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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Samstag, 3. Dezember 2011

Die alte Zeit

Heute morgen zum Frühstück stiebitzte ich einem Nachbarn DIE ZEIT, also nicht wirklich, denn sie lag auf dem Boden neben der Hauseingangstür und das schon seit einer Woche. Als sie dort das erste Mal lag und wir gerade frisch eingezogen waren, lag sie dort auch schon öfter, und als ich mich einmal erdreistete diese bereits am Mittwoch mitzunehmen, prangte am nächsten Morgen ein bedrucktes Blatt im weißen Infokasten, dass doch bitteschön die Zeitung wieder auftauchen solle. Naja, nach gut einer Woche - und außerdem ziehen die nächste Woche aus - kann man die Zeitung doch nicht verkommen lassen.

Ich lese normalerweise kaum noch Tageszeitung, weil das meist nur Blödsinn drinsteht. Diesmal las ich eben eine Wochenzeitung und dachte, auch wenn das Format nicht dem Spiegel entspricht, sind die Artikel vielleicht ganz gut recherchiert und wahrscheinlich immer noch aktuell. Ich fand sogar einiges, was hochaktuell war und ist. "Frau Merkel werkelt am Euro" - ein Artikel für ein Einjahresblatt. Vielleicht schaffen wir auch noch ein Fünfjahresjournal: "das lange Zögern der Frau M.".

Es gab aber auch Artikel, die so aktuell sind, dass sie bereits bei Erscheinen nicht mehr wahr waren. Ob sie jemals wahr waren, könnte man sich auch fragen. Da gibt es im Themenbereich "Chancen" einen kleinen Artikel neben der großen Pisa-Lobhudelei. "Endlich studieren die Leute das Richtige", Zuwachsraten von knapp 20 % Prozent in den Fächern, wo es drauf ankommt: Elektrotechnik, Ingenieurswissenschaften etc. Und die Sozialwissenschaften, die Geisteswissenschaften? Die haben natürlich auch Zuwachsraten aber bestimmt nicht so hoch - wir haben ja einen doppelten Abiturjahrgang, keine Wehrpflicht mehr.

Bei uns sind diese Studiengänge ( Naturwissenschaften, Maschinenbau usw. ) mit keinem NC belegt, da darf jeder rein, das Programm ist so hart, dass innerhalb weniger Semester - höchstens 3 vermute ich, früher waren es ein paar mehr - ein kleiner Kreis übrig bleibt. Wenn der Kreis als größer wird - in drei Semestern - dann könne man darüber noch einmal schreiben. Die Frage nach dem "richtigen" Studiengang lasse ich hier mal so stehen.

Freitag, 2. Dezember 2011

Citavi und die grausa Brille

Ich bin ja schon seit geraumer Zeit dabei, meine Lektüre zu verschlagworten, einzelne Zitate herauszupicken, kleine Zusammenfassungen zu schreiben, überhaupt, jeden Furz, den ich mit Bleistift an eine betreffende Seite schrieb, in dieses Programm einzupflegen. Wie interessant das sein kann, war mir anfangs nicht ganz klar, da ich natürlich mit systematischer Lektüre begonnen hatte und sich die Schlagworte somit zwangsläufig ergaben und logischerweise auch häuften. In einem Seminar letztes Semester lasen wir viel zur Drastik, demzufolge findet sich so manch ein Querverweis dazu in den teilweise wahllos erscheinenden Buchtiteln.

Nun begab es sich, dass ich Schloß Gripsholm von Tucholsky las. Da sind ja ein paar schöne Stellen gleich zu Anfang zu finden, die ich natürlich gleich in den Canon mitaufnahm und verschlagwortete. Da ist zum Beispiel die schöne Wortschöpfung "blausa" zu finden als Pendant zum "rosa" was auf einen Himmel natürlich mit all seinen Facetten auch zutreffen könnte, in dem Zusammenhang allerdings machte "blausa" mehr Sinn, denn mit "rosa" wird mehr als nur eine Farbe beschrieben.

