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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Gedankeninseln

Dienstag, 6. März 2012

Was ein Knopf so alles auslösen kann...

Schlechte Erinnerungen sind zuverlässig. Man kann sich darauf verlassen, dass sie genau in dem Moment über einen hereinbrechen, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann. Gestern kam so ein Moment über mich, als ich meinen Sohn beim Spielen beobachtete. Er klettert mittlerweile an allem hoch, was irgendwie senkrecht veranlagt ist, sei es nun mit irgend einer Art von Griff ausgestattet oder eine schlichte Wand. Unser Kühlschrank ist so eine Wand. Ungefähr in Augenhöhe, seiner Augenhöhe, befinden sich zwei Griffmulden, eine für das Gefrierteil und die andere für den Kühlschrank darüber. Und darüber ist genau das Problem. Dort haften jede Menge Kühlschrankmagneten, die wiederum andere Dinge zum Haften bringen, Postkarten, Zeichnungen meiner Nichte, Zettel. Einer dieser Magneten ist ein überdimensionales Auge. Es kommt aus Istanbul, meine Frau hat es von dort mitgebracht. Es gilt dort als Glücksbringer und schützt vor dem bösen Blick.

Dieses große Auge hatte es meinem Sohn angetan, er griff danach und pflückte es wie eine Pflaume vom Ast, die Blätter fielen zu Boden, nur ein Kollateralschaden. Doch was macht man mit reifen Pflaumen? Natürlich, sie verschwinden im Mund. Genau in diesem Moment erwischte mich ein Erlebnis aus eigenen Kindertagen. Der Schreck fuhr mir durch alle Glieder, ich sprang in einer einzigen Bewegung über alle Hindernisse, die ein Küchenfußboden bereithalten kann und erwischte den Magneten in der zweiten Halbzeit zwischen Zeigefinger und Daumen. Ich schüttelte den Kopf, sagte nein und hatte nach wenigen Sekunden den Magneten in der Hand. Braver Junge.

Ich war kein so braver Junge. Ich konnte aber bereits sprechen und auch verstehen, was man mir sagte, nur hören wollte ich nicht. Ich hatte einen Teddy, braun, groß, mit einem Knopf als Nase. Robert, so hieß der Teddy war mein ständiger Begleiter und er musste so manches über sich ergehen lassen, was er jetzt so treibt, weiß ich nicht, wahrscheinlich liegt er bei meinem Eltern auf dem Dachboden in einer Kiste und schläft. Augen hatte er nämlich keine mehr. Die Augen waren kleine schwarze Plastiksteine, die nur angeklebt waren, und nach mehrmaligem Wiederankleben waren sie irgendwann weg. Die Nase dieses Teddys allerdings war ein großer runder Knopf, der durch zwei dicke Nasenlöcher mit dem Kopf vernäht war.

Auch ich nahm gerne Dinge in den Mund und die Nase war nach Jahren des daran Ziehens, Lutschens, Herumkauens ziemlich locker geworden. Meine Mutter wußte das und verbot mir zu jeder Zeit, die Nase des Teddys in den Mund zu nehmen. Verbote taugen aber nichts, wenn man klein ist. Sie fördern bei liebgewonnenen Gewohnheiten nur den Drang heimlich damit fortzufahren, wie das Lesen eines spannenden Buches zur Schlafenszeit, es wird einfach eine Taschenlampe hervorgeholt und weitergelesen.

Als ich einmal allein in meinem Zimmer war, meine Mutter war nebenan, da passierte das Schreckliche. Ich verschluckte die Knopfnase vom Teddy. Ich verschluckte den Knopf nicht wirklich, er versperrte mir die Atemwege. Zuerst versuchte ich zu husten, dann zu röcheln. Nichts half. Meine Mutter kam in mein Zimmer, sah den Teddy, sah die Nase nicht, schrie in Panik auf und haute mir schmerzhaft auf den Rücken, einmal, zweimal, immer wieder. Nichts half. Sie rief meinen Vater aus der Küche. Der rannte mit einem Satz die Treppe herauf, sah das Übel und packte es bei den Wurzeln. Er packte mich bei den Wurzeln, drehte mich auf den Kopf, seine Hände hielten meine Beine wie dünne Zweige. Er schüttelte mich mit Schwung, es galt jetzt Knöpfe zu ernten. Meine Mutter schlug mir bei der Gelegenheit gleich nochmal auf den Rücken.

