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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Den Ball gespielt

Montag, 5. Dezember 2011

Wallace oder Dürrenmatt?

So ganz sicher bin ich mir nicht, der Verdacht lag nahe, denn die Handlung ähnelt sehr dem Original. Zwar ist der Kommissär immer Herr der Lage, spätestens als er vom Totenbett aufersteht und den verdutzten Ganoven das Handwerk legt, aber so ganz allein schafft er es dann doch nicht. Edgar Wallace ist die größere Anleihe, ständig wird irgendwo herumgeschlichen, es ist dunkel, nein düster, die Dialoge sind spritzig, die Darsteller witzig. Tolle Bilder. Charakterköpfe und Gesangseinlagen. Wir nehmen den Krimi zu ernst, will uns jemand sagen und das nicht nur mit gelungener Umsetzung, sondern auch zu Recht. Mehr davon, bitte.

Montag, 21. November 2011

Gestern beim Tatort...

Ich: Schau mal, jetzt hat die Kommissarin doch zwei Tage hintereinander das Gleiche an.
Sie: Nein, das stimmt nicht, da lag noch ein Tag dazwischen, der Król hat zwischendurch zweimal in seinem Büro geschlafen und das Hemd gewechselt.
Ich: Echt? Naja, trotzdem. Dann hat sie eben am dritten Tag die Klamotten von Vorgestern an. Jetzt sparen sie nicht nur am Drehbuch, sondern auch an den Klamotten.
Sie: Das stimmt auch nicht, die Hose und die Jacke ist zwar die Gleiche aber das T-Shirt ist ein ganz anderes. Bei dem anderen war der Ausschnitt viel größer und es hatte gelbe Streifen, glaube ich.
Ich: Achja? Na gut, das Drehbuch ist trotzdem Scheiße!

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Kleine Begriffsgeschichte der Pseudokratie

Durch einen Artikel bei meinem Blogfreund Trithemius bin ich auf ein Wort aufmerksam geworden, was mich jetzt seit geraumer Zeit beschäftigt, mit dem Artikel selbst aber eher wenig zu tun hat. Die Zeit, die ich darauf verwendete, diesem Begriff hinterherzujagen - der in seiner Reinform gar nicht zu lesen war - ergab sich beim durchforsten der Googlemaschine nach dem wohl ältesten Beitrag, in dem diese Wortschöpfung vorkommt. Dass das eine Weile gedauert hat, liegt allerdings nicht am Namen des Erstverwenders ( Eulenspiegel ) und lässt auch keine Rückschlüsse auf das Alter des Wortes zu. Trotzdem will ich den Text hier einmal zitieren, denn wie ich finde, ist er sehr gelungen:

"pseudokratie: (von pseudos, gr., Irrtum, Fehler)

sie ist vielerorts anzutreffen. ihr ist eigen, dass sich das volk als souverän wähnt, während es am nasenring einer symbiose aus parteien, staatsbürokratie und medien hängt. als sicheres erkennungszeichen der pseudokratie gilt, dass im volk die meinung vorherrscht, es lebe in einer aufgeklärten, lebendigen und modernen demokratie und alles sei, wenn schon nicht in bester ordnung, so doch auf dem wege dahin. das volk fühlt sich emanzipiert, informiert und bekommt dies täglich durch gaben von infopharmaka bestätigt. die gebräuchlichen darreichungsformen sind zeitungen, rundfunk und fernsehen. nebenwirkungen werden in kauf genommen. fälle von totalverweigerung der medikation sind äusserst selten und fallen statistisch nicht ins gewicht. typisch für viele pseudokratien sind vom staat verordnete interessensvertretungen. diese vertreten die interessen ihrer funktionäre gegen die (zwangs)mitglieder. ausgezeichnet sind diese institutionen durch äusserst grosszügige konditionen für die zahlreichen beamteten und bewürdeten interessensverteter auf kosten der beitragsleistenden vertretenen. beispiele für solche organisationen sind alle arten von kammern: abgeordneten-, ärzte-, apotheker-, handels-, gewerbe-, bauern- und arbeiterkammern, um nur einige zu nennen. diese staatlich verordneten kammern werden ergänzt um private interessensvertretungen, deren bekannteste die gewerkschaften sind. gemeinsames merkmal all dieser vereinigungen ist das dominante eigeninteresse ihrer funktionärsschicht, welches unter vorgabe des dienstes an den vertretenen, gestillt wird. und zwar durch traumgagen, die mitgliedschaft in landtagen, bundestagen, aufsichtsräten, kommissionen und parlamenten. man könnte diese staatsform auch gut deutsch als 'herrschaft des futtertrogs' nennen, aber das klingt nicht wissenschaftlich genug. nicht nötig zu sagen, dass die pseudokratie die vorherrschende spielart der demokratie des beginnenden 21. jahrhunderts ist."

