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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Mittwoch, 29. Februar 2012

Klasse 7

Als hätte Frau Holle die Kissen geschüttelt und statt Schnee schwebten Flocken von Pubertät durch den Raum. Man hätte sie förmlich einfangen und in Säcke stecken können, wäre sie nicht so flatterhaft gewesen. Ich wurde eingangs gefragt, wer ich denn sei. Ich antwortete, ich stelle mich gleich kurz vor, ich bin Praktikant. Beschämtes Abwenden, so hätte sie das gar nicht gemeint, ruft sie noch. Was nur hat sie gemeint?

Die Stimmung war geladen. Die Lehrerin war eine kleine Laterne, die mit ihrem Schein gerade einmal einen Kreis von wenigen Metern erhellte. Außerhalb des Lichtkegels herrschte schnatternder Konzentrationsmangel. Eine Viertelstunde dauerte es allein, die Gruppen zu ordnen und dazu zu bewegen, sich zusammenzusetzen. Komischerweise ging dann alles recht schnell. Die ersten stellten ihr Ergebnis vor, es wurde diskutiert, nicht immer treffend aber mit thematischem Bezug. Gefangen in ihrer Rolle ( die Aufgabe war ein Rollenspiel ) war plötzlich die Stunde um, wie immer, wenn es interessant zu werden droht.

Dienstag, 28. Februar 2012

Der erste Eindruck

Gestern begann ich meine zweite Karriere in der Schule, das allgemeine Schulpraktikum, was dazu befähigen sollte, herauszufinden, ob einem der Lehrerberuf liegt oder nicht. Die erste ist schon so lange her, dass ich mich kaum noch daran erinnern kann. In vielerlei Hinsicht ist diese Ausblendung auch gut so, denn mit der Schule verband ich nie wirklich positive Erfahrungen. Meiner damaligen Rolle als stiller Teilhaber/Beobachter komme ich auch heute wieder nach, nur dass ich meine Beobachtungen nun schriftlich festhalte, um sie mir später noch einmal anschauen zu können.

Mit dem, was uns in Seminaren erzählt wird, hat die Realität überhaupt nichts zu tun und mit jeder Meldung, Kommentar seitens Schüler oder Lehrer rückt mir einerseits die Erinnerung an meine eigene Schulzeit auf die Pelle und andererseits verdeutlicht mir das die Entfernung zwischen der Theorie des Unistoffes und der Wirklichkeit des Schulalltages.

Ich bin an einer IGS, einer integrierten Gesamtschule, die nicht nur fächertechnisch einige Besonderheiten bietet ( GW = Gesellschaftswissenschaften = ein Verbund aus Erdkunde, Geschichte und Politik ), sondern auch in der Organisation Überraschendes parat hält ( es gibt keine Schulklingel und der Unterricht findet in Blöcken von 2 normalen Unterrichtsstunden statt, also 1,5 h ). Hat ersteres noch scheinbare Nachteile ( die wenigsten Lehrer studierten diese drei Fächer, sondern eher maximal zwei davon ), so offenbaren sich beim zweiten Punkt erhebliche Vorteile. Nicht nur dass störende Klingeln fehlen und/oder störende Unterbrechungen evozieren, darüber hinaus erweist sich das Blockmodell gerade für größere Stoffmengen oder auch für aufwendige Präsentationen als hilfreich, da ein 45-Minutenzeitfenster weniger zeitlichen Spielraum lässt.

Ich bin positiv überrascht über das Selbstverständnis mit dem hier in den Klassenstufen 5-9 "fachfremd" unterrichtet wird und konnte zumindest für das Fach Geschichte bisher keinen Nachteil entdecken. Ich habe auch dem "reinen" Geschichtsunterricht einer 11. Klasse beigewohnt und sowohl der Grad der Beteiligung als auch die Komplexität des Themas hätte ich mir in der 11. Klasse so nicht zugetraut, wurde von den Schülern dort aber scheinbar mühelos abgearbeitet.

