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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Sonntag, 4. März 2012

Gegendarstellung mit Nagel

Ich habe ein Talent zum Einreden. Ich kann, manchmal sogar mir völlig unverständlich, Tatsachen erschaffen. Meistens mache ich das aus Vermutungen. Ich vermute dann vor mich hin und mache mir selbst plausibel, weshalb genau das dazu führte, wie es jetzt ist. Ich mache das mit allem. Jeder macht das. Eine Einrede ist auch eine Ausrede, eine bessere Ausrede sogar, weil sie zumindest bei einem selbst funktioniert.

Hin und wieder funktioniert die Einrede auch bei anderen. Man muss aber nicht nur ein Talent dafür besitzen, sich etwas einreden zu können, man muss darüber hinaus das entstandene Problem mit einem Lösungsvorschlag, der sich vorher aus der Erklärung ergab, zu lösen versuchen. Man muss auch für anderer Leute Einreden empfänglich sein. Das ganze Einreden funktioniert nur, wenn alle, also Sender und Empfänger, ein Talent dazu besitzen. Das hat im Endeffekt den Vorteil, dass man daran nie allein schuld sein kann.

Warum schreibe ich das hier überhaupt? In letzter Zeit habe ich wieder etwas häufiger in die Glotze geschaut und dabei eine neue Werbung entdeckt, die es mir ähnlich angetan hat, wie seinerzeit Laborchef Dr. Klenk. Es geht natürlich wieder um ein Problem, was viel zu viele Menschen betrifft und um das sich noch niemand vorher gekümmert hat, wenn er/eher sie nicht regelmäßig zur Maniküre oder zur Fußpflege ginge. Nagelpilz. Als ich die Werbung zum ersten Mal sah, musste ich sofort an Dr. Klenk denken. Im Gegensatz zu diesem recht unglaubhaften Vertreter seiner Art, verzichtete die Marketingabteilung hier auf großartige Überzeugungstaktiken wie Wachstumskurven und markige Sprüche. Ganz seriös kam der Typ herüber und flüsterte mir den Nagelpilz ein.

Ich habe keinen Nagelpilz, beobachte meine Nägel aber ständig seitdem. Plötzlich brennen mir Sachen auf den Nägeln, ich treffe Nägel auf den Kopf oder suche unsere Nagelschere. Der Nagel ist überall. Ein Freund von mir ist letztens vom Lande in die Großstadt gezogen. Ich schrieb ihm dazu folgende Email:

Viel Glück beim Umziehen, Axel*. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das meistens eine Sache des Glücks ist. Nicht nur dass unendlich viel kaputtzugehen droht, manchmal sogar Dinge, von denen man glaubte, sie wären unkaputtbar, wie zum Beispiel eine simple Nagelschere; vieles findet sich nach so einem Umzug auch einfach nicht wieder an, wie zum Beispiel eine Nagelschere. Ich würde mir an deiner Stelle aber wegen der Nagelschere keine allzu großen Sorgen machen, du kannst ja bei Gelegenheit einfach eine neue kaufen, du bist ja auf den obligatorischen Dorfschlecker nicht mehr angewiesen in deiner neuen Großstadtheimat.
Ganz schlimm und deshalb wünsche ich dir eigentlich Glück, ist der Umstand, dass man außerhalb der Besichtungszeiten selten ein Anrecht auf Besuch in der Wohnung des Wunsches hat und sich zum Beispiel laute Nachbarn, Züge, die gefühlt alle 5 Minuten durch die eigene Küche donnern oder einfach ein leckender Wasserhahn, der einem nachts den letzten Nerv raubt meist erst dann einstellen, wenn die Reklamation bereits ausgeschlossen ist. Von alledem bekommst du wahrscheinlich nichts ab aber du solltest dir deswegen trotzdem keine grauen Haare wachsen lassen. Eigentlich kannst du sogar froh sein, dass deine Nagelschere den Umzug nicht überlebt, damit hast du ein Mordwerkzeug weniger im Haus und an langen Fingernägeln ist noch keiner gestorben.