DasEv schrieb im Übrigen das Wort "Pseudodemokratie", die Verkürzung nahm ich in Gedanken vor, denn auch wenn die deutsche Sprache zum Komponieren neigt, so müssen wir es ja nicht übertreiben, denn anders als bei der Ochsenschwanzquaste ist eine Pseudodemokratie ja keine Abart oder Teil einer Demokratie, sondern sollte als etwas völlig anderes betrachtet werden, eine Pseudokratie eben.

Nun hat die große heilige Googlemaschine natürlich ein paar mehr Funktionen, als das sture Durchforsten nach Datum sortiert. Man kann nämlich auch in Büchern danach googeln. Der älteste Fund, man höre und staune hat das Wort sogar in Fraktur finden können, was bei genauer Wortsuche oder der Suche nach einer Redewendung manchmal zu erschreckend wenig Einträgen führt, da sich immer mal wieder Zeichen nicht entschlüsseln lassen und die Suche im genauen Wortlaut erschwert. Auf jeden Fall findet sich in den Beiblättern der Zeitschrift "Mnemosyne" ein Artikel von 1848, der die Rede eines Studenten widergibt, das Wort "Pseudokratie". Der Zusammenhang ließ sich von mir nicht mehr ganz zurückverfolgen, da Fraktur nicht unbedingt zu meinen Lieblingsschriftarten gehört und ich nach einer guten halben Stunde einfach keine Lust mehr hatte, weiterzulesen. Es ging aber wahrscheinlich um die 48er Revolution. Interessant fand ich jedoch den Titel der Zeitschrift, der aus dem Griechischen kommt und in deren Mythologie die Göttin der Erinnerung ist.

Ich werde mir das alles sowieo nicht merken können, aber dafür habe ich ja meinen Blog, und wenn das nicht mehr hilft, ist Goolge ja auch noch da.

Samstag, 22. Oktober 2011

Kaputter Plattenspieler zum Lesen

Über fefe kam ich heute zu diesem Link. Dort wird eindringlich beschrieben, dass der Vermieter wegen des Aufhängens einer Piratenflagge im Fenster über der Eingangstür zwei Monatsmieten, 700,- Euro, einklagen wollte.
Und da der Artikel noch nicht lang genug war, wird eindringlich beschrieben, dass der Vermieter wegen des Aufklärens einer Piratenflagge im Fenster über der Eingangstür zwei Monatsmieten, 700,- Euro, einklagen wollte. Glücklicherweise hat ein Gericht jetzt entschieden, dass das nicht geht, nicht geht.
Der Richter überzeugte sich übrigens sogar selbst vor Ort und stellte fest, es handele sich um eine Kinderflaggagge.

Freitag, 23. September 2011

kleine Feier

Trotzdem es nur eine kleine Feier war, habe ich die ganze Familie vor die Kamera bekommen.

DSCN3068

Dienstag, 30. August 2011

Brandaktuelles aus Berlin

In Berlin ist ja in diesem Jahr schon mächtig was los gewesen und bis zum Ende des Jahres ist ja auch noch ein wenig Zeit. Ganz besonders interessant fand ich ja die Serie der Brandanschläge auf parkende Autos. Zum einen scheint es eine gehörig große Wut bei den Betroffenen und wohl auch bei den Tätern zu geben, außerdem scheint die Polizei bei den Ermittlungen nicht sonderlich gut voranzukommen. Da ist es doch schon mal ein Erfolg, wenn man die genauen Zahlen noch ein wenig genauer nimmt - unter die Lupe sozusagen - und sie in kleine feine Pakete schnürt. Da kann man dann gleich noch einen Motivationskatalog dranhängen und schon klingt das Ganze 1. ziemlich aufgeklärt und 2. gar nicht mehr so schlimm.
Wie das gemeint ist? Fangen wir an:
530 Autos sind beschädigt worden.
davon 156 aus politischen Motiven
davon 93 weil sie am falschen Ort zur falschen Zeit usw.
davon 226 von Nachahmern
davon 55 weil sie am falschen Ort usw.
Und wo man doch jetzt weiß, warum die Autos brannten, kann man mit der nächsten ungeheuerlichen Information rausrücken, man schreibt gleich noch, wo die Autos gebrannt hätten. Damit kann man doch schon mal einen ordentlichen Fahndungserfolg für sich verbuchen. Achja, zwei mutmaßliche Brandstifter wurden auch noch verhaftet, man durchsucht gerade deren Wohnungen nach weiteren Bekennerschreiben, weil die hohe Zahl der Trittbrettfahrer doch ein wenig überrascht hat.

