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Unterm Schwanz

In Hannover trifft man sich seit 150 Jahren schon „unterm Schwanz“. Zumindest behauptet das der Zoo in seiner neuen Werbekampagne. Dieser vielleicht anrüchig anmutende Ort, also unterm Schwanz, hält natürlich längst nicht, was er verspricht, denn mit diesem Ort ist das weitausladende Hinterteil eines Reiterstandbildes gemeint, das direkt vor dem Eingang des Hauptbahnhofes steht.

Ein überdimensionierter Ernst August reitet auf seinem nicht minder stattlichen Pferd gemächlich in Richtung Innenstadt. Der Schwanz des Tieres hingegen wendet sich dem Bahnhof zu, gleich so als würde das antiquierte Fortbewegungsmittel Pferd einen Furz auf die neue Art des Reisens geben. Einen Furz lässt das Pferd aber nicht. Auch Pferdeäpfel gehören für diesen Gaul längst der Vergangenheit an, was die Treffpunktbenutzer unterm Schwanz, den die Hannoveraner ja seit 150 Jahren ansteuern, vor herunterfallenden Exkrementen bewahrt.

Der Zoo nun wieder dachte sich, dass mit einer Werbekampagne ganz im Sinne dieses Treffpunkts, unterm Schwanz, ja auch Tiere aus dem Zoo gemeint sein könnten. Angesichts sinkender Einnahmen wegen allzu schlechten Wetters, käme es den Betreibern gerade recht, wenn die Hannoveraner sich nicht unterm Schwanz am Hauptbahnhof träfen, sondern unterm Schwanz im Zoo.

Bildgeber in dieser merkwürdigen Metapher sind übrigens tatsächlich Zootiere, das heißt also, der Hannoveraner kann sich dann unterm Schwanz eines Elefanten treffen oder eines Zebras oder eines Leoparden. Das ist selbstverständlich längst nicht so ungefährlich wie unterm Schwanz am Hauptbahnhof, sind das doch erstens trotzdem wilde Tiere, auch wenn sie im Zoo leben, und zweitens könnten diese Tiere tatsächlich einen Haufen machen, weshalb sich dieser Treffpunkt nur bedingt eignet, sollte man danach noch etwas vor haben.

Genau aus diesen Überlegungen heraus hat der Zoo zwei unschlagbare Tricks aus der Mottenkiste geholt: bei den Tieren, die im Erwachsenenalter tatsächlich gefährlich sein könnten, sind statt großer, womöglich fleischfressender Raubkatzen niedliche kleine Tierbabys aufgenommen worden. Nur beim Zebra, dem harmlosesten von den dreien, haben sie auf den zusätzlichen Niedlichkeitsfaktor verzichtet.

Der zweite Trick aber ist so perfide, dass ich schon eine ganze Weile suchen musste, um herauszufinden, wie die das überhaupt gemacht haben. Ich musste wahnwitzige Suchanfragen in Google stellen, um den offensichtlichen Mangel im Zoobild aufzudecken, und gefühlte hundert Jahre später hatte ich dann endlich ein Vergleichsbild gefunden. Wollen Sie noch wissen, was der Zoo gemacht hat? Ja? Die haben dem armen kleinen Elefanten einfach das Arschloch wegretuschiert, damit er niemandem auf den Kopp scheißen kann!
Trithemius - 26. Apr, 10:01

O Mann, ich kann nicht mehr, was für eine armselige Werbeidee, von dir hier treffend vorgeführt! Vielleicht sollte ich doch kein echter Hannoveraner werden, denn die Unterm-Schwanz-Metapher ist zu peinlich.

Shhhhh - 26. Apr, 14:04

Wäre nicht die halbe Stadt damit bepflastert, wäre mir der Unsinn auch gar nicht aufgefallen. Im Übrigen ist das Reiterstandbild zu Anfang umzäunt gewesen, wie aus der Bebilderung Wikipedias hervorgeht, man konnte sich demzufolge gar nicht unterm Schwanz treffen.
bonanzaMARGOT - 26. Apr, 12:29

genau: alles lüge! von wegen unterm schwanz und so.

