Willkommen

Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

Kontakt

shhhhtwoday(at)googlemail.com

Aktuelle Beiträge

Wir waren keine Windelinfluenzer,...
Wir waren keine Windelinfluenzer, haben aber an diversen...
Shhhhh - 12. Dez, 08:51
Schon eine Chance verpasst...
Schon eine Chance verpasst – Sie hätten Windelinfluenzer...
C. Araxe - 11. Dez, 22:50
Eine gute Wahl!
Eine gute Wahl!
Lo - 4. Dez, 22:09
Ich habe eine Zehnerkarte...
Ich habe eine Zehnerkarte beim Getränkehandel, beim...
Shhhhh - 1. Dez, 23:39
Das stimmt, aber die...
Das stimmt, aber die Enkel wird man auch wieder los,...
Shhhhh - 1. Dez, 23:35

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Freitag, 18. Februar 2011

Laborchef Dr. Klenk

Ich starte mein Internet morgens immer mit dem Öffnen des Browsers auf einer Seite, die sich vor allem durch schwachsinnige Artikel mit großen Bildern und wenig Text auszeichnet. Aber hier habe ich nunmal meinen Hauptemailaccount und wenn ich nach meinen Emils schauen möchte, muss ich sowieso hier landen. Da dieses Emilkonto schon seit geraumer Zeit existiert und ich daran auch nichts ändern möchte, weil es viel zu umständlich wäre, allen Bescheid zu geben und ich für den angenehmen Emilverkehr sowieso ein anderes Konto nutze, ist das Aufsuchen dieser Seite doppelt blöd. Auf der Titelseite erwarten mich die bereits beschimpften Meldungen und wenn ich mich einlogge, erwarten mich dort Rechnungen, Spam und Arbeit.

Meistens scrolle ich aber trotzdem auf der Seite nach unten. Dort erfahre ich dann, dass Oliver Pocher einen Motivationstrainer hat, dass ich Autos bald mit meinen Gedanken steuern kann ( ich sehe mich schon vor dem Schaufenster meines Porschehändlers stehen und das schönste Exemplar kraft meiner Gedanken in meine bisher nicht vorhandene Garage lenken ) und das der Krokodilhandtaschenlederhautimitator Rod Stewart seinen Schwengel nicht mehr pünktlich herausziehen konnte und ein weiteres Mal Vater wird.

Mitleid habe ich da natürlich nur mit mir, weil ich keine Garage habe und ein ganz klein bißchen mit Oliver Pocher, weil ich ja auch manchmal unmotiviert bin. Klicken wir also auf das Bild vom Pocher und schauen mal, warum der Arme denn gerade so kämpfen muss. Der erste Klick öffnet ein Werbefenster, was sich sofort in den Hintergrund katapultiert und meinem ohnehin geschwächten Rechner wertvolle Rechenzeit stiehlt. Ich hole den Übeltäter mit Alt-Tab nach vorn und schließe ihn gewohnheitsgemäß. Meist schaffe ich es, bevor sich die Werbung mir überhaupt zeigen kann ( so langsam ist mein Rechner nämlich ).

Dann jedoch bin ich völlig machtlos. Ein rotes Stopschild, auf dem noch mehr Schrift steht, als es das dahinter vermutete Verkehrszeichen beinhaltet, zoomt sich gnadenlos in den Vordergrund. Der Laborchef Dr. Klenk erklärt anhand einer durch die Maus gesteuerten Wachstumskurve den Haarwuchsverlauf bei regelmäßiger Benutzung von Alpecin. Die Stimme von Sprecher und Klenk sind dabei so laut, dass D-RadioKultur verschreckt auf kleinlaut macht und ich völlig machtlos vor dem Monitor sitze und anfange über meine Haarwurzeln nachzudenken.

