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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Mittwoch, 11. Januar 2012

Drei für eins

Nach dem Besuch meiner Lieblingsvorlesung am Dienstag Abend schwirrte mir mal wieder mächtig der Kopf. Nicht nur dass unser Dozent den Eliaschen Kulturbegriff mit dem Begriff der Bildung gleichsetzte, darüberhinaus habe ich immer mehr das Gefühl, dass uns dieser Mann eher davon abraten wollte, den Lehrerberuf auszuüben.

Habe ich persönlich nichts dagegen, und bisher sind mir auch zu seiner schrägen Hypothese keinen wirklichen Gegenargumente eingefallen. Elias stellt ja den "deutschen" Kulturbegriff dem Zivilisationsbegriff des franko- bzw- angloamerikanischen Raum gegenüber und beschreibt dabei einen Wandel von der sozialen zur eher nationalen Begriffsbildung, also was vorher ein ständisches Feld war, wurde dann zum Nationalitätenfeld ernannt. Und in der Tat gibt es zwischen dem Begriff der Bildung und dem der Kultur ( im Eliaschen Sinne ) durchaus Ähnlichkeiten. Allerdings wird ein Vergleich mit dem Zivilisationsbegriff des Franzosen z.B. umso schwerer, wenn ich statt Kultur Bildung benutze.

Tischmanieren, Begrüßungsfloskeln oder eben allgemein moralisch und ethisch normiertes Verhalten spielen in der Genese des Zivilisationsprozesses eine große Rolle, wogegen dies beim Bildungsbegriff nur noch sehr schwammig daher kommt - also nicht in der Ausführung, sondern eher in der Definition. Das "Bildungswesen" und insbesondere der Gesetzgeber sagen dazu:

Die Schule soll im Anschluss an die vorschulische Erziehung die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage des Christentums, des europäischen Humanismus und der Ideen der liberalen, demokratischen und sozialen Freiheitsbewegungen weiterentwickeln. Erziehung und Unterricht müssen dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Niedersächsischen Verfassung entsprechen; die Schule hat die Wertvorstellungen zu vermitteln, die diesen Verfassungen zugrunde liegen.
Nieders. Schulgesetz, §2

Nun könnte man fragen: was hat dann die Schule damit zu tun? Erlangt man in der Schule Bildung? Wen würde ich ad hoc als gebildeten Menschen betrachten und welche Facetten seiner schulischen "Ausbildung" würde ich dabei berücksichtigen. Und hat das dann was mit seinen Manieren zu tun oder Persönlichkeit?

Es ist wohl alles eine Frage der Betrachtung und dabei ähneln sich alle drei Begriffe: sowohl die Zivilisiertheit, das Gebildetsein als auch das Kulturverständnis jedes Einzelnen obliegt der Beurteilung von Außen, und jedem dieser Begriffe wird je nach Herkunft eine andere ästhetische Messlatte zugrunde gelegt.

Dienstag, 10. Januar 2012

Vorspannung

Die Ferien - nein, so heißt das bei uns nicht mehr, jetzt heißt das Vorlesungsunterbrechung - ist vorbei. Ich war zwar schon am Freitag beim Lateinkurs aber irgendwie zählt der nicht richtig. Montags habe ich keine Uni, dafür dienstags den ganzen verdammten Tag lang. In den Wochen vor Weihnachten musste ich immer einmal ein Seminar schwänzen, weil ich sonst einfach nicht durchgehalten hätte. Mein Fehlzeitenkontingent ist jetzt fast aufgebraucht ( ja so etwas gibt es, 2 Termine pro Seminar, ansonsten gibt es keinen Schein ) und so muss ich den letzten Monat durchziehen.

Heute geht's los. So richtig. Latein ist einer der wichtigsten Bausteine des Studiums. Ich könnte sonstwelche Qualifikationen erwerben, aber Deutsch- und Geschichtslehrer werde ich nicht, wenn ich das Latinum nicht habe. Trotzdem ist dieser Baustein irgendwie außer der Reihe. Er passt nicht in den Stundenplan. Es gibt keine Creditpoints dafür. Und gebrauchen werde ich das Lateinische wahrscheinlich in dieser Fächerkombination auch nicht, es sei denn ich versteige mich in der Antike auf ein Fachbegriffe.

