Gendern ohne Kopf und Kern
Doppelt hält einfach besser. In der Buchführung weiß man das schon seit mehr als 600 Jahren. Die Grammatik ist nur unwesentlich älter. Als sie damals vor 1000 Jahren eingeführt wurde, gab es aber noch keine doppelte Buchführung und deshalb ist ein Teilbereich der Grammatik heute ständiger Stein des Anstoßes: das Geschlecht. Beim Geschlecht kann man so ziemlich alles falsch machen, was nur geht. Man könnte, so wie ich gerade zweimal hintereinander, das unbestimmte Pronomen der 3. Person nicht durch das weibliche Pendant ergänzen man/frau. Man könnte aber auch zum Beispiel Feuerwehrmann sagen, obwohl es ein weiblicher Feuerwehrmann ist, also eine Feuerwehrfrau demzufolge. Viel schlimmer ist es noch beim Zimmermann, dessen bessere Hälfte heißt nämlich nicht Zimmerfrau, sondern Zimmerin. Das habe ich neulich bei „Wer wird Millionär“ gelernt ( das Einkanalmedium Fernsehen hat mich mit seiner Gießkanne getroffen und herausgekommen ist dieser Tropfen Unfug ). Die Zimmerfrau vermietet nämlich Zimmer, nur wie heißt der Mann der Zimmer vermietet?
Das übliche Verfahren bei Berufs- und Titelbezeichnungen ist, dem Suffix –er ein weiteres Suffix anzuhängen, ein –in, womit wir wieder bei der doppelten Buchführung sind. Selbst bei Berufen und Titeln, die ohne Suffix auskommen, der Doktor zum Beispiel, hängt man einfach ein –in an und schon ist das weibliche Pendant fertig. Manchen Berufen reicht das Suffix allein jedoch nicht aus, nach mehreren Staatsexamen und einer fast zehnjährigen Ausbildung durch die unterschiedlichsten Instanzen wird dann auch noch fleißig geumlautet ( lies: ge-um-lau-tet, das Präfix ge- bekommt sein Fett an anderer Stelle weg ): Anwalt und Anwältin.
Plurale sind ganz besonders knifflig. Sehr clever ging es zu in einem nicht näher zu beschreibenden Institut, in dem ich einmal tätig war. Dort wurden Formen wie Student und Studentin einfach gegen Studierende ausgetauscht und der Genusmarker, der Artikel, einfach weggelassen bzw. dem Geschlecht entsprechend ergänzt ( siehe auch hier ). Das geht natürlich nicht immer, denn aus Absolvent und Absolventin Absolvierende zu machen hinterlässt ehemalige Studierende dann doch zu sehr in der Schwebe. Häufig finden sich dann so interessante Regelungen wie StudentInnen, Absolvent:innen. Plurale können aber auch ganz anders auftreten. Auch sie können sich doppelt herumtreiben, wie zum Beispiel in der wunderbaren Komposition des Pferdeapfels. Die Pferdeäpfel beinhalten ( lies: be-in-hal-ten, ansonsten siehe Präfixe) nämlich gleich zwei Pluralformen, zum einen die Pferde und dann deren Äpfel. Hier muss natürlich nicht gegendert werden. Obwohl dies interessante Ergebnisse zeitigt: denn anders als im herkömmlichen Kompositasinne „regiert“ nicht das letzte Wort die vorangegangenen, sondern das erste Wort das letzte ( siehe auch Kopf-und-Kern sowie Rechtsköpfigkeit ). Herauskäme dann statt des wertneutralen Pferdeapfels ein Hengst- bzw. Stutenapfel. Doppelt blöd wird es erst, wenn gegendert werden muss, und das gleich zweimal. Dann werden aus den
Ausländersprechern die
AusländerInnensprecherInnen.
Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ein dritter zu gendernder Teil auftreten würde. So etwas kann schon mal darüber entscheiden, ob das Plakat im Quer- oder Hochformat gedruckt werden muss.

Das übliche Verfahren bei Berufs- und Titelbezeichnungen ist, dem Suffix –er ein weiteres Suffix anzuhängen, ein –in, womit wir wieder bei der doppelten Buchführung sind. Selbst bei Berufen und Titeln, die ohne Suffix auskommen, der Doktor zum Beispiel, hängt man einfach ein –in an und schon ist das weibliche Pendant fertig. Manchen Berufen reicht das Suffix allein jedoch nicht aus, nach mehreren Staatsexamen und einer fast zehnjährigen Ausbildung durch die unterschiedlichsten Instanzen wird dann auch noch fleißig geumlautet ( lies: ge-um-lau-tet, das Präfix ge- bekommt sein Fett an anderer Stelle weg ): Anwalt und Anwältin.
Plurale sind ganz besonders knifflig. Sehr clever ging es zu in einem nicht näher zu beschreibenden Institut, in dem ich einmal tätig war. Dort wurden Formen wie Student und Studentin einfach gegen Studierende ausgetauscht und der Genusmarker, der Artikel, einfach weggelassen bzw. dem Geschlecht entsprechend ergänzt ( siehe auch hier ). Das geht natürlich nicht immer, denn aus Absolvent und Absolventin Absolvierende zu machen hinterlässt ehemalige Studierende dann doch zu sehr in der Schwebe. Häufig finden sich dann so interessante Regelungen wie StudentInnen, Absolvent:innen. Plurale können aber auch ganz anders auftreten. Auch sie können sich doppelt herumtreiben, wie zum Beispiel in der wunderbaren Komposition des Pferdeapfels. Die Pferdeäpfel beinhalten ( lies: be-in-hal-ten, ansonsten siehe Präfixe) nämlich gleich zwei Pluralformen, zum einen die Pferde und dann deren Äpfel. Hier muss natürlich nicht gegendert werden. Obwohl dies interessante Ergebnisse zeitigt: denn anders als im herkömmlichen Kompositasinne „regiert“ nicht das letzte Wort die vorangegangenen, sondern das erste Wort das letzte ( siehe auch Kopf-und-Kern sowie Rechtsköpfigkeit ). Herauskäme dann statt des wertneutralen Pferdeapfels ein Hengst- bzw. Stutenapfel. Doppelt blöd wird es erst, wenn gegendert werden muss, und das gleich zweimal. Dann werden aus den
Ausländersprechern die
AusländerInnensprecherInnen.
Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ein dritter zu gendernder Teil auftreten würde. So etwas kann schon mal darüber entscheiden, ob das Plakat im Quer- oder Hochformat gedruckt werden muss.
Shhhhh - 30. Apr, 14:00
Ende der 80er Jahre hat der Stadtrat von Wädenwil beschlossen, von allen Amtsbezeichnungen ausschließlich die fem. Form zu verwenden. Auch der männliche Bürgermeister hieß ab da Bürgermeisterin. Die Süddeutsche Zeitschrift titelte damals höhnisch: "Kollektive Entmannung im Wädenwiler Rathaus".