Vorgestern war Sommeranfang. Der längste Tag des Jahres nahm sich aus wie ein schöner Februarmorgen und ich bin stolzer Besitzer einer Erkältung wegen Tragens unpassender Kleidung. Zwanzigfünfzehn, das Jahr, das wie ein Versprechen auf spannende Abendunterhaltung klingt, enttäuscht wieder einmal mit einem schlechten Tatort. Der Sommer ist wie die Sonntagabendunterhaltung: alle reden drüber aber stattfinden tut sie nicht.
Vor einer Woche bekam ich einen Strafzettel, weil der TÜV abgelaufen war. Eigentlich stand ich an ungünstiger Stelle, also mein Fahrzeug stand da – das ist wie beim Papst oder beim Weltmeister, plötzlich bist du’s und alle freuen sich, ich bin mein Auto und stand im Parkverbot – aber das hätte nur 15 Euro gekostet. Ein abgelaufener TÜV bringt 25 Euro, da sind Polizisten ganz kühle Rechner. Wie zum Hohn stand das Vergehen, weshalb sie überhaupt auf mein Auto gekommen sind, auch auf dem Zettel, Null Euro musste ich dafür berappen.
Naja, jedenfalls war ich deshalb auf der Suche nach einem TÜV. Ich entschied mich für die Dekra, weil KFZ-Werkstätten plötzlich noch einfällt, dass die Bremsbeläge nichts mehr taugen, und ach, Sie haben Kinder? Um Gottes Willen, setzen Sie sich bloß nicht in dieses Auto, die Elektronik! KFZ-Heinis in Vertragswerkstätten sagen nicht Elektrik, es heißt ja auch nicht mehr Mechanik. Es heißt jetzt irgendwas mit –tronik, damit Deppen wie ich, die schon vorher einem Schwein ähnelten, das in ein Uhrwerk schaut, auch ganz genau bewusst gemacht wird, von welchen Finessen man gerade gar keine Ahnung hat.
„Sie können bestimmt auch irgendwas richtig gut“, sagt der Dekra-Mann zu mir. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich schlenkere mit dem Kopf, weil ich nicht weiss, ob ich jetzt nicken oder schütteln soll und murmele irgendwas Zustimmung signalisierendes in den Kragen meiner Jacke. Dann kommt der Meister, er soll sich die Gasflaschen mal ansehen.
Gasflaschen! Die sind unter einer Verblendung versteckt, die man vorher! abmontieren muss, weshalb ich doch noch zum Vertragshändler musste, der keine Zeit hatte und mich überreden wollte, doch gleich bei ihm den TÜV machen zu lassen, aber erst morgen, heute ginge das nicht mehr. Ich sagte Danke, dass ich überlegen würde, ich müsste mal dringend telefonieren.
Ich fuhr tanken, weil der Hinweis eines vollen Gastanks, der zur Überprüfung notwendig sei, das Einzige war, was sich halbwegs als Rechtfertigung für die kleine Stadtrundfahrt eignete, die ich wegen dieser Scheißklappen gerade unternommen hatte. Gegenüber gab es einen türkischen Mechaniker. So wie man sie kennt, fettige Haare, schmutzige Finger, aber höflich. Der redete mich mit Sie an, das ist mir in 20 Jahren KZF-Werkstätten meiden noch nie passiert! Zumindest nicht beim schraubenden Personal. Ich fragte, er machte. 5 Schrauben. Oder sechs. Danach komme ich wieder vorbei, sagte ich. Gut, sagte er.
Dann stehe ich wieder! beim TÜV, denn dass die Klappen ab müssen, hat mir natürlich keiner vorher gesagt, das haben die mir gesagt, als die AU schon fertig war.
