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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Sonntag, 4. August 2013

Die dunkle Seite im Schach

Ich spiele Schach, im Internet. Ich spiele da nur so vor mich hin. Einen meiner Spielpartner kenne ich sogar persönlich, ich kenne sogar noch mehr, aber mit denen spiele ich gerade nicht. Diesen einen Spielpartner kenne ich sogar so persönlich, wie es persönlicher gar nicht mehr geht. Ich habe bei einem Besuch seine Stehlampe zerstört und mitten in der Nacht den Staubsauger ausgelöst. Wir haben zuvor in diversen Kneipen herumgepöbelt, die Zeche geprellt und weil meine Frau nicht wusste, wo ich überhaupt war, hat sie die Polizei informiert und eine Suche einleiten lassen. Ich lag, besoffen, auf dem Sofa meines Schachfreundes, das Schachbrett erst unter dem Kopf und später davor.

So war das damals. Am nächsten Morgen hat mich seine Freundin zum Bahnhof gefahren und ich kam mir vor wie der Anwalt eines abgehalfterten Sportreporters mit zu viel Grapefruit im Kofferraum. Ich weiß auch nicht, weshalb mich Schach immer so zu Höchstleistungen bringt. Ich bin ein höflicher junger Mann, der manchmal ein wenig vorlaut ist aber im Grunde seines Herzens völlig in Ordnung. Nur beim Schach und den Begleiterscheinungen, da ticke ich nicht mehr richtig. Dann hoppel ich im Rösselsprung von Fettnapf zu Fettnapf, trete Leuten auf die Füße und benehme mich ungehörig.

Deshalb habe ich mein Schachspiel auf das Internet verlegt. Emailschach, mit 7 Tagen Zeit pro Zug, da kann eine Partie schon mal ein halbes Jahr dauern. Ist mir recht, die Entschleunigung tut mir gut. Im realen Leben spiele ich dagegen kein Schach mehr, zu schnell, außerdem gibt es niemanden mehr, mit dem ich das noch machen kann, ich traue mich nicht, habe Angst vor Mr. Hyde, den Ausbrüchen, dem Unflat und meiner Zerstörungswut.

Aber selbst im Internetschach kann ich noch böse sein, nur die Software verhindert da schlimmeres. Ich spiele nämlich gern Schach 960 oder auch Fisher-Schach, nach dem größten Ar…, huch, Anarchisten wollte ich sagen, im Schach: Bobby Fisher ist diese Schachvariante benannt. Da stehen die Figuren hinter den Bauern immer wieder anders, auf nichts kann man sich verlassen, nur dass sie alle da sind.

Ansonsten läuft bei dem Spiel alles wie gehabt, nur bei mir nicht. Ich vollführte gerade eine höchst bedenkliche Rochade, weil mir mein Gegner das Ganze vorgemacht hatte und staunte noch über die entstandene Figurenkonstellation, als sich mein Zeigefinger über der Maustaste auf den Läufer senkte und ihn anklickte. Ich nahm die Maus mit zu seinem Läufer und wollte mit meinem aktivierten Läufer seinen schlagen. Ich war sehr erbost, dass mir das Programm im Hintergrund durch Misstöne und rosa Markierungen verständlich machen wollte, dass ich diesen Zug gar nicht machen dürfte. In meinen Augen war das absolut regelkonform. Mein Läufer stand in direkter Diagonale zu seinem Läufer, ich hatte mich mehrmals darüber versichert. Ich wollte auch diagonal schlagen, ich klickte und klickte es tönte und ich wollte schon eines dieser Tickets schreiben, die man an Admins schreibt, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt oder übergangen, in der Ehre verletzt oder aus Langeweile, weil man die Administratoren in den Büros immer beim Daddeln erwischt oder beim Tickets beantworten von dubiosen Webseiten. Ich war wirklich fast so weit. Und dann merkte ich es endlich: ich war gar nicht am Zug.

