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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Donnerstag, 12. September 2013

Tausend Tage

Tausend Tage gibt es dieses Blog. Vierhundertachtundsechzig Beiträge und mehr als doppelt so viele Kommentare. Grazie mille für den häufigen Besuch und das Hinterlassen eines Tons.

Wollen Sie übrigens einmal wissen, wie ich auf den Namen Leise Töne kam? Ich möchte das auch gern wissen, denn ich habe es vergessen. Falls Sie also jemanden kennen, der wen kennt, der das weiß, schicken Sie ihn mal hier vorbei.

Dienstag, 10. September 2013

Wellnesswochenende

Das Wochenende war anstrengend. Es bestand aus größtenteils Bier, Rum, Fertigpizza und Toastbrot; in dieser Reihenfolge. Ich habe mich mit ein paar alten Freunden in einem Haus in Brandenburg getroffen und dort die Nacht zum Tag gemacht. Wir haben versucht, so leise wie möglich zu sein, was uns auch gelungen ist, wie uns der Vermieter bei Abreise bestätigte, der wohnte nämlich auf der Etage zwischen den beiden von uns angemieteten Ferienwohnungen.

Der Nachbar allerdings, dessen Bootsanlegestelle ich unbedingt gegen halb 3 Uhr morgens noch besichtigen musste, weil dort auch unser Boot vertäut war, konnte in dieser Nacht nicht durchschlafen. Seine Hunde, ein Rottweiler und ein Labrador, hielten nämlich nichts von meiner Idee. Ich überlebte nur, weil der besagte Nachbar in einer Hängematte im Garten schlief und zu gegebener Zeit, also nachdem ich plötzlich wieder nüchtern war, seine Hunde zurückrief.

Ansonsten ist nichts Spannendes passiert. Ich habe meinen ersten Heftroman gelesen und bin angenehm überrascht. Als Ente hat sich übrigens herausgestellt, dass der oder die Autorin auf einer geheimen Insel gefangen gehalten wird und bei Wasser und Brot diese Schundromane schreiben muss. Das haben wir herausgefunden, indem wir uns das einzig zur Verfügung stehende Kommunikationsmedium dieser armen Person genauer angesehen haben: den Heftroman selbst.

Wir konnten darin keine geheime Botschaft an die Leser ermitteln. Nicht einmal das Auszählen der Punkte und Ausrufezeichen am Ende einer Sinneinheit (gekennzeichnet durch einen kleinen Stern zwischen den Absätzen) und das Übertragen in einen Morsecode lieferten ein Ergebnis. Wir nehmen deshalb an, dass es der Person gut geht.

Uns geht es auch wieder gut. Meine defizitäre Ernährung, bzw. meine Spezialdiät habe ich am Sonntagabend bereits wieder umgestellt. Und seit Montagabend weile ich wieder zu Hause. In Kürze also wieder mehr.

Mittwoch, 4. September 2013

Freitagstextersiegerehrung

Freitagstexter


Nachdem mir Frau Swa freundlicherweise den Pokal überreichte, ist es jetzt schon wieder an der Zeit. Ich muss ja, leider, den Pokal, den Freitagstexterpokal, der so schön in meiner virtuellen Vitrine funkelte, wieder abgeben. Die Juroren, die mit mir an der Prämierung teilnahmen, sind mittlerweile aus dem Haus und da ich mit meiner Wahl den Unmut so einiger Juroren auf mich ziehen werde, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, dies auch loszuwerden.

Ist das nicht toll? Es haben alle gewonnen. Wir machen einfach eine Freitagstexterindustrie draus und vervielfältigen den Freitagstexter, bis es irgendwann so viele Freitagstexter gibt, dass nichts anderes mehr übrig bleibt an einem Freitag. Dann können sich Soziologen darüber mokieren, wie verkommen das alles ist, es entstehen Aussteigerkommunen, die freitags nur noch beten, vögeln oder Bier trinken aber auf keinen Fall einen Stift oder eine Tastatur benutzen. Und Historiker können im Netz die Spuren bis zum heiligen Ursprung zurückverfolgen und Aufsätze und Doktorarbeiten plagiieren, bis es qualmt. Das ist nicht toll!