Das Geheimnis von Alpecin ist das Koffein und ich greife innerhalb des kurzen Spots mehrmals zur Kaffeetasse, um mich zu vergewissern, dass noch genügend Koffein für mich bereit steht, um den folgenden Beitrag zu verkraften. Es war nicht genügend Kaffee vorhanden, soviel schon mal vorweg.

In dem Pocherbeitrag wird entweder mit verwackelter Handykamera gefilmt oder aber von einer Kamera, deren Besitzer diese wie eine Krokodillederhandtasche in der linken Hand hielt und nicht wußte, dass die Kamera mitläuft. Kurz darauf schnipsen mehrere Leute mehr schlecht als recht einen Golfball vom Kopf einer leeren Bionadeflasche. Leer ist das Stichwort. Ich wünsche mir Laborchef Dr. Klenk zurück, der als Vorband vom Pocherbeitrag eine bessere Figur gemacht hat und frage mich kurz vor dem Ende, ob der Beitrag, gerade weil er so schlecht ist, nicht doch einer der besten ist, die ich seit langem gesehen habe. Mit dem Schlusssatz der Reporterin aus dem Off bestätigt sich meine Vermutung. Oliver Pocher bleibt das "Ausnahmetalent" des deutschen Fernsehens, auch wenn die Quote im Keller ist. Harald Schmidt würde jetzt sagen: "was für eine adipöse Pointe!"

Donnerstag, 17. Februar 2011

Einer dieser Tage

Ohne wirklichen Elan bin ich bisher um diesen Tag herumgeschlichen. Das ging schon beim morgendlichen Kaffee los, als ich merkte, dass der Zucker alle war und ich mit den Resten der Plätzchenbäckerei ( Hagelzucker ) süßen musste. Die Lösung ging so langsam vonstatten, dass ich darüber wieder hätte einschlafen können. Der auf Arbeit folgende sinnlose Copy & Paste Auftrag hat meiner Laune dann auch nicht unbedingt auf die Beine geholfen. Jetzt sitze ich hier am heimischen Rechner und habe wieder keine Lust, mit meiner längst überfälligen Hausarbeit aus dem letzten Semester anzufangen.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Kannste abhaken

Wenn man des öfteren in Access-Datenbanken herumschleicht und Daten in Excel exportiert, könnte man meinen, dass sich neben der Routine auch ein gewisses Maß an Wissen einstellt, warum diese Aufgabe jetzt erforderlich ist und vor allem, warum man es genauso macht, wie es gemacht wurde. Das ist natürlich totaler Trugschluss und verzweifelte Hoffnung in einem, die mich immer dann befällt, wenn ich bereits die Aufgabenstellung erörtert bekomme. Über die Tätigkeit hinweg setzt sich diese Hoffnung fort und am Ende stehe ich desillusioniert vor einem Haufen von Zahlen, der zwar richtig ist, für mich aber weder Aussage noch System vermuten lässt.