Donnerstag, 1. August 2013

Türklingelblues

Ich öffne die Tür nicht, ich betätige den Türsummer nicht, basta. Ich öffne nur dann, wenn das Pack, das mir etwas verkaufen will, es bereits in den Hausflur geschafft hat. Das schaffen regelmäßig nur die Leute vom Wachturm, die haben bestimmt den Schlüssel vom Postboten geklaut, weswegen der jetzt immer klingeln muss und die Wachteln singen mir dafür ihr Lied vom lieben Gott vor, alle paar Wochen.

Wenn ich durch die Milchglasscheibe der Eingangstür die Schatten im Treppenhaus zählen kann und ich davon ausgehe, mit ihnen fertig zu werden, dann gebe ich vielleicht nach und schaue mal, wer da so rumlungert. Die ersten Schatten entpuppten sich als genau ein Schatten, ein Riesenschatten. Ich öffnete. Ein dicker Mann stand vor der Tür mit zwei Paketen, die dringend einen Abnehmer suchten. Ich sollte der Abnehmer sein. „Nehmen Sie Pakete? Für Ihre Nachbarn?“ Ich nahm die Pakete, schaute auf den Adressaten und sah hinüber zur Nachbarwohnung, wo gerade ein Schatten hinter der Tür verschwand. Meine Nachbarin war zu Hause und ich öffnete die Tür für ihr Paket. Ich hielt den Mann zurück und sagte, er könne das Paket gleich drüben abgeben, da sei doch jemand da. Ich ging rüber, klingelte, abgestellt. Ich klopfte. Meine Nachbarin machte die Tür auf und nahm ihr Paket selbst an.

Der Paketdealer hatte inzwischen meinen Nachnamen vom Klingelschild abgetippt und mir dann sein Gerät unter die Nase gehalten. Da stehen zwei Namen dran aber er hatte sich sofort für den richtigen Namen entschieden. Ich zog die linke Braue vor Hochachtung, behielt das zweite Paket und sagte nicht Tschüss. Ich ging wieder rein. Es klingelte erneut in diesem Moment und ich benutzte doch tatsächlich den Summer. Ich stand ja gerade da. Da konnte ich schon mal ganz nett sein. Zumal ich dem Paketmann ja gerade nicht so freundlich gekommen war. Das „Danke Pohost“ konnte ich nicht hören, die Tür war zu.

Es klingelte kurze Zeit später schon wieder. Natürlich, die Nachbarin, deren Paket ich angenommen hatte. Sie ist mir ein wenig suspekt, ihr Gesichtsausdruck sagt mir, dass sie es hasst, wenn ich ihre Pakete annehme. Sie wohnt im Erdgeschoss und ich im dritten Stock. Sie ist schwanger, gehetzt und mürrisch und speist mich mit einem faden Dank ab, den sie ins Treppenhaus jubelt. Sie wandte sich nämlich bereits den Stufen zu beim Reden und ließ mich im Türpfosten das Echo erwarten, es klang nach dringend nötiger Treppenhausreinigung.

Es klingelte schon wieder. Ich ging zur Tür und da stand schon wieder ein Schatten, ein Riesenschatten. Nein, es waren zwei Schatten und sie drifteten gerade auseinander, als wollten sie mir beim Türöffnen eine Rettungsgasse freihalten, für alle Fälle. Schon wieder Nachbarn. So langsam hatte ich die Schnauze gestrichen voll. Nicht nur, dass es in unserem Haus anscheinend zuging wie in einem Bienenstock, es mussten auch alle bei mir klingeln und irgendetwas abladen, und sei es nur ihre schlechte Laune. Außerdem ist es seit Tagen furchtbar laut, weil die neuen Nachbarn über uns mit Hammer und Meißel bewaffnet durch die Wohnung ziehen und jeden Quadratzentimeter mit Schlägen überziehen, angeblich weil die Dielennägel zum Schleifen zurück ins Holz getrieben werden müssten. Ich vermute ja eher einen Durchbruch zum Nachbarhaus, als Fluchtweg.

