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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Dienstag, 19. Juli 2011

Begleitzeit

Ich habe mir für die Zwischenzeit ( also zwischen den Semestern ) ein paar Arbeiten aufgehalst, die mich jetzt irgendwie lähmen und so langsam zu drücken anfangen. Die Euphorie über die erwachsenden Möglichkeiten ist längst verflogen, nächste Woche kommt noch eine Exkursion dran und irgendwie habe ich mir die Ferien - wie so oft - ganz anders vorgestellt. Scheiße.
Die Zwischenzeit ist genauso mit guten Vorsätzen gespickt wie die Zeit zwischen der Zwischenzeit, die Unlust ist ein zeitloser Begleiter, der wandert einfach mit, da kann ich nichts machen.

Montag, 18. Juli 2011

Japan und Fussball

Anfangs dachte ich, die Japaner werden hier mit 8:0 nach Hause geschickt. Doch die erste Halbzeit war einfach nur ein Einschießen von völlig treffunsicheren Amerikanerinnen. Man näherte sich den Pfosten und Latten bis auf Außenwinkel, für einen Treffer reichte es nicht. Die Japanerinnen hatten kaum Torchancen.
Stoisch spielten die Japaner weiter nach vorn und selbst, wenn die Bälle bereits in der eigenen Hälfte abgefangen wurden; was soll's, nochmal. Sowas habe ich noch nie gesehen. Da spielt eine Mannschaft mit haushoher Überlegenheit und die andere Mannschaft, überfordert, ausgespielt und teilweise vorgeführt, macht einfach ihr Ding.
Das 1:0 war hochverdient vom Spielanteil und an den Torchancen gemessen. Der Ausgleich hatte sich nicht angekündigt und war plötzlich da. Ein Fehler der Amerikanerinnen hieß es. Das Spiel der Japanerinnen bestand nur aus Fehlern. Da kam kaum ein Pass an. Aber es war unglaublich, mit welch einem Kampfgeist sich diese Frauen in das Spiel zurückspielten. Unaufgeregt, jede Demütigung durch das überlegene Spiel der USA einfach so wegsteckend, rannten da ein paar kleine Frauen über den Platz, die meiste Zeit dem Ball hinterher. Trotzdem sind diese Frauen jetzt Weltmeister, Glückwunsch. Meine Sieger der Herzen waren sie schon vorher und jetzt sind sie auch noch Weltmeister.

Samstag, 16. Juli 2011

Schulalltag in der DDR IV

Dies ist der letzte Teil des Interviews. Meine ehemalige Lehrerin wiederzusehen, war in jeder Hinsicht interessant. Die Fragen und Antworten waren natürlich wichtig für meine Arbeit und ich bin froh, dass alles so gut geklappt und gepasst hat - wir haben ja in der folgenden Zeit nach Zitaten aus den Texten gesucht, um sie in unsere Präsentation miteinzubauen. Dennoch war das längst nicht alles, was ich damit erreicht habe. Die Aufarbeitung der eigenen Kindheit für ein Seminar und das nicht unbedingt nur durch ein subjektives Interview, sondern vor allem auch durch eine Menge Fachliteratur, hat in so manches Dunkel wieder Licht gebracht. Meine trotz allem eher positive Grundmeinung zum Bildungssystem der DDR konnte ich dadurch jedoch nicht ändern, was mich jetzt auch ein wenig froh macht.

Teil I
Teil II
Teil III

4. Welche Funktionen konnten über die Funktion der Lehrerin hinaus wahrgenommen werden? Welche Funktionen haben Sie ausgeübt? Waren Sie in der Partei, FDJ, FDGB, Ferienlager, DSF, GSF und sonstige Organisationen? Musste man? Welchen Eindruck machten diese Organisationen auf Sie?

Dazu konnte Frau W* wenig Auskunft geben, da sie weder in einer der Pionierorganisationen, noch in der FDJ oder sonstwie involviert war. Wenn sie dazu etwas sagen konnte, hat sie dies in anderen Fragen mit beantwortet.

5.Wie ist Ihr subjektiver Eindruck wenn Sie das Schulsystem der DDR mit dem Heutigen vergleichen? Was gefiel Ihnen und was nicht? Welche Meinung haben Sie vom heutigen Unterricht und von Ihren Schülern im Vergleich zu Schülern und Unterricht in der DDR?