Endlich machte es plopp. Der Knopf war draußen und trollte sich beleidigt wie ein Fußballspieler, der gerade Rot gesehen hatte in Richtung Kabine, er rollte unter das Bett. Mein Haupt hatte ihm die rote Karte gezeigt. Ich wurde auf das Bett abgesetzt, es gab noch einen Klaps auf den Hinterkopf, ich würde schwören, dass meine Mutter Gotzeidank gesagt hat und dann war der Spuk vorbei. Ich japste noch ein wenig, hörte mit einem Ohr der Gardinenpredigt zu, aber meine Lektion hatte ich auch ohne die Worte meiner Mutter gelernt.

Sonntag, 4. März 2012

Gegendarstellung mit Nagel

Ich habe ein Talent zum Einreden. Ich kann, manchmal sogar mir völlig unverständlich, Tatsachen erschaffen. Meistens mache ich das aus Vermutungen. Ich vermute dann vor mich hin und mache mir selbst plausibel, weshalb genau das dazu führte, wie es jetzt ist. Ich mache das mit allem. Jeder macht das. Eine Einrede ist auch eine Ausrede, eine bessere Ausrede sogar, weil sie zumindest bei einem selbst funktioniert.

Hin und wieder funktioniert die Einrede auch bei anderen. Man muss aber nicht nur ein Talent dafür besitzen, sich etwas einreden zu können, man muss darüber hinaus das entstandene Problem mit einem Lösungsvorschlag, der sich vorher aus der Erklärung ergab, zu lösen versuchen. Man muss auch für anderer Leute Einreden empfänglich sein. Das ganze Einreden funktioniert nur, wenn alle, also Sender und Empfänger, ein Talent dazu besitzen. Das hat im Endeffekt den Vorteil, dass man daran nie allein schuld sein kann.

Warum schreibe ich das hier überhaupt? In letzter Zeit habe ich wieder etwas häufiger in die Glotze geschaut und dabei eine neue Werbung entdeckt, die es mir ähnlich angetan hat, wie seinerzeit Laborchef Dr. Klenk. Es geht natürlich wieder um ein Problem, was viel zu viele Menschen betrifft und um das sich noch niemand vorher gekümmert hat, wenn er/eher sie nicht regelmäßig zur Maniküre oder zur Fußpflege ginge. Nagelpilz. Als ich die Werbung zum ersten Mal sah, musste ich sofort an Dr. Klenk denken. Im Gegensatz zu diesem recht unglaubhaften Vertreter seiner Art, verzichtete die Marketingabteilung hier auf großartige Überzeugungstaktiken wie Wachstumskurven und markige Sprüche. Ganz seriös kam der Typ herüber und flüsterte mir den Nagelpilz ein.

Ich habe keinen Nagelpilz, beobachte meine Nägel aber ständig seitdem. Plötzlich brennen mir Sachen auf den Nägeln, ich treffe Nägel auf den Kopf oder suche unsere Nagelschere. Der Nagel ist überall. Ein Freund von mir ist letztens vom Lande in die Großstadt gezogen. Ich schrieb ihm dazu folgende Email:

Viel Glück beim Umziehen, Axel*. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das meistens eine Sache des Glücks ist. Nicht nur dass unendlich viel kaputtzugehen droht, manchmal sogar Dinge, von denen man glaubte, sie wären unkaputtbar, wie zum Beispiel eine simple Nagelschere; vieles findet sich nach so einem Umzug auch einfach nicht wieder an, wie zum Beispiel eine Nagelschere. Ich würde mir an deiner Stelle aber wegen der Nagelschere keine allzu großen Sorgen machen, du kannst ja bei Gelegenheit einfach eine neue kaufen, du bist ja auf den obligatorischen Dorfschlecker nicht mehr angewiesen in deiner neuen Großstadtheimat.
Ganz schlimm und deshalb wünsche ich dir eigentlich Glück, ist der Umstand, dass man außerhalb der Besichtungszeiten selten ein Anrecht auf Besuch in der Wohnung des Wunsches hat und sich zum Beispiel laute Nachbarn, Züge, die gefühlt alle 5 Minuten durch die eigene Küche donnern oder einfach ein leckender Wasserhahn, der einem nachts den letzten Nerv raubt meist erst dann einstellen, wenn die Reklamation bereits ausgeschlossen ist. Von alledem bekommst du wahrscheinlich nichts ab aber du solltest dir deswegen trotzdem keine grauen Haare wachsen lassen. Eigentlich kannst du sogar froh sein, dass deine Nagelschere den Umzug nicht überlebt, damit hast du ein Mordwerkzeug weniger im Haus und an langen Fingernägeln ist noch keiner gestorben.

