Unterrichtsträume
Schrieb ich Ferien? Das war natürlich nicht so gemeint. Der Referendar und sein Verhältnis zu den Ferien lässt sich ungefähr mit dem Verhältnis vom Sommer zu seinem meteorologischen Beginn vergleichen: Entweder hat die Sonne vorher schon geschienen und man hat es gar nicht gemerkt, dass plötzlich Sommer war oder sie scheint gar nicht erst und mit Verachtung übergeht man den Eintrag im Kalender. Naja, und weil ja hier draußen die Sonne schien, habe ich mich zu dem Gebrauch des Wortes Ferien hinreißen lassen, obwohl es eigentlich Verachtung war, die ich zum Ausdruck bringen wollte. Das wollte ich nur noch einmal richtig stellen.
Ich werde an dieser Stelle nicht weiter ausholen, um zu beschreiben, womit ich mich in den „Ferien“ befassen muss. Es sind 15 Seiten in Arial, Schriftgröße 11, 1.5-zeilig. Ich dachte ja..., ach, lassen wir das.
Ich habe mal wieder einen Unterrichtsbesuch (UB) morgen. Der letzte verlief so grottenschlecht und war komplett meine Schuld, dass ich seit neuestem keinem ausgewählten Material mehr traue, erst recht nicht dem selbst ausgewählten.
In meiner Planung muss ich neben den eigenen Verantwortlichkeiten auch angeben, was die Schülerinnen und Schüler so zu tun haben und wie ich mir die Erfüllung der gestellten Arbeitsaufträge so denke. Das passiert so neutral wie möglich, damit ich danach nicht mehr so enttäuscht bin. Außer für morgen, da ist es mit mir durchgegangen. Da habe ich eine Klasse, komplett aus Referendarskollegen vor mir sitzen. Mit einer gehörigen Portion Optimismus ausgestattet werden sie die demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland verteidigen. Die desinteressierte 7. Klasse, die eigentlich in dem Raum von mir unterrichtet wird, habe ich zuvor nach Hause geschickt, damit ich mit meiner Papierplanung ungestört sein kann. Nur was ich mit meinem Fachleiter mache, weiß ich noch nicht. Vielleicht den falschen Raum angeben?
Mit Beginn des neuen Schuljahres bin ich für den Schuldienst verhaftet worden. Verbeamtet auf Widerruf sitze ich in Lehrerzimmern und Unterrichtsräumen. Unterrichtsträumen. Passiert mir auch ständig seitdem. Wie es laufen könnte, träume ich, wie es läuft, erlebe ich.
Nach sechs Stunden Unterrichtsvorbereitung für eine Stunde Unterricht – das liegt nur an meinem interessengeleiteten Studium, bei dem ich um die großen Zusammenhänge immer einen noch größeren Bogen gemacht habe – musste ich im Ergebnis feststellen, dass ich die Hälfte der Unterrichtszeit für das Anlegen eines Inhaltsverzeichnisses und das Zeichnen eines Zeitstrahls verwenden musste, inklusive Kontrolle aller Schnellhefter auf formale Richtigkeit.
Dass die Überschrift an der Tafel nicht auf das Blatt mit dem Zeitstrahl übernommen, jedoch im Inhaltsverzeichnis eingeschrieben werden sollte, war schwierig. Noch schwieriger war es, den Zeitstrahl nicht ins Inhaltsverzeichnis eingliedern zu lassen. Ein grober Fehler, aber da konnte ich schon nicht mehr zurück.
Das Blatt mit dem Zeitstrahl soll ans Ende des Schnellhefters, leicht erreichbar und immer mal wieder um ein Datum erweitert. Tolle Idee, kostet 10 Minuten.
Das Blatt mit dem Zeitstrahl ist Seite 1 und wird ins Inhaltsverzeichnis als erstes aufgenommen. Tolle Idee, kostet 3 Minuten.