Die beiden hatten einen Sechserträger Bier und eine Gummitierkilogrammpackung in den Händen und überreichten diese feierlich an mich. Die Worte, die das Prozedere begleiteten, sollten mich vor noch lauteren Maßnahmen warnen, die uns, die wir ja unter ihnen wohnen, am Wochenende erwarten. Tischler arbeiten nämlich nur am Wochenende schwarz und die Geräte ihrer Arbeitgeber, wie zum Beispiel eine Dielenschleifmaschine kann der Arbeitgeber auch nur am Wochenende entbehren. Ich bin ja für eine 7-Tage Woche für Handwerker, vollbezahlt und im Ausland, dann kommen die Heinis nicht auf die Idee am Wochenende anderer Leute Nachbarn mit Lärm zu malträtieren.

Meine Augen sprachen von einem veganen und alkoholfreien Leben, während ich mir das gelatinegefüllte Gummikilo unter den Arm klemmte und es irgendwie schaffte, den Sechserträger unter dem anderen Arm zu parken. Mein Mund sagte etwas von Mittagsruhe wegen der Kinder. Ob das geht? Sie wüssten es nicht, der strenge Zeitplan und so, der Tischler, der nur am Wochenende kann und überhaupt, wo schlafen die Kinder denn, und könnte man da nicht. Nein, nahm ich sie ins Visier. Naja, eventuell gibt es ja leise Arbeiten ganz weit weg von den schlafenden Kindern in einem anderen Raum, hörte ich mich sprechen. Ich wurde zuerst mit Zucker und Alkohol überrumpelt und dann von mir verraten. Ich brauchte keine Glaskugel, um die Kopfschmerzen zu sehen. Ich kickte die Tür zu, weil die Hände nicht frei waren und gehe für diese Woche nicht mehr zur Tür, basta.

Dienstag, 30. Juli 2013

Nachricht aus der Zukunft

Ich saß gerade im Zug nach Wismar, als ich nach gefühlten 5 Minuten wieder auf mein Handy sah. Ich weiß, dass kaum eine Minute vergangen war, seit meinem Blick auf das Display, aber gefühlt müssen es fünf gewesen sein. Ich schaltete dafür nur ganz kurz die Tastensperre aus, betrachtete die Uhrzeit, löste die Tastensperre erneut aus und steckte das Handy wieder weg.

Und weil ich in dem Moment, wo ich die Uhrzeit sah, vergaß, was ich überhaupt machen wollte, wiederholte ich das Spielchen nach gefühlten 5 Minuten noch einmal, obwohl es eigentlich nur Sekunden waren. Ich habe ein Faible für Zeitanzeigen. Ich kann ständig drauf gucken, weil ich sofort wieder vergesse, was ich gelesen habe. Ich merke mir einfach nicht, was ich von der Zeitanzeige ablese, weil ich ja einfach wieder drauf gucken könnte, wenn es mich wirklich interessiert. Und so gucke ich ständig auf mein Handy, auf Uhren an Apotheken, auf anderer Leute Armbanduhren, auf meine Backofenuhr, auf die Küchenuhr von Kienzle, auf die Küchenwaage, die auch eine Uhr hat und so weiter.

Früher, als ich noch eine Armbanduhr hatte und ein Sklave der geregelten Arbeitszeit, habe ich meine Uhr immer ein paar Minuten vorgestellt, damit ich auch ja nicht zu spät komme. Anfangs waren es drei Minuten, später mehr Minuten und bei mehr als zehn Minuten habe ich dann aufgehört und mir gesagt, das sei alles Quatsch. Ich kam nie zu spät.