Das ist schon eine interessante Frage. Abgesehen mal von der Hypothese, dass Schule immer gleich ist (Schule, da riecht es auch immer gleich), gibt es aber immer doch Unterschiede. Nun bin ich natürlich geprägt durch eine Lehrerausbildung im Sozialismus und da ich da jünger war, sind die Ziele natürlich viel eher verinnerlicht worden. In Wirklichkeit sind mir ja die Ziele der Bundesrepublik gar nicht verinnerlicht worden, wenn man es so nimmt. Da bin ich einfach reingestürzt. Und darum ist es immer gefährlich, wenn man sich ein Urteil erlaubt. Auch wenn ich jetzt 20 Jahre drin bin, weiß ich nicht so richtig, was Lehrer und Studenten als Zielstellung erfahren. Bei uns hieß es ja immer wir sollen die sozialistische Persönlichkeit entwickeln. Natürlich wurde der Begriff „sozialistische Persönlichkeit“ definiert. Der hatte weniger was mit der Sowjetunion zu tun, sondern als eine Persönlichkeit, die willensstark ist, die sich kennt, die mit sich umgehen kann und die lernen möchte, also ein wirklich humanistischer Anspruch, hab ich so empfunden. Das wie man eigentlich auch ein Kind erzieht. Dazu wurden dann im Prinzip Tätigkeiten zugeordnet, die ich mit dem Kind durchführen muss damit es so wird. Da wurde zum Beispiel die Freiheit für Kreativität usw. sehr groß geschrieben, was im Widerspruch stand zum Konzept von Margot Honnecker, die ja doch die Individualität, die ja für Kreativität nur Voraussetzung sein kann, wieder einschränkte in Konformität. Es war ja alles uniformiert und so entstand ein großer Widerspruch zwischen dieser Uniformierung und dieser angeblichen Förderung der Kreativität, der Talente usw. Es war ja ganz hoch angeschrieben, da butterte der Staat auch viel Geld rein, diese Talente zu fördern, egal ob sie jetzt intelligente Talente waren, rationale oder eben emotionale, künstlerische. Ganz viel Geld wurde dafür ausgegeben, viel mehr als heute – mein erster Kritikpunkt. Hier ist man so geizig, dass es peinlich ist. Da brauchen wir uns über Pisa nicht zu wundern, weil so habe ich es auch gelernt, genau diese Dinge Voraussetzung sind für ein intelligentes Herangehen an die Welt, an die Erkenntnis der Welt. Wenn ich also diese Fähigkeiten nicht ausleben kann, Kreativität, Individualität usw., dieses Selbsttun, dann bin ich nicht in der Lage die Welt zu erkennen. Da kann ich nur wissenschaftliche Daten auswendig lernen. Das sind für mich immer passive Täter. Vor denen habe ich Angst. Die züchten wir uns und das ist meine Kritik an diesem System.
Damals war es der ideologische Widerspruch, das FDJ-Hemd muss gleich angezogen sein, noch schlimmer, na gut die Chinesen sind schlimmer aber trotzdem. Niemand durfte sich hervorheben und die Chancen sich zu profilieren waren in Wirklichkeit gar nicht gegeben, höchstens im Sport - trotzdem aber Individualität und Kreativität. Das war für uns natürlich eine Herausforderung, eine schwierige Sache. Man musste die Dinge immer im Zaum halten, es durfte nicht so weit gehen, dass sie dann plötzlich auch Kritik bekommen. Der Mensch wird ja wirklich wissend und fähig zu denken dadurch und dann werden die auch kritikfähig, die Ursache warum man uniformiert. Da musste man eben gerade in der Oberstufe als Lehrer aufpassen, die Kleinen haben das ja noch nicht so wahrgenommen, aber die in der Oberstufe, die Großen, die fingen natürlich an kritisch zu sein und das habe ich später auch an der Berufsschule erlebt, dass man dann vorsichtig sein muss. Es konnte dann also durch die Kritik der Klasse am System, einfach nur durch Hinterfragen, konnte man als Lehrer plötzlich im Fokus stehen und gefragt werden „was hast du da eigentlich gemacht?“. Also du bist ja schuld, wenn du da so unterrichtet hast, besonders als Geschichtslehrer, wie können die solche Frage stellen. Du musst so unterrichten, dass diese Frage von der Logik her gar nicht entstehen kann.
Also das was wir heute tun dürfen, was ich als sehr angenehm empfinde, dass ich sagen kann, also passt mal auf „ich habe euch jetzt die Fakten vermittelt, ich persönlich, ich habe da kein Problem mich zu outen, ich habe diese Lebensphilosophie dazu, aber ich habe euch die Fakten gegeben, ihr könnt selber entscheiden.