Freitag, 12. August 2011

Parforceritt

Da ist man mit einem nervösen Fingerjongleur in ein Auto gefesselt, was so laute Geräusche ins Innere transferiert, dass selbst die gepflegteste Unterhaltung im Keim ersticken sollte. Und trotzdem ist was passiert. Wo früher 5 bis 6 Tage für benötigt wurden, haben Trithemius und ich ca. 4 Stunden gebraucht. Wir sind mit dem Auto nach Köln und wieder zurück gefahren; an einem Tag.

Schneller als man überhaupt denken konnte, sind die Grenzen überschritten und wir betraten eine völlig andere Welt. Trithemius kramte irgendwo aus dem Gedächtnis einen kölschen Dialekt hervor, an den ich mich gewöhnen sollte während der Fahrt, denn wir betraten für ihn ja bekanntes Terrain und für mich, dem dies ja Neuland war - bis auf die entgangene Stelle als Offiziersanwärter, zu der ich als nicht fähig genug eingestuft wurde - wurde trotz fehlenden Kontakts mit den Einheimischen das Befremdliche gleich mitvermittelt.

Die Sprache - die Schlagzeile des Express lautete: Wie sagt man das auf Kölsch: Ich liebe Dich? wurde von Trithemius mit "Isch hab disch jern" beantwortet und zugleich oder später geklärt, dass der Kölner emotional beim die Heimat betreffenden und eher verhalten auf echte Lippenbekenntnisse reagiert. Natürlich stimmt das nicht, denn als wir in einer Kneipe saßen, deren Pforten schon so manch berühmten Gast passieren ließen, war gerade eine Liebeserklärung in Form einer herzförmigen Wunderkerze überbracht worden, was uns beide in tiefe Ergriffenheit stürtzte. Mich störte nur, dass sie verbrannte; aber so lange, wie sie brannte, war es herzallerliebst.

So saßen so zwei Gestalten bei Kaffee und Sirup, der hier Flavour heißt, aber trotzdem nicht die eigentlich gewünschte Geschmacksrichtung enthielt ( Pfefferminz ), und sprachen bei erträglicher Lautstärke über dies und das, bevor uns der Weg zurück zu schaffen machen sollte. Dieser, durch erhebliche Erleichterungen in unser beider Rücken - da lagen bis zu unserer Ankunft in Köln zwei Damoklesschwerter von jeweils 130 Kilogramm ( zwei furchtbar teure Lautsprecher ), die bei scharfer Bremsung in unser Rückgrat hätten fahren können - wesentlich rasanter ablaufende Vorgang bei verstärkter Geräuschkulisse wurde dann möglichst schnell zu Ende gebracht. Wir verzichteten auf das bei Hinfahrt eingehaltene Pausenmaß und reduzierten die Fahrtzeit auf unter 4 Stunden, um uns später bei Kölsch in Hannover wiederzusehen.

Wir trafen uns an der Limmer - kein Fluß, oder doch ein Fluß, vielmehr eine Straße - und starteten von dort zur Wasserkunst, bei der wir einzubrechen planten, um uns der romantischen Kulisse von einer ungewöhnlichen Seite zu nähern. Weil wir zu viel Kölsch dabei hatten, rückte allmählich der Mond ins Sichtfeld und verbarg sich kurze Zeit darauf. Die Lichtverhältnisse durch Wolken und fortgeschrittene Stunde eingeschränkt, hinderten uns nicht daran, den komplett eingezäunten Bereich abzulaufen, der hinter einer Wand aus Gestrüpp verborgen lag. Wir stellten fest, dass es keine Lücke gab und verzichteten aufgrund der schlechten Sicht auf weitere Experimente. Wir stiegen wegen fehlenden Lichts nur noch über kleinere Hindernisse, um dort nach Alternativen zu fahnden. Wir fanden nichts dergleichen und landeten bei weiteren Kölsch wieder auf der Limmer.

Wir verbrachten unseren Tag also, wofür man früher mehr als eine Woche gebraucht hätte, in kürzester Zeit, die zwar gleich lang aber immer anders gefühl(ll)t ist. Das vorvorletzte Stück Pizza war meins, ein Bier für den Weg und diesen Artikel und jetzt gehe ich schlafen. Was wirklich passierte, schreibt vielleicht Trithemius irgendwann auf, ich bin jetzt müde.