Und dann schildert mir Trithemius in einem unserer konspirativen Treffen beim Kneipier unseres Vertrauens von einer ominösen Krankheit, die die Leerstellen seiner Texte betrifft und sich im rechten Daumen äußert. Für mich war völlig klar, dass es sich um Nagelpilz handeln musste. Ich schilderte ihm sein Problem und empfahl ihm, sich ein kleines Fläschchen zuzulegen, man kann ja nie wissen. Wir sinnierten noch ein wenig über Maniküre, betrachteten im Halbdunkel unsere Nägel und versuchten im Schummerlicht eine Gelbfärbung auszumachen, erstes Anzeichen eines Nagelpilzbefalls. Das einzige, was wir ausmachen konnten war nikotingelber Qualm, der alles im Raum in eine geheimnisvolle Farbe, nahe dem dunkelweiß, tauchte und zusätzlich für Bedenken sorgte. Trithemius hat sich das natürlich ganz schnell wieder ausgeredet, bei Lichte betrachtet. Ich glaube er ist danach auf der Toilette verschwunden und hat im fahlen Licht der Neonröhre seinen rechten Daumen untersucht.

Und vorhin, was musste ich da lesen, soll ich Trithemius auch noch eingeredet haben, die Gesellenprüfung zum Gartenlandschaftsbauer bestanden zu haben, weil er in seinem Notizbuch alle Grünanlagen der Stadt aufgelistet hatte. Ich gebe ja zu, meine Einrede des Nagelpilz war falsch, Trithemius hat auch keinen kreisrunden Haarausfall, höchstens ein paar Geheimratsecken, was er aber bestimmt nicht hat, ist ein Gesellenbrief des Gartenlandschaftsbauers. Das wollte ich hier nur kurz richtig stellen.

*Name von der Redaktion geändert.

10 Tonnen Sand und die Zeit dazwischen

Für Kleinigkeiten habe ich etwas übrig. Für kleine Unterschiede auch. Kleinigkeiten sind zum Beispiel diese kleinen weißen Kunststoffknöpfe, die in öffentlichen Toiletten dazu dienen, die Tür beim Öffnen nicht gegen die sowieso schon viel zu dünne Trennwand zur nächsten Toiletteneinheit schlagen zu lassen, sie abzufedern. Diese kleine Vorrichtung ist wahrscheinlich angeschraubt und verfügt über eine Hohlkammer, in die Luft dringt und den Stoß der Türklinge abfedert. Und das beste ist, für solche Viecher gibt es sogar einen Namen. Diese Dinger heißen Bummsinchen. Was es nicht alles gibt, dachte ich mir, und ging zu meinen Kollegen runter, um für das Theaterstück Antigone, was heute Abend spielt, mal eben 10 Tonnen Sand auf die Bühne zu schippen.

Gestern war ich auch schon im Theater arbeiten, das Bühnenbild war ein anderes, ein kleineres, wo wir uns eigentlich eher im Weg standen, als dass wir wirklich gebraucht wurden. Ich habe dreimal irgendwo angefasst und zwei Schrauben verschraubt. Sowas kommt vor und ist auch in Ordnung, besser als 10 Tonnen Sand. Auch da war ich wieder auf dem Örtchen. Auf diesem Örtchen gibt es seit ein paar Monaten einen neuen Händetrockner. Unter Hochdruck werden die Hände, die man zwischen zwei Öffnungen nach unten schiebt, angeblasen und sind in kürzester Zeit trocken. Als ich das Ding zum ersten Mal sah, und mich dazu äußerte wurde mir sogleich gesagt, wie sparsam das doch im Vergleich zu Papiertüchern wäre und wie schnell sich diese Geräte amortisieren würden. Nur laut sind sie, warf ich ein, das wurde aber nicht gehört.

Oder doch? Als ich gestern das Örtchen besuchte, hingen im angeklappten Fenster direkt neben dem Händetrockner über einem der Waschbecken ein paar Kopfhörer von der Sorte wie man sie auf dem Bau bei Leuten sieht, die in Kranen sitzen oder einen Rüttler über den Sand schieben. Ich dachte mir, das ist ja toll. Die sind bestimmt wegen des lauten Händetrockners anmontiert worden. Und in der Tat, dafür waren sie. Über dem Händetrockner war ein Foto angebracht, auf dem ein junger Mann diese Kopfhörer trug, als er die Hände in den Händetrockner tat. Heute waren die Kopfhörer leider nicht da. Das Foto war auch wieder weg.