“ Ich durfte gar nicht sagen ihr dürft euch entscheiden. Zum Schluss musste eben herauskommen, die Diktatur des Proletariats ist wichtig und die siegt. Das habe ich immer als großes Hemmnis empfunden, vielleicht habe ich auch darunter gelitten, ich hab sehr darunter gelitten muss ich zugeben, jetzt für mich ganz alleine moralisch, weil man die Welt ja nicht in schwarz und weiß einteilen kann. Und diese Seite hat negative und positive Seiten, das habe ich versucht meinen Schülern auch beizubringen. Ich sollte ja dialektisch unterrichten, wir sind ja glasklar als Lehrerstudenten dialektisch im dialektischen Denken und vermitteln ausgebildet worden, besser als heutige Lehramtsanwärter. Das würde ich auch laut auf dem Markt in Magdeburg sagen und ich würde die Professoren dazu einladen, weil die vor sich hingammeln – ob sie das nun löschen müssen weiß ich nicht – die schmoren in ihrem Saft und schicken die Leutchen raus. Entweder sind sie faul oder sie können es selber nicht, ihnen das nötige Handwerkszeug mitzugeben. Ich hatte z.B. noch eine Vorlesung in Leipzig an der Uni mit dem Titel „Logik“, weiter nichts. So und dann mussten wir montags früh wenn wir eigentlich das Wochenende kompensieren wollten, mussten wir da sitzen und schön aufpassen. Das war immer härter als Mathematik, denn das ist die aristotelische Lehre der Beweisführung mit Worten und nicht so leicht mit mathematischen Zeichen. Das war aber, heute weiß ich das, die Kiste überhaupt. Aus dem Grunde kann ich überhaupt gut unterrichten, weil ich das immer versuche. Anders durfte ich gar nicht planen. Das wurde immer untersucht ob das auch wirklich eine lückenlose Beweisführung ist. Ich hab natürlich in dieser Vorlesung auch gelernt, dass man auch etwas Falsches so nachweisen kann, ganz formal. Also was weiß ich, Sokrates ist gestorben, die Katze ist gestorben, also war Sokrates eine Katze. Kann man auch machen. Aber das hat mir gut gefallen und hat wieder aber eine Voraussetzung geschaffen selbst zu denken. Ich musste mich also nicht unbedingt blindlings einem System anschließen. Wenn ich da in der Lage war als Lehrer auch die Fakten ordentlich zu verarbeiten. Außer man hatte irgendeinen wirklich frommen Menschen am Hals, ja also die gab es ja schon im 15. Jahrhundert, die so fromm waren, dass man die Prinzipien herunterbeten musste und das habe ich ja schon gesagt, da hatte ich Glück an so einen bin ich also niemals geraten.
Ja das wäre das Eine, also ich bin jetzt mal ganz hart, auch das hat mich jetzt wieder sehr bedrückt in den letzten 20 Jahren, diese Heuchelei. Aber da war ich zu dumm, zu naiv, als ich 40 war als die Wende war. Ich habe wirklich geglaubt in einer Demokratie wäre das dann weg, aber das ist ja Quatsch. Der Mensch ist ja heuchlerisch. Das kann man also nicht ausschalten, d.h. man hängt sich ein Mäntelchen um und unter dem Mäntelchen steckt immer dasselbe, Berechnung, Vorteilsdenken, und das ist alles gar nicht weg, da brauchen wir uns gar nicht zu loben. Und wenn wir über Schule reden hier in der Bundesrepublik ist es total verlogen. Vorher war es verlogen im Sinne der Arbeiterklasse, denn die war gar nicht in der Lage zu führen, das war Stuss. Dazu hat ihre Bildung gar nicht gereicht, ein bisschen gebildet muss man denn schon sein. Ja gut es sollten immer Arbeiterkinder Gebildete werden, ok, gebe ich auch zu, aber im Endeffekt war diese Sache von Karl Marx, die man da so simpel übernommen hat, das war eigentlich dümmlich. Das konnte man in der Revolution auf eine Fahne schreiben, aber nicht mehr wenn man nachher einen komplizierten Staat führen muss in der Zeit des Imperialismus. Das Ding war also überholt und das war vielleicht auch ein Fehler der DDR gewesen, dass sie das so ernst genommen haben. Die Kräfte, die das konnten, haben sie sich nicht herangeholt, in die Führung der DDR. Heute heuchelt man eben, dass man alles täte für die Jugend. Für diese Jugend, für die Kinder heute holt man den letzten Pfennig heraus. Also eher tut man ja was für die Wirtschaft, weil man ja behauptet Privatunternehmen schaffen Arbeitsplätze. So und das ist die große Ausrede um diese Leute ständig zu protegieren. Das schreit schon zum Himmel. In unserer Demokratie müssen diese Unternehmen und Konzerne nicht so protegiert werden. Wenn ich die zwingen würde für die Bildung mehr abzugeben, kann man ja auch. Man protegiert sie meinetwegen, aber der Obolus an die Bildung an unsere Jugend der muss raus. Und da kommt einfach zu wenig. Um das so durchzusetzen mit diesen eingeschränkten Finanzen haben wir eine ganz tolle Planung, Empfehlung, Unterrichtsempfehlung, ganz toll.