Ich trinke gerade meinen letzten Kaffee, Fiete erwartet sehnsüchtig, dass ich meinen Platz an der Tastatur räume, denn satt und sitt ist er und sobald ich mit KLimpern fertig bin, darf er meinen Platz einnehmen und klimpern. Das Geziehe am Arm wird stärker, ich muss jetzt wohl weichen.

Sonntag, 8. Januar 2012

Charles Bukowski: Pulp - Ausgeträumt

Der Roman Pulp - erschienen bei Kiepenheuer und Witsch 2011 - beginnt mit einem Druckfehler. Kein toller Anfang eigentlich, doch begann ich dort gar nicht. Ich begann zum ersten Mal daran zu denken, dass hier etwas nicht stimmt, als der lethargische, trinksüchtige Detektiv Nick Belane in einem Telefonat den Auftrag erhält, den Red Sparrow zu suchen. Nun erscheinen Buks Bücher - ich denke es sind fast alle Bücher von ihm dort erschienen - im englischen Original bei Black Sparrow Press. Warum der Spatz jetzt rot sein sollte, ist ein Geheimnis geblieben, auch weshalb in meiner Ausgabe die Rechte an dem Buch bzw. die Erstveröffentlichung in der Black Sparror Press erfolgte, erklärt sich daraus nicht, darüber nachgedacht hatte ich deshalb trotzdem.

Alles läuft auf diesen roten Spatzen zurück, denn derjenige, der Nick den Auftrag erteilt, danach zu suchen, empfiehlt ihn auch an alle anderen "Klienten", die Belane in dieser Zeit so einsammelt. Keinen dieser Fälle arbeitet er systematisch ab, vielmehr kommen ihm die Klienten meist selbst soweit entgegen, dass sich der Fall lösen lässt. Nebenbei ist Belane am Trinken, Wetten und Prügeln. Immer wiederkehrendes Motiv seiner Auseinandersetzungen sind komische Fragen, die ihm ein Barmann, eine Bedienung oder ein Gast des jeweilig von ihm besuchten Etablissements stellt. Mal darf er kein Wasser zu seinem Scotch trinken und einmal darf er keine zwei chinesischen Biere auf einmal bestellen.

Eine Sache an diesem Buch ist noch seltsam, die Affinität zu Zahlen. Nicht nur dass es 51 Kapitel sind, die Buk braucht, um seinen Helden abtreten zu lassen - eine frappierende Ähnlichkeit zum Brautigan-Krimi "Träumen von Babylon" drängt sich hier auf - sie sind auch ziemlich kurz. Das kürzeste hat gerade einmal 20 Wörter und handelt von einem ganzen Tag, an dem einfach nichts weiter passiert, worüber aus Belanes Sicht berichtet werden könnte. Nick Belane braucht einmal 47 Sekunden und einmal 45 Sekunden, um ein Schloss zu knacken. Einen Fall löst er, weil er mit seinen Klienten um die Menge der Zahlen auf dem Führerschein wettet. Belane benutzt drei unterschiedliche Kaliber, eine 32er, eine 38er und eine 45er, die sich meistens in seiner Hose oder seiner Schublade befinden. Belane mag die Zahlen 3, 7 und 8, wird ziemlich am Ende des Buches erklärt; 3 und 8 waren freie Appartments bei einem Beschattungsauftrag, in der 7 befand sich das Opfer, irgendwie logisch, dass er das freie Zimmer Nummer 8 wählte. Mit der 9 kann er übrigens nichts anfangen, das erfuhr ich auch noch.

Alles andere ist wie immer, Belane ist Bukowskis anderen Figuren nicht unähnlich. Die kurzen Weltweisheiten, die sich in seinen Texten finden lassen, kommen auch hier vor. Das Gewand der "hard boiled" Detektivgeschichte steht dem Buch nicht schlecht, auch wenn es wegen der vielen Zahlen und Kapitel an eine Nummernrevue erinnert.

Freitag, 6. Januar 2012

Herr Bengtsson hat Quatsch erzählt

Als ich heute Morgen vor dem Lateinseminar noch einen kurzen Blick ins Gripsholmschloss wagte, brannte sich der folgende Satz in mein Hirn fest: "Wissen Sie", sagte er nachdenklich, " den Affen kennen alle - aber der Affe kennt keinen." Ich war erstaunt darüber, wie wahr dieser Satz doch eigentlich ist.