Sonntag, 26. Februar 2012

Volltrottel

Ich habe ein paar schöne T-Shirts erstanden in Thailand. Darunter sind zwei mit Werbung drauf von einheimischen Biermarken, eines in dunkelblau und eins in einer Art zitronengelb. T-Shirts sind dort relativ billig und auch wenn dort jeder zweite Tourist mit solch einem T-Shirt unterwegs ist, so ist es hier noch längst nicht so häufig, als dass man es deshalb nicht mehr tragen will. Ich habe sogar eins erstanden, was hier fast 30 Euro kosten soll und ich mir nur wegen des Preises nicht gekauft habe. Dort habe ich keine 5 Euro für bezahlt, ich bin sicher, das T-Shirt kommt von dort und ein findiger Einkäufer hat es dort in Massen eingekauft, um sie hier gewinnbringend an den Mann zu bringen. Keine schlechte Idee, wie ich finde, um seinen Urlaub zu finanzieren.

Die 10 Baht-Münzen sind übrigens von einem ähnlichen Gewicht und in Form und Größe dem 2 Eurostück nicht unnähnlich, allerdings nur ein Achtel wert. Automaten wissen nichts vom Wert der Münzen und beklagen sich auch nicht, wenn man sie bescheißt, so könnte man sich seinen Urlaub auch finanzieren, man hätte nur ungleich schwerer zu tragen und außerdem bekommt man ja nicht alles am Automaten gekauft.

Es gibt aber auch Leute, denen ist scheißegal, wo sie sind, Hauptsache es ist warm, das Bier ist billig und es kann ordentlich gefeiert werden. Solche Leute trifft man auf Koh Phangan alle zwei Wochen entweder zu einer der alle vier Wochen stattfindenen Full Moon Parties oder zu einer der Half Moon Parties, die im ähnlichen Zyklus wie Sommer- und Winterspiele ablaufen. Diesen Leuten ist es wahrscheinlich egal, ob es gerade abnehmender oder zunehmender Mond ist, den sie betrinken.

Die ganz besonders blöden Leute von diesen Feierwütigen ( die meisten sind ja eigentlich ganz normale Leute, die einfach mal raus aus dem Alltag wollen ) tragen dann T-Shirts, auf denen steht sinngemäß so etwas wie: Ich will kein Scheiß Tuk Tuk und auch keine beschissene Massage. Das steht vorn auf Thailändisch und hinten auf Englisch drauf. Das heißt, eigentlich steht es nur hinten so drauf. Was vorne draufsteht weiß ich nicht, ich kann kein Thai. Doch wenn ich das T-Shirt kreiert hätte, stünde da so etwas wie: Ich bin ein Volltrottel, sollte ich euch nach dem Weg fragen, ein Taxi oder etwas zu essen kaufen wollen, zieht mich ruhig ab, ich bin eh nur ein Volltrottel.

Freitag, 24. Februar 2012

Telefonguerilla

Ich glaube, ich werde von Smartphones verfolgt. Als ich mich damals bei Einberufung zur Bundeswehr zum ersten Mal in meiner Kaserne einfand und die großen dunkelgrünen Armeelaster betrachtete, war mir nicht klar, dass sie mich weitaus länger als die 12 Monate Grundwehrdienst begleiten würden. Einmal sensibilisiert, sah ich sie plötzlich auf allen Straßen, die Y-Tours. Das ging mir noch Jahre später so und hat eigentlich erst nach dem Umzug aus meiner Heimatstadt in neue Gefilde rapide nachgelassen.

Und heute: da steht an jeder Ecke so ein kleiner Oberfeldwebel und wischt mit dem Zeigefinger auf einem Smartphone herum, als wollte er die letzten Staubfäden vom Spinddeckel herunterputzen und das Wochenende einkassieren.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Verharrende Bewegung

Zurück. Seit gestern am frühen Nachmittag bin ich wieder zu Hause. Der Urlaub war sehr schön und wird an ein oder anderer Stelle noch gewürdigt, für heute hat mich aber sogleich die Arbeitswelt gepackt und hält mich jetzt schon seit einigen Stunden hier gefangen. Meinen Kredit bei meinem Arbeitgeber abarbeitend ( mein Minusstundenkontingent ist beachtlich und lässt mich alle Hoffnung verlieren, da hilft es auch nicht, jeden Tag ein wenig mehr zu tun, um die Tischplatte von allen Zetteln zu befreien ) sitze ich also im Büro und schufte mich durch den Tag.

