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Der Keller

Am Mittwochmorgen stand ich wie immer früh auf und begab mich zu unserer alten Wohnung. Ich hatte keine Haustürschlüssel und auch keinen Schlüssel für die Kellertür. Nur für den Verschlag, genauer für das Vorhängeschloss an dem Verschlag hatte ich noch einen Schlüssel. Ich klingelte mich also im Erdgeschoss anfangend durchs Haus, hatte Glück und traf dort gleich jemanden an. Sie öffnete mir beide Türen und sagte mir, ich könne jederzeit, das wäre kein Problem. Ich sagte danke und räumte vielleicht ein- oder zweimal noch ein.

Dann ging ich in den Keller und räumte aus. Mit ein- oder zweimal wäre das hier nicht getan, dachte ich und zerlegte das uralte Billyregal in seine nächstkleineren Bestandteile. Dafür musste ich es nur aus der Reihe nach vorne zerren und leicht von rechts gegen drücken. Die Rückwand hatte ich natürlich vorher mit ein paar wohlgezielten Schlägen gelöst. Die zwei Konstruktionsböden – überhaupt alle Böden – verhielten sich kooperativ, sie lösten sich nur soweit, dass das Regal komplett zusammenklappte, man aber ein Stück behielt, so flach, dass es fast wieder in einen Karton gepasst hätte.

Es lag noch jede Menge Müll herum. Ein altes Futonbett, jedenfalls das Gerippe davon, zerlegt in kleine, lange Einzelteile. Arbeitsplattenausschnittinhalte, einen Rest Arbeitsplatte, Blech, Bauholz, ein paar Kartons Laminat, alles leicht angedreckt, manches vielleicht sogar angeschimmelt, denn wir hatten einmal Wasser im Keller stehen, knöchelhoch. Unser Vermieter schwor, seine Hausversicherung würde für den Schaden aufkommen, ich machte Fotos von allen Dingen und schickte eine Liste mit Forderungen. Die Arbeitsplattenausschnittinhalte wollte ich natürlich nicht ersetzt haben, obwohl ich überlegt hatte, sie ihm als Frühstücksbrettchen unterzujubeln. Wenn jemand so knauserig ist wie unser ehemaliger Vermieter, dann muss man jede Gelegenheit nutzen.

Wir sahen nie einen Cent, immer wiegelte er ab und wir hatten ja auch eigentlich nur Schrapel im Keller stehen, Schrapel, den ich jetzt wieder bewegen musste, den ich von einem zum nächsten Keller trug. Ich machte dabei zwar Verluste, indem ich alte Regale und Arbeitsplattenreste samt Inhalte von Ausschnitten auf dem Wertstoffhof entsorgte, aber es entstanden beim Packen von Kisten in der Wohnung am Freitag vor dem Umzug schon wieder Inhalte, die in Kisten kamen, auf denen ein kleiner Kleber mit dem Hinweis „Keller“ prangte. Ich machte mir keine Sorgen wegen des Melanoms.

Erwähnte ich schon die vier Fahrräder? Nein? Da standen vier Fahrräder, allesamt nicht fahrtüchtig. Ich brachte eins zum Fahrradheini um die Ecke. Er kennt uns schon, weil ich mich immer weigere, die Luftreifen des Kinderwagens zu wechseln und deshalb immer zu ihm gehe. Auch wegen diverser Dinge an unseren Haupträdern: Licht, Ketten, Bremsen und so ein Zeug. Er machte es flott, wir verkauften es. Ich brachte die zwei anderen dort hin, eines wollte ich ihm schenken, das andere wollten wir verkaufen. Bisher habe ich für die Abholung – das Rad ist nämlich seit geraumer Zeit fertig – keine Zeit gefunden. Ich darf nur mittags nicht mehr über die Limmerstraße gehen, weil er mir dort begegnen könnte. Eines der Räder steht in unserem neuen Keller. Es kam mit der Tour vom Samstag mit.