Darum gibt es auch nur einen Gewinner und höchstens noch ein paar Platzierte dahinter. Fangen wir an:

Der dritte Preis geht an den Herrn Lo, der mit seiner Breitseite auf den Hauptstadtflughafen natürlich absolut ins Schwarze trifft. Man gar nichts falsch machen, wenn man sich über bereits am Boden liegende Projekte lustig macht, was anderes bleibt dem gemeinen Steuerzahler ja gar nicht mehr übrig, als es mit Humor zu nehmen.

Platz 2, und das war eine Entscheidung um Haaresbreite, geht an Herrn Hubbie, der mit seiner Waschzwangpflichtstation einiges auf den Punkt brachte. Zwang ist nämlich nichts anderes als die entzauberte, bloßgestellte Pflicht. Das muss man sich mal vor Augen halten, dieses Bild!

Platz 1 geht, und das nur ganz knapp, an den Herrn Wortmischer. Die treffende Analyse eines zweiten Notstands in der Republik, der aber anders als der andere bisher kaum etwas gekostet hat, weil schlicht schon viel zu lange drüber diskutiert wird, anstatt endlich mal loszulegen. Die leidige Diskussion um den Kitaplatz, ein Thema, das mir persönlich die Nackenhaare aufstellt, ist deshalb der Gewinner des dieswöchigen Freitagstexters.

Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern, denn ohne die ganzen Kommentare, wäre es ein verflucht einsamer Freitagstexter geworden. Weiter geht es am kommenden Freitag an dieser Stelle.

Dienstag, 3. September 2013

Der i-Punkt

Manchmal habe ich so unverschämt viel Zeit, dass ich mir dabei selbst nicht über den Weg traue. Kennen Sie das? Bei mir äußert sich das zum Beispiel, indem mir beim Lesen plötzlich eine Stelle im Buch derart komisch vorkommt, dass ich völlig entrüstet aus meinem Lesefluss hochschrecke und mit einigem Abstand sowohl den Inhalt als auch die Form überprüfe.

Als ich neulich am Strand zum Arbeiten war und an alles andere dachte, als Zeit zum Lesen zu finden, kam genau so ein selbstgemachtes Problem auf mich zu. Ich las und las und als ich diesen i-Punkt sah, wie er da über dem i thronte, da war es schlagartig geschehen um meine Konzentration. Ich vermutete einen Druckfehler dahinter und fragte mich noch, wie so etwas denn passieren konnte, als mir klar wurde, dass alles seine Richtigkeit hat. Der gehört da hin, kein Grund zur Aufregung, ruhig bleiben. Je länger ich ihn ansah, umso mehr gewöhnte ich mich an den Anblick. Zuletzt war er wieder so unauffällig wie zuvor.

Kurze Zeit später kamen die ersten von ca. 2000 Ruderbooten auf Betriebsausflug und ich sollte keinen einzigen Buchstaben mehr zu lesen bekommen.

Freitag, 30. August 2013

Freitagstexter



Herzlich Willkomen beim dieswöchigen Freitagstexter!

Ich mache es kurz. Ich möchte bitte von Ihnen einen Kommentar, einen Witz, eine Bildunterschrift, einen Dialog oder was auch immer in das Kommentarfeld und zum Bild passt. Bedingung für die erfolgreiche Teilnahme ist außerdem das Vorhandensein einer eigenen Webseite oder eines Blogs, auf dem der Freitagstexter in der kommenden Woche stattfinden soll. Natürlich sind auch alle anderen Kommentare willkommen, nur eben leider außer Konkurrenz.

Ich selbst werde dann am Dienstag kommender Woche aus den eingesandten Kommentaren denjenigen heraussuchen, der am kommenden Freitag den Freitagstexter ausführen darf. Dafür werde ich diverse Hilfsmittel zu Rate ziehen, die alle furchtbar teuer sind, wenn Sie also mit einer kleinen Spende...

Das Bild ist aus meinem privaten Fundus und entstand auf einem meiner Streifzüge durch das wilde Linden. Tja, mehr gibt es nicht zu sagen. Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung!


