogramm, verpackt in Plastikfolie mit einem Berg Werbematerial örtlicher Supermärkte. Unter der Woche gibt es dann noch das Wochenblatt, was, wenn man es nicht richtig anpackt, beim Hochheben auseinanderklafft und den gesamten Hausflur mit buntem Papier bedeckt, Werbung. Sowohl auf das kostenlose Wochenblatt als auch das Fernsehprogramm kann jeder normale Mensch verzichten, deshalb landen in unserem Hausflur diese Pakete häufig ungelesen und unausgepackt in der Papiertonne. Bei dem Mann allerdings nicht.

Der sprach sitzend in die grüne Muschel und blätterte nach kurzer Ansage auf die nächste Seite. Ich konnte nicht hören, was er sagte, weil das Fenster geschlossen war und Lippenlesen fiel auch aus. Aber in mir dämmerte es so plötzlich wie nach einem verschlafenen Vormittag: „Leerdamer, Acht Scheiben, Einhundertsechzig Gramm, Einsneunundneunzig. Grünländer 8 Scheiben, Einhundertfünfundsiebzig Gramm, Einsneunundneunzig.“ Er war gerade auf der Käseseite. Er muss von der Marketingabteilung der vereinigten Käsereien der nördlichen Hemisphäre aus der Zukunft in unsere Zeit geschickt worden sein, um herauszufinden, ob es dem Jetztmenschen etwas ausmacht, wenn die Scheiben immer dünner werden, das Ganze aber immer das Gleiche kostet.

Der Clou nämlich ist nicht, dass die Zukunft zu uns kommt, um die Armee der 12 Monkeys zu finden, sondern, dass die Zukunft eine Armee von 12 Affen schickt, die uns ausspioniert, um uns in der Zukunft besser dressieren zu können. Falls Ihnen also einer der anderen 11 Affen begegnet, studieren Sie seine Gewohnheiten und geben Sie die Informationen in dieses grüne Blog hier ab, vielleicht können wir dann der Zukunft noch ein Schnippchen schlagen.

Dienstag, 26. Februar 2013

Schaumschläger

Früher war alles besser. Ich schneite gerade durch die Küche, als mich dieser Satz befiel. Mein Blick, getrübt durch allerhand Kaffee, wanderte zu einer fast völlig entleerten Minischaumkusspackung, deren Inhalt sich auf lediglich drei dunkle Minischaumküsse beschränkte. Ich hasse die dunklen, nur leider sind sie in der Überzahl und am Ende meistens übrig.

Schon seit geraumer Zeit denke ich mir, es müsste mehr Individualität geben, zum Beispiel Minischaumkusspackungen, wo nur hellbraune Minischaumküsse drin sind, oder kleine Gummibärenpackungen, wo nur grüne Gummibären Platz haben. Manche würden jetzt einwenden, dass die weißen doch viel besser schmecken, von mir aus also kann es auch Packungen mit weißen Minischaumküssen oder Gummibären geben.

Das Seltsame daran ist ja auch nicht mein Wunsch nach freier Farb- und Geschmackswahl, sondern vielmehr der Umstand, dass das absolut nichts mit früher zu tun hat. Früher konnte ich froh sein, wenn ich überhaupt mal einen Gummibären sah, von Negerküssen – so hießen die früher noch – mal ganz zu schweigen. Ich muss also feststellen, dass bis auf den mittlerweile reflektierten Umgang mit dem Wort Neger – in Gedanken schiebt sich immer noch der Negerkuss vor alle anderen Bezeichnungen – nichts anders geschweige denn besser geworden ist.

Mittlerweile habe ich alle drei Minischaumküsse verputzt. Ich beiße ihnen immer den Kopf ab, vielmehr ich beiße die Schokoladenhaube ab. Dann sauge ich vorsichtig den Schaum aus der Hülle. Es bleibt ein leerer Behälter aus dunkler Schokolade mit ein paar Resten von Schaum am unteren Ende. Bevor ich zum Schluss die Schokolade mit der Waffel esse, balanciere ich den Minischaumkuss von der rechten in die linke Hand und lecke mir die Finger ab. In diesem Verfahren bin ich gut.

Und weil ich mich so auf das Schreiben konzentriert habe, konnte ich gar nicht merken, wie scheußlich dunkle Schokolade auf Minischaumküssen schmeckt. Im Endeffekt sind die Minischaumküsse sowieso alle gleich und die Geschmacksrezeptoren behalten am Ende nur die Süße übrig. Was rege ich mich also auf? Keine Ahnung.

Dienstag, 5. Februar 2013

Kalenderblatt

Eigentlich ging es um Landtagswahlen in Niedersachsen. Genauer, es ging um die Landtagswahlen vor geraumer Zeit, wo es der CDU/CSU zum ersten Mal gelang in Niedersachsen Fuß zu fassen. Christian Wulff war da nicht mehr als eine Randnotiz auf der Rückseite. Eigentlich war das Ganze nur eine Randnotiz. Es war die Notiz eines Kalenders aus dem Hause des Bertelsmann Verlages, den ich in meinem Weihnachtskalender fand, und der am 02. und 03.02. wie jeden Tag ein Abreißblatt für mich bereithielt, auf dem die eben geschilderte Notiz stand.

Der Abreißkalender hält für jeden Tag eine historische Notiz bereit. Auf der Rückseite stehen manchmal noch ein paar Erläuterungen oder die Antwort des vorn abgedruckten Rätsels – heute zum Beispiel war auf der Vorderseite ein Rätsel zu Rosa Parks drauf, bei dem man raten sollte, wo Rosa Parks einfach sitzen blieb und damit die Welt veränderte. Gestern aber stand eine Erläuterung zur Causa Wulff drauf. Sein Werdegang wurde nachgezeichnet und die letzte Position, die er laut Kalenderblatt des 03.02.2013 innehat, ist das Amt des Bundespräsidenten, welches er vor fast einem Jahr aufgegeben hatte. Was hat sich der Bertelsmann Verlag nur dabei gedacht?

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