Etwas drittes ist mir eingefallen,weshalb ich mich heute überhaupt nur mit der Toilettenaussattung befassen wollte, denn eigentlich fiel mir das zuerst ein. Ich wollte eigentlich schreiben, dass es mir in Thailand nicht selten passiert ist, dass ich die Türsperre in den Toiletten - wenn es denn kein einfacher Riegel war - immer anders herum öffnen oder schließen musste, als ich das von hier gewohnt bin. Wollte ich zuschließen musste ich aufdrehen und wollte ich aufschließen, musste ich zudrehen. Seltsame Sache, sowas.

Samstag, 3. März 2012

Gotzeidank

Einmal frei von der Leber weg einen Blogeintrag schreiben. Habe ich mir so gedacht. Kein Thema, keine Reihenfolge, einfach dem Gefühl folgen und die Finger ihre Arbeit machen lassen. Aber erstmal einen Kaffee kochen. Habe ich gemacht, steht in die Tasse eingegossen neben mir, Zucker ist drin, gekleckert habe ich auch und für einen Lappen müsste ich durch die ganze Wohnung rennen. Zu viel Ablenkung!, nur von was? Von nichts. Erstmal umrühren und einen Schluck abtrinken, soll ja nicht kalt werden. Habe ich gemacht, Tasse steht jetzt anders, sind also schon zwei Kaffeekreise auf der Schreibtischplatte, Olympiade!

Das geht so nicht. Ohne Intention, ohne Thema, mit Kaffee. Gestern Nacht, ich lag schon im Bett - ein erster Versuch sich einem Thema zu nähern - kam mir ein Gedanke, der mich zum Einschlafen brachte. Nicht weil er so langweilig war, schlief ich ein, sondern weil ich immer einen guten Gedanken zur Nacht brauche. Diesen Gedanken zerreibe ich dann zwischen Daumen und Zeigefinger und streu ihn mir in die Augen, als Schlafsand sozusagen. Was dachte ich denn diesmal?

Diesmal dachte ich an eine Redewendung. An eine Redewendung aus den Zeiten, die unvermittelt vorüber gehen und weniger Schrecknisse bereit hielten, als man sich selber getraut hatte zu hoffen. Große Erleichterung macht sich breit und dann entfährt uns ein "Gotzeidank". Mir nicht. Ich habe mir Gotzeidank schon vor langer Zeit abgewöhnt. Ja, ich rede von bewußter Entwöhnung. Als ich noch ein Kind war, hatte ich einmal eine Phase, da habe ich an jeden Satz die Frage ", oder was?" angeschlossen. Meinem Vater war das relativ egal aber meine Mutter habe ich damit zur Weißglut gebracht. Völlig unbewußt hat sich dieser Tick bei mir eingeschlichen und ich musste mehrere Standpauken und ganz zum Schluss eine gepfefferte Ohrfeige ertragen, bis ich endlich soweit war, zu verstehen, was da gerade passierte.

Ich dachte nach dem Ohrfeigenerlebnis erstmal daran, gar nicht mehr zu sprechen. Ich fühlte mich ungerecht behandelt, vorerst, und dann dachte ich nach. Ich dachte an freie Rede in der Schule, an die Schwierigkeiten den Anschlusssatz nicht schon wieder mit "Und dann..." zu beginnen. Ich stellte in Gedanken die Sätze um, ich suchte mir Beispiele für Sätze, las Zeitung, Bücher usw.. Ich schaute dem Mann der aktuellen Kamera auf die Lippen, wenn ich so lange aufbleiben durfte und vor allem beendete ich keinen Satz mehr mit ", oder was?".

Gotzeidank sagte meine Mutter, als sie mich nach Tagen wieder sprechen hörte. Und dann machte es plötzlich klick. Mir war klar, dass Gott bei uns noch nie etwas zu suchen hatte. Wir hatten keine Bibel im Haus, waren nicht einmal zu Weihnachten in der Kirche und trotzdem hatte sich dieses Relikt - anders kann ich es nicht benennen, denn sogar ihre Eltern waren schon Atheisten, die Eltern meines Vaters waren Atheisten, allesamt - in den Wortschatz meiner Mutter geschlichen. Ich hörte aufmerksam zu, bedenkliche Situationen riefen mich auf den Plan, nicht zum Schaulustigen, sondern zum Hörlustigen wurde ich. Ich wollte dieses Gotzeidank hören, oder Jotzeidank, was bei uns auch schon mal vorkam.