Meine Uhr im Handy geht zwei Minuten nach. Das weiß ich mittlerweile aus ziemlich sicherer Quelle: aus der Zukunft. Als ich nämlich in diesem Zug saß und das dritte Mal auf mein Handy schauen wollte, hatte es kurz zuvor gebrummt, wie es immer brummt, wenn ich eine SMS empfange oder mein Akku alle ist. Der Akku war frisch aufgeladen, es musste eine SMS sein. Ich sah auf mein Handy, es war 14:03 Uhr und ich war sehr enttäuscht geworden sein, weil ich einen Anruf verpasst werde haben um 14:05 Uhr, was mir eine SMS mitgeteilt hatte.

Da kriegt man eine Nachricht aus der Zukunft und die besagt, man hätte einen Anruf verpasst, der noch gar nicht stattgefunden hat. So ein Mist.

Sonntag, 28. Juli 2013

Dochs

Dies soll mein erster Wikipedia-Artikel werden. Ich habe mich natürlich streng an die Vorgaben gehalten, nichts nichtiges oder unwichtiges hineinzuschreiben. Deshalb wollte ich auch gleich mit einer ganz großen Sache starten, die ich selbst bislang bei Wikipedia nicht finden konnte: dem Dochs. Als Vorlage zu meinem Artikel bot sich geradezu an, ach, das können Sie sicher selbst herausfinden. Viel Spaß beim Lesen und sollten Sie noch Anmerkungen, Kritik oder Trivia haben - an Trivia bin ich besonders interessiert - so schreiben Sie es unten in das Formular.

Mit Dochs wird in der Alltagssprache ein universelles abstraktes Konzept bezeichnet, das verschiedene Bedeutungsaspekte besitzt. Es kann jedoch darüber gestritten werden, ob diese Bündelung der Aspekte eine gemeinsame linguistische Quelle hat, oder ob es sich dabei zum Teil um Homonyme handelt, die auf fehlerhaften Umgang mit den Regeln der Oberflächengrammatik zurückzuführen wären. Verschiedene Aspekte sind:

• Die Affirmationspartikel „doch“ dient zur sprachlichen Affirmation von Aussagen oder Satzelementen, die vorher bereits negiert worden sind (siehe Konjunktion des Gegensatzes).
• Das Definitpronomen „dochs“ bedeutet „irgend(etwas)“, ein Ding, eine Sache, das Mindeste.
• Die Nominalphrase „das Dochs“ bezieht sich auf das Gegenteil des Nichtseins, die Affirmation und Anwesenheit des Seins, das Sein, eine letzte Bestätigung oder allgemeine Bestimmtheit.
• In der formalen Logik tritt „dochs“ ausschließlich in Gestalt des so genannten affirmierten Existenzquantors auf. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass „dochs“ im Gegensatz zu „das Dochs“ kein Eigenname oder Nominator ist. Daher sind z. B. „Dochs existiert nicht“ (d. i. „Es ist der Fall, dass es nicht existiert“) und „Das Dochs existiert nicht“ keineswegs synonym.
• Das Substantiv „Dochs“ kann zudem bezogen werden auf:

o Etwas Anwesendes, dessen Abwesenheit erwartet wurde (tamen privativum)
o Etwas Wesenhaftes, Bedeutendes, Greifbares
o Etwas, aus dem der eigentliche Inhalt, das innere Sein und Leben kommt, der eigentliche „Antrieb“
o Ebenso kann damit eine Person oder Sache als wert, bedeutend, gehaltvoll und bedeutend etikettiert werden.

Das gemeinsame der substantivischen Verwendungen ist, dass eine Bestimmung (z. B. der Wert) irrelevant groß ist oder größer Null beträgt, oder eine Sache, deren Nichtexistenz oder Abwesenheit erwartet wurde, sich als real oder anwesend herausstellt.


In vielen Kulturen wird Weiß mit dem Dochs assoziiert.