Und dann schildert mir Trithemius in einem unserer konspirativen Treffen beim Kneipier unseres Vertrauens von einer ominösen Krankheit, die die Leerstellen seiner Texte betrifft und sich im rechten Daumen äußert. Für mich war völlig klar, dass es sich um Nagelpilz handeln musste. Ich schilderte ihm sein Problem und empfahl ihm, sich ein kleines Fläschchen zuzulegen, man kann ja nie wissen. Wir sinnierten noch ein wenig über Maniküre, betrachteten im Halbdunkel unsere Nägel und versuchten im Schummerlicht eine Gelbfärbung auszumachen, erstes Anzeichen eines Nagelpilzbefalls. Das einzige, was wir ausmachen konnten war nikotingelber Qualm, der alles im Raum in eine geheimnisvolle Farbe, nahe dem dunkelweiß, tauchte und zusätzlich für Bedenken sorgte. Trithemius hat sich das natürlich ganz schnell wieder ausgeredet, bei Lichte betrachtet. Ich glaube er ist danach auf der Toilette verschwunden und hat im fahlen Licht der Neonröhre seinen rechten Daumen untersucht.

Und vorhin, was musste ich da lesen, soll ich Trithemius auch noch eingeredet haben, die Gesellenprüfung zum Gartenlandschaftsbauer bestanden zu haben, weil er in seinem Notizbuch alle Grünanlagen der Stadt aufgelistet hatte. Ich gebe ja zu, meine Einrede des Nagelpilz war falsch, Trithemius hat auch keinen kreisrunden Haarausfall, höchstens ein paar Geheimratsecken, was er aber bestimmt nicht hat, ist ein Gesellenbrief des Gartenlandschaftsbauers. Das wollte ich hier nur kurz richtig stellen.

*Name von der Redaktion geändert.

Samstag, 3. März 2012

Gotzeidank

Einmal frei von der Leber weg einen Blogeintrag schreiben. Habe ich mir so gedacht. Kein Thema, keine Reihenfolge, einfach dem Gefühl folgen und die Finger ihre Arbeit machen lassen. Aber erstmal einen Kaffee kochen. Habe ich gemacht, steht in die Tasse eingegossen neben mir, Zucker ist drin, gekleckert habe ich auch und für einen Lappen müsste ich durch die ganze Wohnung rennen. Zu viel Ablenkung!, nur von was? Von nichts. Erstmal umrühren und einen Schluck abtrinken, soll ja nicht kalt werden. Habe ich gemacht, Tasse steht jetzt anders, sind also schon zwei Kaffeekreise auf der Schreibtischplatte, Olympiade!

Das geht so nicht. Ohne Intention, ohne Thema, mit Kaffee. Gestern Nacht, ich lag schon im Bett - ein erster Versuch sich einem Thema zu nähern - kam mir ein Gedanke, der mich zum Einschlafen brachte. Nicht weil er so langweilig war, schlief ich ein, sondern weil ich immer einen guten Gedanken zur Nacht brauche. Diesen Gedanken zerreibe ich dann zwischen Daumen und Zeigefinger und streu ihn mir in die Augen, als Schlafsand sozusagen. Was dachte ich denn diesmal?

