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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Mittwoch, 23. Oktober 2013

Pokalverleihung Freitagstexter

Ich muss mich diesmal ganz kurz halten, weil mein Tagesplan heute bis zum letzten Zipfel vollgepackt ist. Daher:

Der dritte Preis geht an das bee mit:
„Erich, da kam ein Brief vom Ordnungsamt, dass Du diese Glühbirne da gegen eine Energiesparlampe auswechselst. Und einer, dass Du diese Glühbirne da gegen eine Energiesparlampe auswechselst. Und einer, dass Du diese… Erich!?“

Der zweite Preis geht an Doctotte mit:
"Seit Klaus das Rentierfutter mit Plutonium mixte, konnte er viel sicherer mit seinem Schlitten durch die Nacht reisen. Nur die Nebenwirkungen im Garten waren ihm vor den Nachbarn etwas peinlich."

Und der Gewinner des diesmaligen Freitagstexters, und statt des Publikumspreises erhaltend, geht an neonwilderness mit:
"Tebartz-van Elst fehlte jegliches Verständnis, dass nun auch seine 3-Millionen-Investition für angemessene bischöfliche Weihnachtsdekoration in die Kritik der schamlosen Hetzpresse geraten war."

Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für rege Teilnahme!

Freitagstexter

Am Freitag geht es demnach hier weiter.

Montag, 21. Oktober 2013

„Ist hier Stimmung?“

, fragte ich noch im Rahmen der Tür stehend in den Raum hinein. „Ja“, lautete die einstimmige Antwort, nicht ohne ein verhaltenes Lächeln auf einigen Gesichtern zu hinterlassen. Ist ja auch eine komische Frage, wenn man sich in einer todernsten, in sich gekehrten Atmosphäre wie einem Seminarraum kurz vor Beginn der ersten Sitzung eines Seminars einfindet. Ich musste trotzdem fragen, weil ich bei so manchem der in Vorlesungsverzeichnissen so angegebenen Räume meine Probleme hatte. Entweder fand die Veranstaltung ganz woanders statt oder wurde kurzfristig verlegt, weil der Raum zu klein oder zu groß war. Dann steht man da, kommt sowieso schon zu spät, setzt sich und bekommt nach 10 Minuten mit, dass hier gerade eine Vorlesung zu theoretischer Physik läuft, obwohl man doch eigentlich allgemeine Psychologie hören wollte. Ist alles schon passiert.

Stimmung lautet der Seminartitel. So starte ich ab jetzt für das kommende Semester meine Woche. Immer montags um 10 geht es los, da ist Stimmung. Mit Stimmung verband ich bislang eigentlich immer eine gewisse Atmosphäre oder ein gewisses Gefühl. Ich kann darein versetzt werden oder mich ihr hingeben, ich kann es auch ablehnen oder bin sowieso schon gestimmt, so oder anders. Stimmungen sind fast nie freiwillig, weil sie von uns selbst und unseren Sinneseindrücken abhängen. Schaut man ins etymologische Wörterbuch wird man es so oder so ähnlich dort wiederfinden. Und darüber hinaus findet sich ein Hinweis auf die ursprüngliche Verwendung. Der Begriff kommt aus der Musik, man stimmt eine Gitarre zum Beispiel.

Was mir aber tatsächlich neu war, ist die Unschärfe und die Vielschichtigkeit der Bedeutungen, die das Wort Stimmung im Deutschen haben kann. „Neu“ ist dabei sicherlich nicht ganz richtig, ich habe es mir in diesem Zusammenhang nur noch nie vergegenwärtigt. Wir lasen dazu einen Text von H.G. von Arburg, der in der Einleitung eines Magazins, das sich ausschließlich dem Begriff der Stimmung widmete, von den Schwierigkeiten des Übersetzens des Begriffs Stimmung sprach. So ist im Französischen von zwei Begriffen die Rede, einmal angewandt auf Personen und einmal angewandt auf zum Beispiel Landschaften die Rede, humeur und atmosphère. Oder im Englischen: da gibt es dafür mood einerseits aber den musikalischen Aspekt spart das komplett aus. Andere Beispiele gab es leider nicht, aber interessieren würde es mich schon, ob in fremden Sprachen je nach Sachlage immer nur ein Wort benutzt wird oder auf mehrere zurückgegriffen werden muss. Vielleicht hat da ja jemand eine Idee.