Freitag, 26. Juli 2013

Embolia

Ich möchte mich nochmals bei allen bedanken, die sie ich an meiner Suche beteiligt haben und hier so etwas wie eine kleine Zusammenfassung geben.

Die Embolia:

pop – ist im Gegensatz zu fast allen anderen Embolia als bewusst hinzugefügtes Zwischenspiel in Verwendung, siehe „wichtig popichtig“ und alle weiteren Bildungen, die auf diesem Prinzip beruhen. Die Herkunft ist nicht eindeutig belegt, allerdings ist die Liedzeile „Eiapopeia, was raschelt im Stroh“ sehr wahrscheinlich die früheste nachweisbare Wurzel. Bei Grimm findet sich kein Eintrag zu „eiapopeia“, allerdings ist die Interjektion „eia“ mit einem Eintrag versehen. Diese geht wahrscheinlich auf mhd. „aubeia“ zurück, auch „auweia“ würde ich persönlich dazuzählen, was wahrscheinlich nur eine Frage der zweiten Lautverschiebung ist.
Das älteste Digitalisat bei Google datiert bei 1789, der Titel des Buches lautet „Serenina“, einen Hinweis auf einen Verfasser gibt es nicht. Die älteste Überlieferung mit Angabe eines Verfassers datiert auf das Jahr 1796, es ist ein Eintrag zu den Schriften Gottfried August Bürgers, den das Grimmsche Wörterbuch in diesem Zusammenhang ebenfalls nennt.

di – entegegen meiner ursprünglichen Annahme, dass „pop“ das einzige mehrfachbeschlagene Embolia sei, hat sich „di“ in seiner Anwendung sogar als wesentlich produktiver erwiesen. Das klappt aber nur, wenn man die Intention, wie sie von Helge Schneider mit „pop“ realisiert wurde, als lediglich eine Bildung annimmt, obwohl sie mit fast allen Worten gebildet werden könnte.
Zu den di-Zwischenspielen zählen „holterdipolter“, „Schnurrdiburr“, „rumpeldipumpel“, „hoppeldipoppel“, schwuppdiwupp“ und „klipperdiklapper“. Bis auf „Schnurrdiburr“, was mit seinem „Erfinder“ Wilhelm Busch wahrscheinlich einer ähnlichen Intention folgt wie Schneiders „wichtig popichtig“, handelt sich immer um Iterative, Reduplikationen mit einem Grundwort, dem eingeschobenen „di“ bzw. „die“ und dem abschließenden wiederholten Grundwort mit oder ohne Konsonanten- oder Vokalwechsel.

Ein ähnlicher Weg wird beschritten, sobald es sich nicht ausschließlich um ein Wort handelt, sondern eher um Sprichwörter oder geflügelte Worte wie z.B. „Eile mit Weile“, „Knall auf Fall“ oder „Aus die Maus“. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass neben Präpositionen natürlich auch „und“ ein ziemlich produktives Embolium darstellt. Dazu das Beispiel „rumpeldipumpel“: in dem Märchen „Der Wolf und die 7 Geißlein“ heißt es dazu: „Was rumpelt und pumpelt in meinem Bauch herum, ich meint‘ es wären 6 Geißlein, dabei sind’s lauter Wackerstein.“ Gerade im geflügelten Wort steckt anscheinend noch viel Potential.