Shhhhh - 26. Apr, 14:05

In der Tat wird die durch die Metapher vorgespielte Nähe zu den Tieren im Zoo ein wenig überstrapaziert;)
nömix - 26. Apr, 13:13

Der große T. C. Boyle lässt in seinem Roman »Wassermusik« einen afrikanischen Halbwüchsigen erläutern, warum Elefanten nicht fliegen können: weil die nämlich so riesige Haufen machen. Würde nun ein Elefant im Fluge einen seiner riesigen Haufen einem Menschen auf den Kopf fallen lassen, würde der Mensch das gewiss nicht besonders erbaulich finden. Und darum hat es der liebe Herrgott in seiner Weisheit so eingerichtet, dass Elefanten nicht fliegen können. Das war sehr weise vom lieben Herrgott, bestimmt werdet ihr zustimmen.

Shhhhh - 26. Apr, 14:06

Selbstverständlich! Ein noch größerer kausaler Zusammenhang ließe sich doch gar nicht herstellen!
bonanzaMARGOT - 26. Apr, 14:18

ich gehe eher davon aus, dass sich evolutionsbedingt (ganz ohne herrgott) die großen ohren der elefanten zu flügeln entwickeln werden.
angeblich wurden schon einige fliegende elefanten-mutationen gesehen.
Shhhhh - 27. Apr, 08:31

Ich kann mich vage erinnern.
Lo - 26. Apr, 20:07

Ein wenig origineller wäre es, wenn ein Schützenverein sich dieses Slogans bedienen würde.

Shhhhh - 27. Apr, 08:31

Großwildjäger?
Lo - 27. Apr, 17:35

Nö. Eher so:
"Kommen Sie in den Schützenverein! Treffen Sie Freunde. Unterm Schwanz!
Shhhhh - 28. Apr, 10:28

"Treffen Sie Freunde!" Wie treffend:)
Lo - 28. Apr, 11:12

... und schmerzhaft zugleich. ;-)
Shhhhh - 28. Apr, 21:59

Hihi.
Bubi40 - 27. Apr, 10:44

so viele wohlgeformte schwänze
kein dichter flicht den armen kränze
zur werbung werden sie missbraucht
die kraftvoll würdig und erlaucht
an tieren und auch männern hängen
in vielen grundverschied`nen längen

den schwänzen sei ein lied gesungen
die länglich kurz oder gedrungen
zu freude und genuss gemacht
in ihrer wonniglichen pracht

sie sollen voll entzücken schwellen
ohne den träger bloßzustellen
denn jeder vorstellbare schwanz
hat seine eig`ne eleganz
die gilt es nun herauszubringen
und voller inbrunst zu besingen

als weiterführende literatur empfohlen :
http://gutenberg.spiegel.de/buch/5741/1

Shhhhh - 27. Apr, 19:25

Oh, ein Gedicht:)

Der Lichtenberg hatte ja bekanntlich einen Narren an Lavater gefressen, der aber mindestens vortrefflich schreiben konnte. Dem fielen zu einem Schädel mehr Metaphern ein als dem Inuit zu Schnee.
Bubi40 - 28. Apr, 09:08

Lichtenbergs "Fragmente von Schwänzen" sind ja eine direkte "auseinandersetzung" mit Lavaters „Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe“.
ich sollte vielleicht mal Lavater lesen, was ich bisher "versäumt" habe ...
Lichtenberg jedoch nicht ... ;-)
Shhhhh - 28. Apr, 10:33

Ich habe durch Zufall ein kleines Exemplar davon ergattert vor längerer Zeit und war nicht wenig erstaunt, mit welchem Detailrecihtum die Beschreibungen aufwarteten. Im Übrigen fällt Lavaters Name immer, wenn es in der Psychologie um Differentielle Psychologie geht, da er, trotz des offensichtlich fehlenden Zusammenhangs, versucht hat, eine Methode zu finden von meßbaren Merkmalen auf die inneren zu schließen. Ähnlich gingen auch Galton, Ebbinghaus oder Fechner vor, sie testeten stattdessen zum Beispiel Reaktionsgeschwindigkeit, Hörvermögen usw. und wollten damit auf die Intelligenz schließen. Intelligenz ist ein ähnlich schwammiges Konstrukt, wie der Charakter von Lavater, nur dass dieses bewiesen scheint.
Bubi40 - 28. Apr, 14:22

es soll ja theorien (nein ideologien) über die existenz von herren - und untermenschen gegeben haben, die anhand von schädelmessungen manifestiert wurden.
die geschichte hat gezeigt, dass diese methode kein probates mittel ist ... für aber auch gar nichts. es sei denn, ich will mir einen "maßhut" gönnen ...

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