Ich hörte es immer wieder. Immer wieder zerbrach ich mir den Kopf darüber, sagte es mir immer wieder vor, Gotzeidank, Gotzeidank, Gotzeidank. Es war zum Verrückwerden, es gab ja nicht einmal eine vernünftige Alternative. Bei länger zurückliegenden Ereignissen, die nur rekapituliert wurden, wich ich auf "glücklicherweise" aus, ein Zungenbrecher im Gegensatz zum Gotzeidank. Bei plötzlichen Ereignissen, ein Sprung vom Klettergerüst in eine matschige Pfütze mit Beinahelanglegen zum Beispiel, nötigte mir anfangs zu viel Disziplin ab, ich einigte mich aber im Laufe der Zeit auf "Das war knapp" und wenn die Luft dafür nicht reichte, sagte ich "Puh". Gotzeidank habe ich immer gedacht aber nie wieder gesagt.

Tja, da lag ich also gestern Abend im Bett und musste auf einmal an Gotzeidank denken. Ich dichtete sogar einen Vierzeiler dazu, der dann nicht lang genug war, um damit auszudrücken, wie leer diese Redewendung doch eigentlich ist - für mich jedenfalls, der ich nicht an Gott glaube. Ich dichtete vier weitere Zeilen und vergaß die ersten vier darüber. Ich wurde müde, müder und schlief ein. Und dann setze ich mich eben an meinen Schreibtisch und mir fällt genau das ein. Schon ein komisches Ding, oder was?

Freitag, 2. März 2012

Alfred Döblin: Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord

Wie so oft war es mir nicht vergönnt, das Buch im Antiquariat zu erstehen, das ich eigentlich haben wollte und aus der Enttäuschung darüber habe ich dann einfach dieses gegriffen. Ich habe es nicht gelesen. Es sprachen jedoch zwei Gründe dafür, es trotzdem mitzunehmen. Einerseits ist es mir gar nicht so wichtig, genau das Buch von einem Autor zu lesen, weswegen er so berühmt ist und andererseits hat dieses Buch in der Ausgabe, die ich erstand eine Werbeanzeige in seiner Mitte. Es erschien nämlich im Rowohlt Taschenbuchverlag. "Die Ermordung einer Butterblume" habe ich dann einfach im Buchhandel bestellt und neu erworben, allerdings ist diese Ausgabe im DTV-Verlag erschienen, also für mein zweites Hobby um das Buch herum leider ungeeignet.

Da ich das Buch nicht gelesen habe, kann und möchte ich ich nicht über den Inhalt referieren. Auch andere Quellen zu benutzen liegt mir fern. Ich lese es einfach irgendwann und reiche das dann nach. Ich möchte diesmal die Aufmerksamtkeit eher auf das Bild direkt lenken, eigentlich nicht einmal auf das Bild, sondern auf das kleine Kürzel in der rechten unteren Ecke. Es fiel mir schon öfter auf, so zum Beispiel auch bei Genets "Notre-Dame-des-Fleur".

Nachdem ich mehrere Namen ausprobiert hatte, landete ich bei diesem Namen und bin mir ziemlich sicher einen Treffer gelandet zu haben. Was mich allerdings verwundert, ist, dass es zu dieser Illustratorin nicht einmal einen Wikipediaeintrag gibt, obwohl sie längst nicht nur für Rowohlt die Werbung illustrierte. Vielleicht stimmt das aber auch gar nicht und hinter dem Kürzel verbirgt sich eine ganz andere Person, zu 100% sicher bin ich mir natürlich nicht.

Autor: Alfred Döblin
Titel: Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord
beworbenes Produkt: Pfandbrief und Kommunalobligation
Fundstelle: zwischen S. 46 und 47




Bildquelle: Alfred Döblin, Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, November 1978 ( mein Geburtsjahr ).

Donnerstag, 1. März 2012

Aufschub

Eine kleine Panik schleicht mir den Rücken herunter, wenn ich daran denke, was mir in den folgenden Tagen noch bevorsteht. Ich habe um eine Fristverlängerung meiner Hausarbeiten gebeten und hoch und heilig versprochen, diese am Montag der kommenden Woche gestriegelt und geputzt abzugeben. Gedanklich habe ich bis auf den Feinschliff schon alles fertig aber irgendwie sitze ich einfach zu selten herum, um mir ernsthaft darüber Gedanken zu machen.

