In der Steinzeit oder kleine Anatomie des Ohrs
Ich surfe ja gar nicht viel. Hin und wieder mache ich mal eine Seite auf, dann lese ich in irgendwelchen Blogs herum, das Kommentieren habe ich mir gar nicht erst richtig angewöhnt wegen der Wurstigkeit meiner Fingerspitzen. Ich habe einen Vertrag mit einer Miniflatrate (300MB), danach wird gedrosselt. Heute ist immer noch Januar und die Drosselung ist mir eben bekannt gemacht worden. Aufgehoben wird sie am 15.02.2014!
Schuld an dieser Reise zurück in die Steinzeit ist mein Smartphone. Ich kenne mich damit nicht aus. Mein Smartphone weiß das und drangsaliert mich deshalb ständig mit nie zuvor gesehenen Bildschirmmasken, auf denen man Dinge einstellen kann, die nie ein Mensch brauchen wird. Aber eigentlich bin ich auch selbst schuld, ein bisschen zumindest.
Beim Telefonieren, just in dem Augenblick, wo ich nichts weiter will, als in eine Muschel sprechen und aus eben dieser Muschel einen Ton zu hören, komme ich mit meinem Ohrläppchen auf irgendeine nicht existente Taste dieser mir ans Ohr gehaltenen Muschel und das Gespräch ist beendet. Aufgelegt. Nicht dass mein Ohrläppchen (lat. Lobulus auriculae) sonderlich groß wäre, nein, ich gehöre sogar zu der in der Welt rückläufigen und stark in der Minderheit seienden Gattung des angewachsenen Ohrläppchens. Ein Ohrring durch mein Lobulus würde ungefähr so fremd wirken wie ein Vorhängeschloss an einem Brückengeländer. Mein Ohrläppchen kann aber ein Gespräch unterbrechen.
Meine Ohrmuschel (lat. Auricula auris) kann noch mehr. Läuft das Gespräch wider Erwarten doch an, dann komme ich mit der oberen Knorpelmasse (lat. Helix) in einen Bereich des Displays, der für hochsensible Dinge zuständig zu sein scheint. Regelmäßig nach Beendigung eines Gesprächs werde ich der Sache gewahr, jetzt die Zeit in Tokio oder Moskau angezeigt zu bekommen. Oder ich habe plötzlich keine 24 Stundenzeitanzeige mehr, sondern nur noch eine 12-stündige mit Angabe von am und pm. Ich wundere mich darüber nicht mehr. Ich habe mittlerweile gelernt, wo diese Dinge einzustellen sind, damit kann mich mein Smartphone nicht mehr ärgern.
Manchmal kommt mein verlangtes Gespräch aber gar nicht zustande. Dann hat meine Helix den Flugmodus aktiviert. Der Bildschirm sagt mir das aber nicht sofort, nein, er zeigt mir einen minutenlangen Wählzeitraum an, so dass ich das Telefon gezwungener Maßen vom Ohr vor das Gesicht halten muss und umgekehrt und noch einmal und wieder zurück. Das machen sonst nur Hundertjährige, die sich zum Skat verabreden wollen. Die stehen dann an Haltestellen und brüllen: „Hallo? Hallo?“, dann gucken sie auf ihr Display und halten sich ihr Telefon im Flugmodus erneut ans Ohr: „Hallo? Herbert? Ja, ich bin gleich da. Was? Nein! Was, ich kann dich nicht hören, die Straßenbahn…, was? Nein, ja, bis gleich.“ Man selbst befindet sich bei solchen Gesprächen immer mindestens 50 Meter weit weg, also direkt daneben.
Mein Telefon hat rechts drei Tasten. Damit kann man willentlich die Lautstärke des Geräts verstellen. Unwillentlich, also über gewisse Tastenkombinationen, die nur während eines Gesprächs funktionieren, die ich aber nicht kenne, kann man wahlweise das gerade geführte Gespräch oder aber das komplette Internet aufzeichnen. Während ich mich während des Gesprächs der richtigen Lage und Position meiner Ohrmuschelbestandteile versichere und gegebenenfalls die Haltung meines Telefons austariere, komme ich regelmäßig mit meinem Daumen zu nah an diese Tasten. Dann piept es plötzlich und auf dem Display steht dann so etwas wie: Der Speicher ist voll. Toll. Das Gespräch ist beendet, ich habe stattdessen eine Kopie vorliegen, ähnlich dem eben Geschilderten oder eine Kopie des Internets, die sich in irgendeinem Dateiordner jenseits des Regenbogens befindet.