Mittwoch, 28. August 2013

16 Minuten

Kurz bevor ich gestern zur Mensa fahren wollte, ich war gerade in Begriff die Wäsche auf den Dachboden zu bringen, kam mir eine völlig abstruse Idee. Anstatt mit dem Fahrrad zu fahren, wie es meiner Gewohnheit und auch den Verkehrsverhältnissen entspricht, wollte ich mit dem Auto dort hinkommen. Dazu muss ich sagen, der Weg zur Mensa ist mit dem Auto ungefähr so bequem wie ein Sessellift bergab: entweder über den Westschnellweg und mit dem Risiko eines Staus verbunden oder quer durch die Stadt, was ebenfalls sehr lang dauern kann. Mit dem Fahrrad brauche ich bei entspannter Fahrweise ca. 10 Minuten.

Ich weiß nicht, woran es gelegen hat, vielleicht an den Stufen zum Dachboden hinauf, jedenfalls huschte dieser Gedanke in meinem Kopf herum. Eine fixe Idee, mehr noch ein ganzes Gedankenkonglomerat, denn mit dem Wunsch Auto zu fahren, muss unweigerlich auch eine Rechtfertigung dafür mitgedacht werden. Meine Frau hat sich nämlich kurz vorher zu Fuß auf den Weg gemacht, weil sie 1. länger braucht, 2. ich die Wäsche aufhängen sollte und 3. sie danach mit der Straßenbahn noch irgendwohin wollte. Führe ich jetzt mit dem Auto, dann hätte ich sie 1. mitnehmen können, 2. nicht so antreiben müssen ( wir waren und sind eigentlich immer zu spät dran ) und 3. einen Disput über den Nutzen und Unsinn solcher Autofahrten riskiert, bei dem ich definitiv die schlechteren Argumente gehabt hätte.

Und so gebar ich die Idee, mit der ins Schloss fallenden Tür. Ich hätte lediglich den Schlüssel zum Dachboden dabei gehabt, würde ich sagen, ging die Wäsche aufhängen und auf dem Rückweg bzw. direkt vor der Wohnungstür stehend bemerkte ich meinen Fehler. Nach nochmaligem Kramen in meinen Hosentaschen wäre mir aufgefallen, dass ich statt meines Wohnungsschlüssels, an dem auch der Fahrradschlossschlüssel angebracht ist, den Autoschlüssel zufällig in der linken Hosentasche bei mir trug. Was für ein glücklicher Zufall. Ich würde den Stau in Kauf nehmen und mich bequem mit dem Auto auf den Weg zur Mensa machen und alles wäre erklärt. Dort würde ich den Wohnungsschlüssel meiner Frau nehmen, den sie danach nicht gebraucht hätte auf ihren Besorgungen und wenn wir uns spät nachmittags wieder getroffen hätten, wäre alles in Butter gewesen.

Das alles war natürlich ganz großer Unsinn, lenkte mich aber genügend von dem beschwerlichen Weg nach oben ab. Ich hängte die Wäsche auf, ging wieder runter, packte meine Sachen zusammen und fuhr mit dem Fahrrad zur Mensa. Ich kam 6 Minuten zu spät. Niemand unserer Verabredungen war bereits da, außer meiner Frau, die stand dort schon und wartete. Als ich das Fahrrad gerade anschließen wollte, kam sie zu mir gerannt und hinderte mich daran. Sie rief, nein, das ginge nicht, ich müsste noch einmal zurückfahren. Sie hatte ihr Portemonnaie im Auto vergessen, da wären die Mensakarten drin, ihr Geld und das Wichtigste: ihr Studentenausweis, ohne den sie nicht Bahn fahren könne, was sie nach der Mensa aber müsse. Also schwang ich mich wieder auf das Rad, kehrte der Mensa den Rücken und fuhr zurück. Im Auto lag in der Mittelkonsole ihre Geldbörse mit all den beschriebenen Sachen drin. Ich nahm sie heraus und mit und fuhr wieder zur Mensa. Ich brauchte insgesamt ca. 16 Minuten für alle drei Strecken.