Glücklicherweise bin ich das kommende Wochenende Strohwitwer und kann dann ein paar Tag- und Nachtschichten einführen, um dem entronnenen Zeitplan wieder auf die Spur zu kommen. Die heilige Prokrastination, eine Glaubensrichtung der ich mich als Student verpflichtet fühle, zwingt einen aber auch immer zu kurzen katharsisgleichen Ausnahmezuständen am Ende der Semester.


edit: In einem Anfall von Arbeitswut habe ich gerade meinen Schatten übersprungen und bereits die vermeintlich schwerere Aufgabe bis auf zwei kleine Folien komplett gelöst. Eine Verabredung für heute Abend hat plötzlich ungeahnte Energien freigesetzt.

Mittwoch, 29. Februar 2012

Klasse 7

Als hätte Frau Holle die Kissen geschüttelt und statt Schnee schwebten Flocken von Pubertät durch den Raum. Man hätte sie förmlich einfangen und in Säcke stecken können, wäre sie nicht so flatterhaft gewesen. Ich wurde eingangs gefragt, wer ich denn sei. Ich antwortete, ich stelle mich gleich kurz vor, ich bin Praktikant. Beschämtes Abwenden, so hätte sie das gar nicht gemeint, ruft sie noch. Was nur hat sie gemeint?

Die Stimmung war geladen. Die Lehrerin war eine kleine Laterne, die mit ihrem Schein gerade einmal einen Kreis von wenigen Metern erhellte. Außerhalb des Lichtkegels herrschte schnatternder Konzentrationsmangel. Eine Viertelstunde dauerte es allein, die Gruppen zu ordnen und dazu zu bewegen, sich zusammenzusetzen. Komischerweise ging dann alles recht schnell. Die ersten stellten ihr Ergebnis vor, es wurde diskutiert, nicht immer treffend aber mit thematischem Bezug. Gefangen in ihrer Rolle ( die Aufgabe war ein Rollenspiel ) war plötzlich die Stunde um, wie immer, wenn es interessant zu werden droht.

Dienstag, 28. Februar 2012

Der erste Eindruck

Gestern begann ich meine zweite Karriere in der Schule, das allgemeine Schulpraktikum, was dazu befähigen sollte, herauszufinden, ob einem der Lehrerberuf liegt oder nicht. Die erste ist schon so lange her, dass ich mich kaum noch daran erinnern kann. In vielerlei Hinsicht ist diese Ausblendung auch gut so, denn mit der Schule verband ich nie wirklich positive Erfahrungen. Meiner damaligen Rolle als stiller Teilhaber/Beobachter komme ich auch heute wieder nach, nur dass ich meine Beobachtungen nun schriftlich festhalte, um sie mir später noch einmal anschauen zu können.

Mit dem, was uns in Seminaren erzählt wird, hat die Realität überhaupt nichts zu tun und mit jeder Meldung, Kommentar seitens Schüler oder Lehrer rückt mir einerseits die Erinnerung an meine eigene Schulzeit auf die Pelle und andererseits verdeutlicht mir das die Entfernung zwischen der Theorie des Unistoffes und der Wirklichkeit des Schulalltages.

Ich bin an einer IGS, einer integrierten Gesamtschule, die nicht nur fächertechnisch einige Besonderheiten bietet ( GW = Gesellschaftswissenschaften = ein Verbund aus Erdkunde, Geschichte und Politik ), sondern auch in der Organisation Überraschendes parat hält ( es gibt keine Schulklingel und der Unterricht findet in Blöcken von 2 normalen Unterrichtsstunden statt, also 1,5 h ). Hat ersteres noch scheinbare Nachteile ( die wenigsten Lehrer studierten diese drei Fächer, sondern eher maximal zwei davon ), so offenbaren sich beim zweiten Punkt erhebliche Vorteile. Nicht nur dass störende Klingeln fehlen und/oder störende Unterbrechungen evozieren, darüber hinaus erweist sich das Blockmodell gerade für größere Stoffmengen oder auch für aufwendige Präsentationen als hilfreich, da ein 45-Minutenzeitfenster weniger zeitlichen Spielraum lässt.

