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Serien, Serialität in Literatur und Film, Mark-Georg Dehrmann : Kindergarten große Gruppe

Es ist schon wieder Semester und ich gehe kaum hin, weil ich ja eigentlich nicht mehr muss. Gestern Abend jedoch war ich da, weil die Veranstaltung, Thema Serialität in Literatur und Film, wahrscheinlich mein Masterarbeitsthema streift. Es war die erste Sitzung, es war schrecklich, soviel vorab.

Ich war fast eine halbe Stunde zu früh da, denn seit dem letzten Semester heißt es: wer einen Sitzplatz hat, kann auch im Seminar bleiben. Ich hatte einen der letzten erwischt. Wir waren 50 Leute bei mehr als 70 Anmeldungen und 30 „eigentlich“ zugelassenen. Ich kenne den Dozenten, habe schon einiges bei ihm gemacht und wusste daher bereits im Vorfeld, dass ich mir wegen der drei Sitzungen, die für mich relevant sein werden, keine Sorgen um meine Teilnahme machen brauche. Ich nehme ja schließlich niemandem die Möglichkeit, eine Leistung zu erbringen. Mich interessierte lediglich der erste Teil des Seminars, wo es um die Serialität in der Literatur gehen wird. Amerikanische und britische High Class Serien muss ich mir im Rahmen eines Seminars nicht ansehen, das mache ich auch sonst nicht mehr.

Die Seminargestaltung war auch nicht das eigentlich Schreckliche, sondern das Gebaren einiger Studenten. Ich spreche hier absichtlich nicht von Kommilitonen, denn diese studieren etwas anderes 1. und haben sich außerdem auch noch dermaßen daneben benommen, dass ich mich trotz Punkt 1 ein bisschen fremdgeschämt habe 2.

Natürlich war die Teilnehmerzahl anfangs Thema. Die besagte Gruppe von Studenten, die ich eben meinte, gehört zur „Elite“ der Germanisten, denn es sind allesamt NDL-Masterstudenten. NDL steht für neuere deutsche Literatur. NDL-Studenten müssen sich nicht auf profane Weise wie andere Studenten über das Stud-Ip (ich berichtete davon) anmelden, zumindest nicht pünktlich, denn sie haben ein Abo auf jede Veranstaltung, die sie besuchen wollen. Dazu gibt es auch eine verbindliche* Email von einer Professorin, die dies so angewiesen hat. Deshalb standen diese Studentinnen – ich präzisiere noch einmal etwas, ich möchte hiermit nicht auf ein generisches Femininum hinweisen – auch nicht in der regulären Teilnehmerliste, sondern auf der Warteliste, so wie ich übrigens auch.

Als es nun darum ging, wer aus der Warteliste noch am Seminar teilnehmen kann, war besagter Dozent in einem ziemlichen Dilemma und überlegte hin und her, wie er, ohne allzu unfreundlich zu wirken, uns erklären konnte, dass sich mit einer solch großen Teilnehmerzahl nicht vernünftig arbeiten ließe. Als kleiner Wink mit dem Zaunpfahl meldete sich daraufhin eine dieser Studentinnen – ein ziemlich altes Semester, wahrscheinlich über 60 Jahre alt – und wies auf diese ominöse Mail hin, der zufolge die NDL-Studenten ein Anrecht auf einen Platz im Seminar hätten. Insgesamt waren es knapp 10, die auf der Warteliste standen, allerdings gehörte die einzelne Meldung zu einer Gruppe von 6 NDL-Studentinnen, die allesamt in der gleichen Ecke saßen und ihr Missfallen an den Äußerungen des Dozenten mit empörtem Kopfschütteln zur Schau stellten.

Schade war, dass er, und so kenne ich ihn, nicht konsequent blieb, denn er antwortete erst einmal, er sei hier die Seminarleiter und er bestimme, wer hier noch teilnehmen könne. Diesen NDL-Kindergarten (sinngemäß) mache er nicht mit. Zu meinem Leidwesen lenkte er später jedoch ein und erlaubte allen zu bleiben. Ein faires Angebot. Von anderer Seite bekam er gleich noch Unterstützung, indem sich einige Studenten zu Themen meldeten, die er eigentlich nicht in Gruppenarbeit mit Referat abarbeiten lassen wollte, weil der Dozent befürchtete, dass sich für die ersten beiden Termine sowieso niemand gefunden hätte. Ein wirklicher Lichtblick, denn damit konnten auch die zu erbringenden Studienleistungen entzerrt werden und die einzelnen Gruppen wurden nicht so groß, dass ein bloßes „Mitschwimmen“ nicht bemerkt werden würde. Dieses Angebot kam übrigens von anderen NDL-Studenten – ein dezenter Hinweis an die Zickenriege, dass es auch anders geht.

Nun könnte man sich natürlich fragen, weshalb NDL-Studenten überhaupt an einem solchen Seminar teilnehmen, denn es geht weder um neuere deutsche Literatur noch um Literatur überhaupt. Der Fokus liegt ganz klar auf den Serienformaten, die drei Texte am Anfang sind lediglich zur Einstimmung gedacht und bieten (eventuell) eine kleine Orientierung zum Kern des Seminars. Das fragen wir uns aber lieber nicht, denn dann käme gleich ein empörter Kommentar aus besagter Ecke. Schließlich stünde das Seminar ja im Vorlesungsverzeichnis unter der NDL-Rubrik und die armen NDL-Studenten, die sich sonst nur mit Grass Gedichten oder Preisträgern und -anwärtern der LITERA TOUR Nord beschäftigen dürfen, sind ja mit ihrer Wahl des NDL-Masters schon genug gestraft.