Montag, 26. August 2013

Trend verpasst

Gestern saß ich einem merkwürdigen Zufall auf, es nichts wirklich Besonderes, aber eben doch ungefähr so bemerkenswert, als würde einem plötzlich auffallen, dass Oma, Opa und Onkel alle mit O beginnen und außerdem auch noch Verwandte sind. Um das zu erleben, musste ich nicht nach dem Weltfrieden suchen, geschweige denn überhaupt Linden verlassen. Ich ging einfach mit dem Kinderwagen bewaffnet am Leineufer entlang und wendete mich an letzter Stelle wieder den Häuserzeilen zu. Schon von weitem sah ich es wackeln. Es war eine dieser Figuren, die man sich wahlweise auf die Heckablage oder auf das Armaturenbrett stellt, die meine Aufmerksamkeit erregte.

Ich schlich mich seitlich heran, denn was mir bereits von weitem auffiel, das Ding bewegte sich. Ich vermutete einen eventuell nach hinten geklappten Fahrersitz, wo ein Schwarztaxifahrer sich seine Mittagspause gönnt, oder vielleicht ein gestresster Familienvater mit mindestens zwei Kindern zu Hause, die so viel Krach machen, dass er seiner Frau noch kurz mitteilen musste, heute wieder eine Sonderschicht im Büro einlegen zu müssen. So etwas soll es ja geben. War aber nicht. Das Ding stand völlig verlassen auf dem Armaturenbrett und wackelte vor sich hin.

Früher gab es da diese Wackeldackel, die wackelten nur, wenn das Auto wackelte, wenn man ins Auto einstieg, aus dem Auto ausstieg oder wenn man über eine Bodenwelle fuhr. Ganz toll fand ich auch den hüftschwingenden Elvis, ähnliche Wirkungsweise. Schon damals fragte ich mich, welchen Nutzen das hatte, war aber einfach fasziniert wegen des simplen Systems. Es soll ja sogar Armbanduhren geben, deren Batterien sich durch Armbewegungen wieder aufladen. Tolle Technik.

Blumen hingegen waren mir in dieser Funktion, also dem Wackelmechanismus, bisher völlig fremd. Ich bin zwar selbst seit geraumer Zeit wieder Autofahrer, kümmere mich aber nicht um Glücksbänder, Anhänger, Wackeldackel oder sonstigen Scheiß, der Ablagen verquast und Staub fängt, der ohne Tand gar nicht da gewesen wäre. Jedenfalls stand auf dem Armaturenbrett eine Blume, eine Wackelblume. Ich kannte so etwas bisher nur aus längst vergangenen Zeiten, als es noch so lustige kleine Comics zum Ausschneiden und unter die Zunge legen gab. Ich fühlte mich gleich angenehm berührt. Ich gebe zu, ich dachte an den Weltfrieden.

Die Blume wackelte unaufhörlich und genauso schnell wie ich entrückt lächelnd in die Ferne gestarrt hatte, sah ich jetzt empört auf dieses Stück Plastik hinunter, das wahrscheinlich von einer Batterie betrieben nachhaltig die Umwelt zerstörte. Die Blume bestand komplett aus bunten Plastik, also Erdöl, ein paar krebserregende Weichmacher waren bestimmt auch drin, giftige färbende Inhaltsstoffe, die auf dem aufgeheiztem Armaturenbrett für gute Luft sorgten und so ganz nebenbei steckten darin bestimmt ein paar Batterien, die, irgendwann entsorgt, 50.000 Jahre benötigen, um sich restlos abgebaut zu haben.

Völlig darüber entrüstet in meinem Stadtteil solche rücksichtslosen Gesellen anzutreffen, ging ich davon. Ich kam nicht weit, da entdeckte ich die zweite dieser Wackelblumen, ebenfalls auf dem Armaturenbrett eines Autos. Das Auto hatte glücklicherweise kein Hannoveraner Nummernschild, weshalb ich milde darüber hinwegsah. Als ich jedoch nicht einmal eine Straßenecke weiter die dritte dieser Wackelblumen sah, da war ich doch arg besorgt, um die Gesundheit meiner Mitmenschen. Innerhalb weniger Straßenzüge, nicht einmal 5 Gehminuten voneinander entfernt standen 3 Wackelblumen auf Armaturenbrettern und wackelten vor sich hin, obwohl von Fahrern, Beifahrern, Mitfahrern, Abschleppern oder Dieben keine Spur war. Für wen wackeln die denn? Wozu?