Freitag, 18. Oktober 2013

Freitagstexter

Freitagsbanner

Es ist schon wieder Freitag und ich darf alle Besucher hiermit zum offiziell eröffneten Freitagstexter begrüßen! Meine Kollegin la-mamma hat mich erneut auserkoren, den dieswöchigen Freitagstexter auszurichten, herzlichen Dank dafür! Die Regeln sollten allgemein bekannt sein, daher nur so viel: ein kurzer Text, ein Bild, ein Lebenszeichen im Kommentarfeld berechtigt an der Teilnahme dieses seit Jahren kontinuierlich jeden Freitag ausgetragenen Wettbewerbs. Wer über kein eigenes Blog verfügt, um als möglicher Gewinner am kommenden Freitag den Freitagstexter auszurichten, kann sich entweder einen Ersatzblog aussuchen oder es wird einfach aus Spaß an der Freude getextet, was nicht schlimm, sogar begrüßenswert ist, denn es gilt: umso mehr Kommentare , desto mehr Spaß für alle.

Hier das Bild:

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Fallanalyse in der Lebenswelt

Ich war überpünktlich. Die Dauer der Veranstaltung ist von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr ausgewiesen. Das bedeutet so viel wie, es geht um Viertel nach los und endet um Viertel vor. Ich betrat den Seminarraum um Punkt 10. Es sollte um Fallanalysen in Lebenswelten von Schülern gehen. Es waren kaum noch Plätze frei, bis auf die wenigen ganz vorn im U der Runde. Der Dozent ein junger Mann, vielleicht sogar jünger als ich, war ziemlich aufgeregt, hatte aber alle Sinne beisammen. Sozusagen war sein Lieblingswort, manchmal wunderte ich mich, dass er nicht aus Versehen einmal „sozusagen sozusagen“ sagte, aber ein Wort passte ihm dann doch immer dazwischen. Was sich anfangs noch als schleppend und unangenehme Ein-Mann-Show präsentierte, wechselte im Verlauf der Sitzung zu einer doch eher entspannten Konversationsrunde. Sehr angenehm.

Gleich zu Anfang der Sitzung erbat sich der Dozent beim Vorübergleiten der Anwesenheitslisten von irgendeinem Studenten eine Büroklammer, um die beiden losen Blätter aneinander zu heften. Da ich der letzte war, dem diese Chance zuteilwerden würde, verzichtete ich darauf in meinem sowieso hoffnungslos unaufgeräumten Rucksack nach einer solchen zu suchen. Mir gegenüber ging es aber sogleich zur Sache. Mehrere kramten in ihren Federetuis…, Moment, Federetuis? Ja, richtig. Unauffällig zählte ich die Teilnehmer und diejenigen, die ein Federetui besaßen und ich kam auf ein Verhältnis von fast 2:1. Also jede Zweite besaß ein Federetui. Ich sage mit Absicht, jede Zweite, nicht weil ich mich dem generischen Femininum verschrieben hätte, sondern weil es mit mir und dem Dozenten nur noch zwei weitere Männer im Raum gab, und wir hatten allesamt kein Federetui.

Wie bereits geschrieben, war meine Sitzposition äußerst ungünstig, nicht nur saß ich ganz weit vorn, außerdem auch direkt neben der Tür, eine Tür übrigens, die sich von außen nicht öffnen lässt, wenn man nicht schon mindestens einmal mit ihr gekämpft hat. Zwei Unterbrechungen gab es dann kurz nach Beginn, einmal wurde entnervt aufgegeben, ich konnte auch niemanden mehr entdecken und beim anderen Mal klopfte es und der Dozent sprang sofort auf und öffnete die Tür von innen; das geht übrigens problemlos, soviel also zu den Zulassungsbeschränkungen.

Noch ärgerlicher war aber, dass die Tür im Vestibür nicht richtig schloss, stattdessen hatte sie sich darauf verlegt, laut zu knarzen. Da hinter dieser Tür ein allseits beliebter Rauchplatz liegt, wurde die Tür ständig aufbewegt und dann kroch sie im Schneckentempo und Elefantenlautstärke wieder zurück.

Hinzu kam, dass der Dozent aus meiner Sicht mit mindestens der Hälfte des Kopfes hinter einem Polylux verschwand. Das erinnerte mich an den gestrigen Kneipenabend mit Trithemius, wo ich ihm beichtete, wie ich meinem ehemaligen Geographielehrer so manchen Streich gespielt hatte. Heute habe ich deshalb ein schlechtes Gewissen, früher war ich da abgehärteter. Mein Lehrer hatte ein Glasauge, ich saß ihm direkt gegenüber, nur in der letzten Reihe. Vor mir saßen auch keine kleinen Leute. Wenn er mich direkt ansprach, was häufiger vorkam, weil ich Geographie immer sehr gemocht habe, wechselte ich hin und wieder zwischen der rechten und der linken Seite, um an den vor mir Sitzenden vorbei zu sehen. Für ihn war das natürlich nicht so leicht wie für mich, weil er ja mit dem einen Auge nicht sehen konnte, und so wurde eine kleine Bewegung von mir zu einer maximalen Streuung am Lehrertisch. Wie ein Schunkelmännchen am Biertisch bewegte sich sein Oberkörper hin und her, seine Beine waren dabei um die Beine des Stuhls geschlungen, als ob er fürchten musste gleich abzuheben. Dabei war er immer so bei der Sache, dass ihm gar nicht auffiel, wie komisch das war, jedenfalls hatte ich weiterhin gute Noten.