Ich schaute also durch die blausa Brille seiner Prosa und verschlagwortete natürlich auch "Schweden", denn um Schweden ging es ja eigentlich. Dann fiel mir plötzlich ein, dass ich Schweden schon einmal verschlagwortet hatte, konnte mich aber beim besten Willen nicht erinnern wo. Und hier offenbarten sich dann die großen Stärken des Programms, denn mit der Schlagwortsuche war der Eintrag schnell gefunden: Es war in "Naked Lunch" von William S. Burroughs, der in Malmö von einer Fähre steigt. Den genauen Wortlaut, weshalb ich das überhaupt hinein genommen habe, muss ich mir bei Gelegenheit noch einmal anschauen, denn den Zusammenhang habe ich schon fast wieder vergessen. Ich meinte jedoch gelesen zu haben, dass Burroughs die schwedischen Städte beschrieb als nekrophile Häuseransammlungen, denn sie waren immer um einen Friedhof herum gebaut. So wurde dann aus der blausa Brille eine grausa Brille.

Montag, 28. November 2011

Stricken lernen

Bildung, das kann man durchaus kontrovers diskutieren. Hierzulande wird das gelegentlich kontrovers diskutiert aber wie das Straußtöchterlein ganz richtig feststellte, mangelt es meist an wichtigem Inhalt.
Auch der Jauch kann da nichts ändern, die leutselige Runde ist insgesamt auf Kuschelkurs und die vermeintlich so unterschiedlichen Positionen - besonders herausgestellt vom moderaten Kaspar bei der Grundschullehrerin, die nur gute Noten verteilt und dem Rektor einer Realschule in Berlin - entpuppen sich als zusammenhanglose Quasiwidersprüche. Versammelt hat der Jauch nur Gewinner, da ist kein 14-jähriger Schulabgänger, dafür aber eine 14-jährige, die den Faust auswendig kann, kein Kevin, keine Chantal kommt zu Wort aber eine 72-jährige Abiturientin der die "Jugendsprache" nicht passt, weil sie, aufs Wesentliche reduziert, der grammatikalischen Regeln entbehrt. Wem sein Schuh ist das nun, den sich wer auch immer hier anziehen muss, man weiß es nicht. Eine verschenkte Stunde, schade, dass ich nicht stricken kann.

Samstag, 26. November 2011

Velosianische Wende

Seit ich mein Fahrrad vermisse, habe ich nur Pech mit den Fahrrädern. Mein liebstes wurde ja vor meiner Haustür entwendet, davon schrieb ich schon. Wir haben den Keller voller Fahrräder, da die aber alle soweit unten stehen, habe ich in letzter Zeit das Rad meiner Frau benutzt, das steht hier sonst nur rum. Als ich am Dienstag aus der Uni kam und es loseisen wollte, weigerte es sich kurz aber heftig und erbrach mir den Schlüssel im Schloss. Ich war nicht fertig mit der Uni an dem Tag, sondern musste noch woanders hinfahren - dann eher laufen - um dort eine Vorlesung zu besuchen. Ich kam pünktlich, trotz meiner Bemühungen das Schlüsselstück aus dem Schloss zu bekommen.

Am Mittwoch hatte ich dann ein neues Rad, ein richtig neues Rad, bei dem nur die Luft fehlte. Ich hatte es am Wochenende aufgebaut, meine Frau schenkte es mir zwei Wochen zuvor. Ich brauchte einen ganzen Tag für den Aufbau, in der Anleitung stand, es ginge in einer halben Stunde. Naja, ich fand keine Luftpumpe und so stand es dann aufgebaut, unaufgepumpt und angeschlossen im Hof, bis zu diesem Mittwoch, als ich mir von meinem Fahrradmonteur, der eine Straße weiter seine Werkstatt hat und zufällig zugegen war, eine Pumpe lieh und das Fahrrad flott machte. So flott war es leider nicht, ich musste sogar beim Bergabfahren treten, um nicht stehen zu bleiben. Die Räder eierten, der Rahmen vibrierte, kurz: Fahrradmonteur ist keine meiner Stärken.

Am folgenden Tag brachte ich auch das mit Hilfe des wirklichen Fahrradmonteurs in Ordnung, fuhr wie jeden Donnerstag zur Arbeit und verbrachte den Tag mit Gedanken zur Genderproblematik und ihre Auswirkungen in der quantitativen Linguistik, ich stellte mir vor, dass in Zeitungs-, Gesetzes- und anderen offiziellen Texten, in denen seit den frühen 80ern mehr oder weniger erfolgreich gegendert wird, ein signifikanter Anstieg der Buchstaben "i" und "n" zu messen sein müsste. Ich verwarf den Gedanken aber wieder, denn es wurde Feierabend und auf dem Fahrrad denke ich grundsätzlich nicht.