Aber das was ich auch noch als wichtig ansehe und was wieder die Fähigkeit selber zu denken fordert, das läuft am Rande. Das hängt wieder von der Fähigkeit des Lehrers ab. Ist der in der Lage wieder ein System zu umgehen – es ist wieder ein System, es war immer eins und bleibt immer eins, ich bin Geschichtslehrer, da können wir auch zum Rabbi gehen. Das ist also Blödsinn die Illusion, die ich da hatte. Aber ich bin wieder gefragt, wie umgehe ich dümmliche Anweisungen, ich sag das so hart, ich möchte die Bürokraten auch gerne mal an die Front auffahren. Das sind einfach Bürokraten, die gar nicht wissen wie es draußen geht mit Kindern, wie man das machen muss und da muss ich wieder sehen wie ich eigentlich mein Ideal vom Unterricht verwirklichen kann und trotzdem, ich lass jetzt mal sozialistisch weg und sag jetzt einfach die allseitig gebildete Persönlichkeit, das ist nämlich ein Begriff aus der Aufklärung. Und unser Schulsystem in der DDR war nicht von Margot erfunden, sondern es war das Spartanische und das wird alles nicht mehr erwähnt. Sparta, Sparta braucht im Unterricht nicht mehr vermittelt zu werden, man legt jetzt den Schwerpunkt auf Athen, weil die attische Demokratie eher der Bundesrepublik entspricht, dem Bürgertum als die Spartanische, die ja die Kommunisten lieber aufgegriffen haben – zusammen Essen und Eisengeld, das rostet wenn man es hortet. Mehr brauche ich dazu eigentlich nicht zu wissen und da war mir völlig klar in welche Richtung ich hier wieder gefragt bin in diesem System. Da man ja in der DDR das Umgehen von Systemen richtig trainiert hat, ich hab die 20 Jahre ja ganz gut überstanden und ich glaube auch, dass ich versucht habe, im Unterricht die Kinder in der Richtung immer zu fördern. Jetzt wo ich älter bin habe ich nicht mehr so viel Kraft. Also es gibt unwahrscheinlich viel Kraft dazu weil man ja ganz viele Auflagen bekommt von Bürokraten, vorher waren es die Chefideologen in der DDR, jetzt sind es Bürokraten aber diese Chefideologen waren auch keine Fachleute, die waren genauso dumm wie heute die Bürokraten, also das ist auch dasselbe, weil es einfach nur Lakaien waren. Wer macht so was schon. Einer, der nichts kann macht Lakai, ist ja klar. Aber das macht mich eigentlich sehr traurig, weil es doch nicht zu einer Demokratie passt und zur Deutschen auch nicht. So schlecht ist sie ja gar nicht. In Wirklichkeit, bei allen Mängeln, die wir haben und die es immer geben wird, es gibt ja nichts Perfektes, ist es eigentlich traurig, dass wir uns dieses Armutszeugnis ausstellen. Und da finde ich immer die nächste junge Lehrergeneration, die müsste da kämpfen. Die müsste einfach viel mehr streiten. Diese Streitkultur wird nicht mehr genug gefördert. Also streiten ist ja keine böse sein mit dem andern, sondern ein Ding ausdiskutieren bis man nur noch einen Kompromiss schließen kann. Und das muss gefördert werden. Das ist für mich Freiheit. Und als ich Student war an der Leipziger Universität war das echt ein Motto. Wir mussten streiten lernen als Geschichtsstudent. Und da haben uns die Professoren auch sagen lassen was wir sagen wollten. Für die hat es gereicht, dass wir uns für Geschichte entschieden haben, da haben sie erstmal vorausgesetzt, dass wir dieses Menschenbild, das in der DDR existierte, verkörpern. Da wurden nicht kontrolliert daraufhin, das war eben das Schöne an Leipzig damals schon, die waren da relativ freie Lehrer kann man sagen. Berlin im Gegensatz war sehr hörig. In Leipzig waren sie unabhängiger. Vielleicht bin ich auch dort so geprägt worden, ich hatte ja später viele Lehrerkollegen, die nicht so gedacht haben wie ich. Aber das gefällt mir eben nicht am heutigen Schulsystem.
Und generell bin ich dafür, dass man diese schon Privilegien voraussetzende Trennung aufhebt, das darf nicht so schwer sein. Das hängt wieder nur mit dem Geld zusammen. Die Parteien bestimmen das maßgeblich mit. Dort wo das Geld sitzt, die wollen alles lassen, wie es ist und die anderen, die sagen, die Gelder müssen anders verteilt werden, sind für das System, in dem die Schüler alle in eine Schule geschickt werden. Die Voraussetzungen sind erstmal alle gleich und dann kommt der jeweilige Willen des Schülers dazu. Ein gesundes Kind ist klug. Daran gibt es nichts zu zweifeln. Und dann kann man schauen, wo hat es Talente, wo sind die Stärken und hat es genug Willen. Dieser Spielraum, den ein Lehrer dabei haben sollte, der ist zu eng. Im Sozialismus hatte ich mehr Spielraum im Lehrergremium zu sagen: Ich möchte, dass dieser Schüler durchkommt, z.B. nicht weil ich den mag, sondern weil ich glaube, der ist fleißig, das wird ein zuverlässiger Mensch im Berufsleben. Heute haben wir Punkte mit einem „bösen“ Quotienten versehen, damit ich ja mit dem Quotienten noch eine Etage tiefer in den Keller schicken kann. Quotienten sind immer etwas Böses, ich bin Kaufmann, wir wissen wie der Euro berechnet wurde, erstmal schön die Hälfte und dann kam der Quotient. Und heute sind wir soweit, das habe ich früher schon gesagt, dass die Zahlen wieder dieselben sind. Was früher 10 Mark waren, sind jetzt 10 Euro, das schafft der Quotient.