Und so verbrachte ich meist schweigend, zählend oder in Gedanken versunken den Großteil des Seminars. Als die Stunde um war, verließ ich dann den Klassenraum und kurz darauf das Gebäude, nicht ohne der Tür im Flür einen missbilligenden Blick zuzuwerfen.

Samstag, 12. Oktober 2013

Das Schlüsselbund des Intendanten

Bin im Theater. Es läuft bereits und ich vertreibe mir die Zeit, indem ich in der Cafeteria den Gesprächen lausche. Nebenbei tue ich so, als läse ich in einem furchtbar interessanten Zeitungsartikel. Es liegt nämlich immer ein Pressespiegel vom Tage herum, in dem all die für den Kulturbetrieb relevanten Artikel hineinkopiert und gebündelt werden.

Heute ist oben auf der kleinen Bühne ein Vorsprechen und dafür sind einige Leute angereist, die ich noch nie gesehen habe. Die erzählen sich dann beim Bier ihre dicksten Geschichten, packen noch eine Ladung oben drauf und schlingern mit diesem Karren in meinen Gehörgang, nicht ohne das ein oder andere dabei umzustoßen.

Gerade in diesem Moment sitzt ein Nachwuchsschauspieler mit einem altgedienten Techniker beisammen. Der Alte hat den Jungen auf ein Bier eingeladen und sie unterhalten sich über Beleuchtung. Der Nachwuchsschauspieler erzählt gerade, wie er an einem Regler für die Beleuchtung sitzt, der Regisseur von unten ruft, weiter, ja, noch weiter, während er oben längst die Hand vom Regler genommen hat und sich gähnend die Hand vor den Mund hält und plötzlich von unten ein, ja, so ist es gut, ertönt, so lassen wir das.

Jetzt kommt Bewegung in den Techniker. Er erzählt den gleichen Vorgang in einem Dutzend von Varianten nochmals, bis auch der letzte heimliche Zuhörer, also ich, bemerkt hat, dass er längst Bescheid weiß und dass das eigentlich seine Geschichte gewesen ist, die sich der Jungspund hier nur in einem Anflug von Größenwahn unter den Nagel gerissen hat. Und das, wo er ihm doch gerade ein Bier ausgegeben hat. Zusätzlich zu dem Variantendutzend gibt der Techniker nun auch noch unterschiedliche Erklärungen dafür ab, weshalb das immer so läuft, und weshalb nicht einfach die empfohlenen Einstellungen der versierten Techniker übernommen werden. Es geht zum Beispiel darum, als Regisseur das letzte Wort zu haben, den größten Hut, den tollsten Schal und überhaupt das dickste Schlüsselbund, das Schlüsselbund des Intendanten zu besitzen. So läuft das eben, beschwört der Alte seinen Jünger.

Ich habe jetzt eine ungefähre Vorstellung von der Größe des Schlüsselbundes des Jungschauspielers. Es ist definitiv kleiner als das des Technikers. Ich hole mein geborgtes Requisitenschlüsselbund hervor, wo sich auch eine kleine Variante des großen Universalschlüssels der gesamten Schließanlage des Hauses befindet. Ich atme hörbar die Luft ein, prüfe noch einmal die ganzen Bärte der Requisitenschlüssel, denke an die ganzen alten Zöpfe und kann ein Gähnen nur mühsam unterdrücken.

Freitag, 11. Oktober 2013

Kommentar zum Vorlesungsverzeichnis

Meine Tochter bekommt seit geraumer Zeit einen Brei zu Mittag vorgesetzt. Den isst sie je nach Inhalt und Befinden entweder vollständig auf oder nur zum Teil, worüber ich mir selten große Gedanken mache, denn satt wird sie, das sehe ich ihr an. Nun passiert es jedoch hin und wieder, dass sich zusätzlich zu dem pürierten Gemüse auch ein Zusatz im Brei befindet. Das ist eine Paste die aus pürierter Hähnchenbrust besteht und von uns, der wir sonst den Brei komplett selbst herstellen, hinzugekauft und untergemengt wird. Egal welche Art Brei, und mag das Gemüse noch so exotisch sein, egal ob Pastinake, Süßkartoffel oder schlicht Möhren, sie isst ihn dann auf. Diese kleine Zutat, die pürierte Hähnchenbrust scheint dafür verantwortlich.