Ich hatte noch ein wenig Zeit zum Denken, denn meinem neuen Fahrrad ging es nicht so gut, es hatte hinten keine Luft mehr drauf. Bei genauer Inspektion des Ventils musste ich feststellen, dass der Ring, der das Ventil im 90° Winkel aus dem Rahmen stehen lassen soll, nur noch zur Hälfte dran war und das Ventil stand in ca. 45° Winkel ab. Dort war höchstwahrscheinlich die Luft entwichen, die mir jetzt Zeit zum Überlegen brachte.

Gestern, als Fußgänger ist mir und meinen Rädern nichts passiert, zumindest war ich nicht dabei und es interessierte mich auch nicht. Dafür aber ging ich heute durch Zufall eine Straße entlang, zu dessen eine Seite Garagen und zur anderen Seite ein recht großer Gebäudekomplex liegt, die ehemalige Bettfedernfabrik. Dort stand, lag fast, mein geklautes Rad. Es war noch immer angeschlossen, ein Bowdenzug ist wahrscheinlich hin und der Rost, an dem ich sonst vorbeizufliegen pflegte, sank in kleinen Rieseln auf bewegliche Teile - immerhin muss es dort für fast zwei Monate gelegen haben. Ich schloss es ab, den Schlüssel verwahrte ich trotz des eigentlich längst abgeschriebenen Schlosses am Schlüsselbund, brachte es nach Hause und da steht es nun, neben all den anderen Rädern und den Rädern im Keller.

Donnerstag, 24. November 2011

kurz gegendert

Beim Korrekturlesen fiel mir heute durch Zufall auf, dass der Begriff "Studierende" aus genderpolitischen den Begriff "Studenten" abgelöst hat. Eine fast schon gendergroteske Sprachirrung, wenn man den Begriff "Absolventen" im gleichen Satz benutzt.

Mittwoch, 23. November 2011

Jean Genet: Notre-Dame-Des-Fleurs

Manchmal sind starke Bilder nicht förderlich. Sie fressen sich fest, überlagern darunter liegende Schichten, sind im Allgemeinen aber genau das, was selbst nach Jahren der Nichtbeachtung plötzlich wieder ans Tageslicht kommt, wenn man das Buch erneut in die Finger bekommt.

Vor Jahren, ich weiß nicht wie viele, las ich dieses Buch. Ich habe vergessen, ob ich es überhaupt ausgelesen habe. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr an den Schluss erinnern. Was ich nie gelesen habe, war das Vorwort, und plötzlich, als Kramberg, der das Werk im Bayrischen Rundfunk besprach, auf die drei Phasen bei seinem eigenen Leseerlebnis zu sprechen kam, war es wieder da. Nicht das Ende, leider. Das Bild. Das stärkste Bild im Buch. Kein schönes, das will ich voraus schicken. Wer also auf das Bild verzichten möchte, der kann sich jetzt die Werbung im Buch ansehen und lässt den folgenden Absatz einfach aus.

S.29-30
Kurz, er trägt seine Schande wie ein mit dem glühenden Eisen auf seine Haut gebranntes Mal, aber dieses kostbare Mal adelt ihn ebenso, wie die Gauner von einst durch die Lilienblume auf ihrer Schulter geadelt wurden. Blaue Augen, die von Faustschlägen herrühren, sind eine Schmach für die Zuhälter; aber ganz anders Mignon:
"Meine beiden Veilchensträuße", sagt er.
Er sagt auch gelegentlich, wenn er das Bedürfnis hat, zu scheißen:
"Ich hab die Zigarre schon an den Lippen."

Unter allen Büchern...
...ist eines, das sich von den anderen unterscheidet: Sein Inhalt wechselt, Mal ist er bescheiden, in anderen Fällen von Bedeutung; bei jenem löst er Kummer aus, bei einem andern helle Freude; hier sind erst wenige Seiten gefüllt, dort bereits alle, und stets bestimmt der Besitzer selbst den Inhalt: seines Sparbuches. Eines der seltenen Bücher, die den Besitzern mehr einbringen als den Herausgebern.