Gestern schon bekam ich die ersten Impressionen geliefert, weshalb ich mich unbedingt in Deutschland befinden müsse und nicht noch in einem finsteren Traum gefangen bin. Das ging bereits los am Frankfurter Flughafen, wo nicht nur das Gepäck fein geordnet und an streng dafür ausgesuchte unterschiedliche Bänder in Empfang zu nehmen war ( der Kinderwagen gilt nämlich selbst in zusammengeklapptem Zustand als Sperrgepäck, und um dies abzuholen, muss man fast bis zur Passkontrolle zurück; ein äußerst blöder Umstand, wenn die eigentliche Gepäckausgabe am letzten Band der Halle in Sichtweite des Ausgangs liegt ). Darüberhinaus begrüßten uns Klappbetten mit provisorischen Bezügen, es wird nämlich gestreikt in Frankfurt. Die Vorbereitungen finde ich äußerst löblich, ein Streik unterliegt nur hier in Deutschland generalstabsmäßiger Planung, der hoffentlich zu keinerlei Beeinträchtigung führen darf, vor allem nicht im Flugverkehr. Das erinnerte mich auch gleich an die letzte Besetzung des großen Unihörsaals durch Studenten, die unter Ankündigung beim Präsidenten erfolgte in Abstimmung mit den Lehrenden, so dass auch ja keine dort angesetzte Lehrveranstaltung entfallen musste.

Noch am Flughafen machte ich Bekanntschaft mit einem zweiten großen Arbeitgeber neben dem Fraport, der Deutschen Bahn. Die Fahrkartenautomaten waren teilweise etwas verwirrend, so dass wir eine Weile diskutierten, ob wir denn am richtigen Automaten stehen oder ob es einen weiteren für die Fernreisen gäbe, denn der, wo wir waren lieferte scheinbar nur Regionaltickets. Ein kleiner Klick belehrte uns eines besseren, es funktionierte dann doch. Hinzu trat dann aber eine Dame in DB-Uniform, die uns fragte, wohin wir denn wollten. Nach Hannover war die Antwort, ihre Antwort darauf: "Na fahren Sie doch zuerst zum Frankfurter Hauptbahnhof und kaufen sich dann da die Tickets". Einen älteren Herrn, der offensichtlich komplett überfordert mit den Automaten war, ließ sie dann ebenfalls gekonnt abblitzen: "Nein, an den Automaten darf ich nichts machen, ich darf nur hier stehen und Sie beraten." Es erbarmte sich dann jemand anderes, dem Mann zu seinem Ticket zu verhelfen.

Endlich im Zug sitzend ( eine kleine Reise für sich, denn wenn es schnell gehen muss, muss man nicht an den nahegelegenen, sondern an den am weitesten entfernten Bahnsteig rennen, mit einem 20 Kg Rucksack auf dem Rücken und einem Baby auf dem Arm, das schnatternd in die Runde guckt, die im steten Auf und Ab an einem vorbeizieht ) erfuhren wir, dass wir in Fulda eine Stunde Aufenthalt haben würden. Wir fragten bei nächstbester Gelegenheit die Schaffnerin, weshalb man denn den Anschlusszug nicht bekommen könnte, worauf sie uns sagte, dass der Zug, den wir dafür bekommen müssten zeitgleich am Frankfurter Hauptbahnhof losfährt und genau dann den Bahnhof Fulda verlässt, wenn unser Zug einläuft. Ob sich dieser nicht zufällig ein paar Minuten verspäte, fragten wir. Nach langem Wischen und Starren auf ein Smartphone ( seit neuestem haben alle solche Dinger ) kam dann die Antwort: "Ja, der kommt tatsächlich manchmal zu spät, diesmal aber nicht." Der ehrlichen Antwort wegen, konnte ich ihr bis dahin aber nicht einmal böse sein. Sprachlos machte mich dann erst ihr weiterer Kommentar, indem sie mir erläuterte, dass es sich bei dem Zug aus Frankfurt ja gar nicht um einen Anschlusszug handele, man den also regulär gar nicht bekommen kann. Der Anschlusszug für unsere Verbindung kommt immer erst eine Stunde später, das wäre eben so. Ich bin also zurück.

edit: Meine Freundin erinnerte sich an den genauen Wortlaut der DB-Dame am Flughafen ein bißchen anders: "Nach Hannover wollen Sie? Na dann fahren Sie doch erst zum Frankfurter Hauptbahnhof, wenn Sie hier nicht klarkommen und kaufen Sie dort die Tickets!"