Dienstag, 15. Februar 2011

Warum Bloggen? Teil V

Ich würde gern einen Strich darunter machen und sagen: jetzt bin ich fertig damit. Aber bei soviel beklagtem Leid fällt es schwer, die eigene Position klar zu definieren. Vor allem der letzten Anregung durch das Teppichhaus ist es zu verdanken, dass ein Aspekt ins Blickfeld rückt, den ich bisher gar nicht angesprochen, einfach unterschlagen habe: die Bildung. Nicht nur die Geschichte der Medienlandschaft hier in Deutschland und später deren Auseinandersetzung mit den „neuen Medien“ und ihren „semiprofessionellen“ Darstellern spielen dabei eine Rolle. Der Bildung kommen, so habe ich den Text verstanden, die wichtigsten Aufgaben zu und die werden beileibe nicht befriedigend umgesetzt. Wenn ich mich jetzt aber frage, weshalb ich hier bin, und ich bin ähnlicher Meinung, wie es vom zitierten Fritzsche angesprochen wurde, so gibt es darauf keine befriedigende Antwort. Fritzsche ist längst nicht der Einzige, der vom semantischen Lernen spricht, im Gegensatz zum „typengerechten Lernen“ erscheint diese Lernmethode als der Heilsbringer schlechthin. Aber Heilsbringer bringen meist kein Heil. Meine Frage ist deshalb, geht es darum Semantisches zu lernen oder semantisch zu lernen. Die Frage stellt sich mir deshalb, weil ich der Ansicht bin, dass es sich dabei um zwei Aspekte handelt, die viel zu häufig miteinander in Verbindung gebracht werden. Unter „Semantisches Lernen“ verstehe ich das, was wir von klein auf zu begreifen lernen, also nicht erst in der Schule. Ein Wort, ein Zeichen usw. erlangt in unserem Bewusstsein einen Wert, den wir beigebracht bekommen. Das geht los bei „Ja“ und „Nein“ über einfache Personenzuordnung und –unterscheidung bis hin zu abstrakten Gefühlen wie Hunger oder Durst ( ein Psychologe könnte die Reihenfolge sicherlich besser festlegen, es erscheint mir hier aber nicht notwendig ).
Wenn uns in dieser Zeit Hunger für Durst und Durst für Hunger verkauft würde, so würden wir es glauben und uns damit abfinden, bis wir auf jemanden treffen, der das Gegenteil behauptet ( und auch dann ist es sehr von unserer Persönlichkeit abhängig, ob wir die andere Meinung akzeptieren, unsere eigene vielleicht sogar revidieren ). Das semantische Lernen hingegen, so habe ich das verstanden, fordert „eine aktive, intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Gegenstand.“ Es ist also notwendig, jemanden zu treffen, der mindestens von mir verlangt, mich mit dem Begriffspaar auseinanderzusetzen. Aber kann ich dazu tatsächlich gezwungen werden? Ist die Schule überhaupt ein Ort, um das semantische Lernen zu lernen? Wo und wie setzt man da an?
Mein Vater hat auf dem zweiten Bildungsweg studiert, in der damaligen DDR. Er musste einmal ein Exzerpt über das kommunistische Manifest schreiben. Geschrieben hat es meine Mutter, weil sich mein Vater dazu nicht im Stande sah ( so hat es mir meine Mutter einmal erzählt ). Natürlich kommen hier noch ganz andere Aspekte hinzu aber grundlegend und überspitzt formuliert wird doch genau eines klar: die Auseinandersetzung mit dem „was auch immer“, soll ein Ziel haben, das vorgegeben ist. Und wenn derjenige nicht darauf kommt, ist die Leistung nicht erbracht. Ist es nicht viel eher, die eigenständige Beschäftigung zu fördern, anstatt mit semantisch unklaren Konzepten an Menschen heranzugehen, die diese Unterscheidung 1. nicht treffen können und 2. bei der Unterscheidung einer bestimmten Erwartungshaltung ausgesetzt werden? Ist die Schule dafür der richtige Ort? Muss man Stricken können, um motorische Fertigkeiten zu entwickeln oder reicht die Bedienung einer Spielkonsole ( in ihrer Komplexität der Fingerbewegungen sind sich beide Felder durchaus ähnlich )?
Umso länger ich an diesem Text sitze, desto größer wird meine Unsicherheit, nicht selbst an meine Grenzen zur verständlichen Darstellung zu gelangen – mich missverständlich auszudrücken, falsch verstanden zu werden. Vielleicht sehe ich da auch zu viel drin, als dass sich überhaupt eine Unterscheidung in Semantisches und semantisch treffen ließe. Vielleicht ist das auch alles Quatsch, aber eines weiß ich gewiss, dass diese Auseinandersetzung von mir zwar früher und mit anderem Ergebnis hätte stattfinden können. Aber dass sie überhaupt stattfindet, verdanke ich nicht meiner schulischen Laufbahn, dafür ist das zu lang her, sondern wohl eher dem Medium, mit dem ich mich heute tagtäglich beschäftige.