Donnerstag, 14. Juli 2011

Semesterende und vorlesungsfrei

Es ist fast geschafft, heute finden für mich die letzten Veranstaltungen vor den Semesterferien statt. Gestern Abend waren der Herr Trithemius und ich ein letztes Mal in der Leibnizvorlesung, und egal wie verärgert oder enttäuscht ich mich des öfteren geäußert habe, so war es insgesamt eine lohnenswerte Geschichte. Ich habe ein paar interessante Anregungen erfahren, manches nachschlagen und vertiefen müssen, um mich von der Richtigkeit überzeugen zu können, und - wie es leider meistens ist bei Veranstaltungen mit Freiwilligencharakter - ich lernte die unmöglichsten Sachen und die "wichtigen" habe ich vergessen.
Dass Leibniz in Leipzig geboren wurde und Gottsched sein größter "Fan" war, dass Goethes Indien ein Ort ist, der ganz tief in dessen Schriften zu suchen sei, dass Lessing bei der Exegese der Theodizee fast zu tief eindrang und somit die anthropozentrische Wende einläutete aber gleichzeitig dem Optimismus zu viel Raum einräumte ( das konnte der gute Mann aber nicht wissen, schließlich trug er noch keine zwei Weltkriege im Gepäck ).
Naja, der letzte Gedankengang hat uns ( also Trithemius und mich ) auch noch eine Weile getriezt. Es waren nach der Vorlesung mehrere Biere nötig, um die häßlichen Gedanken abzuschütteln. Unsere Köpfe konzentrierten sich dann auf andere spannende Sachen, aber das ist eine andere Geschichte, die soll ein andernmal erzählt werden...

Was bleibt sind 3 Monate Ferien und die Hoffnung einer nicht minder spannenden Fortsetzung der Vorlesungen im Oktober. Ich halte zumindest Ohren und Augen offen.

Mittwoch, 13. Juli 2011

Schulalltag in der DDR III

Ein vorletzter Teil des Interviews.

Die vorher erschienenen gibt es hier: Teil I und Teil II

3. Wie gestaltete sich die Organisation von Klassenfahrten und inwieweit konnte der Alltag der Schüler in den Ferien mitgestaltet werden? Wer machte was?

Im Prinzip war das eine ganz einfache Sache. Ich bekomme jetzt vielleicht die Altersgruppen nicht mehr so zusammen, aber es gab ja für die jüngeren Schüler die Ferienspiele. Die wurden angeboten – ich glaube so etwas gibt es jetzt auch wieder - für die kleineren Schüler. Die Gruppierungen sind heute noch genauso. Heute heißt es auch Hort. Ich bin mir nicht sicher, ob die Mittelstufe da noch mit dabei war. Für die größeren Schüler wurde ebenfalls eine Ferienplanung angeboten, Veranstaltungen zu denen man sich traf. Da musste man sich vorher anmelden und einen geringen Obolus bezahlen und dann konnten die Schüler während der Ferien in der Schule betreut werden.
Mit der 8. Klasse jedoch hörte das auf. Die 9. und 10. Klasse konnte aber mit einbezogen werden, wenn sie Lust dazu hatten, natürlich ohne Bezahlung. Mehr habe ich persönlich als Ferienbetreuung nicht kennengelernt, ich bin ja erst 1980 Lehrerin geworden. In meiner Kindheit war das ähnlich, deshalb kann ich dazu nicht so viel sagen.
In Wirklichkeit hatte das weniger einen politischen Hintergrund, und dass das FDJ und Pionierorganisationen machten, war nur aus organisatorischen Gründen so – Arbeitsteilung eben. Und diese Leute, die jetzt in der Lehrerschaft eingebunden waren und auch Funktionen in den Jugendorganisationen wahrnahmen, hatten dadurch weniger Unterrichtsstunden zu leisten. Teilweise gehörten auch die Staatsbürgerkundelehrer dazu, die Pionierleiter usw. Wir Fachlehrer empfanden das deshalb nicht als ungerecht, weil diese Lehrer sich eben mit solchen Planungen befassen mussten. Die Schülerbetreuung außerhalb des Unterrichts war also neben dem Unterricht ein gleich behandeltes Thema. Die Pionierorganisationen mussten neben ihren politischen Zielen, die sie vertraten auch den sozialen Anspruch der Kinderbetreuung wahrnehmen. Die Klassenlehrer waren natürlich ebenfalls gefragt. Sie konnten und sollten sich mit einbringen. Dazu kam ein Gremium aus Eltern, der sogenannte Elternbeirat. Hier bestand eine ganz enge Zusammenarbeit. Das wird oft unterschlagen. Die war in Wirklichkeit genauso vertraut und eng wie heute. Das hieß, dass man gemeinsam mit dem Elternbeirat für die Klasse die Probleme löste und z.B. auch Klassenfahrten und dergleichen plante. Eine Klassenfahrt musste stattfinden, nicht so wie heute, dass dort auch mal nicht gefahren wird, weil der Lehrer keine Lust hatte oder weil die Eltern nicht genug Geld hatten. Einer Klassenfahrt wurde neben der Wissensvermittlung ein hoher pädagogischer Wert beigemessen. Kinder sollten lernen, miteinander auszukommen und zwar in einer anderen Atmosphäre als dem Schulalltag. Die Ziele, die sich für die Klassenfahrten ausgesucht worden sind, entsprachen zum Teil auch dem Wissensinhalt des Schuljahres. Da wurde nicht einfach irgendwo hingefahren, um für 2 Wochen die Badehose anzuziehen, da wurde auch weiterhin Wissen vermittelt. Ich selbst musste kurz nach der Wende plötzlich sehr komplizierte Begründungen schreiben, ich weiß nicht, wer da hysterischer war, die Beamten aus dem Westen oder die „neuen“ Beamten aus dem Osten. Das war schrecklich, denn dazwischen zerrieb man den Lehrer. Die Kardinalfrage von heute ist ja auch immer wieder die Finanzierung, das spielte damals keine große Rolle.
Ich habe immer versucht, mit einer 9. Klasse nach Weimar zu fahren, das war mir als Deutschlehrer sehr wichtig. Heute fragt man ja die Schüler: Wo wollt ihr denn hinfahren?, und dann sagen die: Nach Barzelona!, und nicht nach Weimar. Aber da ärgere ich mich nicht mehr drüber. Die Fahrten nach Weimar jedoch waren mir sehr wichtig, da habe ich alles eingesetzt. Die Kinder waren da anfangs nie sehr glücklich aber im Verlauf der Reise, konnten sie soviel mitnehmen, sie haben soviel gesehen und gelernt und sie waren im richtigen Alter, um das auch genießen zu können. Vorher oder nachher habe ich mich nie anders gefühlt. Es war immer das Gleiche, auch die organisatorischen Sachen. Wir konnten entweder ein Elternteil oder einen weiteren Lehrer als zweiten Erziehungsberechtigten mitnehmen. Wir haben damals weniger Kollegen mitgenommen, denn diese sollten ja nicht raus dem Unterricht. Deshalb sind immer Elternteile mitgefahren.