Interessant sind auch Bildungen, die entweder fremdsprachige Wurzeln haben und beim Übertrag ins Deutsche verballhornt worden sind, wie z.B. „etepete“ oder „haute volaute“, oder aber diejenigen Bildungen, die selbst Deutschen als Muttersprachlern aus Fremdsprachen bekannt sind wie z.B. „Shoobedooo“.
Dass zwei der bekanntesten Zaubersprüche auf diesem Prinzip beruhen hatte ich völlig übersehen. „Abrakadabra“ ist schon fast 2000 Jahre alt, so lang lässt es sich schriftlich nachweisen. Ebenso wie Simsalabim ist sich die Forschung nicht einig, welchen Ursprungs die beiden Worte sind. Betrachtet man das Gebiet der Zaubersprüche allerdings genauer, so fällt auf, dass es noch andere Zaubersprüche gibt, die mit ähnlichen „Sprachspielereien“ aufwarten. Das „sator arepo tenet opera rotas“ fällt da ziemlich ins Auge, handelt es sich doch einerseits um ein Palindrom und in fünf Zeilen untereinander zu jeweils einem Wort geschrieben ergibt sich ein „magisches Quadrat“. „Hokuspokus“ fällt ebenfalls in die Kategorie, schneidet allerdings auch ein Thema an, das sich in der Literatur als sogenannte Reduplikation wiederfindet.

Reduplikationen:

Dazu gibt es die unterschiedlichsten Bildungen. Einerseits wird wie bei „Hokuspokus“ der Konsonant getauscht, dann handelt es sich um Echowortbildungen. Auch „heckmeck“, “Hottentotten“, „ratzfatz“ und „Picknick“ gehören dazu. Ein ebenfalls sehr prominentes Reduplikationsverfahren scheint die Ablautreduplikation zu sein. Dazu zählen solche Wörter wie „wischiwaschi“, „pillepalle“ und „gschisti-gschasti“. Sehr stark vertreten, sogar aus Fremdsprachen übernommen, sind exakte Reduplikationen wie „winkewinke“, „Bonbon“, „Kleinklein“ usw.

So, bis hierhin bin ich bislang gekommen, für Ergänzungen, Anmerkungen und Kritik bin ich immer zu haben.

Montag, 22. Juli 2013

Zoten verboten

Ich habe ein wenig gesammelt und sämtliche mir bekannten Embolia aufgeschrieben. Die Erklärungen dafür sind teilweise vorhanden, also nicht für das Embolium, sondern eher auf deren Erstverwendung bezogen.

Die von Jochen Gerber benannte Schneckart vallonia eiapopeia und davon genauer das „eiapopeia“ hat sich ja mit Helge Schneider und seinen Wortschöpfungen „wichtig popichtig“ und „lernen popernen“ zu einem der produktivsten Embolia entwickelt, die der gemeine grasrauchende Anfangdreißiger in seinem Wortschatz zur Entfaltung bringt.

„Etepetete“ hingegen ist da eher mager, weil es für das Embolium „pet“ keinerlei mir bekannte Zweit- oder Mehrfachbenutzung gibt. Das kann einerseits daran liegen, dass die Herkunft gegenüber dem „eiapopeia“ nicht gänzlich geklärt ist. Wikipedia gibt zum einem eine niederländische Wurzel und zum anderen eine Französische an, die sich auf das Embolium „pet“ nur in zweiter Hinsicht anwenden ließen, denn verballhornt, wie es nunmal ist, wurde aus „être, peut-être“ eben das „etepetete“.

Interessant in diesem Zusammenhang ist das „Ali Bengali“, das mich ebenfalls als Anfangdreißiger ausweist, mit einem gewissem Hang spät abends gewisse Sendungen gesehen zu haben, dem Einwand gewissen Substanzen unterlegen zu sein zu dieser Tageszeit ist stattzugegeben, es war ja Nacht, Samstag Nacht.

Weiters fiel mir noch ein:
"Schwuppdiwupp"
"Zappzarapp"
und "Obi Wan Kenobi"

Wie Sie sehen, reimt sich die erste bzw. zweite Silbe immer auf die letzte und wird mit einem völlig bedeutungslosen Zwischenschnipsel aufgefüllt, um ein Metrum zu schaffen. Bastarde sind natürlich auch hier vorhanden, man denke nur einmal an „heckmeck“ oder „larifari“, wo nur der Anfangsbuchstabe verändert wurde.