Montag, 14. Februar 2011

Warum Bloggen? Teil IV

Ich bin immer noch nicht viel weiter. Klar, die meisten meiner Beiträge passen zu den Themen, die ich anfangs vorgegeben habe. Aber das liegt wohl auch daran, dass die Themen so weiträumig wie möglich gefasst wurden und bis auf "Auslaufmodell Buch" ziemlich schwammig daher kommen.
Heute morgen habe ich hier etwas gelesen, was mich anregte, meine Frage vom Anfang des Blogs noch einmal fortzusetzen. Meine eigene Frage steht am Anfang, danach könnte so man fragen, wie es wvs getan hat. Mit diesen Fragen wird zwar nicht mehr jedes Blog abgedeckt aber die Fragen an sich evozieren, dass es genügend Beispiele dafür zu geben scheint. Und, was wohl noch erstaunlicher scheint, diese Blogs rufen Resonanz hervor, fordern und fördern Kommentare, die sich in gleicher Manier an Themen versuchen. Fast scheint es, als gäbe es Codes, die dem Betrachter der Momentaufnahme völlig unverständlich bleiben, demjenigen, der länger verweilt, nicht den Hauch einer Ahnung hinterlassen und selbst dem vielleicht schon regelmäßigen Leser nicht im Geringsten darüber aufklären, was überhaupt gemeint ist. Stattdessen wird in kurzen Artikeln, häufig schon innerhalb dessen - unterstützt durch die Kommentare - von Thema zu Thema gesprungen. Das Thema ist auch so eine Sache, lässt es sich doch meistens genauso wenig einschränken. Was treibt den/die BloggerIn dazu?
Für mich ist das meist keine Freude, so etwas zu lesen. Es bleiben mehr Fragen zurück als Antworten präsentiert werden. Mit jeder Antwort kommen zwei oder mehr neue Fragen. Trotzdem kann ich mich solchen Blogs häufig nicht entziehen. Muss denn immer alles klar sein? Ist denn die Wirklichkeit klar verständlich? Wenn ich mit einem Blog konfrontiert werde, der sich mit höherer Mathematik beschäftigt, bin ich ganz schnell weg. Es gibt ähnliche und noch weitere Themen, denen ich weder beim Bloglesen noch in der Wirklichkeit viel abgewinnen kann. Das liegt häufig ( vor allem bei der höheren Mathematik ) daran, dass ich den Inhalt nicht verstehe. Mir fehlen die Grundlagen, das Spezialwissen, einfach alles. Und nun kommt ein Blog daher, der sich der gleichen Sprache bedient, die ich spreche/lese, aber ich verstehe trotzdem nichts oder wenig. Dort könnte ebenfalls über Mathematik geschrieben worden sein, und, nur weil dort Buchstaben statt Zahlen stehen, schaue ich drüber. Weil das Ordnungssystem aber auf Zahlen beruht, komme ich nicht hinter das Gestammel. Ich muss also wieder einmal die Segel streichen. Vielleicht geht es aber auch gar nicht um eine Lösung oder einen Code. Vielleicht ist es wirklich nur nichts. Man muss nicht stumm bleiben, um nichts zu sagen. Man muss auch nichts zu sagen haben, um sich zu äußern.
Wenn also nichts bleibt, so bleibt nur der Artikel über dessen unverständlichen Inhalt sich der Wille des Verfassers manifestiert - eine Provokation, nichts weiter. Da ist kein Raum für Genie oder Wahnsinn. Dazwischen passt nichts und seine Zweck hat er schon erfüllt.