Auffallend in diesem Zusammenhang ist die offensichtlich sehr geringe Menge, die auf den Gesamtgeschmack wirkt. So ähnlich stellen wir das auch fest, wenn wir einen Longdrink bestellen, der ja zum größten Teil aus „Brause“ besteht und nur einen kleinen Teil, Gin, Wodka oder was weiß ich enthält. Trotzdem wird der Gin in „Gin Tonic“ als erstes, geschmackgebendes Element genannt und erst darauf folgt die Tonic. Auch bei der Wahl des Artikels, Sie haben es sicher gemerkt, spielt sich hier etwas Merkwürdiges ab. Das kann auch einfach an mir liegen, ich vermute aber, dass man sich zumindest drüber streiten könnte, ob es die Tonic aber der Gin Tonic heißt. Bei Komposita im Deutschen bestimmt nämlich eigentlich das zweit- bzw. letztgenannte Wort, das Geschlecht.

Sei es, wie es sei. Was sollte ich von einem kommentierten Vorlesungsverzeichnis des Deutschen Seminars halten, wenn sich darin nur eine einzige Veranstaltung findet, die als Vorlesung ausgewiesen ist und alle übrigen – mehr als 80 an der Zahl – aber Seminare sind? Sollte diese eine Veranstaltung dann nicht auch über eine „besondere Würze“ oder Note verfügen und nicht wie vorgefunden lediglich eine Einleitung in die Literaturwissenschaft geben?

Ich habe das schon erlebt, diese „besondere Würze“, und nicht zu knapp. Nicht selten waren Trithemius und ich beide zu diesen Veranstaltungen gegangen und haben, nicht nur in den Gefilden der Literaturwissenschaft, sondern auch über den „Tellerrand“ hinaus blicken dürfen. Ich habe darüber sogar schon berichtet. Das finde ich persönlich ein wenig schade, denn der Titel „Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis“ verspricht zwar keine spezielle Note, lässt mich und meine Gewohnheit aber daran denken.

Dienstag, 8. Oktober 2013

Haben oder Nichthaben

Wenn du 50,- € brauchst, dir aber 50,- € fehlen, dann brauchst du sogar 100,- €, nämlich die 50,- €, die dir fehlen und dann noch die 50,- €, die du brauchst. Haben oder Nichthaben. So ungefähr muss man sich das vorstellen in der Küchen- und Kneipenpsychologie, -mathematik. So oder so ähnlich hat den Spruch ein jeder schonmal irgendwo gehört oder selbst erzählt. Ich kann es nicht mehr zählen, wie oft ich diesen Spruch schon gehört habe, und leider meistens in der Situation, wo mir tatsächlich etwas fehlte.

Gestern Abend fehlte mir auch etwas. Ich ging in den Supermarkt und suchte ein paar Kleinigkeiten für das Abendessen zusammen. Ganz zum Ende machte ich vor dem Süßigkeitenregal halt und wurde auch dort fündig. Mit meinen 11,- € aus dem Portemonnaie ahnte ich, es würde vielleicht nicht reichen. Ich hatte genau drei 2,- € Stücke und einen Fünfer, als ich zur Kasse ging. Ich überschlug die Summen im Kopf und kam auf 12,- €, dachte aber, dass ich ja großzügig aufrundete.

Die Waren laufen piepend über das Fließband, der Pegel steigt. 6,54 €, 7,38 €, 9,41 €.
„11,50 €, bitte“, sagt die Frau an der Kasse. „Hab‘ ich nicht“, hauche ich zurück, das Wasser steht mir schon im Hals. Ich sortiere die Süßigkeit wieder aus, ein bisschen enttäuscht. Ich lege sie rüber und vermelde traurig: „Das bleibt dann hier.“
Sie dreht sich um, schaut über die Regale, klingelt an einem Knopf, es piept irgendwo im Gang. Ihre Chefin muss das Ganze stornieren. Es ist 21:45 Uhr, eine Viertelstunde vor Feierabend. Bis eben war der Laden komplett leer, jetzt steht eine Schlange hinter der Kasse. Alles guckt möglichst unbeteiligt und ärgert sich insgeheim über den Penner an der Kasse, der zu blöd zum Rechnen ist, das bin ich. Ich stehe auch da und starre fassungslos in meine Geldbörse.