Ich bin positiv überrascht über das Selbstverständnis mit dem hier in den Klassenstufen 5-9 "fachfremd" unterrichtet wird und konnte zumindest für das Fach Geschichte bisher keinen Nachteil entdecken. Ich habe auch dem "reinen" Geschichtsunterricht einer 11. Klasse beigewohnt und sowohl der Grad der Beteiligung als auch die Komplexität des Themas hätte ich mir in der 11. Klasse so nicht zugetraut, wurde von den Schülern dort aber scheinbar mühelos abgearbeitet.

Sonntag, 26. Februar 2012

Volltrottel

Ich habe ein paar schöne T-Shirts erstanden in Thailand. Darunter sind zwei mit Werbung drauf von einheimischen Biermarken, eines in dunkelblau und eins in einer Art zitronengelb. T-Shirts sind dort relativ billig und auch wenn dort jeder zweite Tourist mit solch einem T-Shirt unterwegs ist, so ist es hier noch längst nicht so häufig, als dass man es deshalb nicht mehr tragen will. Ich habe sogar eins erstanden, was hier fast 30 Euro kosten soll und ich mir nur wegen des Preises nicht gekauft habe. Dort habe ich keine 5 Euro für bezahlt, ich bin sicher, das T-Shirt kommt von dort und ein findiger Einkäufer hat es dort in Massen eingekauft, um sie hier gewinnbringend an den Mann zu bringen. Keine schlechte Idee, wie ich finde, um seinen Urlaub zu finanzieren.

Die 10 Baht-Münzen sind übrigens von einem ähnlichen Gewicht und in Form und Größe dem 2 Eurostück nicht unnähnlich, allerdings nur ein Achtel wert. Automaten wissen nichts vom Wert der Münzen und beklagen sich auch nicht, wenn man sie bescheißt, so könnte man sich seinen Urlaub auch finanzieren, man hätte nur ungleich schwerer zu tragen und außerdem bekommt man ja nicht alles am Automaten gekauft.

Es gibt aber auch Leute, denen ist scheißegal, wo sie sind, Hauptsache es ist warm, das Bier ist billig und es kann ordentlich gefeiert werden. Solche Leute trifft man auf Koh Phangan alle zwei Wochen entweder zu einer der alle vier Wochen stattfindenen Full Moon Parties oder zu einer der Half Moon Parties, die im ähnlichen Zyklus wie Sommer- und Winterspiele ablaufen. Diesen Leuten ist es wahrscheinlich egal, ob es gerade abnehmender oder zunehmender Mond ist, den sie betrinken.

Die ganz besonders blöden Leute von diesen Feierwütigen ( die meisten sind ja eigentlich ganz normale Leute, die einfach mal raus aus dem Alltag wollen ) tragen dann T-Shirts, auf denen steht sinngemäß so etwas wie: Ich will kein Scheiß Tuk Tuk und auch keine beschissene Massage. Das steht vorn auf Thailändisch und hinten auf Englisch drauf. Das heißt, eigentlich steht es nur hinten so drauf. Was vorne draufsteht weiß ich nicht, ich kann kein Thai. Doch wenn ich das T-Shirt kreiert hätte, stünde da so etwas wie: Ich bin ein Volltrottel, sollte ich euch nach dem Weg fragen, ein Taxi oder etwas zu essen kaufen wollen, zieht mich ruhig ab, ich bin eh nur ein Volltrottel.

Freitag, 24. Februar 2012

Telefonguerilla

Ich glaube, ich werde von Smartphones verfolgt. Als ich mich damals bei Einberufung zur Bundeswehr zum ersten Mal in meiner Kaserne einfand und die großen dunkelgrünen Armeelaster betrachtete, war mir nicht klar, dass sie mich weitaus länger als die 12 Monate Grundwehrdienst begleiten würden. Einmal sensibilisiert, sah ich sie plötzlich auf allen Straßen, die Y-Tours. Das ging mir noch Jahre später so und hat eigentlich erst nach dem Umzug aus meiner Heimatstadt in neue Gefilde rapide nachgelassen.

Und heute: da steht an jeder Ecke so ein kleiner Oberfeldwebel und wischt mit dem Zeigefinger auf einem Smartphone herum, als wollte er die letzten Staubfäden vom Spinddeckel herunterputzen und das Wochenende einkassieren.

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