Samstag, 12. Februar 2011

Kaum zu glauben,

es ist Wochenende und ich bin hundemüde. Ich könnte eine riesige Mütze voll Schlaf nehmen. Stattdessen muss ich in 4 Stunden zur Arbeit und werde mir die Nacht um die Ohren schlagen, Valentinstagsparty sei Dank.
Aber wenn ich ehrlich bin, wäre ich heute nie ausgegangen, zumal es gerade schneit und wirklich ungemütlich ist. Und auf einer Party zu arbeiten ist eigentlich auch immer ein wenig wie auf einer Party Gast zu sein, nur dass man nicht nur hin und wieder mal ein Bier aus der Küche für andere mitbringt, sondern dass die anderen immer bei einem vorbeischneien, um wieder aufzutanken. Wir Tresenschlampen sind sozusagen die wichtigsten Gäste. Prost.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Deutschland gegen Italien

Gestern abend war ich bei einem Freund zu Besuch. Der Fernseher lief, DSDS. Das musste ich sofort unterbinden, indem ich auf die ARD wechselte, wo gerade die Mannschaften vorgestellt wurden. Kurz vor dem Anpfiff sprach der Kommentator dann einen folgenschweren Satz, den ich bis vor einer halben Stunde nicht verstanden hatte: "Die Voraussetzungen für Deutschland sind perfekt, der Schiedsrichter ist 45 Jahre."
Natürlich könnte er vorher eine Geschichte dazu erzählt haben, die ich nicht mitbekommen konnte, weil ich noch nicht da war. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass mit der Pause zwischen den zwei Sinneinheiten des Satzes der Schiedsrichter eingeblendet wurde und der Kommentator ihm ein paar Attribute zuschieben wollte. Das mit den Attributen machen Kommentatoren ja ziemlich häufig auch während des Spiels. Mehrmals wurde zum Beispiel davon gesprochen wie schlecht der Rasen sei. Die Fussballer bekamen fast alle ihr Fett weg: "Klose, lahm; Müller, lahm; Khedira, lahm," usw.
Auf jeden Fall hatte mich der Satz so lange beschäftigt, dass ich mich näher mit diesem Phänomen beschäftigen musste. Ich suchte also einschlägige Statistikseiten auf und wurde fündig. Natürlich musste ich mir auch den wissenschaftlichen Standpunkt zu solch einer Aussage anschauen und stieß neben dem üblichen Wikieintrag unter anderem auch auf diesen Eintrag. Meine Neugier war geweckt, ich ging sofort ans Werk.
Maßgeblich waren für meine Berechnungen die Spiele der deutschen Nationalmannschaft des Jahres 2010 und das eine Spiel aus dem Jahr 2011. Und jetzt kommt's: Der Schiedsrichter der von Deutschland verlorenen Partien war im Durchschnitt 36 Jahre alt. Bei Remis brachte es der Schiedsrichter auf einen Altersdurchschnitt von 39,6 Jahren, und bei gewonnenen Partien war der Schiedsrichter im Mittel sogar 40,4 Jahre alt. Jetzt weiß ich also endlich, wie der Satz des Kommentators zu verstehen war, lang hat es ja gedauert.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Buchbesprechung III: Jorge Luis Borges, Adolfo Bioy Casares Band 19: Mord nach Modell