Montag, 11. Juli 2011

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Sonntag, 10. Juli 2011

Aldous Huxley: Kontrapunkt des Lebens I

Ich sage mir mit jeder Seite: es kommt eine weniger nach dieser. Wenige Bücher zogen sich bisher so in die Länge wie dieses Eine, und dennoch ich habe mich festgebissen in des England des frühen 20. Jh.
Es dauert und jeder neue Ansatz ist ein Kampf. In dieser Beständigkeit des Orts- und Personenwechsels, der Dauer der Lesepausen und dem kurzen Aufblühen der gewaltigen - Philip Quarles würde gargantuesk sagen, weil im rabelaisisch zu gebildet vorkommt - Erzähldichte an einem Abend wie heute, wenn ich mich denn endlich einmal wieder dazu hinreißen ließ, weiterzulesen; darin liegen auch die Stärken und Schwächen des Romans verborgen. Bezeichnend war in diesem Fall die Wiedergabe eines Diktats an die halbtags bei Quarles sen. beschäftigte Sekretärin, bei der ein Komma mit zwei Kommata eingefasst wird. Mit dieser Verfielfältigung werden ganze Kapitel erklärt, erscheinen in einem neuen Licht. Aber ist es wirklich eine Vervielfältigung? Denn zuerst ist es ja nur ein Zeichen, dann ein ganzes Wort und dann wieder nur ein Zeichen. Das las sich folgendermaßen: " Manche Denkah sind, Komma, üch weiß es, Komma, imstande, Komma, diese..."

"..., Komma,..."

Meine Oma hat früher für mehrere Ärzte Diagnosen und Korrespondenz auf Schreibmaschine abgetippt. Die Ärzte haben diktiert und meine Oma hat getippt. Von zu Hause aus, die Bänder bekam sie per Post. Meine Oma ist gelernte Krankenschwester, kannte sich also mit den Fachbegriffen aus, und schnell tippen konnte sie auch. Diese Kommata - oder Kommas - waren kleine Pausen, anstatt eines Wortes aus vielleicht 5 Buchstaben zu tippen, konnte sie jetzt ein kleines Zeichen loswerden und pausieren, während der Sprecher oder die Sprecherin noch mit der zweiten Silbe beschäftigt war.

"..., Komma,..."

Da liest man also ein ganzes Kapitel und plötzlich reduziert sich das Gelesene auf ein Komma. Die ganze Handlung sind Kommata, das darf man dabei nicht vergessen, denn in dem Buch passiert ja eigentlich nichts. Nur ein ständiger Wechsel von Orten und Personen. Meine Leseeindrücke sind Kommata; Pausen vom Draußen, wenn ich mich dazu durchrang, weiterzulesen; die mir im Buch wieder begegnet sind.

