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Montag, 26. August 2013

Trend verpasst

Gestern saß ich einem merkwürdigen Zufall auf, es nichts wirklich Besonderes, aber eben doch ungefähr so bemerkenswert, als würde einem plötzlich auffallen, dass Oma, Opa und Onkel alle mit O beginnen und außerdem auch noch Verwandte sind. Um das zu erleben, musste ich nicht nach dem Weltfrieden suchen, geschweige denn überhaupt Linden verlassen. Ich ging einfach mit dem Kinderwagen bewaffnet am Leineufer entlang und wendete mich an letzter Stelle wieder den Häuserzeilen zu. Schon von weitem sah ich es wackeln. Es war eine dieser Figuren, die man sich wahlweise auf die Heckablage oder auf das Armaturenbrett stellt, die meine Aufmerksamkeit erregte.

Ich schlich mich seitlich heran, denn was mir bereits von weitem auffiel, das Ding bewegte sich. Ich vermutete einen eventuell nach hinten geklappten Fahrersitz, wo ein Schwarztaxifahrer sich seine Mittagspause gönnt, oder vielleicht ein gestresster Familienvater mit mindestens zwei Kindern zu Hause, die so viel Krach machen, dass er seiner Frau noch kurz mitteilen musste, heute wieder eine Sonderschicht im Büro einlegen zu müssen. So etwas soll es ja geben. War aber nicht. Das Ding stand völlig verlassen auf dem Armaturenbrett und wackelte vor sich hin.

Früher gab es da diese Wackeldackel, die wackelten nur, wenn das Auto wackelte, wenn man ins Auto einstieg, aus dem Auto ausstieg oder wenn man über eine Bodenwelle fuhr. Ganz toll fand ich auch den hüftschwingenden Elvis, ähnliche Wirkungsweise. Schon damals fragte ich mich, welchen Nutzen das hatte, war aber einfach fasziniert wegen des simplen Systems. Es soll ja sogar Armbanduhren geben, deren Batterien sich durch Armbewegungen wieder aufladen. Tolle Technik.

Blumen hingegen waren mir in dieser Funktion, also dem Wackelmechanismus, bisher völlig fremd. Ich bin zwar selbst seit geraumer Zeit wieder Autofahrer, kümmere mich aber nicht um Glücksbänder, Anhänger, Wackeldackel oder sonstigen Scheiß, der Ablagen verquast und Staub fängt, der ohne Tand gar nicht da gewesen wäre. Jedenfalls stand auf dem Armaturenbrett eine Blume, eine Wackelblume. Ich kannte so etwas bisher nur aus längst vergangenen Zeiten, als es noch so lustige kleine Comics zum Ausschneiden und unter die Zunge legen gab. Ich fühlte mich gleich angenehm berührt. Ich gebe zu, ich dachte an den Weltfrieden.

Die Blume wackelte unaufhörlich und genauso schnell wie ich entrückt lächelnd in die Ferne gestarrt hatte, sah ich jetzt empört auf dieses Stück Plastik hinunter, das wahrscheinlich von einer Batterie betrieben nachhaltig die Umwelt zerstörte. Die Blume bestand komplett aus bunten Plastik, also Erdöl, ein paar krebserregende Weichmacher waren bestimmt auch drin, giftige färbende Inhaltsstoffe, die auf dem aufgeheiztem Armaturenbrett für gute Luft sorgten und so ganz nebenbei steckten darin bestimmt ein paar Batterien, die, irgendwann entsorgt, 50.000 Jahre benötigen, um sich restlos abgebaut zu haben.

Völlig darüber entrüstet in meinem Stadtteil solche rücksichtslosen Gesellen anzutreffen, ging ich davon. Ich kam nicht weit, da entdeckte ich die zweite dieser Wackelblumen, ebenfalls auf dem Armaturenbrett eines Autos. Das Auto hatte glücklicherweise kein Hannoveraner Nummernschild, weshalb ich milde darüber hinwegsah. Als ich jedoch nicht einmal eine Straßenecke weiter die dritte dieser Wackelblumen sah, da war ich doch arg besorgt, um die Gesundheit meiner Mitmenschen. Innerhalb weniger Straßenzüge, nicht einmal 5 Gehminuten voneinander entfernt standen 3 Wackelblumen auf Armaturenbrettern und wackelten vor sich hin, obwohl von Fahrern, Beifahrern, Mitfahrern, Abschleppern oder Dieben keine Spur war. Für wen wackeln die denn? Wozu?

Ich ging nach Hause, warf die Kiste an und googelte die Wackelblume. Wackelblume war die nahegelegenste Beschreibung dieser Ungeheuerlichkeit, ich wurde sofort fündig. Ich fand heraus, dass das teuerste Modell eine Kamera und ein Mikrofon enthält, die Wackelblumen im 10er Pack günstiger sind und überhaupt der Hit des Jahres 2012 waren. Ich hatte also wieder einen Trend verpasst. Verdammt! Immerhin liefen die meisten der Wackelblumen mit Solarenergie, für mich ein kleiner Trost.

Ich habe mir mehrere Zettel und einen Stift in die Jacke getan und sollte ich demnächst Oma, Opa oder Onkel Wackelblume sehen, werde ich einen Zettel auf der Windschutzscheibe hinterlassen. Darauf schreibe ich dann so etwas wie: Sie haben einen Trend verpasst.

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