Dass sich besagte Gruppe dann aber auch bei der Wahl ihres zu bearbeitenden Themas tantenhafter benimmt als ein Kaffeekränzchen mit einem Fleck auf der Tischdecke, konnte bis dahin ja keiner ahnen. Als nämlich die Zuordnung von Gruppenteilnehmern zum Thema „Die Sopranos“ an die Reihe gelangte, meldeten sich die besagten 6 – übrigens die Höchstzahl der Gruppenmitglieder jeden Themas – und insistierten, sie wollten das Thema ausschließlich zusammen bearbeiten. Damit wurde einer Kommilitonin der Zugang erschwert, denn sie war den 6 gegenüber eindeutig in der Minderzahl. Der Dozent nahm sie als erstes auf, hihi.

Wie die weitere Diskussion ablief, kann ich nicht mehr sagen, ich bin dann aufgestanden und gegangen. Die Zeit war um, die Gruppenzuweisungen interessierten mich nicht, weil ich ja nicht mitmachen will, und der ganze Eiertanz wurde einigen anderen anscheinend ebenfalls zu bunt, die mit mir, aus entweder den gleichen oder ganz anderen Gründen, den Dozenten grüßten und den Raum verließen. Ich hoffe, er nimmt uns das nicht krumm.



*Privatdozenten, also habilitierte Doktoren, deren Post-Doc-Stelle bald endet und die auf eine Professur warten, die ich diesem einen Dozenten von Herzen gönne, haben leider einen nicht allzu langen Hebel, wenngleich sich manch andere Professoren, wahrscheinlich nur bedingt an diese Email halten mögen, da sie genügend Autorität und bürokratische Kenntnis besitzen, um diese Email anderweitig zu umgehen.
Jossele - 16. Apr, 12:35

Fünfzig Leut, incl. Kindergarten, das spottet der Bezeichnung Seminar.
Ich hoff, du kannst trotzdem einiges mitnehmen.

Shhhhh - 16. Apr, 19:38

Ein schönes Arbeiten ist das natürlich nicht, aber das ist glücklicherweise meine Sorge nicht.
Teresa HzW - 17. Apr, 14:57

Hinzuangemerkt :-O

Schließe mich der Meinung vom Jossele an und möchte dazu ergänzend anmerken,

Ich kenne zwei Dozenten [also externe Honorarkräfte, keine Prof-Anwärter od. ähnl.], die u.a. aus diesem Grund - den diese diplomatisch mit der Frage der "Studier-Fähigkeit" bei den oftmals [mit 21 Jahren!] sehr jungen MA-AnwärterInnen umschreiben - ihre Honorartätigkeit an hiesigen Hochschulen wieder aufgegeben haben.
WAS ich sehr schade fand und finde... jedoch... nachvollziehen kann... beides sehr erfahrene Praktiker, die aus Spaß und Freude an der Wissens-Vermittlung ihre Dozententätigkeit ausübten. Und denen nach ähnlichen Erlebnissen - wie von Ihnen geschildert - die eigene Zeit, v.a. Kraft, zu schade war, sich mit UNI-Bürokratie und v.a. jungen "Gscheidmeiern" in endlosen Diskussionen aufzureiben [weil das mit dem Ausschluss... geht auch nicht mehr so einfach... weil der/die "ausgeschlossene" StudentIn von heute flugs Klage einreicht!].
Einer war besonders abgenervt über die Tatsache, dass es wohl keine Seltenheit ist, mit Zwischenrufen konfrontiert zu werden à la "das steht hier bei Wikipedia... oder bei xy... im Internet aber ganz anders"... - darauf hatte er dann "bei dem Honorar, das eigentlich nicht mal seinen Zeitaufwand für die Vorbereitung" abdeckte, irgendwann keine Lust mehr... nachdem er im ersten Vortragssemester "solche Erlebnisse" noch für eine "Ausnahme-Erscheinung" hielt, jedoch im Laufe seiner Dozententätigkeit "eines Besseren belehrt" dann nach der fünften Semester-Runde "in Sack haute" - wie man hier bei uns sagt!

Insofern... ist Ihr Eintrag wohl landauf landab traurige Praxis an [nicht nur überfüllten] Hochschulen!

Shhhhh - 22. Apr, 20:22

Das mit der Unibürokratie kann ich sehr gut nachempfinden, das geht aber nicht nur den Dozenten so, sondern ist längst bei den Studenten angekommen. Und die von mir beschriebene Situation fällt ja auch ins Ressort der bürokratischen Hürden, die sowohl die Dozenten, als auch die Studenten betrifft.
Das "Gscheidmeiern" ist nichts, was ich selbst bereits erlebt habe, weshalb ich mir dazu kein Urteil erlauben möchte.
Persönlich sehe ich das Ganze eher gelassen, denn wahrscheinlich gab es die gleichen oder ähnliche "Hürden" sowohl für Studenten als auch angehende Professoren schon immer und wird sie auch in Zukunft weiterhin geben.

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