Autor: Jean Genet
Titel: Notre-Dame-des-Fleurs
beworbenes Produkt: Pfandbrief und Kommunalobligation
Fundstelle: zwischen S. 88 und 89


Bildquelle: Jean Genet, Notre-Dame-des-Fleurs, Rowohlt Taschenbuchverlag Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, Oktober 1975

Montag, 21. November 2011

Gestern beim Tatort...

Ich: Schau mal, jetzt hat die Kommissarin doch zwei Tage hintereinander das Gleiche an.
Sie: Nein, das stimmt nicht, da lag noch ein Tag dazwischen, der Król hat zwischendurch zweimal in seinem Büro geschlafen und das Hemd gewechselt.
Ich: Echt? Naja, trotzdem. Dann hat sie eben am dritten Tag die Klamotten von Vorgestern an. Jetzt sparen sie nicht nur am Drehbuch, sondern auch an den Klamotten.
Sie: Das stimmt auch nicht, die Hose und die Jacke ist zwar die Gleiche aber das T-Shirt ist ein ganz anderes. Bei dem anderen war der Ausschnitt viel größer und es hatte gelbe Streifen, glaube ich.
Ich: Achja? Na gut, das Drehbuch ist trotzdem Scheiße!

Sonntag, 20. November 2011

Ambrose beim Zahnarzt

Gerade hatte ich mich von einem Unglück erholt, da stürzte das nächste über mich herein: diesmal in Form eines Stück Zahns, das sich zwischen ein paar Chipskrümel mischte und mir das Kauen erschwerte. Ich rief also bei meiner Zahnärztin an und machte in den folgenden Tagen einen Termin zur Rettung des Rests.

Doch wer zur Hölle ist Ambrose? Ambrose Bierce ist ein ziemlich zynischer Autor des 19. Jahrhunderts, der, als es an der Zeit war, das Weite suchte und seitdem entweder tot oder lebendig in den Köpfen der Leute herumspukt. Ich bevorzuge die tote Variante aber so richtig weiß das niemand und bei dem morbiden Zeug, was der so schreibt, ist alles möglich.

Ambrose begleitete mich also in der Straßenbahn in Richtung Zahnarztpraxis. Wer schon einmal von der These gehört hat, dass Ereignisse größter Agonie in ihrer Dauer auf Jahre gestreckt werden können, obwohl sie eigentlich nur Sekunden andauern, der findet einen schlüssigen Beweis dafür in der Geschichte "Die Brücke über den Eulenfluß". Sie handelt von solch einem Moment: Der Todgeweihte auf der Brücke wird zwischen die Planken der Eisenbahnbrücke gestoßen, die Schlinge um seinen Hals zieht sich zu, in der Vorstellung das Seil risse, fällt er in den reißenden Fluß, bekommt einen Haufen Kugeln um die Ohren, die seine Henker ihm hinterherschicken, er taucht durch die finstere Brühe, dann folgen Kanonenschläge, die rettende Flußbiegung erscheint, unser Held verschwindet dahinter, er taucht aus dem Wasser und beginnt zu rennen, er läuft wie in Trance nach Hause, erscheint nach langer Reise am Torweg seiner Farm, seine Frau wartet an der Haustür auf ihn, er läuft auf sie zu und knack! das Genick bricht, der Gehängte ist tot.
Was für eine Geschichte! Und ich bin auf dem Weg zum Zahnarzt. Auf so eine Lektüre kann nur ich kommen.
Ich steige also aus in Erwartung von Höllenqualen und was müssen meine Augen sehen, als ich in Richtung Ärztehaus einbiege? Daneben steht eine Kneipe mit sehr unpassendem Namen. Na klar, die Kneipe heißt Dolores Treff.

Im Wartezimmer habe ich noch Zeit zum Lesen aber keine Lust mehr. So harre ich der Dinge, die da kommen. Ich habe längst kapituliert, bei solch bösen Vorzeichen. Und dann gehts ganz schnell, rauf auf Stuhl, Spritze rein, gebohrt, Loch zu, Glückwunsch, war nicht schlimm, aufstehen, bedanken und gehen, fertig.
Schneller konnte ich das jetzt wirklich nicht schreiben.

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