Diesmal dachte ich an eine Redewendung. An eine Redewendung aus den Zeiten, die unvermittelt vorüber gehen und weniger Schrecknisse bereit hielten, als man sich selber getraut hatte zu hoffen. Große Erleichterung macht sich breit und dann entfährt uns ein "Gotzeidank". Mir nicht. Ich habe mir Gotzeidank schon vor langer Zeit abgewöhnt. Ja, ich rede von bewußter Entwöhnung. Als ich noch ein Kind war, hatte ich einmal eine Phase, da habe ich an jeden Satz die Frage ", oder was?" angeschlossen. Meinem Vater war das relativ egal aber meine Mutter habe ich damit zur Weißglut gebracht. Völlig unbewußt hat sich dieser Tick bei mir eingeschlichen und ich musste mehrere Standpauken und ganz zum Schluss eine gepfefferte Ohrfeige ertragen, bis ich endlich soweit war, zu verstehen, was da gerade passierte.

Ich dachte nach dem Ohrfeigenerlebnis erstmal daran, gar nicht mehr zu sprechen. Ich fühlte mich ungerecht behandelt, vorerst, und dann dachte ich nach. Ich dachte an freie Rede in der Schule, an die Schwierigkeiten den Anschlusssatz nicht schon wieder mit "Und dann..." zu beginnen. Ich stellte in Gedanken die Sätze um, ich suchte mir Beispiele für Sätze, las Zeitung, Bücher usw.. Ich schaute dem Mann der aktuellen Kamera auf die Lippen, wenn ich so lange aufbleiben durfte und vor allem beendete ich keinen Satz mehr mit ", oder was?".

Gotzeidank sagte meine Mutter, als sie mich nach Tagen wieder sprechen hörte. Und dann machte es plötzlich klick. Mir war klar, dass Gott bei uns noch nie etwas zu suchen hatte. Wir hatten keine Bibel im Haus, waren nicht einmal zu Weihnachten in der Kirche und trotzdem hatte sich dieses Relikt - anders kann ich es nicht benennen, denn sogar ihre Eltern waren schon Atheisten, die Eltern meines Vaters waren Atheisten, allesamt - in den Wortschatz meiner Mutter geschlichen. Ich hörte aufmerksam zu, bedenkliche Situationen riefen mich auf den Plan, nicht zum Schaulustigen, sondern zum Hörlustigen wurde ich. Ich wollte dieses Gotzeidank hören, oder Jotzeidank, was bei uns auch schon mal vorkam.

Ich hörte es immer wieder. Immer wieder zerbrach ich mir den Kopf darüber, sagte es mir immer wieder vor, Gotzeidank, Gotzeidank, Gotzeidank. Es war zum Verrückwerden, es gab ja nicht einmal eine vernünftige Alternative. Bei länger zurückliegenden Ereignissen, die nur rekapituliert wurden, wich ich auf "glücklicherweise" aus, ein Zungenbrecher im Gegensatz zum Gotzeidank. Bei plötzlichen Ereignissen, ein Sprung vom Klettergerüst in eine matschige Pfütze mit Beinahelanglegen zum Beispiel, nötigte mir anfangs zu viel Disziplin ab, ich einigte mich aber im Laufe der Zeit auf "Das war knapp" und wenn die Luft dafür nicht reichte, sagte ich "Puh". Gotzeidank habe ich immer gedacht aber nie wieder gesagt.

Tja, da lag ich also gestern Abend im Bett und musste auf einmal an Gotzeidank denken. Ich dichtete sogar einen Vierzeiler dazu, der dann nicht lang genug war, um damit auszudrücken, wie leer diese Redewendung doch eigentlich ist - für mich jedenfalls, der ich nicht an Gott glaube. Ich dichtete vier weitere Zeilen und vergaß die ersten vier darüber. Ich wurde müde, müder und schlief ein. Und dann setze ich mich eben an meinen Schreibtisch und mir fällt genau das ein. Schon ein komisches Ding, oder was?

Mittwoch, 15. Februar 2012

Belvedere

Der Sonnenuntergang im Belvedere, ein Restaurant im Norden Koh Phangans auf einer Huegelkette gelegen, ist wie ein Gemaelde von Caspar David Friedrich. Es dauert womoeglich noch bis zu einer Stunde, bis die Sonne im Meer versinkt. Das ist von hier aus aber nicht mehr zu sehen. Eine bewaldete Huegelkette verdeckt den Blick darauf. Sie setzt sich zusammen aus mehreren Erhebungen und einer vorgelagerten Insel. Die Sonne scheitert beim Versuch die Berge zu durchleuchten, genauso wie an den Herzen zweier dicker Regenwolken. Nur die Fransen der unheilverkuendenden Kolosse laesst sie in allen Rottoenen erstrahlen. Die Kante der Huegelkette mit ihren Baumkronen sieht aus wie mit einer Stichsaege in Handarbeit herausgearbeitete Kulisse, ein tropischer Schwibbogen, den kein noch so spitzer Bleistift nachzeichnen koennte.

