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Krimis, Zähne, Requisiten und nochmal Krimis

Ein mittelmäßiger Tatort mit einem der besten Schlussätze, den ich jemals in einem Fernsehkrimi gehört habe: „Gehen Sie weg!“ Als wenn das etwas bringen würde. Einfach jemanden wegschicken, der ja gar nicht weggehen kann. In der darauffolgenden Tat spiegelt sich das ganze Unvermögen. Diejenige, die den Satz gesagt hat, geht weg, während die andere stehenbleibt. „Gehen Sie weg!“ Ein verdammt guter Satz.

Die Woche beginnt mit Zahnschmerzen, weil sie so bereits aufgehört hat. Ich saß auf dem elektrischen Stuhl, als bedeutungsschwangere Blicke ausgetauscht wurden. Ein Teil meiner Mundhöhle würde mich verunsichern, dachte ich noch und wurde prompt beliefert. Eine Fifty-Fifty-Chance, dass der Nerv das schafft, sagte mir meine Zahnärztin. Entweder die neue Reizempfindlichkeit, vor allem bei Kälte und Hitze, würde verschwinden oder stärker werden.

Die ersten Schmerzen schob ich der mechanischen Beanspruchung zu. Ist ja keine Kleinigkeit, wenn das halbe Gesicht erlahmt und Matrizen gefühlt bis ins Jochbein geklemmt werden müssen, weil sie darunter immer wieder vom Restzahn rutschen. Blieb ja nur eine Außenhülle. Darin fand sich eine so große Karies, die habe sogar ich auf dem Röntgenbild gesehen. Meine Zahnärztin konnte sich das kaum erklären, weil von außen überhaupt nichts zu sehen war, sie winkte ab und schob es auf die letzte Woche und lauter komische Fälle. Die Schmerzen aber blieben und nehmen seitdem mal zu und mal ab.

Ich habe meinen Job bei der Requisite gekündigt. Zum 30. April höre ich dort auf. Seit Wochen schon habe ich das Gefühl, dass wir zwei uns auseinandergelebt haben, der Job und ich. Das wirkt sich irgendwie auf mein Arbeitsverhältnis aus. Es geschehen Dinge. Es fing damit an, dass ich die falsche Frage stellte und dann offensichtlich verschaukelt wurde. Ich ließ mir nichts anmerken und, ach, Schwamm drüber. Doch plötzlich war nach einem Gastspiel das falsche Requisit in die Vorstellung geraten, mit dem ich allerdings, das muss ich zu meiner Verteidigung sagen, wirklich gar nichts zu tun habe. Es handelte sich um einen Revolver. Ich kümmerte mich natürlich trotzdem. Dann ging ein Glas zu Bruch, war auch das falsche anscheinend, damit hatte ich zu tun.

Dann gingen die Leuchtdioden im Unterboden von vier Cocktailgläsern nicht. Was dort Leuchtdioden machen, muss ich hier nicht erklären, es handelte sich bei den Gläsern aber nicht um eine Spezialanfertigung für das Theater. Nein, solche Dinge gibt es auch in Echt. Aber die Leuchtdioden waren nicht kaputt. Ich hatte sie vor Stückbeginn kontrolliert. Ich habe sie erneut ausprobiert hinter der Bühne beim Tausch mit den neuen Gläsern und den neuen Leuchtdioden, die ich direkt aus ihrem Karton genommen hatte. Aber ich kann die Schauspieler verstehen, wenn sie daraus nicht trinken wollen. Weil der Boden bei mehr als der Hälfte der Gläser, auch die, die frisch aus dem Karton kamen, unten einen Sprung hat. Zwischen den Leuchtdioden, wo natürlich auch zwei kleine Batterien im Spiel sind, und der Flüssigkeit im Glas sitzt also nur ein Plastikboden mit einem Sprung. Südostasiatische Plastikscheiße, schaut zwar gut aus, kriegste aber Pickel von.