Und wie der geneigte Leser, die geneigte Leserin vielleicht schon bei der Überschrift festgestellt hat, sind selbst eigene Wortverbindungen möglich, um das Klangbild aufzupolieren. Vielleicht fallen Ihnen ja noch ein paar ein, um eine möglichst vollständige Liste anfertigen zu können.

Samstag, 20. Juli 2013

taxonomische Antwort

Sehr geehrter Herr F.,

waehrend einige meiner ungewoehnlicheren Namensgebungen fuer Schnecken Eingang in verschiedene Auflistungen im Internet gefunden haben, ist Ihre in der Tat die erste direkte Anfrage an mich, die sich auf meine nomenklatorischen Eskapaden bezieht.

Was ich mir dabei gedacht habe als ich (Gerber 1996) eine fossile Schneckenart aus der Inneren Mongolei Vallonia eiapopeia benannte, kann ich nach all den Jahren wirklich nicht mehr genau sagen. Ich kann aber versuchen, rueckschauend einige wahrscheinliche Faktoren, die bei der Namensgebung eine Rolle gespielt haben duerften, aufzuzeigen.

Zunaechst weise ich darauf hin, dass von den acht in der genannten Arbeit beschriebenen neuen Arten und Unterarten drei ungewoehnliche Epitheta im Stile von eiapopeia bekamen:
Vallonia patens tralala
Vallonia eiapopeia
Vallonia hoppla


Die derivatio nominis fuer V. eiapopeia (Gerber 1996: 147) lautet: "eiapopeia (deutsch): bedeutungsloses Klangwort, welches besonders in Schlaf- und Wiegenliedern Verwendung findet; "eiapopeia" ist als Wort unveraenderlich und als spezifisches Epitheton wie eine substantivische Apposition zu behandeln."
Da haben Sie also den Zusammenhang mit deutschem Liedgut. Ich kann aber mit Gewissheit sagen, dass keine spezielle Erinnerung mich mit eiapopeia oder den anderen beiden Worten verbindet, etwa dass meine Mutter mir im Kindesalter Lieder vorsang, welche tralala, eiapopeia und hoppla enthielten.

Der Grund fuer diese und andere ungewoehnliche Artnamen ist wohl eher in etwas anderem zu suchen. Die wichtigste Eigenschaft eines zoologischen Artnamens, d.h. der Kombination eines Gattungsnamens (z.B. Vallonia) mit einem spezifischen Epitheton (z.B. eiapopeia) ist seine Einmaligkeit. Leider ist es im Laufe der Geschichte zu zahlreichen Verstoessen gegen die Regel von der Einmaligkeit der Artnamen gekommen, was zu Homonymien gefuehrt hat, die uns Taxonomen erhebliche Ungemach bescheren. Ausserdem sind schon eine Menge von Artnamen kreiert worden, und wenn ein Name veroeffentlicht ist, kann er nicht noch einmal fuer eine zweite Art verwendet werden. Der Taxonom, der eine neue Art beschreibt, sollte daher alles ihm Moegliche tun um sicherzustellen, dass der neue Artname einzigartig ist. Einfache descriptive Epitheta, wie magna, parva, alba, grisea, nigra, plana, alta etc., koennen problematisch sein, weil die Wahrscheinlichkeit, dass sie schon frueher in einer bestimmten Kombination verwendet wurden, relativ hoch ist. Ausserdem sind sie oft wirklich nicht besonders hilfreich fuer die charakterisierung der Art. Z.B. sehen sich alle Vallonia-Arten recht aehnlich und somit sind Epitheta wie alba oder parva einigermassen nichtssagend, denn sie treffen auf so ziemlich alle Arten der Gattung zu. Die Nomenklaturregeln erlauben aber alle moeglichen Epitheta, sogar bedeutungslose Buchstabenkombinationen. Warum also nichrt ein ungewoehnliches Epitheton? Damit ist die Einmaligkeit gesichert und ausserdem gefallen mir die Namen einfach. Ich bin der Ansicht, dass Vallonia eiapopeia und Vallonia hoppla gut von der Zunge rollen.