Freitag, 8. Juli 2011

Schulalltag in der DDR II

Teil 1 des Interviews gibt es hier

Nachdem das Seminar nun gelaufen ist und tatsächlich eins der interessantesten war, das ich seit längerem besucht habe, folgt hier der zweite Teil des Interviews mit meiner ehemaligen Deutsch- und Geschichtslehrerin:

2. Wie sah der Schulalltag aus, sowohl der Unterricht als auch die Freizeitgestaltung danach? Welchen Einfluss übten die Lehrer dabei aus?
Meine eigene Kindheit verlief unter dem Aspekt des Empfindens der Geborgenheit, obwohl wir ein christliches Leben hatten, und ich dem auch nachgehen konnte. Es war auch in der Schule ständig jemand da, der mit Kindern etwas veranstaltete, etwas zeigte, sie betreute, man konnte werkeln im Keller, tanzen und malen, man konnte aber auch zur Kirche gehen, da wurde dies ebenfalls angeboten. Am Anfang waren beide Institutionen sogar noch in einem Haus. Man konnte in dem Viertel, in dem ich aufgewachsen bin rundum betreut und beschützt werden. Das war auch notwendig, denn die Leute arbeiteten ja. Dann gab es natürlich Horte, nicht ganz unentgeltlich, soweit ich weiß. Der Obolus wurde für die Verpflegung entrichtet. Darüber hinaus auch AGs und die Sportvereine. Das darf man heute nicht vergessen, die Leute konnten für wenig Geld ihre Kinder bis in die frühen Abendstunden abgeben und diese wurden dort gut versorgt.
Als ich dann Lehrer war, hat sich dieses System erhalten. Die Betreuung der Kinder, wenn diese nachmittags in die Schule kommen wollten, war bis zur 10. Klasse möglich. Ich selbst hatte zu meiner Anfangszeit, weil ich gleich in die Oberstufe reinrutschte – ich hatte nur ein einziges Mal eine 5. Klasse –sehr viel mit den Jugendlichen zu tun. Dabei fiel mir auf, dass zwar die Kinder ordentlich betreut wurden, die Jugendlichen aber weniger. Die fingen dann an, wie heute auch, zu trinken, rauchen, Blödsinn machen. Da habe ich dann einfach einen Schulclub gegründet. Ich habe mit den Jugendlichen zusammen diesen Club aufgebaut. Ich habe zu Ihnen gesagt, wenn sie das wollen, dann übernehme ich die Aufsicht, ihr seid der Clubrat – meine 10. Klassen holte ich so mit ins Boot. Auf die konnte ich mich voll verlassen. Dann stellte ich fest, dass die jungen Leute da hin kamen und nichts gegessen hatten, weil ja auch niemand zu Hause war. Dann haben wir angefangen, für 5 Pfennig Brötchen mit Wurst zuzubereiten. Später haben wir dann auch Tee angeboten. Dann kamen die Jugendlichen schon allein deshalb dorthin. Um 18.00 Uhr machte der Club auf, dann aßen die dort und später war Disco. Das haben wir später erweitert auf drei Tage in der Woche. Ich habe dann die Lehrerschaft dazu gezwungen, mit Aufsicht zu machen. Das lief sehr gut. Die Räumlichkeiten wurden von der Schule zur Verfügung gestellt. Es gab einen großen Raum im Keller, der dazu umfunktioniert wurde. Alles in allem war diese Zeit sehr angenehm für mich, da sich das gute Verhältnis zu meinen Schülern natürlich auch auf den Unterricht übertrug.
Vielleicht gab es ideologische Zwänge. Ich für meine Person wurde gar nicht bedrängt. Das einzige, was ich immer tun musste, war nach Offiziersanwärtern zu suchen, weil ich ja die Oberstufe unterrichtete.
Generell zum Ablauf des Unterrichts gibt es wenig zu sagen, was sich von heute unterscheidet. Die Stunden waren gleich lang. Lehrpläne waren einheitlich geregelt. Ein großer Vorteil waren auch die einheitlichen Schulbücher. Nach streng wissenschaftlichen Kriterien wurde der Unterricht gestaltet, die Ideologie gab es als Bonbon obendrauf, wobei man als Lehrer auch immer selbst entscheiden konnte, inwieweit diese im Unterricht einen Stellenwert bekam, sofern nicht gerade ein Fachberater* zur Hospitation anwesend war. Man konnte die Anweisungen – dass man im Sinne der Arbeiterklasse unterrichtete – nämlich auslegen. Wenn man genug weiß, konnte man auch genug auslegen. Wer dagegen wenig weiß, musste sich eben an die Vorschriften halten. Ein glücklicher Umstand für mich war auch, dass ich nie Geschichte in der 10. Klasse unterrichten musste. Das war furchtbar, das war nur noch DDR, SED, Parteitage usw. Da fehlte es natürlich gänzlich an Wissenschaftlichkeit. Man musste bis zum Beginn der 10. Klasse mit der Entstehung der geteilten Welt fertig sein. Danach kam nicht mehr viel.
Mit den homogenen Lehrplänen hat man natürlich auch ein relativ gleichmäßiges Bildungspotential erhalten. In den grundlegenden Dingen war die DDR-Bevölkerung nach der Schule erstmal gleich gebildet. Klassenarbeiten wurden wie heute auch im Fachbereich erarbeitet. Die Benotung war ähnlich, wenn auch nur mit 5 Noten, wie heute. Wir hatten keinen Anforderungsbereich wie heute, also es hieß nicht so, aber an bestimmten Maßstäben wurde sich orientiert und diese wurden angewandt. Die Eltern hatten gegenüber den Lehrern einen relativ schlechten Stand. Sie durften pro forma ihre Sorgen mitteilen, bei Lernschwierigkeiten waren die Lehrer dazu da, Abhilfe zu schaffen. Nachhilfe in dem Sinne gab es nicht, das wurde von den Lehrern organisiert. Es zählten vor allem aber die Noten und - was ich heute vermisse- die Persönlichkeit des Schülers. Diese beiden Aspekte hatten maßgeblichen Einfluss bei einer Versetzung. Dies war dann sicherlich auch von der Atmosphäre in der Schule abhängig. Bei uns an der Schule herrschte eine eher pädagogische denn politische Stimmung. Da wurde der Schüler nach gewissen Fähigkeiten eingeschätzt, wie zum Beispiel Fleiß, Ausdauer usw. nicht unbedingt der IQ. Es galt bei uns deshalb der Maßstab, eher zu versetzen, als wiederholen zu lassen. Es gab Fälle, meist erst zum Abitur oder beim Studium, da wurde dann dem ein oder anderen, der sich nicht in FDJ oder anderen Organisationen beteiligte, das Studium bestimmter Fächer verwehrt. Probleme gab es auch immer wieder mit Kindern aus sehr religiösem Elternhaus, die entweder von dort aus oder auch von sich aus, nicht am gesellschaftlichen Leben innerhalb der Jugendorganisationen teilnehmen wollten. Theologie zu studieren, war zum Beispiel sehr schwer.
Vielleicht noch ein Beispiel: in der Magdeburger Börde wurde zu bestimmten Zeiten immer die Hasenjagd für Erich Honecker veranstaltet. Die jüngeren Schüler mussten dafür Wimpel nähen und später gingen dann alle zum Bahnhof und empfingen ihn dort. Wenn man allerdings nicht mitging, so hatte das auch keine Konsequenzen. Es trauten sich nie alle. Manche haben gesagt, sie können nicht, manche haben sich krank schreiben lassen. Es passierte deshalb aber nichts. Das war für mich immer wieder ein richtiges Aha-Erlebnis, weil man ja doch ein wenig Angst hatte.