Mit apper Klappe hängt der Wagen in der Luft. Der Meister kommt. „Da fehlen noch zwei Gasflaschen, die sind da vorne unter der anderen Verkleidung“, sagt er. Ich stehe das aus, zum Sitzen ist nichts da. Ich schweige einfach und gucke wie eine Kuh in das Innere einer Stahlfelge. Alles ist ausgeblendet, bis der Chef die erlösenden Worte spricht: „Freddy, mach‘ mal kurz hier die Verkleidung ab!“
Freddy kommt, guckt und liest mir einen aufgeklebten Zettel vor: „Nur von geschultem Fachpersonal zu öffnen!“ Ich zähle Eisenatome. „Gut, dass ich diesen Lehrgang gemacht habe“, erlöst er mich und schraubt weitere 5 oder sechs Schrauben ab. Die Klappe fällt. Die Ventile sind fast wie neu. Ich hatte die ganze Zeit einen blinden Passagier an Bord, der wegen der ganzen Aufregung ganz aufgeregt zu schaukeln anfängt, aber bis auf den Weberknecht ist da nichts auszumachen. Alle Atome in Ordnung.
Der Chef holt eine kleine Pastillenbox heraus und zwinkert mir zu, während Freddy den Wagen zu Boden lässt. Er holt aus der Pastillenbox einen kleinen Aufkleber raus, klebt ihn hinten auf den alten drauf und gibt Freddy die Anweisung, mir das Tor aus der Hölle zu öffnen. Ich wanke noch kurz mit ins Büro und bin versucht Trinkgeld zu geben, runde aber nur auf, weil ich ja niemanden bestechen will. Wird angenommen. Blauer Schein für mich. Der sagt, meine Nummernschildbeleuchtung geht nicht. Drauf geschissen.
Tassenrezepte. Kennen Sie das? Sie nehmen ein paar Tassen voll mit Mehl, Zucker, und anderen Sachen, manschen es zusammen und heraus kommt ein Teig, den Sie in jede Form bekommen.
Ich habe heute ein paar Minitörtchen nebst Muffins gebacken, nach einem Tassenrezept. Dafür nehmen Sie:
3 Tassen Mehl
2 Tassen Zucker
1 Tasse Speiseöl
1 Tasse Mineralwasser
1 Tüte Backpulver
1 Tüte Vanillezucker
Leider habe ich bei dem Rezept, das mir während eines Telefonats zugerufen wurde, die mir bereits zuvor hinzugelegten drei Eier vergessen. Die bemerkte ich erst, als ich anfing aufzuräumen. Nur zu diesem Zeitpunkt waren die Törtchen natürlich schon im Ofen. Die zweite Bescherung war die Backzeit. Ich habe Sie unlauter verlängert, deshalb sind es jetzt Minibiskuits statt Törtchen. Sie sind knusprig, süß und mit nur einem Bissen können sie verzehrt werden. Die Muffins haben die gleichen Eigenschaften, sollten aber aufgrund der Größe nicht ohne Getränk eingenommen werden.
Die Kekse sind für ein Buffet in der Kita gedacht, wo morgen Nachmittag das Sommerfest ausgerichtet wird. Ich kann nur hoffen, dass es unter den Gästen ein paar Veganer gibt, die meine Backkünste zu schätzen wissen.
*Der Pannemann kommt übrigens vom Herrn
Lo, der mir
hier erklärte, wofür der steht.
Es gibt eine Filmszene, die ist so unterirdisch, und doch ist es die beste Szene des ganzen Films, wahrscheinlich. Denn ich habe den Film genau bis dahin gesehen. Der Satz, mit dem die Szene endete, war: „Ich wünschte, ich hätte diesen Film nie gesehen.“
Im Netz scheint es nicht der Text zu sein, der darüber entscheidet, ob etwas gut ist, sondern der Link, der im Text enthalten ist. Nur er lässt den Leser entweder tief eintauchen oder an der Oberfläche verharren. Als notorischer Klickbruder, bin ich an jedem Link interessiert und muss leider viel zu oft feststellen, dass der gesetzte Link nicht funktioniert, nicht weiterleitet.
Unterstrichene Verheißung mit Frustpotential nenne ich sowas. Das kommt auf den besten Seiten vor, in den besten Texten finden sich Sackgassen. Heute war ich auf einer Seite, die es in der gesamten Kategorie auf gerade einmal drei funktionierende Links brachte. Es handelte sich dabei gar nicht um einen Text im herkömmlichen Sinne, sondern um eine Linksammlung, eine schlichte Liste, die auf Texte oder Quellen verweisen sollte, die nicht mehr vorhanden waren. Wenn ich nicht wenigstens ein Drittel der Texte bereits gekannt hätte ich daran verzweifeln können.