Ich krame nochmals darin herum. Ich finde, eingekeilt zwischen dem ausgewaschenen rosa Lappen, einen weiteren Fünfer. Ich drehe mich triumphierend zur Verkäuferin herum, schwenke mein Friedensangebot und will dann alles bezahlen, als schon die Chefin um die Ecke kommt. Stornieren muss sie trotzdem und die Verkäuferin gibt dann alles nochmal ein. „11,50 €, ja?“ fragt sie mich. Ich gebe ihr meinen zweiten Fünfer zu dem ersten und eines meiner 2,- € Stücke. Sie hat von mir 12,- € erhalten und sagt erneut in leicht dummfrechen Tonfall „11,50 €, ja?“, ich nicke und sie gibt mir 1,50 € wieder raus.

Ich hatte kurz überlegt, ob ich dazu was sage. Ob ich vielleicht die Frechheit besessen hätte, mir von ihr mein Kleingeld zu einem Fünfer wechseln zu lassen. Mir fiel diese Redewendung ein, mir fiel ein, wie ich hier bedröppelt an der Kasse stand und „hab‘ ich nicht“ hauchte, wie entnervt rollende Augen den Laden inspizierten, um nach der Chefin zu suchen, wie die Schlange an der Kasse in den Laden hineinwuchs, wie peinlich das alles war; dass mir nicht einmal eingefallen ist, einfach meine EC-Karte zu zücken, wie die dämliche Kuh mich dreimal fragte, ob es denn jetzt 11,50 € seien, ob ich auch alles dabei habe oder ob ich nicht noch eine Packung blaue Säcke oder so… Nein! Ich behielt das Geld, stopfte die Sachen in meinen Rucksack und stapfte aus dem Geschäft.

Montag, 7. Oktober 2013

Vielleicht - ach!

Den ganzen Tag über schon beschlich mich das Gefühl, auf die Toilette zu müssen. Ich ging, ein ums andere Mal. Zuletzt, ich war gerade dabei die Requisiten des Stückes einzuräumen, konnte ich nicht, weil ich die Arbeit ungern an dieser Stelle unterbreche. Nachher fehlt irgendetwas beim Wiederaufbau und mir oder jemand anderem schwant von diesem Abend und meiner lausigen Arbeitsmoral. Ich unterdrückte also das Gefühl, unterbrach meinerseits die Arbeit der Kostümabteilung, indem ich ihnen von dem verschwundenem Stahlhelm erzählte und erntete dafür sogleich eine volle Box mit Kleidern, die noch auf der Bühne verblieb, als die beiden Frauen längst schon in der Bahn oder im Bus oder auf dem Fahrrad die Heimreise angetreten hatten.

Den ganzen Tag über schon brodelte es. Ein wirklich schlechter Tag kündigt sich ja nicht einfach so an, er beschließt sein Ende in einem fulminanten Finale aus Kleinigkeiten. Man merkt erst ganz zum Schluss, in der Rückschau, sozusagen, was sich alles abgespielt hat. Dann zieht man einen Summenstrich drunter, rechnet nach: da haben wir’s ja, ein wirklich beschissener Tag.

Nach getaner Arbeit stehe ich am Waschbecken und will mir die Hände waschen. Es ist das hundertste Mal, beschleicht mich ein Gefühl, weil ich ständig irgendwo in Schuhcreme hineinfasse, die wahllos auf der Bühne verteilt in Ecken lauert, wo ich gerade meine Griffel anbringe. Sie gehört zum Stück, ich gehöre irgendwie auch dazu, also habe ich gefälligst Schuhcreme an den Händen.

Ich stehe also vor diesem Waschbecken, ziehe meine Finger in Richtung Handfläche, weil man das so macht, wenn man Seife aus dem Spender haben möchte, und muss feststellen, dass mir die Seife zwischen Mittel- und Ringfinger hindurchrinnt, nicht ohne eine hauchzarte Spur in der Mulde zu hinterlassen. Die Spur reicht nicht und ich versuche ein weiteres Mal mein Glück, denke aber nicht daran, auch nur eine Kleinigkeit anders zu machen als zuvor, mit dem gleichen Ergebnis.

Ich wasche mir die Hände und will sie gerade an den sensorgesteuerten Papierzuführer halten, als ich bemerke, dass dieser alle ist. Da habe ich den Strich gemacht, vorsichtshalber, nachher stimmt mein Urteil von dem fulminanten Ende gar nicht. Vielleicht - ach!

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Zuletzt aktualisiert: 31. Jul, 00:55

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