Es hat wohl auch eine Rolle gespielt, dass ich der Ansicht war (und bin) dass manche meiner Kollegen sich und ihre hehre Wissenschaft ein wenig zu ernst nehmen. Generell sind taxonomische Publikationen eine knochentrockene Angelegenheit und ich freue mich, wenn in einer solchen sprachlichen Wuestenei ein ungewoehnlicher Name gleichsam als Oase mich zum Laecheln bewegt. Vielleicht haben meine Namen auch einige Leser zum Schmunzeln gebracht, was mich freuen wuerde.

In diesem Sinne alles Gute mit Ihrem Projekt,

Jochen Gerber

GERBER, J. 1996. Revision der Gattung Vallonia RISSO 1826 (Mollusca: Gastropoda: Valloniidae). Schriften zur Malakozoologie 8: 1-227.

Damit ist das Rätsel um "eiapopeia" wohl einigermaßen gelöst und könnte bei Wikipedia eingetragen werden.

Mittwoch, 17. Juli 2013

taxonomische Anfrage

Diese Mail schrieb ich zur Zeit der Veröffentlichung in diesem Blog an eben diese Person. Gewidmet ist der Artikel einer Person, die manchmal drei Uhr nachts aufsteht und sich durch Lesen im Netz wieder müde machen muss.

Sehr geehrter Herr Gerber,

ich forsche derzeit an einer rhetorischen Stilfigur, Embolium, und versuche den Hinweisen, die mir das Internet dazu bietet, nachzugehen und aufzulösen. Auf Sie bin ich gekommen, weil Sie in Ihren taxonomischen Beschreibungen ein Schneckenexemplar als vallonia eiapopeia benannt haben.

Mich interessiert daran lediglich das „pop“ im Zentrum des Zunamens „eiapopeia“, was ähnlich dem „pet“ in Etepetete eine Schlüsselrolle zu spielen scheint. Daher kommt auch mein vorläufiger Arbeitstitel Embolium, Zwischenspiel. Gleichzeitig befürchte ich aber, mit meinen Hypothesen viel tiefer in die Materie eingedrungen zu sein, als Sie selbst damit beabsichtigten. Die Auflösung wäre demnach profan, wo ich selbst Assoziationen vermutete.

Daher möchte ich Ihnen meine drei Hypothesen kurz vorstellen:
1. Eiapopeia steht für die Liedzeile „Eiapopeia, was raschelt im Stroh“, mit der Sie eine spezielle Erinnerung verbindet.
2. Eiapopeia ist die Schneiderisierung (Helge Schneider) der lateinischen Interjektion eia, „auf!“ und bezieht sich auf ähnliche Äußerungen Schneiders wie zum Beispiel"wichtig popichtig".
3. Ihnen ist nichts besseres eingefallen.

Der dritte Punkt, ich deutete ihn bereits an, würde mich natürlich eher betrüben. Sollte es also genau so sein, erwarte ich von Ihnen keine Antwort. Wenn allerdings andere Gründe vorliegen als die Genannten oder genau diese, die ich Ihnen in Punkt 1 und 2 erörtert habe, so wäre mir mit einer Antwort Ihrerseits in meinen Recherchen sehr geholfen.

Mir ist durchaus bewusst, dass Sie entweder sehr viele solcher Anfragen erhalten haben oder aber noch nie auch nur eine. Und mehr, als um Entschuldigung zu bitten wegen meines Problems bleibt mir nicht zu sagen, daher auf Antwort hoffend aber nicht erwartend verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

K.F.

Das Problem ist keines, was nur mir persönlich am Herzen liegt, denn selbst Wikipedia ist irgendwie an einer Auflösung interessiert (siehe erster Absatz).

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