Hier setzt just in diesem Augenblick ein leichter Regen ein, als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, ein Minutenregen, der in Anbetracht des trotz der dicken Wolken am Horizont eher wolkenlosen Himmels ein bisschen unwirklich erscheint. Noch waehrend ich das schrieb, erstarb der Regen und hinterliess nur eine Duftmarke, wie ein streunender Hund, der sein Revier markiert. Seit einer halben Stunde wartete ich hier auf meine Urlaubsbegleitung und unseren gemeinsamen Bekanntschaften, mit denen wir hier den Sonnenuntergang betrachten wollten. Sie hatten sich verspaetet. Sie haben den Zauber verpasst und ich wahrscheinlich haette ihn auch verpasst, waeren sie dagewesen.

Donnerstag, 19. Januar 2012

Irgendwas ist immer...

Alles hat mittlerweile Taschen in ausreichender Menge und Vielfalt. Meine derzeit getragene Jeans hat vier Gesäßtaschen und jeweils zwei Taschen vorn. Darin befinden sich nur die allernötigsten und wichtigsten Gegenstände, denn zuviel Inhalt ist unbequem.

Meine Jacke hat jeweils rechts und links zwei Taschen, zwei davon kann ich seitlich befüllen - mit meinen Händen zum Beispiel. Alles andere macht keinen Sinn, denn es geht bei Bewegung verloren - so schon mit diversen Stiften, Feuerzeugen und ähnlichem geschehen. Die anderen beiden fülle ich von oben. Da sind meine ganzen Utensilien drin, die ich sonst so brauche: ein Stift, ein Notizbuch, eine Plastiktüte für den Fahrradsattel, Handschuhe und mein Schlüssel. Leider sind die Taschen so ausgebeult, dass ich den Inhalt vor Regen nicht schützen kann. Wenn meine Jacke ein Hamster wäre, wären das die Backen.

Dazu kommt noch eine dämliche Doppeltasche auf dem linken Oberarm, die ich nie befülle. Eine davon hat einen Reißverschluss, der sich beim Anlehnen an Bushaltestellenpfeilern unangenehm in den Arm drückt. Die andere hat eine Befüllvorrichtung von oben und kann mit zwei Knöpfen verschlossen werden. Und dann habe ich auch noch zwei Brusttaschen auf der Jacke, die ebenfalls mit Knopfleisten geschlossen werden. Diese habe ich in seltenen Fällen für ein Schreibgerät benutzt, musste aber feststellen, dass der Stift dann immer oben rausguckt.

Das einzige, worüber meine Jacke nicht verfügt, ist eine Innentasche. Scheiße.

Freitag, 6. Januar 2012

Herr Bengtsson hat Quatsch erzählt

Als ich heute Morgen vor dem Lateinseminar noch einen kurzen Blick ins Gripsholmschloss wagte, brannte sich der folgende Satz in mein Hirn fest: "Wissen Sie", sagte er nachdenklich, " den Affen kennen alle - aber der Affe kennt keinen." Ich war erstaunt darüber, wie wahr dieser Satz doch eigentlich ist.

Und dann, etwa gegen 14:30 Uhr, bin ich mit Frau und Kind auf der Limmer unterwegs, wir gehen in ein Schuhgeschäft, ich gehe wieder raus, weil ich Schuhe nicht riechen kann und plötzlich kommen mir drei junge Leute entgegen. Im Vorübergehen erkenne ich einen von ihnen als den Pizzabäcker, der freitags und samstags bis in die frühen Morgenstunden an der Faust - einer Disco bei mir um die Ecke - Pizza verkauft. Er trägt ein Pflaster über dem linken Auge und grüßt mich.