An anderer Stelle las ich tatsächlich einen Text, einen wirklichen, gehaltvollen. Auch er enthielt Links. Nach drei erfolglosen Weiterleitungsversuchen, machte ich mir die Mühe, jeden einzelnen Link anzuklicken, nur um festzustellen, dass sie allesamt tot waren.
Liebe Mitwirkende des Freitagstexters,
vielen Dank für die vielen Kommentare, die Jury musste mindestens
schmunzeln und hat häufig sogar herzlich gelacht. Doch jeder Spaß hat einmal ein Ende und muss weitergereicht werden an anderer Stelle. Deshalb möchte ich den blankpolierten Henkelpott hier weiterreichen. Die Platzierungen:
Der Publikumspreis vom Kulturflaneur war ein wenig doppeldeutig, will ich meinen, wenngleich ich nicht ganz verstanden habe, ob nun die Brötchen nach Pappe oder die Pappe nach Brötchen schmecken. Das blieb aber das einzige Manko.
Den dritten Platz vergebe ich an den Herrn
Pathologen, der sich der Überschrift über der Fastfoodkettenfiliale annahm und wahrscheinlich wegen andauerndem Wüstenaufenthalt sowieso ständig an Flüssigkeiten denken muss.
Platz zwei geht an zwei Kommentatoren gleichzeitig (ich weiß, Platz drei gäbe es dann eigentlich nicht, ist mir aber schnuppe). Das
Bee war so nah dran am Wort, dazwischen hätte nicht einmal mehr Plankton gepasst.
Mr. Spott hingegen spielte eindeutig auf die gestrigen Arbeitsmarktzahlen an, woher er die bereits am Samstag hatte, ist mir schleierhaft, aber die Kritik war treffend.
Und Platz eins ist eigentlich auch eine Doppelbesetzung, denn es war die Antwort auf einen Kommentar, die den Sieger hervorbrachte. Herzlichen Glückwunsch an den Herrn
Neon für die überaus treffende und dazu auch noch überaus kurze Umschreibung des vorherigen Kommentars. "Guido Maria Kretzchmer" bringt es auf den Punkt!
Und damit sehen wir uns ab Freitag
hier wieder. Ich gebe zurück ins Studio.
Mein Sohn ist dafür bekannt, dringende, eigene Anliegen denen vorzuziehen, die ich ihm gerade auftrage. Meistens sind seine dringenden Anliegen jedoch überschaubar und können entweder abgebogen oder eben noch ausgeführt werden, je nachdem, wieviel Zeit dafür verloren geht.
Vor ein paar Tagen jedoch, wusste ich leider nichts zu erwidern, als wir uns wieder in einer jener Situationen befanden, bei der ich ganz klar formulierte, was Sache ist, und mein Sohn dann noch eine andere Aufgabe hatte:
"Zieh' deinen Schlafanzug an, sofort!"
"Warte, ich muss noch in eine Welle stechen", sagte er und piekste die Luft um sich herum.
Guten Morgen meine Damen und Herren,
der Herr
Wortmischer war so nett und hat meine schmutzige Phantasie mit einem Pokal prämiert. Das ist toll, weil ich gerade aus dem Urlaub komme und von dort natürlich jede Menge Fotos mitgebracht habe. Spazieren Sie also herein, machen Sie es sich gemütlich und kommentieren Sie nach Lust und Laune und nach den
hier nachzulesenden Regeln.
Leider ist es schlussendlich doch kein Urlaubsschnappschuss geworden, weil ich keine Pauschalreisenden kompromittieren wollte und sich mindestens ein solches Exemplar in jedes Bild geschummelt hat. Es hätte noch ein Foto eines Wiedehopfes gegeben, der auf der Wiese vor dem Strand erdnussflipsgroße Würmer aus dem Boden zog, aber ich fand, wenn ich den hier Vorbeireisenden schon Kommentare aus der Nase ziehen möchte, dann sollen sie sich nicht fühlen, wie von einem Wiedehopf bearbeitet.
So, nun aber genug geschwatzt, Mittwoch gibt es einen Gewinner, dann muss der Pokal schon wieder weiterziehen.