Montag, 18. Juli 2011

Japan und Fussball

Anfangs dachte ich, die Japaner werden hier mit 8:0 nach Hause geschickt. Doch die erste Halbzeit war einfach nur ein Einschießen von völlig treffunsicheren Amerikanerinnen. Man näherte sich den Pfosten und Latten bis auf Außenwinkel, für einen Treffer reichte es nicht. Die Japanerinnen hatten kaum Torchancen.
Stoisch spielten die Japaner weiter nach vorn und selbst, wenn die Bälle bereits in der eigenen Hälfte abgefangen wurden; was soll's, nochmal. Sowas habe ich noch nie gesehen. Da spielt eine Mannschaft mit haushoher Überlegenheit und die andere Mannschaft, überfordert, ausgespielt und teilweise vorgeführt, macht einfach ihr Ding.
Das 1:0 war hochverdient vom Spielanteil und an den Torchancen gemessen. Der Ausgleich hatte sich nicht angekündigt und war plötzlich da. Ein Fehler der Amerikanerinnen hieß es. Das Spiel der Japanerinnen bestand nur aus Fehlern. Da kam kaum ein Pass an. Aber es war unglaublich, mit welch einem Kampfgeist sich diese Frauen in das Spiel zurückspielten. Unaufgeregt, jede Demütigung durch das überlegene Spiel der USA einfach so wegsteckend, rannten da ein paar kleine Frauen über den Platz, die meiste Zeit dem Ball hinterher. Trotzdem sind diese Frauen jetzt Weltmeister, Glückwunsch. Meine Sieger der Herzen waren sie schon vorher und jetzt sind sie auch noch Weltmeister.

Sonntag, 3. Juli 2011

Flashmob

A Flashmob im Bloggerland? Da bin i dabei. Am 11.07.11 um 20:20 Uhr wird gebloggt.

Freitag, 17. Juni 2011

Bahnhof?!?

Bahnhöfe sind ein Aushängeschild für jede Stadt gewesen. Im 19. Jahrhundert musste jeder Ort, der etwas auf sich hielt, mit einem solchen ausgestattet sein und heute ist das ziemlich lästig, wenn man aus finanziellen Gründen mit den Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn unterwegs ist und an Orten wie Övelgünne oder Schandelah hält. Aber nichts für ungut, das ist ein selbstgewähltes Leid und außerdem eine andere Geschichte. Durch Zufall bekam ich ein paar schöne Bilder vom Hundertwasserbahnhof in Uelzen und einen Artikel dazu zu lesen. Ich kenne den Bahnhof ziemlich genau, denn ich bin auf meinen Reisen des öfteren an diesem "Prachtstück" umgestiegen; einmal sogar war dies meine Zielstation und es blieb genügend Zeit, sich dem ganzen Ausmaß der Architektur zu widmen.

Doch zuvor noch ein kleiner Schritt zurück. Bahnhöfe sind ein Aushängeschild für jede Stadt gewesen. Die Größe einer Stadt und ihr Auftreten gegenüber den verweilenden Gästen ist in nicht wenigen Fällen von monumentaler Bedrängung geprägt. Die schiere Größe der Bahnhofshallen schüchtert ein. Umso größer oder bedeutender ein Bahnhof ist oder zu sein wünscht, desto größer und monumentaler ist sein Auftreten. Wer einmal in der Halle der Grand Central Station in New York stand, wird das nachvollziehen können.
In deutschen Städten sind die Bahnhofshallen kleiner, dennoch sind sie für Publikumsverkehr konzipiert, der vermuten lässt, hier hielten Personenzüge mit Güterzuglänge auf allen Bahnsteigen - gleichzeitig. In Uelzen nicht. Uelzen ist ein kleiner verschlafener Ort, der eher durch EHEC von der Gurkenpresse bedacht wird als dass sich irgendjemand für den Bahnhof interessieren könnte, obwohl dieser von Hundertwasser konzipiert wurde.

Ähnlich geht es wohl dem Bahnhof in Lehrte, der zu seinen Hochzeiten einmal zum Drehkreuz Norddeutschlands ausgebaut werden sollte und nicht im Bahnhofsgebäude sondern im Schienennetz seinen monumentalen Charakter offenbart. Schienen soweit das Auge blicken kann. Nicht umsonst heißt in Gedenken an den Lehrter Bahnhof ein Berliner Bahnhof Lehrter Bahnhof, alles klar? Zurück nach Uelzen. Uelzen ist aufgrund seiner Beschaffenheit, ich erwähnte einen Teil des üblichen Procederes in meinem Artikel davor, ein wichtiger Knotenpunkt auf der Strecke von Hannover nach Hamburg. Zu fragen wäre hier nach den Gründen dafür. Ist der Bahnhof vorher dagewesen ( also der Hundertwasserbahnhof ) und dann entschieden worden, dass Nahverkehrszugreisende an diesem Bahnhof umsteigen müssen oder war das schon immer so und man dachte sich, hier baue ich doch mal was zum Gucken hin, einen Hingucker?