Ich esse immer ein Stück Pizza, wenn ich in der Faust bin - das passiert so ca. 2mal im Jahr. Ich war so perplex, dass ich beinahe nicht zurückgegrüßt hätte.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Pickel im Nacken

Heute Morgen stand ich auf und wußte, irgendwas ist anders als sonst. Die Nacht war erholsam, der Schlaf genügend, mein Sohn bester Laune, und trotzdem war da etwas, was mich insgeheim ärgerte. Bis ich darauf stoßen konnte, vergingen noch ein, zwei Stunden, doch jetzt bin ich mir ziemlich sicher: es ist ein Pickel im Nacken.

Bei hohen Kragen, Schals und den wenigen Augenblicken, zu denen ich nach oben schauen muss ( ich bin ja fast 2 Meter groß, da schaue ich seltener nach oben ;)), sind solche Forunkel meist sehr hinderlich und machen aus der Geste, die für mich schon immer auch etwas demütiges hatte, eine schmerzhafte Erfahrung. Die Erkenntnis das da hinten also ein Piesacker sein Unwesen trieb, trieb mich spätestens seit meinem Besuch im Büro um, wo ich auch die Zeit habe, mich um solche Kleinigkeiten zu kümmern.

Meine Kreise wurden dann aber jäh unterbrochen, als mein Chef hereinkam und mir eine Bewerbung unter die Nase hielt ( den Blick nach unten gesenkt, ließ mich das Problem fast vergessen ), in der ich auf fehlende Kommas und sonstige orthografische Merkwürdigkeiten achtgeben sollte. Ich fand dero drei. Eine kleine semantische Ungenauigkeit und zwei Kommafehler bei erweiterten Infinitivkonstruktionen.

Die Kommas haben es mir ja schon immer angetan, sie sind auch wie kleine Pickel, die ständig an Stelle auftauchen, an denen man sie weder vermutet, geschweige denn haben will, und häufig stehen sie dort weder zu Recht oder Unrecht. Die Grauzonen in der Kommasetzung gerade bei Infinitvkonstruktionen, häufig sogar durch das Verb selbst bestimmt, können einen fortgeschrittenen Anwender zur Verzweiflung bringen. Alles ganz einfach heißt es dazu fast überall. Hier eine sehr einfache und stichhaltige Erklärung. Toll, an anderer Stelle wird ähnlich verfahren, nur noch kürzer. Umso kürzer, desto besser greift hier nur leider nicht, denn wenn ich einem Musiker erklären würde, ich hätte seinen 4/4 Takt heruntergebrochen auf 1 Ganzes, würde der mich wahrscheinlich völlig verständnislos anschauen.

Was mache ich also mit solchen Konstruktionen, wenn sie innerhalb eines Satzes auftauchen und nicht zufällig am Ende des Satzes stehen. Dazu gab es leider kein Beispiel. Verschärfen wir das Problem noch und fügen der Konstruktion eine Konjunktion zu: Ich ging bis an meine Grenzen, um mich völlig zu verausgaben, und musste am Ende feststellen, dass... Ist dieses Komma richtig, wird es richtiger, wenn ich stattdessen sage: ... um mich völlig zu verausgaben, und ich musste am Ende feststellen...?

Keine Ahnung. Aus intuitiven Gründen würde ich das Komma setzen, auf das "und" gepfiffen. Aber scheinbar ist heute Pickelimnackentag, da kann kommen, was wolle.

Freitag, 30. Dezember 2011

kurz gewundert

In Trithemius und meiner Lieblingskneipe, also der Kneipe, in der wir uns meistens treffen, ist auf dem Herrenklo neben den üblichen Apparaturen zur Verrichtung von allerhand Tätigkeiten eine ganz besondere Apparatur zu finden. Nicht dass es diese auf anderen mehr oder weniger öffentlichen Toiletten nicht gibt, sie ist nur irgendwie nicht das, was sie zu sein scheint, aber dann eben doch:

Rechts neben dem Waschbecken befindet sich in Spiegelhöhe angebracht eine weiße runde Tonne, auf der in kleinen grünen Buchstaben "Air-Wolf" steht. An diesem Händetrockner ist unten eine Öffnung, aus der man eine Papierschlange zieht - zum Händetrocknen.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Jahrtausendbetrug

Als Lateinlerner hat man es besonders schwer, wenn man in gewissen Bereichen der Sprachhistorie über ein behinderndes Halbwissen verfügt. Behindernd übrigens nur deshalb, weil zu schnell Hypothesen gebildet werden können, die sich später, selbst nach ausgiebiger Recherche, nicht einfach revidieren lassen. Dass uns so manch Einer ein X für ein U vormachen möchte, ist ja hinreichend bekannt. Weniger bekannt wird vielleicht sein, dass sich auch dieses U nicht auf ein U sondern auf das geschriebene V der Lateiner bezieht und die absichtliche Täuschung durch die Verlängerung der beiden Linien des Vs nach unten zum X geschieht ( siehe auch hier ).