* Der Fachberater war das Schreckgespenst. Dieser beherrschte genau das, worüber man als Student Prüfungen ablegen musste. Dieser setzte sich immer wieder hinten rein, nicht etwa wie ein Freund, sondern wie jemand, der eine Prüfung abnimmt. Solche Musterstunden – das wussten ja alle – kann man nur einmal am Tag abhalten, danach war man fix und fertig. Heute weiß ich aber, wenn man gute Fachberater hatte, die fachlich versiert waren – oft waren sie ja einfach nur konform oder hatten mit Kindern Probleme, weshalb sie selbst nicht unterrichteten – und mein Fachberater in Geschichte war so jemand, dann hat man da auch wertvolle Tipps erhalten. Zu den Notizen, die diese Leute über einen gemacht haben: man hielt das nicht aus, immer zu überlegen, was sie jetzt über einen denken. Man konnte DDR-Alltag nur ertragen, wenn man sich sagte: ich sage, was ich sagen will und passe auf, wem gegenüber. Aber man konnte nicht immerzu nur wachsam sein. Die Wahrnehmung der Kontrolle rückte aber in den Hintergrund, umso öfter sie stattfand. Man war versucht auch das als „normal“ anzusehen. Meine Fachberater haben sich nur wenig über meinen Stil aufgeregt, vor allem bestimmte Aspekte, wie vielleicht die Rolle der Arbeiterklasse während einer bestimmten Zeit, die ich nicht einmal erwähnt hätte, so etwas ist mir selbst nicht passiert. So jemanden habe ich selbst nicht erlebt. So etwas hatte ich nur während meiner Lehrerprüfung. Vielleicht hat das ein wenig abgestumpft, um es zu ertragen, haben wir viele Dinge in Kauf genommen. Das war alles nicht so wichtig, Hauptsache, wir hatten unser seelisches Gleichgewicht. Ich weiß nicht, ob das richtig oder falsch war, ich für meinen Teil wollte aber auch leben und nicht immer kämpfen.

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