Und dann, etwa gegen 14:30 Uhr, bin ich mit Frau und Kind auf der Limmer unterwegs, wir gehen in ein Schuhgeschäft, ich gehe wieder raus, weil ich Schuhe nicht riechen kann und plötzlich kommen mir drei junge Leute entgegen. Im Vorübergehen erkenne ich einen von ihnen als den Pizzabäcker, der freitags und samstags bis in die frühen Morgenstunden an der Faust - einer Disco bei mir um die Ecke - Pizza verkauft. Er trägt ein Pflaster über dem linken Auge und grüßt mich.

Ich esse immer ein Stück Pizza, wenn ich in der Faust bin - das passiert so ca. 2mal im Jahr. Ich war so perplex, dass ich beinahe nicht zurückgegrüßt hätte.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Pickel im Nacken

Heute Morgen stand ich auf und wußte, irgendwas ist anders als sonst. Die Nacht war erholsam, der Schlaf genügend, mein Sohn bester Laune, und trotzdem war da etwas, was mich insgeheim ärgerte. Bis ich darauf stoßen konnte, vergingen noch ein, zwei Stunden, doch jetzt bin ich mir ziemlich sicher: es ist ein Pickel im Nacken.

Bei hohen Kragen, Schals und den wenigen Augenblicken, zu denen ich nach oben schauen muss ( ich bin ja fast 2 Meter groß, da schaue ich seltener nach oben ;)), sind solche Forunkel meist sehr hinderlich und machen aus der Geste, die für mich schon immer auch etwas demütiges hatte, eine schmerzhafte Erfahrung. Die Erkenntnis das da hinten also ein Piesacker sein Unwesen trieb, trieb mich spätestens seit meinem Besuch im Büro um, wo ich auch die Zeit habe, mich um solche Kleinigkeiten zu kümmern.

Meine Kreise wurden dann aber jäh unterbrochen, als mein Chef hereinkam und mir eine Bewerbung unter die Nase hielt ( den Blick nach unten gesenkt, ließ mich das Problem fast vergessen ), in der ich auf fehlende Kommas und sonstige orthografische Merkwürdigkeiten achtgeben sollte. Ich fand dero drei. Eine kleine semantische Ungenauigkeit und zwei Kommafehler bei erweiterten Infinitivkonstruktionen.

Die Kommas haben es mir ja schon immer angetan, sie sind auch wie kleine Pickel, die ständig an Stelle auftauchen, an denen man sie weder vermutet, geschweige denn haben will, und häufig stehen sie dort weder zu Recht oder Unrecht. Die Grauzonen in der Kommasetzung gerade bei Infinitvkonstruktionen, häufig sogar durch das Verb selbst bestimmt, können einen fortgeschrittenen Anwender zur Verzweiflung bringen. Alles ganz einfach heißt es dazu fast überall. Hier eine sehr einfache und stichhaltige Erklärung. Toll, an anderer Stelle wird ähnlich verfahren, nur noch kürzer. Umso kürzer, desto besser greift hier nur leider nicht, denn wenn ich einem Musiker erklären würde, ich hätte seinen 4/4 Takt heruntergebrochen auf 1 Ganzes, würde der mich wahrscheinlich völlig verständnislos anschauen.

Was mache ich also mit solchen Konstruktionen, wenn sie innerhalb eines Satzes auftauchen und nicht zufällig am Ende des Satzes stehen. Dazu gab es leider kein Beispiel. Verschärfen wir das Problem noch und fügen der Konstruktion eine Konjunktion zu: Ich ging bis an meine Grenzen, um mich völlig zu verausgaben, und musste am Ende feststellen, dass... Ist dieses Komma richtig, wird es richtiger, wenn ich stattdessen sage: ... um mich völlig zu verausgaben, und ich musste am Ende feststellen...?

Keine Ahnung. Aus intuitiven Gründen würde ich das Komma setzen, auf das "und" gepfiffen. Aber scheinbar ist heute Pickelimnackentag, da kann kommen, was wolle.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Braune Soße

Als wir gestern zur Mensa wollten, wußten wir nicht, ob sie denn überhaupt schon wieder geöffnet hat nach der einwöchigen, womöglich längeren Verschnaufpause. Deshalb habe ich kurzerhand im Internet nachgesehen und kam sogleich auf den gestrigen Speiseplan:



Etwas irritiert hatte mich die Bezeichnung "braune Soße" schon. Im Büro, wo ich zum Zeitpunkt der Recherche saß, stieß das natürlich auf wenig Verständnis. Jeder der Mitinsassen hatte eine andere Erklärung für die "braune Soße". Ich bekam, auch der vielen verschiedenen Mutmaßungen wegen, den Auftrag, zu ermitteln, welche Erklärung denn am passendsten war. So machte ich mich also auf den Weg, um zu prüfen, ob die Soße einen Seitenscheitel trug oder ob die Essensfrau hinter dem Tresen beim Ausschenken laut die Soße anpries:"Wollt' Ihr die totale Soße?"

Das Rätsel konnte nicht gelöst werden, denn die Soße war bis auf ihren Namen sehr unauffällig und verhielt sich im Geschmack nicht anders als die braunen Soßen, denen jegliche Spezifikation im Geschmack - sei es zum Beispiel durch Wein oder Sherry - abgeht. Ein bißchen Salz, ein bißchen Farbe, mehr nicht. Zumindest hat der Menüschreiber für mich einen schrägen Humor bewiesen, indem er aus der Soße mehr gemacht hat, als er wahrscheinlich selber wollte, wußte, vielleicht weiß er nicht einmal um sein humoriges Talent.

Dienstag, 3. Januar 2012

Steuerfreubetrag

In einem Kommentar zur gesunkenen Arbeitslosenzahl bei der ARD las ich gerade einen sehr schönen Schreibfehler. Statt Steuerfreibeträge stand dort Steuerfreubeträge.

Der Steuerfreibetrag - in diesem Zusammenhang erfragt wegen der Vergütung, die darüber liegt - ist ja bekanntlich der Betrag, den man verdienen darf, ohne Steuern abführen zu müssen. Dieser Betrag ist aus Arbeitnehmersicht konzipiert, denn er kennzeichnet ja etwas, was dem Arbeitnehmer bleibt.
Der Steuerfreubetrag hingegen ist aus staatlicher Sicht konzipiert, denn er kennzeichnet Beträge, die vom Arbeitnehmer abzuführen sind und ins Staatssäckel fließen.

Nun las ich vor kurzem auch diesen wunderschönen Artikel, der sich im Großen und Ganzen mit Wortschatzerweiterungen befasste. Diese (un-)systematischen Lücken, Matrixlücken oder andere seltsame (Nicht-)Erscheinungen der deutschen Sprache riefen bereits mehrere Spezialisten auf den Plan und seit heute bin ich davon überzeugt, dass diese auch notwendig sind, denn es gibt immer noch Gegensatzpaare, denen eine Entsprechung fehlt. Zu unserem aktuellen Beispiel fiele mir da noch eine Entsprechung für die Arbeitgebersicht ein, die fehlt bislang. Vielleicht hat ja jemand eine Idee...

Montag, 2. Januar 2012

Ivan Illich: Selbstbegrenzung

Anfang der 70er erschien dieses Buch von Ivan Illich zum ersten Mal. Es waren turbulente Zeiten damals; die 68er waren gerade vorbei, die Ölkrise stand ins Haus und am Ende der 70er Jahre bin ich geboren worden.

Illich wird einem ja immer wieder einmal angepriesen wie Sauerbier und leider ist er zu diesen Zeiten meist vergriffen. Das hat er übrigens mit einem anderen großen Gelehrten gemein, der zufällig auch gerade nicht in Buchform zu beschaffen ist, wenn er einem wärmstens empfohlen wird: Norbert Elias. Mir wurde Illich jedenfalls so oft angepriesen, dass ich nicht umhin kam, mir den Erstbesten zu kaufen und durchzulesen, obwohl ich eigentlich einen ganz anderen haben wollte. Ich bleibe aber weiterhin dran und hoffentlich kann ich bald die Illichs in den Händen halten, die ich auch lesen wollte.

Das Buch war zwar keine Offenbarung und gerade der anfängliche Ärger über so manch kleine Episode ist mittlerweile längst verraucht ( die einzigen Zitationen, die in dem Buch auftauchen, sind Illichs eigene Werke, die natürlich im Rowohlt Verlag zu kaufen waren - damals, da musste ich erst eine Weile drüber nachdenken, bevor ich durch den Schleier des Dänikenschen ( der zitiert sich nämlich auch am liebsten selbst ) wieder klare Bilder sah ), ich habe die Lektüre aber nicht bereut. Insgesamt war mir das Buch ein wenig zu radikal und leider in manch einer Hinsicht mit zu wenig Erklärungen versehen. "Je ärmer umso freier" heißt es da auf S. 144, gut und schön doch wer bemißt die Armut und welchen Maßstab nehmen wir dafür? Keine Antwort, oder doch? " Die Festsetzung der Grenzen ist abhängig von Lebensweise und Freiheitsgrad, die eine Gemeinschaft sich wünscht.", auf derselben Seite.

Natürlich darf dies nicht auf Kosten einer anderen "Gemeinschaft" geschehen und so geht es eben nur mit Selbstbegrenzung. Dieser "fromme" Askese-Wunsch zieht sich durch das gesamte Buch und nervt manchmal ein bißchen, wenn auch vieles von dem, was er anprangert richtig ist. Die gesamte Werkzeugproblematik ( der Untertitel im Englischen lautet: Tools for Conviviality ), also die Beherrschung des Werkzeugs durch den Menschen ( ob dies nun ein Auto, eine Maschine oder schlicht eine Institution wie die Judikative oder ein Wirtschaftszweig wie der medizinische Sektor ist ) und die Beherrschung des Menschen durch das Werkzeug ( die Werkzeuge ) kommt so verstörend einfach in seiner Argumentation daher, dass es mir schwerfiel dagegen zu denken. Und leider hat er fast immer Recht, manchmal übertreibt er ein bißchen aber im Großen und Ganzen hält er sich an die Fakten ( auf S. 96 spricht er vom 100millionsten Opfer des Autoverkehrs, welches die Amerikaner unlängst feiern konnten und es wird nicht klar, ob er damit das 100millionste Auto meint, das vom Band lief und einen Käufer fand oder ob er Verkehrstote damit gemeint hat, der zweite Punkt wäre allerdings höchst zweifelhaft, denn das würde bedeuten, dass selbst wenn wir von 1908 ausgingen, wie Illich, und 2008 ansetzen würden, in den USA jedes Jahr 1.000.000 Verkehrstote zu beklagen hätten, eine unglaubliche Zahl! ).

Naja, weswegen ich das Buch überhaupt hier besprochen habe, ist dem ein oder anderen vielleicht bei der Erwähnung des Verlages eingefallen: Rowohlt. Wir haben also wieder eine Werbung im Buch, nichts Besonderes, das hatten wir sogar schon. Aber in sich trotzdem recht interessant, erinnern wir uns kurz an den Anfang des Textes: Anfang der 70er erschien dieses Buch zum ersten Mal und jetzt schaut einmal auf den letzten Satz des kursiven Abschnitts. Fällt etwas auf?

Die Bücher sind wieder teurer geworden und der Zinssatz für Pfandbriefe ist längst nicht mehr so gut. Ein Umstand, dem auch in der 1986 erschienenen Ausgabe nicht Rechnung getragen wurde, wo das Buch immerhin bereits 7,80 DM gekostet hat und sich der Zinssatz von Pfandbriefen bei geradezu obzön hohen 15% belaufen haben müsste, um für 100 DM Erspartes zwei Taschenbücher davon kaufen zu können. Auch das geht also leicht an der Wirklichkeit vorbei.

Autor: Ivan Illich
Titel: Selbstbegrenzung
beworbenes Produkt: Pfandbrief und Kommunalobligation
Fundstelle: zwischen S. 84 u. 85


"Macht unser Bücher billiger!...
... forderte Tucholsky einst, 1932, in einem "Avis an meinen Verleger". Die Forderung ist inzwischen eingelöst.
Man spart viel Geld beim Kauf von Taschenbüchern. Und wird das Eingesparte gut gespart, dann zahlt die Bank oder Sparkasse den weiteren Bucherwerb: Für die Jahreszinsen eines einzigen 100-Mark-Pfandbriefs kann man sich zwei Taschenbücher kaufen.




Bildquelle: Ivan Illich, Selbstbegrenzung, Rowohlt Taschenbuchverlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, Juni 1986

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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 08:51

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