Aber das ist ein generelles Problem im Theater. Da wird lieber noch ein wenig herumgefriemelt, als mal zu sagen, das geht so nicht. Künstlerische Wasweißich wird das genannt. Premierendenken ist das, Hauptsache raus damit, verabschiedet, gute Kritik? Super, weiter so!, schlechte Kritik? Egal, morgen ist schon wieder Premiere. Und das obwohl in der Premiere sowieso mehr als die Hälfte des Publikums aus Angehörigen besteht. Was danach kommt, ist doch meistens völlig egal, die Regisseure und Bühnenbildner sind abgereist. Damit müssen sich ab spätestens der dritten Vorstellung unterbezahlte Regieassis herumschlagen und ein Aushilfsrequisitör, der viel lieber in der Kantine gesessen hätte, um bei einem guten Buch über Zahnschmerz nachzudenken.

Ich würde ja jetzt hörbar die Luft einsaugen, wenn das nicht zu einem Allgemeinplatz verkommen wäre, der sich mittlerweile in jedem zweiten schlechten Krimi wiederfindet (googeln Sie das mal!), und wenn ich damit nicht noch immer Probleme hätte wegen meines Zahns. Stattdessen wünsche ich Ihnen lieber ein von Herzen kommendes: „Gehen Sie weg!“ Gute Nacht!
wortmischer - 11. Apr, 09:12

Schön, dass sich außer mir noch jemand über diesen wunderbaren Satz gefreut hat, mit dem gestern der Tatort zu Ende ging. (Ich fand die Folge übrigens gar nicht so mittelmäßig, hab sie eher unter den zehn besten abgelegt. Insbesondere diese beiden psychotischen Blondies, die Therapeutin und die Kommissarin, agierten so lebensnah erratisch, dass ich ständig am inneren Schenkelklopfen war. Und der Bösewicht, also der war ja derartig böse und derartig ekelhaft, dass ich als Frau wahrscheinlich den Fernseher ausgeknipst hätte. Mein Tipp zu Beginn war übrigens, dass die Therapeutin stirbt und der Böse überlebt, um irgendwann in einer späteren Folge als deutscher Hannibal Lecter zurückzukehren.)

Schade übrigens um den Requisiteur. Ich hab das immer gern gelesen.

nömix - 11. Apr, 13:17

Ja, Kollege Shhhhhs kurzweilige Schnurren aus der Requisite waren durchaus unterhaltsam (gar unterhaltsamer vermutlich, als so manch einer damit bestückten Vorstellung als Publikum beiwohnen zu müssen ;)
Shhhhh - 11. Apr, 20:49

@Wortmischer: Der Tatort hatte leider sein Längen. Zwischendurch habe ich tatsächlich auf die Uhr geguckt. Die Frauen waren wirklich gut, der Bösewicht hat mich aber am ehesten überzeugt.
Der Requisiteur ist zwar verloren, aber vielleicht bleibe ich der Technik im Ballhof noch erhalten (auch nur aus Bosheit, um meine 60 Monate im öffentlichen Dienst voll zu bekommen und den Rentenanspruch geltend machen zu können, hehe).

@nömix: Vielen Dank. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Stücke schlecht waren, sie waren mitunter schrecklich anzusehen und in manche würde ich mich niemals hineinsetzen, weil mir der Stoff einfach nicht gefällt, aber dem Spiel tut dies ja meistens keinen Abbruch. Und was sich Regisseure manchmal ausdenken oder Bühnenbildner, darüber muss keiner den Kopf schütteln, das muss ausgehalten werden für die Kunst (genauso wie vielleicht auch die schrecklichen Stoffe). Was mich wirklich genervt hat, war diese Fokussierung auf diese eine erste Vorstellung, nach der dann die Sintflut kommen kann. Wenn ich so meine Küchen verkauft hätte, wäre ich nach zwei Monaten gefeuert worden, nämlich genau dann, wenn die ersten Küchen ausgeliefert worden wären.

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