In der Steinzeit hat man zum Zwecke der Fernkommunikation immer ein Wurfgerät dabei und stellte man dieses auf Flugmodus und hatte man denjenigen dann damit am Kopf getroffen, so konnte man sich der uneingeschränkten Aufmerksamkeit sicher sein. Da bin ich also wieder angelangt, in der Steinzeit.
Schuld an dieser Reise zurück in die Steinzeit ist mein Smartphone. Ich kenne mich damit nicht aus. Mein Smartphone weiß das und drangsaliert mich deshalb ständig mit nie zuvor gesehenen Bildschirmmasken, auf denen man Dinge einstellen kann, die nie ein Mensch brauchen wird. Aber eigentlich bin ich auch selbst schuld, ein bisschen zumindest.
Beim Telefonieren, just in dem Augenblick, wo ich nichts weiter will, als in eine Muschel sprechen und aus eben dieser Muschel einen Ton zu hören, komme ich mit meinem Ohrläppchen auf irgendeine nicht existente Taste dieser mir ans Ohr gehaltenen Muschel und das Gespräch ist beendet. Aufgelegt. Nicht dass mein Ohrläppchen (lat. Lobulus auriculae) sonderlich groß wäre, nein, ich gehöre sogar zu der in der Welt rückläufigen und stark in der Minderheit seienden Gattung des angewachsenen Ohrläppchens. Ein Ohrring durch mein Lobulus würde ungefähr so fremd wirken wie ein Vorhängeschloss an einem Brückengeländer. Mein Ohrläppchen kann aber ein Gespräch unterbrechen.
Meine Ohrmuschel (lat. Auricula auris) kann noch mehr. Läuft das Gespräch wider Erwarten doch an, dann komme ich mit der oberen Knorpelmasse (lat. Helix) in einen Bereich des Displays, der für hochsensible Dinge zuständig zu sein scheint. Regelmäßig nach Beendigung eines Gesprächs werde ich der Sache gewahr, jetzt die Zeit in Tokio oder Moskau angezeigt zu bekommen. Oder ich habe plötzlich keine 24 Stundenzeitanzeige mehr, sondern nur noch eine 12-stündige mit Angabe von am und pm. Ich wundere mich darüber nicht mehr. Ich habe mittlerweile gelernt, wo diese Dinge einzustellen sind, damit kann mich mein Smartphone nicht mehr ärgern.
Manchmal kommt mein verlangtes Gespräch aber gar nicht zustande. Dann hat meine Helix den Flugmodus aktiviert. Der Bildschirm sagt mir das aber nicht sofort, nein, er zeigt mir einen minutenlangen Wählzeitraum an, so dass ich das Telefon gezwungener Maßen vom Ohr vor das Gesicht halten muss und umgekehrt und noch einmal und wieder zurück. Das machen sonst nur Hundertjährige, die sich zum Skat verabreden wollen. Die stehen dann an Haltestellen und brüllen: „Hallo? Hallo?“, dann gucken sie auf ihr Display und halten sich ihr Telefon im Flugmodus erneut ans Ohr: „Hallo? Herbert? Ja, ich bin gleich da. Was? Nein! Was, ich kann dich nicht hören, die Straßenbahn…, was? Nein, ja, bis gleich.“ Man selbst befindet sich bei solchen Gesprächen immer mindestens 50 Meter weit weg, also direkt daneben.
Mein Telefon hat rechts drei Tasten. Damit kann man willentlich die Lautstärke des Geräts verstellen. Unwillentlich, also über gewisse Tastenkombinationen, die nur während eines Gesprächs funktionieren, die ich aber nicht kenne, kann man wahlweise das gerade geführte Gespräch oder aber das komplette Internet aufzeichnen. Während ich mich während des Gesprächs der richtigen Lage und Position meiner Ohrmuschelbestandteile versichere und gegebenenfalls die Haltung meines Telefons austariere, komme ich regelmäßig mit meinem Daumen zu nah an diese Tasten. Dann piept es plötzlich und auf dem Display steht dann so etwas wie: Der Speicher ist voll. Toll. Das Gespräch ist beendet, ich habe stattdessen eine Kopie vorliegen, ähnlich dem eben Geschilderten oder eine Kopie des Internets, die sich in irgendeinem Dateiordner jenseits des Regenbogens befindet.
In der Steinzeit hat man zum Zwecke der Fernkommunikation immer ein Wurfgerät dabei und stellte man dieses auf Flugmodus und hatte man denjenigen dann damit am Kopf getroffen, so konnte man sich der uneingeschränkten Aufmerksamkeit sicher sein. Da bin ich also wieder angelangt, in der Steinzeit.
Shhhhh - 28. Jan, 08:24
WUNDERBAR !!!