Ich ging nach Hause, warf die Kiste an und googelte die Wackelblume. Wackelblume war die nahegelegenste Beschreibung dieser Ungeheuerlichkeit, ich wurde sofort fündig. Ich fand heraus, dass das teuerste Modell eine Kamera und ein Mikrofon enthält, die Wackelblumen im 10er Pack günstiger sind und überhaupt der Hit des Jahres 2012 waren. Ich hatte also wieder einen Trend verpasst. Verdammt! Immerhin liefen die meisten der Wackelblumen mit Solarenergie, für mich ein kleiner Trost.

Ich habe mir mehrere Zettel und einen Stift in die Jacke getan und sollte ich demnächst Oma, Opa oder Onkel Wackelblume sehen, werde ich einen Zettel auf der Windschutzscheibe hinterlassen. Darauf schreibe ich dann so etwas wie: Sie haben einen Trend verpasst.

Donnerstag, 22. August 2013

Ich habe Visa

Diesen Satz hätte ich gern selbst gesagt, leider war ich nur Zeuge aber deshalb nicht weniger amüsiert. Ich stand gerade hinter dem Tresen der Strandbar, als eine nicht kleine Gruppe von Arbeitnehmern und ihrem Chef per Kanu bei uns eintrudelte. Wir sind ein oft angesteuerter, weil gern empfohlener Zwischenstopp auf den Kanufahrten entlang der Leine und Ihme. Wir sammeln hier die Betriebsausflüge, Geburtstage und Junggesellenabschiede ein und verköstigen unsere Gäste an der einzig wirklichen Ausstiegsmöglichkeit auf dieser Strecke – wir besitzen mehrere Möglichkeiten der Kanuseilmontage, und, was noch viel wichtiger ist, wir haben die richtigen Getränke.

Man kann bereits am Umgang der Leute untereinander erahnen, um was für eine Gesellschaft es sich handelt. Die Betriebsausflüge sind mir natürlich die liebsten, denn das Gemisch aus Siezen und Duzen, die Zusammenstellungen der Arbeitnehmer und Führungskräfte hinsichtlich Alter und Geschlecht lässt viel Raum für Spekulationen.

Die Gesellschaft untereinander duzte sich fast ausnahmslos. Nur der Chef wurde gesiezt, vor allem von den Jüngsten der Runde. Ein paar Ältere duzten ihn auch. Mich verleitete dies und auch die äußerst heterogene Struktur der Anwesenden zu der Annahme, dass es sich um ein inhabergeführtes Geschäft handeln musste, abseits vom reinen Handelsgeschäft, es war ja schließlich Mittwoch. Anders als bei Abteilungen größerer Unternehmen, die je nach Branche ausschließlich Männer oder Frauen beschäftigen können und sich manchmal sogar im Alter nur wenige Ausreißer leisten, war hier alles vorhanden: junge Frauen und Männer, ältere Frauen und Männer und eben den ältesten Mann, dem Chef.

Der Chef stellte sich auch sogleich an den Tresen und bezahlte die komplette Runde der ersten beiden Kanus, während die anderen beiden Kanus mit ihren Insassen noch mit dem Aussteigen beschäftigt waren. Nur einer, der Pechvogel der Gesellschaft, blickte die Verhältnisse nicht und bezahlte selbst. Mir war das egal, für so etwas gibt es immer einen Grund.

Als die zweite Ladung am Strand war und sich auf den Weg zum Tresen machte, rief bereits von weitem eine voranschreitende Frau, sie hätte das Portemonnaie des Chefs, sie bzw. er würde alles bezahlen. Kein Grund zur Eile für die meisten. Einer blieb sogar stehen und erfragte mit bildungsbürgerlicher Attitüde und leicht spöttischen Mundwinkeln, ob sie denn in Besitz der Prokura sei. Ich kann nicht sagen wie die Antwort gemeint war, es gab sowohl Anzeichen von Unverständnis als auch geringfügiger Herablassung bei der so in Frage gestellten Frau. Die Reaktion aber war schlagfertig, egal wie die Szene interpretiert werden könnte: ein kurzer Blick in das Portemonnaie, eine Karte wurde gezückt und wieder hineingeschoben, dann sagte sie mit eben diesem undeutbaren Blick auf den mittlerweile neben ihr stehenden Mann: „Ich habe VISA“, und ging weiter.

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Zuletzt aktualisiert: 1. Aug, 09:32

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