Umberto Eco, ein Autor, den ich seit Jahren immer wieder gern lese, hat in einem Aufsatz - weder Titel noch Fundstelle fallen mir jetzt ein - von den Autoren Borges und Casares gesprochen. Es fielen noch andere Namen, die ich alle kannte. Nur diese beiden kannte ich nicht. Dies war aber bereits die zweite Begegnung mit zumindest einem von den beiden. In einem Seminar vor 2 Jahren haben wir eine Geschichte von Borges behandelt, sozusagen als Einleitung des Seminars. Es ging in dem Seminar um Kriminalliteratur und diese Geschichte war längst kein typisches Beispiel dieses Genre. Ein guter Einstand war es allerdings gerade deshalb und so kam es, wie es kommen musste, eine zweite Empfehlung, dann auch noch durch einen Autor, den ich mag, dann muss ich es auch lesen.
Die 20bändige Reihe im Fischer-Verlag habe ich mir nicht gekauft, sondern erstmal den 19. Band, indem die Geschichten um Don Isidro Parodi enthalten waren ( das rechts abgebildete Buch enspricht dem, ist allerdings im Hanser-Verlag erschienen ), denn um den ging es bei Eco. Parodi ist ein Gefängnisinsasse. Zu Unrecht ist er hineingeraten und fristet dort sein Dasein. Hier wird er von etlichen zwielichtigen Gestalten besucht, die ihm die Kriminalfälle antragen, die er dann zu lösen hat. Bis auf wenige Ausnahmen bestehen die einzelnen Geschichten nur aus wörtlicher Rede, meist reden die Besucher. In überschwenglichem Erzählstil, gespickt mit hunderten von Hinweisen, von denen nur die wenigsten tatsächlich den Fall betreffen, wird dem Leser das Rätsel vorgetragen und die Lösung, anscheinend ganz einfach, wird in wenigen kurzen Sätzen von Parodi abgehandelt. Vieles, ich möchte meinen fast der ganze Kern geht den Geschichten durch die Übersetzung verloren, zumal die wenigen Erläuterungen am Ende des Buches meist wenig dazu beitragen, Klarheit zu verschaffen. Ich war also sozusagen mir selbst überlassen, habe zum Teil ganze Passagen mehrmal lesen müssen, um überhaupt den Sinnzusammenhang herauszufiltern und nicht selten war da nichts ( den Fall betreffend ).
Alles in allem könnte man von einem unbefriedigten Leseerlebnis sprechen. War es aber keineswegs. Auch wenn der Stil nicht dazu einlud, weiterzulesen, habe ich dies gern getan, schon allein der Lösung des Rätsel wegen und am Ende einer Geschichte war ich dann immer überrascht, wie einfach sich die Lösung gestaltete. Mit jeder neuen Geschichte wurde mein Ehrgeiz aufs Neue entfacht, die Lösung ebenfalls herauszulesen. Das war nur ein Vergnügen. Das andere Vergnügen waren die Erzählungen der Besucher an sich, die wenig bis gar nicht darauf zu passen schienen und ständig in weitschweifiger Manier vom eigentlichen Thema ablenkten, einen Zeitbezug zum Argentinien der 30er und 40er Jahre herstellten. Argentinien muss ein Land der Glücksritter gewesen sein. Halunken, Halodris, Betrüger und Flüchtige, die sich dem letzten anständigen Menschen in Argentinien aufzwängen, der außerdem auch noch im Gefängnis sitzt. Manchmal musste ich an Greenes "Reisen mit meiner Tante" denken, wo die Charaktere zwar in Uruguay landen aber nicht weniger zwielichtig sind oder aber an Jean Paul, bei dem auch nur noch gemeinsam mit den Fußnoten auf die zahlreichen Anspielungen und Textverweise Licht ins Dunkel gebracht werden kann.
Insgesamt hat mich das Buch nicht unbedingt angeregt noch mehr von den beiden zu lesen, wahrscheinlich werde ich mich eher auf einen von beiden konzentrieren ( welchen der beiden entscheidet wohl mein Antiquariat ). Von den Parodien der beiden habe ich vorerst genug.

Suche

 

Status

Online seit 5489 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 08:51

Lesen

Credits


xml version of this page
xml version of this page (summary)
xml version of this page (with comments)

twoday.net AGB

Blogverzeichnis Creative Commons Lizenzvertrag
Shhhhh.

Alles nur Theater
Auf Spatzen geschossen
Auslaufmodell Buch
Den Ball gespielt
Der alltägliche K(r)ampf
Die kleine Form
Gedankeninseln
Geldregierung Arbeitsplatz
Gelegenheitslyrik
HaCK
Herr Fischer
Klassenraum
Links
Mensagespräche
Miniaturen bemalen
Nichts Spezielles
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren