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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Mittwoch, 16. Mai 2012

Freitagstextergewinnerverkündung

Freitagstexter

Mit Spannung habe ich gestern Abend das Finale verfolgt, bei dem sich dann noch ein paar Kandidaten unter das breitgefächerte Kommentatorenfeld mischten.
Ich will es kurz machen und mich nur bei den besten Kommentaren ein wenig aufhalten lassen:
Den Pubilkumspreis, obwohl es zu mehreren Kommentaren Meldungen gab, vergebe ich an den in dieser Kategorie konkurrenzlos guten Spruch des Herrn LO mit seiner Pupsburger Augenkiste hatte er einen handfesten Treffer gelandet.
Um eine minimale Klasse besser fand ich jedoch den ersten Preis des 42364. Freitagstexters. Nicht nur dass mit Waldorf und Statler genau mein Geschmack getroffen wurde, auch das "Lokalaugenschein" hatte es mir angetan. Deshalb geht der erste Preis an und die Ausrichtung des 42365. Freitagstexters obliegt: NEHALENNIA. Herzlichen Glückwunsch der Gewinnerin und vielen Dank an alle Teilnehmer!

Freitag, 11. Mai 2012

Lektorat und Verlag: Sabine Felsberg und Matthias Wehrhahn

Teil 4

Dem gewonnenen Freitagstexter ist die längere Pause zwischen Beitrag und Vorlesung geschuldet. Außerdem war ich mit mehreren Textenwürfen ins Rennen gegangen, die allesamt in meinem Ideenbuch verewigt sind, es aber bis auf den letzten nicht in dieses Blog geschafft haben.

Eigentlich hatte ich vor, aus der Vorlesung am letzten Mittwoch ein Fußballspiel zu machen. Die Mannschaften der Buchmarktliga, der FC Verlag geführt von Matthias Wehrhahn als krasser Außenseiter und die SpVgg Lektorat mit Sabine Felsberg an der Spitze, sollten im Continentalstadion aufeinandertreffen. Der Unparteiische, Alexander Košenina leitender Professor der Veranstaltung, gäbe, nachdem er die „Fans“ zur Ruhe bittet, den Ball frei. Anstoß hätte der Erstligist SpVgg Lektorat im Stadion des Drittligisten. So ungefähr sollte es losgehen. Es schlichen sich jedoch Zweifel ein im weiteren Verlauf der Vorlesung, ob ich den Vortragenden damit gerecht werden könnte, denn der Lektorin gleich zu Beginn vorzuwerfen, das Tempo verschleppt zu haben, trifft zwar im Kern zu – Professor Alexander Košenina musste wie schon öfter während der Vorlesungsreihe behutsam auf die Eingangsfragen zurückkommen, weil ihm wie auch mir die Antwort nicht konkret genug erschien – deshalb war das Gesagte aber nicht weniger informativ. Matthias Wehrhahn hingegen war präziser aber nicht weniger ausführlich, was in der Gegenüberstellung die bloße Veränderung der Reihenfolge des Genannten ergeben hätte.

Bei dem ungewollten Seitenhieb auf den universitären „Arbeitsalltag“ kam mir zum ersten Mal die Idee des Fußballspiels: ich wollte daraus ein verwandeltes Abseitstor konstruieren. Das wurde vom Publikum auch dementsprechend gewürdigt. Als Sabine Felsberg nämlich in einem Nebensatz erwähnte, dass sie nicht an der Uni bleiben mochte, sie wollte lieber arbeiten, hatte sie die Lacher auf ihrer Seite. Und wie bei einem Abseitstor bleibt so etwas zwar im Kopf, am Ergebnis ändert sich aber wenig. Überhaupt verfestigte sich in mir der Gedanke, die Hauptthesen, also die essentiellen Ratschläge, in Tore zu verwandeln. Ich hätte den Außenseiter, den FC Verlag, mit einer 2:0 Führung in die Halbzeit geschickt und mit einem knappen 3:2 gewinnen lassen. Das entpuppte sich als eines der Probleme bei der Übertragung auf den Rasen, denn mein Faible für Außenseiter spiegelte sich sozusagen nur im Ballbesitz wider. Der Redeanteil von Matthias Wehrhahn war größer aber Sabine Felsberg sagte nicht weniger wichtige Dinge, auch wenn sie häufiger nicht gleich auf den Punkt kam.

Machen, einfach mal machen, rechtfertigte dann den ersten regulären Punkt des „Spiels“ für Matthias Wehrhahn: Gründet einen Verlag! war seine Devise und dem kann ich nur zustimmen. Ein Freund von mir hat das gemacht und ein Buch eines befreundeten Professors verlegt. Ich habe Korrektur gelesen seinerzeit, umsonst und nicht als einziger. Das Thema ist mir nicht gänzlich unbekannt gewesen, es interessiert mich sogar ausgesprochen und außerdem kann ich so was und wurde dafür schon des Öfteren bezahlt: Korrekturlesen. Mit der Aufgabe ist mein Freund, der im übrigen Verlagskaufmann gelernt hatte, bevor er studieren ging, nicht immer glücklich gewesen, weil der Autor kein leichter Umgang ist. Hin und wieder verkauft er noch ein Buch über Amazon, wickelt Versand und Bezahlung ab, demnächst wird er auf einer Tagung, bei der sein Professor einen Vortrag hält, ein paar Bücher einpacken und versuchen, sie dort an den Mann zu bringen. Ansonsten ist das Projekt ein wenig eingeschlafen. Mir brachte es einen Folgeauftrag ein, diesmal mit Bezahlung und von umfangreicherem Kaliber. Hier durfte ich mehr tun, als nur ein paar Sätze umformulieren und Kommas setzen. Ich sollte auch Zitationen vereinheitlichen, sinnlose Satzenden ausmerzen, das gesamte Dokument formatieren, ein Inhaltsverzeichnis anlegen usw. Hurenkinder und Schusterjungen habe ich nur wenige ausgemerzt, das wird wohl der Verlag besorgt haben. Mittlerweile liegt die Arbeit vor. Wie bei meinem Freund ist das Ganze bei mir ein wenig eingeschlafen.

Das 2:0 waren dann die Kontakte; die erwähnten beide, daher war das keine einfache Entscheidung. Matthias Wehrhahn ist dafür sogar auf wissenschaftliche Tagungen gefahren und hatte, wie er sagte, bei einigen seiner dort geknüpften Kontakte Engelsgeduld beweisen müssen, bis sich daraus etwas ergab. Abschreckend wirkten aber weder die Zeitspanne bis zur Entstehung einer fruchtbringenden Verbindung, noch die scheinbar seltsamen Rituale auf solchen Tagungen, die laut Professor Košenina „sehr seltsam“ sein sollen. Natürlich spielten die Kontakte bei Sabine Felsberg keine geringere Rolle aber für die erste Halbzeit sollte dies genügen.

Die zweite Halbzeit wurde durch den Anschlusstreffer eingeläutet, der gerade in punkto „Generation Praktikum“ eine fahlen Beigeschmack enthielt. Aber natürlich hatte Sabine Felsberg Recht, wenn sie sagte, dass Eigeninitiative im Praktikum durch nichts zu ersetzen ist – es ging dabei nicht ums Kaffekochen. Es geht auch nicht um die Punkte für die Schlüsselqualifikation, die kann sich jeder halbwegs intelligente Student auch so ergaunern, es geht um die Schlüsselqualifikation an sich. Ich habe mir die Punkte nicht ergaunert aber anrechnen lassen, weil ich vorher eine Ausbildung gemacht und die Qualifikation zum Ausbilder erworben hatte, bevor ich studieren ging. Um das ASP kam ich aber nicht herum, was gut war, denn Praxis ist eben nicht zu ersetzen.

Den Ausgleich hätte ich „vorverlegt“, was mir einerseits zum Spannungserhalt gedient hätte und andererseits eine zweite Schwäche meiner „Übertragung ins Fußballspiel“ offenbarte: Die „Fans“, das Plenum bzw. Publikum. Ich konnte das Publikum ja nicht einfach auf das Spielfeld rennen lassen, den Rasen, Torpfosten und Eckfahnen entwendend am Spielgeschehen teilnehmen lassen. Wie sollte ich also die „Nachspielzeit“, die „dritte Halbzeit“ ins Spiel bringen, ohne nicht ein bisschen kreativer werden zu müssen? Gar nicht. Deshalb ist die Beantwortung der Frage, die nicht der eigentlichen Frage gewidmet war, eine doppelte Ausnahme, was sie sozusagen schon wieder regulär macht. Um ehrlich zu sein, habe ich die Frage vergessen, denn die Antwort darauf war viel zu kurz und auch unwichtig. Den wirklich interessanten Teil erbrachte erst das „Nachtreten“, ein unangenehmes Geständnis für den Belletristikbuchmarkt aus Sicht des Verlegers: Keine Gedichte, keine Kurzgeschichten, keine Newcomer! Belletristik zu verlegen, ist wie Schach, nur mit Würfeln ( Lukas Podolski sagte einmal, dass Fußball wie Schach sei, nur eben ohne Würfel ).

Das 3:2 wäre die absolute Hingabe gewesen, die Liebe zu dem, was man da macht, denn gute Bezahlung gibt es irgendwie immer woanders ( wahrscheinlich muss man dafür seine Großmutter verkaufen ). Das war ebenfalls kein eindeutiger Treffer, denn beide sprachen davon. Beeindruckt hat mich aber die abgeklärte Begeisterung von Matthias Wehrhahn, das Bekenntnis, damit nicht reich zu werden, wovon sicherlich auch Sabine Felsberg ein Lied singen kann, wo sie doch den „sicheren“ aber wahrscheinlich thematisch wie finanziell eingeschränkten Hafen der Festanstellung durch Selbstständigkeit ersetzt hat. Gegen den Trend zu arbeiten und sich auf eine „Grille“ zu versteigen, das imponiert, das gab den Spielausgang vor.

Tja, so hätte ein spannendes Fußballspiel enden können, bei dem die „Sieger und Verlierer“ auf dem Rasen nicht das Wichtigste waren.

Teil 6

Freitagstexter

Freitagsbanner

Die tastaturbedingte nahe Verwandschaft von i und u hätte mich fast dazu hingerissen, aus dem Frei- einen Freutagstexter zu machen. Naja, soweit bin ich dann doch nicht gegangen:

Hier ist er also, der 42364. Freitagstexter. Meine Lorbeeren habe ich mir hier verdient.

Regeln sollten allgemein bekannt sein: der beste Kommentar gewinnt, was ausdrücklich heißt, dass Kommentare auch erwünscht sind. Auf der vom Gewinner angegebenen Blogadresse wird dann in der Folgewoche am Freutag der nächste Freitagstexter bestimmt. Nötig dafür ist nur ein kommentar und eine Adresse, bei der der nächste Freitagstexter stattfinden kann.

Für die Kommentare, die aus einem Wort, einer Romanseite, einem Gedicht oder freiem Text bestehen können, ist Zeit bis Dienstag Abend um 23:59 Uhr, dann wird sich die Jury zurückziehen und aus den vielen Kommentaren einen Gewinner küren:

Viel Spaß!

Mittwoch, 9. Mai 2012

Immer wieder freitags

Nach langer Abstinenz kehrt er wieder bei mir ein: der Freitagstexterpokal!


(Irgendwas ist da schief gelaufen, ich glaube meine Brille sitzt nicht richtig)

Jetzt nochmal:


(Verdammt, wo ist meine Brille)

aller guten Dinge sind drei:

Freitagsbanner
(Puh, na endlich)

Ich bedanke mich für das entgegengebrachte Vertrauen bei dem bisherigen Preisinhaber, der den Pokal frisch gewienert und blank poliert an mich übergab.

Sonntag, 6. Mai 2012

Röttgen for Düsseldorf

Da will doch der Röttgen beim Jauch über Inhalte reden und kann nicht einmal die Frage nach seinem Verbleib nach einer Niederlage beantworten. Den bestimmt nämlich nach dem amtlichen Wahlergebnis der Wahlen in Nordrhein-Westfalen die CDU, also den Verbleib.

Liebe CDU-Wähler in Nordrhein-Westfalen,

ich wohne leider nicht in eurem schönen Land. Deshalb darf ich dort auch nicht wählen gehen. Weil ich mich leider auch nicht mehr viel für Inhalte interessiere, vor allem nicht, wenn sie mir in einer Talkshow der ARD präsentiert werden, bin ich umso neugieriger, ob Norbert Röttgen nach einer verlorenen Wahl in eurem Bundesland als Oppositionsführer zur Verfügung steht oder Bundesumweltminister bleibt.
Ich war heute Abend schon wieder zu faul, nach dem Tatort um- bzw. besser gleich auszuschalten. Vielleicht seid ihr auch einfach mal zu faul, am kommenden Sonntag zur Wahl zu gehen, ich würde es euch nicht verdenken. Bedanken würde ich mich, weil meine - ich gebe ja zu, total oberflächliche, ja profane - Neugier befriedigt wäre.

Mit freundlichen Grüßen
Shhhhh

Freitag, 4. Mai 2012

Supermann in Linden

Trotzdem es ein Umweg ist, bog ich natürlich wieder links ab, als ich aus dem Hoftor kam. Irgendwann stoße ich dann immer auf den Kötnerholzweg, ein geographisches Wunder und Teil der verqueren Anordnung des nördlichen Abschnitts von Linden, denn ich hätte auch rechts und an der nächsten Kreuzung wieder rechts abbiegen können und wäre auf diese Straße gestoßen. Wie verquer der Kötnerholzweg aber nicht nur in seiner Geographie ist, eröffnete er mir heute auf ganz besondere Weise:

Ich fuhr mit dem Fahrrad auf ihm entlang, überquerte die Limmerstraße in Richtung Lindener Berg und kurz danach beginnt auch schon der Anstieg. Ich fuhr auf der falschen Seite und plötzlich überholte mich ein Fußgänger. Ich war nicht unbedingt langsam unterwegs, was mir allerdings weniger Kopfzerbrechen bereitete als der Aufzug des Mannes. An mir rannte ein Mann vorbei, in einem Supermannkostüm. Supermann trabte auf der falschen Seite des Kötnerholzweges an meinem Fahrrad vorüber, blieb weiter vorn, ungefähr dort, wo bereits der Aufstieg zum Lindener Berg beginnt, stehen und holte aus seiner Hosentasche! einen kleinen schwarzen Gegenstand. Ich fuhr natürlich weiter und holte ihn ein. Ich besah mir das kleine Ding und was war es? Ein Smartphone.

Tja, auch Supermann muss mit der Zeit gehen, dachte ich und dachte dann auch noch, wie schön es doch wäre, seine Telefonnummer zu haben. Gefragt habe ich ihn natürlich nicht, vielleicht war die Verkleidung ja Bestandteil einer obskuren Wette, vielleicht war es auch nur eine verirrte Seele, von denen es in Linden ja nur so wimmelt – mir begegnet zum Beispiel des Öfteren ein Mann auf einem Fahrrad, der eine Taucherbrille trägt, ich bin jedesmal so perplex, dass ich mich nicht traue, ihn zu fragen weshalb er diese denn braucht. Naja, jedenfalls überlegte ich eine Weile noch, was die Telefonnummer von Supermann wohl bringen könnte, als ich nach anstrengendem Strampeln endlich mein Ziel erreichte, den Garten einer Freundin. Dort präsentierte sich mir außer dem Garten natürlich die Freundin, ihre kleine Tochter, mein Sohn und meine Frau, die allesamt sehr angestrengt mit sich und der Umwelt beschäftigt waren. Mit mir wurde sich ebenfalls sofort beschäftigt, indem mir gezeigt wurde, wo der Rasenmäher steht und wie er zu bedienen ist. Ein Tomatenzelt harrte auch noch seines Aufbaus und so wurde ich völlig in Beschlag genommen für die kommende Stunde. Beim Rasenmähen fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen: jetzt hätte ich Supermann anrufen können.

Donnerstag, 3. Mai 2012

Literaturvermittlung und Salon: Eckhard Stasch, Jens Meyer-Kovac

Teil 3

Gotzeidank kommen tatsächlich noch echte Leute in die Vorlesung, Reinkarnationen jenes Stuckrad-Barres, der in seiner Show nicht nur den Mund zum Aufmachen findet, sondern vor allem für Widerworte nutzt. Die optische Größe dieser beiden sei einmal dahingestellt, doch auch das Format zu besitzen, sich nicht an den leitenden Dozenten, sondern an das „lethargisch anmutende“ Publikum zu wenden, hat etwas wachgerufen, was ich in der Vorlesung davor vermisst hatte, ohne es wirklich benennen zu können. Hier sprach niemand auf Augenhöhe. Hier sprachen verquere Geister in einer Art solipsistischen Dialog gegeneinander. Ständig musste seitens des Professors nachgefragt und konkretisiert werden, nie gab es eine einfache Antwort, ein glückliches Schulterzucken und ein: „Ja, so war das damals“. Hier wurde tatsächlich das erreicht, was ich mir von der Vorlesung erhofft hatte, auch wenn dem leitenden Dozenten sicher einiges nicht so geschmeckt hat.

Da gab es zum Beispiel das Bild des überkommenen „Salons“ in Berlin, bei dem ältere Frauen in windschiefen Einteilern an geschüttelt oder gerührten Drinks nippen, während einerseits der Vortrag seinen langweiligen Verlauf nimmt und andererseits der Putz von der Decke rieselt. Auch James Bond geht längst mit der Zeit und auch wenn die Protagonisten des „Literarischen Salons“ selbst längst in die Jahre gekommen sind, so wissen sie doch um ihren eigenen Wert. Sie sind jung und brauchen das Geld. Ob es nun Absicht oder Vorsicht ( der Größenunterschied war doch sehr offensichtlich ) war, will ich nicht beurteilen, aber der leitende Dozent lehnte meistenteils an einer Wand, von der ebenfalls der Putz rieselte – der weiße Putz auf dem Sauberlaufboden der schwül, überhitzen, vom Straßenlärm teils übertönten Veranstaltung im Raum 003 zeitigte ein Ergebnis, was ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht wagte, vorzustellen: Am Ende bleibt der Dreck nämlich einfach liegen.

Hier ist übrigens nicht von Genugtuung die Rede, sondern von einem Prozess, der sich verselbstständigt hat. Hier wird darüber philosophiert, ob es noch gesellschaftlich toleriert wird, wenn Carsten Maschmeyer 40.000 € locker macht und sich in den "Literarischen Salon" einkauft. Darüber haben wahrscheinlich – ganz ehrlich – nur wenige nachgedacht, mir aber kam der Gedanke und ich war froh auf eine so ehrliche ambivalente Antwort zu treffen, trotz der Schwierigkeiten, dies überhaupt vortragen zu können, denn die Fragen waren ja schon längst über diesen Punkt hinaus. Wie so oft waren die Gedanken des Professors über die wirklich unwegsamen Strecken, die Ypsilons ( wenn das überhaupt jemand versteht ), weit hinaus, stattdessen hagelte es Lobgesang, der zu elektrisierenden Schauern führte, die in den Füßen endeten – auf dem Teppich liegen blieben, zu dem man dann beschämt herabsah. Ich sah dort aber auch den rieselnden Putz.

Die kleinen Spitzen, das Ungesagte, machten den Vortrag erst richtig interessant. So etwas überhört man gerne bei seinem Lieblingsprofessor, bei den Gastdozenten nicht unbedingt. Wenn sie dann von ihren Dozenten sprachen, und welche Freiheiten sie genossen, und was die Dozenten ihnen alles zutrauten, Projekte in die große Welt entließen, unfertig, „unprofessionell“ – um im Wortlaut der Sprecher zu bleiben. Wo ist dieser Mut der hiesigen Dozenten, welcher Dozent ruft seine Studenten zur „Zweitverwertung“ auf? Wo sind die Dozenten, die sich zwanglos im Café um die Ecke mit ihren Studenten auf einen schlecht gemachten „latte macchiato“ treffen? Wo ist das Café der Germanisten nochmal? Was verbirgt sich hinter der „Kadettenanstalt“ und traut sich das überhaupt noch jemand zu fragen, bei der offensichtlichen Geringschätzung ( im Sinne der Masse, nicht im Sinne von Qualität ), die einem stets und ständig entgegengebracht wird? Wer sind diese Gesichter, denen nur die Fragen nach den Formalia locker im Ärmel sitzen? Wo ist das zum Zerreissen gespannte Publikum, das nicht nur durch Anwesenheit, sondern durch aktive Teilnahme glänzt?

Sie schauen betreten zu Boden, nicht in der Lage von der Nacktheit des Kaisers zu sprechen, weil sie keine Kinder mehr sind, sondern „gestandene Master-Literaturstudenten“, denen man nicht das kleinste Quäntchen Selbstinitiative zugesteht. Niemand „sieht“ den Dreck auf dem Fußboden. Niemand macht einen Vorschlag, wen sie im „Literarischen Salon“ hören wollen, aber alle unterschreiben den Sympathisantenwisch, als würden sie gerade den „Gefällt-mir-Button“ bei Facebook drücken. Ich will Andreas Glumm ( googelt doch einfach mal selber, ihr Smarties! ) im „Literarischen Salon“ sehen, dann komme ich vorbei und schaue mir den ganzen Zirkus an – Bukowski und Brautigan sind ja leider schon tot, was nicht heißt, dass ich mich nicht für neue Literatur interessiere, was schlicht heißt, dass ich weiß, dass meine Zeit hier begrenzt ist und ich nicht für jeden Scheiß Zeit habe.

So! Eckermann hat fertig.

Teil 5

Mittwoch, 2. Mai 2012

Brennendes Mikado im Flurfenster

Die Fensterscheiben des Hausflurs unseres Hauses gehen nach hinten raus und wenn ich, so wie jetzt, mit dem Sessel rechts der Balkontür sitze, geht mein Blick des Öfteren auf die Fensterscheibe zwischen der 3. und 4. Etage. Alle anderen Fenster gehören zu Wohnungen. Sie sind deshalb ihrer Etage entsprechend angeordnet und liegen etwas höher als das Flurfenster. Dieses hängt irgendwie zwischen den Stockwerken, als hätte das Flurfenster es einfach nicht mehr rechtzeitig geschafft, in der Höhe mit den anderen aufzuschließen. Es kann einem schon leid tun, wie es da so herumhängt.

In den anderen Fenstern tummeln sich die Grünpflanzen auf den Fensterbänken oder bunte Vorhänge zieren den Raum dahinter oder es strömt einfach nur warmes Licht daraus hervor. Das Flurfenster hat das alles nicht, es ist nur dunkel. Nicht einmal der Himmel will sich darin spiegeln. Er schickt nur einen schwachen Abgesang seiner Herrlichkeit und färbt das dunkle Fenster zu einem dunklen Fenster mit blauer Tönung um.

Doch dann kommt plötzlich Bewegung auf die Fensterscheibe. Ein leuchtend gelbes V – nicht wie ein Victoryzeichen zweier Finger, eher wie zwei dicht beieinander liegende brennende Mikadostäbchen, die sich an der Spitze berühren – kriecht die Scheibe entlang nach unten. Ich drehe mich um in Richtung Abendhimmel und suche dort nach dieser Erscheinung. Ich glaube kaum, dass im Flur zwei brennende Mikadostäbchen die Fensterscheibe herunterkriechen. Ich finde sofort den Flieger. Seine leuchtende Triebwerkskorona war sich nicht zu schade, dem Flurfenster ein wenig mehr Sinn zu verleihen, auch wenn ich dafür erst ihr echtes Abbild suchen wollte. Ich drehe mich zurück und schaue den brennenden Mikadostäbchen bei ihrem Untergang auf der Fensterbank zu.

Montag, 30. April 2012

Gendern ohne Kopf und Kern

Doppelt hält einfach besser. In der Buchführung weiß man das schon seit mehr als 600 Jahren. Die Grammatik ist nur unwesentlich älter. Als sie damals vor 1000 Jahren eingeführt wurde, gab es aber noch keine doppelte Buchführung und deshalb ist ein Teilbereich der Grammatik heute ständiger Stein des Anstoßes: das Geschlecht. Beim Geschlecht kann man so ziemlich alles falsch machen, was nur geht. Man könnte, so wie ich gerade zweimal hintereinander, das unbestimmte Pronomen der 3. Person nicht durch das weibliche Pendant ergänzen man/frau. Man könnte aber auch zum Beispiel Feuerwehrmann sagen, obwohl es ein weiblicher Feuerwehrmann ist, also eine Feuerwehrfrau demzufolge. Viel schlimmer ist es noch beim Zimmermann, dessen bessere Hälfte heißt nämlich nicht Zimmerfrau, sondern Zimmerin. Das habe ich neulich bei „Wer wird Millionär“ gelernt ( das Einkanalmedium Fernsehen hat mich mit seiner Gießkanne getroffen und herausgekommen ist dieser Tropfen Unfug ). Die Zimmerfrau vermietet nämlich Zimmer, nur wie heißt der Mann der Zimmer vermietet?

Das übliche Verfahren bei Berufs- und Titelbezeichnungen ist, dem Suffix –er ein weiteres Suffix anzuhängen, ein –in, womit wir wieder bei der doppelten Buchführung sind. Selbst bei Berufen und Titeln, die ohne Suffix auskommen, der Doktor zum Beispiel, hängt man einfach ein –in an und schon ist das weibliche Pendant fertig. Manchen Berufen reicht das Suffix allein jedoch nicht aus, nach mehreren Staatsexamen und einer fast zehnjährigen Ausbildung durch die unterschiedlichsten Instanzen wird dann auch noch fleißig geumlautet ( lies: ge-um-lau-tet, das Präfix ge- bekommt sein Fett an anderer Stelle weg ): Anwalt und Anwältin.

Plurale sind ganz besonders knifflig. Sehr clever ging es zu in einem nicht näher zu beschreibenden Institut, in dem ich einmal tätig war. Dort wurden Formen wie Student und Studentin einfach gegen Studierende ausgetauscht und der Genusmarker, der Artikel, einfach weggelassen bzw. dem Geschlecht entsprechend ergänzt ( siehe auch hier ). Das geht natürlich nicht immer, denn aus Absolvent und Absolventin Absolvierende zu machen hinterlässt ehemalige Studierende dann doch zu sehr in der Schwebe. Häufig finden sich dann so interessante Regelungen wie StudentInnen, Absolvent:innen. Plurale können aber auch ganz anders auftreten. Auch sie können sich doppelt herumtreiben, wie zum Beispiel in der wunderbaren Komposition des Pferdeapfels. Die Pferdeäpfel beinhalten ( lies: be-in-hal-ten, ansonsten siehe Präfixe) nämlich gleich zwei Pluralformen, zum einen die Pferde und dann deren Äpfel. Hier muss natürlich nicht gegendert werden. Obwohl dies interessante Ergebnisse zeitigt: denn anders als im herkömmlichen Kompositasinne „regiert“ nicht das letzte Wort die vorangegangenen, sondern das erste Wort das letzte ( siehe auch Kopf-und-Kern sowie Rechtsköpfigkeit ). Herauskäme dann statt des wertneutralen Pferdeapfels ein Hengst- bzw. Stutenapfel. Doppelt blöd wird es erst, wenn gegendert werden muss, und das gleich zweimal. Dann werden aus den
Ausländersprechern die
AusländerInnensprecherInnen.

Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ein dritter zu gendernder Teil auftreten würde. So etwas kann schon mal darüber entscheiden, ob das Plakat im Quer- oder Hochformat gedruckt werden muss.

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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 08:51

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