Mittwoch, 15. Februar 2012

Belvedere

Der Sonnenuntergang im Belvedere, ein Restaurant im Norden Koh Phangans auf einer Huegelkette gelegen, ist wie ein Gemaelde von Caspar David Friedrich. Es dauert womoeglich noch bis zu einer Stunde, bis die Sonne im Meer versinkt. Das ist von hier aus aber nicht mehr zu sehen. Eine bewaldete Huegelkette verdeckt den Blick darauf. Sie setzt sich zusammen aus mehreren Erhebungen und einer vorgelagerten Insel. Die Sonne scheitert beim Versuch die Berge zu durchleuchten, genauso wie an den Herzen zweier dicker Regenwolken. Nur die Fransen der unheilverkuendenden Kolosse laesst sie in allen Rottoenen erstrahlen. Die Kante der Huegelkette mit ihren Baumkronen sieht aus wie mit einer Stichsaege in Handarbeit herausgearbeitete Kulisse, ein tropischer Schwibbogen, den kein noch so spitzer Bleistift nachzeichnen koennte.

Hier setzt just in diesem Augenblick ein leichter Regen ein, als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, ein Minutenregen, der in Anbetracht des trotz der dicken Wolken am Horizont eher wolkenlosen Himmels ein bisschen unwirklich erscheint. Noch waehrend ich das schrieb, erstarb der Regen und hinterliess nur eine Duftmarke, wie ein streunender Hund, der sein Revier markiert. Seit einer halben Stunde wartete ich hier auf meine Urlaubsbegleitung und unseren gemeinsamen Bekanntschaften, mit denen wir hier den Sonnenuntergang betrachten wollten. Sie hatten sich verspaetet. Sie haben den Zauber verpasst und ich wahrscheinlich haette ihn auch verpasst, waeren sie dagewesen.

Dienstag, 7. Februar 2012

Kurz gemeldet

Ich habe schon gehoert, dass es in Deutschland gerade bitterkalt ist und denke, dass wir somit alles richtig gemacht haben. Hier ist strahlender Sonnenschein bei annaehernd 30 Grad. Koh Phangan, dort sind wir gerade ist auf jeden Fall eine Reise wert, wenn auch zur Zeit etwas ueberlaufen, da heute Abend die Full Moon Party ansteht, ein ueberregionales Feierevent. Fuer kurze Zeit verwandelt sich die Insel in eine Art Ballermann. Naja, wir sehen das locker und halten uns vom echten Trubel fern.

Donnerstag, 26. Januar 2012

Ein Stück Weg sein

Lange Abende fördern lange Gesichter. Insbesondere dann, wenn am nächsten Morgen ein Wecker klingelt, der keinen Aufschub duldet. Naja, das habe ich mir und meiner Frau zuzuschreiben: wir wollten das so. Nachdem ich gestern mit Trithemius und Wikbold Goedeke in einer viel zu lauten Kneipe saß, wo massenhaft Bier getrunken wurde, kam mir die Idee, der anbrechenden Verwaisung dieses Blogs entgegenzuarbeiten.

Wie alle meine Ideen, die ich Wikbold mitteile, fand auch diese erstmal kein Gehör. Stattdessen erzählte er gleich mehrere Episoden, die hier auch hätten stehen können. Trithemius war auf meiner Seite und so bearbeiteten wir ihn, der so zwischen uns saß, bis er fast soweit war. Dann waren wir alle soweit und verließen das Thema ohne Ergebnis. Wir widmeten uns neuen Themen, ohne Ergebnis. Und als es dann hieß, wir schließen, beschlossen auch wir zu gehen, wie immer.

Ob jetzt hier also was geschrieben wird oder nicht, kann ich nicht sagen. Vielleicht schicke ich einmal einen kleinen Reisebericht aus dem warmen Thailand hierher, denn dorthin mache ich mich heute auf den Weg mit meiner Familie. Ich wünsche allen, die hierbleiben müssen, ein wenig Sonnenschein und einen baldigen Frühlingsanfang und den anderen ein paar knackige Wintertage mit einer Schneefallgrenze von unter 1000 Metern Höhe und denen, denen das Wetter egal ist, wünsche ich auch ein paar schöne Tage.

In 4 Wochen bin ich wieder zurück und verpflichte mich hiermit zum berichten vom Weg. Adieu.

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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 08:51

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