Ich hatte am Mittwoch nämlich nach der einen Fuhre keine Zeit mehr. Irgendetwas Dringendes kam mir furchtbar dazwischen. Als die neuen Mieter jedoch am Freitagabend eine SMS schickten, dass sie jetzt plötzlich doch schon morgen den Keller einrichten wollten, da musste ich das vierte Fahrrad mitsamt den anderen Sachen in zwei Autoladungen verstauen und endlich leeräumen.

An dem Samstag versprach ich meinen ehemaligen Nachbarn, zum letzten Mal ihre Schlüssel brauchen zu wollen. Sie öffneten mir beide Türen und ließen mich mit meinem Kram allein. Ich verstaute alles im Treppenhaus. Als ich wieder einmal schnaufend nach oben kam, stand gerade eine andere Nachbarin an der Haustür und fragte, ob sie die für mich aufhalten solle. Ich verneinte kurzatmig, stellte ab und ergänzte, dass ich erst alles hier platzieren würde, ich würde noch ein paar Gänge zu tun haben. Achso, sagte sie. Ich rief noch ein „leider“ hinterher, derweil ich mich umdrehte und die Kellertreppe ansteuerte, während sie verzweifelt? zu lachen anfing und nach oben verschwand. Ich wusste, weshalb. Sie hatte, ähnlich wie wir damals, als die Sache mit der Flut im Keller war, alle ihre Sachen herausgestellt und die wertvollsten in ihrem Bully verstaut. Nur Fotos hatte sie nicht gemacht. Die Sachen standen ausgebreitet auf dem kompletten Innenhof, ihr Keller musste das Fassungsvermögen einer Dreizimmerwohnung haben.

Jedenfalls stehen die Sachen jetzt wieder im Keller. Alles, bis auf das Holz, das Blech und der Arbeitsplattenscheiß und das Regal.
iGing (Gast) - 14. Jul, 22:46

Eine Familie soll sich mal ein neues Eigenheim mit zwei Garagen gekauft haben, weil ihr Krempel nicht mehr in die eine Garage passte ... ich weiß nicht, wieso mir das gerade jetzt einfällt ...

Shhhhh - 15. Jul, 08:27

Immer wenn ich zu IKEA gefahren bin die letzten Tage - und das kam öfter vor - fiel mir die Werbung eines Dienstleisters ins Auge: "Kein Platz mehr im Tipi?" Daneben prangte ein riesiger Indianerkopf. Die Firma lagert in dem unschönen Würfel die Sachen anderer Leute ein.
Trithemius - 15. Jul, 08:53

Das alles klingt nach sehr viel Arbeit. Für soviel körperliche Aktivität gehen andere ins Fitness-Studio. Als wir letztens in meinem Keller waren, um festzustellen, dass meine Umzugskartons, die ich dir leihen wollte, angeschimmelt waren, hat mich wieder der alte Horror vor Kellern und ihrem Inhalt erfasst. Im Eingang waren Spinnweben gewesen, denn ich hatte den Keller mindestens zwei Jahre nicht betreten.
Ich frage mich, warum man den Pröll aufbewahrt, wenn man ihn jahrelang offenbar nicht braucht. In der Evolution des Menschen muss irgendwann etwas schief gelaufen sein, was ihn zum Kellermessi macht.

Shhhhh - 15. Jul, 16:23

Der Keller einer Wohnung scheint mir ähnlich wie ein Unterbewusstsein zu funktionieren. Zuerst kommen da all die Dinge rein, die man scheinbar verarbeitet hat und irgendwann bricht es plötzlich alles wieder heraus und überfällt einen kurzerhand. Manchmal finden sich dort drin aber auch Schätze, deren Wert man anfangs nicht erkannt hat und seien es nur - wie in unserem Falle - die vielen Dinge, die wir gerade über Ebay verkaufen und die uns neue Anschaffungen finanzieren.

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