Die Lateinlehrer treiben aber ein viel perfideres Spiel. Sie machen aus dem V wahlweise ein U oder ein V. Ähnlich sind sie beim G und C verfahren, wobei dies kaum Einfluss auf so wichtige Bereiche wie Konjugation oder Deklination hat.

Anders verhält es sich da beim V. Dies - zum Beispiel in der Perfektbildung - ist das maßgebliche Unterscheidungskriterium der v- und u-Konjugation ( die Lateiner schrieben übrigens nur in Majuskeln, die Minuskel sind viel jünger, in der näheren Bezeichnung der Konjugationen werden sie aber fast ausschließlich verwendet ). Ließe man die Unterscheidung beider Buchstaben in diesem Fall weg, so würde sich nur noch eine Konjugation ergeben. Wahlweise eine v- oder u-Konjugation, je nachdem, was den Lateinlehrern lieber wäre.

Latein wird ja leider nicht mehr gesprochen, so dass niemand gefragt werden kann, wie es zu dieser Auseinanderklamüserung überhaupt kam. Ich für meinen Teil nehme jedoch an, dass hier eine besonders sadistisch veranlagte Lehrerschaft des 19. Jh. oder früher für diese Unterscheidung gesorgt hat, um den aufkommenden Falschschreibungen Einhalt zu gebieten. Leider nicht im Sinne einer Vereinfachung, wie das bei gesprochenen Sprachen häufig der Fall ist ( siehe auch Sprachökonomie ), sondern in Form dieser Verschlimmbesserung.

Ich für meinen Teil werde jedoch in diesem Fall nicht mehr zwischen V und U unterscheiden und mich nur auf eine der beiden Konjugationen beschränken, da sie sich ansonsten sowieso bis aufs Kleinste ähneln. Ich lasse mir doch nicht auch noch ein V für ein U vormachen.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Selbst die Zeit geht am Stock

Neulich in einem Seminar haben wir uns ausführlich mit dem Präsens und dem Unterschied zwischen Tempora und Zeitstufen befasst. Ich dachte immer, ich wäre fit in allen Zeitformen aber die Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten innerhalb eines Tempus auf unterschiedlichen Zeitstufen haben mich doch wieder überrascht: Da treffe ich mich gestern mit Trithemius und schildere ihm meine Beobachtung und er sagt, was ich durchaus unterschreiben kann, dass das Präsens für alle Zeitstufen benutzt werden kann, für die Vergangenheit, Zukunft und die Gegenwart sowieso. Das ist ja nichts Neues, sondern vielmehr seine Feststellung danach brachte mich ins Grübeln:

Die Gegenwart spielt in unserer Zeit eine so übergeordnete Rolle, dass es so scheint, als ob sich selbst das gesprochene Wort danach zu richten versucht und dadurch selbst Menschen mit einbezieht, die sonst niemals auf die Idee kämen, sich einem Zeitgeist unterzuordnen.

Und dann fällt mir plötzlich ein, wie unsere Dozentin erzählt, wie sie mit Deutschlehrern gestritten hätte, weil diese doch tatsächlich behaupteten, das Futur wäre da, um die Zukunft auszudrücken. Mal ganz im Ernst, wer sagt das noch so: Ich werde morgen ins Kino gehen? Es sagt doch fast jeder eher: ich gehe morgen ins Kino.
Aber war das schon immer so. Könnte das alte Fossil ( der Deutschlehrer, der zufällig auch Lateinlehrer war ) zumindest Recht gehabt haben? Waren das Futur und das Präteritum zu früheren Zeiten stärker in Benutzung? Haben sich die Tempora durch unsere Fixierung auf das Hier und Jetzt etwa abgenutzt?

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