Keine Frage, ein Hingucker ist der Bahnhof. Überall sind Schiefen und Krummen. Die Fliesen sind von feinstem Mosaik unter Berücksichtigung keinerlei Ordnung angebracht worden. Selbst die Kanten der Fliesen stoßen unsauber aufeinander. Die Unart, mit schlurfendem Gang über den Boden zu schleichen, kann hier zu ernsthaften Verletzungen führen. Im Regelfall steigt man in Uelzen von einem Metronom in den anderen, um sein Ziel zu erreichen ( der Metronom fährt von Göttingen nach Hamburg ). Man steigt nicht nur um, sondern man wechselt auch den Bahnsteig. Dafür ist man gezwungen, den wahrscheinlich schon vorher viel zu engen Gang unter den Schienen hindurch zu nutzen. Nur dass zu früheren Zeiten nicht einmal halb so viele Menschen in Uelzen umgestiegen sind. Heute ist der Gang dafür eine schiefe Ebene mit etlichen Fallstricken und Hinguckern - Heinrich Hoffmann sei gegrüßt. Rollstuhlfahrer, Kinderwagenschieber oder auch nur profane Rollibesitzer werden des öfteren darüber geflucht haben, dass ihr jeweiliges Gefährt nicht die Spur hält. Aber dafür hat man ja was zu gucken. Denkste, zum Gucken hat man nämlich kaum Zeit. Die Spanne von 19 Minuten Umsteigezeit verfliegt in Bälde, wenn man auf vollen Bahnsteigen einen entfernten Bahnsteig erreichen muss. Es bricht Hektik aus. Fahrradfahrer - bzw. Fahrradmitnehmer passt wohl besser, denn sie fahren ja nicht, sondern transportieren es nur mit der Bahn - haben das größte Problem von allen, in den hinterletzten Waggons ausgestiegen müssen sie zu den hinterletzten Waggons, um weiterzukommen. Wer schonmal einen Fahrradlenker in den Nieren hatte, kennt die Probleme. Verständnis bleibt dann häufig auf der Strecke. Auch die Bahnsteigbezeichnung ist nicht mehr profan genug, um sich dem Verständnis des Reisenden aufzudrängen. Von Hannover nach Hamburg kommend, steigt man in Uelzen an Gleis 301 aus und an 103 wieder ein. Wenn ich einmal die Zeit finde, lache ich über diesen Witz.

Ich frage mich nach dieser ganzen Litanei, was wollte Hundertwasser damit bezwecken? Das ist sicher nicht alles auf seinem Mist gewachsen, da kommen ganz andere widrige Umstände dazu, wie zum Beispiel die Privatisierung der Deutschen Bahn und das Veräußern einer lukrativen Bahnstrecke an anderen Bahnanbieter, um ihnen die wenig geliebten Strecken gleich mit aufs Auge drücken zu können. Da kommt Geltungssucht von Bürgermeistern dazu, die sich in solchen "Prestigeobjekten" verewigt sehen wollen und dann gibt es auch Bahnreisende, die das Gesehene tatsächlich schön finden und sich darüber freuen, dass ein völlig zweckferne Architektur am Arsch der Welt ihr Dasein fristet. Diese letzte Kategorie hat eine Stunde und 19 Minuten Aufenthalt in Uelzen, die haben bereits vor Reiseantritt eingeplant, eine Stunde länger dort zu verweilen. Das sind die Leute, die mit der Gemütlichkeit eines Traktors durch die engen Gänge schlurfen, unvermittelt stehen bleiben und mit Armen in Richtungen zeigen, wo man selbst gerade entlang gehen wollte.

Ich wünsche mir Bewegungsfreiheit, schlichten Pragmatismus, wenn ich schon zum Umsteigen gezwungen werde. Ich kann mich sicherlich an dem schönen Bahnhof ergötzen aber nicht jedesmal aus Neue, irgendwann ist der Lack ab und dann möchte ich einfach nur noch ankommen und den Bahnhöfen dieser Welt entkommen.

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Zuletzt aktualisiert: 24. Jan, 07:13

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